Labuan Bajo…

Labuan Bajo!  Dämmerung des Massentourismus?!

Labuan Bajo! Dämmerung des Massentourismus?!

Labuan Bajo, 3.9.2014

Soeben mit der Schwester telefoniert, die stand am Frischfischstand in Fischkopp-Town und ließ sich beglückwünschen – alles Liebe nochmals auf diesem Weg, liebe Mücke!  Vom Fischstand in Deutschland ist es für die Assoziation zum soeben besuchten Markt von Labuan Bajo nicht wirklich weit, jedenfalls nicht olfaktorisch.  Wenn die angebotenen Fische am frühen Nachmittag mit suspektem Wasser benetzt werden müssen (ja – nix is‘ mit Eis und so!), dann kann man es sich vorstellen, oder?

Aber Früchte gab es und Salat (den ich in Kaliumpermanganatlösung tunke, also keine Angst vor Sukarnos Rache), und ich werde heute nochmals hinstiefeln, auch wenn es recht weit ist.  Nur Hühner- oder Vierbeinerfleisch habe ich nocht nicht gesehen – und dabei würde ich doch so gern einen kleinen Vorrat einkochen.

Fischer, Fischer, Touristenfischer

Fischer, Fischer, Touristenfischer

Labuan Bajo ist ein witziges Städtchen – aus dem „Lonely Planet“ las ich heraus, dass sich hier „Indonesia’s next big thing“ entwickelt, man erlebe „the dawn of mass tourism“.  Mag ja sein…  Anfühlen tut es sich in der Realität nicht so – es fühlt sich mehr an wie kleine, desolate bis baufällige Inselstädtchen in der Ägais, ungefähr in den 70ern, als die AKKAnauten noch mit ebenso baufälligen Fähren als Backpacker unterwegs waren.  Immerhin, in „LB“ reiht sich wortwörtlich ein Tauchladen an den anderen, oder ein Tauch- an das nächste Komodotour-Lädchen.  Der Hafen ist voller „Touren- und Tauch-Segler“, um die es mehr oder minder gut bestellt ist. In lebhaftem Kontrast zu dem Budencharakter hier unten in Ufernähe („oben“ am Hang gibt es durchaus schon Betongebaude!) stehen die hell im Sonnenlicht glitzernden Blech-Zwiebeln auf den Moscheen.  Dazu muss ich glatt wieder einmal den Lonely Planet zitieren, der das „Green Hill Hotel“, zentral gelegen, in den höchsten Tönen lobt. Geräumig, mit hohen, luftigen Balkendecken… und dem unschätzbaren Vorteil, dass es für den früh aufstehenden Komodotouristen einen kostenfreien Weckruf gibt, von nicht einer, nicht zwei… nein, vier Moscheen. In der Nachbarschaft.  So ist das  hier in Flores, wir können es aus eigener Anschauung bzw. Anhorchung bestätigen. Übrigens sind die größten Muslimgemeinden hier unten am Meer, zum Inselinneren hin konzentriert sich das religiöse Erbe der Portugiesen, gemischt mit ein bisschen Animismus.

Rock auf Ojek... Sehr ziemlich!

Rock auf Ojek… Sehr ziemlich!

Unser Stadtreise gestern hatte außer dem Verlangen nach frischem Obst und Gemüse noch einen weiteren Grund: mit dem anfänglichen 60-Tage-Visum kommt man nicht bis Singapore (na, schon, aber nicht in unserem Tempo), also muss man es verlängern; Verlängerung gibt es auf maximal 180 Tage, und nach den anfänglichen 60 dann im 30-Tage-Rhythmus. Was gibt es Schöneres als auf fremden Behörden herumzuhängen!?  „Foreigners HAVE to bring a red folder!“… „Foreigners have to wear neat trousers!“.  Letzeres hatte ich geahnt – und dem Eigner eine lange Hose für das Kantor Imigrasi verschrieben, ich hatte mir selbst meinen schwarzen Reiserock angetan.  Nicht ganz geahnt hatte ich allerdings, dass der Transport zum Amt auf dem „ojek“ geschehen würde… Heute ist die Wiederholungfahrt dran (bergauf gefahren zu werden hat den Vorteil, nicht schweißüberströmt den netten Officers ins Gesicht schauen zu müssen) – ich werde meine weiten hellen Bermudas tragen, denn wie Rock auf Moto aussieht… Ei, ei…

Auch bei Wassertaxifahrern und dem Hustier gleichen sich die Minen an!

Auch bei Wassertaxifahrern und dem Hustier gleichen sich die Mienen an!

Die Prozedur als solche ist noch nicht abgeschlossen, aber noch sind wir guter Hoffnung und finanziell bringt es uns nicht um: 5.000 für die Ojekfahrt und nochmals 5.000 für 20 Fotokopien und die wichtigen roten Pappmappen.  Macht 0,64 ‚¬ für die Präliminarien.  Leider benötigt man für die Verlängerung des Visums einen eigens an die jeweilige Stelle gerichteten „Einladungsbrief“, den wir natürlich nicht vorweisen konnten, nur

Eine Kupplung namens André

Eine Kupplung namens André

den für das Konsulat in Darwin. Und auch selbst gebastelte Fälschungen scheinen nicht durchzugehen, das zeigen uns gerade zwei Nachbarschiffe…  Also muss uns Rutyasi aus Bali einen neuen Brief schicken. Hat sie getan, haben wir ausgedruckt und damit ausgerüstet werden wir gleich zu Ivan auf’s Motorkanu steigen, der bringt uns nämlich in die Stadt, und der Eigner kann sich an der Technik ergötzen, – zum Beispiel an der Tatsache, dass diese Motoren keine Kupplung haben. Oder doch… die Kupplung (und Kraftstoffpumpe!) heißt André.  Lokalkolorit pur. Mit Waran. Spaßig und spannend.

Sonntagsspaziergang!

Gili Bodo, 31.8.2014

Viele Grüße aus Gili Bodo.   Kleines Inselchen an der Nordwestecke von Flores.  Wir liegen hier zwar mit dem „Schwanz“ der Sail Indonesia-Rally, sprich: plus 4 Boote, aber das macht sich für 2 Tage mal sehr gut.  Einmal Zufallssundowner mit Getränk und Cashewnüssen am Sandstrand, die anderen haben Aussie- und Kiwi-mäßig gegrillt („… what?! You do NOT have a freeeezer?!“  Kreisch!  Ohne Gefriergerät kann man überhaupt nicht segeln…), gestern dann richtig organisiert mit Trash-Burning-Session (große Schweinerei, aber Ihr solltet mal sehen, was hier so am Meeresgrund alles liegt bzw. im Wasser schwimmt…  Da ist das Dioxin in der Luft wahrscheinlich zu vernachlässigen…). Ich hatte mir überlegt, wenn ich schon ohne Freezer segele, dann kann ich wenigstens zum BBQ am Strand etwas „Deutsches“ mitbringen. War aber nur ansatzweise deutsch, nämlich sauerkrauthaltig.  Sie haben es gegessen! Sauerkrautwähe, also schweizerisch, darauf hätte ich mich hinausreden können, falls es nicht geschmeckt hätte. Ging aber wohl irgendwie.  Solche Gelegenheiten sind mir immer eher unangenehm, allerdings waren die verbrannten Steaks auch nicht das Aushängeschild der „Haute Pantry“.

Wir genießen also schon den zweiten Tag am gleichen Ankerplatz. Es geschehen Zeichen und Wunder! Man wuselt ein bisschen „normal“ rum, ich habe mit der Nähmaschine eine Aufhängung für’s Smartphone gebastelt, das wohnt jetzt unter der Backbordsaling (da wo mittlerweile der TO-Stander nicht mehr weht…) und versorgt uns mit einem etwas bröckeligen Internet.

Überhaupt nicht meckern kann man hier darüber, dass man sehr schön schnorcheln kann, und darum ist jetzt Schluss. Hier kommt stattdessen ein Unterwasser-Blumenstrauß zum Sonntag!

Alles Liebe. Nächste Woche: Visa und Warane…  Alles spannend.

Sonntagsstrauß für den Rest der Welt!

Sonntagsstrauß für den Rest der Welt!

Ein Fall von „Wat nu'“

Indonesisch!

Indonesisch!

Teluk Nagurajong/Flores, 26.8.2014

Schwieriges Revier, dieses Indonesien – unsere stete Eile beginnt mir schon auf den Keks zu gehen:  3 Monate Indonesien sind nix. Gar nix, mussten wir erkennen, dieser Inselstaat ist endlos lang und in 9 Wochen müssen wir schon raus.
Also fort aus der Hello-Mista-Bay in Gedong, erst für eine Nacht nach Pulau Besar (wo ich mich wegen der verschleierten Frauen am Ufer gar nicht erst von Bord getraut habe, ich habe da wirklich einen Klemmer…) und dann weiter nach Maumere, glücklicherweise nur kürzere Etappen, denn wir motorsegeln fleißig. Zwar hofft man immer auf ausreichend Wind, aber meist wird es nur wenig Segeln mit viel Motoren. Was – think pink! – aber den Vorteil hat, dass wir viel Wasser machen können, zum Beispiel für die kleine Fußwäsche.  Das ist das Gegenteil von „Handwäsche“, man fülle eine Plastikbox mit Wasser, Wäsche und Waschmittel und trete den Schmutz aus dem Gewebe. Geht beim herrschenden Seegang (keiner!) unterwegs so gut wie andere erquickliche Hausarbeiten, wie das Ansetzen von Joghurt oder das heutige Brotbacken. Einen Bananenstein gab es noch obendrauf. Sollte eigentlich ein Bananen-Rettungs-Mandelkuchen werden, läuft aber im Ergebnis unter „essbar“, mehr nicht.

Als wir vorhin hier in Teluk Nagurajong einliefen, empfing uns „hello mista“ in einer weiblichen Teenie-Version; à¡uch sehr interessant und extrem lautstark, um nicht zu sagen: frech.  Wir haben uns dem Überfall einfach verweigert bis Ruhe war (diese Segler können wirklich knallhart langweilig sein!) und haben stattdessen den Bananenrettungs-Stein zu kaltem Kaffee genossen, nach einem 40-Meilen-in-der-Sonne-Tag (wahlweise am heißen Herd) verdient, wie wir finden.
Hier lag schon die APA LAGI, was den Eigner freute, denn die hatten noch eine Winschkurbel von uns, die wir dringend zurück haben wollten – die hatte die Schipperin auf der APA LAGI liegen lassen, und das kam so:
Am Sonnabend – es war früher Nachmitttag – liefen wir auf Maumere zu und sahen in der Ferne ein paar Yachten vor dem Strand des „Sea World Club“ liegen.  SAGATA war zu erkennen, die DREAM MAKER, KAILANA…  und weit draußen die APA LAGI. Wir wundern uns, und im Heranfahren wird uns klar: so quer zum Wind liegt kein geankertes Schiff, und Andrew ankert definitiv nicht auf 50 m – die sind auf Drift, aber das Dinghy hängt an der Relig, also sind die beiden an Bord. Mittagsschläfchen!  Erste Aktion: Funkruf auf UKW, ohne Erfolg. Unser bestes Schallsignal gibt unsere alte Messingtröte, und mein Getröte ist gefürchtet. Nix, keine Reaktion. Ein Dinghy kommt vom Ufer herangerauscht, Kevin/DREAM MAKER hat die Bescherung auch bemerkt – und der geht nach einigem Klopfen bis Hämmern an Bord. Das Schiff ist abgeschlossen, offensichtlich befinden sich

Wat nu?!

