Sonntagsspaziergang!

Gili Bodo, 31.8.2014

Viele Grüße aus Gili Bodo.   Kleines Inselchen an der Nordwestecke von Flores.  Wir liegen hier zwar mit dem „Schwanz“ der Sail Indonesia-Rally, sprich: plus 4 Boote, aber das macht sich für 2 Tage mal sehr gut.  Einmal Zufallssundowner mit Getränk und Cashewnüssen am Sandstrand, die anderen haben Aussie- und Kiwi-mäßig gegrillt („… what?! You do NOT have a freeeezer?!“  Kreisch!  Ohne Gefriergerät kann man überhaupt nicht segeln…), gestern dann richtig organisiert mit Trash-Burning-Session (große Schweinerei, aber Ihr solltet mal sehen, was hier so am Meeresgrund alles liegt bzw. im Wasser schwimmt…  Da ist das Dioxin in der Luft wahrscheinlich zu vernachlässigen…). Ich hatte mir überlegt, wenn ich schon ohne Freezer segele, dann kann ich wenigstens zum BBQ am Strand etwas „Deutsches“ mitbringen. War aber nur ansatzweise deutsch, nämlich sauerkrauthaltig.  Sie haben es gegessen! Sauerkrautwähe, also schweizerisch, darauf hätte ich mich hinausreden können, falls es nicht geschmeckt hätte. Ging aber wohl irgendwie.  Solche Gelegenheiten sind mir immer eher unangenehm, allerdings waren die verbrannten Steaks auch nicht das Aushängeschild der „Haute Pantry“.

Wir genießen also schon den zweiten Tag am gleichen Ankerplatz. Es geschehen Zeichen und Wunder! Man wuselt ein bisschen „normal“ rum, ich habe mit der Nähmaschine eine Aufhängung für’s Smartphone gebastelt, das wohnt jetzt unter der Backbordsaling (da wo mittlerweile der TO-Stander nicht mehr weht…) und versorgt uns mit einem etwas bröckeligen Internet.

Überhaupt nicht meckern kann man hier darüber, dass man sehr schön schnorcheln kann, und darum ist jetzt Schluss. Hier kommt stattdessen ein Unterwasser-Blumenstrauß zum Sonntag!

Alles Liebe. Nächste Woche: Visa und Warane…  Alles spannend.

Sonntagsstrauß für den Rest der Welt!

Sonntagsstrauß für den Rest der Welt!

Ein Fall von „Wat nu'“

Indonesisch!

Indonesisch!

Teluk Nagurajong/Flores, 26.8.2014

Schwieriges Revier, dieses Indonesien – unsere stete Eile beginnt mir schon auf den Keks zu gehen:  3 Monate Indonesien sind nix. Gar nix, mussten wir erkennen, dieser Inselstaat ist endlos lang und in 9 Wochen müssen wir schon raus.
Also fort aus der Hello-Mista-Bay in Gedong, erst für eine Nacht nach Pulau Besar (wo ich mich wegen der verschleierten Frauen am Ufer gar nicht erst von Bord getraut habe, ich habe da wirklich einen Klemmer…) und dann weiter nach Maumere, glücklicherweise nur kürzere Etappen, denn wir motorsegeln fleißig. Zwar hofft man immer auf ausreichend Wind, aber meist wird es nur wenig Segeln mit viel Motoren. Was – think pink! – aber den Vorteil hat, dass wir viel Wasser machen können, zum Beispiel für die kleine Fußwäsche.  Das ist das Gegenteil von „Handwäsche“, man fülle eine Plastikbox mit Wasser, Wäsche und Waschmittel und trete den Schmutz aus dem Gewebe. Geht beim herrschenden Seegang (keiner!) unterwegs so gut wie andere erquickliche Hausarbeiten, wie das Ansetzen von Joghurt oder das heutige Brotbacken. Einen Bananenstein gab es noch obendrauf. Sollte eigentlich ein Bananen-Rettungs-Mandelkuchen werden, läuft aber im Ergebnis unter „essbar“, mehr nicht.

Als wir vorhin hier in Teluk Nagurajong einliefen, empfing uns „hello mista“ in einer weiblichen Teenie-Version; à¡uch sehr interessant und extrem lautstark, um nicht zu sagen: frech.  Wir haben uns dem Überfall einfach verweigert bis Ruhe war (diese Segler können wirklich knallhart langweilig sein!) und haben stattdessen den Bananenrettungs-Stein zu kaltem Kaffee genossen, nach einem 40-Meilen-in-der-Sonne-Tag (wahlweise am heißen Herd) verdient, wie wir finden.
Hier lag schon die APA LAGI, was den Eigner freute, denn die hatten noch eine Winschkurbel von uns, die wir dringend zurück haben wollten – die hatte die Schipperin auf der APA LAGI liegen lassen, und das kam so:
Am Sonnabend – es war früher Nachmitttag – liefen wir auf Maumere zu und sahen in der Ferne ein paar Yachten vor dem Strand des „Sea World Club“ liegen.  SAGATA war zu erkennen, die DREAM MAKER, KAILANA…  und weit draußen die APA LAGI. Wir wundern uns, und im Heranfahren wird uns klar: so quer zum Wind liegt kein geankertes Schiff, und Andrew ankert definitiv nicht auf 50 m – die sind auf Drift, aber das Dinghy hängt an der Relig, also sind die beiden an Bord. Mittagsschläfchen!  Erste Aktion: Funkruf auf UKW, ohne Erfolg. Unser bestes Schallsignal gibt unsere alte Messingtröte, und mein Getröte ist gefürchtet. Nix, keine Reaktion. Ein Dinghy kommt vom Ufer herangerauscht, Kevin/DREAM MAKER hat die Bescherung auch bemerkt – und der geht nach einigem Klopfen bis Hämmern an Bord. Das Schiff ist abgeschlossen, offensichtlich befinden sich

Wat nu?!

