Beijing

Peking, 31.3.2011

Nicht wirklich Peking, wie schade. Auf dem Flughafen muss man den chinesischen Anteil zwischen all den Bulgaris und Lancomes mühsam suchen, aber es gibt sie, die Läden für chinesische Medizin… Bestimmt ein bisschen mehr „Hochglanz“ als in Pekings Innenstadt. Wirklich schade dass wir keinen Stopover gebucht haben. Der erste Stopp in Deutschland wird sicher das Reiseliteraturregal im Buchladen sein: China (und Vietnam?!).

Gleich fliegt dieses Riesenteil, das vor dem Gate steht, los: Lufthansa A380 nach Frankfurt. Final call!

Bis denne aus Deutschland

AKKA, AKKA

Opua, 24.3.2011

Oh je, der versprochene Erguss zur Ökologie muss warten.

Seit Dienstagabend zurück auf der AKKA rödeln wir rum, um das Schiff für ein schnelles Wassern fertig zu dkriegen. Silvie, die Segelmacherin will besucht werden (Fähre nach Russell, Segel angucken, zahlen, Wünsche äußern, Fähre zurück…). Die Ankerkette, frisch galvanisiert, mit neuen Längenmarkierungen versehen, im Herbst-Regen natürlich, und dann das störrische Teil in den Ankerkasten stauen… Und dann sind wir auch noch wochenlang mit nicht registriertem Auto rumgefahren (wie gut dass die Polizeistreifendichte hier ziemlich gering ist!), das müssen wir auch noch erledigen – diese Greenhorns im neuseeländischen Autogeschäft mal wieder…

Ich höre gerade ein bisschen YouTube … Ich werde beim „Heimat“urlaub in Deutschland die Südsee vermissen.

Wobei, Heimat… Das ist die AKKA. Kein Zweifel.

Kontraste

Picton, 17.3.2011

Wir sind eben in Picton eingelaufen, es regnet Katzen und Hunde, die Zeichen stehen wohl auf „Fähre bald…“.

Nach den vielen schönen Erlebnissen auf dem Kepler Track haben wir einen faulen Tag in Te Anau eingelegt – Kino, die nächste: der 3. Teil der Millenium-Trilogie, am Wochenende davor waren wir ja schon in „Winter’s Bone“. Und Sonntag haben wir uns unter die Massentouristen geworfen.  „Man“ fährt eben zum Milford Sound (oder zum Doubtful Sound, je nachdem), also wir auch (unsere australischen Kepler-Mitläufer waren am gleichen Tag auf den Milford-Track aufgebrochen, nochmals 4 Tage, wirklich tapfer…). Die Straße nach Milford ist schön und bietet tolle Ausblicke auf die alpine Bergwelt – aber die Ausfahrt auf dem Sound (der eigentlich ein Fjord ist, deswegen heißt die Gegend ja auch Fiordland! Briten und Co. ham’s da nicht so mit der Orthographie!), diese Ausfahrt war was für die weniger Verwöhnten. Doch, doch, sehr beeindruckend, die Felsformationen zu sehen, sich das Aufrichten der Alpen vorzustellen, die Wassermassen anzuschauen, die sich via Wasserfall ins Meer stürzen. Aber wir sind eben doch sehr verwöhnt mittlerweile.

Montag sind wir weitergerückt, ein kurzer Blick auf Queenstown, die Welthauptstadt jugendlichen Action-Wahnsinns (Canyon Swing?! Rafting?? Freefall?? You name it – they do it…) und da schlechtes Wetter vorhergesagt war, sind wir gleich weitergereist bis Haast. Übernachtung in einem Beach-Motel wegen akuter Zeltaufstellfaulheit. Außerdem kann man im Motel schauen, was die Nachrichten aus Japan Neues bieten – wir schauen es mit Grausen. Eine der ganz kleinen Katastrophen bot uns die FREYDIS, die am Montag noch verloren geglaubt war, da die gesamte Marina Iwaki Sun restlos im Tsunami verschwunden ist.  Die nachfolgende Nachricht, dass FREYDIS sich an einem Felsen 2 Meilen nördlich „festhält“ ist nur begrenzt tröstlich für Heide und Erich: 1. kann das Schiff unter den gegebenen Umständen kaum geborgen werden und 2. sind das noch 2 Meilen näher an Fukushima dran…

Dafür hatte der Dienstag wunderbares Wetter für uns bereit, viel Ausblicke auf die neuseeländische Geologie und Spaziergänge zum Fox Gletscher (leider kann man da derzeit nicht sehr nahe dran!) und zum Franz-Josef-Gletscher (diesen Namen hat der oben bereits genannte Julius von Haast zu verantworten, gemeint ist Franz-Josef 1. Also, nix FJ Strauß). Der dazugehörige Ort heißt „Franz“, aber außer Gletscher ist dort wenig gewesen. Was mich wirklich störte, waren die Helikopterflüge über diese tolle Bergwelt – nur zu verständlich, dass solche Angebote dazu verlocken, das alles von oben zu sehen, aber dieses Geknäter geht einem  (mir) auf den Keks. Man kann auch etwas leiser mit dem Flächenflugzeug aufsteigen – wir haben nicht mal die geführte Gletschertour mitgemacht, obschon ich doch gern einige dumme Fragen gestellt hätte. So wühle ich mich durch ein frisch erstandenes Büchlein „Rise and Fall of the Southern Alps“ und hoffe auf geologische Erleuchtung.

Am Mittwoch ging die Reise – die sich nun doch zügig nordwärts bewegt – über Okarito bis nach Inangahua. SCHÖNE Wanderung zum Trig-Point in O. mit umwerfenden Blicken auf die Reihe der Alpengipfel! Kurz vor Antritt des Rückweges zog sich der Himmel wie vorhergesagt zu, just in time. Die Nacht im „Backpacker“ in oder bei Inangahua war der Tatsache geschuldet, dass wir einfach keinen adäquaten Zeltplatz fanden, aber das war dann auch mal ein netter Test – Ferien auf dem Bauernhof, Kühe, Hunde, Schafe, Hühner, ein altes Farmerpaar und 3 kleine Hüttchen – für 50 Dollar mit Küchenbenutzung, heißer Dusche, Bettwäsche, Handtüchern. Da kann mancher Campingplatz, der uns ein Eckchen für unser Zelt verkauft hat, kaum mit.