Wat nu?!

Fi und Andrew auf Landausflug. Bei uns macht sich dann doch Verwirrung breit, passend zum Schiffsnamen APA LAGI („Und jetzt?!“) – das wirft übrigens ein Licht darauf, was man tun kann und muss oder auch bleiben lassen muss, wenn so etwas bei schlechtem Wetter passiert: man kann bei den Segelscheinen noch so schöne „Notrollen“ eingeübt haben, wenn die Situation da ist, fängt man bei A wie ahnungslos an.  Hm. Kevin jumpt auf der schönen Kelly Peterson herum – kein Motorschlüssel zu sehen. Der Anker ist ohne die Winde kaum aufzuholen, und die wird normalerweise mit einer Fernsteuerung betätigt. Schleppen?! Andreas reißt schon mal eine Schleppleine aus der Backskiste, aber dann entschließen wir uns rasch für die Variante „längsseits bugsieren“.  Ich baue fix – siehe oben, Verwirrung statt Routinehandlung  – das backbordsche Solarpanel fast ganz ab, statt das Panel wie üblich nur runterzuklappen. Peinlich. Leinen raus, alle Fender raus, Brustleine gelegt, Vorleine, Achterleine.  Es ist schwierig, die Balance zu finden, das stellt sich rasch heraus – erst als Andreas ein bisschen mehr Gas gibt, läuft das Paket nicht mehr im Kreis…  Wir hätten uns halt ein bisschen weiter achtern vertäuen müssen, aber nu‘ isses so.  Übrigens war die APA LAGI, bis wir „abfahrtbereit“ waren, schon eine gute Meile abgetrieben. Bleibt noch das Problem „Anker“ – da hängen, wir wir vermuten, mindestens 40 m Kette unterm Schiff, und die zieht man nicht einfach so mit der Hand – also knoten Kevin und ich eine Holeleine an die Ankerkette, die wir dann über die Genuawinschen einholen, ab 20 m ging ess dann auch Hand über Hand. Uff.  Geschlagene andertalb Stunden kostet das Manöver, das man übrigens auch ins “ www.manoevertraining.de„-Programm aufnehmen könnte.  Den Anker vor dem Resort zu werfen war ziemlich einfach, wir haben die an Deck liegende Kette einfach ausrauschen lassen; danach musste sich nur noch die AKKA wieder lösen. und genau das stellte sich als der heikelste Teil heraus – es ergab sich eine Heck-an-Achterschiff-Situation, wo plötzlich alle Extremitäten der APA LAGI nach uns stocherten, Heckkorb, Heckanker, Windsteueranlage. In solchen SItuationen bin ich leider, im Gegensatz zu meinem coolen Eigner, nur zu „oh, oh, Scheiße-Scheiße“-Ausrufen fähig, aber mit einigem Drücken ging es gerade so eben gut.  Geschafft.  Wir haben jetzt eine Flasche Wein mehr im Alkohollager, und des Dankes von Fiona und Andrew dürfen wir drei „Retter“ uns noch eine Weile gewiss sein.  Unterm Strich: interessant, lehrreich und irgendwie auch spaßig.  Nicht für jeden Tag…  Die Ursache übrigens etwas, was auch der KAILANA an gleicher Stelle passierte und uns selbst auch drei Anläufe beim Ankermanöver kostete: die Abbruchkante vom seichteren Strandbereich in die Tiefe ist so steil, dass man schon sehr gut zielen muss, bis der Anker im Flachbereich gut sitzt.

Abends durfte die Seglerblase sich im Resort am BBQ-Buffet laben, plus Livemusik und (indonesischer Rund-)Tanz – drei Aussie-Boote, ein Kiwi und die AKKAnauten, krönender Abschluss für einen gelungenen und wahrlich erfolgreichen Tag.

Man sieht's: Nelken

Unverkennbar: Gewürznelken

Der Sonntag verlief faul, mit einem kleinen Ausflug ins wenig umtriebige Maumere und Abendessen im Resort – sehr praktisch, wenn man so ziemlich alles Frische schon aufgegessen hat, und die Mahlzeiten trotz Resortzuschlag äußerst annehmbare Preise haben.  Nur die Flasche Bintang haut mit 40.000 Rupien preislich rein, aber für nicht-Säufer ist auch das erträglich.

Montag dann: Vulkan.  Mit einem sehr guten Fahrer – der Verkehr auf den Bergstraßen ist manchmal etwas… atemberaubend, der Fahrer allerdings recht stumm, weil es mit dem Englischen nicht so toll bestellt war. Also haben wir die Landschaft vorbeigleiten lassen, steil, grün, üppig, haben traditionelle Häuser bewundert, haben uns Kaffeepflanzen zeigen lassen, Macadamias und vieles mehr. Kakao wurde am Straßenrand getrocknet und große Mengen an Nelken, deren Duft manchmal durch’s Fenster hereinwehte, und weil es früh am Morgen war, konnten wir den indonesischen Sarong oftmals in voller Länge betrachten:  man hüllt sich in diesen Schlauch bis zur Nasenspitze ein.

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Zwei der drei farbigen Seen: vorn türkis, hinten Schokolade

Am Kelimutu empfingen uns die berühmten Seen in unwirklichem Türkis und einem dunklen Schokoladenton. Faszinierend!  Ja, ja – langweilig, immer diese geologisch motivierten Begeisterungsausbrüche…

Die Sonne ist gerade aufgegangen, vom Strand wehen Frühstückfeuer, und auch hier ist es kühl genug, dass man sich in den Sand hockt und den Sarong von den Zehen- zur Nasenspitze heraufzieht. Keine Zeit für uns länger zu schauen: wir müssen los.  Flores ist noch lang.

Hello, Mista!

Hello Mista!  4er ohne Steuermann...

Hello Mista! 4er ohne Steuermann…

Gedong/Flores, 21.8.2014

Wir zockeln die Küste von Flores entlang.
Der erste „schöne“ Stopp hinter Lewoleba kam am gleich Sonntag – morgens ein bisschen früh abgefahren, erwischten wir die Nordostecke von Lembata(=Kawula=Lomblen) nicht ganz zu rechten Zeit. Die kleine Meerenge zur Insel Adunara ist bekannt für hohe Stromgeschwindigkeiten und für Stromschnellen. Können wir bestätigen! Hatten wir bis kurz vor der Huk noch etwas Strom „mit“ und entschieden uns, dass „für die zwei Meilen“ bis zur Einfahrt in den Kanal es sich nicht lohne, noch die Genua auszupacken, standen wir eine Stunde später immer noch mehr oder weniger an dergleichen Stelle: wenn wir Glück hatten, machten wir mal zwei Knoten über Grund gut – meist waren es nur weniger als 1,5 Knoten. Fahrt durch’s Wasser?! Na, 6, 7! Das war vielleicht ein Spaß. Unter Autopilot machte AKKA solche Zacken, dass wir das lieber per Hand steuern wollten, und in einer der Verwirbelungen sah ich kurz 7,5 Knoten durch’s Wasser mit 0,8 Knoten Rückwärtsfahrt. Toll – nachts möchte ich da allerdings nicht hindurch fahren. Nach geduldigem Warten stellte sich nach einer Stromkante dann tatsächlich der erwartete Nordstorm ein und drückte uns in den kleinen Kanal entlang der Insel Adunara. Unnötig zu sagen, dass die Schipperin Recht hatte, als sie vermutete, dass im Kanal selbst wieder Gegenstrom herrscht.

Der Wümersammler...

Der Wümersammler…

Am Ankerplatz erwartete uns eine wunderschön weiß aus dem Wasser ragende Sandbank, heute, am Nationalfeiertag, von einigen Jugendlichen besetzt. WIr hatten den Anker kaum unten, als schon frenetisch gewunken wurde, mit einer leeren Wasserflasche. Meiner freundliche Geste, man möge doch bitte herüberschwimmen, wurde sogleich Folge geleistet. Ich jumpe mit Schnorchelzeug ins Wassser, um die Position des Ankers zu erschnorcheln – bisschen schwierig dort, denn man wirft den Anker auf 15 m an der Abbruchkante und kommt dann später mehr oder weniger dicht an der Sandbank zu liegen! – und als ich Andreas mein „o.k.“-Zeichen geben will sehe ich schon die Invasion der Wasserholer. 5 oder 6 Jungs haben die AKKA geentert und löchern den Eigner nach Dingen, die er nicht versteht; umgekehrt ist es genau so. Erst als ich nach einer Inspektionsrunde um den AKKA-Rumpf Zugang zur Badeleiter verlange, gelingt es ihm, das Besuchsprogramm abzubrechen. „Die Missus will an Bord!“. Das haben sie verstanden und ziehen mit zwei vollen Wasserflaschen ab. Nur einer war ein bisschen zudringlich und hatte mit Gesten nach Essen verlangt – Andreas bot ihm Bami Goreng an, und als der Knabe begeistert nickt, zeigt der Eigner auf die Sandbank: „…dort!“. Aber selbst grobe Eignerscherze sind hier was zum Lachen.

Das Wasser in „Kroko“, so heißt die Sandbank, war wunderbar und zur Rumpfreinigung bestens geeignet, also durfte gleich eine Stunde gestrampelt werden. Ist das schön nach all der schwimmlosen Zeit in Australien! AKKA sieht prima aus, aber da der Kiel nur mit Schnorchelbrille doch sehr schwierig und unter großen Mühen zu erreichen ist, war nach den Rumpfflächen „Schicht“. Zumal die Strömung auch wieder deutlich zunahm. „Morgen ist auch noch ein Tag!“. Dachten wir. Der Montag kam dann auch! Mit einem Dinghyausflug auf die trockenfallenden Flächen nach Süden, wo ein alter Fischer nach Würmern grub. Mit einer Schwatzrunde auf der Sandbank – es hatten sich außer uns noch 3 Boote eingefunden. Und dem Versuch mit dem Tauchgerät den Kiel zu putzen. Denkste! Des Eigners Freud‘ hier sind die Tidenströme, und der vor Kroko läuft eigentlich ausschließlich nach Süd-Osten, kaum durch die Tide beeinflusst. Hmm. Und wie der läuft – ich kam einfach nicht dagegen an, unglaublich. Als ich mich nach dem zweiten Versuch in die Ecke setzte, um wenigstens beim theoretisch errechneten Stillwasser kurz vor Sonnenuntergang noch ein bisschen Fläche zu schaffen, knackt die Funke: „AKKA?! This is APA LAGI!“ Wollt Ihr nicht mit auf die Sandbank kommen – „impromptu sundowner“… Das kann man sich nicht zweimal sagen lassen. Und morgen ist ja auch noch ein…

Der Sundowner war wirklich schön – APA LAGI ( indonesisch für : „…was jetzt?“) kennt sich hier gut aus und wusste viel aus Banda Aceh („… a shit hole!“), aus Timor, aus Ambon und Iryan Jayah zu erzählen, wo die beiden gearbeitet haben. Politisches und Unpolitisches im lauwarmen Winter-Abendwind, die Kiwis und Aussies mit der unvermeidlichen Flasche Bier in der Hand, wir mit einem Pastis und kaltem Wasser. Dazu hatte Fiona eigens für „the Germans“ ein Stück Salami mitgebracht, weil Deutsche immer unheimlich gern beim Schlachter einkaufen und dann Wurst essen. So bedient man seine Klischees hin und her!

