Ein Fall von „Wat nu'“

Indonesisch!

Indonesisch!

Teluk Nagurajong/Flores, 26.8.2014

Schwieriges Revier, dieses Indonesien – unsere stete Eile beginnt mir schon auf den Keks zu gehen:  3 Monate Indonesien sind nix. Gar nix, mussten wir erkennen, dieser Inselstaat ist endlos lang und in 9 Wochen müssen wir schon raus.
Also fort aus der Hello-Mista-Bay in Gedong, erst für eine Nacht nach Pulau Besar (wo ich mich wegen der verschleierten Frauen am Ufer gar nicht erst von Bord getraut habe, ich habe da wirklich einen Klemmer…) und dann weiter nach Maumere, glücklicherweise nur kürzere Etappen, denn wir motorsegeln fleißig. Zwar hofft man immer auf ausreichend Wind, aber meist wird es nur wenig Segeln mit viel Motoren. Was – think pink! – aber den Vorteil hat, dass wir viel Wasser machen können, zum Beispiel für die kleine Fußwäsche.  Das ist das Gegenteil von „Handwäsche“, man fülle eine Plastikbox mit Wasser, Wäsche und Waschmittel und trete den Schmutz aus dem Gewebe. Geht beim herrschenden Seegang (keiner!) unterwegs so gut wie andere erquickliche Hausarbeiten, wie das Ansetzen von Joghurt oder das heutige Brotbacken. Einen Bananenstein gab es noch obendrauf. Sollte eigentlich ein Bananen-Rettungs-Mandelkuchen werden, läuft aber im Ergebnis unter „essbar“, mehr nicht.

Als wir vorhin hier in Teluk Nagurajong einliefen, empfing uns „hello mista“ in einer weiblichen Teenie-Version; à¡uch sehr interessant und extrem lautstark, um nicht zu sagen: frech.  Wir haben uns dem Überfall einfach verweigert bis Ruhe war (diese Segler können wirklich knallhart langweilig sein!) und haben stattdessen den Bananenrettungs-Stein zu kaltem Kaffee genossen, nach einem 40-Meilen-in-der-Sonne-Tag (wahlweise am heißen Herd) verdient, wie wir finden.
Hier lag schon die APA LAGI, was den Eigner freute, denn die hatten noch eine Winschkurbel von uns, die wir dringend zurück haben wollten – die hatte die Schipperin auf der APA LAGI liegen lassen, und das kam so:
Am Sonnabend – es war früher Nachmitttag – liefen wir auf Maumere zu und sahen in der Ferne ein paar Yachten vor dem Strand des „Sea World Club“ liegen.  SAGATA war zu erkennen, die DREAM MAKER, KAILANA…  und weit draußen die APA LAGI. Wir wundern uns, und im Heranfahren wird uns klar: so quer zum Wind liegt kein geankertes Schiff, und Andrew ankert definitiv nicht auf 50 m – die sind auf Drift, aber das Dinghy hängt an der Relig, also sind die beiden an Bord. Mittagsschläfchen!  Erste Aktion: Funkruf auf UKW, ohne Erfolg. Unser bestes Schallsignal gibt unsere alte Messingtröte, und mein Getröte ist gefürchtet. Nix, keine Reaktion. Ein Dinghy kommt vom Ufer herangerauscht, Kevin/DREAM MAKER hat die Bescherung auch bemerkt – und der geht nach einigem Klopfen bis Hämmern an Bord. Das Schiff ist abgeschlossen, offensichtlich befinden sich

Wat nu?!

Wat nu?!