Und jetzt sind wir in Picton – wir schauen uns morgen das Wetter an und entscheiden dann, ob wir noch ein bisschen am Queen Charlotte Sound laufen wollen oder doch gleich auf die Fähre gehen. In 2 Wochen geht’s nach Deutschland, und AKKA will ja noch vorbereitet werden, damit wir im Mai schnell lossegeln können.

Wir lassen hören! Und dann kommt auch noch ein Erguss zum Thema Ökologie in Neuseeland, das liegt mir seit Tagen auf der Tastatur. Und der Seele.

A Great Walk

Te Anau, 11.3.2011

Zurück auf… 200 m Höhe über dem Meeresspiegel, am Lake Te Anau, und wir haben einen „Great Walk“ hinter uns gebracht, einen der „Großen Wanderwege“ Neusselands. Groß, und auch großartig, „great“ eben.

KepTrack 1

Letzten Sonntag, bevor wir einen Trainingsspaziergang zu den Seeschleusen zwischen Lake Te Anau und dem Manapouri-See machten, hatten wir gebucht, den  „Kepler Track“, online, wie sich das gehört: die 3 Hütten am Weg, Luxmore, Iris Burn und Moturau waren verfügbar, los.

Das mit dem Trainingsspaziergang war sicher eine gute Idee, aber es hätten doch ein paar mehr sein dürfen- meinen unsere Muskeln und Knochen. Am ersten Tag geht es erst mal 8 km bergauf (die Flachstrecken lassen wir jetzt einfach mal außer Acht), durch den schönen Scheinbuchenwald von Brodbay zur Luxmorehütte.

Aufwärts durch den Märchenwald

Aufwärts durch den Märchenwald

Naja, das war schon ein bisschen anstrengend für die Seglerbeine, vor allem meine, denn man schleppt ja nicht nur den Rucksack, ondern auch sich selbst. An der Baumgrenze ordnete Andreas eine Verschnaufpause an, es ist saukalt, ziemlich schnell mir auch, denn die Anstrengung lässt einen schwitzen. Eine strahlende Gruppe von Touristen, Kamera, Jäckchen, sonst nix, kommt uns entgegen: „… ein schöner Weg, und so einfach zu gehen!“  Ja danke. Können wir uns vorstellen, wenn man sich mit dem Helikopter dort hinauf fliegen lässt.

Hoch über dem Te Anau-See: die Luxmorehütte

Hoch über dem Te Anau-See: die Luxmorehütte

In der Hütte beziehen wir zwei Kojenbetten in den Gemeinschaftsräumen, mitten unter 55 schnarchenden Australiern, lustigen Israelijungs und der in Neuseeland unvermeidlichen deutschen Gemeinde. Die Gruppe tasmanischer Männer ist zwar altersmäßig wenig definierbar, wir scheinen aber nicht nur die untrainiertesten, sondern auch die ältesten Wanderer zu sein. Well, well…

Hüttenatmosphäre. Rechts mittig meine Schuhe aus Brasilien. Altmodisch!

Hüttenatmosphäre. Rechts mittig meine Schuhe aus Brasilien. Altmodisch!

Ich wache am Morgen mit einem kräftigen Husten auf, aber da kann ja nix machen – ging ja gestern auch ganz gut. Und nun kommt’s. Der Anstieg zum Luxmore Saddle, direkt unter dem Gipfel. „… Du kannst gerne vorlaufen!“ ist mein Standardspruch in den nächsten Tagen. Außer wasserfesten Hosen, die wir gar nicht brauchen werden, habe ich mir einen Satz Wanderstöcke gemietet – je älter der Wanderer, umso lieber mit Stöcken. Die Aussicht oben auf dem Kamm ist , zu beiden Seiten, umwerfend, bei gutem Wetter und wenig Wind, aber dennoch… Die Regel heißt wohl: „nicht raufgucken“, was ich natürlich nicht lassen kann – rauf ist ja nicht so schlimm, viel weiter rauf müssen wir ja nicht, aber vorausgeschaut ist genauso deprimierend. Man sieht auf Meilen, dass es runter geht, über den Kamm, rauf, runter…  Es scheint endlos, aber mit Schrittzählen, Tempo drosseln, Trinkpausen schaffe ich es bis zum „Hanging Valley Shelter“. Schnauf.

Immer schön den Kamm entlang

Immer schön den Kamm entlang

Wir treffen einen jungen Arzt aus Invercargill, der dort auch Mittagspause macht, es ist mittlerweile 15 Uhr.  „Was ist DAAAS denn da unten, diese Serpentinen!“  Ach, sagt der Arzt, das ist nur eine kleine Steigung.. Gut das wir aneinander vorbeigeredet und ich außerdem in Fuchsscher Manier oben und unten, rauf und runter verwechstelt hatte. Zumindest sprechen wir von unterschiedlichen Steigungen. Ein munterer Mensch kommt vorbeige“hikt“, dicker Rucksack – „och, ich komme gerade von den Gates“. Toll. Sehr aufbauend, der hatte also keine Pause in Luxmore gemacht. Er lobt uns noch für unserer Mut, dass wir nach 30 Jahren mal wieder eine Mehrtageswanderung machen, wirft die Beine und verschwindet bergab. Und wir dann schließlich hinterher, Gerölliges wechselt sich mit kleinen Steigungen ab und geht in Bohlenwege und -treppen über, und schließlich in enge Serpentinen, die die ich von oben gesehen hatte.

