… dann stell doch einfach…

… das Bloggen ein.

Georgetown/Exumas, 21.3.2021

Verlockender Gedanke!  Aber ich tu’s nicht, ich tu’s nicht! Schließlich hält mich das bei der Erinnerungsstange, und das sollte mir ein bisschen Mühe wert sein. Stattdessen stelle ich einfach etwas anderes ein: ein paar Bilder.

Schön, nach dem Einkauf nach Hause zu tuckern! Stocking Island

Viel passiert ist nicht in den letzten Wochen, die wir hier vor dem Monument von Stocking Island am Haken hängen. Einmal umgeankert, mal zu Nachbarn gekrault, um sie um ein bisschen mehr Schwoiraum zu bitten, denn es sollte Starkwind kommen. Alle zwei Tage mindestens ein Erkundungsgang auf Stocking Island – hinüber auf die Exumasoundseite, wenn der Wind schönen Seegang verspricht.

Aufwärts!

Hinauf zum Monument – mit Seil-steighilfe die steile Düne hinauf. Auf der Dünenkante balancieren, fluchend durch’s Unterholz krauchen, Poison Wood* meiden, auf vertrockneten Palmblättern ausrutschen, dünenaufwärts krabbeln im einen-Schritt-vor, (mindestens)-einen-halben-zurück-Modus.

Versteinernde Düne!

Geologisch sehr interessant: direkt vor unseren Augen gibt es eine Düne, wo sich der angewehte Sand – äolisches Sediment genannt – in

Sandstein wandelt. Eine gute Gelegenheit, Stücke herauszubrechen und seinen Bootsnamen auf die Düne zu legen (ohne uns, Mutter Erde macht sich da viel Mühe, das Sediment überhaupt zusammenzuhalten). Insgesamt: alles sehr nett, sehr unspektakulär. Verdammt aushaltbar.

Schaumgebadet…

Sonntags wird am „Chat & Chill“-Strand ein Schwein zergrillt, anders kann man es nicht nennen, auch wenn alle jubelnd hinrennen (ja, wir auch!) –  was dabei herauskommt, ist eine mittelmäßig schmackhafte Art „pulled pork“, dazu gibt es „Peas & Rice“, Bahamaian für Reis mit Bohnen. Kuba lässt grüßen (gleich um die Ecke), und die Kubaner können frijoles con arroz besser. Das i-Tüpfelchen auf diesem „jeden Sonntag um 13:00“-Event ist die Fülle an Yachties und anderen Touristen – wir kommen uns ganz merkwürdig vor in unserem Sonntagsstaat, das sind Shorts und Hemd und NM-Bedeckung natürlich: die meisten sind in jeder Hinsicht wenig bedeckt. Ich glaube, dass die Leute sich hier relativ sicher fühlen, weil man zur Einreise ja mal einen Test gemacht hat „…und die anderen auch“. Und die Inseln selbst haben auch vergleichsweise wenige Infektionsfälle, also lebt es sich recht ungeniert. Der Zustrom an US-Amerikanern steigt zur Zeit des Spring Breaks, also halten wir die Luft an, was ja auch infektionstechnisch so schlecht nicht ist, und wir halten Distanz. Fällt uns nicht schwer.

.. auch das gibt es.

Weitere Highlights sind: Ankerplatz nicht unweit der Fahrrinne nach Georgetown. Vor dem Starkwind häufen sich hier die Yachten und ankern gern auch im Fahrwasser, neben dem folgerichtig der Versorger steckenbleibt, der versucht, sich an den Ankerern vorbeizudrücken. Sehr spannend, denn der Wind drückt die „Cape Mail“ weiter aufs Flach, sie wühlt über Stunden mit Propellern und Bugstrahlrudern Sand auf. Schöne Lektion in „doofe Yachties“.

Cape Mail knapp neben dem Fahrwasser

Der Steuermann ist relativ cool. Wir sind, nachdem einige Kollegen verscheucht wurden, nach einer Weile „erste Reihe“. Auf meine Frage, ob er auch unseren Platz noch für mögliche Leinenhilfe braucht, kommt: „…no, you are fine for now, but some of you are really close to the line…“. Wohl wahr. Wir werden fortan unserem Image als Ankerplatzbürgermeister und -polizei gerecht und sprechen jemanden an, der wieder da draußen den Haken fallen lässt. Aber der ist natürlich „hundreds of feet away“ vom Fahrwasser.  Muss wohl andere Seekarten haben oder ist grundsätzlich merkbefreit. Ihr seht, der deutsche Rentner, der aus dem Fenster lehnt und Parksünder notiert, hat es auch bis zu den Bahamas geschafft.

