Frohe Weihnachten!

Elbow Point anchorage, Fraser Island, 24.12.2013

Allen freundlichen Leser wünschen wir frohe Weihnachten!
Wir sind heute die 30 Meilen durch die Sandy Straits von Kingfisher Bay zur Südspitze von Fraser Island gelaufen, damit wir morgen pünktlich zum Hochwasser über die Barre raus in den Pazifik flutschen können. Ein instruktives Gespräch mit der Coast Guard Tin Can Bay hat es schon gegeben, mit Wegpunkten und allerlei Tipps zu Zeitpunkt und Tide.
Wird schon klappen – die letzten Pässe waren ja auch nicht so schlecht abgepasst (kann mir mal jemand sagen wie man „getimet“ richtig schreibt? Da muss ich mal orthografisch upgedatet werden! *) Über Nacht werden wir dann die Meilen Richtung Moreton Bay machen, wo wir dann unser Jahresziel erreichen.
Unglaublich: gestern hatte ich auf Facebook Thomas von der SANNY, der sich in Malaysia rumtreibt, und gerade zuvor hatte ich den Standort der WIGWAM gecheckt: kurz vor Kapstadt. Warum ich die erwähne? Na, weil wir Anfang Juni alle zusammen noch am Steg in Noumea gelegen haben. Was sind wir für faule Hunde.
Faul – aber glücklich! Das wünschen wir Euch auch! Genießt ein paar ruhige Tage!

Bis bald – viele herzliche Grüße von den AKKAnauten

————————

* Danke an die Vela, es heißt „getimed“.

Group 4…

Bundaberg*, 17.12.2013

Liz, "VMR 488" liest den Wetterbericht

Liz, „VMR 488“ liest den Wetterbericht

Der Wind lässt uns nicht raus, oder wir wollen nicht in diesen Wind kreuzen, also warten wir noch ein Weilchen mit der Abreise Richtung Brisbane.  Und gucken uns in dieser aufregenden Gegend um: Zuckerrohr auf plattem Land, wohin man schaut.  Nein! Da! Ein Melonenfeld!  Toll…

Mon Repos - DER Loggerhead-Schildkrötenstrand

Mon Repos – DER Loggerhead-Schildkrötenstrand

Da war der Sonntagsausflug schon ein richtiges Highlight – nicht nur, dass wir bei VMR 488(Voluntary Marine Rescue, ich schrieb davon) vorbeigeschaut haben, mit den „Diensthabenden“ Doug und Liz gequatscht, uns Tipps für das Befahren der Sandy Strait gholt und Tee getrunken haben, nein, wir sind den Küstenweg Richtung Bargara gefahren, bis zum Mon Repos-Strand.  VIel gähnende Leere hinter’m Busch, eine Handvoll Badende vielleicht.  Das Besondere an diesem Strand wurde uns dann gestern Nacht vor Augen geführt:  Mon Repos Turtle Watch war angesagt.  Bis unsere Gruppe 4 aufgerufen wurde – Touristen gibt es deutlich mehr als Schildkrötendamen bei der Eiablage! – dauerte es bis ungefähr 21:30.  Fast-Vollmondnacht, lauer Seewind – und

Frau Loggerhead

Frau Loggerhead

da war sie, diese Panzerspur von der Wasserkante  hinauf zur Hochwassergrenze.  Wir hatten ja schon Leatherbacks in Trinidad gesehen, aber auch die „kleinen“ Loggerheads sind wirklich wert, sich das Schauspiel anzuschauen. Schon der lange Weg den Strand hinauf ist eine schreckliche Mühe für diese 100 kg ungelenke Masse Tier, das Buddeln des Nestes erst recht.  Und dann das Loch mühsam wieder zuschaufeln – um kurz nach 11 war die Dame fertig.  Wir schätzen sie auf etwa 50 Jahre – getaggt wurde sie zum ersten Mal im Jahr 2000, da muss sie um die 30, 35 gewesen sein – und, wie die Ranger per Funkverbindung zum Informationszentrum  feststellen konnten, es ist das erste Mal seit 2006, dass sie wieder an diesen Strand zum Legen kommt. Möglicherweise bzw. sehr wahrscheinlich hat sie sich andere Stründe in der Gegend gesucht.  Nachdem die 120 (genau, wir haben sie gezählt) Eier abgelegt und das Nest schön glatt gestrichen wurde, zog sich Madame zum Wasser zurück – leider hatte sie sich ausgerechnet einen felsigen Abschnitt ausgesucht… Oh, Mann.  WIe man da zwischen die Steine rumpelt.  Arme Schildkröte – arme „Bodengruppe“.  Während sie noch mit den Steinen kämpft ist bei uns oben am Nest „action“. Die Ranger hatten die Idee, dass das nest vielleicht ein bisschen zu dicht an