Am Hanging Valley Shelter

Am Hanging Valley Shelter

Jetzt machen sich die Stöcke bezahlt – ich wusste ja, dass meine Knie „bergab“ nicht so mögen. Jeff, der junge Ranger auf der Luxmorehütte hatte erwähnt, dass man ab der Baumgrenze bis zur Wieselfalle 44 gehen müsse – das sei tröstlich zu wissen, wenn man müde werde. Hatte ich jedenfalls so verstanden, aber ich kann es dann unterwegs nicht glauben. 1, 2, 3 – nach 1 1/2 Stunden sind wir bei Nummer 12. Das darf einfach nicht wahr sein, meine Muskeln schreien „Pause“ und „weitermachen“ abwechselnd, und ich greine mit Andreas rum ob er auch nur die geringste Ahnung habe, wie weit es wirklich noch ist. Er ist natürlich cool wie immer, ein bisschen mitleidsam schon, aber es hilft ja auch nichts – es muss jetzt sein. Bei Falle 24 dann sehen wir im Tal ein Dach und wanken auf die Hüttenterasse. Iris Burn erreicht. Die jungen Deutschen, die natürlich längst angekommen sind, frage ich, ob sie mal gucken können, ob meine Beine noch dran sind. Sie sind’s. Der Ranger von Iris Burn ist Robbie, der eine gute Rangershow abzieht, mit lustigen Geschichten zu hinterlassenen Männerunterhosen, Abfallpolitik auf Berghütten, Anekdoten von Keas, die ihr Unwesen auf dem Gelände treiben und dass Frauen gern auf dem Kamm Steine sammeln, die aber ihre Magie verlieren, so bald der neue Morgen graut, die Steine, nicht die Frauen; also bleiben die Gipfelsteinchen in Vielzahl an, in und um die Betten liegen. Zwischendrin brauen wir uns Leckeres aus der Alutüte, zum Beispiel etwas zu scharfes Thai Chicken Curry, Beef Teriyaki oder ähnliches. Mit Wasser aufgießen, stehen lassen und nach 10 Minuten genießen. Nicht die schlechteste Küche, wirklich. Aber im Endeffekt falle ich nur zu gern nach dem Hut Talk sofort ins Bett.

Auf der Matte

Auf der Matte

Aufstehen nach dem Sonnenaufgang – die ersten Eifrigen sind schon los – heute geht es zur Moturau Hut, und für die Eifrigen gleich zurück nach Te Anau. Mal abgesehen davon, dass wir keinen Zeitdruck haben, wäre es schade, die schöne Moturau-Hütte auf der Wanderung auszulassen. Die liegt (sandfliegenumschwärmt) im Wald am Manapouri-See, der leise plätschert, die Berge grüßen ringsum – hätten wir nur nicht, trotz weitgehend ebenerdiger Strecke den Fluss entlang, derartige Puddingbeine, die jeglichen Drang zu zusätzlicher Bewegung, und sei es nur ein Kaltwasserbad, ersterben lassen. Im Gegensatz zum Vortag hatte mir zwischenzeitlich das  linke Knie hübsch weh getan. In der Tat sind die Beine so, dass ich jede noch so kleine Steigung – von denen es natürlich dann doch eine Handvoll gibt, die erste direkt nach dem Abmarsch von Iris Burn – lautstark beklage ,und dass ich dann  am Abend in Moturau sitze und froh bin, dass die Knieschmerzen zeitlich begrenzt waren und der Großzehennagel nicht so blau wie befürchtet; all das führe ich wirklich auf den Pudding zurück. Keine Übung, keine Ausdauer = schlackerne Gelenke und rutschende Füße. Ach ja – auf der Terassenbank neben mit saß der Arzt aus Invercargill. Solche Blasen wie seine haben wir noch nicht gesehen, und der linke Großzeh blau wie ein Veilchen.

An der Moturau Hütte

An der Moturau Hütte

Der letzte Tag ging dann schon routiniert und vergleichweise leichtfüßig vonstatten. Die Flußbrücke in Rainbow Reach queren wir in hinterlistiger Absicht – ab hier gibt es einen Bus, der einem die letzten 9 km erspart. Wir sind ja nicht im Wettbewerb…

Ach ja, Wettbewerb.  Wir haben mit Übernachtungspausen 3 Tage und 6 Stunden für die knapp 60 km gebraucht. Tja.
Doug schrieb uns kürzlich eine Mail: „… hatte ich Euch mal erzählt, dass ich den Kepler Trail auch schon mal gelaufen bin?!“  Gelaufen. Gelaufen ?! Nein, hatte er nicht, und er hat uns auch glücklicherweise nicht gesagt, was so ein mittlerer Kepler-Trail-Runner für die Runde braucht. Der Rekord liegt bei …

4 Stunden und 37 Minuten.

Wir sind HELDEN, die Helden vom Kepler Trail!

Nicht mehr weit bis zum Ziel - die Hängebrücke

Nicht mehr weit bis zum Ziel - die Hängebrücke

Nachricht aus dem Basislager

TA BasislagerTe Anau, 7.3.2011

Nicht dass jemand denkt, wir wären verschütt gegangen – in den nächsten 4 Tagen gehen wir wandern, und das ohne Rechner oder andere technische Hilfsmittel, mit denen wir den Blog versorgen könnten…

Die Rucksäcke sind gepackt, 4 Tage gefriergetrocknetes Fresschen inklusive;  die 35 l-Säcke sind ein ganz kleines bisschen zu klein, aber wir sind bereit.

Also: bis dann!

Mit Ulva auf Ulva

Oban/Stewart Island, 3.3.2011

SI Wharf + Islands

Wir sitzen in der Gästelounge des South Sea Hotels, Brandung donnert auf den Strand, der Sturm gischtet die fernen Inselchen Herekopare und Mutton Bird Island zu, sprich: es sieht heute ein bisschen anders aus als auf dem Bild oben. vom Frühstückstisch aus hatten wir noch den Sonnenschein genießen können, aber als wir mit Wasser und anderen Pcknicksachen aus dem 4 Square-Laden nebenan traten, hatte sich schwerer Regen zum Starkwind gesellt. Südlich von uns geht ein wirklich tiefes Tief durch – 964 HPa Zentraldruck, und die Isobarenabstünde für heute nacht verheißen nichst wirklich Gutes. Also sitzen wir geschützt, studieren das Heftchen über Tageswanderungen im Bereich Oban und – warten ab. Eigentlich sollten wir heute schon abreisen, wir hatten uns 4 Tage Stewart Island „gegeben“, aber gestern dachten wir, dass ein längerer Aufenthalt doch ganz ntet wäre. Leider ist am Freitag Schicht, weil zum Wochenende wieder alles ausgebucht ist – aber bis dahin kann Andreas noch ein paar Highlights nachholen, die er in seinem Husten- und Halsschmerzbett versäumt hat.