Wat nu?!

Fi und Andrew auf Landausflug. Bei uns macht sich dann doch Verwirrung breit, passend zum Schiffsnamen APA LAGI („Und jetzt?!“) – das wirft übrigens ein Licht darauf, was man tun kann und muss oder auch bleiben lassen muss, wenn so etwas bei schlechtem Wetter passiert: man kann bei den Segelscheinen noch so schöne „Notrollen“ eingeübt haben, wenn die Situation da ist, fängt man bei A wie ahnungslos an.  Hm. Kevin jumpt auf der schönen Kelly Peterson herum – kein Motorschlüssel zu sehen. Der Anker ist ohne die Winde kaum aufzuholen, und die wird normalerweise mit einer Fernsteuerung betätigt. Schleppen?! Andreas reißt schon mal eine Schleppleine aus der Backskiste, aber dann entschließen wir uns rasch für die Variante „längsseits bugsieren“.  Ich baue fix – siehe oben, Verwirrung statt Routinehandlung  – das backbordsche Solarpanel fast ganz ab, statt das Panel wie üblich nur runterzuklappen. Peinlich. Leinen raus, alle Fender raus, Brustleine gelegt, Vorleine, Achterleine.  Es ist schwierig, die Balance zu finden, das stellt sich rasch heraus – erst als Andreas ein bisschen mehr Gas gibt, läuft das Paket nicht mehr im Kreis…  Wir hätten uns halt ein bisschen weiter achtern vertäuen müssen, aber nu‘ isses so.  Übrigens war die APA LAGI, bis wir „abfahrtbereit“ waren, schon eine gute Meile abgetrieben. Bleibt noch das Problem „Anker“ – da hängen, wir wir vermuten, mindestens 40 m Kette unterm Schiff, und die zieht man nicht einfach so mit der Hand – also knoten Kevin und ich eine Holeleine an die Ankerkette, die wir dann über die Genuawinschen einholen, ab 20 m ging ess dann auch Hand über Hand. Uff.  Geschlagene andertalb Stunden kostet das Manöver, das man übrigens auch ins “ www.manoevertraining.de„-Programm aufnehmen könnte.  Den Anker vor dem Resort zu werfen war ziemlich einfach, wir haben die an Deck liegende Kette einfach ausrauschen lassen; danach musste sich nur noch die AKKA wieder lösen. und genau das stellte sich als der heikelste Teil heraus – es ergab sich eine Heck-an-Achterschiff-Situation, wo plötzlich alle Extremitäten der APA LAGI nach uns stocherten, Heckkorb, Heckanker, Windsteueranlage. In solchen SItuationen bin ich leider, im Gegensatz zu meinem coolen Eigner, nur zu „oh, oh, Scheiße-Scheiße“-Ausrufen fähig, aber mit einigem Drücken ging es gerade so eben gut.  Geschafft.  Wir haben jetzt eine Flasche Wein mehr im Alkohollager, und des Dankes von Fiona und Andrew dürfen wir drei „Retter“ uns noch eine Weile gewiss sein.  Unterm Strich: interessant, lehrreich und irgendwie auch spaßig.  Nicht für jeden Tag…  Die Ursache übrigens etwas, was auch der KAILANA an gleicher Stelle passierte und uns selbst auch drei Anläufe beim Ankermanöver kostete: die Abbruchkante vom seichteren Strandbereich in die Tiefe ist so steil, dass man schon sehr gut zielen muss, bis der Anker im Flachbereich gut sitzt.

Abends durfte die Seglerblase sich im Resort am BBQ-Buffet laben, plus Livemusik und (indonesischer Rund-)Tanz – drei Aussie-Boote, ein Kiwi und die AKKAnauten, krönender Abschluss für einen gelungenen und wahrlich erfolgreichen Tag.

Man sieht's: Nelken

Unverkennbar: Gewürznelken

Der Sonntag verlief faul, mit einem kleinen Ausflug ins wenig umtriebige Maumere und Abendessen im Resort – sehr praktisch, wenn man so ziemlich alles Frische schon aufgegessen hat, und die Mahlzeiten trotz Resortzuschlag äußerst annehmbare Preise haben.  Nur die Flasche Bintang haut mit 40.000 Rupien preislich rein, aber für nicht-Säufer ist auch das erträglich.

Montag dann: Vulkan.  Mit einem sehr guten Fahrer – der Verkehr auf den Bergstraßen ist manchmal etwas… atemberaubend, der Fahrer allerdings recht stumm, weil es mit dem Englischen nicht so toll bestellt war. Also haben wir die Landschaft vorbeigleiten lassen, steil, grün, üppig, haben traditionelle Häuser bewundert, haben uns Kaffeepflanzen zeigen lassen, Macadamias und vieles mehr. Kakao wurde am Straßenrand getrocknet und große Mengen an Nelken, deren Duft manchmal durch’s Fenster hereinwehte, und weil es früh am Morgen war, konnten wir den indonesischen Sarong oftmals in voller Länge betrachten:  man hüllt sich in diesen Schlauch bis zur Nasenspitze ein.

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Am Kelimutu empfingen uns die berühmten Seen in unwirklichem Türkis und einem dunklen Schokoladenton. Faszinierend!  Ja, ja – langweilig, immer diese geologisch motivierten Begeisterungsausbrüche…

Die Sonne ist gerade aufgegangen, vom Strand wehen Frühstückfeuer, und auch hier ist es kühl genug, dass man sich in den Sand hockt und den Sarong von den Zehen- zur Nasenspitze heraufzieht. Keine Zeit für uns länger zu schauen: wir müssen los.  Flores ist noch lang.

