Gedong/Flores, 21.8.2014
Wir zockeln die Küste von Flores entlang.
Der erste „schöne“ Stopp hinter Lewoleba kam am gleich Sonntag – morgens ein bisschen früh abgefahren, erwischten wir die Nordostecke von Lembata(=Kawula=Lomblen) nicht ganz zu rechten Zeit. Die kleine Meerenge zur Insel Adunara ist bekannt für hohe Stromgeschwindigkeiten und für Stromschnellen. Können wir bestätigen! Hatten wir bis kurz vor der Huk noch etwas Strom „mit“ und entschieden uns, dass „für die zwei Meilen“ bis zur Einfahrt in den Kanal es sich nicht lohne, noch die Genua auszupacken, standen wir eine Stunde später immer noch mehr oder weniger an dergleichen Stelle: wenn wir Glück hatten, machten wir mal zwei Knoten über Grund gut – meist waren es nur weniger als 1,5 Knoten. Fahrt durch’s Wasser?! Na, 6, 7! Das war vielleicht ein Spaß. Unter Autopilot machte AKKA solche Zacken, dass wir das lieber per Hand steuern wollten, und in einer der Verwirbelungen sah ich kurz 7,5 Knoten durch’s Wasser mit 0,8 Knoten Rückwärtsfahrt. Toll – nachts möchte ich da allerdings nicht hindurch fahren. Nach geduldigem Warten stellte sich nach einer Stromkante dann tatsächlich der erwartete Nordstorm ein und drückte uns in den kleinen Kanal entlang der Insel Adunara. Unnötig zu sagen, dass die Schipperin Recht hatte, als sie vermutete, dass im Kanal selbst wieder Gegenstrom herrscht.
Am Ankerplatz erwartete uns eine wunderschön weiß aus dem Wasser ragende Sandbank, heute, am Nationalfeiertag, von einigen Jugendlichen besetzt. WIr hatten den Anker kaum unten, als schon frenetisch gewunken wurde, mit einer leeren Wasserflasche. Meiner freundliche Geste, man möge doch bitte herüberschwimmen, wurde sogleich Folge geleistet. Ich jumpe mit Schnorchelzeug ins Wassser, um die Position des Ankers zu erschnorcheln – bisschen schwierig dort, denn man wirft den Anker auf 15 m an der Abbruchkante und kommt dann später mehr oder weniger dicht an der Sandbank zu liegen! – und als ich Andreas mein „o.k.“-Zeichen geben will sehe ich schon die Invasion der Wasserholer. 5 oder 6 Jungs haben die AKKA geentert und löchern den Eigner nach Dingen, die er nicht versteht; umgekehrt ist es genau so. Erst als ich nach einer Inspektionsrunde um den AKKA-Rumpf Zugang zur Badeleiter verlange, gelingt es ihm, das Besuchsprogramm abzubrechen. „Die Missus will an Bord!“. Das haben sie verstanden und ziehen mit zwei vollen Wasserflaschen ab. Nur einer war ein bisschen zudringlich und hatte mit Gesten nach Essen verlangt – Andreas bot ihm Bami Goreng an, und als der Knabe begeistert nickt, zeigt der Eigner auf die Sandbank: „…dort!“. Aber selbst grobe Eignerscherze sind hier was zum Lachen.
