Sonntags Ruhetag

Suedostspitze von Lingga/Indonesien, 30.8.2015

Wir liegen zwar hinter der südöstlichen Landnase von Lingga, aber die Art Schwell, die trotzdem in die flache Bucht läuft, mag AKKA sehr gern: da macht sie voll mit, unsere Schunkelfreundin. Und wir auch – gelegentliches Kaffeetassenfesthalten inklusive. Wir haben uns heute einen Ruhetag verordnet. Der Ausgang der Sundastraße ist ja noch 500 Meilen weit entfernt, und einerseits würden wir gern Richtung Cocos Keeling sausen, andererseits ist eigentlich jetzt noch wind- und wellenreiche Zeit dort draußen, lassen wir es also geruhsam angehen – die nächste Etappe bringt uns erst einmal zur Bangkastrasse zwischen der gleichnamigen Insel und Sumatra. Dort wird es dann zwar weniger Wind geben, aber aus der besseren Richtung. Ob wir doch noch einen Stopp in Jakarta oder anderswo machen, wollen wir noch entscheiden.

Zum Tagesgeschäft. Müssen wir uns eigentlich Sorgen um den Gecko machen? Vorgestern sprang er, als ich den Anker werfen wollte, aus der Ankerklüse („Das Reiten auf der laufenden Ankerkette ist streng verboten!“) und verschwand nach achtern. Abends ruft er ab und zu, ist also insgesamt lebendig und, wie ich finde, auch beleibter geworden, aber die Versorgung mit Fluginsekten schwindet am Ankerplatz natürlich (wir machen für ihn eigens die Heckplattformbeleuchtung an, vielleicht verirrt sich ja doch mal eine Mücke oder Motte…). Wir fragen uns: wie fängt man einen Gecko? Die Kinder in Kuna Yala, die den Yachties gern Geckkos „verkaufen“, würden es wissen, und wenn wir es denn schaffen, würden wir ihn schweren Herzens an Land aussetzen, zu all den Kumpels. Wenn nicht – da kommen harte Zeiten auf unser „Krokodil“ zu.
Kleines Ärgernis aus dem Elektronikbereich: wir hatten uns ein Navionics-App für das Tablet geladen (ham jetzt alle…). Dazu hatte ich Karten für Indik und Afrika erworben, mit einiger Mühe – wer ahnt schon, dass Internetkäufe über das Androidsystem nur möglich sind, wenn man „unbekannte Quellen zulassen“ aktiviert hat?! Das klingt doch eher bedrohlich, oder? Erst der Navionics-Helpdesk brachte mich auf die richtige Spur. Das Ergebnis des Kartenkaufes liess sich allerdings sehen: schöne Darstellung, detailliert, aktuell und ueberhaupt ganz wunderbar, in allen Bereichen der gekauften Karten; man konnte Direction Island auf Cocos anschauen und exakt zwischen den Riffen navigieren und auch schon die Einfahrt nach Richards Bay in Suedafrika erkunden. Zumindest war das der Eindruck zwischen Pangkor und Singapur, immer schön im Bereich von Mobiltelefonie und WiFi… Hier unten nun wurde die Darstellung plötzlich sehr kryptisch – wat is‘ denn nu‘ los? Es stellt sich heraus, dass man trotz – oder gerade wegen? – besonders einfacher, intuitiver Bedienung doch die Hilfedateien studieren sollte: im Empfangsbereich von WLAN oder mobilem Datenverkehr kriegt man alles Gewuenschte auf dem Tablet(t) serviert – um es aber offline zu nutzen, muss man die entsprechenden Kartenausschnitte separat herunterladen. Was natürlich nicht geschehen war – die dumme Schipperin hatte mehr mit dem „gekauft ist gekauft“-Prinzip gerechnet. Nun sitzen wir da mit der schönen App und einer Weltkarte… Ein Drama ist es nicht, wir sind auch ohne Tablet bis hierher gekommen, aber der Mensch verbeisst sich ja gern in Redundanz der Systeme (das 4. wäre dies, neben Papierkarten, Plotter und OpenCPN auf diversen Laptops), und dann ist da noch die Begeisterung für neue Gimmicks. Zu dumm, dass wir, aus Malaysia kommend, nun keinen Internetzugang über die indonesische Telkomsel haben, denn die alten indonesischen SIMs oder zumindest ihre Guthaben sind natürlich längst erloschen. Gestern abend allerdings passierte etwas Lustiges: wir haben ja noch unsere malaysischen SIMs in den Telefonen, aber eigentlich sind die vom Datenverkehr getrennt, was hier eine geringe Rolle spielt, denn Telkomsel scheint mit Digi Malaysia nicht „roamen“ zu wollen. Man sieht zwar wie schon auf dem Herweg eine sensationelle Abdeckung durch Telkomsel auch im Küstenbereich, aber sonst sahen wir nix, insofern konnte ich tagsüber gefahrlos mit der Funktion „Data Roaming“ herumprobieren, wegen der o.a. Navionics-Geschichte. Beim Bereiten des Abendessens höre ich plötzlich das Tablet vibrieren und bimmeln – wo kommen denn plötzlich Daten her? Klar, über das nicht wieder abgestellte Data-Roaming! In Reichweite des Ankerplatzes, also am Arxx der Welt, muss ein Funkmast fuer Indosat-Digi stehen, und der schob uns unerwartet und ungefragt ein paar neue Mails zu (danke, Schwester und Bruder!) und zahlreiche Facebookbenachrichtigungen (extrem wichtig…). So lange, bis das malaysische Guthaben aufge- braucht war, und das ging schnell. Nach diesem kurzen Aufflackern sitzen wir wieder ohne Internet da. Zurück zur Basisausrüstung: Funkmails und gelegentlich welche vom Satellitentelefon. Das hat auch seine Vorteile. Sonntag ist nämlich Ruhetag! An die Arbeit!

