Unter Hüten

... unter Hüten

... unter Hüten

Barrier Highway, irgendwo auf dem Weg ins Outback, 15.3. 2012

Schon merkwürdig: es treibt uns hier mächtig durch€™s Land, die Strecken sind absolut weit, und so nimmt man sich für manche Stationen weniger Zeit, als es wünschenswert wäre, und es gibt durchaus wünschenswerte Ziele, die so unglaublich weit weg liegen. Melbourne zum Beispiel. Also radeln wir parallel zur Eisenbahnlinie entlang nach Broken Hill – der Chauffeur fragt gerade, ob da bis Nygan noch eine Kurve kommt oder ob es immer geradeaus geht. Letzteres! Züge transportieren hier meist Erz oder Getreide, viele (viele!) Waggons lang, und mindestens 3 Lokomotiven. Es ist übrigens nicht nur „lang geradeaus€ sondern auch platt. Super-platt – Ostfriesland ist nix dagegen, denn wir wissen, das bleibt jetzt ein paar Tausend Kilometer so. Beeindruckend. Übrigens ist rechts und links Matsche zu sehen – die NSW-Regenfälle sind noch nicht abgeflossen, und jeder Australier sagt: „Be careful!€ Straßen sind gesperrt, Veranstaltungen gecancelt – aber vielleicht ja auch ganz gut für die Farmer hier€¦

Gestern war Dubbo-Tag – nee, wir waren nicht im Zoo und haben sicher auch sonst einiges ausgelassen. So richtig viele unseresgleichen bevölkern die Zeltplätze nicht mehr, das sind mehr die australischen Familien, die ihre Kinder mit umherschleppen und selbst unterrichten. Homeschooling ist Campsite-Schooling.
Wir verlassen den Platz nach ausgiebigem Frühstück und tappeln den Macquarie-River entlang 3 km in die Stadt, stolpern auf dem Weg zu unserem Ziel (am anderen Ende, natürlich) über das Western Plains Museum and Gallery, das glücklicherweise auch eine Kaffee-Oase anbietet: altes High School-Gebäude, neuer Kunstmuseumsblock, verbunden durch Glas und Stahl, das ganze klimatisiert und mit, ja klar: Flat White. „Mal schnell durch€™s Museum geschaut€ zieht sich dann doch wieder in die Länge, da steht The Australian Hero, der größte Ochsenkarren, und eindeutig Vorläufer der heutigen Roadtrains, einen Hang zum Gigantismus kann kann man den OZ-Fahrzeugbauern nicht absprechen. Viele schöne, alte Photos zur Stadtgeschichte gibt es zu sehen, und wir erkennen einiges gleich wieder: 2012 = 1870, unverändert. Wir „müssen€ doch weiter! Na, gut – los, zum Showground. Da ist nämlich was Gemeines: „The Dubbo Beef Spectecular€. Gut dass wir unsere Galapagos-Hüte aufhaben – wir sind unter Hüten. Farmer-Hüten, diesen großen, breitkrempigen, gern aus Känguru-Leder.

Der Bullenflüsterer

Der Bullenflüsterer

Und unter Vieh. Limousins, Charolais, Angus, graue, falbe, braune. Und alle allerfeinst herausgeputzt, gestriegelt, die Schwanzhaare leicht toupiert. Nein, vor dem Wettbewerb nicht mehr auf deie Hinterbeine kacken! Oh nein! „€¦get me a bucket€¦€ Waschen, wischen, striegeln, Glanzspray. Die Zuschauer auf den kleinen Tribünen um die 4 „Ringe€ sehen – und notieren – alles und treffen ihre Wahl. Das hier ist eindeutig Fleischvieh (€€¦ she has a nice lenghth and there is enough heart room! And look, the chest bottom!€). Kälber mit Mutterkuh, Färsen in verschiedenen Altersstufen und BULLEN! Riesig!

Alles klar?!  Dann auf in den Ring!

Alles klar?! Dann auf in den Ring!

Auch einen fliegenden Bullenführer gibt es zu sehen – 99% der Jungs sind friedlich (sediert?!) aber dieser eine Angus-Bulle macht uns echt Spaß. Zwar hat sich das stramme Kerlchen (der Bulle, nicht der Führer) mit seiner Rumrenn-Aktion wohl selbst aus dem Wettbewerb geschossen, aber die netten Kühe ringsum sind aber auch zu interessant. Und so schicke andere Rassen! Man macht achtungsvoll Platz, aber so richtig auf Distanz zu diesem Fleischberg gehen nur wir. Bis er dann an einer der Beff-Parkuhren angebunden steht. Schnaub€¦
Leider haben wir den Känguru-Hut-Stand übersprungen, das wäre ja mal was. Es darf auch gern Wachsstoff sein.