Hello, Mista!

Hello Mista!  4er ohne Steuermann...

Hello Mista! 4er ohne Steuermann…

Gedong/Flores, 21.8.2014

Wir zockeln die Küste von Flores entlang.
Der erste „schöne“ Stopp hinter Lewoleba kam am gleich Sonntag – morgens ein bisschen früh abgefahren, erwischten wir die Nordostecke von Lembata(=Kawula=Lomblen) nicht ganz zu rechten Zeit. Die kleine Meerenge zur Insel Adunara ist bekannt für hohe Stromgeschwindigkeiten und für Stromschnellen. Können wir bestätigen! Hatten wir bis kurz vor der Huk noch etwas Strom „mit“ und entschieden uns, dass „für die zwei Meilen“ bis zur Einfahrt in den Kanal es sich nicht lohne, noch die Genua auszupacken, standen wir eine Stunde später immer noch mehr oder weniger an dergleichen Stelle: wenn wir Glück hatten, machten wir mal zwei Knoten über Grund gut – meist waren es nur weniger als 1,5 Knoten. Fahrt durch’s Wasser?! Na, 6, 7! Das war vielleicht ein Spaß. Unter Autopilot machte AKKA solche Zacken, dass wir das lieber per Hand steuern wollten, und in einer der Verwirbelungen sah ich kurz 7,5 Knoten durch’s Wasser mit 0,8 Knoten Rückwärtsfahrt. Toll – nachts möchte ich da allerdings nicht hindurch fahren. Nach geduldigem Warten stellte sich nach einer Stromkante dann tatsächlich der erwartete Nordstorm ein und drückte uns in den kleinen Kanal entlang der Insel Adunara. Unnötig zu sagen, dass die Schipperin Recht hatte, als sie vermutete, dass im Kanal selbst wieder Gegenstrom herrscht.

Der Wümersammler...

Der Wümersammler…

Am Ankerplatz erwartete uns eine wunderschön weiß aus dem Wasser ragende Sandbank, heute, am Nationalfeiertag, von einigen Jugendlichen besetzt. WIr hatten den Anker kaum unten, als schon frenetisch gewunken wurde, mit einer leeren Wasserflasche. Meiner freundliche Geste, man möge doch bitte herüberschwimmen, wurde sogleich Folge geleistet. Ich jumpe mit Schnorchelzeug ins Wassser, um die Position des Ankers zu erschnorcheln – bisschen schwierig dort, denn man wirft den Anker auf 15 m an der Abbruchkante und kommt dann später mehr oder weniger dicht an der Sandbank zu liegen! – und als ich Andreas mein „o.k.“-Zeichen geben will sehe ich schon die Invasion der Wasserholer. 5 oder 6 Jungs haben die AKKA geentert und löchern den Eigner nach Dingen, die er nicht versteht; umgekehrt ist es genau so. Erst als ich nach einer Inspektionsrunde um den AKKA-Rumpf Zugang zur Badeleiter verlange, gelingt es ihm, das Besuchsprogramm abzubrechen. „Die Missus will an Bord!“. Das haben sie verstanden und ziehen mit zwei vollen Wasserflaschen ab. Nur einer war ein bisschen zudringlich und hatte mit Gesten nach Essen verlangt – Andreas bot ihm Bami Goreng an, und als der Knabe begeistert nickt, zeigt der Eigner auf die Sandbank: „…dort!“. Aber selbst grobe Eignerscherze sind hier was zum Lachen.

Das Wasser in „Kroko“, so heißt die Sandbank, war wunderbar und zur Rumpfreinigung bestens geeignet, also durfte gleich eine Stunde gestrampelt werden. Ist das schön nach all der schwimmlosen Zeit in Australien! AKKA sieht prima aus, aber da der Kiel nur mit Schnorchelbrille doch sehr schwierig und unter großen Mühen zu erreichen ist, war nach den Rumpfflächen „Schicht“. Zumal die Strömung auch wieder deutlich zunahm. „Morgen ist auch noch ein Tag!“. Dachten wir. Der Montag kam dann auch! Mit einem Dinghyausflug auf die trockenfallenden Flächen nach Süden, wo ein alter Fischer nach Würmern grub. Mit einer Schwatzrunde auf der Sandbank – es hatten sich außer uns noch 3 Boote eingefunden. Und dem Versuch mit dem Tauchgerät den Kiel zu putzen. Denkste! Des Eigners Freud‘ hier sind die Tidenströme, und der vor Kroko läuft eigentlich ausschließlich nach Süd-Osten, kaum durch die Tide beeinflusst. Hmm. Und wie der läuft – ich kam einfach nicht dagegen an, unglaublich. Als ich mich nach dem zweiten Versuch in die Ecke setzte, um wenigstens beim theoretisch errechneten Stillwasser kurz vor Sonnenuntergang noch ein bisschen Fläche zu schaffen, knackt die Funke: „AKKA?! This is APA LAGI!“ Wollt Ihr nicht mit auf die Sandbank kommen – „impromptu sundowner“… Das kann man sich nicht zweimal sagen lassen. Und morgen ist ja auch noch ein…

Der Sundowner war wirklich schön – APA LAGI ( indonesisch für : „…was jetzt?“) kennt sich hier gut aus und wusste viel aus Banda Aceh („… a shit hole!“), aus Timor, aus Ambon und Iryan Jayah zu erzählen, wo die beiden gearbeitet haben. Politisches und Unpolitisches im lauwarmen Winter-Abendwind, die Kiwis und Aussies mit der unvermeidlichen Flasche Bier in der Hand, wir mit einem Pastis und kaltem Wasser. Dazu hatte Fiona eigens für „the Germans“ ein Stück Salami mitgebracht, weil Deutsche immer unheimlich gern beim Schlachter einkaufen und dann Wurst essen. So bedient man seine Klischees hin und her!