Indonesische und andere Späße

Mezanak, 18.8.2015

„Thank you for your visit!“ sagt der Eigner gerade. Am Heck hängt mal wieder ein Boot voller Kids, denn wir sind auf dem Weg zur Sundastrasse, und Indonesien hat uns wieder. In Ermangelung von Bahasakenntnissen erschöpfte sich die eher einseitige Unterhaltung gerade in Aussagen wie: „… ja, wir sind aus Altwarmbüchen… Deutschland… weit weg!“ oder der fröhlichen Aufforderung „… und immer mal an die Zähne denken!“. All das auf Deutsch natürlich – dieser Eigner kann so gemein sein, aber was auch immer er sagt, es wird mit einem begeisterten „… yes, yes, hello Mister!“ quittiert. Leider rauschen wir nur hier durch.

Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass es hier so anders ist als in Malaysia, und wie gern die Menschen auf einen Schwatz und einen Keks vorbeikommen, das hätten wir beim Verproviantieren bedenken müssen. Habe ich aber nicht – und nun haben wir auch noch eine Planänderung vorgenommen, nämlich auf den Stopp in Belitung zu verzichten und gleich zur Sundastrasse durchzugehen, via Bangkor Strait, das macht die Vorräte extra knapp. Aber lustig ist es mit den Hello Misters auch mit kleineren Keksgeschenken.
Ach, das Verproviantieren. Fein geht das in Singapur, wenn man einen Plan hat. Dass man die durchaus bestehenden Listen nicht konzentriert abgearbeitet hat, merkt man erst unterwegs, wenn einem die Kokosmilch fehlt und auch der Tomatenvorrat etwas knapp bemessen ist. Nun gut, also wird es auf Dosentomaten-Salat hinauslaufen. Immerhin haben wir Australische Dollar gebunkert, die wir dann für ein paar frische Sachen in Cocos Keeling ausgeben werden. Die Betonung liegt auf „ein paar“, denn ein Atoll, wo alles hingeflogen werden muss, geht ans Bare.
A propos Spass: wir hatten erwogen, uns einen Ersatz-Kartenplotter nach Cocos fliegen zu lassen – solche Exkursionen in die Welt der Organisation mag ich nach wie vor gern. Dazu hatte der Eigner ein eigenes eBay-Konto errichtet (und musste dann später auch noch ein Paypal-Konto einrichten, weil solche personengebunden sind und meines dementsprechend nicht akzeptiert wurde – man lernt nicht aus!). Bis es dann so weit war, dass wir bezahlt hatten und eine Adresse hätten uebermitteln koennen, taten sich organisatorische Abgründe auf. Zunächst musste uns der Polizist auf West Island/Cocos Keeling eine Adresse geben, die die Transport arrangiert – dieser Polizist scheint ein Mr. Fix-it zu sein, auf den wir gespannt sind, Zoll, Polizei, Auskunft, Quarantine, alles aus einer Hand. Diese Adresse ist in Perth. Perth, Western Australia. Die Stadt hat naemlich einen 1750 Seemeilen entfernten Vorort namens Cocos Islands. Australischer geht es irgendwie nicht. Da ein neuer Kartenplotter von der Stange in Singapur gleich die Erneuerung der gesamten Peripherie bedeutet hätte, also alle Antennen, Radar und Furz und Feuerstein, waren wir froh, ein passendes, wenig gebrauchtes Altteil in Florida zu finden, nur, dass Florida noch schläft, wenn Perth sich anschickt, demnächst Feierabend zu machen – krieg‘ die Informationen und Informanten mal zusammen, wenn Du in Singapur sitzest. Es kommt hinzu, dass Cocos zwar Australien ist, aber nicht zollrechtlich, das kann schön schiefgehen. Sagt Drew, der Freightshop-Manager, der zu allem Übel zeitweise nicht per Mail zu erreichen war. Aber er sagt mehrfach beruhigend über Skype: „No worries, mate!“, da fühlt man sich ganz zu Hause in Ozzieland. Es gingen Tage ins Land, bis wir schliesslich die ganze Sache abgeblasen oder zumindest die Luft aus dem Ballon gelassen haben: der Plotter geht nach Deutschland, und wie er von dort nach Südafrika kommt – den Spass heben wir uns fuer später auf. Genug der Banalitäten. Gleich geht die Sonne unter, ich muss die Wetterwelt-Vorhersage holen. Mal gucken, wo wir uns Sonntag/Montag verstecken, es soll mehr Wind geben. Wind auf die Nase. Nordwärts gab’s im November keinen, dafür jetzt gegenan. Indonesischer Spaß.

