Stamp! Stamp! Stamp!

Kupang, 6.8.2014

Stamp! Stamp! Die Frühstücksaktion...

Stamp! Stamp!
Die Frühstücksaktion…

Morgenstund!  Es ist gerade mal 5 nach 7 am Tag nach unserer Ankunft in Kupang auf TImor – und schon wissen wir, warum unser Agent Napa es so eilig hatte, dass wir uns eine indonesische Rufnummer besorgen:  er wollte uns frühmorgens aus dem Bett schmeißen.  Zugegeben, wir hatten die erste Tasse Kaffee schon intus, als es klingelte.  „Everything good!  I’am at the beach – captain come sign paper for Customs.  BRING STAMP!“  Wir hatten noch nicht mal das Dinghy im Wasser, als er schon vom australischen Nachbarn herangeschafft wurde – das nennt man wohl „… alle Hebel (oder Beiboote) in Bewegung setzen…“. Immerhin konnten wir die Schweinerei mit dem defekten Bordstempel an Bord erledigen, und Napa mit einer Tasse Tee beglücken.

Alles gut auch auf der AKKA! Wir hatten eine angenehme, gemischte Passage – ganz unerwartet gab es statt null Wind eine ausreichende Brise zu Beginn und damit sanftes Vorwindsegeln für einige Stunden. In der ersten Nacht Motorsegeln, was immer auf Gehör und Gehirn geht, aber es bringt einen voran. Dann 2 Tage wunderbar zügigem Segeln vor dem Wind, gefolgt von steigendem Seegang und ebenso steigender Windgeschwindigkeiten. Das zog nach sich, dass wir bremsen mussten – eine Ankunft in der Dunkelheit wollten wir nicht, nur dass wir so viel gar nicht bremsen konnten, wie es notwendig gewesen wäre – ein handtuchgroßes Stück Genua hatten wir zum Schluss draußen, und trotzdem machten wir noch 5 Knoten Richtung Roto Strait, der Durchfahrt zwischen Timor und der vorgelagerten Insel Roti.  Halbmondnacht – das heißt: prima Beleuchtung bis wir Timor fast zu fassen kriegen, und dann „Licht aus“ . Wir überlegen – soll man in dem Geschwabbel jetzt beidrehen und abwarten?  Aber es kommt ja ein riesiger Hochseeschlepper aus der Straße herausgefahren, das sagt uns das AIS – also können da gar nicht so viele Fischer unterwegs sein, und angenehmer Nebeneffekt der Weiterfahrt ist der abnehmende Schwell – also weiter.  Kurz darauf – meine Wache – höre ich Motorengeräusche, die nicht dem Hochseeschlepper zuzuordnen sind (ein wirklicher Monsterschleppzug!); ich glotze mir die Augen aus – es ist schwarz, es ist immer noch sehr böig, das Leuchtfeuer an der Südspitze von Timor kommt und geht, auch der sehr dünne Lichtersaum von Land querab verschwindet manchmal im Seegang. Nicht gerade meine Lieblingssituation  Gerade als nach zwei Stunden Freiwache Andreas kurz herauf kommt, blitzen plötzlich unsere Segel auf! Also war doch ein Motorengeräusch in der Nähe – ein Fischer leuchtet mit einer Taschenlampe in unsere Segel, einmal nur. Nichts zu sehen.  Ich hasse es. Sind da noch mehr?  Überfahren wir gleich auch noch ein „FAD“, ein „fish accumulating device“, große unbeleuchtete Fischfallen, die hier überall herumstehen sollen? So richtigen Erfolg hat der Eigner nicht bei seinem Versuch, mich zu beruhigen – selbst wenn sich die Fischer bemerkbar machen und die Fischfallen aus Bambus sind, wie der Segelführer schreibt, und daher äußerst „forgiving“ (die Yacht brettert rein und das FAD ist dahin, so lese ich das…),  sehne ich das Morgengrauen herbei.  Und das kommt dann endlich, um 6:30 Bordzeit, kurz danach biegen wir um die Ecke. Geschafft.  Die verbleibenden 16 Meilen bis Kupang können wir gerade so anliegen, und weil die Welle weg ist, macht das Segeln wieder Spaß, und der Dunkel-Stress ist vergessen.  Nur: so richtig Lust auf Nachtsegeln macht das nicht.  Unser Weg nach Singapur wird überwiegend eine Serie von Tageshopsern werden.