Ein Einbaum in Arbeit!

Ein Einbaum in Arbeit!

Beim Dorfschwatz

Beim Dorfschwatz

Kommt der Dienstag, und der sieht uns von weiteren Reinigungsaktionen Abstand nehmen – wir segeln nach Gedong. Hat es bis Kroko noch immer Mobiltelefonanschluss gegeben, ist mit dem Unsinn (und damit mit Internetzugang) nun Schluss; leider auch mit dem Funken, das geht aus dieser Bucht extrem schlecht. Dafür erfreut einen der Ort mit allerlei Fischerbooten, mit

Fertig!

Fertig!

wundervoll laut knäternden Maschinen ohne Getriebe (Motto: auf das Ufer zulaufen und dafür sorgen, dass der Motor rechtzeitig ausgeht!), und vor allem mit unglaublich netten Leuten, die ganz oben am Hang in einem kleinen Dorf wohnen. Morgens um 7 bringt eines der Boote die Schüler, die nicht die Grundschule im Dorf besuchen, „um die Ecke“, da muss in nicht allzu weiter Entfernung eine weiterführende Schule sein, denn am Nachmittag kommen die Schüler zu Fuß zurück. Schule kann ganz schön anstrengend sein, könnte man dazu sagen: wir haben heute versucht, den Weg in Gegenrichtung zu laufen. Wie weit wir gekommen sind, wissen wir gar nicht, es war steil, rutschig, steinig… alles zusammen. Und schön heiß, natürlich. Als wir nach gut 2 Stunden wieder ermattet im Cockpit liegen, kommt die Bande fröhlich am Ufer entlang – wir werden morgen im Vorbeisegeln mal spicken, wie weit wir es noch gehabt hätten.

Der Schulbus von Gedong!

Der Schulbus von Gedong!

Der Hit sind in jedem Fall die kleinen Jungs, die es sich nach der Schule nicht nehmen lassen, mal zur AKKA rauszupaddeln, im Einbaum oder mit einem Brett, das sie vor sich herschieben: „Hello, Mista! Hello, Missie!“. In Endlosschleife! Wenn man sich zeigt, wird die Latte der guten Gaben abgefragt: Fußbälle, Schreibhefte, Kugelschreiber – Schnorchelbrillen würden sich auch gut machen! Ohne Tauschobjekt allerdings gibt es von uns höchstens ein Bonbon – ist auch für die Energie gut, denn obwohl die Verständigung sehr dürftig ist, wird doch klar, dass wir gegen Bananen oder Papaya nichts einzuwenden hätten. Die Lieferung, mit Bonbonantrieb, kommt prompt – ich muss jetzt unterbrechen, es hör’s schon wieder… Papayas im Anflug. „Hello, Mista!“

Hello Mista!  Jetzt sind wir abgesoffen!

Hello Mista! Jetzt sind wir abgesoffen!

Tanzen, Weben, Surfen

... un de Vulkan smökt sin Piep!

… un de Vulkan smökt sin Piep!

Lembata, 16.8.2014

Ein bisschen pervers ist die Medienentwicklung ja schon…  VELA schreibt, dass in Tonga mittlerweile an fast allen Ankerplätzen Netzzugang ist – was sind wir früher gerannt, um mal Mails abrufen zu können. Hier lässt uns unsere Telkomsel SIM-Karte beim Frühstück vor dem Ort Lewoleba surfen. Mit 3G. Schöne neue Welt?!  Doch, schon…
Wir wissen übrigens durchaus, wo wir sind, falls jemand über unsere Winlink-Position grübelt, aber ganz klar ist uns noch nicht, wie die Bezeichnungen hier sind; die Insel heißt jedenfalls Lembata, der Ort hier firmiert auf Plakaten wahlweise als Lewoleba wie auch als Lembata. Der größte Ort im Inselinneren heißt so, wie die Seekarte es anzeigt, Pulau Kawula, aber das bedeutet wiederum „Insel Kawula“.  Versteh’s einer…. Sagen wir einfach;: Lomblen. Das ist eine der Inselsprachen (von 6, sehr seltenen). Beim Frühstückssurf auf 3G finden einen SPIEGEL-Artikel über ein eher urtümlich anmutendes „Geschäft“ auf genau dieser Insel.  Lest selbst!

... auf dem Weg nach Lambata. Sie trau'n sich was, die Fischer!

… auf dem Weg nach Lambata. Sie trau’n sich was, die Fischer!

Als wir am Dienstagmorgen vor Lembata ankamen, brannte ein Buschfeuer am ersten angepeilten Ankerplatz im Süden der Insel, und da AKKA von Australienstaub und Kupang-Dreck schön genug abgekriegt hatte, war die Entscheidung leicht, noch 15 sm weilter nach Norden zu rücken.
Vor Lewoleba liegen noch 3 Yachten, wir legen uns dazu; die Bucht ist weit und voller Fischerboote am Strand, hinter uns, am Nordende der Bucht erhebt sich der Vulkan Lewotolo, der sich täglich sein Pfeifchen ansteckt und vor sich hin schmökt.   Abends kommt aus der Tiefe der Bucht noch eine Yacht gefahren und vervollständigt das kleine Ankerfeld, das sich aber über ein paar Hundert Meter verteilt. Das geht dann so: „.. hey, AKKA!  Saw you in Ile des Pins last year!“.  Ooops. Wer ist das denn? Peinlich – wer ist denn … aah, es dämmert! “  … how are the new knees?! Or was it hips?“  QUIKSILVER aus England, mit frischen Ersatzgelenken.