SG 50

Singapur, 19.8.2015

Eine Woche voll Luxus. Kleiner Luxus. Wiener Würstchen, französischer Käse, norwegischer Lachs und so. Wir liegen im RSYC, wie gehabt, dieses Mal ungefähr an SANUKs Platz, weiter drinnen. Wegen des allgemeinen Hafenschwells und insbesondere dem durch die Taxiboote erzeugten hatte uns der freundlcihe Bootsmann der benachbarten ADAMO (erinnert sich jemand?  Salvatore Adamo! Italo-Belgian Schmalz à  la Inshallah! Aber der isses nicht…) angeboten, doch eine direkte Leine von unserer Mittschiffsklampe zu ihm zu legen. Nun sind wir ja Besserwisser und haben lieber eine Spring an Land gelegt – und das wäre auch schön was geworden mit ADAMO: so ein Motorochse macht unglaubliche Bewegungen, der hätte uns glatt die Klampe aus der neuen Fußreling gerissen. AKKA dagegen liegt stoisch im Gewackel, wie immer. Es geht doch nichts über Bauchgefühl und Besserwisserei.

Am Montag kamen wir zur Lunch- (und Gewitter-)zeit am Western Quarantinepoint an den Sisters Islands an, ich hatte noch schnell eine „5“ gebaut, dazu eignet sich das „K“ aus dem Flaggenalphabet. Weiß jemand. wohin ich die originale 5 verlegt habe?  Nein?  Die braucht man hier: 2 über 5 heißt „crew only“ und 3 über 4 „Passagiere an Bord“. Eigentlich das erste Mal, dass wir überhaupt etwas signalisieren müssen, mal abgesehen vom blauen Peter und der Flagge Q, und Flaggensignale mit Zahlen sind wirklich sehr selten…
Sonntags in der Früh waren wir in Port Dickson losmotort, ja, leider motort, es herrschte, wenn überhaupt, nur Wind von vorn. In der Nacht hatte ich einen schüchternen Versuch gestartet, das Groß zu setzen, aber noch während ich auf dem Besandeck saß und überlegte, ob auch ein Stück Genua not täte, war der Windanfall schon wieder vorüber. Na denn. Es war auch so genug zu tun, denn auf der Backbordseite zum malaysischen Festland hin tummeln sich die Fischer, eine knappe Meile nach Steuerbord zieht die Kette der Tanker und Frachter von und nach Singapur. Irgendein ein frecher Fischer wagt sich weit raus, bis an die Grenze des Verkehrstrennungsgebietes und kommt uns so nahe, dass ich seinen Motor tuckern höre. Ich bin sicher, der hat sich in seinem Fisch-Wahn überhaupt nicht um den anderen Verkehr gesorgt.  Muss er ja auch rein rechtlich nicht, aber manchmal wünscht man sich schon, dass die Jungs (Mädels gibt es eindeutig nicht!)  Ausguck halten. Bis auf einen kräftigen Gewitterschauer am frühen Abend, der uns für den Rest der Nacht unsere „Deckshaus“-Konfiguration beschert, haben wir schon wieder Glück mit dem Wetter. Es ist zwar bedeckt, das Wetterleuchten über Sumatra reißt erst um Mitternacht ab, aber außer Verkehr rechts und links keine weiteren Sorgen. Na, doch… Die Schipperin wieder mal. In der Annäherung an die Bananeninsel, Pulau Pisang, schreckt sie hoch. Das kann doch nicht sein?! Das ist gar nicht die Bananeninsel, diese Silhouette, das ist schon wieder so eine Kack-Barge mit Holzladung. Déjà  vu, vor Borneo, letztes Jahr. Wie lang doch solche Schocks und Navigationsrätsel nachwirken. Natürlich ist es die Bananeninsel, und das kleine Licht, das ich kurzfristig für einen Schlepper halte, ein unschuldiger Fischer, der halt fischt und nicht die Insel im Schlepp hat. Einen Haken habe ich trotzdem geschlagen. Um 3 Uhr morgens eben. Leicht benebelt.
Wer sich fragt, was ich mit Deckshauskonfiguration meine: eine recht heimelige Sache! Wir fahren ja immer noch unser Bimini-Tuch zwischen Hinterkante Sprayhood und Besan, und an das kann man nicht nur am Anker, sondern auch unterwegs die Seitenscheiben anzippen, die ich aus Plastipane genäht habe.  Ich überlege während meiner Wache, ob das auch Indian-Ocean-gängig sein wird, das wäre nicht schlecht. Ein Schiff mit Deckshaus!  Man lese den VENGA-Blog zu dem Thema. Hat was.  Aber wir wollen nicht meckern – eigentlich hat AKKA alles, was man braucht… Von Biminituch über  Deckshaus-Fake bis Gecko. Alles an Bord.