Ein Einbaum in Arbeit!

Ein Einbaum in Arbeit!

Beim Dorfschwatz

Beim Dorfschwatz

Kommt der Dienstag, und der sieht uns von weiteren Reinigungsaktionen Abstand nehmen – wir segeln nach Gedong. Hat es bis Kroko noch immer Mobiltelefonanschluss gegeben, ist mit dem Unsinn (und damit mit Internetzugang) nun Schluss; leider auch mit dem Funken, das geht aus dieser Bucht extrem schlecht. Dafür erfreut einen der Ort mit allerlei Fischerbooten, mit

Fertig!

Fertig!

wundervoll laut knäternden Maschinen ohne Getriebe (Motto: auf das Ufer zulaufen und dafür sorgen, dass der Motor rechtzeitig ausgeht!), und vor allem mit unglaublich netten Leuten, die ganz oben am Hang in einem kleinen Dorf wohnen. Morgens um 7 bringt eines der Boote die Schüler, die nicht die Grundschule im Dorf besuchen, „um die Ecke“, da muss in nicht allzu weiter Entfernung eine weiterführende Schule sein, denn am Nachmittag kommen die Schüler zu Fuß zurück. Schule kann ganz schön anstrengend sein, könnte man dazu sagen: wir haben heute versucht, den Weg in Gegenrichtung zu laufen. Wie weit wir gekommen sind, wissen wir gar nicht, es war steil, rutschig, steinig… alles zusammen. Und schön heiß, natürlich. Als wir nach gut 2 Stunden wieder ermattet im Cockpit liegen, kommt die Bande fröhlich am Ufer entlang – wir werden morgen im Vorbeisegeln mal spicken, wie weit wir es noch gehabt hätten.

Der Schulbus von Gedong!

Der Schulbus von Gedong!

Der Hit sind in jedem Fall die kleinen Jungs, die es sich nach der Schule nicht nehmen lassen, mal zur AKKA rauszupaddeln, im Einbaum oder mit einem Brett, das sie vor sich herschieben: „Hello, Mista! Hello, Missie!“. In Endlosschleife! Wenn man sich zeigt, wird die Latte der guten Gaben abgefragt: Fußbälle, Schreibhefte, Kugelschreiber – Schnorchelbrillen würden sich auch gut machen! Ohne Tauschobjekt allerdings gibt es von uns höchstens ein Bonbon – ist auch für die Energie gut, denn obwohl die Verständigung sehr dürftig ist, wird doch klar, dass wir gegen Bananen oder Papaya nichts einzuwenden hätten. Die Lieferung, mit Bonbonantrieb, kommt prompt – ich muss jetzt unterbrechen, es hör’s schon wieder… Papayas im Anflug. „Hello, Mista!“

Hello Mista!  Jetzt sind wir abgesoffen!

Hello Mista! Jetzt sind wir abgesoffen!

Tanzen, Weben, Surfen

... un de Vulkan smökt sin Piep!

… un de Vulkan smökt sin Piep!

Lembata, 16.8.2014

Ein bisschen pervers ist die Medienentwicklung ja schon…  VELA schreibt, dass in Tonga mittlerweile an fast allen Ankerplätzen Netzzugang ist – was sind wir früher gerannt, um mal Mails abrufen zu können. Hier lässt uns unsere Telkomsel SIM-Karte beim Frühstück vor dem Ort Lewoleba surfen. Mit 3G. Schöne neue Welt?!  Doch, schon…
Wir wissen übrigens durchaus, wo wir sind, falls jemand über unsere Winlink-Position grübelt, aber ganz klar ist uns noch nicht, wie die Bezeichnungen hier sind; die Insel heißt jedenfalls Lembata, der Ort hier firmiert auf Plakaten wahlweise als Lewoleba wie auch als Lembata. Der größte Ort im Inselinneren heißt so, wie die Seekarte es anzeigt, Pulau Kawula, aber das bedeutet wiederum „Insel Kawula“.  Versteh’s einer…. Sagen wir einfach;: Lomblen. Das ist eine der Inselsprachen (von 6, sehr seltenen). Beim Frühstückssurf auf 3G finden einen SPIEGEL-Artikel über ein eher urtümlich anmutendes „Geschäft“ auf genau dieser Insel.  Lest selbst!

... auf dem Weg nach Lambata. Sie trau'n sich was, die Fischer!

… auf dem Weg nach Lambata. Sie trau’n sich was, die Fischer!

Als wir am Dienstagmorgen vor Lembata ankamen, brannte ein Buschfeuer am ersten angepeilten Ankerplatz im Süden der Insel, und da AKKA von Australienstaub und Kupang-Dreck schön genug abgekriegt hatte, war die Entscheidung leicht, noch 15 sm weilter nach Norden zu rücken.
Vor Lewoleba liegen noch 3 Yachten, wir legen uns dazu; die Bucht ist weit und voller Fischerboote am Strand, hinter uns, am Nordende der Bucht erhebt sich der Vulkan Lewotolo, der sich täglich sein Pfeifchen ansteckt und vor sich hin schmökt.   Abends kommt aus der Tiefe der Bucht noch eine Yacht gefahren und vervollständigt das kleine Ankerfeld, das sich aber über ein paar Hundert Meter verteilt. Das geht dann so: „.. hey, AKKA!  Saw you in Ile des Pins last year!“.  Ooops. Wer ist das denn? Peinlich – wer ist denn … aah, es dämmert! “  … how are the new knees?! Or was it hips?“  QUIKSILVER aus England, mit frischen Ersatzgelenken.

Der Klassiker.  Fuß an der Pinne, Ausgucke vorn und oben!

Der Klassiker. Fuß an der Pinne, Ausgucke vorn und oben!

Der nächste Tag vergeht, wir waren immer noch nicht von Bord; bis auf einen Australier sind die anderen abgesegelt, als am Nachmittag neue Segel am Horizont auftauchen. Eins, zwei, fünf… „… ich glaub‘, die Rally kommt!“  Und sie kam. Gestern waren es dann an die 20 Schiffe in der Bucht, und das will etwas heißen, denn mittags gibt es hier eine mehr als kräftige, thermische Brise plus Tidenstrom.  Als wir vorgestern vom Markt kamen, bemühte sich gerade GIGGLES um eine Ankerposition, und das dauerte – als wir uns am Abend an Land trafen, beichtete Ben, bei uns an Bord gewesen zu sein, weil wir augenscheinlich auf Drift gegangen waren. Mitnichten – aber alle Boote machen in diesen Tagen am Nachmittag die unglaublichsten Bewegungen, und das in einem beträchtlichen Schwell, der sich rasch aufbaut. AKKA „segelt“ am Anker auf und ab, stoppt kurz vor dem benachbarten Katamaran auf, dreht, segelt zurück, bis auf wenige Meter an GIGGLES heran. Dann ist

... und dann ruht sie wieder still, die See!

… und dann ruht sie wieder still, die See!

die dran – gleiches Schiff, gleiches Verhalten (vielleicht segeln wir ein bisschen besser mit unseren Relingskleidern, Bimini, Moskitonetzen und Windhutzen…).  Ein paar Minuten später ist sie weit weg – und auf shakehands-Distanz mit dem Nachbarboot im Norden. Nervenaufreibend.  Ganz zu schweigen von meiner Wäsche, die konstant versucht, sich in den starken Böen von der Leine zu stürzen.

Meine Partnerin für Zitronen und Ingwer.  Betel wurde sie bei uns nicht los.

Meine Partnerin für Zitronen und Ingwer. Betel wurde sie bei uns nicht los.

Da ist es an Land doch ungleich netter.  Zunächst mal die Leute – so nett und höflich die Polynesier immer waren, die meisten Kontakte waren Reaktionen auf unsere Kontaktversuche. Hier ist das anders – die Leute sind hemmungslos freundlich, oder, in aller Freundschaft hemmungslos.  Wir haben auf dem Markt schallend gelacht, über unsere gegenseitigen Sprachunkenntnisse oder auch nur einfach so, weil ich Bananen kaufen wollte.  „Hey Mister!!, „Hey! Missus!“ – das wird einem demnächst vielleicht mal auf den Keks gehen, aber bislang ist es sehr lustig.

Kesse Tänzerinnen in traditioneller Kleidung

Kesse Tänzerinnen in traditioneller Kleidung

Mein erstes Indonesien-Reiseziel ist seit gestern abend erreicht, ich habe Ikats gesehen, und ich werde mir die gleich nochmals anschauen.  Das kam, weil wir als nicht-Rally-Teilnehmer das Feld auffüllten. Um 16 Uhr war „Empfang“ durch Inselgouverneur und Tourismusbeauftragten angeordnet, mit persönlicher Begrüßung, Pandanuskopfschmuck und Palmwein-Schluck. Danach waren wir „zugelassen“.  100 Kinder der Grundschule tanzten für uns – die meisten in Ikats gehüllt, sehr schön anzuschauen und von anderen Schulkindern offensichtlich neidvoll betrachtet.  Danach „Karneval“ durch’s Dorf – eine rechte Hatz, weil das Leitfahrzeug eine etwas andere Vorstellung von Schrittempo hatte als die Seglermeute, aber immerhin konnten wir mal winkend an ebenso winkenden Zuschauern vorbeiziehen.  Da das Ganze sich im Vorfeld des morgigen Nationafeiertages abspielt, wurden wir auf das Festfeld geleitet, wo in ein paar Zelten „handicraft“ ausgestellt war, und da waren sie dann.  Nicht so augenfällig wunderschön farbige, aber an einem Stand waren wirkliche Kunstwerke zu sehen – man muss nur genau hinschauen.  Die Ikats hier sind überwiegend erdfarben bis schwarz, das

Die Weberin. Vorn ein "schlichter" Ikat, nach hinten wird's teurer.

Die Weberin. Vorn ein „schlichter“ Ikat, nach hinten wird’s teurer.

