Unter Franzosen

Hier am Steg ist der Bär los, wie an den anderen Stegen auch, ein, zwei holländische, zwei deutsche Bären (plus unsere Crew), der Rest ist französisch. Gestern machte sich eine gewisse Hektik breit – wie mag das wohl zur Zeit der ARC-Abreise zugehen?!

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Was hier ausschaut wie ein trauter Stegplausch ist eher rege Diskussionstätigkeit. Die „conversation€ dreht sich um schöne Themen, von „wer hat meinen Wasserschlauchadapter€ über Seekarten für Afrika bis zur Malariaprophylaxe. Wer hat was, wer weiß was? Der zum Schlauchadapter gehörende Holländer stampft bei Dunkelheit so erbost wie entschlossen über den Steg und kontrolliert alle Anschlüsse. Dabei hatte er sich seinen Adapter auch nur erschlichen – Len würde sagen „€¦ that sounds dutch€ und Len darf das sagen, er ist ja Holländer€¦ Gegenüber der AKKA wird seit 2 Tagen der Autopilot mit immer neuen Relais repariert, gefolgt von immer neuen Testfahrten; gleich nebenan wird seit 10 Tagen eigentlich alles instandgesetzt, wozu man sich Werkzeug von den Nachbarbooten schnorren kann. Es hat sich schon eine kleine Gruppe von „trop d€™assistance maintenant€-Gruppe gebildet ;) . Die Malariaanhänger aus der Diskussionsrunde finden sich zur Multimediakonferenz im Internetcaf� ein, die Seekartenpiraten frequentieren die umliegenden Copyshops. Nur auf der AKKA ist Ruhe, und auf CORINA. Dort wird lediglich der Versuch, eine Schulstunde abzuhalten, mit verhaltenem Missmut quittiert.

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Evelin denkt wohl lieber an ihre affenartigen Exkursionen ins Rigg, Oliver lässt sich da nicht lumpen.

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So sieht das schon fröhlicher aus!

Und bei mir? Dinghycover nähen, Edelstahl putzen, Gelbfieberimpfung. Außenborderwerkstatt besuchen, Ankerkette entsalzen, Expedition in die Ferreteria. So ein Tag ist schnell um, von wegen ruhig. Und die nächste Malariakonferenz droht gleich. Französisch -schweizerisch dieses Mal. Vorher muss ich noch Kopien aus dem Shop abholen. Für die Franzosen natürlich.Und für uns€¦

Truebe Tage

Las Palmas. Keine Ahnung wie es im Süden der Insel aussehen mag, aber hier ist es anhaltend bedeckt. La panza del burro nennen die Canarios diese dicke Wolke, sagt Heiner. Eselswanst. Und der macht es auch kühl, wie gemein!
Der Eigner ist nach Deutschland geflogen, für ein paar Tage nur, aber weg ist weg. Die Nachbarn vom Pantalán, wie man hier die Stege nennt (nicht pantalón, das wäre die Hose!), kriegen alle große Kisten mit Proviant geliefert und basteln um die Wette. Vorbereitung auf den Absprung nach Westen. Wie gemein! Die große Lagoon, bei der wir uns mangels zweiter Muringleine bis gestern zumindest gefühlt anlehnen durften, ist am Abend ausgelaufen. Ein bisschen eilig werden die es haben – am 21. steht die neue Gästecrew in Barbados und verlangt nach Karibikgenuss. A fast voyage, kann man da nur w?nschen – das wird knapp. Und ich darf daf?r gleich die AKKA neu anbinden – immerhin ist mit der abreise des Katamarans eine Muringleine frei geworden, oder 2 oder 3, oder 4… Das war schon bei unserer Ankunft eher gemein ;-). Heiner und Barbara reisen auch ab. Was tun? To-Do-Liste statt Selbstmitleid ist die beschäftigungstherapeutische Devise. Platz für Proviant schaffen. Duschvorhang anpassen. Nach Stoff für die Dinghyabdeckung suchen. Zwischendurch die Wäsche waschen – ich gewöhne mich doch sehr an das Bordmaschinchen und das Auswringen geht mir schon flott von der Hand. Die Edelstahlteile an Deck mal mit Süßwasser abwischen – für einen kräftigen Regenguss reicht die Bewölkung irgendwie nicht. Das ist nun wieder gemein!
Will sagen: alles planmäßig auf der AKKA. Es gibt was zu meckern, und es gibt genug zu tun. Und ich liege nicht im Krankenhaus, wie Bahni Bahnsen, der aus seinem Damper Zimmer auf’s Wasser schaut! Grüße an die Ostsee und gute Besserung!
Und dann geht der Tag erst eigentlich los… Es klopft. Stefan, Eva „Aphrodite“s Bruder steht am Bug. Zwei neugierige Kollegen im Schlepptau. Nachdem ich sie mit einem Kaffee ausreichend betäubt habe, kriegen sie gleich die Assistenz beim Murignleinenmanöver aufgedrückt. Danke! Den Rest, nämlich Mittelspring und Steuerbordheckleine nochmals durchsetzen geschieht mit tatkräftiger Hilfe von Karl „CORINA II“, HR 38 aus Kiel (Familie mit deutlich schwäbischem Zungenschlag ;-)). Und kaum bin ich so weit, den Landstrom
wieder anzustecken, steht eine Frau am Bug: „…sag mal, seid Ihr die AKKA aus dem Bluewater-Forum!“ „Fridolin“fragt – und genau die hatten wir für unsere Fragen zu Zollangelegenheiten gebraucht.
Also habe ich fünf Fliegen mit wer weiß wie vielen Klappen geschlagen, noch Kuchen für die Helfer gebacken und darf eben beim Wäscheaufhängen auch noch der „Alex“, der ALEXANDER von HUMBOLDT, bekannt vielleicht als das „Beck’s-Schiff“, beim Auslaufen zuschauen. erfreulich, erfreulich!
Wirklich trübe Tage hier in Las Palmas. Voller Lichtblicke.

