Wasser im Schiff!

Pangkor, 19.5.2015

Es gibt Sachen, die mag man als Segler überhaupt nicht. Schlechtes Wetter, doofer Kurs, das ist unangenehm, aber wenn Wasser ins Schiff eindringt, ist Alarm angesagt. Und wir hatten gerade die ganze Bilge voll.

Normalerweise erzeugt diese Erkenntnis den Adrenalinschub überhaupt, und was dann reflexartig abläuft ist: Finger rein, süß oder salzig? Wenn salzig gibt es ein Notprogramm – Bilgepumpe an, woher kommt das Wasser? Seeventil undicht? Welches – wir haben 13 davon.  Oder gar sonst ein Loch? Ich erinnere mich nur zu gut an die Lecktankübung beim Sicherheitstraining für Frauen, das war wirklicher Stress.  Nein, das mögen wir nicht und wollen wir auch nicht. Aber eine Ursache konnten wir am Wochenende gleich ausschließen: Seewasser kann es nicht sein, wir stehen an Land…
Und ehrlich gesagt musste man auch nicht wirklich weit denken. Allermeistens passiert so etwas, wenn ein Schlauch von der elektrischen Druckwasserpumpe  abspringt, oder vom Warmwasserspeicher, in jedem Fall ist die Druckpumpe involviert, und die hatte immer geschwiegen. Es konnte nur der Trinkwasser-Tagestank sein, und tatsächlich, ich war schon zwei Tage ein bisschen verwirrrt über unseren Trinkwasserverbrauch gewesen, à  la: ich habe doch gestern erst 10 l nachgefüllt?!? In der letzten Woche hatte ich mehrfach Wasser vom Trinkwasserautomaten geholt, 2 Kilometer und eine schöne Steigung mit dem Fahrrad entfernt. Immer 30 l auf dem Anhänger – bei 40 l wird es richtig anstrengend. Hatten wir so viel getrunken? Hatten wir nicht. Ab da war es dann einfach: die Hand mal unter die mechanische Fußpumpe gehalten. Ah! Feucht!  Die Hand mal beim Pumpen unter die Fußpumpe gehalten… es spritzt im dicken Strahl. Danke, Rätsel gelöst.
Sonderprojekt: Fußpumpenreparatur. Nun ist das bei uns, wie bei allen Schiffen, alles recht raffiniert und platzsparend eingebaut, der Eigner erinnerte sich auch nicht, wie er die beiden Pumpen unter dem Küchenbassin jemals in die Aussparung hinein bekommen hat – solche Projekte ziehen Kreise. „Gib mal die Stichsäge!“ Ein Zentimeter vom Brett, auf dem der Tagestank steht, musste weichen, aber dann hatten wir unsere Whale Gusher Pumpen in der Hand. XY Schrauben später hatten wir auch zwei Gehäusehälften in der Hand, sahen zwei Membranen, zwei Ventile – Mist, wo kann das lecken?  Bis ich einen winzigen Schnitt in einer der schwarzen Gummimembranen entdeckte – der Übeltäter.

Der Rest der Geschichte ist wieder „wie organisiere ich was ohne Bootszubehörhändler“. Jimmy „Prestige“, der Wunderknabe von Lumut, verspricht, mir eine Adresse in Kuala Lumpur zu liefern, „… oder vielleicht in Singapur“.  So geht das halt hier – nix „schnell mal zu xyz fahren..:“, hierfür kann man in Europa, in der Karibik, in Australien oder Neuseeland viele Namen einsetzen. Ich dagegen telefoniere zum Freitagabend hin nach Ostmalaysia, weil Chandlery auf Borneo sitzt, aber die freundliche Dame, eindeutig Britin, kann die Pumpe auch nur aus dem Vereinigten Königreich besorgen. Mailen wir doch mal Jessie in Singapur an, im  klitzekleinen Krempelladen Marintech an der Jalan Besar, die hatte ja neulich auch ratzfatz unsere Vorstagsteile.  Ich mach’s kurz: Morgen, so DHL will, kommen Pumpe und ein Reparatursatz aus Singapur. Ich find’s immer wieder spannend, die verschlungenen Wege einer Kuriersendung im Tracking zu verfolgen: Collected. Left Singapur. Arrived Hongkong – left Hongkong – arrived Penang…  Jedenfalls ist das Päckchen schon auf dem Lieferwagen.

Und weil Wasser im Schiff so schön ist, gleich noch eine Story aus dem gleichen Themenkreis… Neulich lief unserer AKKA die Nase. Vorn am Bug – eine kleine Blase, ein kleiner Riss, ein winziges Rinnsal. Knapp vor dem Bugstrahlruder. Haben wir gar nicht gern, so eine Entdeckung, auch da bimmeln sofort alle möglichen Glocken, von Undichtigkeit von innen (ja, da darf die Schipperin gern mal die Vorschiffskabine ausräumen!) bis – Schreckgespenst aller Kunststoffbootinhaber – Osmose.  Heute war es so weit, ein Mitarbeiter von Jimimy kam mit dem großen Schleifgerät. Ich saß oben im Cockpt, plötzlich höre ich des Eigners „huch!“ und ein Lachen.  Manche Sachen sind wirklich extrem einfach: bevor das Bugstrahlruder eingebaut wurde, hatte an dieser Stelle mal der Sensor für das Echolot gesessen. Das Loch war von innen schön abgedichtet worden, aber da so eine AKKA einen ganz schön dicken Schnabel hat, musste das auch von außen abgedichtet werden. Oder wenigstens ein bisschen gespachtelt. „Huch“ sagte der Eigner, als ihm der mittlerweile lose Proppen entgegenfiel.
Keine Osmose. Nix undicht.

Leicht undicht sind nur wir. Hatte ich schon mal gesagt, dass wir unglaublich schwitzen? Ja, ja – ich hatte auch von den Klimaanlagenüberlegungen berichtet. Ein Weilchen haben wir es noch ohne ausgehalten, während andere längst Appartments in den umliegenden Investitionsobjekten bezogen, aber jetzt haben wir auch eine Klimaanlage. Wenigstens in der Nacht. Die AKKAnautenweicheier sind nämlich ins Hotel gezogen. Für knapp 20 Euro.  Gut gegen Hitzepickel!

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