Gewebe fasst sich eher grob an.  Es gibt welche für kleines Geld, ab 70.000 Rupien ungefähr, und ich gehe meiner Lieblingsbeschäftigung nach und erkläre Leuten, die es nicht wissen wollen, die Welt. Oder eben Ikats, für einen deutschen Segelgast auf einer anderen Yacht:  die Kette wird nämlich zweimal geschoren, das erste mal nur zum Färben. Dazu werden die Muster mit Bast fest abgebunden, so dass sie keine Farbe annehmen. Aufbinden, nächstes Muster, nächste Farbe…  und dann muss man sich diese feinen Fitzelmuster mal angucken!  Kein Wunder, dass ein guter Ikat, vielleicht auch noch ein Sarong für den mächtigen Bauch eines noch mächtigeren Menschen, bis zu einem Jahr braucht.  Ich bin fasziniert. Auf einer Leine an der Wand hängen weitere.  Der einfache Sarong, so wie man ihn an vielen der

Ikats zum Tanzen

Ikats zum Tanzen

Festgäste sieht, ist einer, der oben gestreift ist (das ist ja schon Arbeit genug!) und unten eine mehr oder weniger breite Musterborte hat, je breiter, desto wertvoller.  Mir geht ein Licht auf: je besser gestellt ein Mensch ist, umso aufwändiger gemustert kann der Ikat sein, und so hängen dann an der Wand auch welche für schlappe 15 Millionen.  Mich erinnert das an Tonga, wo Ta’Ovalas zum Familienvermögen gezählt werden (und eines der Hauptobjekte für Diebstähle sind). Meckert da jemand über Couture-Preise?  Indonesier können das auch. Relativ.  Einen schlichtes, schlauchförmig gewebtes Stück Stoff für einen geraden Rock, oben gewickelt, gibt es für … 800 Euro. Oder 1.000.  Ich werde die Damen aus dem Bergdorf heute noch einmal heimsuchen…

Abends gab es dann noch Reden und die Teilnahme an einem Tanzfestival mit 7 „acts“.  Ganz ähnlich Polynesien: Bilder aus dem täglichen Leben, Kriegstanz, Palolowurm-Fischen, Frauen beim Sammeln von Ton für die Krüge.  Während mein Nachbar zur Rechten ungeduldig auf’s Buffet wartet, stöhnt Ben, zur Linken: “ … so ein Tanz kann Stunden dauern!“.  So schlimm war es dann nicht, und es war auch schön anzuscahuen. Und das Buffet war lecker.

Jetzt: Neuer Gang durch’s Dorf – mal sehen, wer unseren Besuch heute „sensationell“ findet!

... lass uns mal die "bule" fotografieren!

… lass uns mal die „bule“ fotografieren!

... ohne Kommentar!!

… ohne Kommentar!!

... das Zentrum des Interesses

… das Zentrum des Interesses

... an der staatlichen Schule.

… an der staatlichen Schule.

Das grüne Buch…

Die letzte ihrer Art. AKKA vor dem Strand in Kupang

Die letzte ihrer Art. AKKA vor dem Strand in Kupang

Kupang, 11.8.2014

Immer noch Kupang! Na, so was…
Es ist richtig – wir hatten bei Napa, dem netten Agenten (eigentlich ist er als Touristenführer und Motorrollertaxifahrer im Hostel Lavalon stationiert) keinen wirklichen Druck gemacht. Wir hatten einfach die Wahrheit gesagt: wir haben keinen Plan. Wann wir weiterreisen?  Keine Ahnung.  Das sollte aus unserer Sicht aber nicht bedeuten, dass unsere Einklarierung sich zieht und zieht und zieht. SANUK hatte auf Noonsite geklagt, dass Napa ihm die halbe Arbeit abgenommen habe, so dass Sepp und Eva selbst „nur“ den Job beim Hafenmeister ableisten mussten. Oder beim Zoll?! WIe und welche Behörde auch immer, jedenfalls hätten sie einen Grundkurs in „Indonesische Behördengänge“ hinter sich gebracht, in 4 langen Stunden.  Bei uns bot sich Napa an, alles zu machen, leider mit unserer etwas laxen Zeitvorgabe.  Ihr könnt es euch denken…  Weiß der Geier, was alles dazwischen kam, jedenfalls sind wir Donnerstag, zwei Tage nach Ankunft, mit Napa zum

Im Bemo. Gegacker und Vollbeschallung (aus den Bassboxen)

Im Bemo. Gegacker und Vollbeschallung (aus den Bassboxen)

Einkaufen und zum Telefonshop gefahren, haben zu Mittag gegessen, und, während er „müde“ war und das Bemo zurück nahm, sind wir durch die (herrlich un)schöne Stadt gelaufen und haben Timor-Luft geschnuppert.  Abends: keine Papiere.  Freitag – naja, das kann man vielleicht nicht erwarten, Freitag schläft die halbe Stadt am Nachmittag, und doch haben wir telefoniert, gegen Sonnenuntergang, da war Napa noch beim Hafenmeister.

... eine herrliche Pampe. Und so viel schönes Plastik zum Kuscheln!

… eine herrliche Pampe. Und so viel schönes Plastik zum Kuscheln!

Ergebnis:  keine Papiere.  Samstag haben wir mal vorsichtig gefragt, was der Klemmer ist – das Wetter!  Ist ja gar nicht gut zum Abreisen, Jakarta verweigere die Unterschrift!  Ja, toll. Das Pratique, das wir erwarten (Einreise, Zoll und Gesundheit sind ja längst in trockenen Tüchern) gilt für 3 Monate, was fummelt „Jakarta“ da jetzt an unserer Abreise aus Kupang?  Egal: Samstags gab es noch keine Papiere, immerhin zeigt mir Napa am Strand unsere Papierbündel und verweist auf die einzig fehlende Unterschrift. Das sollte ja zu machen sein. Irgendwann.  Sonntags bemerkt der Eigner auf dem Marktspaziergang, dass er sich einen Darmfloh zugelegt hat – den er später mit Fieber zu bekämpfen gedachte – aber man kann ja trotzdem mal hoffnungsfroh auf den Holzsesseln des (geschlossenen) Lavalon herumdösen, es könnten ja Papiere kommen. Auf Dienstzeiten europäischer Machart, à  la „von-bis / Wochenende / Feiertag“ können wir hier noch keine wirklichen Regeln machen, und wieso der Hafenmeister, der Herr über Pratique, Wetter und Jakarta, in diesem verschlafenen Provinzhafen ganztägig zur Verfügung zu stehen scheint, wurde nicht klar.  Napa erschien auch irgendwie kleinlaut, tritt aber seine Behördengänge immer wieder unverdrossen an.  Aber kaum hatten wir die AKKA mit dem etwas schlappen Eigner erreicht, klingelte am Sonntagnachmittag um 17:09 das Telefon: „… all good, all good!“  Das Pratique ist da.  Wir verschieben die Übergabe auf den Montagmorgen, um nicht noch  einmal über die Korallen zu kratzen, denn wir haben Vollmond mit größtmöglichem Perigäum – wer geguckt hat, wird gesehen haben, dass der Mond besonders groß erscheint… –  und das heißt „King Tides“.  Sozusagen die Hammer-Tide.

Heute früh dann der Rest der Geschichte:  7 Uhr war 07:40, der Treffpunkt Strand (also Frau Fuchs ohne Schuhe oder Telefon) entpuppte sich als Treffpunkt Lavalon; Variationen über ein indonesisches Thema.  ABER:  Andreas konnte, wiederhergestellt und dank mitgeführter Sandalen, das grüne Buch abholen, gestempelt.  Wir dürfen fahren. Bis zum 7. November.  Wann immer wir wollen und ohne „Jakarta“ zu fragen.  Das ist doch was, oder – und wir werden fahren. Heute am besten. Richtung Flores.  Die letzte Nachtfahrt vor der langen Tageshopserei nach Singapur.

Stamp! Stamp! Stamp!

Kupang, 6.8.2014

Stamp! Stamp! Die Frühstücksaktion...

Stamp! Stamp!
Die Frühstücksaktion…

Morgenstund!  Es ist gerade mal 5 nach 7 am Tag nach unserer Ankunft in Kupang auf TImor – und schon wissen wir, warum unser Agent Napa es so eilig hatte, dass wir uns eine indonesische Rufnummer besorgen:  er wollte uns frühmorgens aus dem Bett schmeißen.  Zugegeben, wir hatten die erste Tasse Kaffee schon intus, als es klingelte.  „Everything good!  I’am at the beach – captain come sign paper for Customs.  BRING STAMP!“  Wir hatten noch nicht mal das Dinghy im Wasser, als er schon vom australischen Nachbarn herangeschafft wurde – das nennt man wohl „… alle Hebel (oder Beiboote) in Bewegung setzen…“. Immerhin konnten wir die Schweinerei mit dem defekten Bordstempel an Bord erledigen, und Napa mit einer Tasse Tee beglücken.

Alles gut auch auf der AKKA! Wir hatten eine angenehme, gemischte Passage – ganz unerwartet gab es statt null Wind eine ausreichende Brise zu Beginn und damit sanftes Vorwindsegeln für einige Stunden. In der ersten Nacht Motorsegeln, was immer auf Gehör und Gehirn geht, aber es bringt einen voran. Dann 2 Tage wunderbar zügigem Segeln vor dem Wind, gefolgt von steigendem Seegang und ebenso steigender Windgeschwindigkeiten. Das zog nach sich, dass wir bremsen mussten – eine Ankunft in der Dunkelheit wollten wir nicht, nur dass wir so viel gar nicht bremsen konnten, wie es notwendig gewesen wäre – ein handtuchgroßes Stück Genua hatten wir zum Schluss draußen, und trotzdem machten wir noch 5 Knoten Richtung Roto Strait, der Durchfahrt zwischen Timor und der vorgelagerten Insel Roti.  Halbmondnacht – das heißt: prima Beleuchtung bis wir Timor fast zu fassen kriegen, und dann „Licht aus“ . Wir überlegen – soll man in dem Geschwabbel jetzt beidrehen und abwarten?  Aber es kommt ja ein riesiger Hochseeschlepper aus der Straße herausgefahren, das sagt uns das AIS – also können da gar nicht so viele Fischer unterwegs sein, und angenehmer Nebeneffekt der Weiterfahrt ist der abnehmende Schwell – also weiter.  Kurz darauf – meine Wache – höre ich Motorengeräusche, die nicht dem Hochseeschlepper zuzuordnen sind (ein wirklicher Monsterschleppzug!); ich glotze mir die Augen aus – es ist schwarz, es ist immer noch sehr böig, das Leuchtfeuer an der Südspitze von Timor kommt und geht, auch der sehr dünne Lichtersaum von Land querab verschwindet manchmal im Seegang. Nicht gerade meine Lieblingssituation  Gerade als nach zwei Stunden Freiwache Andreas kurz herauf kommt, blitzen plötzlich unsere Segel auf! Also war doch ein Motorengeräusch in der Nähe – ein Fischer leuchtet mit einer Taschenlampe in unsere Segel, einmal nur. Nichts zu sehen.  Ich hasse es. Sind da noch mehr?  Überfahren wir gleich auch noch ein „FAD“, ein „fish accumulating device“, große unbeleuchtete Fischfallen, die hier überall herumstehen sollen? So richtigen Erfolg hat der Eigner nicht bei seinem Versuch, mich zu beruhigen – selbst wenn sich die Fischer bemerkbar machen und die Fischfallen aus Bambus sind, wie der Segelführer schreibt, und daher äußerst „forgiving“ (die Yacht brettert rein und das FAD ist dahin, so lese ich das…),  sehne ich das Morgengrauen herbei.  Und das kommt dann endlich, um 6:30 Bordzeit, kurz danach biegen wir um die Ecke. Geschafft.  Die verbleibenden 16 Meilen bis Kupang können wir gerade so anliegen, und weil die Welle weg ist, macht das Segeln wieder Spaß, und der Dunkel-Stress ist vergessen.  Nur: so richtig Lust auf Nachtsegeln macht das nicht.  Unser Weg nach Singapur wird überwiegend eine Serie von Tageshopsern werden.