Ein neues Nest für eine gefährdete Art. Daumendrücken1

Ein neues Nest für eine gefährdete Art. Daumendrücken1

einem potenziellen Sturm- Hochwasserstand liegt, hatten noch während der Ablage etwas höher ein entsprechendes Loch gebuddelt, und so durften wir dann – bitte nicht drehen oder wenden, nicht von einer Hand in die andere legen!  NUR GUCKEN! – 120 Loggerhead-Schildkröteneier „umpflanzen“.  Es geht ans Herz, wirklich, die Vorstellung, dass sich in ein paar Wochen 120 strampelnde Schildkrötchen in tagelanger Arbeit ans Licht wühlen (16 davon gingen auf mein Konto!). Nicht wirklich ans Licht – im Endstadium bleiben sie so lange unter der Oberfläche, bis sich der Sand abkühlt, das ist das Zeichen dass es Nacht geworden ist. Und dann, im Schutze der Dunkelheit schnell zum niedrigsten Horizont rennen: das Meer. Hoffentlich schlafen Hunde, Füchse und Möwen schon!  Ein Fuchs würde gern nicht schlafen – ich wäre gern dabei.  Übrigens: diese Schildkrötendame wird noch 3-4 Mal, im 2-Wochenabstand zur Eiablage kommen. Macht rund 500 Eier. 500 Versuche, eine kleine Loggerheadschildkröte durchzubringen.  Jeder 1.000 Versuch gelingt – der Rest ist für… die Fische. Oder die Orcas. Oder Kalmare. Oder…

Mühsam mehrt sich das Schildkrötchen!

So wollen wir das sehen. In 30 Jahren!

So wollen wir das sehen. In 30 Jahren!

 

 

——————————-

*PS – eigentlich sind wir ja gar nicht in Bundaberg… WIr sind in der Bundaberg Port Marina, und die liegt in Burnett Heads…

Gingerbeer and Rhum

Vorsicht! Quarantänesteg!

Vorsicht! Quarantänesteg!

Bundaberg, 12.12.2013

Nix da:  „Ankunft gegen Abend“ stellte sich als  „kurz nach Mittag“ heraus, wir mussten sogar noch in die Lunchpause der Marina hinein bremsen…
Alle verantwortlichen Wettergurus hatten nämlich dafür gesorgt, dass entgegen ihren Vorhersagen der Wind mit knapp 15 Knoten durchstand und uns in die Mündung des Burnett River hinein schob.  VMR (Voluntary Marine Rescue) Bundaberg nahm uns per Funk in Empfang*, informierte Marina und Customs. und natürlich Joel Kraut, ich schrieb ja davon.  Ein bisschen mussten wir hinter verschlossenem Gatter warten, Platz 16 am roten Ponton, aber um 14:30 war er da.  Strahlt, schnackt – und horcht uns aus…  Unsere Reisegeschichte bitte!  Stolz wie Oskar berichten wir von Westafrika und 2 Jahren Südamerika – „oh, that’s great! Fantastic!“  Aber wie er das so sagt, sehe ich es in seinen Augen aufleuchten: Termitenalarm! Und dann geht es los.  Ganz systematisch: Pantry zuerst, und dort zunächst mal alle Schweinereien inklusive Gemüsereste einsammeln.