Der Klassiker.  Fuß an der Pinne, Ausgucke vorn und oben!

Der Klassiker. Fuß an der Pinne, Ausgucke vorn und oben!

Der nächste Tag vergeht, wir waren immer noch nicht von Bord; bis auf einen Australier sind die anderen abgesegelt, als am Nachmittag neue Segel am Horizont auftauchen. Eins, zwei, fünf… „… ich glaub‘, die Rally kommt!“  Und sie kam. Gestern waren es dann an die 20 Schiffe in der Bucht, und das will etwas heißen, denn mittags gibt es hier eine mehr als kräftige, thermische Brise plus Tidenstrom.  Als wir vorgestern vom Markt kamen, bemühte sich gerade GIGGLES um eine Ankerposition, und das dauerte – als wir uns am Abend an Land trafen, beichtete Ben, bei uns an Bord gewesen zu sein, weil wir augenscheinlich auf Drift gegangen waren. Mitnichten – aber alle Boote machen in diesen Tagen am Nachmittag die unglaublichsten Bewegungen, und das in einem beträchtlichen Schwell, der sich rasch aufbaut. AKKA „segelt“ am Anker auf und ab, stoppt kurz vor dem benachbarten Katamaran auf, dreht, segelt zurück, bis auf wenige Meter an GIGGLES heran. Dann ist

... und dann ruht sie wieder still, die See!

… und dann ruht sie wieder still, die See!

die dran – gleiches Schiff, gleiches Verhalten (vielleicht segeln wir ein bisschen besser mit unseren Relingskleidern, Bimini, Moskitonetzen und Windhutzen…).  Ein paar Minuten später ist sie weit weg – und auf shakehands-Distanz mit dem Nachbarboot im Norden. Nervenaufreibend.  Ganz zu schweigen von meiner Wäsche, die konstant versucht, sich in den starken Böen von der Leine zu stürzen.

Meine Partnerin für Zitronen und Ingwer.  Betel wurde sie bei uns nicht los.

Meine Partnerin für Zitronen und Ingwer. Betel wurde sie bei uns nicht los.

Da ist es an Land doch ungleich netter.  Zunächst mal die Leute – so nett und höflich die Polynesier immer waren, die meisten Kontakte waren Reaktionen auf unsere Kontaktversuche. Hier ist das anders – die Leute sind hemmungslos freundlich, oder, in aller Freundschaft hemmungslos.  Wir haben auf dem Markt schallend gelacht, über unsere gegenseitigen Sprachunkenntnisse oder auch nur einfach so, weil ich Bananen kaufen wollte.  „Hey Mister!!, „Hey! Missus!“ – das wird einem demnächst vielleicht mal auf den Keks gehen, aber bislang ist es sehr lustig.

Kesse Tänzerinnen in traditioneller Kleidung

Kesse Tänzerinnen in traditioneller Kleidung

Mein erstes Indonesien-Reiseziel ist seit gestern abend erreicht, ich habe Ikats gesehen, und ich werde mir die gleich nochmals anschauen.  Das kam, weil wir als nicht-Rally-Teilnehmer das Feld auffüllten. Um 16 Uhr war „Empfang“ durch Inselgouverneur und Tourismusbeauftragten angeordnet, mit persönlicher Begrüßung, Pandanuskopfschmuck und Palmwein-Schluck. Danach waren wir „zugelassen“.  100 Kinder der Grundschule tanzten für uns – die meisten in Ikats gehüllt, sehr schön anzuschauen und von anderen Schulkindern offensichtlich neidvoll betrachtet.  Danach „Karneval“ durch’s Dorf – eine rechte Hatz, weil das Leitfahrzeug eine etwas andere Vorstellung von Schrittempo hatte als die Seglermeute, aber immerhin konnten wir mal winkend an ebenso winkenden Zuschauern vorbeiziehen.  Da das Ganze sich im Vorfeld des morgigen Nationafeiertages abspielt, wurden wir auf das Festfeld geleitet, wo in ein paar Zelten „handicraft“ ausgestellt war, und da waren sie dann.  Nicht so augenfällig wunderschön farbige, aber an einem Stand waren wirkliche Kunstwerke zu sehen – man muss nur genau hinschauen.  Die Ikats hier sind überwiegend erdfarben bis schwarz, das

Die Weberin. Vorn ein "schlichter" Ikat, nach hinten wird's teurer.

Die Weberin. Vorn ein „schlichter“ Ikat, nach hinten wird’s teurer.

Gewebe fasst sich eher grob an.  Es gibt welche für kleines Geld, ab 70.000 Rupien ungefähr, und ich gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach und erkläre Leuten, die es nicht wissen wollen, die Welt. Oder eben Ikats, für einen deutschen Segelgast auf einer anderen Yacht:  die Kette wird nämlich zweimal geschoren, das erste mal nur zum Färben. Dazu werden die Muster mit Bast fest abgebunden, so dass sie keine Farbe annehmen. Aufbinden, nächstes Muster, nächste Farbe…  und dann muss man sich diese feinen Fitzelmuster mal angucken!  Kein Wunder, dass ein guter Ikat, vielleicht auch noch ein Sarong für den mächtigen Bauch eines noch mächtigeren Menschen, bis zu einem Jahr braucht.  Ich bin fasziniert. Auf einer Leine an der Wand hängen weitere.  Der einfache Sarong, so wie man ihn an vielen der