Als da zum Beispiel wäre:

Ulva, die große Insel, die das Paterson Inlet nach außen abschließt, ein für Besucher offenes Naturschutzgebiet.
Ich hatte mich umgehört, das DOC-Büro hatte gemeint, dass alle Ulva-Führer langjährig tätig und entsprechend gut seien, also machte ich mich auf die Suche. Das DOC ist das Department of Conservation – die über allem wachende Regierungsbehörde für das Natur- und geschichtliche Erbe Neuseelands, dort hat man seine Zeltplatzgebühren zu entrichten, wenn man entfernt von den großen Campingplätzen, den Holiday Parks, campen möchte, man bucht Wandererlaubnisse für bestimmte Tracks und Hüttenübernachtungen – alles ziemlich gut durchorganisiert.

Meine Suche nach einem Führer war schon auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu Ende – bei Ulva, die gerade die  „Fernery“ hütete, den netten Souvenirshop ihrer Tochter. Ulva ist, glaube ich, eine typische Frau von Rakiura – erst auf den zweiten Blick sieht man den starken Maori-Erbteil. Wir werden später von ihr lernen, dass die Whaler sich sehr eifrig mit den ansässigen Maoris gemischt haben, bis hin zu blonden Maorifamilien; die Walfängerstationen auf Stewart Island waren fast ausschließlich norwegisch…

In einer kurzen Unterhaltung mit der – äußerst netten – Ulva buche ich ihre Tour für Dienstag. Um 08:30 h an der Golden Bay Wharf – kurz vor 8 mache ich mich auf den Weg, steil bergauf, den Fuchsia-Pfad entlang durch dichtes Gehölz mit Vogelgezwitscher, und Kaka-Gekrächze, während der Eigner seine Erkältung pflegt. Vorsicht! Kiwis!

SI Kiwi

Bergab zur Golden Bay geht der Blick auf ein paar Yachtmasten, 3 oder 4 Boote liegen vor Anker – ein eher seltenener Anblick. Wer hier ankert kommt meist aus Tasmanien, keine leichte Reise. An der Wharf werden sich 7 Menschlein auf das Wassertaxi verladen, 150 Yamaha-PS schaffen uns in 12 Minuten auf die Insel, nachdem wir gebrieft wurden, dass wir bitte weder Samen an den Schuhen noch Ratten im Gepäck haben. Die ersten 5 Minuten der Tour vergehen schon auf dem Anleger, wir schauen in glasklares, sicher kaltes Wasser, Ulva erklärt verschiedene Tangarten und weist auf Pinguinspuren hin – Kleine Blaue Pinguine haben hier ihre Rastplätze. Ein kühner Weka – ein kleiner Kiwi-ähnlicher Rallenvogel, ebenfalls flugunfähig – untersucht unsere Schuhe und schnüffelt hinter uns her. Dann geht der Finger hoch in den ersten Baum – wir horchen. Ein schwarzer Vogel ist zu sehen, mit dem albernen weißen Kehlpüschel: ein  Tui , ganz klar. Und doch – der Gesang soll der vom Bellbird sein, wo doch der Tui ein treuer Nachahmer der Bellbirds ist. Wie soll man denn die unterscheiden. Aber erstens ist da auch noch ein extrem hübscher, olivfarbener Vogel unterwegs und außerdem:  „… hört mal hin, da ist was, was der Tui nicht nachahmen kann…!“  In der Tat, der Bellbird schließt seine kleine Strophe mit einem winzigen „miau“ ab, und wann immer wir an diesem Vormittag etwas auf Bellbirdisch hören, wird gelauscht. Und kommt das „miau“, ist alles klar. Wir können uns totlachen. Tui und Bellbird sitzen in einem großen Rimu, und nicht nur die.  Ein großer Kaka macht sich an den Blättern zu schaffen, zwei Gelbstirnsittiche… Zu unseren Füßen hat sich ein Stewart Island Robin eingefunden, ein possierlicher Rumhüpfer, der in jedem Fall gegrüßt werden möchte, besser noch kratzt man mit einem Stöckchen den Boden frei, damit Mr. Robin ein kleines Frühstück einnehmen kann. er folgt uns auf Schritt und Tritt, man muss aufpassen, wo man hintritt – aber eines mag er allerdings nicht: sich fotografieren lassen. „Hallo, Robin! Bleib mal sitzen! Oh, ja, sehr schon so…!“ Fokussieren und – weg ist er. Bei einer dieser Aktionen ruiniere ich die Einstellungen der Kompaktkamera, die große hatte ich faulerweise zu Hause gelassen. Pech. Die restliche Tagesausbeute ist hoffnungslos überbelichtet (mittlerweile denken wir aber, dass ich nicht die Einstellungen ruiniert habe, sondern die ganze Kamera hinrerichtet…) Aber fotografieren ist ja auch nicht so wichtig – wir stehen im Bereich des alten Postamtes für Stewart Island, lassen uns Siedler- und Maorigeschichten erzählen, alle naslang springt ein Saddleback ins Bild… Kurz, nach einer knappen Stunde haben wir uns gerade mal 150 m vom Anleger entfernt. Ulva guckt schon ein bisschen belustigt-entgeistert, aber wir haben alle Spaß an sämtlichen Vorstellungen und vor allem ihrem lustigen Vortrag. Der „Bushmans Paper“-Strauch – bis 1978 die Regierung alle möglichen Schutzbestimmungen erließ, konnten Maori „Postkarten“ auf der weichen, weiß behaarten Rückseite der Blätter schreiben und verschicken. Und natürlich hat man immer ein „4-lagiges, biologisch abbaubares Öko-Klopapier “ zur Hand.  Stinkwood, Lancetree, Moose, Farne, langsam arbeiten wir uns in den Wald hinein. Bis wir schließlich in einem Urwald stehen – „…this is Gondwanaland“ sagt Ulva. Wir sind ganz ehrfürchtig – die Insel Ulva ist, wie große Teile von Stewart Island, geologisch viel älter als die Süd- oder Nordinsel, eben Teile des alten Urkontinentes Gondwana, der sich dann in Australien, Südamerika und Antarktis teilte. Auch wenn die Maoris nichts mit diesem Ursprungskontinent zu tun haben, ist Ulva stolz, dass sie Bewohner von Teilen dieser alten Landmasse sind, und dann sprudeln wieder Informationen über Maorileben aus ihr heraus – von Konservierungsmethoden bis zur – im Gegensatz zu den nördlichen Maoris – matriarchalisch geführten Gesellschaft. Dazwischen wieder Saddelbacks, Kakas, Kiwi-Pickspuren, Urpflanzen, seltene Orchideen, durchscheinende Moose. Wir lernen, wie man die Trittspuren von Gelbaugen- von denen der Kleinen Blauen Pinguine unterscheidet und die der Weka (kurz!) von denen der Kiwis. Der Vormittag ist gar zu rasch um – wir haben längst nicht alle von Ulvas Standard-Punkten abgearbeitet. Aber da wir auch die abschließende Prüfung alle bestehen („… show me a Rimu“; easy, Rindenzeichnung wie rinnendes Wasser!  „…and now a Miro!“ Rinde wie geklopftes Kupferblech) ist Ulva zufrieden, und wir noch mehr.

