
Bitte lächeln!
Fannie Bay, 26.7.2014
Ein bisschen Neid bleibt. Nicht auf die Sail Indonesia Rallyteilnehmer, die hier gerade alle die Anker ziehen – wir sind überrascht, die machen einen richtigen Race-Start! Nix für uns… GIGGLES ist weg, die ATAIR, EUTIKIA, RELAX – aber wir werden nächste Woche aufholen.
Nein, mein (!) Neid gilt mehr Leuten wie Nelly und Peter, ALUA, die wir im Bowali Visitors Centre im Kakadu National Park trafen, oder einem anderen Schweizer Paar, gestern auf dem steinigen Weg nach Jim Jim Falls. Australien ist so riesig, die Distanzen zwischen den Sensationen so lang – vielleicht ist es auch streckenweise so nüchtern und gewöhnlich ?! -, dass viele es grundsätzlich nicht mögen, als eintönig empfinden oder langweilig. Aber wenn man es mag, dann benötigt man eben so viel Zeit , wie die erwähnten Leute sich nehmen: ein ganzes Jahr vorzugsweise. Mindestens.
Tasmanien und auch die Kimberleys bleliben in jedem Fall auf meiner Liste.
Aber wir haben uns eine „final dose of Australia“ im Schnelldurchgang genehmigt, und irgendwie war es rundum typisch „OZZIE“. Zunächst hatten wir an ein Leihauto gedacht, als Wiederaufnahme unserer beiden „großen“ Campingreisen, aber Leihautos sind dieser Tage schwer zu kriegen, es herrscht Winter hier. Die Aborigines im Norden nennen die Jahreszeit „wurrgeng“, es ist die „kalte Jahreszeit“, eine von sechsen, ürigens – moderate, lecker warme Temperaturen und wenig Regen hier oben, und im Süden ist es winterlich kalt und feucht. Die Victorians, Sydneysiders und ACT-Bewohner sind also auf der Flucht und Campervans ausverkauft. Beim schon angepeilten Landcruiser Travelmate Pop-Up vom vorigen Jahr und dem Blick auf dessen Preise fiel uns ein, dass wir noch nie in einem Allrad-Truck für Backpacker und Konsorten gesessen haben und uns eigentlich geführte Touren manchmal ganz gut gefallen: statt selbst mehr oder weniger ziellos durch die Landschaft zu dödeln, kriegt man vielleicht – hoffentlich! – Information auf dem Silbertablett; oder auf einem aus abgeschabtem Plastik, Hauptsache Information. Buchen! Bissel knapp das Ganze – die vielversprechende Tour von Sugarbag erwies sich als ausgebucht, aber dann entdeckten wir, dass es solche Touren vergleichweise häufig gibt, und so sind wir bei Intrepid gelandet, einem weltweit agierenden Anbieter, und die wiederum verhökern die Angebote von Adventure Tours in Darwin weiter. Am Montag gab es ein schnelles Telefongespräch mit dem Büro in Melbourne, und ohne auch nur eine der Alternativen in Betracht ziehen zu können, waren wir gebucht, völlig „von der Leine gelassen“: Kakadu „Unleashed“, die 3-Tagestour. 5-Tagetouren klappern auch noch Katherine Gorge und Litchfield ab, aber 3 Tage Kakadu als Konzentrat sollte es tun. AKKA würde, das ist ein unangenehmer Gedanke, während der Abwesenheit allein vor Anker liegen, da macht man sich so seine Gedanken.
Mittwochmorgen. Der Wecker tritt um 04:40 in Aktion (uff). Wir konnten statt komplizierter Wanderschaft und Busfahrt durchs morgendliche Darwin ein „Pickup“ durch den Touroperator in der Nachbarschaft arrangieren, aber schließlich muss auch dafür das Dinghy abgelassen werden, das Gepäck trocken verstaut, der mit neuer Zündkerze wieder

