Nochmals TO

Luganville, 26.10.2013

Nochmals eine Adresse an Mitglieder des Vereins Trans-Ocean.  Die Hauptversammlung naht, der Vorstand wünscht sich dort viele Mitglieder „zur Meinungsbildung“, wie es im Editorial des Vereinmagazins heißt – wir wünschen uns das auch, nur verbreitet der Vereinsvorstand über das Magazin nur die halben Wahrheiten zu verschiedenen Vorgängen, die aber auf der JV entschieden werden sollen, und diese Informationen sind für viele Beteiligte die einzigen, die ihnen zugänglich sich.

Bitte schaut Euch Uwe Röttgerings Zusammenfassung der Vorgänge an.
TO-Mitglieder, die nicht für den geschlossenen Bereich des Forums freigeschaltet sind, sollten sich freischalten lassen und alle sollten sich geduldig durch die Beiträge arbeiten, um sich einen Eindruck zu verschaffen. auch im öffentlichen Bereich steht ein Thread in gleicher Sache.

Wir machen uns jetzt auf die Segelsocken und werden noch ein paar Tage Santos Ostküste erforschen, ehe wir uns in Richtung Australien begeben – und dann gibt es auch wieder „normale“ Beiträge…

Restposten

Ganz weit unten.  Eine AKKA in Loltong

Ganz weit unten. Eine AKKA in Loltong

Luganville, 17.10.2013

Zeit für Restposten. Höchste Zeit!

Und da es heute so wunderbar schwül-warm ist bei bedecktem Himmel (aus dem es auch tropft), kann mit der Resteverwertung nichts schief gehen.  Zunächst mal: ich habe gekocht, und zwar einen kleinen Nachschlag Hackfleisch im Glas und Köttbullar, denn auch an der Stelle waren wir bei „Restposten“ angekommen, bei den mageren Resten des Gläservorrates nämlich. Gähnende Leere im Schapp – nix mehr Roulade, Huhn oder Gulasch. Also muss vor Australien doch noch einmal Vorrat geschaffen werden, wer weiß, wie lange wir hier noch hängen?! „Ganz prima“, die Kocherei,  bei 3-stelligen Luftfeuchtigkeitsprozenten und der entsprechenden Wärme, vom Ofen und von draußen. Ganz prima aber tatsächlich in Luganville, denn für gutes Rindfleisch ist Vanuatu berühmt, die Insel Santo gilt als die Rinder-Insel, und Luganville ist das Filetstück des Rindfleischhandels, sozusagen.  Das geben wir uns – und werden uns bemühen, vor Einreise nach Australien wieder auf Resteverwertungsniveau zu sein., die Australier wollen keine selbst gemachten Konserven sehen. Und schon gar nichts Frisches, aber das kennen wir ja schon.  Warum wir Fleisch einkochen?  Weil alle anderen Boote fleißig Bisse an der Angel haben – wir nicht.  Zweimal in den letzten Wochen hatte sich jemand an unseren schönen Köder verirrt, konnte sich aber losmachen. Der Eigner sieht es mit einem lachenden („… ich kann die nicht totmachen!“) und einem weinenden Auge („… Salade Tahitienne wäre auch mal wieder schön…“).  Wir probieren’s weiter.

Ein "Yachtclub" im Grünen. Loltong, North Pentecost

Ein „Yachtclub“ im Grünen. Loltong, North Pentecost

Restposten müssen  natürlich auch bei den Reiseerlebnissen abgearbeitet werden, schließlich waren wir in Loltong stehen geblieben, und da muss ich glatt grübeln, was an Erinnerungsresten noch verblieben ist.  Ach, ja – wir hatten uns am Sonntag mit Marie und Mathew zum Lunch verabredet, ein kostenpflichtiges Vergnügen im „Yachtclub“, das sich als echtes Vergnügen und als äußerst füllend herausstellte.  Es wurden uns 10 unterschiedliche lokale Gerichte präsentiert. Favorit: die frisch grünen Röllchen aus Island Cabbage, dem wilden Kohl, die mit Maniok-Laplap gefüllt waren. Auch nicht schlecht: Island Cabbage in dicker Kokosmilch. Und der Watertaro!  Doch, das war nicht nur sehr nett, sondern lehrreich und lecker.  Danach noch ein Weilchen „storiem“, erzählen und dann ab in die Mittagspause.

Mit Marie und Mathew bei der Arbeit

Mit Marie und Mathew bei der Arbeit

Am nächsten Morgen hatten wir uns nochmals verabredet, denn die beiden wollten uns unbedingt das kleine Haus zeigen, das vor Kurzem mit Hilfe der TAURUS oben am Berg entstanden ist.  Und wurden natürlich gleich zur Gartenarbeit eingeteilt:  es war Taro zu pflanzen und Kohl.  Tiefe Löcher graben, und „bitte die Steine entfernen“ (ein schöner Mix aus Vulkan und Koralle…).  Der Taro wurzelt nämlich ungern auf Stein.  Wird gemacht. Junge, Junge, ganz schön heiß… Während Mathew und ich mit spitzem (Rost)Spaten und Grabstock werkeln (der Eigner beschränkt sich auf die Fotodokumentation) steigen aus dem Gartenhäuschen Rauchfahnen auf: Marie brät frisch geerntete Maiskolben und Bananen, und wir können mit unserer Flasche gekühltem AKKAWasser erfreuen; „kühl“ geht immer gut, auch wenn es kein Softdrink ist. Leider haben Marie und Mathew am Abend schon wieder „Gäste“, dieses Mal zum Dinner, denn neben uns liegt die TIGER LILY, und da sie die Australier bekochen müssen, schreiten sie frühzeitig davon – was uns zum Aufstieg zur Bergkante veranlasst.  Da oben hat die Gemeinde von Loltong ein neues Gartenareal geschaffen und dazu eine ganze Bergkuppe gerodet. Jetzt wächst dort zwischen den verbliebenen Kokospalmen alles, was das Pentecostlerherz begehrt. Ihr wisst schon: Taro, Maniok, Yams. Und Kaaaava.

Obere Reihe: Marie. Untere Reihe: Babs/TAURUS

Obere Reihe: Marie.
Untere Reihe: Babs/TAURUS

Eigentlich wären wir gern noch geblieben, zumal auch auf dem Weg bergan sich freundliche Kontakte ergaben – man hat ja auch reichlich Zeit, zu schwatzen, denn der Weg „in den Garten“ ist weit.  Im ni-Van-Tempo gelaufen braucht man mindestens eine Stunde. Und dann muss man immer noch anhalten – es ist wirklich grottensteil! – und mal versonnen die Aussicht genießen (tatsächlich!). Oder abbiegen, weil die mitgebrachten dicken Bambusrohre mit Trinkwasser gefüllt werden müssen – da helfen wir dann natürlich gern tragen und lassen uns befragen. Das Übliche: woher, wie lang, wie viele Kinder?  Wir lernen, dass man beginnt, den Bevölkerungsdruck zu spüren – immer mehr Kinder, immer weniger Gärten in der Umgebung. Und natürlich immer mehr Abwanderer…  Es ist ein toller  Marsch mit Patrick und Liza und diversen anderen. Vanuatu ist schon sehr schön – auch so ganz persönlich gesehen.

Aber für uns ist Weiterreise angesagt – es soll demnächst westlich wehen, also sucht man sich einen der wenigen geschützten Plätze für diese Wetterlage, und genau so einer ist „gleich um die Ecke“, auf der Insel Ambae.  Nur 20 Meilen weg, ein hochgefährliches Vulkangebilde von fast 1500 m Höhe. Und nicht zu sehen – typisch Ambae, denn ihren „Rauch- und Nebelmantel“ legt die Insel nur ab, wenn es geregnet hat. Lolowai heißt der kleine Ort und bietet eine kreisrunde Bucht – geschützter geht’s kaum. Wenn man mal

Inselfrachter Tina

Inselfrachter Tina

davon absieht, dass zum Wochenende der Inselfrachter  „Tina1“ einläuft und ganz schön um uns herum zirkeln muss. Der Käpt’n signalisiert uns zwar „alles klar“, aber wir rücken doch lieber ein paar Bootslängen vom Landestrand ab. Das wiederum freut die MAKILA, die am nächsten Tag ihren Besuch in Lolowai macht und die wir schon in Epi als Frachter mit Motorschaden kennengelernt hatten.  A propos geschützt – wenn man sich die Reste der eingefallene Mole und  das Wrack davor anschaut, muss wohl doch – cyclonbedingt? – hier mal eine brutale Welle hereingelaufen sein. Auch die Korallen auf der Innenseite der schützenden Felsinselchen sind kaputt.  Aber sonst: ein prima Platz. Man kann nach Saratamata, ins Verwaltungszentrum laufen. Sehr schick: World Vision veranstaltet einen Kindertag mit Sport und Spiel, und wir kriegen vom Lunchbuffet was ab, Hühnchen mit Reis und dazu eine Kokosnuss zum Trinken, gegen Spende, versteht sich. Leider sind wir ein bisschen früh, denn während wir schon stopfen, werden ganze Ladungen an kunstvoll in Bananenblatt gehüllte Laplaps angeliefert.

Auf der Straße nach Hause gibt es dann zweierlei Gespräche: Patrick, seines Zeichens Pastor und Verwaltungsangestellter mit Rechts-Hintergrund, berichtet von den alten Zeiten, als man noch unliebsam auffallende Personen auf der Straße fragen musste, ob sie frankphon oder anglophon seien (um dann auf den jeweiligen Polizisten, den britischen oder den französischen, zu warten!  Ein schönes „Condominium“, das…). Und er berichtet uns mit Begeisterung, dass man auf Ambae versucht, das alte Chefsystem wieder mit Leben zu füllen.  „Wir brauchen das! Im Nakamal muss entschieden werden – da geht es nicht um geschriebenes Recht, das immer nur einen Gewinner und einen Verlierer produziert. Im Nakamal wird entschieden, und dann reicht man sich die Hand und alle sind glücklich!“  Wenn das mal nicht am Kavarausch liegt.  Und daran, dass die Frauen außen vor sind.
Der nächste Gesprächspartner knüpft indirekt an dieses Gespräch an… Thema: Pastor. John ist ein freiwilliger Helfer aus Neuseeland und kann sich wunderbar über die Gesellschaftsstruktur der Ni-Van aufregen.  Das Schlimmste: „… und die erhalten ihren gesellschaftlichen Rang alle durch die Kirche – wer Pastor ist, hat das Sagen, auch wenn er nix zu sagen hat. Und das haben die meisten nicht, denn von Sachfragen haben sie keine Ahnung!“  Unnks; das sitzt.  Eine nachvollziehbare Klage. John kann aber gleich auch noch nachlegen: „… und dann muss man sich mal die Kiwis vorstellen. Das sind Christen, und die spenden natürlich; ganz großmütig. Zum Beispiel stumpfe, rostige Sägen, alles was man so auf dem Flohmarkt und bei Haushaltsauflösungen findet.  Für die Inseln gut genug – davon haben wir also kistenweise. Was wir brauchen, sind kiloweise Nägel, Schrauben. Funktionierende Werkzeuge.  Und gute Lehrer… meine „Lehrlinge“ hatten in 2 Jahren Tischlerausbildung noch nicht einmal ein Werkzeug geschärft.  Und der Hammer: der Pastor, der mein Großprojekt leitet, hat den Mann, den ich zum Ausbilder ausbilden sollte, für 16 Monate nach Fiji geschickt. Pastorenausbildung.  Naja, vielleicht isses ganz gut so, ich bilde jetzt die Jungen aus, und die geben dann fundierte Kenntnisse weiter…“  Klerikaler Frust im Tropenparadies.