Das Wasser in „Kroko“, so heißt die Sandbank, war wunderbar und zur Rumpfreinigung bestens geeignet, also durfte gleich eine Stunde gestrampelt werden. Ist das schön nach all der schwimmlosen Zeit in Australien! AKKA sieht prima aus, aber da der Kiel nur mit Schnorchelbrille doch sehr schwierig und unter großen Mühen zu erreichen ist, war nach den Rumpfflächen „Schicht“. Zumal die Strömung auch wieder deutlich zunahm. „Morgen ist auch noch ein Tag!“. Dachten wir. Der Montag kam dann auch! Mit einem Dinghyausflug auf die trockenfallenden Flächen nach Süden, wo ein alter Fischer nach Würmern grub. Mit einer Schwatzrunde auf der Sandbank – es hatten sich außer uns noch 3 Boote eingefunden. Und dem Versuch mit dem Tauchgerät den Kiel zu putzen. Denkste! Des Eigners Freud‘ hier sind die Tidenströme, und der vor Kroko läuft eigentlich ausschließlich nach Süd-Osten, kaum durch die Tide beeinflusst. Hmm. Und wie der läuft – ich kam einfach nicht dagegen an, unglaublich. Als ich mich nach dem zweiten Versuch in die Ecke setzte, um wenigstens beim theoretisch errechneten Stillwasser kurz vor Sonnenuntergang noch ein bisschen Fläche zu schaffen, knackt die Funke: „AKKA?! This is APA LAGI!“ Wollt Ihr nicht mit auf die Sandbank kommen – „impromptu sundowner“… Das kann man sich nicht zweimal sagen lassen. Und morgen ist ja auch noch ein…
Der Sundowner war wirklich schön – APA LAGI ( indonesisch für : „…was jetzt?“) kennt sich hier gut aus und wusste viel aus Banda Aceh („… a shit hole!“), aus Timor, aus Ambon und Iryan Jayah zu erzählen, wo die beiden gearbeitet haben. Politisches und Unpolitisches im lauwarmen Winter-Abendwind, die Kiwis und Aussies mit der unvermeidlichen Flasche Bier in der Hand, wir mit einem Pastis und kaltem Wasser. Dazu hatte Fiona eigens für „the Germans“ ein Stück Salami mitgebracht, weil Deutsche immer unheimlich gern beim Schlachter einkaufen und dann Wurst essen. So bedient man seine Klischees hin und her!
Kommt der Dienstag, und der sieht uns von weiteren Reinigungsaktionen Abstand nehmen – wir segeln nach Gedong. Hat es bis Kroko noch immer Mobiltelefonanschluss gegeben, ist mit dem Unsinn (und damit mit Internetzugang) nun Schluss; leider auch mit dem Funken, das geht aus dieser Bucht extrem schlecht. Dafür erfreut einen der Ort mit allerlei Fischerbooten, mit
wundervoll laut knäternden Maschinen ohne Getriebe (Motto: auf das Ufer zulaufen und dafür sorgen, dass der Motor rechtzeitig ausgeht!), und vor allem mit unglaublich netten Leuten, die ganz oben am Hang in einem kleinen Dorf wohnen. Morgens um 7 bringt eines der Boote die Schüler, die nicht die Grundschule im Dorf besuchen, „um die Ecke“, da muss in nicht allzu weiter Entfernung eine weiterführende Schule sein, denn am Nachmittag kommen die Schüler zu Fuß zurück. Schule kann ganz schön anstrengend sein, könnte man dazu sagen: wir haben heute versucht, den Weg in Gegenrichtung zu laufen. Wie weit wir gekommen sind, wissen wir gar nicht, es war steil, rutschig, steinig… alles zusammen. Und schön heiß, natürlich. Als wir nach gut 2 Stunden wieder ermattet im Cockpit liegen, kommt die Bande fröhlich am Ufer entlang – wir werden morgen im Vorbeisegeln mal spicken, wie weit wir es noch gehabt hätten.
Der Hit sind in jedem Fall die kleinen Jungs, die es sich nach der Schule nicht nehmen lassen, mal zur AKKA rauszupaddeln, im Einbaum oder mit einem Brett, das sie vor sich herschieben: „Hello, Mista! Hello, Missie!“. In Endlosschleife! Wenn man sich zeigt, wird die Latte der guten Gaben abgefragt: Fußbälle, Schreibhefte, Kugelschreiber – Schnorchelbrillen würden sich auch gut machen! Ohne Tauschobjekt allerdings gibt es von uns höchstens ein Bonbon – ist auch für die Energie gut, denn obwohl die Verständigung sehr dürftig ist, wird doch klar, dass wir gegen Bananen oder Papaya nichts einzuwenden hätten. Die Lieferung, mit Bonbonantrieb, kommt prompt – ich muss jetzt unterbrechen, es hör’s schon wieder… Papayas im Anflug. „Hello, Mista!“
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Hallo Andrea und Andreas
Es macht grossen Spass eure Berichte zu lesen und die Fotos anzuschauen. Es ehrt uns, dass wir erwähnt (und beneidet) werden, und es freut uns, dass ihr mit Pastis sundownert.
Liebe Grüsse
Peter&Nelly