Adventure Tours. Ein Mitsubishi für uns! und 14 andere…
etwas zuverlässigere kleine Motor um Mitarbeit ersucht werden (er tat’s, yihaa!, dafür war das Dinghy Morgenkühle-schlapp. Pumpen…), und nach all dem in stockfinsterer Neumondnacht (Glückwunsch an alle Ramadanbeender!) ist der 1 Seemeile entfernte Strand zu peilen – ein Fall für den sonst ungenutzten Peilkompass. 92 Grad! Gutes Timing, wir haben Hochwasser, also muss das Dinghy nicht allzu weit aufwärts bewegt werden. Auspacken, umziehen, Abmarsch. Wer natürlich um 06:30 nicht am Treffpunkt „Casuarina Motel“ ankommt, ist der Tourtruck. Auch nicht um 06:45. Telefonat mit dem Anrufbeantworter des Büros – PICK US UP, PLEEAASE!, aber dann klärt sich die Lage – Sean kommt angerollt mit seinem Mitsubishi und entschuldigt sich für die Verspätung: die vorgesehene Fahrerin hat „Rücken“, 10 gewechselte platte Reifen in 2 Tagen, das war wohl zu viel, und man hat Sean als Ersatzfahrer aus dem Bett geworfen – ein gruseliger Job, denken wir… Jede Woche 2 Touren, 3 oder 5 Tage, 1 freier Tag und jedes Mal ein Haufen neuer Leute, die man „mögen“ muss, komme was wolle…
Dann geht es los, auf eine City Tour an diversen Pickup-Stellen vorbei. Die Mitreisenden sind: 2 x 2 Australier plus 2 Ozzie-Singlefrauen (plus eine sprachbarrierenbehinderte Taiwanesin, die, wo und wie auch immer, in Melbourne arbeitet). Papa und Sohn aus Gent. Eine bretonische Globetrotterin. Die Schweiz zart und blond, eine deutsche Junglehrerin mit Wohnort in Istanbul, ein deutscher Student mit Australienerfahrung und „Deutsche-unterwegs-Allergie“ , ein Londoner („… was für andere Sprachen sprichst Du?“ „Cockney only…“) und last but not least Jerry, Südkorea. Off we go. Sean macht das recht professionell, über eine kleinen Intercomanlage trötet er uns, so lange es die lange Asphaltgerade nach Süden geht und die Innenlautstärke es erlaubt, ein paar Informationen ins Ohr: über die Bevölkerungsverteilung – hie weiß/asisatisch, da indigen, hie Palmerston, rechts des Stuart Highway, mit Einfamilienhäusern in üppigen Gärten, Pools und bestimmt riesigen Flatscreen-Fernsehern; „Army“-Land mit offensichtlich gut verdienenden Soldatenfamilien – und da, gleich links gegenüber eine der städtischen Aborigine-Ansiedlungen, die wir ja auch schon kennen. Desolat.

Begrüßung mit Wasserguss
Bald kommt der erste Stopp, zu einem „Cul Cul“ beim Limilngan-Wulna-Clan. Die junge Frau mit dem unaussprechlichen Namen nennt sich kurz „Laurie“ und ist perfekt – ein bisschen Aborigine, ergo: scheu, aber doch frei genug, uns nach der Begrüßungszeremonie ein paar Lebensgrundlagen und vor allem Pflanzen zu erklären. Ihr Vater Graham übernimmt und zeigt uns Didgeridoo. Er berichtet sehr locker aus dem Clanleben – und führt uns eine vielleicht hoffnungsvolle Balance zwischen traditionellem Aborigine-Leben und modernem vor. Er sagt: wir modernen Aborigines haben zwei „Werkzeugsätze“ zur Verfügung für unser Leben – wenn wir nicht beide nutzen, geht alles dahin, dann machen wir alles kaputt. Wir brauchen beide, aber wenn wir überwiegend die traditionelle Lebensweise leben, haben wir eine Chance. So sieht es wohl aus. Andererseits ist für uns doch schwer verständlich wie man ein System harter, auch körperlicher Strafen in unser von Nachsicht und Individualismus geprägtes Leben integrieren kann – Graham zeigt beide Schlagstöcke, den für Frauen und den für Männer; und die werden genutzt, kollektiv. Genau so bildhaft und verständlich erklärt er aber auch grundlegende Dinge wie das „walk about“, die Wanderschaft, wo Männer auf sich gestellt in der Wildnis (über)leben und damit immer weiter in der Hierarchie aufsteigen (das Fehlen von Schneidezähnen ist oder war übrigens ein Merkmal für einen hohen Rang). Und da Graham nun seinem Vater als Clanchef gefolgt ist, erzählt er auch vom normalen Leben im Grenzbereich zwischen den beiden „Werkzeugsätzen“: „… wenn die Jungs, die in Darwin zur Schule gehen, mit der Baseballmütze falsch herum ankommen – das ist der Zeitpunkt, wo ich sie mir schnappe!“. Gelächter: Unser Cockney rückt reflexartig seine Baseballmütze zurecht. Gute Einstimmung, für mich jedenfalls.