Lolowai. Wir warten auf die Fähre...

Lolowai. Wir warten auf die Fähre…

Da kümmern wir uns doch gleich mit besonderer Hingabe um die Restposten am Strand: seit unserem Ankunftstag stehen am Schiffslandeplatz im Halbschatten  3 Schweinekäfige, 6 größere und kleinere Bewohner inklusive (und ein paar Säcke Kava, aber da geht nix mehr ein).  Wir geben die hilfreichen Europäer und erregen sicher ein bisschen Verwunderung.  Unsere Gemüsereste und Obstschalen werden verfüttert, wir bringen den „Patienten“ Wasser ans Holzgestänge, und zumindest bis wir 7 Tage später abreisen, sind die Herrschaften Schwein noch lebendig. Um nicht zu sagen: fröhlich. Ob die nun noch jemand weiter gefüttert hat?  Die Nachricht hatten wir im nahe gelegenen Hospital hinterlassen, bei den Kindern am Strand, beim Lädchen.  Wahrscheinlich ein Fall für durchgeknallte tuturangis. Weiße. Über was sich die alles aufregen !  Sind doch nur Schweine!

Markt 24/7 in Luganville. Man lebt unter den Tischen...

Markt 24/7 in Luganville. Man lebt unter den Tischen…

Und nun sind wir in Luganville.  Espiritu Santo.  Was macht man da? Man liest pflichtschuldigst Micheners „The Tales of the South Pacific“, und es gefällt, was für eine Überraschung. Das Ende dieser Erzählungen ist – wie bei Kriegsgeschichten nicht anders zu erwarten – deprimierend, aber ansonsten hat Michener Stimmung und Charaktere der US-Navy hier im Pazifik sehr schön festgehalten, fast maughamhaft. All die schrägen Typen. Die Pflanzer und ihre Gepflogenheiten. All die verbissenen Bemühungen, der Japaner Herr zu werden. Die immensen finanziellen und personellen Mittel für diesen Krieg. Und natürlich die Erzählungen von den gelangweilten Soldaten, die auf den großen Schlag warteten – und die gruseligen Einblicke in die Schlachten, wo es dann nicht mehr ganz so langweilig war. Michener sagt dazu, dass es ein Roman sei, aber nichts davon sei wirklich Fiktion.  Drum findet er abgesehen von den großen Orten wie Vila oder Nouméa oder Guadalcanal  für alle „seine“ Plätze eigene Namen – sonst könnte man die geschilderten Blödheiten und Heldentaten ja nachverfolgen.  Interessant!

Luganville. Quonset Hut der Amerikaner - 70 Jahre alt !

Luganville. Quonset Hut der Amerikaner – 70 Jahre alt !

Luganville entstand tatsächlich 1942 an der Stelle eines kleinen Urwalddörfchens, und hatte nach 5 Monaten Hafenanlagen, 3 Bomberlandebahnen sowie Furz und Feuerstein.
Also wandeln wir durch Luganvilles Straßen (die Hauptstraße ist Vanuatu-untypisch so breit, dass Panzerfahrzeuge wenden konnten!) und sehen überall „Restposten“, z.B. die Quonset Huts, die Weiterentwicklung  der Nissenhütten, die heute noch genutzt werden, als Lagerhalle, Reifenwerkstatt etc.

Restposten, die man nicht auf den ersten Blick sieht, gibt es auch: am „Million Dollar Point“ haben die Amerikaner nach Abschluss des Krieges ihre gesamte Ausrüstung ins Meer gekippt. Die Pflanzer wollten es nicht haben (bzw. bezahlen), die Ni-Van konnten es nicht gebrauchen, also „hau weg den Scheiß“.  Was davon übrig ist – und die auf eigene Minen gelaufene „President Coolridge“ – stellt heute eine der Hauptattraktionen dar. Taucher aus aller Welt gucken sich das an.
Mit dieser Art Restposten haben wir’s nicht so – O-Ton Eigner: „Unterwasser-Schrotthalde“. Aber vielleicht halten wir ja doch unsere Schnorchelbrille noch in diese Richtung.

Zau-ber-haft

Tamtams am Strand

Tamtams am Strand

Loltong, Pentecost, 6.10.2013

Sonntagmorgen. Sie singen, die Kirchgänger im Dorf!  Das machen sie ja immer sehr schön hier in der Südsee.  Wie wir gestern beim Antrittsbesuch beim Chief erfuhren, ist man hier anglikanisch oder katholisch, und wie Marie uns vorführen konnte, spricht man Englisch oder Französisch. Oder Bislama. Oder Raga, oder Saa oder, oder, und…

Port Sandwich. NähmschinenparadeDie Nähmschinenepisode vom letzten Beitrag braucht noch einen Nachklapp: es war nämlich zu spät, die Einlassung des Eigners, dass er abfahren möchte „bevor sich das rumspricht“ .  Am Sonntagabend haben wir die Marcelline-Maschine wieder in ihre Vanuatuflagge gewickelt und sind zum rotten Anleger gepaddelt, und da saß sie schon, gemeinsam mit der Direktorin von der Missionsschule oben am Berg. Ob wir vielleicht mal nach deren Maschine gucken könnten?  Eine Tret-Maschine, aber leider ohne  Riemen.  Zumindest das konnten wir fix erledigen, denn wir haben weder Ersatz-Treibriemen an Bord noch Nylonstrümpfe für eine kleine Improvisation.  Immerhin konnten Anke und Günter von der TRAMP insofern einhelfen, als sie versprachen, in Vila mal nach Ersatzteilen zu schauen.  Aber dann wurden wir doch weiter zu Marcellines Gehöft gelockt, und da standen schon die nächsten „Kandidatinnen“. Eine schön ausschauende, aber vom vielen Kokosöl völlig festgeklebte Handkurbelmaschine, und eine weitere mit gebrochener Platte und chronischem Fadenreißen.  Die festgeklebte Kurbelage konnten wir losbrechen, aber das war nicht das einzige Problem: Fadenhebefedern, oder wie immer man das nennen mag, sind wohl eine Sollbruchstelle und augenscheinlich ein Muss für die Ersatzteilbox „Nähmaschinen“, die ich für’s nächste Jahr plane.  Aber helfen konnten wir leider nicht wirklich.  Als ich am Montag noch schnell zum Treff der Marktfrauen unterm Banyan-Baum (von der westlichen, der anglophonnen Seite des Fjordes)  fahre und ein großes Bündel Lauchzwiebeln kaufe, bittet die Verkäuferin:  „… but you come back next year?!  You know, my sewing machine…“  Wie der Eigner schon sagte:  „… ehe sich’s rumspricht!“.  Immerhin – Anke, die wirklich nächstes Jahr zurückkommen will, plant ein Nähmaschinentechnikworkshop.

AKKA at NopulDie weitere Reise führte nach Ambrym, Insel der aktiven Vulkane, der Hexer, der Holzschnitzer. Und meine Geburtstagsinsel. Nach einer unruhigen Nacht vor Raventlam (für diese Fallböen braucht man wirklich starke Nerven, der Schwell tut ein Übriges!) haben wir uns schnell nach Nopul verlegt – ich hatte meine Zweifel, ob das so viel besser ist, aber es war, und der erste Gratulant war auch gleich ein Dugong mit einer bildschönen Schwanzflosse.  Und was war noch?  Livemusik!  Der Chief von Nopul, Masi, hielt genau an diesem Tag ein „Kava Fund Raising“ ab, es war schon vom Ankerplatz aus ein Gewusel an Leuten zu beobachten, Stampfen zu hören und eben Musik.  Ganz nach meinem Geschmack, was sich da abspielte (das Spielen, nicht das Stampfen…)  Um einen Teekistenbass hatte sich eine nicht ganz übersichtliche Zahl an Sängern aus dem

Meine Geburtstagsmukke: The Marum Local String Band

Meine Geburtstagsmukke:
The Marum Local String Band

Nachbardorf versammelt und schmetterte zu den Klängen von 3 Gitarren (insgesamt 13 Saiten, ich hab‘ sie gezählt!) und einer selbst gebauten Ukulele fetzige Südsee-Folk-Pop-Schrei-Lieder. Im Hintergrund wurde reichlich Kava gestampft und auch genossen; bei so einer Gelegenheit wird schon nicht mehr mit halben Kokosschalen hantiert, nein, es werden ganze Wasserkessel voll geschöpft, die man gern in alte Bierflaschen umfüllt.  Gluck-gluck.  Männersache, also verzog ich mich zu den Frauen, die diverse (obskure) Speisen zum Verkauf boten, mir aber auch freudig eine riesiges Bündel Bok Choy verkauften.  Mein mitgebrachter Geburtstagskuchen – ein Produkt aus der Reihe „… die Bananen müssen weg!“ – wurde sofort vereinnahmt und ebenfalls meistbietend verkauft. So macht man sich beliebt!  Der Eigner steuerte auf der Männerseite zum guten Zweck (Schulgebühren!) einen 1.000er bei. Man könnte auch sagen:r  erkaufte sich das Recht auf Nicht-Genuss der Kavabrühe. Ja, ja, wir sind Kava-Weicheier.

Kavas. Immer wieder lecker!

Kavas. Immer wieder lecker!

Am Folgetag hatte sich Chief Masi so weit erholt, dass wir uns lange unterhalten konnten, über dieses abgeschiedene Leben, über die Kinder, die Schulen, die Kosten. Wir wandern zum Ort Olal hinüber (hier wird’s francophon!) begucken uns den dortigen Ankerplatz (nur für Mutige oder Wracklustige…) und bedauern ein bisschen, dass wir das berühmte „back to my roots“-Festival im August versäumt haben. Kastom Dance und Zauberei.

So geht die Zeit dahin.

Der Marsch nach Ranon stellt sich, noch dazu in der Hitze des Tages, als ziemliches Auf- und Ab heraus, mit einem tollen Rastplatz mit Blick auf zwei junge. spielende Dugongs, die ganz untypisch relativ lange an der Wasseroberfläche verweilen.  Hauptattraktion in Ranon sind die Holzschnitzer, die überall im Gebüsch sitzen und Schlitztrommeln fertigen – der ganze schwarze Lavastrand ist voll.  Es soll mit dem nächsten Schiff eine Lieferung verladen werden, man verkauft die Tamtams und Farnwurzelfiguren für gutes Geld nach Neukaledonien.  Interessant: während die Schnitzer am Strand letzte Hand anlegen, schwappen plötzlich große Wellen heran und reißen die Figuren mit sich, so dass sich kurze Hektik breit macht, um die wertvolle Ladung wieder einzufangen.  Hm.  Was das wohl war?  Mini-Tsunami? Zauber? Hier weiß man nie…
Als der Wind zu schwächeln anfängt, verholen wir uns die 35 Meilen nach Pentecost. Wo die Hexer die Erde beben lassen (Erklärung für die zerstörte katholische Kirche!) und das Wetter machen. Was mich zur Vorsicht für die Weitergabe von GFS- oder Wetterweltprognosen veranlasst – nicht dass man mich mit den Hexern in einen Topf wirft!

