Das Vakuum

 

Taunton Farm, 4.4.2013

Ui. Roadhouse-Kino war der letzte Eintrag…  Das ist lang her.  Nicht zeitlich, aber räumlich.

Und jetzt sind wir hier, im Land der fröhlich saufenden Bullen – rechts neben mir, hinter dem Weidezaun vom Taunton Farm Holiday Park, grasen die Angusrinder, hinter mir verschwindet der Trampelpfad zum Gutshaus-Weinkeller und -Restaurant. Sagt man.  Der Bulle am Eingang jedenfalls schaut recht weinselig aus der Kuhhaut.

Prösterchen. Bier geht hier auch gut. Aus der „Mikro-Brauerei“

Also, den noch in Leonora verfolgten Plan, noch bis zum Mt. Augustus, der Welt größtem Monolithen, zu fahren, haben wir rasch geknickt.  Wir hatten zwar noch nicht genug von Hitze und Staub, aber mittlerweile saß und sitzt uns die Zeit im Nacken, und die langen Strecken brachten uns bislang ja immer noch weiter vom Ziel Adelaide weg.  Mit ein bisschen mehr Zeit vielleicht, aber so…  Und da uns nicht nach „Perth geradeaus“ war, fiel die Wahl auf  „ziemlich geradeaus Richtung Küste“, also durch die mehr oder weniger zivilierte Wildnis.  Zunächst mal bis Sandstone, auf Asphalt durch’s Goldminenland, und tatsächlich, den dortigen Campingplatz finden wir ausschließlich von Prospektoren besiedelt, die täglich frühmorgens zu ihrem Tagwerk ausrückten, mit Metalldetektor und auf dem geländegängigen Quad.  Muss sich lohnen, denn um diese Jahreszeit füllt sich der Platz langsam und dann wird 6 Monate gebuddelt, was das Zeug hält.
Statt nach Gold zu graben besuchen wir abends „The National Hotel“, auf ein Bier – und eine Schlange.  Eine Python kam aus der Campkitchen geschlängelt, Scruffy, der unerschrockene Besitzer des Hotels wurde hinzugerufen, die Prospektorenschar in Achtungsabstand im Kreis, und Scruffy fing das Tier – um es nun den ganzen Abend herumzuschleppen und auf dem Tresen zu präsentieren. Die junge Bedienung aus Russland (Work and Travel zieht wirklich weite Kreise!) schränkte ihren Bewegungsraum schlagartig ein und kreischte auch ein bisschen.  So fürchterlich geheuer war es mir auch nicht, zugegeben, aber immerhin war es keine Gitschlange, der man wohl sogleich den Garaus gemacht hätte.
Aus Sandstone heraus erlaubten wir uns gleich die nächste Planungsänderung: nach den guten Erfahrungen mit dem bisherigen Straßenzustand statt über Meekatharra über kleine Verbindungswege zwischen den unverändert großen Farmen Richtung Küste. Tagesendstation Wooleen – endlich mal Campen auf einer Homestead.  Sehr basic, muss man sagen… Und ein schönes Farm-Kuddelmuddel, mit wild umherliegenden Werkzeugen, defekten Geräten etc. – nur der Airstrip glatt wie ein Kinderpopo. Irgendwo müssen die Luxus-Ökogäste, die auf der Farm auch bewirtet werden, ja landen.

Ganz nah einem meiner Filmidole: Das Radio Astronomy Observatory, dessen Vorläufer Star im Film „The Dish“ war

Ab Murchison begegnen wir auf diesen Seitenstraßen nun überhaupt niemandem mehr – man sieht teilweise auch keine Fahrspuren. Immer weiter – bis wir südlich von Hamelin die große Küstenstraße zwischen Perth und Broome erreichen. Die Hölle tut sich auf an der Tankstelle – immerhin ist es Karfreitag, und halb Perth ist auf dem Weg an den Strand. Sind ja nur 750 km, da macht man sich für die Ostertage schon mal auf den Weg.

Ab Hamelin (weitgehend) fliegenfreie Zone. Auch ohne „Fly Cream“, die ich zunächst mal für eine Süßspeise gehalten hatte…

Hamelin Pool war zumindest für die Codriverin ein Erlebnis, immerhin schaut man da auf Stromatolithen hinab, die ihrerseits schon Jahrtausende dort leben und andererseits auf DAS Lebensmodell, das uns im Endeffekt das Atmen ermöglicht. Cyanobakterien – die ersten Sauerstoffproduzenten. Ich bin gehörig beeindruckt .  Den Umweg über Denham hätten wir uns sparen können – wir sind ja doch verwöhnte Biester und Delfine haben wir ja schon anderswo gesehen, Strand auch, und Dünen…

Stromatolithen. Sieht nicht so dolle aus, wie seine Bedeutung ist: Ursprung des Lebens. Vor 2,5 Milliarden Jahren

Der Walhai, den ich bestellt hatte, war ebensowenig zugegen wie die Dugongs, also fiel die Enscheidung leicht, in großen Schritten die Küste hinunterzufahren. Was „Geraldton“ hieß.  Das Verlassen des Outbacks hatte ein gewisses Vakuum in uns hinterlassen: so viel Verkehr, so viele Leute (in Europamaßstäben: so wenig Verkehr, so wenige Leute…  Trotzdem!).  Geraldton bietet ein beeindruckendes Marinedenkmal, das uns mal wieder deutsche Geschichte auf den Pelz brennt. 645 Australier kamen ums Leben, als 1941 der deutsche „Handelsstörkreuzer“ HSK Kormoran die „Sydney 2“ auf Tiefe schickte; mit Mann und Maus, wie man so sagt und spurlos verschwunden, bis 2008. Zur Suche nach dem Schiff bot das Museum eine sehenswerte Ausstellung, und natürlich einiges Gedankenfutter für uns.  Allerdings hatte das Museum auch anders zu zeigen, denn hier befinden wir uns vor dem Abrolhos-Archipel, und dessen Riffe haben viele, viele Schiffe auf dem Gewissen, vornehmlich holländische Ostindienfahrer auf dem Weg nach Batavia, im 17. Jahrhundert. Kernstück: die BATAVIA, ein Jungfernfahrt-Krimi um SIlber und Fracht , um Meuterei und Massenmord. Und eben im ein lange verschollenes Wrack. Absolut sehenswert!  Wie auch die Exponate zur Natur, der uralten australischen und zur Geschichte, der jüngeren…  Zum Abschluss gibt uns unser Guide den Auftrag, die Shipwreck Gallery in Freemantle zu besuchen und das Wrack der BATAVIA zu grüßen.  Haben wir brav getan!

Letzte Wüste vor Perth: The Pinnacles Desert!