Fast wie im richtigen Leben

… ist es hier. Wir sind nämlich seit Montag in Las Palmas. Industriehafenlärm, Verkehrsgewühl, geschäftige Menschen im – immerhin sonnenbeschienenen – Alltagstrott. Heute früh haben wir uns schick gemacht, lange Hose, lange Ärmel, geschlossene Schuhe, haben uns auf unsere Räder geschwungen und sind zum Konsulat der Bundesrepublik gefahren. Unterschriftenbeglaubigung war der Zweck des Unternehmens. Dass die ganze Sache dann durch eine Art Postschalter – der Konsul auf der einen, wir auf der anderen Seite – geschah, ließ zwar die Verkleidung eher unnötig erscheinen, tat aber dem merkwürdigen Gefühl keinen Abbruch, mal wieder ordentlich gewandet zu einem festen Termin in einem Büro aufschlagen zu müssen. Hmmh. Und schon fallen einem auf der Strandpromenade die Langfahrtsegler auf, sonnenverbrutzelt, in verschossenen Hemden und Shorts, barfüßig auf verrosteten Klapprädern. In Mogan konnte ich das selbst auch noch, aber hier wirkt das lediglich im Bereich der Marina „normal“.

Mit dem Beglaubigungsvorgang ergab sich eine kleine Wartezeit, die wir am nahegelegenen Parque Santa Catalina verbrachten – Sonnenschein, Café con Leche, frische Zeitungen. Festellung vom Eigner (unter dem Eindruck des ZEIT-Artikels über Türkei-Überwinterer): “ Irgendwie verstehe ich diese Langzeiturlauber – kannst Du Dir vorstellen, jetzt auf dem Kröpcke zu sitzen??“ Nee. Kann ich nicht. Erstens sitzt man derzeit in Hannover höchstens IM Kröpcke und versucht durch beschlagene Kaffeehausscheiben nach draußen zu schauen, und zweitens sind wir keine Langzeiturlauber, sondern gehen einer geregelten Blauwasserseglertätigkeit nach. Zum Beispiel gestern – 10 sehr holperige Stunden Motorsegeln gegenan (gut, dass Du nicht dabei warst, Heiner! Das wäre ein wenig genussvoller Einstieg in die AKKA-Segelei gewesen!), von Mogan nach Las Palmas, 2 Anlegemanöver am Welcome-Ponton (tjaja, der Seitenwind und ein ungeschickter Leinenwurf von der Schipperin!), Anlegemanöver an einem zu kurzen Liegeplatz, zurück zum Welcome-Ponton, neuer Liegeplatz, neue Leinenmanöver; hier: Muringleinen sortieren – die Nachbarn hatten sich alle drei bis vier geangelt und für uns waren keine mehr übrig. Genuapersenning aufziehen. Deck vom Hafendreck befreien, den wir mit den Muringleinen aufgeholt und weiträumig verspritzt hatten. Kochen. Wenn nicht die Dunkelheit längst eingebrochen wäre, hätte dem Eigner auch noch Stündchen Salzkruste-Abwaschen gefallen. Das war dann heute früh noch dran.