Zauberei, das ist eine Sache, die uns schon seit Epi verfolgt…  Meist wird einem versichert, dass man an „black magic“ nicht wirklich glaube, aber diese Todesfälle, Stürme, Erdbeben…  Von unserer derzeitigen Nachbarinsel Maewo heißt es, dass man sich in jedem Fall einem local guide anvertrauen soll, dem unbedingt FOlge zu leisten ist, wohin man darf und wohin nicht.
Soll ich meinen Fettnapf von gestern beichten?  Ich habe mich im Nakamal, dem Versammlungshaus, in dem Frauen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen, auf eine Schlitztrommel gesetzt (ich habe sie nicht mal als solche erkannt in der Dunkelheit).  Ganz schlecht. Übrigens wäre es nicht angesagt für Andreas, unter der AKKA hindurch zu tauchen, so lange ich – als Frau – mich an Bord befinde.  Gesamteindruck: je Vulkan umso Hexerei.  Drum fahren wir auch bald weiter nach Ambae. Die Insel mit den zeitweise kochenden Süßwasserseen.  Huuuh. Tabuu!

Im Moment aber ankern wir sehr friedlich vor dem „Yachtclub“ von Loltong, hinter einem kleinen Riff. Der wirklich sehr alte Chief Richard empfing uns gestern zwar im Rollstuhl aber mit dem traditionellen Schweinezahn um den Hals und freute sich grundsätzlich über unseren Besuch („… so muss es sein!  Er lebt doch noch!“ sagt seine Frau strahlend) und über den Kaffee, den wir als Geschenk darboten:  „… oh, dafür haben wir oft kein Geld…“  Es ist, trotz des Prädikats „Verwaltungszentrum“ doch sehr abgeschieden hier, und viel mehr als die Gärten hergeben, gibt es nicht, auch nicht im Lädchen.  Doch. Frisches Brot! Sehr willkommen…
Jetzt freuen wir uns auf Sonntagslunch mit Matthew und Marie.  Unser Nachtisch ist schon fertig (Panna Cotta aus der neuseeländischen Tüte, mit Wildbeerenaufstrich von ebendort), den Rest besorgen die beiden. Und morgen müssen wir das neue Haus begutachten, das vor kurzem unter der Mithilfe der TAURUS entstanden ist.  Mal wieder ein Marsch in die Senkrechte, rauf zum Kraterrand.
Und dann hatte Matthew etwas angedeutet zum Thema Nähmaschine…  Ganz schön anstrengend, dieses Vanuatu.

PS: ja, ja – es wird Zeit dass wir Bilder einstellen können, aber das gibt der TVL-Stick und das Netz einfach nicht her!

Sie näht!

Beratungsgespräch

Beratungsgespräch

Port Sandwich, Malekula/Vanuatu, 28.9.2013

Der Titel sagt’s und der Eigner sagt dazu: „Montag reisen wir ab!“
Sie, das ist die alte handgetriebene Kurbelnähmaschine von Marcelline, und Marcelline ist unsere erste Kundin im neuen Geschäft, denke ich mir: Nähmaschinenservice.  Ich habe allerdings diese Denke ohne den Eigner gemacht, denn der sagt, wie schon erwähnt, das wir schleunigst abreisen. Nicht nur um möglichen Reklamationsansprüchen zu entgehen, sondern… „… ehe sich das rumspricht!“  Mit den AKKAnauten ist also kein Nähmaschinengeschäft zu machen, so schaut es aus. Dabei hatte ich mir gestern noch eine schöne Anleitung für diese alten Teile heruntergeladen (ja, gibt es hier in Port Sandwich, Internetanschluss! Irgendwo auf dem Hügel steht die Vanuatu Telecom-:-Antenne und erfreut uns!)  Diese Anleitung lege ich allen ans Herz, an die ähnliche Wünsche herangetragen werden. Autonopedia ist sowieso eine schöne Seite.
Und Marcellines Maschine – die hatten einen kleinen Schaden am Korpus, jemand hatte lustig (=ohne Sinn und Verstand) versucht, die Oberfadenspannung zu „reparieren“ (einzig den kleinen Bambusspan, der die Spannschraube spreizte habe ich übernommen).  Der Eigner hat das Gummitreibrädchen für den Spulvorgang AKKAnisiert (mit selbst vulkanisierendem Band).  Ach. so allerlei war nich zu tun, aber nun macht sie es wieder.  Als kleinen Anreiz, diesen Servicebetrieb weiter zu empfehlen, gab es frische Nadeln und eine Spule Polyestergarn als Beigabe.

Wie Ihr am Namen der „Kundin“ sehen könnt, wird hier in der Gegend von Lamap französisch gesprochen, aber wirklich nur hier – in den Maskelynes, nur wenige Meilen von hier lachte man verlegen auf die Frage, ob wir lieber französisch parlieren sollten. Aber hier heißen sie Elisabeth und Bettina, und bei Noella und Roc hört man gut heraus, dass ihr Englisch auf dem Bislama basiert.  Zu den beiden rücken wir morgen mit der TRAMP ein, die neben uns liegt und hier schon einige Wochen „abhängt“, Motto: es gibt immer was zu tun, Papaya-Kompott kochen oder Limonensirup. Oder ganz einfach im Garten sitzen und schwatzen. Für uns ist von den Früchten der TRAMP-Arbeiten auch was dabei, wir werden nämlich morgen den Backofen ausprobieren, der mit vereinten Kräften im Garten aufgebaut wurde, aus Fundstücken wie rostigen Öltonnen, Ziegelsteinen und Zementresten. Port Sandwich im Kuchen-, Brot- und Pizzarausch. Laplap kann man auch reinschieben, also räuchert der kleine Kokosbast-gefeuerte Ofen zur Zeit ganztägig. Wir werden berichten!

Der Ofen!

Der Ofen!

Und jetzt verschwindet die Nähmaschinenmechanikerin in die Koje. Nicht ohne zuvor einen Kardinalfehler gestanden zu haben: wir haben Marcellines Maschine, in eine alte Vanuatuflagge gehüllt, mit an Bord genommen.  Und hoffen nun inständig, dass sie keine weiteren Spuren als ein bisschen Ölduft hinterlässt – beim Nähgarn lag nämlich eine tote und in der Holzkiste eine äußerst lebendige Küchenschabe.  Nee, nee – wenn wir weitermachen mit der Geschäftsidee. dann suchen wir uns ein externes Ladenlokal.  Bis dann!

Vanuatu Light

Zurück vom Garten. Bananentransport in den Maskelynes

Zurück vom Garten. Bananentransport in den Maskelynes

Awei anchorage, Maskelyne Islands, 21.9.2013

Herr Maskelyne, Herr Maskelyne…  Sie waren doch dieser Längengrad-Ignorant, und trotzdem benennt man eine ganze Inselgruppe nach Ihnen. Womit haben Sie das verdient – nur mit dem Titel „Königlicher Astronom“? Ts, ts, ts.

Wir fragen uns auch des öfteren mal, womit wir das Glück dieser Reise verdient haben und diesen geradezu obszönen Reichtum (wir denken jetzt mal nicht an das „kleine“ Schiff vom russischen Oligarchen, das neulich mit seinem Bordhelikopter in Vila lag).
Die AKKA liegt an der Südspitze der Insel Malakula vor Awei Island, einem Inselchen der Maskelynes-Gruppe, und es dauerte heute nicht lang, bis die ersten Auslegerkanus bei uns an der Reling hingen. Freundliche Angebote hin und her: Nüsse, Bananen, Kokosnuss gegen… Nadel und Faden. Angelhaken. T-Shirts.  Dies ist das „Ende von Malakula“, und es ist schon recht weit ab vom Reichtum dieser Welt.

In der Lamen Bay auf Epi war es noch ein bisschen anders – Epi könnte man vielleicht unter „Vanuatu light“ laufen lassen. Ein recht reiches Dorf, dessen Männer zu einem erklecklichen Teil gelegentlich zur Erntearbeit nach Australien oder Neuseeland reisen; es gibt ein paar bescheidene Stores. Verkaufsmethode: „Eier?  Moment, wir schauen mal draußen, ob eine Henne gelegt hat!“, wobei allerdings am selbst gezimmerten Regal auch 2 moderne SD-Karten der 4GB-Größe hingen.  Tja, ja – die moderne Technik und der elende Zwang zu mobilen Kommunikation – hatten wir ja schon in Tanna. In Epi hörten wir zum ersten Mal, dass es auf außenliegenden Inseln Ansätze gibt, für das Bananenbüschel statt eines T-Shirts eine kleine Portion Mobiltelefonkredit zu verlangen.  Voilà .

Auch wenn es „Vanuatu light“ war, haben wir die Woche in der Lamen Bay sehr genossen. Zunächst mal ein Segler-Schmankerl: am Montag erschienen am Horizont diverse Segel.  Haaah! Die ICA-Rally naht, man hörte es schon auf dem UKW-Funk.  Plötzlich waren wir statt 5 Booten, was ja eigentlich schon reichlich ist, 17.  Lärmpegel ungefähr wie im südwestfälischen Freibad meiner Jugendtage, denn nach dem unisonen Ankerkettenrasseln (mit „Ferngespräch“ von Reling zu Reling, man liegt ja nur 100 m auseinander…) sprang alles schlagartig ins Wasser und suchte nach dem Dugong. Die vielen Schildkröten ließen sich merkwürdigerweise wenig stören. Der Dugong blieb allerdings unsichtbar.
Für uns war es lustig anzuschauen, ich erhielt auch beim Paddeln eine Kiwi-Ansprache zur Lage unseres Ankers („… well, really battered in!“) und Erstaunen darüber, dass wir es eigentlich darauf anlegen, den Anker immer so tief einzugraben. Lohnt sich natürlich nicht für nur eine Nacht, offensichtlich einer üblichen Aufenthaltslänge. Landgang? Fehlanzeige.

Uns war es aber gleich, der Abend gehörte der Abend ohnehin Pfarrer Attis, der die Gruppe der Segler schon am Sonntag zu einem Abendessen eingeladen hatte – das wollten wir uns nicht entgehen lassen und stiefelten also mit 8 der weiteren Verdächtigen (2 Australier, 4 Kiwis, 2 Kanadier) bergan. „15 minutes and for the return we put you on the truck“ hatte es geheißen.  Der Gang erinnerte mich an eine Samoa-Exkursion der Crew von Mahina Tiaré im vergangenen Jahr, von denen einer mir steckte: „… ein Todesmarsch!“  Hier auf den Inseln geht es wirklich bergan, wenn es bergan geht, und das tut es mehr als häufig, noch dazu auf Waldpfaden. Für abgelatschte Crocs-Sohlen  wenig geeignet und für ungeübte Seglermuskulatur und -lungen ebenso. Will sagen: ich war schweißüberströmt als uns Attis‘  Sohn in seinem Gehöft begrüßte.

Der Abend war lustig, es gab ein geröstetes, frisch erschlagenes Schwein, das Mama Helen in Stücke haute und dazu eine Menge Yams und Bananen, Kürbis und „Island cabbage“ , eine strohige, aber schmackhafte Blattpflanze unbekannter Art, servierte.  Attis konnte uns mit einigen Stories zu Lamen Island und der Bay erfreuen, darüber hinaus war das Zusammensein besonders mit den „Reflection“s besonders sinnreich, denn die erstellen gerade einen neuen, staatlichen Segelführer für Vanuatu.  Dass uns zum Schluss dann kein Truck ins Dorf brachte, sondern wir auf den abgelatschten Crocs wieder bergab rutschten, war schon fast erwartungsgemäß „Vanuatu“.  Schöner Abend mit Attis, Helen und der (Enkel)Kinderschar.