Die letzte Woche hatte einen besonderen Moment beschert: wir waren noch einmal in Kuala Lumpur, und endlich waren wir mal die Größten! Jedenfalls in der Schlange der Indonesienvisa-Aspiranten, ganz wortwörtlich. Überhaupt sehr interessant, was man alles zu sehen kriegt. Die unterschiedlichen Arten muslimischer Kleidung zum Beispiel, vom schwarzen Tschador mit Niqab (im AKKA-Jargon „Huh!“ genannt…) und auch äußerst gesittet gekleideten Männern  (gern die Pakistanis) bis zu einem schrillen Fall von Jilbab: Acryl-Plateausohlen, hautenge Seidenröhrenhosen, knappes Oberteil, für die Schulter-Arm-Bedeckung sorgt ein knackiges Lederjäckchen, gekrönt von einem knallig gelben Schleiergebilde um ein intensives Makeupgesicht drapiert – schon beim Anblick der engen Klamottenschichten wird mir warm und manchem männlichen Betrachter heiß!  Wie sagte gestern Zeina, die Marinamanagerin, zu mir: „… this does not help at all.  Das ist einfach unbescheiden…“
Insgesamt hatten aber noch mehr zu gucken. Zum Beispiel die „Huh!“-Dichte  im Verhältnis zur Nähe zu den großen Malls zu bestimmen. Ganz klar: je luxuriöser die Mall umso mehr „Huh!“. Oder zu schauen, wie man mit Niqab gesittet speist. Auch interessant. Darf man dann von der Seite die Wange blitzen sehen?  Wir fürchten, das war un-„Huh!“