Wunderpflanze Lotus.

Jacana. Ein Vogel uf großem Fuß

Süßwasserkrokodil… Und nur dort!

Salzwasserkrokodil. In allen Gewässern
Danach „Touri pur“ – glücklicherweise nur die halbe Dosis, denn statt der springenden Krokodile am Adelaide River bekommen wir Salz- und Süßwasserkrodkodile, hier genannt „Salties“ und „Freshies“, und Vögel am naturnahen Mary River-System präsentiert, was heißt: die Krokodile werden am Mary River nicht angefüttert. Ich finde den Anblick eines sich faul sonnenden=Wärme tankenden Krokodils auch schöner als „the jumping crocodile“ das auf der Schwanzspitze tanzt. „The Jesus Bird“ beeindruckt mich aber genauso – der Jacana heißt so, weil er, wenn er über leicht abgesunkene Lotosblätter schreitet, den Eindruck erweckt als ob er über’s Wasser läuft – der Vogel mit dem größten Körpergröße-zu-Krallenlänge-Faktor. Und extrem hübsch dazu.

Der andere „Bossman“.
Und dann geht es in den eigentlichen Kakadu National Park, größter australischer Nationalpark auf dem Land – nur Great Barrier Reef NP ist flächenmäßig größer – mit 20.000 km² Savannenlandschaft. eben „australisch“ in den Ausmaßen; allerdings: die Anna-Creek-Rinderfarm, die wir voriges Jahr am Oodnadattatrack passiert haben, ist noch 4.000 km² größer als Kakadu… Das Land des Kakadu National Park gehört seit den 70er Jahren wieder gänzlich den Aborigines und ist – änhlich wie am Uluru – an die Australische Parkbehörde verpachtet, allerdings ist der Anteil der Aborigines am Management deutlich größer, und das Interesse, das Land für die „überlieferten Landeigner“ zu erhalten, ist überall zu sehen: allenthalben durchfährt man Landstriche, die nach den überkommenen Regeln kontrolliert abgebrannt werden, um die wirklich großen Buschbrände zu verhindern. Das wird genau jetzt, in der Trockenzeit getan, weil dies gleichzeitig die windstillste Zeit ist – ganz logisch eigentlich und wirklich seit Tausenden von Jahren überkommen. Es gibt einige Betriebe im Park, die den „Landeignern“ gehören und von ihnen betrieben werden, viele arbeiten als Ranger – das macht, gemäß Grahams Bild von den zwei Werkzeugkisten, einen ganz harmonischen Eindruck.