SI Golden Bay

Leider, leider ist dieses kleine Paradies neuerdings bedroht:  seit 1997 war die Insel Ulva frei von eingeschlepptem Ungeziefer, vor allem rattenfrei, und die Vogelwelt, vor allem die der Bodenbrüter, hat sich rasch erholt. Das hat sich geändert – nach den diesjährigen Weihnachtsferien entdeckte man eine sich rasant entwickelnde Rattenpopulation. Irgendwann muss ein ein anlandendes Boot Ratten mitgebracht haben – fast ein Todesurteil für ein so zerbrechliches Ökosystem wie dieses (und andere vergleichbare – die Kermadecs in den Suptropen, die subantarktischen Inseln wie die Aucklands, Campbells etc.)   Ich muss an die empörten Aufschreie unserer Seglerkollegen denken, denen der Zutritt zu den Kermadecs verwehrt bleibt – es ist so einfach, diese mühsam bewahrten oder wiederhergestellten Ökosysteme zu stören – und zu zerstören.  Lasst uns drauf verzichten, solche Stellen auf Biegen und Brechen besuchen zu wollen!

Ein bisschen nachdenklich beschreite ich den Heimweg, dieses Mal auf dem langen Küstenpfad; beim ersten Miauen eines Bellbirds muss ich aber wieder lachen, und schnaufe x mal bergauf und bergab.

Wiederholungswürdig, der Ausflug!

Invercargill

Geologie überall - Stein am Purakaunui-Strand

Geologie überall - Stein am Purakaunui-Strand

Invercargill, 26.2.2011

Da sind wir. Immer noch. Die Stadt bietet nicht so irrsinnig viel für den sensationshungrigen Touristen, aber uns war in den letzten, durch das Erdbeben belasteten Tagen auch nicht nach leichtherzigen „Abenteuern“, dazu brütet Andreas an einer Tonsillitis, also haben wir es uns in unserer „cabin“ auf dem Campingplatz in Invercargill gemütlich gemacht. Ab und zu scheint die Sonne, wenn nicht, können wir, anders als im Zelt, eine Warmluftheizung anstellen. Und wir können fernsehen, das heißt, die stete Informationsflut zum Fortgang in Christchurch verfolgen. Eine Nachfrage bei der SOLEIL in den Bahamas ergab, dass Klaus und Heidi keinerlei Ahnung von dem Erdbeben hatten und es gab ein paar ungenehme Stunden des steten Mailabrufens, bis klar war, das Tochter und Enkelin wohlauf sind. Andere Bekannte oder Verwandte haben die Stadt mittlerweile verlassen, Kommentar: „… das Haus steht, aber innen ist alles kaputt…“ So nahe und intensiv haben wir Erdbebenfolgen noch nie verfolgen können, umso größer unser Entsetzen über die Bilder von einstürzenden Arkaden, Supermarktregalen, die binnen Sekunden allen Inhalt in die Luft schießen. Und natürlich die entsetzlichen Bilder vom CTV-Building, der Kathedrale, den zerdrückten Bussen. Ganz harmlos, aber für uns Sinnbild des Erbebens, ist das Bild der Timeball-Station in Lyttleton: der „timeball“ steht noch, wenn auch seit dem letzten Beben (das ja das eigentliche war – dieses war „nur“ ein Nachbeben!) nicht in Funktion, aber das schöne, weithin sichtbare Funktionsgebäude überhalb der Stadt ist zu weiten Teilen zerstört. Hier hatten wir eine Woche vor dem Beben unsere Mittagspause gemacht.

Einen kleinen Anteil an Erdbebenfolgen tragen auch wir hier unten im Süden der Insel – als ich gestern Trinkwasser kaufen wollte, waren die Regale leer, Brot rationiert, Mehl ausverkauft – es werden alle Mittel genutzt, Versorgungslücken in Christchurch zu stopfen. Und dennoch: wenn man im Fernsehen verfolgt, wie effektiv und souverän dieses Disaster gehandhabt wird, wie systematisch man – mit Hilfe vieler, vieler Hilfskräfte aus dem Ausland – versucht, das Leben in die Stadt zurückzubringen, aufzuräumen, weitere Schäden zu vermeiden, bleibt uns viel Bewunderung für all die direkt Betroffenen.

Trotz all dem Schrecken wollen wir aber doch berichten, wie unsere Reise in Dunedin weiterging. Vorbereitet hatte ich das schon, aber wir waren „anderweitig“ beschäftigt, also kopiere ich das jetzt hier herein…

Cannibal Bay, 20.2.2011

Da fährt sie hin, die „Europa“, oder was auch immer für ein Hapag Lloyd Cruiser gerade an diesem breiten, schönen Sandstrand vorbeifährt. Den Hooker€™schen Seelöwen stört das wenig – und wir wollen ihn nicht stören, also gibt es kein Photo von Wildlife mit Hightec im Hintergrund.

Stillleben mit Kelp - Cannibal Bay

Stillleben mit Kelp - Cannibal Bay

Dunedin hatte zwei Geschenke für uns bereit, und die Otago Halbinsel noch ein weiteres. Der Besuch des Royal Albatross Centers auf Taiaroa Head war jeden Cent wert – ein schön gemachtes Infozentrum (und guter Kaffee), nette Führer; freundliche Albatrosse, nämlich nördliche Königsalbatrosse, sitzen auf ihren Nestern (24 an der Zahl) und zeigen einem mitnichten die bereits geschlüpften Küken. Wie gemein!

