Mae Hong Son, 11.3.2015
Fort aus den großen Städten! Wir sind auf dem Lande!
Die Tage, die uns nach Ayutthaya in Bangkok blieben, sind sehr leicht umrissen: Tempel, Tempel, Tempel! Und nebenbei noch Thaiessen. Menschengewühle und ein bisschen Touriistennepp. Der Besuch beim König fiel etwas kurz aus, und es war auch leicht unbequem, denn schon am Eingang wurde ich ermahnt, dass meine etwas über knielangen Bermudas für den Besuch im Palast nicht schicklich seien. Aber dazu habe ich ja meinen pinkfarbenen Schal aus Jogyakarta
dabei… Denkste. Beim Smaragdenen Buddha war Ende mit „Schal um die Hüfte prummeln“, erst wollte man mich gar nicht einlassen, dann kam mir eine weibliche Wache zu Hilfe, die den Schal unter dem Gesäß befestigen wollte. Irgendwie habe ich ihn dann doch sehen dürfen, den Buddha, aber ich war doch froh, als ich das Hüftgewurschtel wieder los war. Es kommt wohl doch wie Kerstin LOPTO schon prophezeite: „… ob das mit dem Daypack hinhaut? Ihr kommt ja noch an Trillionen von Elefanten-Pluderhosen vorbei!“. Das vielleicht nicht, ich will definitiv keine von den diesen Dingern, aber es gibt Paschminaschals, die vielleicht schicklicher sind. Das muss sich doch noch reinquetschen lassen.
Leider tendiert meine Bildausbeute von Bangkok gegen Null – ich habe es geschafft, mit des Gatten Rechner meine Speicherkarte zu löschen, ohne die Bilder zu übertragen. Immer diese Überraschungen! Also fehlen ein paar persönliche Eindrücke im Bild, die ich nun im Gehirn konservieren muss: der Chinese, der im Marktbereich – im Rausch, welchem auch immer – in der Ecke lag: dünner Chinesenbart, langer Zopf und extrem lange Zehennägel am linken Fuß. Die Bananenverkäuferin, die – ich denke, das ist „Thai“ – ihre Ware nicht nur ansehnlich ausgelegt hat, sondern auch noch kleine Frangipaniblüten dazwischen gesteckt hatte; das würde „meinem“ Leib- und Magen-Bananenverkäufer in Lumut nicht einfallen, so nett er auch ist. Der Böttcher, der Teakholzfässer böttchert. Die Gasse mit der Auto-Altteileverwertung. Lustige Begebenheit am Rande: als wir abends in einem nord-Thai-Currylokal sitzen, bestellen wir ein Bier. Das kommt in einem Plastikbecher mit „Hello Kitty“-Aufdruck und Andreas kippt das gleich ins Wasserglas… Himmel! Kein Alkoholausschank heute, es ist Feiertag! Die Bedienung stellt sich rasch vor unseren Tisch, bis das Objekt des Anstoßes wieder im Plastik schwimmt. Doch, man kann in Bangkok viel Zeit mit Gucken verbringen. Zum Abschluss füllen wir die Zeit bis zur Abreise
des Zuges mit einer Fahrt, die wir vor 25 Jahren schon gemacht haben: mit dem Longtail in die Klongs. Allein der Motor war die überteuerte Reise wert – 2 Stunden langerwarteten wir das endgültige Aus des stotternden Aggregates. Wir gucken und erinnern uns an enge Khlong-Gassen von damals – da hat sich einiges geändert; die „Fischfarm“ ist eine schnöde „wir schmeißen Brot ins Wasser“-Stelle (wer will eigentlich Fisch aus Bangkok-Khlongs essen?) Was
wir sehen ist entweder neu gebaut oder ein bisschen Slum-artig. Zum Ende der Hit: der angeköndigte Floating Market! „Damals“ gab es das noch. Und heute? Unser Longtail gleitet auf 3 Sampans zu, die mit älteren Damen besetzt sind, eine kommt längsseits „Floating malket“ flötet sie aus ihrem mit dem absoluten Touristen-Souvenirschritt beladenen Kahn. Na gut, wir hatten schon diversen Reisebeschreibungen entnommen, dass man für einen veritablen Floating Market einige Kilometer aus der Stadt heraus fahren müsste, aber das war ein schwimmender Witz. Nahe dem Hotel, wo die Rucksäcke auf uns warten, gibt es noch einmal Ente mit Reis aus der Garküche, von zwei Australiern am Nebentisch hoch gelobt. Ich glaube, unsere Ansprüche steigen unaufhörlich… manches Thai-Food ist halt doch auf Bratwurstniveau. Nicht schlecht, aber man fällt nicht vom Hocker. Doofe AKKnauten. Wir hätten vielleicht die Deep Fried Duck Feet probieren sollen. Wurden gerade gewickelt, während wir speisten. Knusper, knusper, Entenfuß…
Abschied von Bangkok leicht gemacht.
In der Wartehalle sitzen wir mit zig (mit Hunderten?) Backpackern. In einem abgesperrten Bereich hat sich ein Häuflein Mönche breit gemacht, gleich daneben lassen wir uns nieder. Es ergibt sich ein Gespräch mit Son – das sind die Begegnungen, die ich so gern mag, die mir aber gleichzeitig so selten gelingen: ich bin halt nur oberflächlich kontaktfreudig, darunter sitzt eine dicke Schicht Hemmung, aber mit Son funktioniert es mal wieder gut.