Fi und Andrew auf Landausflug. Bei uns macht sich dann doch Verwirrung breit, passend zum Schiffsnamen APA LAGI („Und jetzt?!“) – das wirft übrigens ein Licht darauf, was man tun kann und muss oder auch bleiben lassen muss, wenn so etwas bei schlechtem Wetter passiert: man kann bei den Segelscheinen noch so schöne „Notrollen“ eingeübt haben, wenn die Situation da ist, fängt man bei A wie ahnungslos an.  Hm. Kevin jumpt auf der schönen Kelly Peterson herum – kein Motorschlüssel zu sehen. Der Anker ist ohne die Winde kaum aufzuholen, und die wird normalerweise mit einer Fernsteuerung betätigt. Schleppen?! Andreas reißt schon mal eine Schleppleine aus der Backskiste, aber dann entschließen wir uns rasch für die Variante „längsseits bugsieren“.  Ich baue fix – siehe oben, Verwirrung statt Routinehandlung  – das backbordsche Solarpanel fast ganz ab, statt das Panel wie üblich nur runterzuklappen. Peinlich. Leinen raus, alle Fender raus, Brustleine gelegt, Vorleine, Achterleine.  Es ist schwierig, die Balance zu finden, das stellt sich rasch heraus – erst als Andreas ein bisschen mehr Gas gibt, läuft das Paket nicht mehr im Kreis…  Wir hätten uns halt ein bisschen weiter achtern vertäuen müssen, aber nu‘ isses so.  Übrigens war die APA LAGI, bis wir „abfahrtbereit“ waren, schon eine gute Meile abgetrieben. Bleibt noch das Problem „Anker“ – da hängen, wir wir vermuten, mindestens 40 m Kette unterm Schiff, und die zieht man nicht einfach so mit der Hand – also knoten Kevin und ich eine Holeleine an die Ankerkette, die wir dann über die Genuawinschen einholen, ab 20 m ging ess dann auch Hand über Hand. Uff.  Geschlagene andertalb Stunden kostet das Manöver, das man übrigens auch ins “ www.manoevertraining.de„-Programm aufnehmen könnte.  Den Anker vor dem Resort zu werfen war ziemlich einfach, wir haben die an Deck liegende Kette einfach ausrauschen lassen; danach musste sich nur noch die AKKA wieder lösen. und genau das stellte sich als der heikelste Teil heraus – es ergab sich eine Heck-an-Achterschiff-Situation, wo plötzlich alle Extremitäten der APA LAGI nach uns stocherten, Heckkorb, Heckanker, Windsteueranlage. In solchen SItuationen bin ich leider, im Gegensatz zu meinem coolen Eigner, nur zu „oh, oh, Scheiße-Scheiße“-Ausrufen fähig, aber mit einigem Drücken ging es gerade so eben gut.  Geschafft.  Wir haben jetzt eine Flasche Wein mehr im Alkohollager, und des Dankes von Fiona und Andrew dürfen wir drei „Retter“ uns noch eine Weile gewiss sein.  Unterm Strich: interessant, lehrreich und irgendwie auch spaßig.  Nicht für jeden Tag…  Die Ursache übrigens etwas, was auch der KAILANA an gleicher Stelle passierte und uns selbst auch drei Anläufe beim Ankermanöver kostete: die Abbruchkante vom seichteren Strandbereich in die Tiefe ist so steil, dass man schon sehr gut zielen muss, bis der Anker im Flachbereich gut sitzt.

Abends durfte die Seglerblase sich im Resort am BBQ-Buffet laben, plus Livemusik und (indonesischer Rund-)Tanz – drei Aussie-Boote, ein Kiwi und die AKKAnauten, krönender Abschluss für einen gelungenen und wahrlich erfolgreichen Tag.

Man sieht's: Nelken

Unverkennbar: Gewürznelken

Der Sonntag verlief faul, mit einem kleinen Ausflug ins wenig umtriebige Maumere und Abendessen im Resort – sehr praktisch, wenn man so ziemlich alles Frische schon aufgegessen hat, und die Mahlzeiten trotz Resortzuschlag äußerst annehmbare Preise haben.  Nur die Flasche Bintang haut mit 40.000 Rupien preislich rein, aber für nicht-Säufer ist auch das erträglich.

Montag dann: Vulkan.  Mit einem sehr guten Fahrer – der Verkehr auf den Bergstraßen ist manchmal etwas… atemberaubend, der Fahrer allerdings recht stumm, weil es mit dem Englischen nicht so toll bestellt war. Also haben wir die Landschaft vorbeigleiten lassen, steil, grün, üppig, haben traditionelle Häuser bewundert, haben uns Kaffeepflanzen zeigen lassen, Macadamias und vieles mehr. Kakao wurde am Straßenrand getrocknet und große Mengen an Nelken, deren Duft manchmal durch’s Fenster hereinwehte, und weil es früh am Morgen war, konnten wir den indonesischen Sarong oftmals in voller Länge betrachten:  man hüllt sich in diesen Schlauch bis zur Nasenspitze ein.

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Am Kelimutu empfingen uns die berühmten Seen in unwirklichem Türkis und einem dunklen Schokoladenton. Faszinierend!  Ja, ja – langweilig, immer diese geologisch motivierten Begeisterungsausbrüche…

Die Sonne ist gerade aufgegangen, vom Strand wehen Frühstückfeuer, und auch hier ist es kühl genug, dass man sich in den Sand hockt und den Sarong von den Zehen- zur Nasenspitze heraufzieht. Keine Zeit für uns länger zu schauen: wir müssen los.  Flores ist noch lang.

Schreibe einen Kommentar