Wir zickzacken durch den moderaten, aber dichter werdenden Fischerei- und Taxibootverkehr, und einen Schnellfähren-Vermeidungszacken später kommt Kupang in Sicht. Und es tönt: „AKKA, AKKA, this is Napa!“   Nee, ne?!?  Über eine Empfehlung durch Sepp und Eva von SANUK (siehe Noonsite ) und unsere CAIT-Agentin in Bali hatten wir „unseren“ Agenten gefunden, und schon ist er da… „Ich sehe Euch!  Ich bin am Strand!“  Unser erster Ankerversuch missfällt dem noch unsichtbaren Beobachter – zu weit weg, und da wir brave Kunden sind, holen wir den Haken noch einmal hoch. Der nächste Versuch missfällt wiederum uns, weil in dem Gerümpel, das hier am Meersboden liegt, der Anker nicht hält, aber der dritte Versuch ist es dann.  Es bläst aus diversen Knopflöchern, also stecken wir reichlich Kette, hinter einem Australier, der noch hier liegt – die ganze übrige Rally ist vor 2 Tagen abgereist, einerseits dem Zeitplan geschuldet (man wird wohl von Insel zu Insel, von „Kulturereignis zu Kulturereignis“ weitergereicht?!), andererseits wohl dem Starkwind und dem Geschaukel vor dieser doch recht offenen Küste.

Da sind wir.  Asien!  Unser fünfter Kontinent. Aber wer denkt, dass wir uns in diesem Gefühl weiden und ausruhen können, irrt – Napa funkt…  „In 30 Minuten am Strand!  Hier ist es jetzt 10:30. …bring all the papers!“  Hier geht’s ja ab…

Den Treffpunkt „… da wo die neuen Fischerboote gebaut werden…“ schaffen wir dann auch nur fast, und Napa ist gerade mal woanders hin unterwegs.  Aber wir werden troztdem bewillkommt:  Lamberti winkt und fuchtelt bergauf:  „Napa!“  Was für ein Lachen… Lachen ist grundsätzlich indonesisch, glaube ich, aber dieses hier…  Schwarze Gebissreste in einem orangeroten Mund. Das Werk der Betelnuss…  Lamberti hockt auf uns zu, seinen verkrüppelten rechtes Unterschenkelin eine Krücke geklemmt – aber das hindert ihn beileibe nicht, uns beim Anlanden des Dinghys zu helfen.  “ … I Lamberti. I Napa help…“  Es scheint so, dass Napa umgekehrt auch Lamberti und seiner Familie in der Strandhütte hilft und ihm „Dinghyjobs“ verschafft.  Ich glaube, hier sind wir richtig.

Und dann nimmt der bürokratische Alltag seinen Lauf – Napa kommt auf seinem Motorroller, wir machen eine kurze Besprechung im „Lavalon“ Hostel, er sackt die Pässe und Papiere ein und drückt uns sein Zweit-Telefon in die Hand:  „… nicht ausschalten! Ich rufe Euch an!  Inzwischen könnt Ihr Euch eine eigene SIM besorgen…“  Und verschwindet für Stunden.

Wir tun wie geraten – ein bisschen herumlaufen, Geld vom ATM holen, im Lavalon abhängen (hurra! WiFi!), Bami essen und deutsche Langzeittouristen bequatschen. Nachtmarktaufbau begucken und einen Fressausflug für heute ebendorthin planen. Gegacker im Telefonladen – sprachlich nicht ganz einfach, aber wir kriegen es hin, die SIM zu kaufen.  Kupang ist… schwer zu sagen. Schön chaotisch. Bemos, die Kleinbusse, rollen vorzugsweise auf abenteuerlich kleinen, dick bereiften Felgen durch die Stadt, je bunter , je lieber, das gilt für die Felge wie für den Bus. Und je lauter, je lieber – wenn der „Schaffner“, der aus der Schiebetür hängt, nicht genügend Lärm macht, sorgt die Musikanlage für Aufmerksamkeit. Motorroller kurven umeinander. Läden für die ordnungsgemäße Bekleidung der Menschen aller Kulturen – Ikats und Seiden, Schleier und Leggings – reihen sich aneinander, davor die Autos der wilden DVD- und Sonnenbrillenhändler.  So mögen wir’s.

Am Ende des Tages hat Napa uns mit dem Einreisestempel versorgt und die Sache mit der Gesundheitsbehörde erledigt. Ein Zollbeamter lässt es sich kurz vor Sonnenuntergang nicht nehmen, eine „Untersuchung“ der AKKA vorzunehmen und sitzt mit etwas unfrohem Gesichtsausdruck in unserem 3-Mann-Mini-Dinghy (mit Eigner, der Schipperin und Napa) und später dann ebenso unfroh an Bord.  „…der guckt nach Alkohol…“ sagt Napa  heimlich zu mir.  „Gib ihm nichts!“  Wird gemacht. Wir machen alles, was Napa sagt.  Zum Beispiel: „Stempeln!“  Wann hat unser Bordstempel schon jemals so ackern müssen?! Und dabei ist er doch auseinander gefallen…

Während ich jetzt im Cockpit sitze und schreibe, umweht mich der tropische Starkwind, von Land tönen die LKW- und Motorrollerhupen – und Napa ist unterwegs, mit gestempelten Papieren in x-facher Ausfertigung.  Heute: Zollvorgang beenden und die Fahrtberechtigung vom Hafenkapitän in trockene Tücher bringen. Oder morgen.  Und dann sind wir in Asien! Mit unseren blauen Stempelfarbefingern…

eMail-Störung ?

Fannie Sunset28.7.2014

Guten Morgen aus Australien!

Heute ist aber wirklich alles daneben:

Laut LopTo müssen wir für Indonesien doch mehr einkaufen als geplant – danke Kerstin! Der erste Schub ist gestern schon erledigt. Aber wir müssen ja auch noch weitere Einkäufe tätigen, da trifft es sich gut, dass ein Zug entgleist ist und das ganze Northern Territory mit Frischwaren, Milch etc. unterversorgt ist. How nice!)
Wir müssen außerdem noch Gastanken, Auschecken – und da nimmt die gnädige Frau die Gelegenheit, ein paar Sachen parallel zu machen. Zum Beispiel Einkäufe von gestern wegpacken und gleichzeitig das Spülwasser schon mal ins Becken laufen lassen. Was man nicht hört, wenn der Wassermacher läuft – also fließen mindestens 40 l Wasser in die Kühlbox…
Ach ja – und der Flüssigwaschmittelkanister hatte ein Loch.  Schöne Schweinerei. Überall wo man den Kanister hinstellt.
Der Zoll erreicht uns nicht per Mail, weil unser Mailaccount gestört ist, was wir wieder nicht merken, weil man korrekt raussendet, aber es kommt nichts an.  Ich habe den Verdacht es liegt/lag am verstopften Mailpostfach, ich habe mal ein bisschen aufgeräumt, zumindest ist eine Testmail jetzt bei uns angekommen. Ich hoffe, das war’s.

Wir sind zwar jetzt wieder normal erreichbar,  weiterhin aber auch unter „sy-akka  „at“  gmx.de“  oder  „andrea_akka “ at“ yahoo.co.nz“  oder  über die bekannte winlink-Funkadresse mit DF4AA (wer’s kennt, kann uns erreichen)

Ich geh‘ mal nachwischen, stürze mich dann auf die verbliebenen Möhren bei Woolworth und wasche parallel Wäsche. Wasserabstellen nicht vergessen!

Donnerstag geht es los. Oder Freitag.

Australia zum Letzten…

Bitte lächeln!

Bitte lächeln!

Fannie Bay, 26.7.2014

Ein bisschen Neid bleibt. Nicht auf die Sail Indonesia Rallyteilnehmer, die hier gerade alle die Anker ziehen – wir sind überrascht, die machen einen richtigen Race-Start!  Nix für uns…  GIGGLES ist weg, die ATAIR, EUTIKIA, RELAX – aber wir werden nächste Woche aufholen.
Nein, mein (!) Neid gilt mehr Leuten wie Nelly und Peter, ALUA, die wir im Bowali Visitors Centre im Kakadu National Park trafen, oder einem anderen Schweizer Paar, gestern auf dem steinigen Weg nach Jim Jim Falls.  Australien ist so riesig, die Distanzen zwischen den Sensationen so lang – vielleicht ist es auch streckenweise so nüchtern und gewöhnlich ?! -, dass viele es grundsätzlich nicht mögen, als eintönig empfinden oder langweilig. Aber wenn man es mag, dann benötigt man eben so viel Zeit , wie die erwähnten Leute sich nehmen: ein ganzes Jahr vorzugsweise.  Mindestens.
Tasmanien und auch die Kimberleys bleliben in jedem Fall auf meiner Liste.

Aber wir haben uns eine „final dose of Australia“ im Schnelldurchgang genehmigt, und irgendwie war es rundum typisch „OZZIE“.  Zunächst hatten wir an ein Leihauto gedacht, als Wiederaufnahme unserer beiden „großen“ Campingreisen, aber Leihautos sind dieser Tage schwer zu kriegen, es herrscht Winter hier. Die Aborigines im Norden nennen die Jahreszeit „wurrgeng“, es ist die „kalte Jahreszeit“, eine von sechsen, ürigens  – moderate, lecker warme Temperaturen und wenig Regen hier oben, und im Süden ist es winterlich kalt und feucht. Die Victorians, Sydneysiders und ACT-Bewohner sind also auf der Flucht und Campervans ausverkauft. Beim schon angepeilten Landcruiser Travelmate Pop-Up vom vorigen Jahr und dem Blick auf dessen Preise fiel uns ein, dass wir noch nie in einem Allrad-Truck für Backpacker und Konsorten gesessen haben und uns  eigentlich geführte Touren manchmal ganz gut gefallen: statt selbst mehr oder weniger ziellos durch die Landschaft zu dödeln, kriegt man vielleicht – hoffentlich! – Information auf dem Silbertablett; oder auf einem aus abgeschabtem Plastik, Hauptsache Information.  Buchen!  Bissel knapp das Ganze – die vielversprechende Tour von Sugarbag erwies sich als ausgebucht, aber dann entdeckten wir, dass es solche Touren vergleichweise häufig gibt, und so sind wir bei Intrepid gelandet, einem weltweit agierenden Anbieter, und die wiederum verhökern die Angebote von Adventure Tours in Darwin weiter.  Am Montag gab es ein schnelles Telefongespräch mit dem Büro in Melbourne, und ohne auch nur eine der Alternativen in Betracht ziehen zu können, waren wir gebucht, völlig „von der Leine gelassen“:  Kakadu „Unleashed“,   die 3-Tagestour.  5-Tagetouren klappern auch noch Katherine Gorge und Litchfield ab, aber 3 Tage Kakadu als Konzentrat sollte es tun. AKKA würde, das ist ein unangenehmer Gedanke, während der Abwesenheit allein vor Anker liegen, da macht man sich so seine Gedanken.