Rock Wallaby. Nix im Beutel…
Erster Stopp ist das Bowali Visitors Centre, das mir zeitlich viel zu kurz kam – Nachteil solch einer Gruppenreise. Noch dazu musste ich von der halben Stunde 10 Minuten mit Nelly und Peter von der ALUA verdaddeln, die wir zufällig trafen. Schade – die Informationen sind reichhaltig und schön dargeboten, zu Natur und Kultur des Parks, das wäre mindestens 2 Stunden Stopp wert gewesen.
Auf nach Ubirr – auf dem Weg zeigt uns Sean noch „das andere Zentrum“ des Parks, mittendrin, aber nicht dabei: mittendrin

Sean erklärt die Rockpainting-Welt
liegt nämlich eine funktionierende Uranmine. Während die Ranger Mine wirtschaftlich klar außerhalb des Parkmanagements liegt und nicht in den Besitz der „traditional landowners“ zurückgegangen ist, wurden an anderen Stellen neue Abbauflächen erschlossen, und diese Pachten fließen entsprechend an die Clans; einer hat kürzlich beschlossen, dass sie das Geld nicht interessiert und es in die Parkverwaltung fließen muss… Nicht schlecht.

Röntgentechnik, uralt
Ubirr ist der Tagesabschluss für die Besucher im Norden des Parks, die dort für den Sonnenuntergang auf die Gebirgskante gekarrt werden, und Sean ist ein bisschen genervt vom Andrang der Gruppen, weil die eigentliche Sensation an dieser Stelle die unglaublich reichen Felszeichnungen sind. Ein Hydrologe, der in den 60ern hier gearbeitet hat, war von den Bildern so fasziniert, dass er sich mehr damit als mit der Hydrologie beschäftigt, Jahre an den Feuern

Moralgeschichte vom Fischklau
der Aborigines verbracht und damit einen Grundstein für die Neudatierung der Zeichnungen gelegt hat: man kann nämlich aus der Art der Bilder und aus den verwendeten Farben auf das Alter schließen. Das verwendete Ocker ist teilweise 40.000 Jahren alt. Es sind ausgestorbene Tiere abgebildet, zum Beispiel der Tasmanian Tiger, den es hier oben seit knapp tausend Jahren nicht mehr geben soll, oder man kann