Joel bei der Arbeit

Joel bei der Arbeit

Und schon zückt er seine Instrumente, Spiegel und Taschenlampe. Jede (jede!) Ecke wird abgeleuchtet. „klatsch“ sagen die Hände – was war das?  „Eine Motte…“ Hm. Am Couscous sitzt in der geschlossenen Lock&Lock-Dose eine Mehlkäferlarve – „… oh, die sitzt drinnen!  Weg damit. Macht nichts!“  Langsam wird mir mulmig – kommt da noch was? Ich hatte vor Tagen tatsächlich eine Tüte mit Arborioreis entsorgt, war aber einigermaßen sicher, dass das alles war.  Joel arbeitet sich vor – was er da macht ist Schwerarbeit.  Ich wuchte alle Kisten und Segelsäcke aus dem Vorschiff, während Andreas (der hat „Schulter“, der Glückliche!) oben im Cockpit mit Liza von Customs und Immigration scherzt.  Alle Polster gehen hoch, alle Bodenbretter, und unter die nicht entfernbaren wird gespiegelt. Es wird hinter die Wegerung geleuchtet – und (haha! des Eigners Revier!) bei den Ölvorräten wird Joel endlich fündig.  Nein, keine Termiten, aber eine kleine Gruppe von verzweifelten, hungerleidenden Mehlkäferlarven muss irgendwann mal als Gruppe auf Nahrungssuche gegangen sein. Ihre längst vertrockneten Leichen bezeugen es.
Nach knapp zwei (!) Stunden ist Joel fertig – oh, sagt er, das ging ja schnell. Ihr wart ja auch gut vorbereitet.  Schönes Schiff, und ziemlich sauber.

Ei, wo ist denn die Termite??

Ei, wo ist denn die Termite??

Liza hat sich zu diesem Zeitpunkt längst verabschiedet, nachdem sie uns großzügig unsere zwar mageren, aber doch über dem Limit liegenden Weinsäcke aus Neukaledonien gelassen hatte.  2,25 l Alkoholika, ganz gleich ob Leichtbier oder Strohrum, sind erlaubt, pro Person. Wir haben 2 x 5 l Rotwein und ein bisschen Wermut und Campari. Nich tzu vergessen eine kleine Flasche Rum, aus Panamà¡.  Nein, sagt sie – hellhörig werde ich erst, wenn jemand mit einem „richtigen“ Alkoholvorrat aufwartet.

Unser Urteil: von dieser Gründlichkeit  kann sich New Zealand Quarantine eine ziemliche Scheibe abschneiden. Und das Nette: nach optischer Kontrolle dürfen wir alle Vorräte an Mehlen, Nudeln, Reis behalten. Alle Kräutergläser wurden angeschaut – aber keines geht von Bord.

Das war das Check-In in Australien.  Aus unserer Sicht. alles halb so schlimm.
Jetzt machen wir Zuckerrohrland unsicher, und da es Zuckerrohrland ist, heben wir einen hiesigen Rum auf die Prozedur. Oder ein Gingerbeer – eine Spezialität der Gegend: zuckersüße Brause.

———————

* – das ist hier alles ziemlich gründlich geregelt, mit stetem An- und Abmelden… à  la: “ o.k. – wir nehmen Dich auf’s Log. Wenn Du an Tonne blabla  bist, melde Dich bitte bei uns ab und logg Dich bei VRM xyz an…“  Strenge Sitten!  ABer: wenn einen unterwegs ein Salzwasserkrokodil gefressen hat, wird wenigstens nach einem gesucht, oder nach dem, was von einem übrig ist. Ich hoffe, wir vergessen nie, das alles zu beherzigen, denn der Ärger nach unnötigen Suchaktionen soll groß sein.