Yams-Laplap in der Vorbereitung

Yams-Laplap in der Vorbereitung

Schon am Sonntag hatte uns auf einem ersten Schnuppergang durch’s feiertägliche Dorf ein Junge angesprochen, der uns Früchte versprochen hatte, da sagt der Segler ja nicht nein und fängt gleich an zu grübeln, was denn als Gegengabe opportun wäre – und als wir dann mit Minimal-Gabe (ein schönes Handseifen-Refill plus Volkwagen-Motorsport -Knick-Kuli, der mittlerweile mit seinem Knick-Knack-Geräusch weltweit Lehrer in den Wahnsinn treibt) beim Gehöft ankamen, gab es natürlich einen ganze Rucksack voll Grapefruit und Christofinen und Pfefferschoten und Kokosnüsse etc. p.p.). Nachbesserung „Gegengabe“ war angezeigt – auch wenn eindringlich betont wurde, dass dies ein Geschenk sei.  Das netteste Geschenk allerdings war die freund(schaft)liche Beziehung, die sich nun entspann, mit reichlich Gesprächen hin und her, Abgleich der Lebenssituationen, Spaziergang mit William (siehe oben, wenn es bergan geht…) ins nächste Dorf samt vielen Stopps zum Betrachten von Nutzpflanzen, Besuch am Hospital mit Ernte einer apfelartigen Frucht, deren Namen ich leider vergessen habe, aber hier kriegt man, wie heute beim Thema „Nüsse“ öfter mal Unbekanntes aufgetischt.  Eigentlich war es so, dass wir bei jedem Besuch wieder sagten: „… wir kommen dann morgen wieder!“  Das Ganze endete mit einem echten Ereignis…  Ziemlich Vanuatu.  „William erzählte, dass Ihr noch kein Laplap gegessen habt, und wir dachten, wir machen eines!“ Es war sowieso „Feiertag“ = schulfrei = gartenfrei gewesen: auf Lamen Island hatte es einen Todesfall gegeben, so dass, wie wir am reichlichen Ausleger- und Motorbootverkehr ablesen konnten, wer immer sich losmachen konnte, sich auf die Insel kutschieren ließ. Die Einladung nahmen wir – mit der üblichen Portion „Euro-Skepsis“! – gern an.
„Vanuatu“ war zunächst mal die Zeit:  wir hatten angekündigt, wir würden zum Airstrip laufen und ein bisschen computern (nur dort hin strahlen die Antennenmasten von Revolieu!) und dann zurückkommen. Funktionierte auch gut – es war danach zwar noch wenig vorbereitet, aber immerhin glühte das Holzkohlefeuer.
Lektion 1: „Zeit“ ist hier ein sehr vager Begriff, Schüler oder Kirchgänger zum Beispiel werden akustisch (Glocken- =Gasflaschen- oder Schlitztrommeltönen) zum Termin gerufen.  Wenn die Fähre „Big Sista“ kommt, weiß man ungefähr, dass es am Vormittag oder in der Nacht sein muss, was beinhaltet, dass man stundenlang am Strand wartet und ein soziales Stelldichein genießt.
Lektion 2:  Bananenblätter für das Laplap müssen abgeflammt werden, wegen der Ameisen.
Lektion 3: ein Familien-Laplap ist eine ziemlich große Angelegenheit…

Ich mache es so kurz wie möglich: Rosy und Mutter also saßen, als wir kamen, um eine Lage eben dieser Bananenblätter, auf dem (schlau! unterwuchsbremsenden) Korallenschuttboden des Hofes. Lap-lap-Durchmesser um die 1 m  plus Blattüberstand („… it will be a small lap lap for a small family!“).  Williams Bruder Charlie (Sohn von Charlie und Enkel von Charlie) reibt Kokosnuss, und zwar eine nicht unbeträchtliche Menge, William macht sich am Feuer zu schaffen, drückt Milch aus den Kokosraspeln und schleppt mit den Schwestern schließlich eine große Wanne gestampften Yamsbrei heran.  Während Mutter und Großmutter den Brei auf den – zuvor mit Kokosmilch befeuchteten – Blättern verteilen, spaziert ein Huhn vorbei. Ein nacktes Huhn, natürlich, das von zwei weiteren Kindern in Stücke geteilt wird. Mit geübter Hand wirft Rosy kleine Hühnerstücke auf den Brei, kleine, aber penible Positionskorrekturen von der Großmutter folgen, dann noch ein paar Handvoll Kirschtomaten aus dem Garten (eigentlich mehr Rosinentomaten, rein größenmäßig), darüber reichlich dicke Kokosmilch, und zum Schluss ein mehrlagiger Deckel aus Bananenblättern. Fertig ist das Laplap für das Feuer!  Jetzt heißt es eine Stunde warten, Zeit für „storiem“, Geschichten erzählen, auf Omas schönen Pandanusmatten. Die Kinder finden sich ein, der ganz Kleine schon mit Kuscheldecke, die große Schwester wiegt das Baby im Arm, und Rosy zeigt uns die Herstellung von Wassertaropaste „nach Santo-Art“. Dazu werden noch warme, gekochte Yamsstücke – kalte sind zu zäh und ergeben keine glatte Paste! – auf einer flachen Holzschale mit einem Stößel gestampft. Die Schale hat eine besondere Form – mit zwei langen „Henkeln“, auf die man die Kinder setzt, zum Beschweren.  Männer, die den Yams stampfen, dürfen diese die Henkel mit den Beinen festhalten, nicht so die Frauen, das wäre unschicklich… Die fertige Paste wird glatt gestrichen und erhält traditionell ein rautenförmiges Loch, in das wird Kokosmilch gegossen wird. Als Ehrengäste bekommen wir Löffel gereicht, obwohl man eigentlich die Paste mit den Fingern abteilt und die Milch auftunkt. Geschmack und Konsistenz ungefähr wie roher Hefeteig – wirklich gut.

Rosys Küchenfeuer. Im Hintergrund schmort schon das Laplappaket!

Küchenfeuer. Im Hintergrund das Laplappaket!

Wir packen aus!

Heiße Phase…  Wir packen aus!

 

 

Dann ist es so weit: Andreas schleppt mit den Söhnen dieses Laplap-Ungetüm heran, das nun feierlich und mit spitzen Fingern aufgedeckt wird – eine wirklich heiße Angelegenheit.  Rosy teilt – es ist schon lange stockduster! – beim Funzellicht der Solar-LED die Hühnchen-Felder ab und schiebt uns große Stücke zu: ein kleines Laplap für eine kleine Familie… für nur 14 Personen eben.  Vanuatu medium light!

Fertiges Laplap, mit Kokosmilch beträufelt

Fertiges Laplap, mit Kokosmilch beträufelt

TO, TO

Maskelynes Islands, Malakula/Vanuatu, 21.9.2013

Unglaublich, aber wahr: soeben kommen 3 Frauen auf dem Weg zum Garten mit Auslegerkanus vorbei, die heute Nachmittag unsere Fruchtversorgung verbessern werden und dafür Nadel und Faden gewünscht haben. Sie haben sich gerade schon über unsere leeren Plastikflaschen zum Wassertransport gefreut. Sehr abgeschieden ist es hier  – aber über den Bergkamm schaut ein Antennenturm.  Will sagen: wir haben im Nirgendwo Internetzugang, langsam, aber dennoch.

Das will ich nutzen, um vielleicht das eine oder andere TO-Mitglied zu erreichen.  Unsere Motivation, dem Verein Trans-Ocean die Stange zu halten schwindet täglich, aber so lange die Sache DRIFTER* nicht geklärt ist, ist mit uns zu rechnen. Darum geben wir die folgende Bitte um Unterstützung in bereits bestehenden und möglicherweise entstehenden Konflikten weiter.

Uwe Röttgering schreibt:

 

… im Nachgang der Mitgliederversammlung 2012 kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen einigen Mitgliedern und dem Vorstand. Es ging dabei um das Erfordernis einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, die Gültigkeit der Wahl von Herrn Frisch und die Frage, ob eine neue Satzung angenommen wurde, oder nicht. Diese drei Punkte sind bis heute nicht geklärt bzw. den Mitgliedern gegenüber in einer befriedigenden Weise begründet worden. In der Satzungsfrage ist eine Klage anhängig, die den Vorstand zur Eintragung der neuen Satzung verpflichten soll. Aufgrund der Verzögerungstaktik des Vorstandes ist bis zur Mitgliederversammlung 2013 nicht mit einem Urteil zu rechnen. Die beiden Kläger im Satzungsprozess werden von einer Reihe von TO-Mitgliedern bzw. ehemaligen Mitgliedern unterstützt. Die Finanzierung des Prozesses ist gesichert, auch wenn der Vorstand mit seinem Antrag, den Streitwert des Verfahrens (im Ergebnis evtl. sogar auf Kosten der Mitglieder) zu erhöhen, durchkommen sollte. In rechtlicher Hinsicht bietet die kommende Mitgliederversammlung aufgrund der Vielzahl an dort zu behandelnden Anträgen einiges an Sprengstoff. Da sich gezeigt hat, dass der Vorstand nicht zum Dialog mit seinen Kritikern bereit ist und sich lieber auf die fragwürdige Expertise seines Anwaltes verlässt, ist nicht auszuschließen, dass auch die Mitgliederversammlung 2013 Anlass für gerichtliche Auseinandersetzungen geben wird. Um sich nicht wie im Satzungsprozess vom Vorstand vorhalten lassen zu müssen, mit einer Klage zu lange gewartet zu haben, wird der Unterstützerkreis – natürlich nur sofern dazu ein fundierter Anlass besteht – unverzüglich nach der MV 2013 den Rechtsweg gegen den Vorstand beschreiten. Dies kann z.B. die Korrektur von Abstimmungsergebnissen, des Protokolls oder auch die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung betreffen. Es soll ausdrücklich nicht darum gehen, Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, in querulatorischer Weise das Leben schwer zu machen. Es geht nicht einmal um die Durchsetzung einer bestimmten Agenda. Das Ziel ist vielmehr etwas, was man eigentlich für selbstverständlich halten sollte: dafür zu sorgen, dass sich der Vorstand an die vom BGB und der Satzung festgelegten Regeln hält. Wer sich dem Unterstützerkreis anschließen möchte, kann sich gerne per Mail an mich wenden: Uwe.Roettgering@seefieber.de
Die Weiterleitung dieses Postings ist ausdrücklich erwünscht.

Gruß Uwe Röttgering

 

———————

*  für nicht-TO-ler (TO ist eine Vereinigung für Langfahrtsegler) ganz grob zum Fall DRIFTER:  Der Verein Trans-Ocean bot als Service für die Mitglieder lange an, Auslandskrankenversicherungen zu vermitteln und u.a. auch die Zahlungen zu kontrollieren.  Dazu liefen die eingehenden Prämien über Vereinskonten an die Versicherungsagentur.  Nun sind die versicherten Mitglieder ja zumeist unterwegs, und es geschah, dass 2007 in mehreren Fällen die Versicherten nicht mitbekamen, dass der Versicherungsvertrag seitens der Gesellschaft gekündigt worden war, es wurden weiterhin Prämien gezahlt und von TO reaktionslos einbehalten (Stichwort: „Kontrolle der Zahlungen“…), obwohl kein Versicherungsschutz mehr bestand.  Während in zwei Fällen kleinere Beträge als Schadensausgleich vom Verein getragen wurden, weigert sich dieser, im Fall DRIFTER auch nur irgendeine Verantwortung für einen Schaden zu übernehmen, der aus einer stationären Notbehandlung in Panamà¡ entstanden ist – die Höhe des Betrages beläuft sich auf um die 80.000 ‚¬.
Wir sehen, wie viele andere, eine wenn nicht juristisch, so doch  moralisch begründete Verpflichtung des Vereins zum Schadenausgleich, und der Vorstand wehrt sich mit Händen und Füßen, nutzt merkwürdige Rechtsmittel, versucht die Diskussion abzuwürgen und duldet oder fördert gar die Verbreitung von Scheixxhausparolen zu diesem Thema.  Ziemlich übel, wie wir finden, aber wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die Sache bereinigt werden kann.