Das „richtige Leben“, das fehlte ein bisschen in Puerto de Mogan – nicht bei uns, schließlich hatten wir, abgesehen vom steten Bootsbasteln, bei Nichte Anna Renovierungshilfe zu leisten, Wasserschaden beseitigen, Decke spachteln, Silikonabdichtungen ziehen. Nicht zu vergessen, dass wir am Freitag nach 6 Monaten erstmalig nicht auf der AKKA gepennt haben – Annas Geburtstagsdinner wurde mit einer Übernachtung in Heiners Ferienwohnung beschlossen. Alles planmäßig geschäftig bei uns also, nur Puerto de Mogan, das war doch ein bisschen anders als früher. Bis 10 Uhr und abends ab 18 Uhr ging es so einigermaßen beschaulich zu, es ist eben immer noch hübsch und fühlt sich an „wie gewachsen“. Aber es gibt viel mehr Lokale als früher, der alte Ort ist nicht mehr da, „El Cafetin“ verschwunden wie überhaupt der Weg bergauf zwischen die alten Gemäuer nicht mehr auffindbar ist. Dafür ist freitags der ganze Ort ein einziger Flohmarkt, und auch sonst scheinen tagsüber Busladungen von Touristen aus anderen Anlagen hier abgekippt zu werden, die dann fleißig Bilder von der AKKA am Kai schossen und sich durch Geschäfte und Restaurants wälzten, die mittlerweile die ehedem unbebaute Badebucht füllen.

Dennoch – wir hatten einen mehr als versöhnlichen Abschluss zu verzeichnen: wenn auch die Rechnung unversöhnlich hoch war, haben wir doch unser Abendessen in der „Bodeguilla Juananà“ in Mogan sehr genossen. Mir war zunächst die Tafel mit dem Hinweis „Very Slow Food Area“ aufgefallen. 5 grob gezimmerte Tische mit hölzernen Sofas unter einem Flickendachhimmel, eine winzige, offene Küche für „Show-Cooking“. Der Chef kocht, serviert und berät selbst – was unweigerlich in „very slow food“, mit Betonung auf „very“, enden muss, aber wir waren ja gewarnt. Lanzarotiner Wein, hiesige Fische und Gemüse, nur das Rind war südamerikanisch. Die Tomatensuppe ein echtes Gedicht, die Prawns mit „Papas Arrugadas“ (sehr hübsch übersetzt mit „Schrumpelkartoffeln“) auf einem karamelisierten, schärflichen Honig-Ingwer-Geheimnis einfach unschlagbar. Für die gigantische und sehr verführerische Käseseite des zweiseitigen Menus (auf Packpapier geschrieben und auf ein Holzbrettchen getackert!) fanden wir in unseren Mägen leider keinen Platz mehr. Es war schön, mit Heiner und Barbara über ein paar Stunden sitzen und erzählen zu können, und die Rechnung haben wir einfach unter „ideeller Gewinn“ abgeschrieben. Und da es dem Chef nichts ausgemacht hatte, dass wir den Servierlöffel zum Auflöffeln der Saucen missbrauchten, konnten wir davon noch auf der Holperstrecke nach Las Palmas schwärmen.

Nun allerdings gibt es wieder Salat mit Brot und Knoblauchsauce im Cockpit. Man kann ja versuchen, finanziellen Aufwand wieder auszugleichen. Dies ist schließlich kein Urlaub hier, sondern das richtige Leben.

Noch mehr Geschenke…

Der Postmann war da. Und das Weihnachtsfrauchen!
Gestern mittag kamen sie an, Heiner und Barbara, und brachten Taschen voller schöner Sachen mit: Rechnungen, Mahnungen, Versicherungspost, Kontoauszüge, Lohnsteuerkarten. Was man sich in der Ferne alles so erträumt.