Zwischen Geraldton und Perth kam dann noch der Osterhase, der hieß Carolyn, an einem namenlosen Strand mit einer noch namenloseren Ansammlung von Blechbüdchen und einigen Caravans. Wir durften uns dazu stellen, es wurde ein bisschen geplaudert, die Schoppes sind Elektriker aus Geraldton, aber schon lange, lange in Australien ansässig, auch wenn der Familienname deutsche Bände sprach. jedenfalls kriegte ich zum Abschied eine Tüte voll Skipjack-Travalis in die Hand gedrückt; „… we have plenty…“  Des Australiers schönstes Hobby: Angeln – da lässt es sich leicht Osterhase spielen. Als wir winken, kommt Carolyn nochmal hinterhergelaufen: „… you rather have some chocolate eggs for dessert – happy Easter!“.  echt nett. Perth hat sich seit unserem letzten Besuch 1990 ziemlich verändert, aber es bleibt eben eine Großstadt, auf die AKKAnauten gerade nicht solch große Lust hatten.  Freemantle war dagegen schön, schön nah am Wasser mit Spaziergang an den Marinas, Museumbesuch, mit netten Gebäuden und noch netteren Cafés, und so füllt sich unser Outback-to-Perth Vakuum langsam. Ganz langsam.

Der dynamische Besitzer und Barista vom Einraum-Café „Blink“, Freemantle. Der Laden läuft!

Heute war Busselton dran, mit der längsten Holz-Seebrücke der südlichen Hemisphäre (1,7 Kilometer…) und einem freundlichen Unterwasserobservatorium. Ach, die verwöhnten Viecher von der AKKA. Doch, doch, interessant anzuschauen. Aber wir schnorcheln ja auch gern mal. Und an wirklich atemberaubenden Plätzen…  Aber es gab ein unschlagbar gutes Nusseis, vom italienischen Eismacher, so richtig mit italienischem Akzent und aus den Dolomiten. Nur dass die hier nicht wie in meiner Jugendzeit im Winter ihren Laden schließen und in die Dolomiten heimfahren. Nein, Herr Eismacher beteuerte: wir fliegen zum Skifahren nach Neuseeland.
Wir auch, aber wir haben noch ein kleines Stück Straße vor uns. Durch Nullarbor nach Adelaide.  Wenn das Vakuum sich gefüllt hat.

Kleine Zugabe für meine Schwester. Kameldungpapier! Wie wäre es damit!?

Roadhouse-Kino

Wir suchen das Weite. Great Central Road

Leonora, 26.3.2013

Das mit dem „Roadhouse Kino“ ist ein leeres Versprechen bzw. ein klarer Fall für „Kopfkino“.  Denn Great Central Road ist Aborigine-Land und Aborigineland heißt: keine Fotos, kein Zutritt… Aber das kommt später – machen wir’s chronologisch.

Von Mount Dare aus hatten wir bald den „Old Ghan Track“ erreicht, und das heißt:  rumpelpumpel vom Feinsten. Der Track läuft zumeist auf dem 1981 aufgelassenen Bahndamm der Eisenbahnstrecke nach Alice entlang, schnurgerade zwar, aber…  nunja, die Schwellen fehlen, meistens jedenfalls, aber man kann so eine Straße auch anlegen, indem man einfach Schotter auf das alte Gleisbett legt – die Gleise sind natürlich weg und anderen, schönen Zwecken zugeführt, zum Beispiel Fußleisten an der Bar des Mount Dare Hotels, oder als „grid“, den viehabweisenden Rosten quer über die Straße.  Auf dem Track liegt im Schnitt alle 50 m einer der alten Bolzen, die früher Schwelle und Gleis verbunden haben, und alle 2 km steht ein solcher senkrecht in die Höhe und zielt nach vorbeisausenden Rädern. Pffff-ttt.  Nicht für uns allerdings – wir halten gut Ausguck. Ab Finke, der trockenen Aborigine-Siedlung mit der traurigen Anmutung eines halb verlassenen Wüstendorfes, das einstmals eine Eisenbahnstation war, läuft parallel ein zweiter Track, den man aber tunlichst nicht benutzen sollte – hier findet jedes Jahr im Juni das „Finke Desert Race“ statt.  Penibel ausgeschildert und natürlich für alte Rallyehasen wie uns interessant anzuschauen. Nur die Idee, dass im Winter durchgeknallte „whitefellas“ nach Finke hineindonnern, und daher die Ansässigen die Flächen jenseits des Dorfes übersäen müssen mit Hinweisen, dass es sich hier um heiligen Grund handelt, den man bitte nicht betreten solle, lässt einen schlucken.  Merkwürdige Welt.

Finke – eine trockene Gemeinde. 100 km bis zur nächsten Kneipe…

Noch 100 km… Andreas fängt an zu mucken.. Ob man wohl den Old Ghan Track und das damit verbundene Gerumpel denen, die nach uns reisen, empfehlen soll?  Es ist interessant, mit all den zerfallenden „Sidings“, den Wirtschaftsgebäuden aus der Bahnzeit, Zisternen etc., aber es nervt. Trotzdem ahne ich was kommt: David vom Mt. Dare Hotel hatte uns – im Gegensatz zum Landkartenladenbetreiber und ex-Vermesser in Adelaide – gesagt, dass die Straße zum Chambers Pillar leicht zu fahren sei. Ich habe meine Zweifel.  Szenen einer Ehe: der eine ist genervt vom Gerappel auf dem Ghan Track, die andere fürchtet sich vor einem 45 km-Umweg (one-way) zu hohen Dünen und einem steilen Felsanstieg.  Die Karte sagt’s, unser Oodnadatta-Büchlein sagt’s, die Co-Driverin sagt’s… und der Fahrer biegt trotzdem an der Rodinga-Kreuzung ab. Wird schon gut gehen.  Naja.  Und es ist natürlich wie es sein muss – der Chef hat immer recht. Nach paar-und-dreißig Kilometern sieht man das Bergrückengebilde – und die Straße hinauf sieht steinig, aber gut aus. Und oben angekommen blickt man über die Dünenlandschaft und schaut auf die merkwürdigen, erodierten Felstürme in der Ferne. Chambers Pillar.  Einer der schönsten Zeltplätze auf unserer Reise, mit Spaziergang um „den“ Pillar, den David wegen seines phallischen Aussehens „Big Willie“ nennt, mit funktionierendem Gasgrill und Dingogeheul – das Ganze unter dem an- und abschwellenden Windgeräusch der Tamarisken, unter denen wir stehen.  Ganz allein, atemberaubend!  Jeden Umweg und jeden Moment der Unmut wert!  Ich werd’s mir merken – der Chef hat immer recht…

Viele Dünen und Chambers Pillar

Ganz einig sind wir uns auch am nächsten Tag nicht – ich würde gern noch einmal nach Alice Springs, Andreas vielleicht eher direkt nach Yulara, zum „Rock“, aber der Weg führt nach Alice, zumal ab hier auch der Ghan Track verlassen wird.  Alice ist „wie voriges Jahr“, vielleicht ein paar Geschäfte weniger – die Krise, die Krise! – und insgesamt natürlich viel ruhiger, es ist ja noch fast Sommer und heiß und auch keine Aussie-Ferienzeit. Wir kaufen ein, surfen in der Bücherei im Netz, kümmern uns um die Genehmigungen für’s Durchfahren der Aboriginegebiete Richtung Westaustralien und schauen, wie das Wetter wird.
Via Henbury Meteoritenkrater – dieses Mal in trockener Hitze – und Ernest Giles-Road radeln wir gleich nach Yulara durch.  Alles wie gehabt, eine Runde um den Felsen drehen, ein bisschen abhängen, Holländer, die auf der Gegenroute unterwegs waren, geben noch ein paar Tipps, wir revanchieren uns mit unseren abgearbeiteten Oodnadatta-Unterlagen und dem Hinweis auf den unschlagbaren Chambers Pillar – und schon sind wir unterwegs.