… noch ’n Kontinent

24 Grad 21 Süd – 153 Grad 08 Ost, 11.12.2013

Gerade ist die AKKA auf’s australische Kontinentalschelf geklettert, das Echolot schnackte von unendlich auf 200 m, und nun, 2 Meilen danach, sind es nur noch 20m und die Nordtonne an der Einfahrt zur Hervey Bay liegt querab. Spannend im Dunklen – man fragt sich im finsteren Teil von Halbmondnächten dann schon, ob da nicht vielleicht böser Strom steht oder vielleicht eine ordentliche Welle. Alles Fehlanzeige. Der Himmel im Nordosten färbt sich bereits orange, die Sonne wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Leer, das kann man sagen, ist es hier nach so vielen begegnungsarmen Monaten im weiten Pazifik nicht mehr: diverse Frachter und Tanker, die die australische Küste rauf und runter nudeln, machten die letzte Nachtwache spannend.
Völlig albern eigentlich: früher hat man beim Rundumblick je nach Sichtverhältnissen einen Quer-/Auf-/Gegenkommer vielleicht auf 5, 6 Meilen sehen können – heute beschäftigt man sich schon ein Stündchen vor der Begegnung mit dem „closest point of approach“ und dem Begegnungszeitpunkt, alles dank AIS, eine schöne Einrichtung und so kurzweilig! Und noch schöner zu sehen, wenn ein dicker Pott für uns den Kurs wechselt. Ganz knapp – 1 Grad, 2 Grad, gerade so dass es „passt“ – machen sie das, die freundlichen Kollegen von der Berufsschifffahrt; das kommt, weil wir ja selbst eine AIS-Position senden – eine äußerst günstige Konstellation für funk-schüchterne Schipperinnen, denn früher hätte man die Schiffe angerufen, nach ihren Absichten gefragt und ob sie einen „auf dem Schirm“ haben. Heute gegen Abend werden wir in Bundaberg sein – dann kommt die große Zoll- und Quarantine-Arie, auf die wir gespannt sind; Joel Kraut freut sich schon, hat er geschrieben. Worauf bloß? Auf die auch unter den Bodenbrettern gewischte AKKA? Wahrscheinlich. Leider ist nur punktuell gewischt: nämlich da, wo ich gestern zur Frühstückszeit einen Milchkaffeeregen veranstaltet hatte. Aufwischen bedeutete das Aufschrauben eines Bodenbrettes, wegen möglicher Entwicklung von Käseduft… Ganz dringend hätten wir das nicht gebraucht, aber man lernt ja nicht aus: die Alu-Caffettiera ist natürlich kopflastig und haut, wenn man sie geschickt positioniert, im Seegang auch gleich noch die bereits gefüllten Kaffeebecher mit „ins Publikum“. Schöne Schweinerei. A propos Schweinerei… wir müssen noch Schinken vernichten. Schwein darf nämlich gar nicht nach Australien. Das wird ein üppiges Frühstück. Mit neuem Versuch: Kaffeekochen ohne Schweinerei, dafür ein bisschen Schweineschinken an reichlich Spiegelei. Eier gehen nämlich auch nicht… Cooking the food does not help, heißt es. Also auch kein Kuchenbacken.

… und tschuess…

Ilot Maitre, 4.12.2013

Dass es nun noch so lange dauert, hätte ja wirklich niemand gedacht: gestern schrieb der freundliche Joel Kraut aus Australien, wann wir denn nun endlich ankommen.  WIll sagen: Customs und Joel Kraut als Vertreter der Quarantine trommeln schon mit den Fingern.

Das Abschiedskommittee dreht ab.

Das Abschiedskommittee dreht ab.

Also sagen wir jetzt tschüss, Noumea – und zum Abschied kam heute auch noch eine Schildkröte zur AKKA, die sich noch einmal extra verabschieden wollte.  Isse nich‘ nett?
Wir rechnen mit 6 Tagen, es fängt ein bisschen schlapp an, um nach einigem Wind in der Mitte wieder schlapp aufzuhören. Klingt nicht gar so schlecht.

Positionsberichte gibt es von unterwegs – und dann bis dann!

Noumea…

Port Moselle, 29.11.2013

… immer noch, aber immerhin: aus-check-t  is‘!

Gerade eben haben wir unsere Tour erledigt, Immigration, Zoll, Hafenkapitän. Ganz fix, und für Abreise Montag – mal gucken, was der Wetterfrosch so spricht.  Zusätzlicher Trick am Abreisezeitpunkt nach Australien ist, dass man dann nicht unbedingt dort einfällt, wenn Overtime-Gebühren anfallen (die 350 AUS$ extra lassen sich gut im Supermarkt investieren). Also vielleicht tatsächlich erst am Montag, aber: das Wetter, das Wetter!  Was hat es „hinten raus“ zu bieten?  Egal. Weg müssen wir. Über Darwin dreht sich dieser Tage Alessia, der erst e Cyclon der Saison. Time to move on, auch für uns.