Ikats zum Tanzen

Ikats zum Tanzen

Festgäste sieht, ist einer, der oben gestreift ist (das ist ja schon Arbeit genug!) und unten eine mehr oder weniger breite Musterborte hat, je breiter, desto wertvoller.  Mir geht ein Licht auf: je besser gestellt ein Mensch ist, umso aufwändiger gemustert kann der Ikat sein, und so hängen dann an der Wand auch welche für schlappe 15 Millionen.  Mich erinnert das an Tonga, wo Ta’Ovalas zum Familienvermögen gezählt werden (und eines der Hauptobjekte für Diebstähle sind). Meckert da jemand über Couture-Preise?  Indonesier können das auch. Relativ.  Einen schlichtes, schlauchförmig gewebtes Stück Stoff für einen geraden Rock, oben gewickelt, gibt es für … 800 Euro. Oder 1.000.  Ich werde die Damen aus dem Bergdorf heute noch einmal heimsuchen…

Abends gab es dann noch Reden und die Teilnahme an einem Tanzfestival mit 7 „acts“.  Ganz ähnlich Polynesien: Bilder aus dem täglichen Leben, Kriegstanz, Palolowurm-Fischen, Frauen beim Sammeln von Ton für die Krüge.  Während mein Nachbar zur Rechten ungeduldig auf’s Buffet wartet, stöhnt Ben, zur Linken: “ … so ein Tanz kann Stunden dauern!“.  So schlimm war es dann nicht, und es war auch schön anzuscahuen. Und das Buffet war lecker.

Jetzt: Neuer Gang durch’s Dorf – mal sehen, wer unseren Besuch heute „sensationell“ findet!

... lass uns mal die "bule" fotografieren!

… lass uns mal die „bule“ fotografieren!

... ohne Kommentar!!

… ohne Kommentar!!

... das Zentrum des Interesses

… das Zentrum des Interesses

... an der staatlichen Schule.

… an der staatlichen Schule.

Das grüne Buch…

Die letzte ihrer Art. AKKA vor dem Strand in Kupang

Die letzte ihrer Art. AKKA vor dem Strand in Kupang

Kupang, 11.8.2014

Immer noch Kupang! Na, so was…
Es ist richtig – wir hatten bei Napa, dem netten Agenten (eigentlich ist er als Touristenführer und Motorrollertaxifahrer im Hostel Lavalon stationiert) keinen wirklichen Druck gemacht. Wir hatten einfach die Wahrheit gesagt: wir haben keinen Plan. Wann wir weiterreisen?  Keine Ahnung.  Das sollte aus unserer Sicht aber nicht bedeuten, dass unsere Einklarierung sich zieht und zieht und zieht. SANUK hatte auf Noonsite geklagt, dass Napa ihm die halbe Arbeit abgenommen habe, so dass Sepp und Eva selbst „nur“ den Job beim Hafenmeister ableisten mussten. Oder beim Zoll?! WIe und welche Behörde auch immer, jedenfalls hätten sie einen Grundkurs in „Indonesische Behördengänge“ hinter sich gebracht, in 4 langen Stunden.  Bei uns bot sich Napa an, alles zu machen, leider mit unserer etwas laxen Zeitvorgabe.  Ihr könnt es euch denken…  Weiß der Geier, was alles dazwischen kam, jedenfalls sind wir Donnerstag, zwei Tage nach Ankunft, mit Napa zum

Im Bemo. Gegacker und Vollbeschallung (aus den Bassboxen)

Im Bemo. Gegacker und Vollbeschallung (aus den Bassboxen)

Einkaufen und zum Telefonshop gefahren, haben zu Mittag gegessen, und, während er „müde“ war und das Bemo zurück nahm, sind wir durch die (herrlich un)schöne Stadt gelaufen und haben Timor-Luft geschnuppert.  Abends: keine Papiere.  Freitag – naja, das kann man vielleicht nicht erwarten, Freitag schläft die halbe Stadt am Nachmittag, und doch haben wir telefoniert, gegen Sonnenuntergang, da war Napa noch beim Hafenmeister.

... eine herrliche Pampe. Und so viel schönes Plastik zum Kuscheln!

… eine herrliche Pampe. Und so viel schönes Plastik zum Kuscheln!

Ergebnis:  keine Papiere.  Samstag haben wir mal vorsichtig gefragt, was der Klemmer ist – das Wetter!  Ist ja gar nicht gut zum Abreisen, Jakarta verweigere die Unterschrift!  Ja, toll. Das Pratique, das wir erwarten (Einreise, Zoll und Gesundheit sind ja längst in trockenen Tüchern) gilt für 3 Monate, was fummelt „Jakarta“ da jetzt an unserer Abreise aus Kupang?  Egal: Samstags gab es noch keine Papiere, immerhin zeigt mir Napa am Strand unsere Papierbündel und verweist auf die einzig fehlende Unterschrift. Das sollte ja zu machen sein. Irgendwann.  Sonntags bemerkt der Eigner auf dem Marktspaziergang, dass er sich einen Darmfloh zugelegt hat – den er später mit Fieber zu bekämpfen gedachte – aber man kann ja trotzdem mal hoffnungsfroh auf den Holzsesseln des (geschlossenen) Lavalon herumdösen, es könnten ja Papiere kommen. Auf Dienstzeiten europäischer Machart, à  la „von-bis / Wochenende / Feiertag“ können wir hier noch keine wirklichen Regeln machen, und wieso der Hafenmeister, der Herr über Pratique, Wetter und Jakarta, in diesem verschlafenen Provinzhafen ganztägig zur Verfügung zu stehen scheint, wurde nicht klar.  Napa erschien auch irgendwie kleinlaut, tritt aber seine Behördengänge immer wieder unverdrossen an.  Aber kaum hatten wir die AKKA mit dem etwas schlappen Eigner erreicht, klingelte am Sonntagnachmittag um 17:09 das Telefon: „… all good, all good!“  Das Pratique ist da.  Wir verschieben die Übergabe auf den Montagmorgen, um nicht noch  einmal über die Korallen zu kratzen, denn wir haben Vollmond mit größtmöglichem Perigäum – wer geguckt hat, wird gesehen haben, dass der Mond besonders groß erscheint… –  und das heißt „King Tides“.  Sozusagen die Hammer-Tide.