Die ersten 200 km sollen schlecht sein, sagten die beiden…  Ui.  Ob wir sie wohl doch nicht auf den Weg nach Mount Dare hätten schicken sollen?  Wir finden die Straße „Autobahn“.  Mit ein paar Baustellen drin.
Am Nachmittag haben wir die Grenze nach Westaustralien schon erreicht und machen Pause in Warakurna.  Ein gutes Roadhouse mit ordentlichen Campmöglichkeiten – wir lagern gleich unsere Kochausrüstung in die Küche aus, das schafft Platz im Wagen. Anders als sonst hätten die Kisten dieses Mal nicht draußen stehen können – das Dingogeheul spricht Bände.  Wir treffen Sam, einen Italo-Aussie, der gerade einen neuen Job hier angefangen hat.  Es ist schon ganz schön „Outback“ hier und natürlich stellen sich Fragen. Warum die Kraftstoffpumpen eingezäunt sind. Wieso es eigentlich immer die „Whitefellas“ sind, die die Roadhäuser betreiben. Mal abgesehen von der Frage, wie es sich in der Abgeschiedenheit lebt.  Aber wir kommen mit den Fragen beim schüchternen Sam nicht wirklich weiter. Eines ist allerdings klar: In Warakurna ist eine richtige kleine weiße Community versammelt – schließlich befindet sich hier die Giles-Meteorologiestation, deren Ausstellungsraum („Beware of Snakes!“) wir gründlich in Augenschein nehmen. Im Hof kann man auch Len Beadells Grader betrachten, den einzigen, den er übrigens für seine gigantischen Straßenbauarbeiten über Jahrzehnte „verbraucht“ hat.  Eine havarierte Raketenstufe, die irgendwo hier herunterfiel – das Land ist wirklich so weit, so leer, dass man sich bei den Raketen (und Atom-)tests nichts gedacht hat und sie einfach hat niedergehen lassen.
Am Morgen, bevor wir aufbrechen, sehen wir noch den Wetterballon steigen – leider gibt es am Wochenende keine Führungen oder Antworten für doof fragende Touristen; das hätte mich schon näher interessiert; so muss auf dem Weg weiter ins Outback hinein zu Meteorlogiefragen WikiTaxi herhalten.

Warburton Roadhouse

Und in Warburton, Mittagspause, endlich das versprochene Roadhousekino. Warburton ist eine Nummer für sich – unsere holländischen Freunde in Yulara hatten schon gesagt, dass wir dort nicht übernachten sollten, es fühle sich an wie ein Konzentrationslager: mit hohen Blechwänden eingezäunter Campground, unangenehm. In dieser Gegend leben jetzt Aborigines und moderne Explorationstechniker recht nah beisammen, und der Manager des Roadhouse (schwarze Brille, auch im Haus…  huuuh!) sorgt für eine komische Stimmung. Und für Ordnung: keine Fotos!  Wir hocken uns mit unserem Lunch vor die Tür, Sitzgelegenheit ist ohnehin nicht vorgesehen.  Hier soll gar niemand erst herumlungern, so ist unser Gefühl. Aus der nahegelegenen Siedlung fährt immer wieder der gleiche Vielsitzer vor, voll gestopft mit Kindern, Frauen, Alten, die planlos ins Roadhouse steuern, Süßigkeiten und Softdrinks kaufen, und dann Abfahrt, nächste Fuhre. Die Windschutzscheibe hat in Kopfhöhe eine blutige Delle im Sicherheitsglas.  Was das wohl war?  Kamel?  Was sonst schlägt in der Höhe ein?  Gruselig. Am Pressluftschlauch fährt ein nicht gar so alter Holden vor: 3 superflache Asphalt- Boulevardrider-Reifen und ein etwas höher dimensionierter, das verspricht ein interessantes Fahrverhalten.  Und einer von den flachen Reifen ist besonders flach – ach, das muss noch mal gehen!  Luft drauf und weg. Resteverwertung pur, würde ich sagen.  Reifenmontage – die Werkzeuge für Reifen aller Größen sind angekettet – auch sehr spannend: Felge in den Reifen werfen, kurz hebeln, drauf herumspringen, Luft drauf und… weg!  Nicht dass man an diesem Roadhouse den Luftdruck prüfen könnte – das geht alles nach Gefühl und Augenschein. Was machen wir bloß für ein Aufhebens um richtigen Luftdruck und Ersatzräder!  Hauptsache man hat eins, und gut, wenn es noch Luft hat. Und wenn es die richtige Anzahl an Radbolzen hat. Der Nächste bitte: ein abgewrackter Jeep, vorn links völlig platt. Der Fahrer springt heraus, versucht zu pumpen. „Fuck“ ruft er. Da geht wirklich nichts. Was geschieht?  Klar. Reinspringen und Gas geben, so richtig.  Jetzt wissen wir, woher die ganzen Radwracks am Straßenrand kommen – und unsere Prognose für das rechte Hinterrad ist auch nicht die beste, so tief, wie der Mantel eingeschnitten ist.  Wir suchen das Weite. Das ganz Weite.