Noumea ist schön, aber es nervt auch. Gestern hatten wir uns noch einen Tag „Urlaub“ gegönnt, „fahren wir doch rasch mit dem Radl mal ins Centre Culturel Tjibaou“.  Das liegt jenseits des Flughafens Magenta, und auch jenseits einiger Berge.  Runter ist bei dieser Hitze ja fein, windig und schnell (bis auf die Tatsache, dass einem dann manchmal die Sonnenschirmkappe davonfliegt und dem Gatten an die Birne knallt).  Für mich lag die Betonung mehr auf „bergauf“ – ich glaube, ich muss dringend was an der Kondition tun. Der Schweiß fließt in Strömen, der Bedarf Wasser nachzutanken ist groß.  Vorbei am Flughafen – sehr schön anzuschauen, das wäre auch was für die VELA! Mit vielen großen und kleinen Brummern und Helis, schließlich  ist dies der Flughafen für den Lokalverkehr. Am Zaun steht ein halb amputierter amerikanischer Fighter aus Weltkriegstagen.  Auch hier ist noch vieles aus dieser schrecklich scheußlichen Zeit zu sehen – das Stadtmuseum hat während unseres Vanuatuaufenthaltes eine alte „Quonset hut“ mit Relikten und Erklärungen gefüllt und ein WWII-Museum draus gemacht, das wir am Vortag angeschaut hatten. Wirklich interessant finden wir:  Die Neukaledonier sind den Amerikanern immer noch grenzenlos dankbar für ihre Unterstützung und ihren Schutz.  Naja, und für die Stadtentwicklung sicher auch, die Stadtteile tragen immer noch eindeutige Namen wie „Motor Pool“ etc.    Nicht zu verachten allerdings auch der Einfluss den die Amerikaner indirekt auf die Kanak-Bevölkerung hatten:  durch ihre Anwesenheit wurde die verkrustete Kolonialhaltung der Franzosen so weit aufgeweicht, dass man den Kanak, den Javanern und den (weißen) Fraue n(!) peu à  peu volle Bürgerrechte zugestand.

Centre Culturel Tjibao.  Ein Renzo Piano-Bau

Centre Culturel Tjibao. Ein Renzo Piano-Bau

Das Centre Culturel war eher erschlagend, vielleicht auch weil wir/ich schon einigermaßen erschöpft waren, als wir dort eintrudelten. In einem schön angelegten Park eine wirklich imposante Architektur aus einer Reihe von riesigen, himmelragenden Holzkonstruktionen, die an Kanak-Hütten gemahnen und den Trakt der Ausstellungshäuser zum Meer hin schützen. Ein Bau/Kunstwerk von Renzo Piano, der auch das Centre Pompidou gebaut hat. Eine interessante Wechselausstellung „Je Suis Noir“, von meist pazifischen, schwarzen Künstlern und eine schöne Fotoausstellung zu südpazifischen Häusern. „Erotique Kanak“ warf ein merkwürdiges Licht auf den missionarischen Eifer, der ja die ursprüngliche Kultur so vieler, nicht nur pazifischer Völker quasi abgewürgt hat und hier, bei den Kanak, eben auch die recht freizügige Darstellung von Sexualpraktiken auf rituell genutzten Schnitzereien ziemlich schnell vernichtet hat.  Geblieben ist nur die „Robe Mission“, das züchtige Kleid der neualedonischen Frauen.
So richtig warm wurden wir mit dem Centre nicht – wenn, dann muss man sicher eine Führung mitmachen, die leider gestern nicht angeboten wurde.  Eines haben wir allerdings gelernt: die beiden Herren, die, wie im Juni hier schon gezeigt, gleich gegenüber der AKKA am Regierungsgebäude sich so freundlich die Hand reichen, sind M. Lafleur, einer der alten Grund- und Minenbesitzer und bis 2004 (recht feudaler) Präsident der Südprovinz und eben Jean-Marie Tjibaou, der Anführer der Kanak-Unabhängigkeitsbewegung.  Ganz durchschaut haben wir die Politik auf Neukaledonien noch nicht – im Moment wird eher gesagt, dass Frankreich die Kolonie loswerden will, und dass Kanak wie Caldoche fürchten, auf dem Abfallhaufen französischer Kolonien zu landen.  Es besteht Informationsbedarf.
Der Rückweg der Fahrradtour führte dann fälschlicherweise zunächst mal ins schicke, weiß-französische Siedlungsgebiet Ouem – die Küstenlinie ist ja lang. Sehr lang… .  Als Andreas („… ich guck da mal um die Ecke, sie’s weitergeht!“) mir mit einem fröhlichen „… falsch!“ entgegenkam, wusste ich dass die Stunde weiteres Auf und Ab geschlagen hatte. Puuh.  Und das bei diesem Verkehr. Radwege sind hier unter „putzig“ zu buchen – zwischen 20 und 500 m Länge, wenn es hoch kommt. Und immer endend an unbefestigten Potholes, steilen Gehsteigkanten oder „einfach so“ im tosenden Verkehr.  Davon jedes 5. Auto ein fetter 4-Radler, und von denen wiederum jeder… xte (unglaublich!) ein Porsche-Cayenne, ein AUDI Q irgendwas oder ein Touareg.  Nun gut – ein paar dicke Merc sind dabei und das eine oder andere BMW-X-Modell, Japaner auch, aber der Anteil an Porsche, auch die ganze Latte an Carrera, Panamera, Boxter und wie sie alle  heißen, ist unglaublich.  Ist das in Europa jetzt auch so??