Heute früh dann der Rest der Geschichte:  7 Uhr war 07:40, der Treffpunkt Strand (also Frau Fuchs ohne Schuhe oder Telefon) entpuppte sich als Treffpunkt Lavalon; Variationen über ein indonesisches Thema.  ABER:  Andreas konnte, wiederhergestellt und dank mitgeführter Sandalen, das grüne Buch abholen, gestempelt.  Wir dürfen fahren. Bis zum 7. November.  Wann immer wir wollen und ohne „Jakarta“ zu fragen.  Das ist doch was, oder – und wir werden fahren. Heute am besten. Richtung Flores.  Die letzte Nachtfahrt vor der langen Tageshopserei nach Singapur.

Stamp! Stamp! Stamp!

Kupang, 6.8.2014

Stamp! Stamp! Die Frühstücksaktion...

Stamp! Stamp!
Die Frühstücksaktion…

Morgenstund!  Es ist gerade mal 5 nach 7 am Tag nach unserer Ankunft in Kupang auf TImor – und schon wissen wir, warum unser Agent Napa es so eilig hatte, dass wir uns eine indonesische Rufnummer besorgen:  er wollte uns frühmorgens aus dem Bett schmeißen.  Zugegeben, wir hatten die erste Tasse Kaffee schon intus, als es klingelte.  „Everything good!  I’am at the beach – captain come sign paper for Customs.  BRING STAMP!“  Wir hatten noch nicht mal das Dinghy im Wasser, als er schon vom australischen Nachbarn herangeschafft wurde – das nennt man wohl „… alle Hebel (oder Beiboote) in Bewegung setzen…“. Immerhin konnten wir die Schweinerei mit dem defekten Bordstempel an Bord erledigen, und Napa mit einer Tasse Tee beglücken.

Alles gut auch auf der AKKA! Wir hatten eine angenehme, gemischte Passage – ganz unerwartet gab es statt null Wind eine ausreichende Brise zu Beginn und damit sanftes Vorwindsegeln für einige Stunden. In der ersten Nacht Motorsegeln, was immer auf Gehör und Gehirn geht, aber es bringt einen voran. Dann 2 Tage wunderbar zügigem Segeln vor dem Wind, gefolgt von steigendem Seegang und ebenso steigender Windgeschwindigkeiten. Das zog nach sich, dass wir bremsen mussten – eine Ankunft in der Dunkelheit wollten wir nicht, nur dass wir so viel gar nicht bremsen konnten, wie es notwendig gewesen wäre – ein handtuchgroßes Stück Genua hatten wir zum Schluss draußen, und trotzdem machten wir noch 5 Knoten Richtung Roto Strait, der Durchfahrt zwischen Timor und der vorgelagerten Insel Roti.  Halbmondnacht – das heißt: prima Beleuchtung bis wir Timor fast zu fassen kriegen, und dann „Licht aus“ . Wir überlegen – soll man in dem Geschwabbel jetzt beidrehen und abwarten?  Aber es kommt ja ein riesiger Hochseeschlepper aus der Straße herausgefahren, das sagt uns das AIS – also können da gar nicht so viele Fischer unterwegs sein, und angenehmer Nebeneffekt der Weiterfahrt ist der abnehmende Schwell – also weiter.  Kurz darauf – meine Wache – höre ich Motorengeräusche, die nicht dem Hochseeschlepper zuzuordnen sind (ein wirklicher Monsterschleppzug!); ich glotze mir die Augen aus – es ist schwarz, es ist immer noch sehr böig, das Leuchtfeuer an der Südspitze von Timor kommt und geht, auch der sehr dünne Lichtersaum von Land querab verschwindet manchmal im Seegang. Nicht gerade meine Lieblingssituation  Gerade als nach zwei Stunden Freiwache Andreas kurz herauf kommt, blitzen plötzlich unsere Segel auf! Also war doch ein Motorengeräusch in der Nähe – ein Fischer leuchtet mit einer Taschenlampe in unsere Segel, einmal nur. Nichts zu sehen.  Ich hasse es. Sind da noch mehr?  Überfahren wir gleich auch noch ein „FAD“, ein „fish accumulating device“, große unbeleuchtete Fischfallen, die hier überall herumstehen sollen? So richtigen Erfolg hat der Eigner nicht bei seinem Versuch, mich zu beruhigen – selbst wenn sich die Fischer bemerkbar machen und die Fischfallen aus Bambus sind, wie der Segelführer schreibt, und daher äußerst „forgiving“ (die Yacht brettert rein und das FAD ist dahin, so lese ich das…),  sehne ich das Morgengrauen herbei.  Und das kommt dann endlich, um 6:30 Bordzeit, kurz danach biegen wir um die Ecke. Geschafft.  Die verbleibenden 16 Meilen bis Kupang können wir gerade so anliegen, und weil die Welle weg ist, macht das Segeln wieder Spaß, und der Dunkel-Stress ist vergessen.  Nur: so richtig Lust auf Nachtsegeln macht das nicht.  Unser Weg nach Singapur wird überwiegend eine Serie von Tageshopsern werden.