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Nein, natürlich war das nicht alles. Erst einmal brachten sie sich selbst mit, und das war schon mal toll – Gelegenheiten, sich zu sehen waren schon immer eher dünn gesät, aber es ist schon etwas Besonderes, nach ein paar Monaten unterwegs seine Lieben irgendwo auf dieser Welt wiederztreffen. Inseln scheinen sich da gut zu eigenen – nach Nexö/Bornholm nun Mogan/Gran Canaria. How about Galapagos??
Ein bisschen kompliziert war es, den Besuch an Bord zu hieven, wir liegen nämlich vor Heckmooring im Hafen von Mogan, ein gutes Stück weg von der Kaimauer, denn die hatten wir in Fehleinschätzung des Tidenhubes schon zwei Mal leicht geküsst. Eigentlich ging es aber doch ganz gut, das Hieven, nur merkt man halt, dass wir solche kleinen Beschwerlichkeiten für höchst natürlich nehmen, während Heiner und Barbara doch erst mal gucken (und schlucken 😉 ) mussten. Und endlich ernteten wir Verständnis dafür, was wir alles so in unserer „freien Zeit“ machen – das Aussteigen gestaltete sich später wegen des mittlerweile kräftig (wir haben Springzeit!) aufgelaufenen Wassers ähnlich langwierig und mündete in anhaltenden Leinenmanövern. „Ah, ja. Kaum ist das Schiff richtig fest, ist der Nachmittag um…“. Eine schlichte, aber eindrückliche Demonstration, dass wir uns um jeden Handgriff bemühen mussen und uns nicht nur die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.
Aber zurück zu den Geschenken – zwischenzeitlich hatten wir nämlich die Weihnachtsecke gefüllt. Päckchen aus Berlin, Päckchen aus Bremerhaven, Päckchen aus dem Siegerland – und nicht zu vergessen eine prächtige, volle CD/DVD-Tasche aus Aurich. Und, da ein paar Mitbringsel auch zum Sofortverbrauch geliefert wurden, kann ich ja verraten: Reiseziele werfen ihre Schatten – hier Audio-CDs – voraus. Orchestra Baobab „Made in Dakar“ zum Beispiel. Lateinamerikanisches gab es auch, und außerdem ein gut Teil Filme für die Skipperin, die von der harmloseren Sorte – ich sag nur „Leoparden küsst man nicht“, „Green Fried Tomatoes“, „Frida“ und mehr. Meine Winke mit dem Zaunpfahl wurden erhört, und die Schwäschdr in Bremerhaven traf dann auch gleich noch DEN Punkt, weil sie „Harold and Maude“ eingepackt hatte. Da sind ein paar „Winterabende“ nun gesichert.

Bei aller Freude über die Geschenke gibt uns allerdings zu denken, in welchem Umfang unsere Crew beschenkt wurde – ob das wohl gut ist für die Moral? Von Mücke eine DVD mit einem Film extra für die Bären („… ein Bärenthriller aus dem hohen Norden, hoffentlich nicht zu aufregend…“, handelt es sich doch um die traurige Geschichte eines verschwundenen Teddybären!) und dann der Hammer:

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Eine Schwimmweste für Magermännchen. Mit Schiffsnamen bestickt. Tja, so etwas haben WIR nicht! Jetzt sitzt er da, bräsig in der Sonne, und wir hoffen, dass er ordentlich schwitzt in seiner Weste, die er nun nicht mehr ausziehen mag. Auch Bären werden eben mit dem Alter ein bisschen wunderlich…

Ein Muss …

…ist es, die Feuerberge von Timanfaya zu begucken, wenn man auf Lanzarote ist, und die Aphroditen haben ja schon darüber berichtet. Was sie allerdings nicht berichtet haben, ist, dass es auch Ausflüge gibt, die man ganz dringend NICHT gemacht haben muss. Und solch einer beginnt so: Schwarze Lavalandschaft, Mond-Gefühl. Auf einem Parkplatz rollen Reisebusse an. Der Blick fällt auf eine lange, eine sehr lange Reihe von Kamelen, die geduldig auf ihren Auftritt warten. Die allein sind schon sehenswert, wie sie da erhobenen Hauptes, also hochnäsig, im Sand liegen, besonders schön aber, wenn sie eben tiefnäsig da liegen, den Kopf am langen Hals weit von sich gestreckt: „Ich bitte heute nicht! Ich ertrage es einfach nicht mehr“. Augen zu.

Mittlerweile werden die Besucher aus den Bussen getrieben und in Pärchen auf die Kamele verfrachtet.

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Und dann setzt sich eine riesige Karawane in Bewegung.

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Wenn es nicht so abgrundtief peinlich wäre, und ich mich nicht fragen müsste, wer hier die Kamele sind, ich hätte wohl Lust, einen Ritt durch die Vulkanlandschaft zu unternehmen, denn die ist merkwürdig anziehend. Wir nehmen aber lieber den Rentner-Bus durch den Nationalpark, und nach einer Weile blicken wir von einem Kraterrand hinunter auf die Kameltour – das ist nun wirklich der Lacher: Die Riesenkarawane bewegt sich auf einer überaus kurzen Wendeschleife – nix „Tour durch die Vulkanlandschaft€, das hat mehr was von Karussellfahren.