SOnnenuntegang in der Marina Port Moselle, Nouméa

SOnnenuntegang in der Marina Port Moselle, Nouméa

Endstation der Reise war das Eiscafé Amori in der Baie de Citron. Wasser!  Wasser! Und: den Caffé Latte hatte ich mir verdient. Mein Kaffeelöffel war glücklicherweise lang genug, um mal beim benachbarten Coupe mit Nuß-, Erdbeer- und Joghurteis einzutunken. Eigentlich solte man da noch einmal vorbeispazieren – allein die, zugegebenermaßen etwas schwierig zu handhabenden, weil kleckerlastigen Eistüten, wo die verschiedenen Eissorten kunstvoll in Blütenblattform ums Hörnchen drapiert werden, ist einen Ausflug wert.  Und wir sollten nochmal rechtzeitig dort sein, bevor das göttliche Vanilleeis „aus“ ist.  Projekt für heute? Oder für nächstes Jahr?  Ach so, ja – wir sind ja schon ausgecheckt… Wie’s weitergeht wird brühwarm mitgeteilt. Hier ist nämlich SOMMER!

Wartesaal

Nouméa, 23.11.2013

Auf den Punkt genau passend zur Tide, nämlich zur Stillwasserzeit, flutschte die AKKA am Montagnachmittag durch den Pass von Havannah.  In der Lagune angekommen dachten wir zunächst, es gäbe nicht viel Schiebestrom auf der Weiterfahrt nach Nouméa, so dass wir schon einen Stopp vor dem Canal de Woodin ins Auge fassten. Aber bis wir dort ankamen, bummelig 15 Meilen weiter, war der Flutstrom in vollem Gang und presste uns durch’s Schlüsselloch. Was bedeutete, dass wir bei bedecktem Regenwolkenhimmel, vom Vollmond hinterleuchtet, Richtung Nouméa zockeln konnten.  Was daran so berichtenswert ist? Na, dass man auf solchen Reisen höchst selten Nachtansteuerungen erlebt, und dies wurde nun eine. Nicht gerade aufregend, aber ein bisschen mehr Verkehr als in „nur 2 Schiffe in 14 Tagen“-Luganville ist hier schon.  Überraschung am Rande – natürlich benötigt man, wenn man keine Nachtansteuerungen fährt, auch keine Positionslichter, also waren die seit Neuseeland nicht benutzt. Und taten es dann planmäßig in dieser Nacht nicht.  Macht nix, wir haben ja eine Dreifarben-Topplaterne, insofern waren wir nicht ganz so inkognito.
Der Hammer allerdings kam in der Baie de Citron, unserem geplanten Übernachtungsstopp.  Da kennen wir uns ja aus, und da liegt normalerweise auch ein Touristenschoner (ein Schoner, der Touristen transportiert, das hat nix mit „schonen“ zu tun!).  Nur am Montagabend nicht.  Wir schieben langsam in die Bucht, können auch die Abgrenzung für den Schwimmbereich erkennen, große, gelbe Tonnen. Ufer hell beleuchtet, Autoverkehr – weit und breit kein Boot.  Anker runter.  Rappel, rappel, Anker eingraben, Kette geben – danach kommt traditionellerweise mein Handzeichen, dass Andreas rückwärts ziehen soll. Ich drehe mich um… und da liegt 100 m hinter uns ein Geisterschiff.  „Sag‘ mal, wo kommt denn der Schoner jetzt her?!“ Wir haben glatt mit 4 wachen Augen dieses bräsig an seinem üblichen Platz vermurte Dickschiff übersehen.  Ein bisschen verblüfft waren wir schon…