Wir zickzacken durch den moderaten, aber dichter werdenden Fischerei- und Taxibootverkehr, und einen Schnellfähren-Vermeidungszacken später kommt Kupang in Sicht. Und es tönt: „AKKA, AKKA, this is Napa!“   Nee, ne?!?  Über eine Empfehlung durch Sepp und Eva von SANUK (siehe Noonsite ) und unsere CAIT-Agentin in Bali hatten wir „unseren“ Agenten gefunden, und schon ist er da… „Ich sehe Euch!  Ich bin am Strand!“  Unser erster Ankerversuch missfällt dem noch unsichtbaren Beobachter – zu weit weg, und da wir brave Kunden sind, holen wir den Haken noch einmal hoch. Der nächste Versuch missfällt wiederum uns, weil in dem Gerümpel, das hier am Meersboden liegt, der Anker nicht hält, aber der dritte Versuch ist es dann.  Es bläst aus diversen Knopflöchern, also stecken wir reichlich Kette, hinter einem Australier, der noch hier liegt – die ganze übrige Rally ist vor 2 Tagen abgereist, einerseits dem Zeitplan geschuldet (man wird wohl von Insel zu Insel, von „Kulturereignis zu Kulturereignis“ weitergereicht?!), andererseits wohl dem Starkwind und dem Geschaukel vor dieser doch recht offenen Küste.

Da sind wir.  Asien!  Unser fünfter Kontinent. Aber wer denkt, dass wir uns in diesem Gefühl weiden und ausruhen können, irrt – Napa funkt…  „In 30 Minuten am Strand!  Hier ist es jetzt 10:30. …bring all the papers!“  Hier geht’s ja ab…

Den Treffpunkt „… da wo die neuen Fischerboote gebaut werden…“ schaffen wir dann auch nur fast, und Napa ist gerade mal woanders hin unterwegs.  Aber wir werden troztdem bewillkommt:  Lamberti winkt und fuchtelt bergauf:  „Napa!“  Was für ein Lachen… Lachen ist grundsätzlich indonesisch, glaube ich, aber dieses hier…  Schwarze Gebissreste in einem orangeroten Mund. Das Werk der Betelnuss…  Lamberti hockt auf uns zu, seinen verkrüppelten rechtes Unterschenkelin eine Krücke geklemmt – aber das hindert ihn beileibe nicht, uns beim Anlanden des Dinghys zu helfen.  “ … I Lamberti. I Napa help…“  Es scheint so, dass Napa umgekehrt auch Lamberti und seiner Familie in der Strandhütte hilft und ihm „Dinghyjobs“ verschafft.  Ich glaube, hier sind wir richtig.

Und dann nimmt der bürokratische Alltag seinen Lauf – Napa kommt auf seinem Motorroller, wir machen eine kurze Besprechung im „Lavalon“ Hostel, er sackt die Pässe und Papiere ein und drückt uns sein Zweit-Telefon in die Hand:  „… nicht ausschalten! Ich rufe Euch an!  Inzwischen könnt Ihr Euch eine eigene SIM besorgen…“  Und verschwindet für Stunden.

Wir tun wie geraten – ein bisschen herumlaufen, Geld vom ATM holen, im Lavalon abhängen (hurra! WiFi!), Bami essen und deutsche Langzeittouristen bequatschen. Nachtmarktaufbau begucken und einen Fressausflug für heute ebendorthin planen. Gegacker im Telefonladen – sprachlich nicht ganz einfach, aber wir kriegen es hin, die SIM zu kaufen.  Kupang ist… schwer zu sagen. Schön chaotisch. Bemos, die Kleinbusse, rollen vorzugsweise auf abenteuerlich kleinen, dick bereiften Felgen durch die Stadt, je bunter , je lieber, das gilt für die Felge wie für den Bus. Und je lauter, je lieber – wenn der „Schaffner“, der aus der Schiebetür hängt, nicht genügend Lärm macht, sorgt die Musikanlage für Aufmerksamkeit. Motorroller kurven umeinander. Läden für die ordnungsgemäße Bekleidung der Menschen aller Kulturen – Ikats und Seiden, Schleier und Leggings – reihen sich aneinander, davor die Autos der wilden DVD- und Sonnenbrillenhändler.  So mögen wir’s.

Am Ende des Tages hat Napa uns mit dem Einreisestempel versorgt und die Sache mit der Gesundheitsbehörde erledigt. Ein Zollbeamter lässt es sich kurz vor Sonnenuntergang nicht nehmen, eine „Untersuchung“ der AKKA vorzunehmen und sitzt mit etwas unfrohem Gesichtsausdruck in unserem 3-Mann-Mini-Dinghy (mit Eigner, der Schipperin und Napa) und später dann ebenso unfroh an Bord.  „…der guckt nach Alkohol…“ sagt Napa  heimlich zu mir.  „Gib ihm nichts!“  Wird gemacht. Wir machen alles, was Napa sagt.  Zum Beispiel: „Stempeln!“  Wann hat unser Bordstempel schon jemals so ackern müssen?! Und dabei ist er doch auseinander gefallen…

Während ich jetzt im Cockpit sitze und schreibe, umweht mich der tropische Starkwind, von Land tönen die LKW- und Motorrollerhupen – und Napa ist unterwegs, mit gestempelten Papieren in x-facher Ausfertigung.  Heute: Zollvorgang beenden und die Fahrtberechtigung vom Hafenkapitän in trockene Tücher bringen. Oder morgen.  Und dann sind wir in Asien! Mit unseren blauen Stempelfarbefingern…

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