Have a look at THAT heifer...

Have a look at THAT heifer...

Tagesabschluss dann im Gefängnis – The Old Dubbo Gaol*. Dunkelhaft zum Ausprobieren und andere Gruseligkeiten.

Ein ganz normaler Australientouristentag also: Geschichte, alte Herren beim Bowling beobachten, breitrandige Hüte, dicke Bullen. Und Häftlinge. Das volle Panorama.

Und jetzt ins Outback: die Erde wird schon roter.

€”€”€”€”€”€”€”-

* Jetzt weiß ich endlich woher das Wort „jail€ kommt – gaol wird genau so gesprochen, ist die altmodische Entsprechung dieses Wortes und kommt vom lateinischen „caveola€, das (kleine) Loch.

Riesiges Australien…

Hill End, 12.3.2012

So groß ist Australien!

So groß ist Australien!

Schwiiiierig. Australien ist ein großes Land – und gerade eben rückt Melbourne ein bisschen von der geplanten Route, wenn es so etwas wie einen Plan überhaupt gab. Standort: Hill End, nördlich von Bathurst gelegen. Der Weg dorthin führt an Sofala vorbei… alles alte Goldgräberstädte.

Ich komme mir wirklich ein bisschen blöd vor mit meinen Kenntnissen über Australien; ich wusste „vor Bill Bryson“ nix von Goldrausch und schon gar nix von „Bernard Holtermann“. Den haben wir heute besucht: ein kleines Museum, das „History Hill“ genannt wird, stellt solche Massen an Exponaten über die Goldrauschzeit aus, dass uns nach 3 Stunden im Kopf ganz schwummerig wird. Ein manischer Sammler namens Malcolm Drinkwater ist da am Werk, und der zeigt alles von „First Fleet“ (die Ankunft der ersten Briten) bis zur Liste der im Dienst umgekommenen Polizisten der Goldrausch-Ära. Dazwischen liegen kleine Kapitel über chinesische Golddigger (sehr erfolgreich, sehr unbeliebt), Goldabbau und -verarbeitung, eine kleine Muster-Mine, Sprengstoffe, Pistolen, Opiumphiolen, grünlich leuchtendes Glasgeschirr (wegen des Urangehaltes…), „Pütt un‘ Pann“ eben. Und immer wieder Bernard Holtermann, der eigentlich Bernhard Otto H. hieß, aus Hamburg angereist war und sich im Wesentlichen dadurch auszeichnete, dass er den größten goldführenden Gesteinsbrocken gefunden hat, der jemals ausgebuddelt wurde. Ausgesorgt hatte er zwar, machte aber dennoch – erfolgreich – weiter und endete als schwerreicher Parlamentarier in Sydney.

Museumsbesuche und ähnliche Arten des Zeitvertreibes also verfolgen wir hier. Genau, Ihr Lieben, die Ihr Euch über uns lustig macht, ich zitiere mal O-Ton Berlin: „… die haben aber wirklich mal Urlaub nötig…“, oder haltloses Gelächter von Freundinnen, denen ich eine „Urlaubsreise nach Australien“ ankündige. Yes, Ihr Witzbolde, es geht uns gut, und wir genießen unsere privilegierte Situation sehr, obwohl wir wirklich häufig an Euch denken, die patienten- und anderweitig geplagte Familie, Schokoladen-Manufaktur-Ackerer, die Studenten, und nicht zu vergessen die mit dem frischen Baby Janto samt Schwester Eske…