Umso mehr genießen wir die Bustour mit fantastischen Ausblicken auf verschiedenste Arten von Lavaflüssen, Löcher, Krater, Bombenfelder.

Zum Abschluss gibt es im Informationszentrum eine 10%-Demo des Vulkanausbruches von 1730. Gruselig – 10% des wahren Grummelns und Grollens. Was muss das für eine furchtbare Belastung für die Lanzarotiner gewesen sein: seit 1726 bebte die Erde regelmäßig, bis der große Ausbruch kam, und der wieder dauerte 10 Jahre. Und erst nach 100 Jahren war endgültig Ruhe. Ruhe auch in dem ehemals fruchtbaren Getreideanbaugebiet. Alles weg – Häuser, Dörfer, Felder, Menschen. Was bleibt, ist ein wirklich sehenswerter Nationalpark.

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Für uns Touristen. Und für Biologen! Hier hätte ich gern mal eine Exkursion unternommen. Unsere Rundreise über die Insel führt dann zu noch einem Punkt, den man ebenfalls nicht abgehakt haben muss: Hatten wir doch 10 Tage von La Graziosa auf die Steilküste von Lanzarote geschaut, konnten wir nun für 4,50 pro Nase auf ein Wolkenloch warten, das uns den Gegenblick gewährt.

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Weise Entscheidung, Aphrodite, das Geld für dieses „Muss“ einzusparen.

Geburtstagsgeschenke

…. die gibt es ja bei uns eigentlich nicht – ist doch die ganze Reise ein Geschenk, und ein teures dazu. 146 Euro für die Ersatzrollen in den Fußblöcken aus Rubicon – aber immerhin schön gemacht und besser als neue Löcher für neue, noch teurere Fußblöcke bohren zu müssen.
Trotzdem, nun gab es was, nachträglich zum 1.10. und natürlich gleich im Voraus zum 6.12., des Eigners Ehrentag:

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Nein! Kein Michelinmännchen! Das ist die Skipperin, hier noch an der Oberfläche. Irgendwie sind wir in den Sog der „Tauchen-ist-geil“-Fraktion geraten. Daniel und Eva verschwanden urplötzlich von La Graziosa, und als wir am Folgetag in Rubicon einliefen, johlten zwei Flaschen-bewehrte Gestalten in Neopren von einem Tauchboot herüber: Aphrodite-Crew looking for further adventures. Nach deren begeistertem Bericht haben wir schüchtern nach einem „Schnuppertauchgang“ gefragt – würde ja Sinn machen, wenigstens mal ein paar Grundregeln für unseren Freediver in praxi zu erwerben und nicht aus unserem doch sehr schmalen Tauchbüchlein. Gesagt, gezahlt und am nächsten Tag rasch auf 7 Meter abgetaucht; jaaa, natürlich, mit ausführlicher Einweisung und ein bisschen „skills“ üben an der Bootsrampe, sensationelle 2 Meter tief. Aber danach wurde eine kleine Freiwasserrunde gedreht, und das war einfach … naja, halt so, dass man nun unbedingt einen richtigen Kurs belegen musste. Besonders empfehlenswert übrigens das Begleitmaterial zum Kurs, auf einer DVD. Tauchen, so viel war klar, hat etwas mit viel Wasser zu tun, aber die Verbindung zum brainwashing war mir neu. Mein Ohrwurm seit einer Woche ist entweder „…your PADI Dive Center or Resort…“ oder „Tauchen, Leute treffen, Dinge tun“, was auch immer Letzteres heißt. Die Butterflyrochen und Seeigeln, den Barrakudas und Muränen ertragen die erleuchteten Taucher aber ungerührt, und daher: lass Dich fallen, Eigner!

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…. und guck mal, die Seespinne…

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Das war dann schon auf 18 Meter Tiefe. Und wer mehr davon sehen will, der muss auf die Seite von Eva und Daniel gehen – www.ornette.de/wordpress. Daniel hat fotografiert, und ich war so frei, ein bisschen zu klauen, aber den Rest kann man dort anschauen. Rochen, Sterngucker und mehr, über das wir hinweggeglitten, -gesegelt, -geflogen sind.