Tick the Box: Dugong

Lamen Bay, Epi/Vanuatu, 15.9.2013

Reinfahren, Ankerdippen – und schon war er da, der berühmte Dugong von Epi. Ganz kurz die Nasenlöcher gezeigt, und ehe ich den Eigner auf die Stelle aufmerksam machen konnte, war er auch schon wieder abgetaucht. Scheues Gesindel. Das nachfolgende Schwimmen brachte leider keine weitere Sichtung, obwohl es doch heißt, dass der hier lebende Dugong ein zahmer ist und Dugongs im Allgemeinen auch ganz neugierig sind. Mal gucken, ob wir ihn atmen hören, wenn alle neugierigen Segler unter Deck sind. Pfuu-uu.

Die Woche in Nord-Efate war ruhig und zeigte – nur ein paar Kilometer abseits von der 40.000-Einwohner-Metropole Vila – ein ländliches Vanuatu. Zugegeben, „rural Vanuatu“ sieht man schon, wenn man nur die (beiden) Hauptstraßen von Vila verlässt – es sind nur wenige Schritte bis in die Gegend, in der man unter dem traditionellen Palmblattdach lebt und sein Gärtchen pflegt, wo Kinder auf dem unbefestigten Hof die selbst gebastelten Stock-und-Draht-Autokonstruktionen „fahren“ und man sich seinen Weg um Hunde, Hühner und das eine oder andere Schwein bahnen muss. Aber das Stadtleben brummt im Hintergrund, was in Ulei und den umgebenden Dörfern, die wir am Montagabend erreichten, gänzlich entfällt. Man sieht es nach Sonnenuntergang: Beleuchtung? Null. Nur die Yachten, die sind bislang allgegenwärtig. Verständlich, denn es ist attraktiv hier, eine wirklich ansehnliche, vulkanisch-bergige Landschaft, üppig grün mit grauen Regenwolken um die Berggipfel, mal vor schwarzem Vulkans trand, mal im blauen Korallenwasser. So ist Havannah Harbour.

Aber auch der Havannah Harbour ist nicht ausschließliches ni-Vanuatu-Gebiet – historisch ein ex-US-Marinestützpunkt aus Weltkrieg-II-Tagen, sehr eindrücklich zu erkennen an einer Seekarte, die im Resort „The Havannah“, hängt: die ganze, mehrere Meilen lange Bucht war in 600-yard-Mooringkreise aufgeteilt, für die Kriegsschiffe, und diese Verwendung hat Spuren hinterlassen. Zum Beispiel in Form einer niedlichen Strandhütte, die als „WWII-Museum“ firmiert und außer Geschossschrott, Militärbesteck und anderem Strandgut zahlreiche Coca-Cola-Flaschen zeigt, vornehmlich von den Abfüllstellen in Oakland und San Francisco. Übrigens hat hier der John-Frum-Kult* seinen endgültigen Schwung bekommen, denn Jon-Frum bedeutet nichts anderes als „John from (America)“. Mittlerweile wird die Gegend um „Port Havannah“ für gehobene Feriendomzile (in Planung) genutzt. Dennoch haben wir im „The Havannah“ einen Fruchtpunsch geschlürft, trotz „no kids“-Regel eine sehr nette Umgebung. Netter noch allerdings war der Gang dorthin, denn man kommt immer wieder mit diesen unglaublich freundlichen Leuten ins Gespräch. Die Gemüseverkäuferin am Straßenrand, den Stand gleich am Rande des Gärtchens, die ihre mit genauen Preisen ausgezeichneten Gurken, Tomaten und Bohnen ebenso im Auge hält wie den kleinen „Kindergarten“ zu ihren Füßen. Hier draußen wird es sprachlich übrigens schon ein bisschen schwieriger, mit „nur-Englisch“, wahlweise „nur-Französisch“. Etwas Bislama wäre nicht schlecht – an die lokalen Sprachen wollen wir uns ja gar nicht erst wagen, das bekommt Vagabunden hier schlecht: alle paar Kilometer etwas Neues. Wir treffen Schüler auf dem Weg von der Schule (klar, Englisch!). In Elony und Betty auf dem Heimweg vom Resort vereinigen sich zwei Welten – die dezent geblümte Dienstbluse mit „The Havannah“-Schildchen und dazu ein Protestgeschrei aus Bettys linker Hand: entweder ist dem an den Flügeln gehaltenen, frisch eingefangenen Hahn die Schwatzpause mit uns langweilig, oder, wie der Eigner eher meint, ihm schwant, dass er noch heute „Mittelpunkt der Party“ sein wird. Bettys Tochter hat nämlich 12. Geburtstag, und da soll es etwas Gutes zum Dinner geben…

So stapfen wir ein paar Tage durch’s Gebüsch, lösen das Rätsel der immer wieder beobachteten Feuer – kleine Rodungsfeuer, nichts Schweinebedrohliches, stattdessen machen die Ascheflocken eine Schweinerei an Deck der AKKA (also heißt es: verholen…). Wir nehmen die Parade der Nakamals ab, der Kava-Buden, an denen sich abends die Männer die nötige Bettschwere holen – Petroleumlampen leuchten einem den Weg zur nächsten Kava-Tränke. Ich las gerade noch einmal über die Kava-Herstellung auf Tanna, und ich bin mir sicher, dass ich kein Getränk probieren muss, das schon mal jemand vor mir im Mund gehabt hat. Selbst wenn vielleicht die Kavawurzel nicht überall gekaut und der Brei dann zur Weiterverarbeitung in die Schale gespien wird: unsere Abenteuerlust wird an dieser durch den endlichen Antibiotikavorrat in unserer Medizinkiste begrenzt.

Den türkisfarbenen Paradiesankerplatz im Westen von Lelepa-Island verlassen wir sehr rasch wieder: zu schwierig, hier den Anker zu platzieren, ohne mit heilen Korallen in Konflikt zu geraten; mehr ein Ziel für das Dinghy als für das ganze Schiff. Und so weiter, und so weiter. Eine ganz normale Ruhewoche im Westpazifik. Und nun der Dugong. Ich werde mal das Kayak aufpusten. Wir müssen doch schauen, ob der Dugong, falls es ein Männchen ist, Paarungsverhalten zeigt. Das muss toll anzuschauen sein: die dicken Tönnchen (400-900 kg!) machen Unterwasser-Situps, wenn sie die Mädels beeindrucken möchten…“sixpacks“ gelten ja auch in Menschenkreisen etwas, dürften hier aber schwerlich zustande kommen.

————— *Jon Frum. Dazu hätte ich aus Tanna etwas sagen sollen. Lässt sich ergoogeln, aber ganz grob ist es ein „Cargo“-Kult, der zwar christlich beeinflusst ist, sich aber gleichzeitig auf die traditionelle Lebensweise beruft. Die Amerikaner hatten Tannaesen für die Arbeiten auf Efate beschäftigt und wurden wegen der vielen technischen Segnungen, die sie mitbrachten, als Gesandte von „Jon Frum“, dem Messias, begriffen, der im Vulkan lebe. Als nach dem Krieg weiterer „Cargo“, sprich: Konsumneuerungen, ausblieben, versuchte man Kontakt mit Jon Frum aufzunehmen, indem man „Funkanlagen“ , Kopfhörer und andere „Lockmittel“ aus Konservendosen fertigte. Der Jon-Frum-Kult ist mittlerweile eine annerkannte Religion.

Vom Edgar und so …

Mele, 8.9.2013

Da liegt sie noch, die AKKA. Mooring vor der Waterfront, Port Vila

Da liegt sie noch, die AKKA. Mooring vor der Waterfront, Port Vila

Nein, wir sind nicht mehr in Port Vila. 2 1/2 Wochen abzüglich der Reise nach Tanna reichen gewiss, auch wenn wir den Vila-Hass anderer Segler nicht nachvollziehen können. Immerhin gibt es doch ein LEADER PRICE, das Aldi-Pendant für den Franzmann…  Gestern traf ich die Crew der Victoria ebendort, die völlig aus dem Häuschen waren, dass es die Leberwurstdosen aus Martinique hier zu kaufen gibt. Haben sie auch gemacht, sogar reichlich, denn die beiden siebenköpfigen Raupen names Niklas und Hannes wollen ja gefüttert werden. Es war überhaupt ein schöner Einkauf dort, Hannes, der mich virtuell mit Schlamm bespritzte und damit die lokalen Damen anlockte, die sich versammelten, um das Schauspiel bzw. die Schauspielerei zu verfolgen.  Eindeutig: mit Kindern hat man einen Kinderbonus.  Echter Spaß.  Und wenn Hannes mal Sendepause hatte (irgendwann muss er ja Luft holen…) und nicht gerade das ni-vanuatu-Publikum unbedingt erklärt haben wollte, wie die Kinder heißen und was für eine Sprache wir sprechen, kriegte ich von Niklas brühwarm aus dem Museum berichtet. Womit wir beim Thema wären, davon kann ich nämlich auch erzählen.

Vila Sandroing2Das hier ist die Hand vom Edgar, und der Edgar arbeitet im Nationalmuseum von Vanuatu in Port Vila.  Was macht er da?  Ich würde sagen: er übt seine Kunst aus. „Sandroing“ nennt sich das, und wie man als geübter AKKABlog-Leser mittlerweile leicht verstehen kann ist das Bislama und heißt – genau: sand drawing. Sandzeichnung.  Klingt schlicht, ist aber wirklich eine Kunst, und es ist eben nicht nur das Malen von Figuren im Sand.  Mir war schon beim Betreten des bescheidenen Museums die große Palmblattmatte mit dieser Sand-Platte aufgefallen, auf der einige junge Besucher saßen und Figuren malten.  Und dann kam Edgar, fragt ein bisschen schüchtern, ob wir so etwas sehen wollen, es handele sich um eine Art der mündlichen Überlieferung – wir wollten.  In den Sand, mit geübter Hand kurz glatt geschüttelt, zeichnet er ein Raster und beginnt zu erzählen – von Männern und Frauen, Zuneigung, Verpflichtung, von Kindern und Liebe…  Es ist eine lange Erzählung, und während der ganzen, langen Rede hebt er nicht einmal den Finger, sondern malt in völlig gleichmäßiger Geschwindigkeit  eine äußerst komplizierte Figur, eine Figur, die für jede Geschichte, zumindest aber für jeden Erzähler immer gleich ist. Die Geschichte ist übermittelt, mündlich, aber „illustriert“, und Edgar schüttelt die Platte, die Zeichnung verschwindet. Neues Raster: die heilige Schildkröte. Wir sind völlig gebannt, und auf sein „das sollte genügen, oder?“  wird gleich noch eine Geschichte gefordert, Und das ist die Legende von der Entstehung der Kokosnuss und des Kavastrauches, die Geschichte vom reichen Mann mit der hässlichen Frau.  Edgar sagt, er macht es kurz, aber es dauert, und was dabei rauskommt, ist eine Zeichnung, die so kompliziert ist, dass wir sie vor Verblüffung gar nicht fotografieren. Jedenfalls: man findet diese Zeichnung an manchen Stellen auf Ost-Pentecost, da wo Edgar herkommt, auch in Koralle gezeichnet, wir werden suchen und dort ein Bild machen – aber da es sich ja im Wesentlichen um mündliche Überlieferung handelnt, wissen wir auf diese Weise endlich, woher die Kokosnuss  kommt: sie entsprang dem Kopf mächtigen und schönen Mannes, nach seinem Tod.  Woher der Kavastrauch kommt? Zu irgendwas müssen Frauen ja gut sein, auch die hässlichen… Und wieso die Ni-Vanuatu-Frauen kein Kava trinken?  So ganz schlüssig wurde das nicht erklärt, aber immerhin wuchsen die Kavawurzeln aus den weiblichen Genitalien. Ach, was…

Wunderbare Schlitztrommel... und ganz schön groß - das Weiße ist eine Tür

Wunderbare Schlitztrommel… und ganz schön groß – das Weiße ist eine Tür

Edgar konnte noch mehr – natürlich von Pentecost erzählen, so dass wir doch jetzt schon ganz gespannt sind, von Stammesgebräuchen, von Nambas (Penishüllen), Baströcken, Trommeln und Fruchtbarkeitstänzen. Wer übrigens seine Frau besonders schätzt, haut ihr in einer ebenso heimlichen wie heiligen Zeremonie zwei Schneidezähne heraus. Ich muss annehmen, dass mein Mann mich nicht besonders schätzt.