I Northern Royal

Man betrachtet die Kolonie aus einem Unterstand heraus in beträchtlichem Abstand. Wäre so viel Wind gewesen wie gerade am Cannibal Beach, dann hätten wir sicher auch Fütterszenen gesehen, aber das war mal schlechtes Timing: kein Wind, kein Flugverkehr, oder nur wenig, denn Flügelschlagen ist nicht unbedingt des Albatross€™ größtes Vergnügen€¦  Das Betrachten der Ausstellung mussten wir auf die Rückkehr vom zweiten Programmpunkt verschieben, nämlich Besuch einer Pelzrobbenkolonie (sehr putzige Jungrobben!) und danach der Strand der Gelbaugenpinguine. Das alles war für uns „business as usual“, Robben konnten wir auf Galapagos schon näher angucken, und die Gelbaugenpinguine sind zwar schön anzuschauen, auch aus der Distanz, aber erzeugen wenig „oh!“ Und „ah!“. Sie stehen halt in den Dünen umher, eine sehr kleine Population, dazu kam nochmals schlechtes Timing, denn etwas später wären vielleicht ein paar mehr von der Jagd heimgekommen – aber diese Pinguinart lebt auch eher solitär – ich denke, die oh-und-ah-Pinguinkolonien leben sicher auch von der Masse Tier, die man von manchen Bildern, zum Beispiel aus der Antarktis oder von subantarktischen Inseln gewohnt ist. Aber als wir damit fertig waren und zum Albatross Center zurückfuhren, sahen wir schon den Klumpen Touristen in die Luft starren€¦ Flugvorführung der Albatrosse. Andreas behauptet ja, dass die Pinguine aus Holz seien und für uns Betrachter in den Dünen verteilt wurden – ich denke wiederum, dass man die Albatrosse dressiert und zu unseren Ehren hat aufsteigen lassen. Wie auch immer: ein Geschenk der Natur.

Dann kam der Samstag in der Stadt. Kalt und regnerisch – der Besuch auf dem Farmers Market am Bahnhof erbrachte ein paar köstliche Haselnüsse (mit Chili und Limone, ganz leicht kandiert), Haselnussbutter, organisch-dynamische Zucchini für die Zeltküche, mit deutscher Bedienung. Aber diese kalten Füße… Lass uns in die Innenstadt gehen und einen Kaffee trinken. Da pfeift es uns schon um die Ohren. Nicht der Wind – eher die Hinterlassenschaften der schottischen Gründerväter von Dunedin…

Kiwi Pipeband-Trommler

Kiwi Pipeband-Trommler

Ein Pipe Band Wettbewerb! Schei… was auf die kalten Füße, das ist toll. Wir lassen diverse Bands an uns vorbeiziehen, laufen die Stuart Street bergauf und begucken den „Aufwärmplatz“. Da werden Sequenzen wieder und wieder neu gespielt – irgendein Trommler ist von der Rhythmus-Rolle, ein Dudelsack quiekt, statt zu pfeifen, irgendeine Pfeife  ist falsch gestimmt. Rohrblätter für die Spielpfeifen müssen  gewechselt oder neu geschnitten werden und mit elektronischen Messgeräten geht man reihum und testet jede einzelne Tonhöhe. Faszinierend.

I Pipeband

Allerletzte Generalprobe – ich habe immer noch nicht mitgekriegt, wie der „Pipe Sergeant“ die Band dazu kriegt, das Stück auf die Zehntelsekunde zu beenden. Die Spannung in der Band steigt, und dann marschiert sie los. Wir verfolgen eine Band aus Queenstown, die eine makellose Vorstellung gibt – die Schiedsrichter umkreisen während des Vortrags die jeweilige Band, machen Notizen und ich kann bei einem ungnädige Bemerkungen zu einem unsauberen Schluss mitlesen. Bei unseren geht ist der Schluss aber wie abgehackt – und ich kann es sehen: der Sergeant macht einen winzigen Schritt vor – noch ein Takt, noch eine kleine Vorwärtsbewegung und „zack“. Aus.
Ceol Mor – große Musik.  Das war Geschenk 1.

Dicke Backen... Der Piper

Dicke Backen... Der Piper

Für das 2. Geschenk hatten wir schon am Morgen Tickets gekauft. Wir waren im Kino und es war wunderbar: „The Kings Speech“, ein Film über den entsetzlich stotternden Vater der heutigen Queen und seine Wandlung zum – einigermaßen – routinierten Redner. Geholfen hat ihm der freche Australier Lionel Logue, der zum Schluss der ersten Kriegsrede kritisiert: „.. you still stammered on the „w“!“ und King George IV. antwortet: „… well, I had to throw a few in, so they knew it is me…“  Witzig und frech, schockierend „royal“ und sehr anrührend, eine unbedingte Empfehlung.

Achtung! Seelöwen auf dem Campingplatz!

Achtung! Seelöwen auf dem Campingplatz!

Danach kam wieder Natur, die Weiterreise in die Catlins. Cannibal Bay mit hohen Windgeschwindigkeiten und viel, viel fliegenem Sand, Seelöwen und … dem Kreuzfahrer im Hintergrund. Purakaunui Beach, unser erster „DOC“-Zeltplatz, Meeresrauschen und (sehr komfortables) Plumpsklo. Die Purakaunui Falls.

Einzelzimmer und ... Regen

Einzelzimmer und ... Regen

Curio Bay – ein Zeltplatz mit Einzelzimmern aus Agaven, und nachts hämmert unter einem die Brandung ans Kliff. Hectors Delfine, Gelbaugen-Pinguine und ein versteinerter Wald.  Wenn nur das Wetter besser wäre!