Aber unser Sonntagsausflug galt einem ganz besonderen Ort.  Endlich! IKEA Kuala Lumpur. Sind die Ausstellungen auch global immer gleich, die Kunden machen den Unterschied. Sitzmöbel-Lungern ist sehr beliebt bei den Malayen, Matratzenhopsen bei der chinesischen Bevölkerung, aber unermüdliches Schubladenziehen scheint Kinder weltweit gleich zu begeistern. Und dann die Expats!  Der europäische Vater mit chinesischer Frau und Kinderschar beim Möbelkauf; über die Nationalität will ich nicht befinden, aber er hatte ein Schreibbrett mit Planskizzen und Listen in der Hand. Vielleicht mitteleuropäisch? Die makellos braun gebrannte Holländerin (bestimmt ein 24h-Freizeit-Tennis-Teint!) sammelt mit der Familie Berge von neuem Geschirr ein. Und so fort.
Ein Blick in den Restaurantbereich hätte gleich Böses ahnen lassen, es war knallvoll. Von dort, der IKEA-bewanderte Leser wird es wissen, geht es abwärts in die Markthalle, wo sich an diesem Sonntagnachmittag die Massen die Einkaufswagen in die Hacken schoben. Wir nahmen die berühmte gelbe Tüte, füllten sie – noch hoffnungsfroh – mit Bett- und Handtüchern, Pfeffermühlen und Ersatz-Trinkgläsern (keine Duftkerzen!) und strebtem dem Ausgang zu. Das Ende vom Lied?! Da blieb doch letztens bei IKEA Kuala Lumpur in der Selbstbedienungshalle ein gefüllter gelber Einkaufssack stehen… Nicht sehr nett. Aber das Lied hatte dann doch noch eine Strophe. Dienstags ist es dort nicht so voll, dafür unterlag der gelbe Beutel dem IKEA-Syndrom, oder  wir fielen ihm zum Opfer: ein bisschen mehr als geplant wurde es dann schon. Salatschleuder (ohne Loch und kleiner als die alte), Vorhangstoff… Knäckebrot und Vollkornbrotmischung.  Dill-SIld scheint allerdings schlecht zu gehen. Ob das non-halal ist? Die Chinesen jedenfalls lieben die Pepparkakor-Proben, die verschleierten Damen das Softeis! Ein schöner Ausflug! @Kerstin LOP TO – da kannst Du berechtigterweise neidisch werden!

Jetzt läuft der Singapur-Proviant-Run. Und Sim Lim-Tower-Besuch. Und Singapura Plaza zum Aufstocken von Nadel- und Fadenvorräten. Und überall ist SG 50 – Singapur wird 50, ein Stadtstadt in den besten Jahren. Wenn es hier einen Facebook-Like-Daumen gäbe: Singapur kriegt ein Like von mir!
Demnächst geht es weiter. Wie gehabt: irgendwann, wenn das Wetter einigermaßen passt, was es gerade nicht tut. Siehe oben: Wind von vorn bitte nur in moderaten Windstärken.
Ich gehe jetzt Schwimmen. Mein persönlicher Luxus in SG 50.

Parallelen

Port Dickson, 5.8.2015

AKKA ist unterwegs, wer hätte es gedacht?! Gestern früh haben wir die Leinen in Pangkor losgeworfen – es war ja auch ganz schön einsam geworden, obschon: auf den letzten Drücker war es für uns noch einmal „gesellig“, mit der VENUS, mit der SAGATA, und mit Florence/SERAFIN waren wir sogar, Donnerwetter, im Kino. The Minions. AKKA-Kurzrezension „…naja, lustige Gags [aus „Despicable Me“] auf abendfüllend getrimmt“.  Zugegeben, die historischen Bezüge sind witzig. Aber bei uns lief erst letztens im Abendprogramm „Chicken Run“, der Hühnerthriller überhaupt. Das ist Spannung pur! The Minions schienen jedenfalls Geschmackssache zu sein.
Aber nun wurden es doch immer weniger Yachties, SAGATAs nach Langkawi gesegelt, die VENUS nach Deutschland und Florence in die USA geflogen, man kann es in der Aussage der Damen aus dem Marinabüro zusammenfassen: „Boring! …. laaangweilig!“ Nur ein tapferer Yachtbesitzer ist übriggeblieben. Aber es wird nicht lange dauern, bis die ganze neue Bande, die jetzt durch Indonesien nach Norden rückt, die neue Saison in Pangkor einläutet.

Wir hatten uns einen guten Tag ausgesucht – abgesehen davon, dass es in der Nacht noch ordentlich geschüttet hatte und wir darum das Sonnensegel feucht einpacken mussten, ging alles glatt. Mit dem Hochwasser um 7 Uhr rutscht AKKA über die Untiefen in die Malakkastraße. Shah winkt nochmal vom Häuschen der Dockbesatzung – und das war’s dann. Wieder mal ein Stück „Yachtheimat“ abgehakt.