Edgar ist auch ein Musiker und assistierte mir, als ich am, wie Niklas sagt, Hängeklavier aus Bambushölzern mit „Hänschen klein“ begann, um dann so richtig in Fahrt zu kommen, mit allerlei Nationalhymnen – immerhin waren noch ein Kiwi- und ein Ozziepaar zugegen – und auch die Vanuatuhymne durfte nicht fehlen. Eine deutsche Nationale (samt der Frage nach dem Text!) kam zum Abschluss für uns auf einer Bambusflöte.

Wer betrachtet hier wen?

Wer betrachtet hier wen?

Gesamturteil: ein echtes Stück Vanuatu, wirklich toll. Und ringsum standen die erstaunlichsten Gestalten und beobachteten die Szene. Meine Favoriten: die ultimativen Musikinstrumente, fein gestimmte Schlitztrommeln. Hat schon was, Vanuatu – und besonders, wenn man nicht weit herumkommt, ist das Museum ist einen Besuch unbedingt  wert.

Aber wir wollen ja weiter herumkommen und machen uns jetzt auf die Reise – langsam wird es hinsichtlich der Abreise nach Australien auch Zeit. Erst mal nach Havannah (das liegt noch auf Efate) und dann zu den Dugongs in der Lamen Bay/Epi.
Malekula liegt auch am Weg. Letzter Kannibalismusfall: 1969.  Wenn dort der Appetit groß genug ist und Ihr nichts mehr von uns hört…  vielleicht sollte man die Betonung auf „bekannter Kannibalismusfall“ legen? You never know.

Bücherei und Archiv...  We love Bislama!

Bücherei und Archiv… We love Bislama!

Zum Bislama – übrigens eine der ganz wenigen Kreolsprachen, die zur Amtssprache erhoben wurden! – muss ich noch einen Nachhack loswerden.  Es fasziniert uns ja immer wieder neu, all die schönen Beschriftungen („Plis sarem doa slo!“ – bitte die Tür langsam zuhauen…) Oder, wie hier zu sehen, der Hinweis auf’s Nationalarchiv.  Aber für eines habe ich richtig lange gebraucht: „Kafman blong ripablik blong Vanutatu“.  So weit, so einfach – zumindest der Schluss. Irgendetwas “ … der Republik Vanuatu“. Aber Kafman?Wer googelt, findet einen Hinweis auf fragwürdige Rechtschreibung: „kafman“, das müsste „gavman“ heißen – The Government of the Republic of Vanuatu.  Ich lern’s noch!

Kerosin und Holzkohlenrauch

Port Vila, 31.8.2013

Endlich hat die Schipperin den Familienstandard erreicht: Schwester, Bruder, Eltern – alle waren sie schon mal nahe am Vulkan, in Island zumeist, und zwei der  inspirierenden Erinnerungen aus meiner Jugend sind daher die Bilder vom Heklaausbruch und der Aschehaufen von Surtsey.  Klar, auch für die AKKAnauten hat es schon Vulkanisches gegeben, da waren Rotorua/Neuseeland in den 80ern und „neulichst“, ein Besuch im frisch evakuierten Plymouth auf Montserrat in der Karibik oder Eierkochen im Geblubber am Lake Baringo/Kenya, nicht zu vergessen viele „tote“ Vulkane.  Aber so richtig „Vulkan“… nee, das hatten wir noch nicht. Und da die notorisch faulen Segelsäcke auf der AKKA auf dem Weg von Neukaledonien den Halbwindkurs nach Port Vila vorgezogen hatten, statt geradeaus nach Aneytum oder Tanna zu bolzen, musste nun der Vulkanbesuch noch nachgebessert werden.

Aahh! Da ist er ja!  Mt. Yasur, Tanna

Aahh! Da ist er ja! Mt. Yasur, Tanna

Gesagt, recherchiert. Auf Port Vilas Straßen wird man mit allerlei Angeboten zu Tagesausflügen oder auch Overnighties animiert, unser Moon-Reiseführer erläutert solche Möglichkeiten, und bei der Touristeninfo gab es den entscheidenden Hinweis: „… I think, Air Vanuatu is cheapest…“ – sicher nicht unbedingt im Sinne der Touranbieter, der Tipp, für uns  aber zielführend. Schon der Termin bei Air Vanuatu war sehr lustig, denn der mit Packagetouren befasste Joseph war ein umfassend interessierter Mensch – drum kakelte er zunächst mal lang und breit mit Australiern, die wiederum nebenbei mit mir über Australien, das Outback und schlechte VWs, insbesondere Amarok, palaverten. So was kann dauern.  (Und liest hier jemand von VW mit?  Australischer Werkstattbesitzer lässt ausrichten, dass der Amarok zum Wegwerfen ist. Gemildert ausgedrückt.)  Mit uns redete Joseph, als wir dann endlich dran waren, über Deutschland und Hamburg im Speziellen, die Welt im Allgemeinen, und von letzterer ließ er sich erst mal auf dem Globus unsere Route zeigen, sodann vom Amazonas erzählen. Ich sagte es schon: so was kann dauern. Bis wir dann zum eigentlichen Punkt vorstießen. Flug war schnell erledigt, sehr viele Optionen bietet der Flugplan nach Tanna nicht (morgens und abends halt), aber wir wollten im Gegensatz zu den Normaltouristen lieber zwei Nächte

Touristenauto?  Wohl kaum...

Touristenauto? Wohl kaum…

verweilen und brauchten eine entsprechende Unterkunft. Eben dieser Normaltourist fliegt morgens ein, rollert zur „Evergreen Lodge“ nahe der „Hauptstadt“ Lenakel, wird nachmittags zum Vulkan gebracht , nach Einbruch der Dunkelheit dann zwei 4-Rad-Stunden lang zurückgerollert, und fertig ist der Tannabesuch. Wir fanden es eigentlich logischer, in der Nähe des Vulkans zu übernachten. „€¦ well, we have Jungle Oasis there.  Very simple. Something for backpackers€¦“  sagt Joseph. Schlicht und für Rucksackreisende? Klingt doch AKKAnautengerecht, dachten wir, und buchten.  Nicht ohne danach beim „Tripadvisor“ mal zu gucken, und dem entnahmen wir, dass die Unterkunft eine hohe Chance bot, dass es uns gefiel. Vor allem der Gast, der nach eigener Aussage eine volle DIN A4-Seite an Mecker im Gästebuch hinterlassen hatte, beeindruckte uns, vom Handtuch über das Moskitonetz bis zum Klopapier, unter der Überschrift: „Die längste Nacht“.  Er habe stundenlang eine Ratte zunächst mit der Taschenlampe, dann, wegen Batterieschwundes, mit der Beleuchtung seines Mobiltelefons verfolgt.  Naja, und Löcher im Mosikitonetz, das Essen, außerdem gab es auch keine Flauschhandtücher und das Klo war sowieso im Hof.   Alles nach unserem Geschmack – zumal gute Kritiken auch verzeichnet waren.  Nur ohne Ratte, bitte.

Am Mittwoch war die unruhige Nacht – wir entwickeln eine gewisse „wir werden doch wohl nicht verschlafen?!“-Nervosität! – wieder einmal um 04:30 zu Ende, aufstehen, kalte Dusche, Tass€˜ Kaff€˜ und dann mit dem Dinghy zum Waterfront-Anleger.  Der Abholer namens „Atmosphere“  kam dann, wie wir nicht anders erwartet hatten, nicht um 05:30, sondern um kurz vor 6, aber bei einem 12-Sitzer-Flugzeug auf einem Dorfflugplatz ist eine lange Check-in-Vorlaufzeit sowieso eher Theorie. Von Interesse auf dem Flugplatz  1. die Tatsache, dass man sich nach pazifischer Übergewichtlersitte samt Gepäck wiegen lassen muss, was den Eigner feixen und einen langen Hals machen ließ  (ich bin so dick wie immer, aber auch nicht dicker!) , ein Haufen Leute, die vielerlei Pakete als Fracht aufgaben, ein paar UNICEF-Mitarbeiter auf Dienstreise, und Touristinnen, die teils mit Entsetzen, teils mit Interesse die Riesen-Schaben verfolgten, die in der Halle ihre Bahnen zogen (man sagt, das südpazifische Schaben auf Wunsch gesattelt werden können€¦).

Die Harbin, unser Flieger nach Tanna

Die Harbin, unser Flieger nach Tanna

Abflug – sehr schönes 2-Propeller-Hochdecker-Flugzeug, auf dessen Tür eine Notiz klebte, dass diese Harbin-Maschine der Air Vanuatu gehöre (wohl um zu erklären, dass draußen noch „Real Tonga“ stand; unsere Theorie dazu ist, dass die Maschinen von Generation zu Generation, von armem Staat zu ärmerem Staat weitervererbt werden).  Nichtsdestotrotz saßen zwei melanesische Piloten im Cockpit, die eine Unzahl von Hebelchen und Knöpfchen bedienten (man sitzt ihnen ja im Nacken€¦), ganz wie bei den Großen. Start. So richtig viel Propeller sind wir ja noch nicht geflogen, insofern war diese chinesische Harbinmaschine ein echtes Erlebnis.  Allein dieser kurze Start! Ein Riesen-Gebrumm und schon war das Ding in der Luft. Und eigentlich auch schon angekommen, 1 Stunde dauerte der Hopser.