Alt und neu: Eine (ausgestorbene) Schildkrötenart und oben rechts… The Bossman!
aus anderen Abbildungen schließen, dass sie definitiv nach der letzten Eiszeit entstanden sind, nachdem für eine Weile die Landbrücke zu Papua bestanden hatte: zum Beispiel taucht ab einem bestimmten Zeitpunkt der Barramundi auf, übrigens in einer sehr interessanten Darstellungstechnik, die man hier X-Ray nennt, Röntgentechnik: mit Skelett und inneren Organen. Nebenan das Bild einer spitzschnabeligen Schildkröte – kopfüber abgebildet heißt: die gibt es hier nicht mehr, das ist mündlich bis heute überliefert. Toll. Viele Zeichnungen haben spirituellen Inhalt oder erzählen Alltagsgeschichten von Diebstahl und Bestrafung; eine Galerie hat man „Speisekarte“ genannt, wo man bis in die 80er Jahre hinein noch immer neue Bilder über die alten gemalt hat („wat mutt, dat mutt“ – Sinn für Kunst und ihre Bewahrung steckt da nicht hinter, es geht bei den Felszeichnungn um Verbreitung von Information, auf welchen Flächen spielt keine Rolle…) So findet man auch Zeichnungen von altmodischen Steinschlossgewehren, die es nur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch gab – man vermutet hinter der Darstellung den in Australien sehr geschätzen preussischen Forscher Ludwig Leichhardt. Das Beste allerdings ist der „Bossman“. Der (weiße) Chef… die Pfeife im Mund, die Hände in den Taschen… Ich hoffe, man kann das in der Vergrößerung oben rechts neben der Schildkröte sehen. Klasse.
Von der Bergkante aus betrachten wir mit dem Rest der nach Hunderten zählenden und oh und ah rufenden Meute pflichtschuldigst den Sonnenuntergang und schaukeln dann auf dem Truck ins Camp. Heute: Luxusübernachtung. In Jabiru hat Adventure Tours auf dem großem Campingplatz der Kakadu Lodge ein Dauercamp eingerichtet, denn hier übernachtet täglich mindestens eine Gruppe, oft sind es drei. Es gibt 3 Küchenzelte, umgeben von jeweils 7 feste Zelten, mit Doppel- und Einzelbett und richtiger Matratze. Hui – und warme Duschen hat der Platz natürlich auch. Andreas beteiligt sich an den Abendessenvorbereitungen, insbesondere dem Marinieren des zu grillenden Kängurufleisches. Außer Andreas‘ grünem Salatmix gibt es weitere Salate, die uns eine andere Gruppe überlassen hat – wir sind, wie schon gesagt, „unleashed“, von der Leine gelassene Streuner und müssen daher alles selbst machen; die anderen Gruppen werden richtig bekocht. Das Känguru vom Grill mundet ausgezeichnet, aber es ist so viel, dass zum Schluss feststeht: morgen mittag gibt es… Känguru auf Brot. Die Schipperin wäscht ab, mit Tony und Cathy aus „ACT“. Canberra. Gelegenheit zu schwatzen über Angela Merkel, Mehrwertsteuer und Griechenland.
Dann: Licht aus. Gute Nacht! Nebenan schnarcht’s. Ob es bei uns schnarcht, weiß ich nicht, ich schlafe dann.
Früh geht es raus – Frühstück, aufräumen weg – es ist 7 Uhr, als wir loskommen. Die Touren haben einen Plan, der veröffentlicht wird, aber zum Beispiel entfällt für uns Twin Falls wegen zu hohen Wasserstandes, und ich glaube, Sean fährt mit seinen Gruppen ohnehin dort hin, wo es ihm am besten gefällt, und wo möglicherweise keine der anderen Gruppen aufschlagen – also landen wir nach einer langen Fahrt über den Asphalt des Kakadu Highways und dann 40 km Wellblechpiste in Gunlom – für ein Kängurusandwich. Vorher gilt es aber die hoch aufragende Bergkante zu erklimmen, denn auch in Gunlom gibt es das, was eine der Hauptattraktionen des Kakadu National Parks ausmacht – die Wasserfälle. Nicht gar so üppig, schließlich ist Trockenzeit, aber es fällt doch; ´der Gunlom Fall übrigens ein Star in einem Crocodile Dundee-Film, nur wird er da richtig gerauscht haben. Gunlom ist ein interessanter Ort, von den Aborigines „Krankheitsland“ genannt. Und recht hatten sie – wer sich hier länger aufhält wird krank. In dieser Gegend liegen sich zwei Steilhänge gegenüber, deren Alter man auf 2,5 Milliarden Jahre schätzt, echtes Urgestein, und Urgestein mit – siehe oben! Minenland! – viel Blei, Uran, Quecksilber und anderen schönen Sachen, die sich im Tal im Wasser anreichtern . Die Senke zwischen den beiden Steilhängen ist übrigens eine bis zu 10 km (ZEHN KILOMETER!) dicke Sedimentschicht. Ich sag’s ja. Australien, altes Haus…

Gunlom. Badespaß im Krankheitsland
Ich muss Sean mühsam überreden, dass ich allein laufen will und kann, ich will einigermaßen normal atmend dort oben ankommen, aber das widerspricht dem Hütehundtrieb dieser Tourguides, wie sich noch mehrfach herausstellen wird, gleich ob es sich um Blasen an Schweizer Fersen oder verknackste Canberra-Knöchel handelt. Andreas springt schon mal los, ich dackele mit Janina hinterher, Fotopausen inklusive. Eine ziemlich gemeine Versuchsanordnung, denn „oben angekommen“ heißt „wieder hinunter steigen“, aber von oben sieht man in den Felstümpeln schon blasse, in buntes Lycra gehüllte „Wasserleichen“ dümpeln, und es dringt das typische „Arschbombengeschrei“ herauf. Die junge Tourbesatzung verbreitet Freibadatmosphäre. Ja, klar muss ich hier die Klamotten abwerfen und schwimmen gehen – Andreas ist das zu kalt (ist es nicht!). Es ist herrlich, man guckt über die Felskante die Wasserfallkaskaden hinunter und sieht in weiter Ferne die Gegenseite des Steilhanges aufragen. Extrem schön und eben Erdgeschichte vom Feinsten.
Abstieg, Tomaten und Salat schnibbeln, Känguru in Wraps hüllen – vor der Weiterfahrt ist Lunchpause.
Es ist schon gut in die Nachmittagsstunden hinein, als wir am Parkplatz von Maguk ankommen. Sean, der Fußlahmensammler, meint tröstend, dass dies nicht so anstrengend sei wie Gunlom, nur ein paar Meter steil bergauf – aber eigentlich ist es das nicht allein, was mich so langsam macht, ich finde dieses „die Affen rasen durch den Wald“ einfach ein bisschen am Ausflugszweck (meinem!) vorbei. Hier ist entlang des Flusslaufes ein bisschen Regenwald, man sieht unterschiedliche Termitengängen und -haufen, die Giftpflanzen, die Laurie uns gestern gezeigt hat, stehen vereinzelt im Gehölz. Ich bin eben nicht nur an Fitness oder Action interessiert und schnaufe mich eher genussvoll bergauf – es ist wirklich nicht anstrengend, wie sich herausstellt. Man geht ein Stück die Felskante entlang, schaut von oben in einen tiefgrünen, beschatteten Teich am Fuße des