Mittwochmorgen. Der Wecker tritt um 04:40 in Aktion (uff). Wir konnten statt komplizierter Wanderschaft und Busfahrt durchs morgendliche Darwin ein „Pickup“ durch den Touroperator in der Nachbarschaft arrangieren, aber schließlich muss auch dafür das Dinghy abgelassen werden, das Gepäck trocken verstaut, der mit neuer Zündkerze wieder

Adventure Tours. Ein Mitsubishi für uns! und 14 andere...

Adventure Tours. Ein Mitsubishi für uns! und 14 andere…

etwas zuverlässigere kleine Motor um Mitarbeit ersucht werden (er tat’s, yihaa!, dafür war das Dinghy Morgenkühle-schlapp. Pumpen…), und nach all dem in stockfinsterer Neumondnacht (Glückwunsch an alle Ramadanbeender!) ist der 1 Seemeile entfernte Strand zu peilen – ein Fall für den sonst ungenutzten Peilkompass. 92 Grad!  Gutes Timing, wir haben Hochwasser, also muss das Dinghy nicht allzu weit aufwärts bewegt werden. Auspacken, umziehen, Abmarsch.  Wer natürlich um 06:30 nicht am Treffpunkt „Casuarina Motel“ ankommt, ist der Tourtruck. Auch nicht um 06:45. Telefonat mit dem Anrufbeantworter des Büros – PICK US UP, PLEEAASE!, aber dann klärt sich die Lage – Sean kommt angerollt mit seinem Mitsubishi und entschuldigt sich für die Verspätung: die vorgesehene Fahrerin hat „Rücken“, 10 gewechselte platte Reifen in 2 Tagen, das war wohl zu viel, und man hat Sean als Ersatzfahrer aus dem Bett geworfen  – ein gruseliger Job, denken wir…  Jede Woche 2 Touren, 3 oder 5 Tage, 1 freier Tag und jedes Mal ein Haufen neuer Leute, die man „mögen“ muss, komme was wolle…
Dann geht es los, auf eine City Tour an diversen Pickup-Stellen vorbei. Die Mitreisenden sind: 2 x 2 Australier plus 2 Ozzie-Singlefrauen (plus eine sprachbarrierenbehinderte Taiwanesin, die, wo und wie auch immer, in Melbourne arbeitet). Papa und Sohn aus Gent. Eine bretonische Globetrotterin. Die Schweiz zart und blond, eine deutsche Junglehrerin mit Wohnort in Istanbul, ein deutscher Student mit Australienerfahrung und „Deutsche-unterwegs-Allergie“ , ein Londoner („… was für andere Sprachen sprichst Du?“  „Cockney only…“) und last but not least Jerry, Südkorea. Off we go.  Sean macht das recht professionell, über eine kleinen Intercomanlage trötet er uns, so lange es die lange Asphaltgerade nach Süden geht und die Innenlautstärke es erlaubt, ein paar Informationen ins Ohr:  über die Bevölkerungsverteilung – hie weiß/asisatisch, da indigen, hie Palmerston, rechts des Stuart Highway, mit Einfamilienhäusern in üppigen Gärten, Pools und bestimmt riesigen Flatscreen-Fernsehern; „Army“-Land mit offensichtlich gut verdienenden Soldatenfamilien – und da, gleich links gegenüber eine der städtischen Aborigine-Ansiedlungen, die wir ja auch schon kennen. Desolat.

Begrüßung mit Wasserguss

Begrüßung mit Wasserguss

Bald kommt der erste Stopp, zu einem „Cul Cul“ beim Limilngan-Wulna-Clan. Die junge Frau mit dem unaussprechlichen Namen nennt sich kurz „Laurie“ und ist perfekt – ein bisschen Aborigine, ergo: scheu, aber doch frei genug, uns nach der Begrüßungszeremonie ein paar Lebensgrundlagen und vor allem Pflanzen zu erklären.  Ihr Vater Graham übernimmt und zeigt uns Didgeridoo. Er  berichtet sehr locker aus dem Clanleben – und führt uns eine vielleicht hoffnungsvolle Balance zwischen traditionellem Aborigine-Leben und modernem vor.  Er sagt: wir modernen Aborigines haben zwei „Werkzeugsätze“ zur Verfügung für unser Leben – wenn wir nicht beide nutzen, geht alles dahin, dann machen wir alles kaputt. Wir brauchen beide, aber wenn wir überwiegend die traditionelle Lebensweise leben, haben wir eine Chance. So sieht es wohl aus.  Andererseits ist für uns doch schwer verständlich wie man ein System harter, auch körperlicher Strafen in unser von Nachsicht und Individualismus geprägtes Leben integrieren kann – Graham zeigt beide Schlagstöcke, den für Frauen und den für Männer; und die werden genutzt, kollektiv. Genau so bildhaft und verständlich erklärt er aber auch grundlegende Dinge wie das „walk about“, die Wanderschaft, wo Männer auf sich gestellt in der Wildnis (über)leben und damit immer weiter in der Hierarchie aufsteigen (das Fehlen von Schneidezähnen ist oder war übrigens ein Merkmal für einen hohen Rang). Und da Graham nun seinem Vater als Clanchef gefolgt ist, erzählt er auch vom normalen Leben im Grenzbereich zwischen den beiden „Werkzeugsätzen“:  „… wenn die Jungs, die in Darwin zur Schule gehen, mit der Baseballmütze falsch herum ankommen – das ist der Zeitpunkt, wo ich sie mir schnappe!“. Gelächter: Unser Cockney rückt reflexartig seine Baseballmütze zurecht. Gute Einstimmung, für mich jedenfalls.

Wunderpflanze Lotus.

Wunderpflanze Lotus.

Jacana. Auf großem Fuß

Jacana. Ein Vogel uf großem Fuß

Süßwasserkrkodil... Und nur dort!

Süßwasserkrokodil… Und nur dort!

Salzwasserkrokodil. Lebt überall. Im Wasser

Salzwasserkrokodil. In allen Gewässern

Danach „Touri pur“ – glücklicherweise nur die halbe Dosis, denn statt der springenden Krokodile am Adelaide River bekommen  wir Salz- und Süßwasserkrodkodile, hier genannt „Salties“ und „Freshies“, und Vögel am naturnahen Mary River-System präsentiert, was heißt: die Krokodile werden am Mary River nicht angefüttert.  Ich finde den Anblick eines sich faul sonnenden=Wärme tankenden Krokodils auch schöner als „the jumping crocodile“ das auf der Schwanzspitze tanzt. „The Jesus Bird“ beeindruckt mich aber genauso – der Jacana heißt so, weil er, wenn er über leicht abgesunkene Lotosblätter schreitet, den Eindruck erweckt als ob er über’s Wasser läuft – der Vogel mit dem größten Körpergröße-zu-Krallenlänge-Faktor.  Und extrem hübsch dazu.

Der andere "Bossman".

Der andere „Bossman“.

Und dann geht es in den eigentlichen Kakadu National Park, größter australischer Nationalpark auf dem Land – nur Great Barrier Reef NP ist flächenmäßig größer –  mit 20.000 km² Savannenlandschaft. eben „australisch“ in den Ausmaßen; allerdings: die Anna-Creek-Rinderfarm, die wir voriges Jahr am Oodnadattatrack passiert haben, ist noch 4.000 km² größer als Kakadu… Das Land des Kakadu National Park gehört seit den 70er Jahren wieder gänzlich den Aborigines und ist – änhlich wie am Uluru – an die Australische Parkbehörde verpachtet, allerdings ist der Anteil der Aborigines am Management deutlich größer, und das Interesse, das Land für die „überlieferten Landeigner“ zu erhalten, ist überall zu sehen: allenthalben durchfährt man Landstriche, die nach den überkommenen Regeln kontrolliert abgebrannt werden, um die wirklich großen Buschbrände zu verhindern.  Das wird genau jetzt, in der Trockenzeit getan, weil dies gleichzeitig die windstillste Zeit ist – ganz logisch eigentlich und wirklich seit Tausenden von Jahren überkommen.  Es gibt einige Betriebe im Park, die den „Landeignern“ gehören und von ihnen betrieben werden, viele arbeiten als Ranger – das macht, gemäß Grahams Bild von den zwei Werkzeugkisten, einen ganz harmonischen Eindruck.

Rock Wallaby. Nix im Beutel...

Rock Wallaby. Nix im Beutel…

Erster Stopp ist das Bowali Visitors Centre, das mir zeitlich viel zu kurz kam – Nachteil solch einer Gruppenreise. Noch dazu musste ich von der halben Stunde 10 Minuten mit Nelly und Peter von der ALUA verdaddeln, die wir zufällig trafen. Schade – die Informationen sind reichhaltig und schön dargeboten, zu Natur und Kultur des Parks, das wäre mindestens 2 Stunden Stopp wert gewesen.
Auf nach Ubirr – auf dem Weg zeigt uns Sean noch „das andere Zentrum“ des Parks, mittendrin, aber nicht dabei:  mittendrin

Sean erklä#rt die Rockpainting-Welt

Sean erklärt die Rockpainting-Welt

liegt nämlich eine funktionierende Uranmine. Während die Ranger Mine wirtschaftlich klar außerhalb des Parkmanagements liegt und nicht in den Besitz der „traditional landowners“ zurückgegangen ist, wurden an anderen Stellen neue Abbauflächen erschlossen, und diese Pachten fließen entsprechend an die Clans; einer hat kürzlich beschlossen, dass sie das Geld nicht interessiert und es in die Parkverwaltung fließen muss…  Nicht schlecht.

Röntgentechnik, uralt

Röntgentechnik, uralt

Ubirr ist der Tagesabschluss für die Besucher im Norden des Parks, die dort für den Sonnenuntergang auf die Gebirgskante gekarrt werden, und Sean ist ein bisschen genervt vom Andrang der Gruppen, weil die eigentliche Sensation an dieser Stelle die unglaublich reichen Felszeichnungen sind. Ein Hydrologe, der in den 60ern hier gearbeitet hat, war von den Bildern so fasziniert, dass er sich mehr damit als mit der Hydrologie beschäftigt, Jahre an den Feuern

Moralgeschichte vom Fischklau

Moralgeschichte vom Fischklau

der Aborigines verbracht und damit einen Grundstein für die Neudatierung der Zeichnungen gelegt hat:  man kann nämlich aus der Art der Bilder und aus den verwendeten Farben auf das Alter schließen. Das verwendete Ocker ist teilweise 40.000 Jahren alt. Es sind ausgestorbene Tiere abgebildet, zum Beispiel der Tasmanian Tiger, den es hier oben seit knapp tausend Jahren nicht mehr geben soll, oder man kann

Alt und neu: Eine (ausgestorbene) Schildkrötenart und oben rechts... The Bossman!