Am Flugplatz in Tanna – noch dörflicher als in Port Vila, versteht sich – nimmt uns Kelson, der Besitzer der „Jungle Oasis“  in Empfang und verfrachtet uns auf einen Toyota-Pickup Doublecab, wir dürfen drinnen sitzen. Erst geht€™s mal in die Hauptstadt Lenakel, Kelson muss Geld besorgen und einkaufen, es ist auch ein Reifen zu reparieren, also haben wir reichlich Zeit, uns den bescheidenen Markt anzuschauen, einen Strauß Erdnüsse zu

Markt in Lenakel

Markt in Lenakel

 erwerben , diese nebenbei als Frühstück zu verspeisen und sonst die „Stadt“, die man dort auch wegen des Fehlens von chinesischen Händlern „Blackman€˜s Town“ nennt (von Weißen sowieso keine Rede€¦), unsicher zu machen.  Zum vereinbarten Zeitpunkt – na gut, ein bisschen später – druckst Kelson rum, ob wir wohl Bargeld dabei hätten und pumpt uns an; die Bankerin sei krank und habe  zum Medizinmann gemusst (!  – richtig verstanden, Medizinmann, witch doctor). Mit unseren 5.000 Vatu lässt sich dann aber trefflich shoppen, eine

Kelson besorgt das Gemüse für unser Dinner

Kelson besorgt das Gemüse für unser Dinner

Handvoll Tomaten, Gurken etc.  für unsere eigene Versorgung der nächsten Tage.  Für den Erwerb von Fleisch oder Hühnchen müssen wir noch ein, zwei Geschäfte abklappern, aber dann geht es los auf die knapp 40 km auf die andere Seite der Insel.  Was vielleicht Segler, die in Port Resolution direkt unter dem Vulkan ankern nioe erfahren: die holperige Straße, die von dort zum Vulkan führt, ist überall so schlecht; befestigte Straße sind auf Tanna Fehlanzeige. 2 Stunden braucht€™s€¦ Zweit-Shopping an einem Dorfmarkt  und ein oh-und-ah-Stopp beim ersten Blick auf den Vulkan inklusive.

Die Oase sitzt tatsächlich im Dschungel und überrascht mit einem

Unterkunft in der Jungle Oasis, Tanna

Unterkunft in der Jungle Oasis, Tanna

ungeheuer sauberen – gefegten! – Garten aus vielen Pflanzen auf schwarzem Lavasand, in dem die traditionell gebauten Hütten für die Gäste verteilt sind. Uns wird aus der Reihe der drei blau-weiß verzierten die mittlere zugewiesen, stabile Betten mit „Peking2008“-Wolldecke (also müssen doch irgendwo die Chinesen ihr Unwesen treiben, von wegen „Blackman€˜s Town“) und unversehrten

Jungle Oasis - unser Heim

Jungle Oasis – unser Heim

Moskitonetzen. In einer „Nambawan“ -Bierflasche steckt ein Sträußchen mit Hibiskusblüten. Im Gemeinschaftshaus serviert uns Joyce, deutlich weniger wortkarg als ihr Mann Kelson, einen leckeren Lunch aus Omelett und Gemüsen, erzählt ein bisschen zum weiteren Verlauf und dass man zum Vulkan hinauf laufen könne. Mann, dieser Vulkan€¦ zum ersten Eindruck aus der Ferne (Ohhh!), dem zweiten bei der Überfahrt über die Aschewüste (aaah!) kam nun das „uii!“: ein konstantes Gewitterdonnern.  Eindrucksvoll. Zum Mittagsschläfchen ins Häuschen zurückgezogen, bemerken wir schnell („aha!“) die Druckwellen, die das Donnern begleiten, und die Vorhänge vor den Fenstern ruckartig wehen lassen.

Um 4 holt uns unser Guide Philip ab, und wir wandern los. Mit etwas Geld in

Im Anstieg zum Mt. Yasur. Was da qualmt ist Schwefeldampf...

Im Anstieg zum Mt. Yasur. Was da qualmt ist Schwefeldampf…

der Tasche, denn den im Package enthaltenen und mit über 50 Euro nicht unbeträchtlichen Eintritt, den eigentlich nun Kelson zahlen müsste, kann er eben wegen der beim Schamanen befindlichen Bankerin nicht entrichten („€¦ kriegt Ihr dann wieder, ich fahre morgen in die Stadt und versuche es neu!“ **).  Wir tun€™s aber gern, denn dieses Vulkangerummel  war ja schließlich der Sinn der ganzen Reise.  Wir stiefeln los, bergan durch den Wald auf einem ausgefahrenen bis ausgewaschenen Weg.  Philip hatte schon gesagt, dass wir sicher eine Fahrt „hitchen“ können auf unserem Fußmarsch, schließlich fährt er täglich als Führer hier hinauf, mit Gästen von den anderen Lodges – und so ist es dann auch. Wir klemmen uns auf die Ladefläche eines der nächsten Pickups. Keine schlechte Idee – dieser Marsch wäre uns noch ganz schön in die Beine gegangen€¦

Fliegende Lava

Fliegende Lava

Naja, und dann nahm die Show ihren Lauf. Schon beim Aussteigen sehen wir große, glühende Lava-Flatschen über den Kraterrand fliegen, ungefähr wie nasse rote Lumpen, es stinkt und qualmt beträchtlich. Die erste Stunde beobachten wirgenau, wohin die „Bomben“ fliegen, schließlich will niemand getroffen werden; die Geräuschkulisse ist verwirrend: Grollen, Fauchen, Zischen und eine Art schwappende Wellen.

Vulkan, Vulkan

Vulkan, Vulkan

Als die Sonne untergeht rückt das Häufchen Schaulustige ein Stück weiter den Rand hinauf – und erhält vollen Blick ins Inferno.Je mehr das Licht schwindet, umso beeindruckender wird das Feuerwerk und umso erschreckender wird es auch – man hört das Gas-Lavagemisch druckvoll und rotglühend entweichen und tritt von der (übrigens ungesicherten!) Kraterkante automatisch  einen Schritt zurück,wenn die Explosion

... und noch mehr Vulkan!

… und noch mehr Vulkan!

gar zu erschreckend ist.
Da fehlen einem die Worte. Leider fehlte uns auch ein Stativ, wie der Eigner geradeeinwirft, dann hätte man sicher schöne Langzeitbelichtungen aufnehmen können.  Ein echtes Erlebnis.

Vulkanissimo

Vulkanissimo

Wir hitchen natürlich auch eine Fahrt bergab, denn der Rückweg im Stockdustern auf dieser Straße wäre eine Strafe gewesen. Noch dazu mit den möglichen Bomben im Nacken.

Und dann ist Jungle Oasis-Zeit: kleines Fisch-Gemüse-Reis-Dinner (Richard Chesher sagt im Segelführer, dass er niemals/never Fisch in Vanuatu isst, den er nicht selbst gefangen hat!  Wir haben 2mal ciguaterafrei überlebt, toi.toi€¦) und ab in Hütte mit den wackelnden Wänden. Von den Druckwellen, wohlgemerkt.

Köchin, Gastgeberin. Joyce

Köchin, Gastgeberin. Joyce

Zum Frühstück serviert Joyce uns Bananen aus dem Garten und von den eigenen Hühnern gelieferte Eier. Kaffee ist eigentlich nicht das Ding für die  Ni-Vanuatu, zumindest nicht auf Tanna, obschon die Insel Kaffee produziert, als Exportartikel. Die Einheimischen, besagte Ni-Vanuatu, beschränken sich zum Frühstück auf in heißem Wasser aufgegossene Zitronenblätter, vielleicht eine Scheibe gekochte Tarowurzel, eine Pampelmuse oder Banane (von denen es derzeit nicht viele gibt – off season) und ab und zu eine Tasse Milch (aus Milchpulver!).  Es ist hier wie überall auf den pazifischen Inseln – der eigene Garten bietet eigentlich das Nötigste, und was man nicht selbst anbaut, hat vielleicht der Nachbar. Oder die Frau auf dem „Markt“.  Nur die ganz großen Dinge, die muss man gelegentlich zukaufen: Diesel (hier, wie in alten deutsch-belgischen Rennautotagen „mazut“ genannt!), vielleicht Lampenöl oder Holzkohle.  Nicht zu vergessen das Mobiltelefonvolumen (eine der meistgehörten Klagen ist, dass gerade kein Guthaben  vorhanden ist€¦).  Eine weitere Variante von „besonderem Bedarf“ hat Kelson uns am frühen Morgen vorgeführt€¦  Den Schuss haben wir nicht gehört, aber einen Pickup mit vielen, kakelnden und lachenden Leuten drauf. Was war los? In Port Resolution wurde gerade eine Hochzeit vorbereitet, und Kelson hat dazu, man höre und staune, eine Kuh im Wald geschossen und verkauft. Und das gibt umgerechnet 500 Euro auf die Kralle. Dafür muss frau auf dem Markt lange Taroblätter verkaufen€¦

Windkante am Mt. Yasur

Windkante am Mt. Yasur

Der Tag gehört dem Dorf und der Umgebung, wir erliegen nicht der Versuchung uns „custom dancing“ vorführen zu lassen – dafür wandern wir zur Ascheebene hinaus und beobachten nochmals den spuckenden Vulkan, von unten. Und junge Leute, die mit Snowboards auf den Aschehängen abrutschen – nein, kein großer Rummel, nur ein Späßchen für einige wenige. Und danach nochmals Dorfleben: Agnes, die wir mit Töchterchen Asial auf der

Agnes auf dem Weg zum Fluss

Agnes auf dem Weg zum Fluss

Straße treffen, folgen wir auf ihrem langen Marsch durch den Wald bis zum Fluss – sie trägt ein riesiges Bündel auf dem Kopf und ist auf dem Weg zum Wäschewaschen. Bei meinen zaghaften Versuchen, einen entlastenden Beitrag zu ihrer Arbeit zu leisten, redenwir über Waschmethoden „bei uns“, über Waschpulver, Kernseife und heißes Wasser. Und Waschmaschinen. Agnes rubbelt, bürstet und schlägt die Wäsche (übrigens nicht ihre, sie verdient sich so ein paar Vatu) auf die Steine, sie wringt und spült und wringt.  Ich verstumme langsam – das Leben hier ist ziemlich beschwerlich. Irgendwann merken wir, dass eigentlich auch Andreas€˜ Anwesenheit eher stört, eine weitere Wäscherin windet sich, weil sie nicht weiß, wies sie ihr „Waschkleid“ anziehen soll, und tut das dann blitzschnell, als

Wäschewaschen... reine Frauensache

Wäschewaschen… reine Frauensache

er sich abwendet um etwas zu fotografieren. Ziemliche „Frauensache“, das Geschäft. Wir entschwinden in den Wald. Wie das wohl ist, die „paar Kilometer“ auf dem Waldpfad ins Dorf zurück zu laufen?  Das Bündel ist ja nicht gerade leichter geworden, jetzt wo die Wäsche nass ist.

Als wir am nächsten Tag auf die Abholung zum Flugplatz warten, wird in der Jungle Oasis unsere gerade Bettwäsche gewaschen. Riesenerleichterung: es gibt €¦ nein, keine Maschine. Es gibt eine Wasserleitung, die die „Oase“ direkt mit dem Bergbach verbindet (die aber nicht immer Wasser leitet€¦), man muss die Wäsche zum Handrubbeln nicht immer an den Fluss tragen.

Aber:  wie an so vielen anderen Plätzen, die wir verwöhnten Westler für arm und damit trübsinnig halten, herrscht ein anhaltender Frohsinn. Und der kleine Luxus  hält ja auch Einzug auf Tanna. Man kann zum Beispiel, wenn man das Feuerholz geholt hat, sich (vielleicht) von einem vorbeifahrenden Pickup kutschieren lassen und dabei mobil telefonieren. Wenn man ein Mobiltelefon hat. Und Guthaben vorhanden ist.

So ist die Welt am Vulkan: zwischen Holzkohlenfeuer und SIM-Karte. Und der Tourist fliegt dank Kerosingestank in den Schwefeldampf.