Maguk. Felstümpel und Arschbomben…
Wasserfalles. Ein paar Aussies, die dort baden winken von unten, von oben kommt.. ?! Arschbombengeschrei. Der Cockney hat seinen American Football mitgebracht, aber das ist nicht die Hauptattraktion: hier reihen sich Kaskaden aneinander, das Wasser hat in Millionen Jahren große, fast kreisrunde Tümpel aus dem Felsen geschliffen. Man kann in zuverlässig tiefe Pools springen und Sean kennt sich hier wirklich aus – es ist ein bisschen unheimlich, als er inmitten von Felsen einen Kopfsprung in einen der recht kleinen Tümpel macht. Weg ist er! Und taucht mitten im Flusslauf wieder auf: hier gibt es Höhlen und Durchbrüche, durch die man schwimmen kann – ich versuche später das Loch zu finden, aber es gelingt mir in dem finsteren Wasser nicht. Ist auch ungefähr 3 m tief, wie mir Cathy später sagt, da sollte man dann schon genau wissen wo der Durchbruch ist…
Während das Gros der Gruppe noch ein Stück fallaufwärts klettert, bleiben wir in den privaten Whirlpools, werfen leicht gruselnde Blicke über die Absturzkante – und, Premiere, selbst der Eigner hat die Wanderhose abgeworfen und nimmt zaghaft ein Bad. Superschön! Man kann es natürlich übertreiben – wochenlang der Quallen und Krokodile wegen nicht baden, aber hier oben gibt es weder das eine noch das andere, also sind zwei Badegänge an einem Tag durchaus logisch, oder?
Eine Portion Aborigine gibt es nach dem Abstieg – ich glaube, die anderen haben das gar nicht erfasst, aber für uns war es das typische Bild: zwei uralte Japanerschlurren – Zweiradandtrieb, was sonst?! – rollen auf den Park, lachende „landowners“. … dies ist eine Ecke, wo man „nur mit Vierradantrieb“ hinkommt. Klar. Ich möchte nicht wissen, wie das in Arnhemland zugeht, das ist wirklich „4WD only“ – ich denke, da herrscht eine Art Auto-Apartheid. Wir steigen in unseren geländegängigen Truck mit Schnorchel. Muss man hier haben, wir haben uns an einer Stelle sogar die Reifen nass gemacht!