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Auch wenn im vorhergehenden Bild meine alternative Luftversorgung unvorschriftsmäßig herunterhängt – nun sind wir also glückliche „Open Water Diver“

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mit der Lizenz zum Tiefschnorcheln rund um unser Schiff. Und mit der Erlaubnis, sich gelegentlich mal andere Unterwasserwelten anzuschauen. Marc, unser Instructor – sehr nett, sehr beruhigend und außerdem witzig – riet uns, sich in Las Salinas hinzusetzen und möglichst wenig „bubbles“ zu produzieren. Dann kommen, sie, die Mantas. Das wäre toll. Las Salinas, das ist auf Gran Canaria, gleich um die Ecke.
Hatte ich erwähnt, dass es noch ein Geburtstagsblümchen gab, das mir in Cascais entgangenwar? …’ne Seeanemone.

Schwierig, schwierig…

… ist das mit den Internetseiten. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich kriege die mühsam aktualisierte Website nicht ins Netz – es gibt neue Bilder und eine veränderte Navigation, aber dahinter verstecken sich leider keine Bilder. Das Upload bleibt einfach mittendrin stecken. Ob das am eingefügten Filmclip liegt?
Jugend forscht.

Nachtrag um 22:30: Jugend hat weniger geforscht als nach trial and error versucht, die Seiten einzeln upzuloaden – das scheint funktioniert zu haben, jedoch habe ich den Filmclip rausgelassen – das üben wir noch einmal.
Wer was zu meckern hat, bitte, bitte! Wir sind dankbar!
Ach ja, ich hatte außerdem versäumt, das „Welcome“-Bild mit der Ansteuerung von Madeira für Websites zu optimieren, ich bitte also um Entschuldigung für die lange Ladezeit. Ich hoffe, ich kriege das alles mit ein bisschen Gebastel bis heute Mitternacht hin. Dann läuft nämlich meine Tageszulassung für den WLAN-Zugang aus.

Wenn der geneigte Leser bis nichts mehr hört, sind wir abgetaucht. Beim letzten „confined waters“-Tauchgang oder dem vorletzten Freiwassertauchgang vor dem Zeugnis. Jugend forscht nicht nur, sie taucht auch.
Hier weht es aus Südwest – schlechte Karten für die Reise nach Gran Canaria, aber bis zum Wochenende ist das wieder eingerenkt!