Ganz typisch: abgefackeltes Wrack und ganz viel Straße…

Nach Warburton kommt Tjukayirla – und ein langer Schnack mit Serena, der Managerin. Kanadierin mit australischem Mann, und mit einem ganz eigenen Blick auf die Verhältnisse – schließlich, sagt, sie, haben wir Kanadier ja das gleiche Problem, und haben es nicht lösen können: die Integration der indianischen Kultur.  Also, ein paar Erklärungsversuche: Die Roadhousemanager sind häufig, wie in Serenas Fall, nomadisierende Australier, die für 1, 2 Jahre einen Job annehmen – sie zum Beispiel sind jetzt das 2. Mal hier. Das Roadhouse, sehr interessant, wird von den Aborigine-Communities der Umgebung (die nächste ist 200 km entfernt!) unterhalten, und von denen werden sie bezahlt – auf dieses Weise stellt man sicher, dass die Versorgung der Communities auch auf die Distanz gewährleistet ist, ohne dass eine der großen Ölgesellschaften mitmischt, feststellt dass sich der Betriebn nicht rechnet – und den Communities den Saft abdreht, wenn sie das Roadhouse konsequenterweise schließen.  Tragen, sagt Serena, kann sich das Roadhouse nicht, der Touristenstrom im Winter fließt zwar, aber es ist eher ein Tröpfeln, in den Hochzeiten höchstens 15 Autos am Tag, und sonst…  gar keine, oder alle paar Tage mal eines. 90% des „Geschäftes“ machen sie mit den Aborigines, die nun mittlerweile nicht mehr walken, sondern „driven“. Walkabout – umherreisen. Sodann: warum keine Einheimischen die Roadhouses führen, erkläre sich durch die Kultur – die Verpflichtung gegenüber den Familien- oder Clanmitgliedern macht die finanzielle Verwaltung eines Roadhouses sehr schwierig.  Man – das kennen wir ja aus den pazifischen Inseln! – teilt, was man hat, Clanmitglieder würden kostenfrei bedient .  Schwierige Buchhaltungsverhältnisse. Und ganz abgesehen davon: die Kommunikationskultur der Aborigines, auch das haben wir ja schon anderweitig gelesen und erfahren, macht eigentlich den Umgang mit auch noch so wenigen Kunden fast unmöglich; ein zwangloses Gespräch ist in dieser Kultur nicht vorgesehen, und Fragen sind das Allerschlimmste. Also sucht man sich „whitefellas“, ganz einfach.  Es war ein nettes, ein sehr gutes Gespräch mit Serena, auch über die Abgeschiedenheit, über doofe Touristen und über die Natur – wir haben noch viele hundert Kilometer zu grübeln und zu räsonnieren.

Geschlossene Gesellschaft

In Laverton dann erwischt uns das alte, neue Australien wieder breitseits: am Ende der unbefestigten Straße, schon mitten in den Gold- und Nickelminen, gibt es ein Café.  Nichts wie hin. Und es gibt eine Ausstellung zu den Explorern, Hann und Eyre, Forrest und Lasseter und wie sie alle heißen. „The Great Beyond“ ist einen Besuch wert – sehr nett gemacht, sehr informativ, und wenn es nur dazu anregt, sich weitergehend zu informieren. Und: als wir auf der Suche nach dem nächsten Ziel eine detailliertere Karte erwereben und wir Mount Augustus erwähnen, wählt Lucinda gleich die Ranger dort an.  Ist zwar ein bisschen weit – zu weit eigentlich – aber dass unser Stichwort gleich aufgenommen wird, ist nett, und die Auskunft ist gut: 4-5 Autos am Tag und zur Zeit gutere Straßenzustand. Ob das was wird?  Wahrscheinlich nicht – aber ein anderes gutes Ziel wird uns schon noch einfallen.

Jetzt muss ich zur Seite rücken: ein Goldschürfer will in der Campkitchen eine Plastikschüssel auf Nuggets untersuchen. So viel zu und aus Westaustralien!

Lauter Helden

Leonora, 25.3.2013

Da isser, der nächste Held des Australischen Outback:

Len Beadell – hat uns den Weg gebahnt. Jedenfalls teilweise

Eine Plakette, angebracht in einem „Ghost Gum“-Eukalyptus an der Great Central Road von Yulara nach Laverton in West Australien.  Aber nicht nur die haben wir gesehen, sondern auch einen Teil von dem, was Len Beadell so angerichtet hat und auch wie er das gemacht hat:  wie ein Irrwisch ist er durch Australien gerauscht, in den 40/50/60er Jahren und hat Straßen geschoben. Nicht er selbst, schließlich war er der Vermesser. Ursprünglich von der Raketenabschussbasis in Woomera /Südaustralien ausgehend, zog er mit seinem Trupp los, Doug Stoneham, der Bulldozerfahrer, Scotty Boord mit dem Grader, dazu ein Koch, ein Fitter und nicht zu vergessen Lassie, der Hund. Immer schön geradeaus, wie wir sehen konnten.  Manchmal hatte er die Familie dabei, Frau Anne (Anne Beadell-Highway), Töchterchen Connie Sue (nur ein paar Monate alt und schon Patin für den „Connie Sue-Highway“), Gary-Road und Jackie-Corner…  Australier eben.  Beadell wird hier als der letzte wahre Entdecker gehandelt – und was er hinterließ, machte unsere Reise alles andere als heldenhaft: eine schöne, glatte Dreckstraße. Breit zumeist, und außerdem in weiten Teilen frisch gegradert. Nur die armen Behörden im Northern Territory scheinen nicht ganz so viel Geld für ihre Straßen aufbringen zu können wie die in Geld und Bodenschätzen schwimmenden Westaustralier.  Ein paar andere Autos gab es auch, vor allem aber viele, viele Schrottautos jedweden Alters am Straßenrand, die meisten schön säuberlich abgefackelt, und er Straßenrand ist garniert mit Reifen, Reifen, Felgentrümmern.  Klingt nach Drama, ist es aber für den normal ausgerüsteten Touristen nicht: das Drama erleiden vor allem die „Hiesigen“, die mit fast abgewrackten Japanerschlurren und noch haarsträubenderer Reifenausstattung auf die Reise gehen.  Von Vierradantrieb keine Rede. Oder von mindestens zwei Ersatzrädern. Das sind dann schon eher die Helden…

So sind wir heute in Laverton angekommen und haben noch die 120 km bis Leonora auf Asphalt „genossen“, sitzen in fönartig warmem Wind und belauschen die Prospektoren ringsum, die von Erzadern und seltenen Erden schwärmen.  Und suchen nun unsererseits nach dem rechten Weg. So richtig Lust auf den dicht besiedelten Südwesten kommt nach den vielen Tagen abseits der großen Pisten nicht auf – mal gucken, wohin es uns treibt.

Vielleicht findet sich morgen noch ein Bild zum Roadhouse-Kino oder Ähnlichem.  Es war nämlich bei aller Streckenlänge auch recht unterhaltsam.

Vierhufantrieb. Bis in die 30er Jahre der Antrieb der Wahl.

