Pangkor Island Marina, 15.2.2014
Ich sitze im Cockpit, der Wind streicht durch die benachbarte Tamariske, von unten wabert leichter Algen-Modergeruch. „Why is you bottom so clean“ sagt gerade unser Nachbar, Bill; das ist der, der unsere Genua reapieren wird, ich kann ihm auf seine BERNINA 237 schauen. Richtig geraten, man hat uns gerade aus dem Wasser geholt. AKKA sitzt noch im Slipway, oben auf dem Sealift und wartet auf die Unterwasserschiffsdusche. Schön sieht es aus, das Unterwasserschiff, das Coppershield tut seine Pflicht unverdrossen, und die Propspeedbeschichtung auf dem Propeller erscheint uns geradezu als Wunder. Algen abwischen und fertig! Bis das so weit ist, kann es jedoch dauern: die Mannschaft ist erst einmal zum Lunch gegangen, um 14:45h, und ein Stündchen ist schon um. Ob wir die Nacht hier verbringen?! Vielleicht war mein Scherz vorhin unvorsichtig: „…see you tomorrow!“
Am Sonnabend sind wir aus Kuala Lumpur zurückgekehrt, gewissermaßen „KL, die zweite“. Anlass war die Beantragung von neuen Pässen bei der detuschen Botschaft. Extrem nett, muss man sagen – die Konsularbeamtin war wirklich entgegenkommend, es bedurfte keiner großen Überredungskünste, dass unsere vollen, alten Pässe durch einen neuen Zweitpass ersetzt werden müssen. Derzeit – der deutlich restriktiveren deutschen Visumspolitik geschuldet! – bappt uns jedes Land, das Deutschland gegenüber sein Mütchen kühlen muss, ein ganzseitiges Visum in den Pass; da kann man die verbleibenden Seiten runterzählen – wir haben davon 48, minus China, Vietnam, Russland, Weißrussland, Thailand, Burma und den ganzen Kleckerkram dazwischen.
Was wir bemerkenswert fanden war die Frage der Passfotos. Wir sind am Abend der Ankunft stracks zu „unserem“ kleinen China-Fotoladen in Pudu marschiert und haben Bilder machen lassen. An der Qualität hatten wir leichte Zweifel, aber Versuch macht kluch. Obschon sehr klein, schien mein Bild einigermaßen tragbar zu sein, aber der junge Mann am Visacounter guckt auf des Eigners Bild und sagt: „Hm. Kann ich versuchen, aber ich glaube, das System wird das nicht annehmen.“ Dachten wir es doch: weißes Haar auf weißem Hintergrund! Mitnichten: „… der Kopf ist ganz leicht aus der Frontalachse gedreht!“ Zurück zur U-Bahnstation Raya Ampang, dort ist ein FotoKem-Laden „… die können das!“ Machen wir gleich neue für mich mit, in der vorgeschriebenen Größe. Nun sind wir halt deutsch, haben uns schlaugelesen, wissen sowieso alles besser und sind dann auch noch gebrannte Kinder, was Passfotos angeht – so was dauert natürlich, die Fotoversuche werden von vorn und hinten bemeckert: bitte die Gesichtshöhe 35 mm! Wirklich?! Das geht auch so – nein, bitte 35 mm… Auf diesem ist rechts mehr Ohr als links, das Gesicht ist gedreht… Die Brille reflektiert! Und so fort. Das Ende vom Lied: wir rücken mit je 16 neuen Passfotos ab (kann man ja immer mal gebrauchen, am Vorabend hatten wir erst 16 erworben…). Und dann kommt’s: mein neues Foto wird gescannt. Beeeep!, sagt das System. Keine Chance: „… der Brillenrand berührt das Auge! Lassen Sie uns mal das alte Exemplar probieren…“ Aber nun kriegen wir in 6 Wochen neue Pässe. Oder früher. Oder später. Früher oder später!
Und sonst: die Fußreling ist demontiert, Herr Chong hat ein zweites Mal Maß genommen, der Eigner insistierte, weil er dem Papiermodell, das man genommen hatte, nicht traute. Wir hoffen, das Holz trocknet schon. Zum Demontieren gehörte die Demontage von Bugbeschlag, Vorstag, Klampen und Reling, alles schweißtreibend in dieser Hitze.
Die Genua braucht einen neuen UV-Schutz, die Achter- und Unterliekverstärkung ist völlig rott von der Dauerbestrahlung und die Nähte des UV-Schutzes im besonnten Bereich ebenfalls so gut wie hin. Also bestellen wir Sunbrella – leider gibt es keinerlei Segelmaterial in Malaysia, die beiden Segelmacher in Langkawi wollen kein luff tape herausrücken, also werden wir unseren UV-Schutz um’s Achter- und Unterliek herumfalten. Das wird lange Zeit halten – aber eine Lehre haben wir gezogen: nicht so faul sein mit unserem Sonnenschutzstrumpf über den Segeln… Jede Abdeckung ist wichtig und sei es die Abdeckung für die Abdeckung.
Ansonsten: business (nahezu) as usual, nur tönt kein „White Christmas“ mehr durch den Frühstücksraum im Hotel, und die Deko ist ausgetauscht. Wir schreiten mit Macht auf das Jahr der Ziege zu, genauer gesagt: der Holzziege, das letzte Mal war das 1954 (will sagen: ich bin von Geburt ein Holzdrache!). Donnerstag ist es so weit, und alles, alles ist rot und golden in Kuala Lumpur. Schon vor 14 Tagen wurden wir eines Mittags ins Marinabüro gerufen, „…bitte mit rotem Hemd, wir machen ein Foto für Neujahr!“ Da standen die AKKAnauten dann in einem Meer von rot gekleideten Mitarbeitern und Marinabewohnern und hielten die Hände ineinander verschränkt in Brusthöhe: „Alles Gute! Danke! Happy New Year!“
Wir hoffen, dass unsere Pakete aus Kuala Lumpur noch heute oder morgen eintreffen, ab Mittwoch ist Ausnahmezustand im Fernen Osten: Chinese New Year. Tschüss Pferd, die Ziege naht, oder das Schaf, egal.
Määäääh! Wir sind gespannt. Und können schon kein Rot mehr sehen!