Mittlerweile sind wir einklariert, haben bereits Marine Corail besucht, Chandleries sind immer einen Besuch wert: Motorraumlüfter und Deckwaschpumpe sind defekt, außerdem habe ich am ersten, etwas unruhigen Tag aus Luganville heraus einen Bootshaken und meinen schönen altgedienten Ankerkettenstökerbesenstiel aus Grenada dem Ozean geopfert, das Ergebnis eines kleinen Regelverstoßes: alles festbändseln, Sie sollten es doch mittlerweile wissen, Frau Schipperin. Ansonsten haben wir schon den erhofften Tunfisch genossen, zahlen saumäßige Preise für Saisonobst und freuen uns an Pain Rustique, Käse und Rillette.  Das durchgeschubberte Kabel von der Positionsbeleuchtung ist repariert, Motorraumlüfter und Deckwaschpumpe werden aber erst in Australien ersetzt – wofür wir allerdings erst mal ein Wetterfenster finden müssen, und das Wetter sieht immer noch komisch aus.  Anfang Dezember?! Na, dann eben Anfang Dezember.

Change of Plans

19 Grad 26 Süd, 166 Grad 58 Ost, 17.11.12013 Tschä, was wären Pläne wenn man sie nicht ändern könnte… Wir dödeln gerade mit 4 Knoten Fahrt hoch am fast nicht existierenden Wind Richtung Neukaledonien. Das Warten in Luganville auf eine bessere Wettersituation hätte sich wohl noch mindestens 1 Woche hingezogen, also haben wir kurz entschlossen um Freitag neu ausklariert und uns auf die Segelsocken gemacht, Devise: mach‘ mal ein bisschen Süd statt auf DIE Wettersituation zu warten. Was ein bisschen schade ist, weil uns auf diese Weise der Besuch bei den Vögeln und Schlidkröten in Chesterfield und Huon entgehen. Allerdings hörten wir über Funk ,dass zumindest in Huon „Gäste“ derzeit ungern gesehen sind – die französische Coast Guard verscheuchte Anfang der Woche nicht authorisierte Segler. Also alle, denn wer holt schon eine Erlaubnis für Huon ein, wenn das bedeutet, dass man nach Nouméa zum Einklarieren fahren muss… Wir werden mal ergründen, ob die Erlaubnis nicht auch über ein Telefonnummer erteilt wird – es sollte uns wundern, aber Wunder geschehen bekanntlich immer wieder. Übermorgen früh sollten wir am Passe de Havannah stehen – mal gucken was der Mörder-Springzeit-Strom für uns bereit hält. Regnen soll’s auch – aber dafür winken Poisson Cru und Fromage Blanc. Auch mal wieder fein!

Bescheid!

Luganville, 9.11.2013

… zumindest haben wir mal ausklariert, ist ja schon mal was. Und da wir versprochen hatten „Bescheid!“ zu sagen, tun wir’s mal, halbherzig.