Oodnadatta und so weiter

Oodnadatta Track. Laaaange Gerade

26 Grad 04.25 S
135 Grad 14.89 E

17.3.2013

Diese Position ist Mount Dare, und das ist genau, was man hier im platten Australien so „Mount“ nennt. Eine Erhebung eben, so um die 150 m über dem Meeresspiegel. Ich sitze auf dem Campingplatz hinter dem Auto, noch im Schatten unter’m Eukalyptus, der Fahrer versorgt das Frühstücksgeschirr; wenn man sich so umschaut, kann einem schon der Gedanke kommen, dass es hier, wenn/falls es mal regnet, ganz schön matschig wird – aber bisher war alles fein und trocken, bis auf die gelegentliche Pfütze, wenn es durch die Creeks geht. Als mich in Wilpena eine deutsche Touristin nach unseren Plänen befragte (klar, ein dickes MAUI-Mobil… – was machen die Leute damit?), und sie von unseren Plänen hörte, die da „Oodnadatta-Track“ hießen, ging gleich eine Warntirade los:  soo schwierig zu fahren, gefääährlich („…habe ich gelesen“), während ich eher die Prognose „unproblematisch“ gestellt hatte.  Und tatsächlich: dramatisch war an unserer Fahrtstrecke nur die Landschaft, denn nach den Regenfällen vor 10 Tagen weiter im Süden war alles frisch gegradert, Peanuts also, fahrerisch. Aber die Weite, die Leere, das geht einem so richtig erst abseits der großen und im vorigen Jahr noch als ach, so leer empfundenen Straßen wie dem Stuart Highway bewusst.  Zwischen Balcanoona und Copley konnten wir auf 100 km 2 weitere Fahrzeuge begrüßen, das tut man hier tatsächlich, indem man den linken Zeigefinger hebt.  In Leigh Creek, dem synthetischen Kohleabbaustadtchen (wer nicht bei der Mine oder in der erweiterten Infrastruktur arbeitet, hat auch kein Wohnrecht!) gab’s schon ein paar (ein paar!) Autos mehr, eher augen- und ohrenfällig war aber der nächtliche Kohlenzug nach Port Augusta. 2,8 km lang, mit 10.000 Tonnen Kohle täglich, für das Kraftwerk ebendort.  Aber von Leigh Creek nach Norden wird es endgültig abgelegen.  Denkt man – bis man in Marree (ehemals, bis sich die Deutschen 14/18 das erste Mal daneben benahmen, „Hergott Springs“ genannt) auf ein regelrechtes Autogewimmel trifft. „Hollywood“, sagt Phil, der Betreiber des Marree Hotels und entschuldigt sich vielmals dafür, dass er uns nur ganz kurz ins Allerheiligste des Hauses führen kann, denn der Tom Kruse-Showroom, sonst ein Esssaal, ist zum Produktionbsüro einer Aussie/US-Produktion umfunktioniert.  Trotzdem schön zu sehen, dass man hier dem „Mailman of the Birdsville Track“ ein kleines Museum eingerichtet hat, und auch unsere Begeisterung für’s Thema wird gern gesehen.

The Pink Road House. Steht zum Verkauf – ob wir vielleicht ins Outback ziehen sollten?

Am nächsten Morgen – nach einer langen Internetsitzung in Sachen Kreditkartenzahlung * –   rollen wir weiter.  Jetzt geht es wirklich auf den Oodnadatta-Track. Schwerst befahren, 200 km, 2 Gegenkommer. Stops an den Aussichtspunkten auf den Lake Eyre, atemberaubend, und an „Coward Springs“, letzterer mit Spaziergang und Bad in der artesischen Quelle. Eigentlich eine warme Quelle, aber gemessen an den Außentemperaturen fast erfrischend.
Wir halten in Williams Creek – eine Tanke mit Hotel und Campingplatz – und fahren mit unsererm Kreditkartenproblem fort.  Das Kartentelefon der Telstra behauptet, dass unsere Guthabenkarte leer ist.  Merkwürdig. Ein richtiges Telefon muss also her, und wir kriegen es, an der urigen Bar, wirklich nett. Ich denke, wer so weit draußen lebt und in dieser Weite, hat auch ein weites Herz – naütlrich kommen hier immer wieder Touristen vorbeigetröpfelt, aber ein „Strom“ ist das sicher nicht.  Nach getanem und erfolgreichem Anruf das Abendessen in der Kneipe. Es war schon angekündigt worden, dass es lediglich „take away Fish and Chips“ geben würde, plus „a little salad“, und wirklich, man stapelt große Papierpakete auf den Tisch, den wir uns mit 4 Australiern teilen. „Merkwürdige Umgebung“ meinen John und Donna, aus Melbourne, die hier unterwegs sind, weil sie schon mal in Alice waren, aber mit dem Auto auf dem Zug, und nun ein bisschen „Outback“ fahren wollen. Sie sind ein bisschen Melbournian. Johns  Ziel ist, wenigstens einmal das berühmte Pink Roadhouse in Oodnadatta zu sehen. Dies mögen wohl Exemplare der Städter sein, für die auf Adam Plates Faltblättchen zum Track ein bisschen spöttisch vermerkt ist: „…leave you roof racks and high jacks at home in Victoria…“.  Die beiden sind dann auch ganz aufgeregt, dass wir Segler sind, und wir vier zusammen wieder sind aufgeregt, weil unsere Mitesser Robyn und Bruce noch eine andere Art des Reisens pflegen: sie fliegen hier umher, von Airstrip zu Airstrip „…halt dahin, wo man Sprit bekommen kann!“.  Das ist mal wirklich etwas ganz Neues und Faszinierendes für uns, und wir fangen gleich an über Wetter zu reden, Thermik, Notlandungen, Navigation.  Letzteres sehr „modern“, natürlich mit Karte auf dem Schoß und GPS, aber Robyn grinst: “ … seit Neuestem macht das mein iPad…“  Und ich fummele hier im Auto mit Laptop und GPS-Maus herum (natürlich wackelt der USB-Anschluss und für eine Position muss man anhalten. Also navigieren wir klassisch mit Karte.  Optimierungsbedarf!).  Zum Abschluss des Abends wird noch das Rätsel gelöst, was es mit dem Fish-and-Chips-Mahl auf sich hat. wir sind zur falschen Zeit hier.  „Am Tag vor dem Versorgungstruck haben wir meist nur noch eine halbe Karotte und einen Apfel…“  Alle 2 Wochen, falls überhaupt, kommt der Versorger.

Freie Auswahl: Fish and Chips oder Jam and Flies??

Am Morgen entschweben Bruce und Robyn in Richtung Innamincka, und dieses Flugzeug bleibt dann auch das einzige Fahrzeug auf dem Weg von Williams Creek nach Oodnadatta. Das Pink Roadhouse ist ein bisschen traurig, man kann zwar inmitten der Aborigine-Bevölkerung ein bisschen einkaufen, sogar frisches Obst und Gemüse, aber insgesamt ist es abgewirtschaftet. Und es ist wirklich teuer – die Camp (und Dusch-)möglichkeit kostet uns satte 33 Dollar die Nacht, der mittlere Preis für „Big4“-Plätze, mit Swimmingpool und Hopskissen für Kinder…

… Esstechnik „outback style“

Aber nun, in Mt. Dare ist alles wieder im Lot. David is begeistert, dass wir uns für sein Hotel (australisch für Gaststätte) begeistern, für Natur, Straßen und ihm Löcher in den Bauch fragen und will auch nur 16 Dollar haben.  Die geben wir gern und kriegen noch ein paar Off-Road-Tipps dazu. Und die Versicherung, dass der Weg nach Chambers Pillar völlig easy sei.  Dann also: auf geht’s!

… oder so! Die letzte Alternative!