Einkauf vor der Sturm. Wir sind nicht die einzigen!

Im Dorf – zu erreichen nur mit Regenkutte, 1,5 Meilen schwipp-schwapp-Fahrt – gibt es allerlei. Einen recht gut sortierten Supermarkt mit frischem Obst und Gemüse (sofern der Versorger es bis an den Anleger schafft, siehe oben) und viel anderem. Zum Beispiel gibt es Vollkornmehl, das wir auf der holperigen Rückfahrt im Dinghy zu verteilen wissen (was für eine Mehlkleisterschweinerei!). Hier ist  so ziemlich alles, was das Herz begehrt. U.a. w7eder

Waschtag

Werthers Echte!  Die Firma Storck muss hier ein transatlantisches Stronghold haben –  nur „Storck Riesen, Frau Lange“ gibt es nicht, dafür sind die „Echten“ nicht alle ganz echt, weil – außer in Café-, Caramel oder Apfelarome und mit oder ohne Zucker… – auch in der weichen Storck-Riesen-Form erhältlich. Sehr lecker. Wolltet Ihr nicht wissen? Egal…. Eine Wäscherei, bisschen chaotisch, aber funktionierend. Schon mal Wäsche aus dem Trockner geholt, an der man sich noch nach Minuten die Finger verbrennt? Nein?  Dann kommt her, Georgetown, Corner Laundry. Mit Sicherheit desinfiziert bei dieser Temperatur. Hinterher gibt es einen Salat im „Driftwood Café“. Wir haben es gut, auch in dieser Hinsicht – das schöne, trockene Wetter erlaubt es, gelegentlich ein Restaurant zu frequentieren, denn man sitzt im Freien. Kommt auch in Europa wieder, seid geduldig!

Was noch?  Nichts Bedeutendes. Wir wälzen „wie weiter?“-Gedanken. Gestern haben die französischen Antilleninseln auch für die eigenen Landleute die Grenzen dicht gemacht. Das betoniert unsere Entscheidung, die Antillenreise aufzugeben, endgültig – schon die Windbedingungen in den letzten Wochen hatten unsere Reiselust geschwächt. Viel Ost, viel Südost und nicht zu knapp. Wollen wir das? Nö. Wir peilen für Juni die Rückreise in die USA an. Was sagt Ihr nun?

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* auf vielfachen Wunsch einer einzelnen, aufmerksamen Leserin…
Poisonwood. Metopium toxiferum. Ist eine kontaktgiftige Pflanze aus der Familie der Sumachgewächse (wie auch das Giftefeu oder der eher freundliche Cashewbaum). Die Baumrinde ist bei älteren Pflanzen auffällig gefleckt, rot und braun, häufig mit schwarzen Flecken – dann ist schon Saft ausgetreten und oxidiert. Die Blätter sind 3-, meist aber 7-teilig, oval und glänzend (ein bisschen wie ein Ficus benjamini-Blatt). Der Saft ruft allergische Reaktionen hervor. Alle Pflanzenteile sind davon betroffen, selbst abgestorbene noch relativ lang (bis zu einem Jahr, heißt es). Der Saft haftet leider gut und sollte zügig entfernt werden, weil das Urushiol schnell in die Haut eindringt. Es macht zunächst Juckreiz und danach Bläschen, die tage- bis wochenlang bleiben. Lokaler Rat ist zu versuchen, die Stellen mit warmem Wasser (oder auch Öl) und grüner Seife abzuwaschen. Auch Franzbranntwein wird empfohlen (das  könnte man/frau sogar im Wandergepäck mitführen), Und danach… Corticoidsalbe.  Im Exumapark sah ich ein Infoschild, das den Saft einer anderen Pflanze als Gegenmittel pries – danach muss ich nochmal forschen.

Fest verwurzelt: Akka vor dem Monument Beach