Es fängt mit ein bisschen Segeln an, aber wir ahnten schon, dass es auf eine Motorsegelei hinauslaufen würde. Für den Einstieg dennoch ganz nett, der Tag wurde auch zunehmend schöner und wandelte sich, während wir zwischen den zahlreichen Fischern durchstaksten, in eine laue Tropennacht. Über Sumatra stand ein gewaltiges Gewitterwolkenfeld, das freundlicherweise Abstand zu uns hielt und uns lediglich mit einer Lightshow beeindruckte. Man stelle sich vor, dass hinter einer Wolkenwand Mündungsfeuer zu sehen sind: für Sekunden sind Teile oder die ganze Wand mit einem feurigen Orangerot hinterleuchtet. Ooh! Aah! Richtung Port Kelang, Kuala Lumpur vorgelagert und Haupthafen an der Malakkastraße, wird die Anzahl der Fischerboote deutlich geringer (es fischt sich in dem Dreckwasser auch nicht so toll!), dafür tut sich ein Lichtermeer ganz anderer Art auf: zig Frachtschiffe liegen auf Reede, und der unbedarfte Segler denkt zunächst mal: „… wo kann ich denn hier durch!“, aber die Lücken sind groß genug. Wir erleben wieder einmal eine tidennavigatorische Überraschung, denn der Gegenstrom, der am frühen Abend einsetzt, will und will nicht kippen – es dauert dann bis nach Sonnenaufgang, bis wir endlich „Strom mit“ haben. So tuckern wir dahin und um 13 Uhr ist die Admiral Marina in Port Dickson erreicht. Etappe 1: geschafft. Wie es weitergeht? Irgendwie schon! Der Nachbar aus Portsmouth mit seiner 30-FußYacht beglückte uns zum Empfang gleich mit ermutigenden Wetterprognosen für den – zugegebenermaßen nicht ganz jahreszeitgerechten –  Törn nach Süden. Tenor: „Übel!“  Wir werden es sehen.

Hier wurschteln wir noch ein paar Tage, der Wassermacher macht uns Sorgen, wir haben zum ersten Mal nicht so gutes Produktwasser, so als ob das Konservieren der Membrane dieses Mal nicht richtig funktioniert hat. Ich hatte schon einen „error 40“ meinerseits im Verdacht, will sagen: die Fehlerursache steht 40 cm vor der Waagenanzeige und wiegt zu wenig Substanz ab – aber unser Leib- und Magen-Wassermacherberater vom Lieferanten aus Trinidad brachte uns auf eine andere Idee: Ob nicht vielleicht ein bisschen von der Konservierungsflüssigkeit verloren gegangen sein könne?  Nöö.  Oder, halt! Als wir die Niedergangstreppe abgebaut und rumgebastelt haben, ist irgendwann die Hochdruckpumpe des Wassermachers angelaufen, nicht wirklich lang, aber es hat ein paar Schrecksekunden gedauert, bis wir das Geräusch richtig orten konnten.  Ob es das war?  Derzeit läuft ein Versuch, die Membrane mit einer neuen Konservierung wieder hinzubiegen, die Entsalzungsleistung ist nämlich prima, nur der Geschmack ist ein bisschen daneben. Säuerlich. Mit einem Hauch faulem Ei. Im Zweifelsfall ist leider in eine neue Membrane zu inverstieren. Dumm.
Wassermacherprobleme sind übrigens Parallele 1: unsere Freunde von der Lop To sitzen in Mauritius und würgen ebenfalls mit Membrane und mittlerweile undichten Gehäusekappen herum. Ohne gutes Wasser sind wir wirklich ganz schön aufgeschmissen.
Und Parallele 2 und 3 kommen aus Europa: ich habe heute die Website der Venga wieder in die Blogroll gesetzt. Erinnert sich keiner dran, kann ja auch nicht – die VENGAs sind dieser Tage erst in Neustadt/Holstein gestartet. Und doch mag sich der eine oder andere an Daniel und Eva und APHRODITE erinnern. 2007 sind wir zusammen aufgebrochen und haben gemeinsam die denkwürdige Starkwindfahrt nach Porto Santo absolviert. Damals war das Schiff sehr klein – heute ist es viel größer als AKKA, und auch die Crew ist gewachsen, denn Söhnchen Piet dreht vor der Einschulung eine Atlantikrunde mit den Eltern. Irgendwie nett, und obwohl wir schon so lange unterwegs sind, können wir das aufregende Gefühl solcher Aufbrüche gut nachvollziehen. Wir freuen uns mit, auch mit der Crew der ex-JURMO. Gleiche „Abfahrergeneration“, wir trafen uns in Cascais und heute segeln sie samt kleinem Sohn eine AKKA-Schwester, die STRESSLESS. Es sind eben doch nicht nur Rentner unterwegs…
Wir werden demnächst dann schön parallel zu unserem alten Kurs nach Süden stechen. Der Eigner guckt schon Wetterkarten, aber vorher müssen wir noch einen Abstecher nach Kuala Lumpur machen.

Bis demnächst mal wieder!