Nachschlag aus Leigh Creek

Leigh Creek, 13.3.2013

wir nehmen einen kleinen Internetzeit-Nachschlag in der Buecherei von Leigh Creek, also kann ich auch einen kleinen Nachschlag an erlebnissen aus den letzten Tagen liefern. Diese Nacht haben wir unter einer „wattle“ verbracht, einer dem trockenen Klima angepassten Akazie, und schon ist der Ohrwurm da, von Monty Pythons geliefert:

„This here’s the wattle, the emblem of our land. You can stick it in a bottle, you can hold it in your hand…“
Peter brachte uns drauf, Peter, der Fahrer, der uns am Montag in Arkaroola auf die Ridge Top Tour mitnahm.  Manchmal sind gefuehrte Touren einfach unumgaenglich, so in Arkaroola, und ehrlich gesagt haetten wir besser „written in the stones“ waehlen sollen – bei Peter kamen mir die geologischen Informationen ein bisschen zu kurz. Aber dafuer kriegten wir eben Monty Pythons geliefert und auch noch „Banjo“ Patersons Balladen ueber Helden des Outback, waehrend wir uns in den Sitzen festkrallten.  Ist ja auch mal sch;n, „Clancy of the Overflow“ und „The Man from Snowy River“. Unsere amerikanischen Mitgaeste waren jedenfalls begeistert.  Leider kein Wort zu den Vendobionten, die der Gruender des Arkaroola / Mount Painter Wilderness Reserves in den 40er Jahren hier in der Naehe zuerst entdeckt und daraus ein neues Erdzeitalter abgeleitet hatte. Das war Reg Sprigg.  Dafuer gab es ein paar geschichten um die Familie Sprigg, um Bergbau und Prospektoren in der Region und von ganz, ganz oben, an Sillers Outlook konnte man in der Ferne in Richtung der gigantischen Salzflaeche des Lake Frome die groesste Uranmine Australiens erkennen. Atemberaubend und wunderschoen anzusehen –  aber bei der herrschenden Hitze stellt sich uns immer wieder die Frage, wie ueberhaupt Leute auf die Idee kommen koennen, in dieser Gegend zu siedeln, Viehzucht zu betreiben oder nach Mineralen zu suchen.  Irgendwie haben wir das mit der Temperaturtoleranz noch nicht so ganz drauf.

Abendstimmung am einsamen Zeltplatz. Grindells Hut, Gammon Range

Auf dem Weg von Wilpena nach Arkaroola hatten wir auf der Station (australisch fuer… Riesenfarm?) Wirrealpa gecampt.  Zunaechst faehrt man da zum Haupthaus, wird von diversen Huetehunden begruesst und dann von Barbara, der Hausherrin. Endlich haben wir mal Gelegenheit zu fragen, wie man die Schafe/Rinder zusammentreibt (man stellt das Wasser ab!) und solche Sachen. Barbara war ganz erfreut, dass es nach Regen aussah (der kam ja dann auch, siehe Rechner-Schaden), es habe schliesslich 12 Monate nicht geregnet, und schon das ist unglaublich; der letzte Regen ist gefallen, als wir letztes Jahr hier waren.  Lange Zeit… und trotzdem sind die Rinder fett und die Schafe machen viel Wolle. Der Campingplatz ist „auf der Rueckseite des Anwesens“, sagt Barbara. Man faehrt dazu die 2 km zurueck zur Strasse, dann xy km bis zu einem Creek wo auch ein Hangar steht (samt Flugzeug fuer Viehtrieb- und sonstige Zwecke).  Und dann noch ein paar Kilometerchen bis zum Gatter und von da ist es nicht weit.  Wir haben dann an einem eukalyptusbestandenen Bachlauf angehalten und dies als unseren Campingplatz bestimmt / es waeren noch viele weitere Kilometer bis „gleich hinter dem Anwesen“ gewesen, und es kostete uns nur den Verlust eines Plumpsklos.  Zu den Dimensionen: Wirrealpa ist eine kleine Farm: „nur“ 1600 (sechzehnhundert!) Quadratkilometer.

Arkaroola hatte dann ein paar Fahrspaesse fuer den Eigner zu bieten, und fuer mich die Erkenntnis, dass das „offroad-Fahren“, das die Australier so lieben, nicht wirklich mein Herzensvergnuegen ist; prima um von A nach B zu kommen, aber als Zeitvertreib?  Naja…  Nachts eine tolle Reise ins Universum, Phil fuehrt uns ein 14″ Teleskop vor, und der Himmel ist wirklich extrem klarsichtig. Wir sind mit unseren australischen Zeltnachbarn in das kleine „Oliphant“-Observatorium eingerueckt und wie immer wird man bei Erwaehnung von Zeit und Raum-Dimensionen ziemlich klein. Andreas sagt angesichts all der Millionen und Milliarden „… so genau muss ich das gar nicht wissen…“ und die Australierin von nebenan verstummt ganz.  Immer wieder faszinierend, trotzdem.

Ach, und noch eins habe ich aus Arkaroola mitgebracht: ein neues Schimpfwort. Reg Sprigg hatte 1962 mit seiner Familie die erste Durchquerung der Simpson Desert gewagt und seine Frau hat dazu ein Buch geschrieben.  „Dune is a four-letter-word“, sehr nett.  Ueberhaupt ergehen wir uns an lokaler Literatur, „The Dig Tree“ ueber die unglueckliche Expedition von Wills und Burke und ein bisschen aktueller ein Loblied auf meinen Helden, den „Mailman of the Birdsville Track“, Tom Kruse, ueber den ich mich ja schon im vorigen Jahr in Alice ausgelassen habe.

„Duene“ ist ein also Schimpfwort.  Gut zu wissen. Wir sagen jetzt „dune“ statt „Scheixxe“.  Hoffentlich nicht zu oft in den naechsten Tagen, beim Buddeln zum Beispiel, aber die Vorzeichen stehen gut, die Regenwahrscheinlichkeit ist sehr gering und der Oodnatdattatrack frisch geglaettet.
Gleich geht es los, und danach gibt’s auch wieder Bilder!

Leigh Creek

Leigh Creek, 12.3. 2013

 

Die Putzfrau in der Buecherei in Leigh Creek klappert mit den Schluesseln…

Wir haben keinen Schimmer, wann es wieder Netz gibt, also hier ein kurzes Lebenszeichen: wir sind zurueck aus den Flinders Ranges, genauer aus Arkaroola, und gehen morgen auf den Oodnadattatrack nach nord-Nordwest.

Aklles klar hier bei uns und wir schieben mal ein bisschen Hitze aus dem australischen Outback nach Europa…

 

Bis bald!

Ha puuh…

… er geht wieder, der Rechner. Während wir gestern nachmittag zum Hills Homestead und auf den dortigen Ausguck gekraxetl sind, lag das Teil auf dem Armaturenbrett.  Hitzebad – und es hat geholfen.  Nur drei Tasten sind etwas geschmolzen, denn der geliehen Fö(h)n von Frau P. aus S. (einer Großsstadt im Schwäbischen) war ein bisschen heiß…

Sehr interessant, diese IKEA-Kisten! Mom, Dad und Söhnchen.