Wir zickzacken durch den moderaten, aber dichter werdenden Fischerei- und Taxibootverkehr, und einen Schnellfähren-Vermeidungszacken später kommt Kupang in Sicht. Und es tönt: „AKKA, AKKA, this is Napa!“   Nee, ne?!?  Über eine Empfehlung durch Sepp und Eva von SANUK (siehe Noonsite ) und unsere CAIT-Agentin in Bali hatten wir „unseren“ Agenten gefunden, und schon ist er da… „Ich sehe Euch!  Ich bin am Strand!“  Unser erster Ankerversuch missfällt dem noch unsichtbaren Beobachter – zu weit weg, und da wir brave Kunden sind, holen wir den Haken noch einmal hoch. Der nächste Versuch missfällt wiederum uns, weil in dem Gerümpel, das hier am Meersboden liegt, der Anker nicht hält, aber der dritte Versuch ist es dann.  Es bläst aus diversen Knopflöchern, also stecken wir reichlich Kette, hinter einem Australier, der noch hier liegt – die ganze übrige Rally ist vor 2 Tagen abgereist, einerseits dem Zeitplan geschuldet (man wird wohl von Insel zu Insel, von „Kulturereignis zu Kulturereignis“ weitergereicht?!), andererseits wohl dem Starkwind und dem Geschaukel vor dieser doch recht offenen Küste.

Da sind wir.  Asien!  Unser fünfter Kontinent. Aber wer denkt, dass wir uns in diesem Gefühl weiden und ausruhen können, irrt – Napa funkt…  „In 30 Minuten am Strand!  Hier ist es jetzt 10:30. …bring all the papers!“  Hier geht’s ja ab…

Den Treffpunkt „… da wo die neuen Fischerboote gebaut werden…“ schaffen wir dann auch nur fast, und Napa ist gerade mal woanders hin unterwegs.  Aber wir werden troztdem bewillkommt:  Lamberti winkt und fuchtelt bergauf:  „Napa!“  Was für ein Lachen… Lachen ist grundsätzlich indonesisch, glaube ich, aber dieses hier…  Schwarze Gebissreste in einem orangeroten Mund. Das Werk der Betelnuss…  Lamberti hockt auf uns zu, seinen verkrüppelten rechtes Unterschenkelin eine Krücke geklemmt – aber das hindert ihn beileibe nicht, uns beim Anlanden des Dinghys zu helfen.  “ … I Lamberti. I Napa help…“  Es scheint so, dass Napa umgekehrt auch Lamberti und seiner Familie in der Strandhütte hilft und ihm „Dinghyjobs“ verschafft.  Ich glaube, hier sind wir richtig.

Und dann nimmt der bürokratische Alltag seinen Lauf – Napa kommt auf seinem Motorroller, wir machen eine kurze Besprechung im „Lavalon“ Hostel, er sackt die Pässe und Papiere ein und drückt uns sein Zweit-Telefon in die Hand:  „… nicht ausschalten! Ich rufe Euch an!  Inzwischen könnt Ihr Euch eine eigene SIM besorgen…“  Und verschwindet für Stunden.

Wir tun wie geraten – ein bisschen herumlaufen, Geld vom ATM holen, im Lavalon abhängen (hurra! WiFi!), Bami essen und deutsche Langzeittouristen bequatschen. Nachtmarktaufbau begucken und einen Fressausflug für heute ebendorthin planen. Gegacker im Telefonladen – sprachlich nicht ganz einfach, aber wir kriegen es hin, die SIM zu kaufen.  Kupang ist… schwer zu sagen. Schön chaotisch. Bemos, die Kleinbusse, rollen vorzugsweise auf abenteuerlich kleinen, dick bereiften Felgen durch die Stadt, je bunter , je lieber, das gilt für die Felge wie für den Bus. Und je lauter, je lieber – wenn der „Schaffner“, der aus der Schiebetür hängt, nicht genügend Lärm macht, sorgt die Musikanlage für Aufmerksamkeit. Motorroller kurven umeinander. Läden für die ordnungsgemäße Bekleidung der Menschen aller Kulturen – Ikats und Seiden, Schleier und Leggings – reihen sich aneinander, davor die Autos der wilden DVD- und Sonnenbrillenhändler.  So mögen wir’s.

Am Ende des Tages hat Napa uns mit dem Einreisestempel versorgt und die Sache mit der Gesundheitsbehörde erledigt. Ein Zollbeamter lässt es sich kurz vor Sonnenuntergang nicht nehmen, eine „Untersuchung“ der AKKA vorzunehmen und sitzt mit etwas unfrohem Gesichtsausdruck in unserem 3-Mann-Mini-Dinghy (mit Eigner, der Schipperin und Napa) und später dann ebenso unfroh an Bord.  „…der guckt nach Alkohol…“ sagt Napa  heimlich zu mir.  „Gib ihm nichts!“  Wird gemacht. Wir machen alles, was Napa sagt.  Zum Beispiel: „Stempeln!“  Wann hat unser Bordstempel schon jemals so ackern müssen?! Und dabei ist er doch auseinander gefallen…

Während ich jetzt im Cockpit sitze und schreibe, umweht mich der tropische Starkwind, von Land tönen die LKW- und Motorrollerhupen – und Napa ist unterwegs, mit gestempelten Papieren in x-facher Ausfertigung.  Heute: Zollvorgang beenden und die Fahrtberechtigung vom Hafenkapitän in trockene Tücher bringen. Oder morgen.  Und dann sind wir in Asien! Mit unseren blauen Stempelfarbefingern…