Merkwürdiges Rubicon

Nach einem bedeckten Tag gestern scheint wieder die Sonne. Gelegenheit heute unter Deck zu bleiben und mal die Küchenschapps auszuräumen, auszuwischen, auszumisten. Draußen, naja, ein paar Stege weiter an der Waterkant, ist nämlich nicht nur Sonne, sondern auch fliegender Markt, und dazu spielt jemand auf einer Panflöte so eine Art Schlange-Kaa-Musik, die bis zu uns herüber trägt. Sounds of Silence, The Boxer, House of the Rising Sun – die Musikauswahl spricht für die Altersgruppe der Besucher (in meinen Jugendjahren war das Mainstream ) – und das auf peruanisch. Wahrscheinlich braucht man diese Schlange Kaa, um die Scharen einzulullen. Dann klappt das auch mit dem Verkauf – der fünfte Lava-Schmuck, die dritte Dose Aloe-Vera-Gel und endlich den Kamelhocker für daheim.
Wir sind in der Marina, und es zieht einen nun doch mächtig raus an den Ankerplatz. Rubicon ist zwar neu, nett, geräumig, ruhig (wir wundern uns, wie ruhig!) mit freundlichen Marineros. Im Umfeld gibt es eine gute französische Bäckerei, in der frau morgens „Iberico grande“ und Croissant kaufen kann. Aber die vielen streng formulierten Regeln machen einen sehr zentraleuropäischen Eindruck. Keine Hunde auf dem Rasen, damit können wir ja leben, aber kein Wäschetrocknen auf Booten zum Beispiel, da macht der Trockner die Waschaktion gleich richtig teuer, nämlich pro (sehr geräumiger) Maschine statt 4 nun 8 Euro. Internet ist eher günstig, wir hatten uns 2 Tage lang für je 5 Euro damit versorgt, das langt erst mal wieder. Aber Rubicon ist ein völlig synthetisches Umfeld – und teuer dazu, zumindest was die Supermärkte betrifft. Oder sind wir von Portugal so verwöhnt? Man reiche mir einen der „Pingo Doce“, die uns nun seit Povoa versorgt haben, und von deren Vorräten wir nun nicht mehr allzu lange zehren werden. Auch in Playa Blanca scheint man sich preismäßig auf die Touristenklientel eingeschossen zu haben, aber schlimmer ist eigentlich, dass das „normale Leben“ irgendwo stattfinden mag, jedenfalls nicht hier. Im Ort steht ein einziges altes Fischerhaus mit der Inschrift „Aqui habia una playa“ und „Si luchamos, podemos perder, si no lo hacemos, somos perdidos“. Hier war mal ein Strand! Woraus folgt, dass solche Touristenkonglomerate wie das hiesige nicht unwidersprochen bleiben. Aber wo sind die ursprünglichen Einwohner geblieben?
Auf der kleinen angegliederten Werft gibt es auch Zwist – da gibt es die deutsche Firma „Waterline“, die uns gerade zwei neue Rollen für die Fußblöcke unserer Groß-Furlanlage dreht. Henning und Kathrin sind nicht nur nett, sondern auch sehr zugänglich und kompetent, aber sie stehen offensichtlich nicht auf der Positiv-Liste der Marinaverwaltung: als wir abends im Marinabüro um Rat wegen des patschenden Außenborders fragen, werden wir gebeten, am Morgen wiederzukommen, man werde dann „Alvaro“ anrufen. Nun mache ich ja keinen Umweg über das Marinabüro, wenn gleich nebenan die Werft ist – und auf dieser Direttissima finde ich nicht Alvaro, sondern eben „Waterline“. Auf dem Marinagelände ansässig, mit allem ausgestattet, was man braucht und direkt erreichbar. Dagegen scheint Alvaro so eine Art „fliegender Service“ zu sein. Merkwürdig. Ob hier irgendwelche komischen Wirtschaftsspiele gespielt werden?
Egal, wir hoffen auf schöne Fußblöcke und der französische Apfelkuchen, den Len und Janna gestern zum Kaffee anschleppten, ist erst recht gut (danke, übrigens!). Drum wird jetzt nicht weiter gemeckert. Aber schee war es doch auf La Grazisoa..
Draußen geht die Schlange Kaa gerade von Elton John zu Celine Dion über, ich sehe schon bunte Spiralen vorden Augen. „Trau-au-e mihir“…
Besser wir nehmen jetzt die Fahrräder und machen uns aus dem Staub. In den Vulkanstaub. Sonst kaufen wir auch noch Lavaschmuck.

Vom Leben an Bord

Ich wollte auch mal jammern und nicht immer nur Gemecker von Leuten anhören, die im kalten Deutschland sitzen, die Lokführer streiken lassen und auf nassen Straßen durch’s Dunkel rutschen.

Das Leben an Bord ist nämlich ganz schön schwierig. Da ist zum einem der Eigner, der stets zur Unzeit hinter mir steht und bedeutungsschwanger fragt, ob ich das Funkgerät, das Pactormodem etc. noch benötige. Bordleben heißt nämlich Stromsparen, und was alles wie viel Energie verbraucht, ist mir erst klar, seit wir hier versuchen, mit unserer Energieversorgung autark zu wirtschaften. Also wünscht man sich a. Sonne und b. Wind. Nicht der Segelei, des gebräunten Teints oder des Wohlgefühls wegen, nein, wegen der Energieausbeute aus Solarpaneelen und Windgenerator. Eine Nacht am Ankerplatz: sind minus 2 Ampere-Stunden, das macht die Ankerleuchte im Masttopp (jaja, eine LED-Leuchte, Ihr Schlaumeier!), und das deckt der Windgenerator, wenn es nur ein bisschen weht. Aber dann kommt die dusselige Skipperin und lässt den kleinen 100W-Inverter für die Computer laufen. Über Nacht! Was das kostet!
Das Bordleben ist auch schwierig, weil irgendwelche Sachen immer den Amateurfunk, unsere Quelle für Heimatkontakte und Wetterinformationen, stören. Der Kühlkompressor zum Beispiel ist so ein Kandidat. Also schaltet frau die Kühlbox aus, wenn sie funken möchte. Hoffentlich denkt sie daran, die auch wieder einzuschalten. Meistens nicht…  Weiche Butter, lauwarme Milch.

Sicherung „2“ stört auch. Also weg mit dem Verbraucherkreis. Kein Licht in der Pantry, im Vorschiff fehlt die Steuerbordseite. Und der Gasfernschalter hängt mit da dran. Das merkt sie erst, wenn sie sich wundert, dass der Kuchen nicht so recht durchgebacken ist.