Sean, der Chefkoch beim Feuermachen. GLeich gibt es Couscous!
Kurz vor Erreichen des Zeltplatzes – laange Rüttelfahrt, ich glaube, die Mitreisenden sind teilweise etwas genervt?! Die Lacher nach den ersten Sprüngen (Hopsern) des Trucks sind zeitweiligem Augenrollen gewichen… – wird Feuerholz gesammlt, auch das eine australische Camper-Ikone. Wir schnüren zum Sonnenuntergang hin dicke Äste an die Stoßstangen und rollen dann auf den Platz. Hier gibt es wieder ein Zusammentreffen mit „Kakadu 5 days“ von Rob, einer der anderen Adventure Tours-Gruppen – lustig zu beobachten, dass die beiden gruppen sich irgendwie abschätzend (abschätzig?! Kernige gegen Luxusgäste? Albern…) beobachten. Aus einem kleinen Anhänger, der dort als Equipmentdepot abgestellt ist, holen wir unsere Zelte und Swags. Das Zelt ist nur ein fester Boden mit Moskitoinnenzelt, das Außenzelt bleibt in der Tasche. Teleskopstangen ausklappen, aufrichten, Swag rein, fertig – die AKKAnauten gewinnen den heimlich Aufbauwettbewerb, gefolgt von Cathy und Tony, bestimmt „regulars“ im Campingbereich. Sean meint: „.. you’ve done that before..“ Stimmt.

Chicken Korma am Garrnamarr Campsite
Haben wir schon das eine oder andere Mal gemacht. Sean kündigt außerdem an, dass er die Helfer von gestern nicht im Kochbereich sehen will. Wir dürfen duschen gehen (solar, toll!), beteiligen uns am Feuermachen und harren der Dinge, die da kommen. Wir haben Glück… heute sind die Helfer gefordert, es gibt Chicken Korma, aber nach Seans Regeln, und es ist nicht übertrieben, zu sagen dass er Zwiebelstreifen- und Karottenschnitzgröße vorschreibt. Aber lecker ist es. Beim Abendessen kriegen wir noch eine Verwarnung: „… wir wollen nicht, dass Ihr im Swag außerhalb des Zeltes schlaft! Hier ist gerade eine Todesotter gesehen worden und die mögen Wärme sehr gern. Körperwärme… Und sie mögen überhaupt nicht, wenn man auf sie drauf tritt – also tragt Ihr festes Schuwerk auch auf dem Weg zum Klo – und bitte nicht durch die trockenen Eukalyptuslaubblätter schlurfen!“ O.k.. – wie praktisch, dass ich mir heute früh einen großen Joghurtbecher abgegriffen habe. Moskitozelt mit „Porta Potty“. Die Nacht fällt, wir rücken früh in unser Swag ein. Nachdem die paar Ukuleleklänge mit Sean-Gesang verklungen sind und die letzten Äste nur noch schwach glühen, gibt es nur noch Sterne durch das Zeltdach zu betrachten und zu lauschen: Geraschel im Eukalyptuslaub (die Otter?!), vereinzeltes Protestgekrächz von Kakadus („he, mein Platz!“) und weiche Fluggeräusche – von den Flughunden. Nochmal: toll!

Morgenstimmung am Jim Jim Fall

Morgenstimmung Gegenblick…
Um 6 Uhr raus aus dem Swag, Feuer machen, Wasser kochen. Tee oder Kaffee, das Frühstück im Stehen und los. Heute: Jim Jim Falls. Sean wiederholt vorsichtig: „.. very intense..“ und meint sicher die AKKA-Schnecke und noch ein oder zwei von den Damen. Puuh.

Hier geht’s lang! (Eignersuchbild…)
Anstrengend?! Na gut, ich entscheide mich, nur bis zum Aussichtspunkt am Fuß der Fälle zu laufen und lasse das Schwimmzeug zurück – die Salzwasserkrokodilfallen stehen dort unten nicht ohne Grund. Natalie, die auch am Aussichtspunkt bleiben will, lasse ich allerdings „für einen kurzen Gang weiter in den Wald hinein“ allein sitzen und stapfe hinter Andreas her. Wir fangen an, über die großen Geröllblöcke zu steigen, zu hüpfen, zu krauchen. Wann kommt denn der anstrengende Part? Na gut, es fordert einen ein bisschen, man (insbesondere frau) muss alle Viere benutzen und manchmal den Hintern als 5. Extremität, aber es geht nicht bergauf, wie ich gedacht hatte, sondern am Flusslauf entlang, und als wir an einem weiten Sandstrand ankommen, frage ich mich, warum das Dummchen den Badeanzug zurück gelassen hat.
Sehr beeindruckend, die Gegend – denn dieses ganze Geröll ist mal von gewalt(täti)gen Wassermassen hierher transportiert worden. In den Steilwänden krallen sich Eukalyptusbäume fest oder es bilden sich kleine Vegetationstaschen, das ganze beschienen von der Morgensonne, die gerade so eben über die Kante strahlt. Genuss und ganz viel Spaß.