Also kommt hier der schon gespeicherte Text.

Wilpena Pound, Flinders Ranges, Südaustralien 5.3.2013

Umzingelt sind wir.  Auf der Laptopkante sitzt ein „Yellow Throated Miner“, einer von diversen, die auch gern um unsere IKEA-Kisten hüpfen und die Vorräte anschauen. Der freundlich-freche Vogel reckt Hals und Schnabel – vielleicht kommt ja etwas Essbares aus der Tastatur. Kein Zugang und wehe, Du kackst auf den Bildschirm!
Wahlweise versucht man ins Innere des Britzomobils einzudringen, da lassen wir uns schon einiges an Abwehrmaßnahmen einfallen: quer gespannte Handtücher gehen hervorragend. Herr Wallaby, klein und grau, hat sich nach Inspektion der Örtlichkeiten und Kassieren von ein paar Weinbeeren unter den Strauch neben dem Wagen verzogen und hockt ein bisschen muffelig im Regen (er muffelt nach Kängurudung), und die kleinen Miner klauen doch tatsächlich den „Tasty Cheddar“ vom Weinbeeren-Käseteller! Was noch?! Eine Ameisenstraße gleich links neben meinem Stuhl. Ein Magpie ruft (quakt) im Baum nebenan. Hinter uns lauert ein autralischer Rabe auf Futter. Weiche Weintrauben sind leckerer als die knackigen, die man ein paar Mal ausspeien muss bis sie richtig rutschen.  Ja, ja – man soll die nicht füttern, aber wenn sie sich selbst bedienen?
Wo sich der Tiergarten befindet? Wir sind heute im Wilpena Pound Resort angekommen und haben, bevor das Buschcamping losgeht, noch einmal den Luxus eines Campingplatzes gewählt.  Der in Adelaide diente der Eingewöhnung (und der Grundausstattung: Campingplätze in Nähe der Flughafen bieten immer einen außerordentlichen Reichtum an „Leftovers“. Wir hatten nur ein Fläschchen Avocadoöl, Aluminiumfolie und Klopapier eingesackt (nach ausgiebigem Einkaufsgang im Coles an der Markthalle), aber am Sonntagnachmittag kamen zwei Leute mit einem vollen Karton direkt auf uns zu…. Ich frage nach wenigen Sätzen immer „ob man da einen europäischen Akzent hört“ (man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen) und so verfiel man auch dieses Mal schnell ins Rheinische. Und hinterließ einen weiteren Vorrat an Olivenöl und Kratzschwämmchen. Auf diese Weise kamen wir dann auch noch zu richtigen Kaffeebechern – und einer Rolle Backpapier, die ich zunächst mal mit einem „wozu ist denn das gut?!“ quittierte. Gestern abend, im super-ordentlichen Big4 in Hawker, hatte das Papier dann Premiere: man legt die Platten der öffentlichen (Gas)Grills damit aus, erhält wunderbares Grillgut (gestern: Kürbisscheiben und Lammsteaks) und erspart sich (oder im Falle von Hawker dem Betreiber) die Reinigungssauerei. Die sich leider diverse Nutzer ohnehin ersparen, ist ja auch so mühsam…  Manchmal sehen die Grills aus wie ein Höllenpfuhl.
John, der Big4-Hawker-Platzwirt, strahlte gestern abend, als wir auf den Platz rollten:  Vorboten der kommenden Saison, so ganz langsam weicht die Sommerhitze den kühlenden Herbstwinden. Zu Ostern im vergangenen Jahr war es hier richtig voll gewesen, aber gestern waren wir die einzigen Touristen, und dass wir dann auch noch „Wiederholungstäter“ waren, freute die beiden ungemein.  Pat und John sind Leute mit einer wirklichen Liebe zur Region und können eine Menge erzählen. Und dann lieben sie ihren Platz, dessen trockenem Boden sie mit unendlichen Mühen abringen, dass die Stellplätze irgendwann in der Zukunft mit Eukalyptusbüschen umstanden sind. 50% der Pflänzchen gehen ihm ein, sagte John, trotz Wässerns alle drei Tage, aber wenn sie es erst mal geschafft haben, die Trockenheit (und Ball- und Fahrradattacken von Kindern) zu überstehen, dann wird es ein gemütlicher Platz in einer schaurig-kargen Landschaft sein. Immer wieder nett.  Dem tut auch die Wasserqualität keinen Abbruch. So ist das nun mal stellenweise in dieser Gegend. Pat lacht sich scheckig: „… da gibt es so einen Wettstreit, wer das schlechtest schmeckende Wasser in Australien hat. Wir in Hawker sind ziemlich an der Spitze!“.  Aber drin zu schwimmen, im platzeigenen Pool („…people with a 5453 postcode MUST have a written approval of the owner to enter the pool area…“), das ist pervers und wunderbar zugleich.  Es ist halt doch heiß hier. Wenn es nicht gerade regnet. Aber es regnet ja gerade. Prima Gelegenheit für eine Wanderung, morgen in der Früh. Glücklicherweise entdeckte die zur Co-Driverin mutierte Schipperin, dass das Erklimmen des St. Marys Peak von den hiesigen Aborigines nicht geschätzt wird (siehe „Ayers Rock“ im vorigen Jahr).  Also machen wir ein bisschen  auf „hard“, aber nicht ganz so, und ich habe alle Berechtigung, vorher umzukehren.

Australische Lektionen

AKKAmobil, Landreiseversion 2013

Wilpena Pound, Flinders Ranges/South Autralia, 6.3.2013

Das wird ein kurzer Eintrag – wir sind naemlich seit ein paar Stunden auf oeffentliche Internetverbindung angewiesen. So ein Kaese: die Schipperin laesst des nachts das Fenster im Britzomobil offen und platziert den Rechner darunter. Und natuerlich regnet es.  Noch muckt der Rechner, ein klein wenig Hoffnung gibt es vielleicht, aber nicht allzu viel. Aber das ist ja ein kleineres Problem, haben wir ja doch die ganze Anden- und Amazonasreise mit Internetcafes „abgedeckt“.