So gibt es viele Überraschungen, die alten, die immer mal wieder vorbeikommen – die nicht zugedrehte Spülwasserleitung an der Bordtoilette hatten wir schon länger nicht mehr! – und auch neue. Der Außenborder patscht seit 2 Tagen, was stundenlange Forschungsarbeiten im Dinghy nach sich zieht. Der Eigner grummelt vor sich ich, währenddessen versuche ich es mal wieder mit dem Funken. So geht man dann ausnahmsweise mit guter Leistung raus in die Atmosphäre – und kriegt nichts zurück, weil der Zentralserver in den USA gerade mal „down“ ist. Für den Nachmittag hatte ich Janna und Len zum Kuchen eingeladen, etwas großmäulig, wie sich herausstellt – meine Mehlvorräte lagen bei 90 g Restbestand. Und dann das mit dem Backofen, siehe oben…
So reiht sich eine Frustration an die andere, und plötzlich ist die Populationsdichte auf der AKKA mit zwei Personen, zwei Bären und zwei Foomps einfach zu hoch – eine(r) muss von Bord,  ich werfe mich verzweifelt über die Reling. Nach einer großen Schwimmrunde rund um die Nachbarschiffe geht’s aber wieder. Und wir haben ja Wind und Sonne satt, für Energie UND Psyche. Kuchen geht mit Grieß und beim Grießkuchen verrät Len mir, wo die Funkanlage zu optimieren ist. Funkroutinen lassen sich notieren, inklusive „Kühlbox an“, „Sicherung 2 an“.
Noch was? Ach ja, Janna versteht meine Anwandlungen mit der hohen Populationsdichte.
Wir haben nix zu jammern. Nur zu lachen…

Tauchen

…. macht Spaß!
Wenn man denn so nennen will, was wir hier so tun, und ich fühle schon, wie die ganzen PADI-Zertifizierten auf mich einprügeln. Aber es macht wirklich Spaß. Wir haben nämlich im letzten Winter einen „Freediver“ angeschafft, ein so genanntes Tiefschnorchelgerät. Das besteht aus einem kleinen, batteriebetriebenen Luftkompressor in einer Plastikbox, die wird in einen Schwimmring gesetzt, und dann zieht mal seine Luftversorgung hinter sich her. Oder, wie bei uns, wir lassen für Arbeiten am Rumpf den Topf gleich an Deck stehen. 14 m Bewegungsfreiheit reichen uns ja aus.

Ich hatte mich schon auf dem Weg hierher gefreut, dass ich das Teil nun endlich auspacken und probieren würde, und das war ein echter Erfolg. Hatte ich doch vor Abreise in Madeira noch eine Schnorchelrunde um das Schiff gedreht und gemeint, dass die Opferanode am Propeller weitgehend weg sei… Ungläubiges Staunen vom Eigner, mit Betonung auf Unglauben.
Am Sonntag – wir liegen vor La Graziosa vor Anker –

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habe ich mich also in Schale geschmissen, die Schale besteht aus einem von den Pfundsweibern erworbenen Tauchanzug nebst Atemgerät und Bleigürtel, und habe den ersten Freediver-Gang unternommen. Freundlicherweise war Daniel von der Aphrodite schnorchelnd dabei (xx. Gebot: „Du sollst nicht ohne Tauchbuddy tauchen!“), und ich konnte gleich das Nette („…yeaahh! Es funktioniert! Und guck mal, der Rochen auf dem Grund!“) mit dem Nützlichen verbinden – Inbusschlüssel ans Handgelenk gebändselt, binnen weniger Sekunden war ein auf Minimalst-Maß geschrumpftes Stück Zinkanode abgeschraubt und heraufgeholt. Da lag die Betonung beim Eigner dann auf „Staunen“ – die Lebensdauer der Anoden ist mit dem steigenden Salzgehalt von ehemals 18 auf 4 Monate gesunken.

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Die neue Anode war genauso schnell woeder angebracht, es folgte der Kürteil meiner Übung: an der Ankerkette runter zum Anker hinab, der liegt auf 8 m Tiefe. Druckausgleich üben und Fische gucken. Ich sag‘ nur: wun-der-bar! Selbst Andreas musste sich dann
noch in sein Tauch-Shorty zwängen und probieren; wir bitten um einen extra-Applaus für Wasserscheue.

Ein geniales Gerät, der Freediver. Macht Lust auf Tauchausflüge. Vielleicht sollte man doch noch Tauchen lernen?! Bestimmt!