Alt und neu: Eine (ausgestorbene) Schildkrötenart und oben rechts… The Bossman!

aus anderen Abbildungen schließen, dass sie definitiv nach der letzten Eiszeit entstanden sind, nachdem für eine Weile die Landbrücke zu Papua bestanden hatte:  zum Beispiel taucht ab einem bestimmten Zeitpunkt der Barramundi auf, übrigens in einer sehr interessanten Darstellungstechnik, die man hier X-Ray nennt, Röntgentechnik:  mit Skelett und inneren Organen.  Nebenan das Bild einer spitzschnabeligen Schildkröte – kopfüber abgebildet heißt: die gibt es hier nicht mehr, das ist mündlich bis heute überliefert. Toll.   Viele Zeichnungen haben spirituellen Inhalt oder erzählen Alltagsgeschichten von Diebstahl und Bestrafung; eine Galerie hat man „Speisekarte“ genannt, wo man bis in die 80er Jahre hinein noch immer neue Bilder über die alten gemalt hat („wat mutt, dat mutt“ – Sinn für Kunst und ihre Bewahrung steckt da nicht hinter, es geht bei den Felszeichnungn um Verbreitung  von Information, auf welchen Flächen spielt keine Rolle…) So findet man auch Zeichnungen von altmodischen Steinschlossgewehren, die es nur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch gab – man vermutet hinter der Darstellung den in Australien sehr geschätzen preussischen Forscher Ludwig Leichhardt. Das Beste allerdings ist der „Bossman“. Der (weiße) Chef…  die Pfeife im Mund, die Hände in den Taschen… Ich hoffe, man kann das in der Vergrößerung oben rechts neben der Schildkröte sehen. Klasse.
Von der Bergkante aus betrachten wir mit dem Rest der nach Hunderten zählenden und oh und ah rufenden Meute pflichtschuldigst den Sonnenuntergang und schaukeln dann auf dem Truck ins Camp. Heute: Luxusübernachtung. In Jabiru hat Adventure Tours auf dem großem Campingplatz der Kakadu Lodge ein Dauercamp eingerichtet, denn hier übernachtet täglich mindestens eine Gruppe, oft sind es drei.  Es gibt 3 Küchenzelte, umgeben von jeweils 7 feste Zelten, mit Doppel- und Einzelbett und richtiger Matratze. Hui – und warme Duschen hat der Platz natürlich auch.  Andreas beteiligt sich an den Abendessenvorbereitungen, insbesondere dem Marinieren des zu grillenden Kängurufleisches.  Außer Andreas‘ grünem Salatmix gibt es weitere Salate, die uns eine andere Gruppe überlassen hat – wir sind, wie schon gesagt, „unleashed“, von der Leine gelassene Streuner und müssen daher alles selbst machen; die anderen Gruppen werden richtig bekocht.  Das Känguru vom Grill mundet ausgezeichnet, aber es ist so viel, dass zum Schluss feststeht: morgen mittag gibt es… Känguru auf Brot.  Die Schipperin wäscht ab, mit Tony und Cathy aus „ACT“. Canberra.  Gelegenheit zu schwatzen über Angela Merkel, Mehrwertsteuer und Griechenland.
Dann: Licht aus. Gute Nacht! Nebenan schnarcht’s. Ob es bei uns schnarcht, weiß ich nicht, ich schlafe dann.

Früh geht es raus – Frühstück, aufräumen weg – es ist 7 Uhr, als wir loskommen.  Die Touren haben einen Plan, der veröffentlicht wird, aber zum Beispiel entfällt für uns Twin Falls wegen zu hohen Wasserstandes, und ich glaube, Sean fährt mit seinen Gruppen ohnehin dort hin, wo es ihm am besten gefällt, und wo möglicherweise keine der anderen Gruppen aufschlagen – also landen wir nach einer langen Fahrt über den Asphalt des Kakadu Highways und dann 40 km Wellblechpiste in Gunlom – für ein Kängurusandwich.  Vorher gilt es aber die hoch aufragende Bergkante zu erklimmen, denn auch in Gunlom gibt es das, was eine der Hauptattraktionen des Kakadu National Parks ausmacht – die Wasserfälle. Nicht gar so üppig, schließlich ist Trockenzeit, aber es fällt doch; ´der Gunlom Fall übrigens ein Star in einem Crocodile Dundee-Film, nur wird er da richtig gerauscht haben. Gunlom ist ein interessanter Ort, von den Aborigines „Krankheitsland“ genannt.  Und recht hatten sie – wer sich hier länger aufhält wird krank. In dieser Gegend liegen sich zwei Steilhänge gegenüber, deren Alter man auf 2,5 Milliarden Jahre schätzt, echtes Urgestein, und Urgestein mit – siehe oben! Minenland! – viel Blei, Uran, Quecksilber und anderen schönen Sachen, die sich im Tal im Wasser anreichtern . Die Senke zwischen den beiden Steilhängen ist übrigens eine bis zu 10 km (ZEHN KILOMETER!) dicke Sedimentschicht. Ich sag’s ja. Australien, altes Haus…

Gunlom. Badespaß im Krankheitsland

Gunlom. Badespaß im Krankheitsland

Ich muss Sean mühsam überreden, dass ich allein laufen will und kann, ich will  einigermaßen normal atmend dort oben ankommen, aber das widerspricht dem Hütehundtrieb dieser Tourguides, wie sich noch mehrfach herausstellen wird, gleich ob es sich um Blasen an Schweizer Fersen oder verknackste Canberra-Knöchel handelt. Andreas springt schon mal los, ich dackele mit Janina hinterher, Fotopausen inklusive. Eine ziemlich gemeine Versuchsanordnung, denn „oben angekommen“ heißt „wieder hinunter steigen“, aber von oben sieht man in den Felstümpeln schon blasse, in buntes Lycra gehüllte „Wasserleichen“ dümpeln, und es dringt das typische „Arschbombengeschrei“ herauf. Die junge Tourbesatzung verbreitet Freibadatmosphäre. Ja, klar muss ich hier die Klamotten abwerfen und schwimmen gehen – Andreas ist das zu kalt (ist es nicht!).  Es ist herrlich, man guckt über die Felskante die Wasserfallkaskaden hinunter und sieht in weiter Ferne die Gegenseite des Steilhanges aufragen. Extrem schön und eben Erdgeschichte vom Feinsten.

Abstieg, Tomaten und Salat schnibbeln, Känguru in Wraps hüllen – vor der Weiterfahrt ist Lunchpause.
Es ist schon gut in die Nachmittagsstunden hinein, als wir am Parkplatz von Maguk ankommen.  Sean, der Fußlahmensammler, meint tröstend, dass dies nicht so anstrengend sei wie Gunlom, nur ein paar Meter steil bergauf – aber eigentlich ist es das nicht allein, was mich so langsam macht, ich finde dieses „die Affen rasen durch den Wald“ einfach ein bisschen am Ausflugszweck (meinem!) vorbei.  Hier ist entlang des Flusslaufes ein bisschen Regenwald, man sieht unterschiedliche Termitengängen und -haufen, die Giftpflanzen, die Laurie uns gestern gezeigt hat, stehen vereinzelt im Gehölz. Ich bin eben nicht nur an Fitness oder Action interessiert und schnaufe mich eher genussvoll bergauf – es ist wirklich nicht anstrengend, wie sich herausstellt. Man geht ein Stück die Felskante entlang, schaut von oben in einen tiefgrünen, beschatteten Teich am Fuße des

Maguk. Felstümpel und Arschbomben...

Maguk. Felstümpel und Arschbomben…

Wasserfalles. Ein paar Aussies, die dort baden winken von unten, von oben kommt.. ?!  Arschbombengeschrei.  Der Cockney hat seinen American Football mitgebracht, aber das ist nicht die Hauptattraktion:  hier reihen sich Kaskaden aneinander, das Wasser hat in Millionen Jahren große, fast kreisrunde Tümpel aus dem Felsen geschliffen. Man kann in zuverlässig tiefe Pools springen und Sean kennt sich hier wirklich aus – es ist ein bisschen unheimlich, als er inmitten von Felsen einen Kopfsprung in einen der recht kleinen Tümpel macht.  Weg ist er!  Und taucht mitten im Flusslauf wieder auf: hier gibt es Höhlen und Durchbrüche, durch die man schwimmen kann – ich versuche später das Loch zu finden, aber es gelingt mir in dem finsteren Wasser nicht. Ist auch ungefähr 3 m tief, wie mir Cathy später sagt, da sollte man dann schon genau wissen wo der Durchbruch ist…
Während das Gros der Gruppe noch ein Stück fallaufwärts klettert, bleiben wir in den privaten Whirlpools, werfen leicht gruselnde Blicke über die Absturzkante – und, Premiere, selbst der Eigner hat die Wanderhose abgeworfen und nimmt zaghaft ein  Bad. Superschön!  Man kann es natürlich übertreiben – wochenlang der Quallen und Krokodile wegen nicht baden, aber hier oben gibt es weder das eine noch das andere, also sind zwei Badegänge an einem Tag durchaus logisch, oder?
Eine Portion Aborigine gibt es nach dem Abstieg – ich glaube, die anderen haben das gar nicht erfasst, aber für uns war es das typische Bild: zwei uralte Japanerschlurren – Zweiradandtrieb, was sonst?! – rollen auf den Park, lachende „landowners“.  … dies ist eine Ecke, wo man „nur mit Vierradantrieb“ hinkommt.  Klar.  Ich möchte nicht wissen, wie das in Arnhemland zugeht, das ist wirklich „4WD only“ – ich denke, da herrscht eine Art Auto-Apartheid.  Wir steigen in unseren geländegängigen Truck mit Schnorchel. Muss man hier haben, wir haben uns an einer Stelle sogar die Reifen nass gemacht!

Sean, der Chefkoch beim Feuermachen. GLeich gibt es Couscous!

Sean, der Chefkoch beim Feuermachen. GLeich gibt es Couscous!

Kurz vor Erreichen des Zeltplatzes – laange Rüttelfahrt, ich glaube, die Mitreisenden sind teilweise etwas genervt?! Die Lacher nach den ersten Sprüngen (Hopsern) des Trucks sind zeitweiligem Augenrollen gewichen… – wird Feuerholz gesammlt, auch das eine australische Camper-Ikone.  Wir schnüren zum Sonnenuntergang hin dicke Äste an die Stoßstangen und rollen dann auf den Platz.  Hier gibt es wieder ein Zusammentreffen mit „Kakadu 5 days“ von Rob, einer der anderen Adventure Tours-Gruppen – lustig zu beobachten, dass die beiden gruppen sich irgendwie abschätzend (abschätzig?! Kernige gegen Luxusgäste? Albern…) beobachten. Aus einem kleinen Anhänger, der dort als Equipmentdepot abgestellt ist, holen wir unsere Zelte und Swags. Das Zelt ist nur ein fester Boden mit Moskitoinnenzelt, das Außenzelt bleibt in der Tasche. Teleskopstangen ausklappen, aufrichten, Swag rein, fertig – die AKKAnauten gewinnen den heimlich Aufbauwettbewerb, gefolgt von Cathy und Tony, bestimmt „regulars“ im Campingbereich. Sean meint: „.. you’ve done that before..“  Stimmt.