Die Wettervorhersagen für die nächsten Tage sind aber ein bisschen undurchsichtig, Tief vor der australischen Küste am kommenden Wochenende – nix für unsere Ankunft! -, die Abreise hier wird durch schwächelnde Winde erschwert.  Wir ziehen also die Abreise ein bisschen hin, auf dem Weg liegen ja auch noch die Entrecasteaux-Riffe, wo man sich in Huon aufhalten kann und die Chesterfield-Riffe. Beides neukaledonisch, und wir würden gern dort anhalten…

Immer langsam voran.

Ganz schön flach …

Blauer geht's nicht...

Blauer geht’s nicht…

Luganville, 2.11.2013

Schreibt doch einer aus Hamburg:  „… habe gerade Eure Position gegoogelt.  Da stimmt was nicht – Ihr seid in einer Lagune, die man nur mit 1 m Tiefgang erreicht!  Bisschen ungenau…“.. Ganz genau. Unsere Position – wohl eher ungenau die Googlatur.

Nix für Feiglicnge wie mich...

Nix für Feiglicnge wie mich…

Ich gebe zu – ich liebe diese flachen Pässe (was nichts mit Fußball zu tun hat); da geht einem, wo auch immer frau steht, im Bugkorb, auf dem Besan, auf den Granny-Bars, das Herz auf, selbst wenn, wie in diesem Fall, ein freundlicher Geist ein paar Baken gesteckt hat. Oder besser gesagt: es geht mein Dings auf Grundeis – wir haben dann immer ein paar angestrengte Momente, schließlich steuert der Eigner, vertraut teils auf die Elektronik, teils auch nicht, dafür ein bisschen auf meine Handzeichen, und ich vertraue auf meine Augen, ich kann nämlich besser Wasserfarben beurteilen – aber es tut mir immer gut, wenn wir über die Korallen weg sind.

Da wo wir waren – der „Cyclon-Ankerplatz“ vor Oyster Island an der Ostküste von Santo – hat nur ein ganz kurzes Stück solcher nervenaufreibenden Passage, aber es reicht dennoch. Natürlich war die ganze Zeit mindestens 2.50 Wasser. Da sind dann noch reichlich 60 cm (so breit wie ’ne Waschmaschine!) Platz bis es kratzt.

Oyster Blueholefahrt 2Dafür war der Ankerplatz selbst herrlich ungestört. Es gibt zwar ein Resort in der Nähe – Santo ist ein beliebtes Aussie- und Kiwi-Reiseziel – aber die Handvoll Gäste war ziemlich weit weg; dies ist auch der freundliche Geist, der für die Baken gesorgt hat.  Zum Lunch haben wir uns zum Dank dort eingefunden und eine Portion rohen Fisch verspiesen; mit irgendwas muss man ja die Frage nach dem Passwort für den Internetzugang rechtfertigen.
Und dann gab es einen wunderschönen Ausflug zum Blue Hole. Mit Süßwasserschwimmen nach einer langen Dinghyfahrt flussaufwärts, Dschungel pur mit allen Geräuschen, die Vanuatu zu bieten hat, schattig, kühl und klares Wasser. Das gefällt auch den Santo-Fleischrindern, denn die baden höchst genussvoll.

Blauwasser, heute mal süß!

Blauwasser, heute mal süß!

Alles easy also, und auf dem Rückweg haben wir die Tide noch besser getroffen, mit 3 m waren wir dabei – rein optisch war es jedoch immer noch das gleiche „Vergnügen“.
Die Abgeschiedenheit und Ruhe haben wir zu ein bisschen hauswirtschaftlicher Unruhe genutzt, allerlei Reinigungs- und Ordnungsarbeiten für die Australier und ihr Empfangskommittee vorgenommen und den Rumpf geschrubbt. Der ist dieses Mal ein bisschen bewachsener ist als zuvor – erstmalig hatten wir das Anschleifen der Kupferbeschichtung nicht selbst

Oder so. Riffdurchfahrt verpasst!

Oder so. Riffdurchfahrt verpasst!

ausgeführt.  Da muss frau wohl nochmal ran – möglicherweise reicht ein feiner Anschliff unter Wasser, mal schauen.  Alles muss man selber machen!

Und jetzt sind wir zurück in Luganville und fangen langsam an, auf’s Wetter zugucken. Wenn’s losgeht, sagen wir Bescheid!