Mezanak, 18.8.2015
„Thank you for your visit!“ sagt der Eigner gerade. Am Heck hängt mal wieder ein Boot voller Kids, denn wir sind auf dem Weg zur Sundastrasse, und Indonesien hat uns wieder. In Ermangelung von Bahasakenntnissen erschöpfte sich die eher einseitige Unterhaltung gerade in Aussagen wie: „… ja, wir sind aus Altwarmbüchen… Deutschland… weit weg!“ oder der fröhlichen Aufforderung „… und immer mal an die Zähne denken!“. All das auf Deutsch natürlich – dieser Eigner kann so gemein sein, aber was auch immer er sagt, es wird mit einem begeisterten „… yes, yes, hello Mister!“ quittiert. Leider rauschen wir nur hier durch.
Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass es hier so anders ist als in Malaysia, und wie gern die Menschen auf einen Schwatz und einen Keks vorbeikommen, das hätten wir beim Verproviantieren bedenken müssen. Habe ich aber nicht – und nun haben wir auch noch eine Planänderung vorgenommen, nämlich auf den Stopp in Belitung zu verzichten und gleich zur Sundastrasse durchzugehen, via Bangkor Strait, das macht die Vorräte extra knapp. Aber lustig ist es mit den Hello Misters auch mit kleineren Keksgeschenken.
Ach, das Verproviantieren. Fein geht das in Singapur, wenn man einen Plan hat. Dass man die durchaus bestehenden Listen nicht konzentriert abgearbeitet hat, merkt man erst unterwegs, wenn einem die Kokosmilch fehlt und auch der Tomatenvorrat etwas knapp bemessen ist. Nun gut, also wird es auf Dosentomaten-Salat hinauslaufen. Immerhin haben wir Australische Dollar gebunkert, die wir dann für ein paar frische Sachen in Cocos Keeling ausgeben werden. Die Betonung liegt auf „ein paar“, denn ein Atoll, wo alles hingeflogen werden muss, geht ans Bare.
A propos Spass: wir hatten erwogen, uns einen Ersatz-Kartenplotter nach Cocos fliegen zu lassen – solche Exkursionen in die Welt der Organisation mag ich nach wie vor gern. Dazu hatte der Eigner ein eigenes eBay-Konto errichtet (und musste dann später auch noch ein Paypal-Konto einrichten, weil solche personengebunden sind und meines dementsprechend nicht akzeptiert wurde – man lernt nicht aus!). Bis es dann so weit war, dass wir bezahlt hatten und eine Adresse hätten uebermitteln koennen, taten sich organisatorische Abgründe auf. Zunächst musste uns der Polizist auf West Island/Cocos Keeling eine Adresse geben, die die Transport arrangiert – dieser Polizist scheint ein Mr. Fix-it zu sein, auf den wir gespannt sind, Zoll, Polizei, Auskunft, Quarantine, alles aus einer Hand. Diese Adresse ist in Perth. Perth, Western Australia. Die Stadt hat naemlich einen 1750 Seemeilen entfernten Vorort namens Cocos Islands. Australischer geht es irgendwie nicht. Da ein neuer Kartenplotter von der Stange in Singapur gleich die Erneuerung der gesamten Peripherie bedeutet hätte, also alle Antennen, Radar und Furz und Feuerstein, waren wir froh, ein passendes, wenig gebrauchtes Altteil in Florida zu finden, nur, dass Florida noch schläft, wenn Perth sich anschickt, demnächst Feierabend zu machen – krieg‘ die Informationen und Informanten mal zusammen, wenn Du in Singapur sitzest. Es kommt hinzu, dass Cocos zwar Australien ist, aber nicht zollrechtlich, das kann schön schiefgehen. Sagt Drew, der Freightshop-Manager, der zu allem Übel zeitweise nicht per Mail zu erreichen war. Aber er sagt mehrfach beruhigend über Skype: „No worries, mate!“, da fühlt man sich ganz zu Hause in Ozzieland. Es gingen Tage ins Land, bis wir schliesslich die ganze Sache abgeblasen oder zumindest die Luft aus dem Ballon gelassen haben: der Plotter geht nach Deutschland, und wie er von dort nach Südafrika kommt – den Spass heben wir uns fuer später auf. Genug der Banalitäten. Gleich geht die Sonne unter, ich muss die Wetterwelt-Vorhersage holen. Mal gucken, wo wir uns Sonntag/Montag verstecken, es soll mehr Wind geben. Wind auf die Nase. Nordwärts gab’s im November keinen, dafür jetzt gegenan. Indonesischer Spaß.