Chicken Korma am Garrnamarr Campsite

Chicken Korma am Garrnamarr Campsite

Haben wir schon das eine oder andere Mal gemacht. Sean kündigt außerdem an, dass er die Helfer von gestern nicht im Kochbereich sehen will. Wir dürfen duschen gehen (solar, toll!), beteiligen uns am Feuermachen und harren der Dinge, die da kommen.  Wir haben Glück… heute sind die Helfer gefordert, es gibt Chicken Korma, aber nach Seans Regeln, und es ist nicht übertrieben, zu sagen dass er Zwiebelstreifen- und Karottenschnitzgröße vorschreibt.  Aber lecker ist es.  Beim Abendessen kriegen wir noch eine Verwarnung: „… wir wollen nicht, dass Ihr im Swag außerhalb des Zeltes schlaft! Hier ist gerade eine Todesotter gesehen worden und die mögen Wärme sehr gern. Körperwärme…  Und sie mögen überhaupt nicht, wenn man auf sie drauf tritt – also tragt Ihr festes Schuwerk auch auf dem Weg zum Klo – und bitte nicht durch die trockenen Eukalyptuslaubblätter schlurfen!“  O.k..  – wie praktisch,  dass ich mir heute früh einen großen Joghurtbecher abgegriffen habe.  Moskitozelt mit „Porta Potty“.  Die Nacht fällt, wir rücken früh in unser Swag ein. Nachdem die paar Ukuleleklänge mit Sean-Gesang verklungen sind und die letzten Äste nur noch schwach glühen, gibt es nur noch Sterne durch das Zeltdach zu betrachten und zu lauschen:  Geraschel im Eukalyptuslaub (die Otter?!), vereinzeltes Protestgekrächz von Kakadus („he, mein Platz!“) und weiche Fluggeräusche – von den Flughunden.  Nochmal: toll!

Morgenstimmung am Jim Jim Fall

Morgenstimmung am Jim Jim Fall

Morgenstimmung Gegenblick...

Morgenstimmung Gegenblick…

Um 6 Uhr raus aus dem Swag, Feuer machen, Wasser kochen. Tee oder Kaffee, das Frühstück im Stehen und los. Heute: Jim Jim Falls.  Sean wiederholt vorsichtig: „.. very intense..“  und meint sicher die AKKA-Schnecke und noch ein oder zwei von den Damen. Puuh.

Hier geht's lang!

Hier geht’s lang! (Eignersuchbild…)

Anstrengend?! Na gut, ich entscheide mich, nur bis zum Aussichtspunkt am Fuß der Fälle zu laufen und lasse das Schwimmzeug zurück – die Salzwasserkrokodilfallen stehen dort unten nicht ohne Grund. Natalie, die auch am Aussichtspunkt bleiben will, lasse ich allerdings „für einen  kurzen Gang weiter in den Wald hinein“ allein sitzen und stapfe hinter Andreas her. Wir fangen an, über die großen Geröllblöcke zu steigen, zu hüpfen, zu krauchen.  Wann kommt denn der anstrengende Part?  Na gut, es fordert einen ein bisschen, man (insbesondere frau) muss alle Viere benutzen und manchmal den Hintern als 5. Extremität, aber es geht nicht bergauf, wie ich gedacht hatte, sondern am Flusslauf entlang, und als wir an einem weiten Sandstrand ankommen, frage ich mich, warum das Dummchen den Badeanzug zurück gelassen hat.
Kakadu Jim Jim Vegetation Kakadu Jim Jim Morning light Kakadu Jim Jim FroggieSehr beeindruckend, die Gegend  – denn dieses ganze Geröll ist mal von gewalt(täti)gen Wassermassen hierher transportiert worden. In den Steilwänden krallen sich Eukalyptusbäume fest oder es bilden sich kleine Vegetationstaschen, das ganze beschienen von der Morgensonne, die gerade so eben über die Kante strahlt. Genuss und ganz viel Spaß.

1 m, 10 Jahre Bauzeit.

1 m, 10 Jahre Bauzeit.

Und das war auch mehr oder weniger das Ende der Tour. „Nur noch“ xy km Rüttelpiste zurück zum Highway, Lunch an einem weiteren Visitors Centre, eine Vogelbeobachtungsschleife am East Alligator River (mit Brolgas, Kranichvögeln, die wir noch nicht gesehen hatten!). Jerry, unser Mann aus Seoul, bestaunt die Termitenhügel: ein Meter Höhe = 10 Jahre Bauzeit.  Ob er das so richtig mitgekriegt hatte?  Jedenfalls guckt er sich einen kleinen, hüfthohen Bau an,

Termitenbau von Nahem.

Termitenbau von Nahem. Muss man da „reingucken“?

stellt ein, zwei Fragen (machen die Aborigines das?  Nein? Insekten?  Und der Regen spült das dann aus? Auch nicht?) und kickt mit einem kräftigen Tritt die Spitze des Hügel ab.  Wir gucken uns an: warum machst Du das?  Er lacht: „ich musste doch sehen, was da drin ist!“. Forscherdrang? Er spricht’s und verschwindet im Truck. War ja auch nicht so interessant „da drinnen“.   Dass diese Bauten ein ökologisches System in sich darstellen – inklusive symbiontischer und nicht ganz so symbiontischer Mitbewohner, also Ameisen etc. –  dass die „Architektur“ der Bauten sich an der Sonneneinstrahlung orientiert, um die Wärme im Bau zu regulieren (mittags wenig exponierte Fläche, morgens und abends mehr) , dass Termiten ein schlau erdachtes Staatenleben führen… Nicht so interessant.  Dabei hatte sich Jerry mit dem Wunsch vorgestellt, dass er ein guter Vater werden will.

Ganze Arbeit! Auch dafür sind termiten gut - und fertigen die Digeridoos...

Ganze Arbeit! Auch dafür sind termiten gut – und fertigen die Digeridoos…

Einer, der seine Kinder – wie wohl in Korea häufig – zu guten Leistungen anstachelt, oder einer der seinen Kindern beibringt, was Natur ist und wie wichtig sie ist?  Ich hoffe, es wird beides. Irgendwie tat es mir Leid, auch für den lustigen und hilfsbereiten Jerry, nicht nur für die Termiten, die jetzt wohl mit Reparaturarbeiten beschäftigt sind… Die Termiten agieren hier, wie Andreas sagte, als die Giraffen Australiens: sie regulieren die Baumbestandsdichte in der Savannenlandschaft. Die meisten der Stämme und Äste sind schon mehr oder weniger hohl gefressen – manchmal sieht man in den Brandgebieten einen richtigen Baumstamm ohne Krone wie einen Schornstein rauchen!  Mit dieser Arbeit sorgen die Termiten auch für die Digeridoo-Versorgung der „landowner“. Bis zu 7 Jahre braucht ein gutes Didge, bis sie mit dem Rohbau, mit einem perfekt ausgehöhlten Rohr, fertig sind…  Ich hätte einen Klugscheißervortrag halten sollen.

Am Abend finden wir die AKKA inmitten eines riesigen feldes von neuen Booten – ringsum haben sich die Teilnehmer der „Sail Indonesia Rally“ eingebuddelt.  Und da die Sonne schon untergegangen ist, wäre das Mitführen des Peilkompasses gar nicht so schlecht gewesen – aber wie gesagt: wir haben sie gefunden.
Die Rally ist weg, jetzt -es ist mittlerweile Sonntag –  umschwärmen uns gerade Tornados und Laser und Optis. Segelzeit am Darwin Sailing Club. Wir segeln dann bald los. Indonesien ruft – und Australien hat uns einen würdigen Abschluss geliefert.

Neues aus Darwin

Fannie Bay, 20.7.2014

Ehe es auf den Sonntagsspaziergang zum East Point geht, gibt es hier das Neueste aus Darwin.

Tja. Dinghy anlanden unmöglich...

Tja. Dinghy anlanden unmöglich…

Zunächst mal fragt man sich, wie man hier überhaupt sicher das ufer erreichen kann! (Antwort: barfuß…)

Aber eigentlich fühlt sich Darwin ganz nett an. Klimatisch zur Zeit hochangenehm, hübsch warm, aber nicht zu feucht, und nachts sogar manchmal kühl.

In Parap (augenscheinlich weitgehend außerhalb der Reichweite von Seglerfußmärschen!) liegt ein kleines Einkaufszentrum, wo es auch eine große Sportmedizinpraxis gibt; die Gelegenheit ist günstig, kaufen wir doch eine Massage für den Eigner, „deep tissue“ wird versichert. Und gleich nebenan ein Waschsalon mit Dexter-Waschmaschinen. Das System hatte ich neulich schon in Cairns getestet, und ehrlich: Frontladerwaschmaschinen sind einfach unschlagbar, da lohnt sich jede Busfahrt, jeder Gewaltmarsch – in Cairns zum Beispiel mit der großen Wäschetasche auf dem Rücken, hier nun eben diesem zuliebe mit der rentnerfreundlichen Klappkarre…
Man nehme: Internetanschluss, googele „laundromat Darwin“ (oder wo auch immer), rufe begeistert „…yeah, Frontlader!“. Sodann packe man xy kg Wäsche ein, marschiere los und komme nach 2 Stunden mit sauberer Wäsche zurück. Wo gibt es so was?  Jedenfalls nicht bei amerikanisch-pazifischen Kaltwasch-Wäsche-Planschmaschinen. Nebeneffekt in diesem Fall: der Eigner ist locker und durchgeknetet .

Wo, fragt man sich, gibt es allerdings in Australien, dem Land von Schwammbrot und Middle Bacon, auch so etwas: auf die Frage nach einem Supermarkt bekommt man in genau dem Vordorf Parap einen Hinweis auf „Fine Foods. Established in 1968“.  Na gut. Die Glastür öffnet sich, und gleich brätscht es zwischen Regalen italienisch und aus der hintersten Ecke kommt ein feiner Duftschwall…  Das kennen wir doch! Ein Hauch von „alimentari“. Ein Paradies!  Ein nicht ganz kostengünstiges, gewiss.  Aber einen Besuch (oder zwei. Oder drei…) und ein Abendbrotfest auf der AKKA wert. Mortadella, prosciutto crudo, salame, gemischt mit Oliven, gefüllten Peperoni und Ciabattas…

Nach der Massage ist vor der (nächsten) Blockade!

Nach der Massage ist vor der (nächsten) Blockade!

Das angenehme Ambiente führt, trotz malader Knochen, auch zu Arbeitsanfällen, wie man sieht.
3 Stunden nach der Massage brauchte der Windgenerator „TLC“, tender loving care, ein bisschen zartfühlende Pflege.  Ein Verbindungskabel hatte sich auf dem Weg von Torres nach Darwin gelöst – ken Strom mehr raus, kein Stopp-Befehl mehr rein hieß das, und der arme Generator musste pausenlos auf Hochtouren ackern.  Nun nicht mehr!

Dem Windgenerator geht’s gut…  und uns auch!