... ob der noch gefüttert werden muss?! Gelbaugen-Pinguin

... ob der noch gefüttert werden muss?! Gelbaugen-Pinguin mit bettelndem "Köken"

Und nun Invercargill. Nicht schlecht! Der Queenspark, die Volieren für Papageienvögel, das Southlandmuseum und seine einzigartige Ausstellung zu den subantarktischen Inseln, den Aucklands, die Campbells, die Snares und die Antipodeninseln – nicht nur naturhistorisch, sondern auch viel Interessantes zum menschlichen Leben in dieser wahrlich abgelegenen Welt; vom Pinguinölproduzenten über Farm-Versuche bis zu den vielen Schiffbrüchigen, die wegen schlechter Kartierung auf den Aucklands gelandet sind.
Naja, und dann doch noch ein ganz aktuelles Exponat.  Sir Anthony Hopkins… Ein Rennmotorrad… Alles klar?!

Bert Munros "Baby", die Indian

Bert Munros "Baby", die Indian

Unser Zeltplatz liegt ganz in der Nähe der Banfield Street, und in dessen Nummer 105 hat Bert Munro gehaust. Und gebastelt. An seinen Motorrädern, die man nicht nur im Museum zu sehen kriegt, sondern viel besser noch woanders. Ich habe ins Gästebuch geschrieben: „The most enjoyable hardware store ever seen“. Die Brüder Hayes hüten die Munro’schen Motorräder und stellen sie an Invercargills Haupstraße zusammen mit allerlei anderen technischen Exoten aus – inmitten von Rasenmähern, Kochtöpfen und Schraubenschlüsseln. Nicht nur der Film – „The World’s Fastest Indian“ (deutscher Titel, völlig dämlich: „Mit Herz und Hand“) – ist ein Muss für den Südinselreisenden, ein Besuch von Hayes‘ Hardware Store ist es allemal.

Bei Hayes & Sons  vereint - die 1920er Indian und die Velocette von 1936

Bei Hayes & Sons vereint - die 1920er Indian und die Velocette von 1936

Das war’s zunächst mal. Morgen geht es weiter nach Stewart Island. Halsschmerzen kann man auch zwischen Kiwis und Kakas auskurieren.

Christchurch

Invercargill, 22.2.2011

Wir wollten heute einen neuen Bericht über die Reise von Dunedin nach Invercargill einstellen, aber als wir gegen 13:00 unseren Campingplatz beziehen wollten, kam schon die erste Neuseeländerin auf uns zu und fragte, ob wir vielleicht nach Christchurch telefonieren könnten… ??! … Wir hatten keine Ahnung, dass es in Christchurch Minuten zuvor ein wirklich schlimmes Erdbeben gegeben hatte.

Die Kiwis hier unten sind natürlich ziemlich gelassen, weil weit entfernt vom Geschehen, aber vom Campingplatz aus brachen doch einige Leute aus der Region Canterbury nach Hause auf.

Wir melden uns bald wieder!

That’s camping!

Dunedin, 17.2.2011

Camping

Schöner Platz, an dem ich sitze, ich habe mich allerdings gerade schnell in die Sonne verholt: 45 ° Süd, man sollte es nicht meinen… Das ist so ungefähr die Breite auf der La Coruna liegt, oder Mailand. Man stelle sich vor, Mailand im August. Wenn Italiener aus der Hitze in die Berge fliehen. Wenn ich mich von meinem Campingplatzbänkchen erhebe kann ich mit etwas Mühe den Otago Harbour sehen. Südpazifik – wir sind mitten in den Roaring Forties. Aber in der Sonne ist es angenehm, die Bienen summen und ich sitze in einem richtig gepflegten Garten, vielleicht besser: Park, Ahorn hinter mir, Zedern, Weiden, alles gemischt. Das einzige, was dem Idyll ein klein wenig Abbruch tut, ist die Tatsache, dass Dunedin eine Großstadt ist und im engen Tal, über dem wir campen, drückt sich der Verkehr Richtung Westküste entlang.  Was sind wir verwöhnt – Verkehrströme im „Südinsel“-Stil, das heißt: etwas langsamer, etwas weniger, etwas entspannter. So schrieb es uns auch Doug heute morgen, der, dem Aucklander Metropolenleben ausgeliefert, ein bisschen neidisch hinter uns herschaut, auf dem Weg nach Stewart Island.

Heute nacht war Schlafsackpremiere – in der Morgendämmerung wurde es mir unter unserer normalen Winterbettdecke doch zu kühl. Die warme Zusatzdecke erzeugte dann nochmals einen ausgedehnten Schlummer bis weit in den Morgen hinein, alle anderen sind schon abgereist. Der Normal-Camper hier ist auf Eilreise, 3, 4 Wochen Neuseeland, davon 1 auf der Nordinsel, das ist der Standard und folglich wird täglich der Platz gewechselt; wir schätzen uns glücklich höchstens von Wetterprognosen getrieben zu sein (und deswegen haben wir gestern die 400 km zwischen Christchurch und dunedin hinter uns gebracht).

Der Normalcamper fährt auch andere Autos – SEHR lästig, wenn man sich die riesigen Koffer so anschaut, BRITZ und APOLLO und KEA und wie sie alle heißen, Wand an Wand abgestellt. Ein VW LT 35 ist unter „untere Mittelklasse“ zu buchen, Toyota Hiace oder VW-Bus sind eine Seltenheit, eher ist es ein Crafter oder etwas entsprechendes von Mercedes oder Fiat. Wir fahren dagegen elegant auf ein uns zugewiesenes  Zeltplätzchen zu (die dazu auch meist noch schön gelegen sind, auf großen Wiesen oder unter Bäumen) wir parken, stellen das neue Zelt in null-komma-nix auf und rauschen mit dem Auto wieder ab, in die Stadt, in die Wildnis, ins Thermalbad.

Thermalbad?! Ja, Hanmer Springs, letztes Wochenende – verspannte Schulter beim Eigner, eine  prima Entschuldigung, gleich zwei Mal in die heißen Quellen einzurücken. Den Rest der „Aktivitäten“ haben wir uns erspart… Schaut Euch das an:

Die erste Zeile ist die wichtigste: Jetboating, Rafting, Bungy Jumping.

Die erste Zeile ist die wichtigste: Jetboating, Rafting, Bungy Jumping.

Was ist 42 ° warm und stinkt nach Schwefel?! Man beachte den Vulkan im Hintergrund...

Was ist 42 ° warm und stinkt nach Schwefel?! Man beachte den Vulkan im Hintergrund...