Die anderen Lektionen sind: Yellow Throated Minors, zu deutsch Gelbstirnschwatzvoegel, sind niedlich, zudringlich, sitzen gern auf dem Rand des Computerbildschirms (nun natuerlich nicht mehr…) und… klauen einem den Kaese vom Teller.  Man sollte  die Familie umbenennen: von Honig- in Kaesefresser. Wahrscheinlich besser noch: Allesfresser.
Und dann gibt es dieses Mal, es ist ja noch der Beginn der Saison hier oben in den heissen Flinders und hat noch nicht so viele Touristen, einige Kaengurus, die einen auch am Stellplatz aufsuchen, sehr putzig. Vor allem nachts, wenn sie dann den Stellplatz „putzen“:  wir hatten einen Wasser-Karton draussen stehen lassen, und so hoerte ich dann gegen Mitternacht verdaechtiges Knuspern.  Herr Wallaby tat sich am Umkarton guetlich. Also schnell die IKEAKisten ins Auto geraeumt, wer weiss wie weit es mit der Entwicklung der Kaengurufaehigkeiten gediehen ist.  Jedenfalls wollten wir nicht riskieren dass ein schlaues Viech den Deckel oeffnet und dann zum grossen Fressfestival laedt. Jedenfalls war am Morgen der Stellplatz wirklich geputzt: kein Kruemelchen Karton mehr weit und breit.  Das Kaenguru als Kulturfolger. Und Muellputzer.  Wer haett’s gedacht.

Wie? Keine Weintrauben? Unfreundliche Gastgeber…

Bis bald!

Adelaiiide!

Adelaide  Shores  Campsite, 2.3.2013
(34°57.02’S 138°30.28’E)

Acid Junkies steht auf dem PKW, das auf dem Platz mir gegenüber steht.  Ungefähr Golfgröße, irgendwas Japanisches, von „Wicked Campers“. Daneben zwei Faltstühle, von der anderen Seite lugt ein Paar Schuhe unter dem Wagenboden durch: in dieses Vehikel haben sich gestern zwei nicht gerade kleine Schwedinnen gefaltet.  Und noch immer ist Bubu-Zeit, obschon der Campingplatz sich langsam leert; der übliche Aufbruch, schließlich muss man weiterkommen. Wir haben gerade ein bisschen Reklame für die Flinders gemacht, ein Schweizer Paar fragte nach einem Plan für die Umgebung. Sind 500 km noch Umgebung?  Für australische Verhältnisse wahrscheinlich schon.

Schön war übrigens unsere Ankunft in Adelaide, das wäre was für die Auricher gewesen…  Nein, nicht dass wir am Morgen im dem etwas schäbigen, dafür umso teureren Airport Motel („Autorennen = Hochsaisonpreise“) vor verschlossenen Restauranttüren standen und auf die Frage nach einer Frühstücksmöglichkeit ein wortloses Schulterzucken kassierten, nein, das Hotel ist ideal gelegen, direkt gegenüber von IKEA.  Leider noch nicht.geöffnet so früh am Morgen, rein frühstücksmäßig. Aber nachdem wir unser Britz-Mobil in Empfang genommen hatten, konnten wir uns dort doch austoben, 6 Jahre Entzug und wir fühlen uns sofoort wie daheim. Nein, wir haben keinen Poängsessel für die Reise gekauft.  Plastikkisten für die Vorräte gab’s, Spülbürsten und zwei dicke Wassergläser, die uns für die nächsten 7 Wochen die Kaffeetasen ersetzen sollen – nach gutem Spülen (aber nicht nur darum die Bürste…) auch als Weinglas zu benutzen.
Es ist eben alles ein bisschen „crammed“ auf so einem Toyota Landcruiser „Work Mate“, aber in diesem Jahr dank Pop-Up-Dach mit ausreichend Schlafplatz im Obergeschoss.  Wir leben dann die nächsten 7 Wochen mal aus der Reisetasche. Und mit Wasser-Weinglas-Kaffeebechern.  Und morgen früh stürze ich mich in die Fluten des Südozeans – ich kann ihn rauschen hören.  Wenn nicht gerade ein Flugzeug startet…

Gruß aus Adelaide!

Der Führerschein

Auckland, 28.2.2013

Wir sitzen auf den Stufen des Greenlane Motor Inn und warten auf das Airport Shuttle.

Klitzekleine Beschleunigung der Dinge heute früh: pünktlich in der Morgendämmerung des Abflugtages fiel uns beiden synchron ein, dass wir bei all unseren geschäftigen bis drömligen Gängen durch Auckland vergessen haben, die beglaubigte Übersetzung unserer Führerscheine abzuholen.  Huh! Also nochmals – das Auto ist schon geparkt – auf den Zug in die Innenstadt (der Fahrkartenautomat hat natürlich kein Wechselgeld, dafür haben wir jetzt einen mühsam beglaubigten Gutschein über 3.60), Kaffee im Britomart-Bahnhof kippen und dann… wo ist denn nun Symonds Street 71?  Auckland ist ganz schön hügelig, muss man sagen, und der Weg an der Uni entlang zieht sich.  Die Land- bzw. Seeeier aus Opua/Northland hätten vielleicht 150 m von der S-Bahnhaltestelle entfernt auf der Great South Road in den Bus klettern sollen, das hätte uns erspart, dass wir nun mittelmäßig verschwitzt vorm Motel herumlungern. Allerdings mit den Führerescheinübersetzungen „auf Tasche“. Was für ein  Marsch! Downtown Auckland noch in müder Morgenstimmung, Studentengewusel an der Uni, schicke Bürotäter in allen Outfits, die man sich so denken kann. Und wir immer im Galopp an den schönen Parks entlang, die die Distanzen zwischen den Hausnummern so „angenehm“ strecken, aber es ist ja für unseren ureigenen, guten Zweck.
Das ist so ’ne Sache mit den Führerscheinen: letztes Jahr brauchten wir keine Übersetzung, wie wir nach einigem Hin und Her heraus fanden, dieses Jahr klang das schon strenger.  Allgemein gilt, dass der Führerschein für die jeweilig fremdländische Polizei lesbar sein muss (drum kriegt man in Samoa und anderswo auch einen zeitlich begrenzten, lokalen.  Und der berüchtigte „Internationale Führerschein“ aus Deutschland ist a. immer nur ein Jahr gültig, also sehr unpraktisch und b. für uns unerreichbar, er muss persönlich beantragt und abgeholt werden… der übliche Bürokratieschwanz.  Nun wäre es ja einfach, wenn die modernen EU-Führerscheine in Scheckkartenformat wenigstens der „großen“ europäischen Sprachen mächtig wären, so wie es die alten pinkfarbenen waren – aber nee, da steht nur „Führerschein“ drauf.  Was der Herr Polizist in Australien wahrscheinlich nicht verstehen würde.  Also: Übersetzung. Geht ja heutzutage etwas erleichtert via eMail und Scan und Online-Banküberweisung.

Ihr seht, man hat immer zu tun, und mit ein paar Tagen Rumrennen in Auckland (2 Rechnerreparaturen anschieben, EPIRB-Batterie wechseln lassen, Segelführer für Südostasien suchen und viel, viel Kieferklemme wegen der hier liegenden Megayachten) haben sich die AKKAnauten ihren nun anstehenden Australienurlaub ja wohl redlich verdient, falls da irgend jemand Zweifel dran haben sollten.
Und so geht es gleich los, um 1600 heben wir ab, Ziel Adelaide via Sydney. / Wochen OZ!

Bis denne!