1 m, 10 Jahre Bauzeit.
Und das war auch mehr oder weniger das Ende der Tour. „Nur noch“ xy km Rüttelpiste zurück zum Highway, Lunch an einem weiteren Visitors Centre, eine Vogelbeobachtungsschleife am East Alligator River (mit Brolgas, Kranichvögeln, die wir noch nicht gesehen hatten!). Jerry, unser Mann aus Seoul, bestaunt die Termitenhügel: ein Meter Höhe = 10 Jahre Bauzeit. Ob er das so richtig mitgekriegt hatte? Jedenfalls guckt er sich einen kleinen, hüfthohen Bau an,

Termitenbau von Nahem. Muss man da „reingucken“?
stellt ein, zwei Fragen (machen die Aborigines das? Nein? Insekten? Und der Regen spült das dann aus? Auch nicht?) und kickt mit einem kräftigen Tritt die Spitze des Hügel ab. Wir gucken uns an: warum machst Du das? Er lacht: „ich musste doch sehen, was da drin ist!“. Forscherdrang? Er spricht’s und verschwindet im Truck. War ja auch nicht so interessant „da drinnen“. Dass diese Bauten ein ökologisches System in sich darstellen – inklusive symbiontischer und nicht ganz so symbiontischer Mitbewohner, also Ameisen etc. – dass die „Architektur“ der Bauten sich an der Sonneneinstrahlung orientiert, um die Wärme im Bau zu regulieren (mittags wenig exponierte Fläche, morgens und abends mehr) , dass Termiten ein schlau erdachtes Staatenleben führen… Nicht so interessant. Dabei hatte sich Jerry mit dem Wunsch vorgestellt, dass er ein guter Vater werden will.

Ganze Arbeit! Auch dafür sind termiten gut – und fertigen die Digeridoos…
Einer, der seine Kinder – wie wohl in Korea häufig – zu guten Leistungen anstachelt, oder einer der seinen Kindern beibringt, was Natur ist und wie wichtig sie ist? Ich hoffe, es wird beides. Irgendwie tat es mir Leid, auch für den lustigen und hilfsbereiten Jerry, nicht nur für die Termiten, die jetzt wohl mit Reparaturarbeiten beschäftigt sind… Die Termiten agieren hier, wie Andreas sagte, als die Giraffen Australiens: sie regulieren die Baumbestandsdichte in der Savannenlandschaft. Die meisten der Stämme und Äste sind schon mehr oder weniger hohl gefressen – manchmal sieht man in den Brandgebieten einen richtigen Baumstamm ohne Krone wie einen Schornstein rauchen! Mit dieser Arbeit sorgen die Termiten auch für die Digeridoo-Versorgung der „landowner“. Bis zu 7 Jahre braucht ein gutes Didge, bis sie mit dem Rohbau, mit einem perfekt ausgehöhlten Rohr, fertig sind… Ich hätte einen Klugscheißervortrag halten sollen.
Am Abend finden wir die AKKA inmitten eines riesigen feldes von neuen Booten – ringsum haben sich die Teilnehmer der „Sail Indonesia Rally“ eingebuddelt. Und da die Sonne schon untergegangen ist, wäre das Mitführen des Peilkompasses gar nicht so schlecht gewesen – aber wie gesagt: wir haben sie gefunden.
Die Rally ist weg, jetzt -es ist mittlerweile Sonntag – umschwärmen uns gerade Tornados und Laser und Optis. Segelzeit am Darwin Sailing Club. Wir segeln dann bald los. Indonesien ruft – und Australien hat uns einen würdigen Abschluss geliefert.