Hinauf auf den Vulkan – der Mt. Yasur heißt, und das bedeutet auf Nafé „Gott“! – gehen übrigens nur die Wenigsten. Weniger wegen der akuten Gefahr – es ist schlicht unheimlich. Nicht fassbare Mächte. Geister.
Der witch doctor  der Bankerin? Die natürlichste Sache der Welt.

Pickup im Anstieg zum Mt. Yasur

That’s fun! Pickup im Anstieg zum Mt. Yasur

Mit Erdnuss und Anwohner: der Eigner am "disasta tree", Lenakel

Eigner mit Erdnussstrauß  und Anwohner: Treffen am „disasta tree“, Lenakel

 

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**PS:  Ja, wir haben das Eintrittsgeld wiederbekommen! Allerdings… wir vermuten, dass die später erwähnte Kuh auch nicht cash bezahlt wurde, denn der Fahrer des Pickup, der uns zurückbrachte, erwähnte, dass er „eigentlich“ Geld zum Tanken hätte bekommen sollen. Grenzen der Subsistenzwirtschaft…

Yumi orait!

... viele Erinnerungen an Afrika...  Ein Stadtgewusel namens Vila

… viele Erinnerungen an Afrika… Ein Stadtgewusel namens Vila

Port Vila, 23.8.2013

Das hier ist mal wieder so recht nach unserem Geschmack! Lichter der südpazifischen Großstadt.

Rücklings sitze ich im Cockpit, das Nambawan-Café schmeißt mir freitagabendliche Live-Musik ans Ohr, und zwar so gute, dass man eigentlich nochmals das Dinghy zu Wasser lassen müsste. King of the Road und solche Sachen. Eric Clapton rauf und runter. „I will survive“, Gloria Gaynor (aber da bleibt die Cake-Version ungeschlagen …). Ich bleib noch ein Weilchen hier draußen sitzen!

Irgendwie, Ihr könnt es Euch an den Fingern abzählen, ist unser Abstecher in die Loyalities ziemlich kurz ausgefallen, obschon ich, die Ein- und Ausklarierwütige, durchaus gewillt gewesen wäre, ein bis zwei Augen zuzudrücken und ein kleines bisschen länger zu bleiben als die Ausklarierungspapiere aus Nouméa uns zugestehen wollten. Aber das Wetter, das Wetter! Unseren Ankerplatz vor Drueulu (gesprochen „Dschoulou“) hatten wir nach einer schnellen Nachtfahrt am Donnerstagmittag erreicht. Und weil das Volk nach einer ganz gleich wie langen Nachtpassage immer müde ist, passierte dann – außer Gucken! – vor dieser Kulisse aus türkisfarbenem Wasser, weißem Palmenstrand und einer Mischung aus modernen und traditionellen Kanak-Behausungen nicht mehr viel.

Blau-weiß-grün.  Dreulu im Hochzeitsrausch

Blau-weiß-grün. Dreulu im Hochzeitsrausch

Zu Gucken gab es allerdings, und es gab auch was auf die Ohren: kanakoide Pop-Musik und Gesänge „on und off“. Und viele Leute, unter den Palmen versammelt, Autos kommen und gehen. Ganz schön was los. Das war auch am Freitag nicht anders, als wir uns dann an Land bewegten. Wir hatten uns schon mit einem AKKA-Photo und einem daran geklebten 1000er bewaffnet, für den „Chef“, diesen Tarif hatte uns unser französischer Nachbar  als gängiges „coutume“ genannt, und auch gleich bezweifelt, dass der Chef Zeit für uns hätte – das beobachtete Gewusel an Land war der Tatsache geschuldet, dass „eine Hochzeit vorbereitet“ werden musste. Eine? Gewiss doch, eine für 17 Paare. Ganz Lifou im Ausnahmezustand,  zu Beginn der Winterferien, und, wie ich frei diagnostiziere, kurz vor dem fruchtbarkeitsstiftenden Vollmond.

Kein Zutritt!  Le Grand Chef, Dreulu

Kein Zutritt! Le Grand Chef, Dreulu

Wir werden ein bisschen herumgereicht von Gästen, eine junge Frau in der glitzernden Robe Mission geleitet uns vor eine imposante Hütte und macht in Richtung der Tür tonlose Lippenbewegungen für „Gaatcho? Gaatcho?“. Wir waren ganz schnell wieder weg von der Chefferie des Herrn Gaatcho… – das wäre auch ein echter Fehltritt gewesen. Dies nämlich war der „Grand Chef“ für den Süden der Insel. Aber auch der für uns zuständige „petit chef“ hatte keine Zeit. Seine Frau versprach, einen Moment für uns freizuschaufeln, und gab uns schon vorab das o.k., dass wir vor ihrem Dorf ankern dürfen. Eine ganze Weile hocken wir uns an den Rand des Treibens, werden hier und da mal nach unserem woher-wohin befragt und sehen immer neue Fahrzeuge anrollen, neue Familien zum Chef vorrücken, Geschenke abliefern (große Ölkanister, Reissäcke etc…) und an Gesprächsrunden teilnehmen. Briefing? Ehrerbietung? Wir haben keine Ahnung. Ab und an steht alles auf, es wird ein bisschen getanzt und geklatscht, ein neuer Schwung Leute rückt nach. Zwei Eindrücke bleiben für uns: hier ist richtig „Betrieb“ und… unser „Moment“, der wird nicht kommen. Und die Hochzeiten finden erst in 5 Tagen statt – so lange können wir kaum warten, also nehmen wir die Erlaubnis der Frau Chef für bare Münze und trampen nach Wé. Der freundliche Dorfbewohner, der uns mitnimmt, erzählt uns ein bisschen zum Umfang der Feierlichkeiten – in allen 3 Chefferien der Insel finden in dieser Woche die Hochzeiten nach traditionellem Ritus statt. Leihwagen sind ausverkauft, weil so viele Gäste von der Hauptinsel anreisen, die Fähre ist voll, das sehen wir dann auch am Hafen, kurz: wir haben unseren Lifou-Besuch mitten in die eine Woche des Jahres gelegt, in der die Insel Kopf steht. Bis zum Fähranleger sind es ein paar Kilometer zu laufen, ganz gut so – wir kehren nämlich zum Essen im Mandinini ein: ein französischer ex-Soldat aus Martinique und seine Frau aus Französisch-Guyana betreiben ein kleines Antillen-Restaurant, wo man richtige Accras und andere schöne Sachen bestellen kann. Boudin noir zum Beispiel, und für Andreas zum Schluss ein Blanc Manger. So gestärkt nehmen wir die (übliche) Parade von französisch bis EU-geförderten Großbauten ab, Sportanlage, Versammlungshalle, Markt… alles da. Und alles wenig bis unbenutzt, muss man hinzufügen. Die Verteilung von kleinen Marinas in dieser Region ist geradezu erstaunlich – Wé hat auch eine. Prinzip: wir fördern die Infrastruktur, egal womit. Auf dem Rückweg wird es dann nochmal so richtig kanak, oder auch „modern“. Mutter und Sohn nehmen uns (und die schweren Einkäufe) die 20 km bis Drueulu mit – man interessiert sich freundlich und gar nicht mal so uninformiert über unsere Segelreise, und biegt währenddessen in den Busch ab; kleiner Umweg, irgendwas mit „Freizeitvergnügen“ wird angeführt. Der Sohn springt raus und verschwindet im Grün, wir winken, und Mama erklärt im Davonfahren, dass da irgendwo eine Kava-Hütte steht, die der Sohn an diesem Freitagnachmittag frequentiert. Stopp – da hat ein Telefon geklingelt! Wühl, ach, da ist es ja – schnatter, Palaver, Gelächter… Wir drehen um, und Maman hupt bis sich der Busch teilt. Erstaunen beim Sohn – was ist los? „Du hast Dein Smartphone im Auto liegen gelassen, Deine Freundin wollte Dich gerade anrufen…“ Es ist absolut unwirklich – die Masse an Hochzeiten und Hochzeitern, einsamer Busch, traditionelle Kanak-Häuser, Kavahütten. Und Smartphones… Zum Abend sind wir bei WASABI zur Pizza eingeladen, die WASABI war bis vor einigen Monaten „deutsch“, nun ist sie eine Australierin, allerdings derzeit mit einer australisch-amerikanischen Überführungscrew. Ein schöner Abend mit einem fast-Greenflash (wäre da nicht die Landzunge die die untergehende Sonne verdeckt) und vielen Hinweisen zur Segelei in Vanuatu und, noch wichtiger, vor der australischen Küste, dafür darf ich meine heilenden Hände am Pactor-Modem einsetzen (Prinzip „blindes Huhn“…). Zurück auf AKKA gucken wir uns zuerst das Wetter an und dann in die Augen, und damit ist das Ende des Besuches in den Loyalities besiegelt – dieser Reisegelegenheit nach Port Vila sollten wir uns nicht entgehen lassen. Und 36 Stunden später waren wir da.

Bok Choy, Taro und Salat... Der Markt von VIla, täglich von früh bis spät

Bok Choy, Taro und Salat…
Der Markt von VIla, täglich von früh bis spät

Und? Wie isses? Sehr schön! Wunderbarer Markt mit erschwinglichen Früchten und Gemüsen aller Art – die Quelle für’s berühmte Vanuatu-Rindfleisch ist noch nicht ausgemacht. Autoverkehr ist… rechts. Das liegt daran, dass hier, im ehemaligen französisch-englischen Condominium der „Neuen Hebriden“ zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Franzosen rechts und die Engländer links fuhren. Kein Witz! Und da das auch bei geringer Verkehrsdichte ab und zu zu unschönen Situationen führte, entschied man zu einem bestimmten Zeitpunkt „salomonisch“, dass die Nationalität für das nächste importierte Auto die Verkehrsart bestimmen sollte. Und so geschah’s – ein französischer Priester hatte ein Auto bestellt, und da war er, der Rechtsverkehr.
Die Leute sind lustig und extrem freundlich. Und zu lachen haben wir Banausen täglich – obwohl wir über Vielsprachigkeit bestimmt nicht lachen sollten. Hier sprechen fast alle Englisch, viele Französisch, alle mindestens eine lokale Sprache, von denen es eine unglaubliche Menge gibt. Und Bindeglied für alle ist Bislama, eine sehr einfach strukturierte Kunstsprache der frühen Händler – und ein echtes Vergnügen…

Yu toktok Bislama?  (toktok =to talk, und you und me sind halt yu  und mi – und yumi, klaro, sind „wir“)

Tankyu tumas…  (das sollte wenigstens halb verständlich sein: thank you so much)
An Präpositionen gibt es eigentlich nur eine: long, und alles was Zugehörigkeit bezeichnet ist „blong“, von „belong“.
Nem blong mi Andrea! (Mein Name ist ….)

Also, Ihr Lieben, was heißt TUSKER, unser Bier? Na klar: TUSKER – Bia blong yumi!

Das Jugendzentrum des Theaters "Kleine Tasche": Wan Smalbag Yut Senta"

Das Jugendzentrum des Theaters „Kleine Tasche“: Wan Smalbag Yut Senta“ – der Platz für jeden Jugendlichen, jeden Tag!

Mi sori tumas – es tut mir Leid, aber ich kann immer wieder drüber lachen…
Uns geht’s gut!  Yumi orait!

PS:  schon mal drüber nachgedacht, was wohl Café „Nambawan“ bedeutet?  Es gibt gibt auch einen Stadtteil dieses Namens hier und noch weitere… Nambatu, Nambatri.
Auch nicht so schlecht: Freswota!