Endlich traue ich mich einmal zu fragen, was es denn mit der jungen Frau auf sich hat, die man so häufig und überall neben dem König abgebildet sieht. Klar, es gibt viele Bilder von Bhumibol und Sirikit, aber dies ist entweder eine sehr junge Königin, oder…? Natürlich – es ist Prinzessin Sirindhorn, Volkes Liebling. Sie wird am 2. April 60 Jahre alt, das verwendete Bild ist vielleicht nicht mehr ganz so taufrisch, aber man hängt an ihr. Son plaudert ein ganz
klein wenig aus dem monarchischen (und politischen ) Nähkästchen, wir kommen trotzdem nur am Rande auf den Prinzen zu sprechen. Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er es irgendwie geschafft, 3 Satz Kinder aus 3 Ehen zu erzeugen, aber alle 3 Ehefrauen und zumindest teilswiese auch die Kinder wurden „irgendwie“ von ihren königlichen Ehren entbunden. Unterm Strich scheint man das zu wollen, was eine Verfassungsänderung in den 70er Jahren vorbereitet hat: dass auch Frauen den Königsthron besetzen dürfen. Aber so lange es diesen Kronprinzen gibt… Sirindhorn wird uns jedenfalls noch eine Weile begleiten; den Prinzen haben wir noch nirgendwo geischtet. Son weiß allerdings auch Dinge aus dem ganz praktischen Leben zu berichten, fragt nach Deutschland und nach Wismar(!) – eine NIchte ist dort zum Architekturstudium, wir quatschen über Sons frühere Reisen durch Europa und ihre jetzige Arbeit in der Latexindustrie (wichtiges Thema in Thailand, in dem übrigens Prostitution verboten ist! Surrpise, surprise!), dann wieder über Hansestädte, wirtschaftliche Schwierigkeiten auf globalen Märkten (Latex!) und die aktuelle Militärregierung. Die Zeit bis zur Zugabreise ist schnell herum…
Der Zug nach Chiang Mai scheint uns ein reiner Touristenzug zu sein; wir sind zwar nicht die einzigen unserer Altersgruppe, aber der Großteil der Leute sind junge Backpacker, und wiederum ein Großteil von diesen spricht… deutsch. Unsere Nachbarn sind allerdings Schweden und Spanierinnen. DIe Zugbesetzung gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns in Chiang Mai erwartet, und richtig: es gibt gleich mehr „Taxi-Taxi“-Rufer am Bahnhof als in Bangkok, wo Touristen doch eher nebenbei laufen. WIr laufen in die Stadt, beziehen unser nettes Hotel „Na Thapae“ in einer ruhigen Seitenstraße des Vergnügungsviertels, gerade soeben außerhalb der alten Stadtmauern. Wenn Bangkok „Tempel, Tempel“ war, dann ist Chiang Mai „Tourist, Tourist“. Plus ein bisschen Tempel. Und Extremsportarten, Elefantenreiten, Trekkingtouren, bis auf die Elefanten ein bisschen wie Queenstown/New Zealand. Nun ja, die Temperaturen sind auch anders und das Essen.
Die Rezeptionistin empfiehlt uns ein Thailokal um die Ecke, das sich zu unserem Stammlokal entwickelt. Und ich lerne, dass man nicht alles, was man im ersten Anlauf nicht versteht, nachsprechen soll. Peinlich. „… a listolan…“ „… a listolan?!“ Oh, Mann, „a restaurant…“. Bissel unangenehm ich will es nicht wieder tun. Das Gegenteil übrigens kennen wir ja schon von alten Reisen, aber gerade eben geschah es wieder. „… you can hang your raundry …“ Wer auf sich hält und die Aussprache beherrscht, beharrt halt auf dem „r“, selbst wenn ab und an ein „l“ gar nicht so falsch wäre. Laundry, die Wäsche.
Also, wir sind in Mae Hong Son, eine neunstündige, herrliche Reise mit dem vollgestopften Bus von Chiang Mai entfernt; es ist ländlich still in dieser „Provinzhauptstadt“, der Touristenansturm ist eher gering – wir haben schon Nebensaison, denn es wird heiß, auch hier oben. Gestern waren wir mit dem Singaporianer Lawrence in den Bergen, den diesigen, haben den Besuch des Langhalsdorfes ausgelassen (das kommt in Myanmar sowieso und wahrscheinlich unvermeidlich) und stattdessen den Garten des hiesigen Köngspalastes genossen, Kiefernwälder betrachtet und gedacht, dass dies auch ein tropisch angehauchtes Finnland sein könnte. Und morgen juckeln wir weiter. Aber nicht, dass wir was verpassen, auf unserem Weg weiter nach Norden, zum Mekong, wartet der nächste Touristenhotspot: Pai. Mal gucken!
Aber erst tun wir das, was man hier tun muss (außer „raundry“ aufhängen): Tempel anschauen. Zum Sonnenuntergang werden wir die endlose Treppe hinauf hecheln.