Wie sagte Doug: „Wir Kiwis sind ein bisschen wild, nehmt Euch in Acht!“  Richtig. Und darum auch gleich ein Bild vom Campingplatznachbarn in Kaikoura – kleines Wortspiel für die Freunde des Englischen auf einem Klein-Camper*.

... einer der harmlosen Sprüche von "Wicked Campers"!

... einer der harmlosen Sprüche von "Wicked Campers"!

Regen im Piction Sound

Regen im Piction Sound

Die Südinsel emfing uns allerdings so wie oben zu sehen – mit Regen und Kälte, so dass eine junge Hamburgerin, die wir auf der Fähre trafen, die OLYMPUS nicht ruhig halten konnte und mit den Zähnen klapperte: „… das ist so kalt! Aber GEIL!“  Die meisten Mitreisenden hatten sich allerdings in die Restaurants verzogen, bis auf einige ganz harte – die AKKAnauten, die es halt nautisch interessierte,  die besagte Reiseenthusiastin und ein paar Müde…

Picton Ferry1

Erste Station: Blenheim. Endlose Weingärten (und ein paar Flaschen Riesling für die AKKAnauten). Dann Kaikoura (sprich: Kaiko-ura). Voller Campingplatz – ein Hanseat (klaro!) steht in seinem gestreiften Seidenbademantel vor dem großen Reisemobil und… meckert! Wähh, nie mehr Nordinsel! Langweilig! Wääh, da hat einer den Vorhang von meinem Mobil in die Tür geklemmt – bestimmt diese jungen Dinger, die achten ja auf nix…  Wäääh, der Gletscher war nicht zu sehen! Ich liebe sie, die deutschen Reisenden. Ein dagegen sehr netter Stuttgarter Rechtsanwalt warnt uns vor der Whale-Watching-Tour, also sparen wir 300 Dollar, freuen uns auf Walbeobachtung von Bord der AKKA und gehen lieber Neuseeländische Pelzrobben besuchen. In Kaikoura trifft sich das antarktische Leben mit dem subtropischen, die Strandfauna ist beides, und außerdem blickt man von der hohen Abbruchkante auf sich hebende Felspartien herab, pfannkuchenflach, und in 20 km ragen die 2000 m hohen Berge der Kaikoura Range auf.  Lass die anderen doch Walen hinterherrasen, am Strand ist Ruhe…

Pelzrobbe

Pelzrobbe

Dritte Station: Hanmer Springs, wir erwähnten es schon. Schöner Campingplatz, Eigner-geeignete Wassertemperaturen und viel Kiwi-Publikum, alt und jung, von schwerem Lipödem (gehäuft! Merkwürdig… ) bis Bikinifigur,  vergleichweise wenige Touristen. Man kann auch prima seinen Schwimmanzug in der Dusche hängen lassen und steht, wenn man das abends merkt, fortan „ohne“ da. Aber erstens hat das Bad Leihanzüge für „normalwüchsige“ Frauen vorrätig, was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, und außerdem gab es einen neuen Anzug in Christchurch; nix wie hin.

Christchurch und die Avon-Mündung, gesehen von der Summit Road

Christchurch und die Avon-Mündung, gesehen von der Summit Road

Überhaupt Christchurch – VIEL zu kurz, die drei Tage. Wunderschöne Umgegend, Lyttleton Harbour, die Summit Road (wir leider ohne Mountainbike, das ist sonst ein „must“), eine phantastische Photoausstellung der Antarktisexpeditionen von Shackleton und Scott.  Und ein „oh, wie schön!“-Botanischer Garten.

SI ChCh Botanic Garden

Am Antarktikzentrum nahe dem Flughafen – der Führer sagt: „…viel zu tun für Kinder und die Erwachsenen können derweil den intellektuelleren Teil der Ausstellung aufdrüseln…“ – kaufen wir – … ist ja nur Touri-Kram!  – 1,5 h Parkgebühr und sind so gnädig uns die Ausstellung anzuschauen. Auf dem Armband steht: „Unlimited Hägglund“. Eben. Was für Kinder. Kinder wie uns, wie wir feststellen, wir knallen mit dem Hägglund, dem antartkischen Raupenfahrzeug durch die Gegend und lachen uns kaputt dabei, schauen „4D“-Filme, deren 4. Dimension rieselnder Schnee, spritzendes Wasser (und Vogel-Kacke) darstellt, während fantastische Bilder von Gletschern und Meer und Felsformationen an einem vorbeigleiten. Der antarktische Sturm war ein bisschen schwach für  uns Seebären, aber schön kalt war’s, und überhaupt würde ich das nächste Mal lieber in langen Hosen ins Antarctic Centre einrücken – man wird immer  mal wieder von kalten Winden erfasst oder stapft über’s Eis. Ein bisschen war ich schon für das Zentrum eingenommen, als ich sah, dass es auf dem Gelände der neuseeländischen Scott-Station steht, und gleich gegenüber ist die Halle für die amerikanische McMurdo-Station, mit Herkules-Versorgungsflugzeugen davor. abgestellt.  Ziemlich lebensnah. Und so ist der Besuch mal wieder eine Überraschung für uns – wir haben Spaß und müssen uns am Schluss aus der Ausstellung hinauskomplimentieren lassen, um knapp 8 Uhr abends. Was uns im Endeffekt wirklich gefesselt hat, war der Ausstellungsteil mit den Fakten – Antarctic Treaty, Geologie, Paläontologie, Tiefsee-Biologisches, Entdeckungsgeschichte,  Technik.  Ich finde: unbedingt empfehlenswert.

Und nun Dunedin. Albatrosskolonie, Pinguine. Und danach die Catlins – surfende Delfine und viel, viel Kelp. Stewart Island. Kepler Track?! Doubtful Sound!??

Ich glaube, wir müssen los. Es gibt – zu – viel zu gucken hier!  Und Wohnmobil?! Braucht man nicht, Ihr nachfolgenden Segler. Finden wir, bislang.  Camping ist die Lösung! Meinungsänderungen vorbehalten.

SI Chch Grill

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* … für alle des Englischen nicht machtigen: „Fördere das wild(e) Leben – gib‘ ne Party!“