Große Lust – und Unlust abzureisen – machten uns die Blue Mountains. So unscheinbar sie sich geben, wenn man sich von Sydney nähert („… da bleiben wir vielleicht eine Nacht…“), so großartig sind sie, wenn man darin umherstapft oder von oben anschaut. Nach Wentworth Falls und dem „easy“ Overcliff Walk zwischen Evans Lookout und Govetts Leap kam ein herrlicher Sonnentag, an dem wir den „anderen“ Weg zum Govetts Leap beschritten, vom Campingplatz via Popes Glen. Schlange, Blutegel, alles dabei, und aus genau diesem Grunde immer wieder hohe Konzentration auf den Weg durch den wahrhaft dichten Busch – das lässt einen schon mal einen Abzweig übersehen. Wir hatten uns schon entschieden, nach dem Bau eines Wasserrrades am „Boyds Beach“, einer kleinen Sandbank im Flüsschen, umzukehren, als wir nur ein paar Schritte bergauf die Schilder sahen, die uns wieder auf den rechten Pfad in und durch die Wildnis führten. Wirklich spannend, wirklich lohnend. Oben am Govetts Leap steht man dann da, wo anno 1836 Charles Darwin gestanden und gegrübelt hat, wie diese Landschaft zustande gekommen sein mag. Wir waren also in allerbester Gesellschaft mit dieser Frage – nur konnten wir eine Broschüre zum Thema erstehen; zu Darwins Zeiten hatte es noch nicht mal Alfred Wegener gegeben, und damit hatte er nicht den Hauch einer Ahnung, dass und wie sich Kontinente zu Urzeiten verschoben und gehoben haben mögen. Die Landschaft ist so beeindruckend, dass wir – siehe oben, „da bleiben wir nur eine Nacht!“ – die 6. Übernachtung „Blue Mountains“ anschließen um am Sonnabend den Fußweg hinunter an den Fuß der Kliffs zu wagen. Wieder strahlender Sonnenschein. Wenn wir nicht von unten nasse Füsse holten wegen mehrfacher Durchquerung des Flusses und Balanceakten auf Steinen und Bäumen, dann kam der Segen von oben, prasselnd von einem Wasserfall, den es zu unterqueren galt oder in feinen, langen Wasservorhängen, die von den Überhängen troffen. Dazu ein geradezu unwirkliches Wasserkonzert: Brüllen, Rauschen, Wummern, Plätschern, immer schön abwechselnd. Wenn nur der Gedanke an den Rückweg nicht gewesen wäre. Nach 3 Stunden und ein paar Minuten waren wir wieder oben, dieser unglaublich (geradezu ekelhaft!) fitte 66-jährige jumpt leichtfüßig die Felswand hinauf, während ich greinend hinterher schnaufe. Zur Belohnung kriege ich oben feierlich mitgeteilt, dass ich soeben 934 Stufen – in Fels gehauene, natürliche, hölzerne etc. … – hinter mich gebracht habe. Das ist doch ein Abendessen im schönen Blackheath Theater Café wert. Bis dahin hatte ich auch wieder Luft…

Am Sonntag dann die Weiterreise. Highlights: Außer „großem Shopping“ bei COLES in Bathurst (und zwei Runden Mount Panorama Race Course Bathurst! 60 km/h mit Camper…)  zuvor ein Besuch von BUNNINGS Hardware in Lithgow, um noch ein bisschen Hauskram aufzustocken: Wunderschwamm für die Tee-fleckigen Tassen, Klebehaken für Geschirrtücher, ein kleiner Eimer (wofür der wohl ist?!) – dieses wird das schönste und bestausgestattete Campmobil, dass je in Alice zurückgegeben wurde. Auch ein Lautsprecherkabel geht mit, schließlich werden uns in Kürze die Radiostationen ausgehen, dafür werden die Strecken umso länger werden. Im Visitors Centre von Bathurst treffen wir auf Lillian, die uns zunächst nur sagen soll, welche Straßen wegen der Hochwässer derzeit gesperrt sind, und der wir im Laufe des Gespräches gestehen, eigentlich keinen wirklichen Plan zu haben. Nun haben wir einen ungefähren: Broken Hill und umzu heißt das Ziel (wenn uns unterwegs nicht was anderes einfällt). Das geht ganz schön nach Nordwest und ist schon mitten im Outback. Genau die richtige Frau, um diesen Planungsmangel einzugestehen – man muss sich von Begeisterung nur anstecken lassen, schon weiß man, wo’s langgeht. Zum Sonnenuntergang mit Kängurus. Bis denne.

The National Pass

Blue Mountains

Blackheath, 8.3.2012

Bissel geschafft sitzen wir in unserem Mobil und  verstecken uns vor den Wassermassen, die immer noch vom Himmel stürzen. Aber sie stürzen nicht pausenlos, so dass wir gestern 4 1/2 wandern konnten. Den Platz hatten wir schon auf dem Weg nach Katoomba ausgesucht: Wentworth Falls. Bill Bryson, dessen „Downunder“ ich derzeit mit Freude lese – und zur Un-Freude des Eigners auch gern vorlese – behauptet, dass eine der hervorstechenden Eigenschaften der Australier sei, Plätze nach sich selbst zu benennen. Mag sein: Wentworth liegt von Sydney (Baron Sydney) aus gesehen hinter Lawson, und das wieder hinter Blaxland. und Wentworth, Blaxland, Lawson sind die Namen der 3 Helden, die um 1813 den Weg durch die Blue Mountains fanden. Anekdote am Rande: sie fanden beim Blick auf die Weiden, in denen das heutige Bathurst liegt, Rinderherden vor. Wie das, Rinder sind nicht gerade heimische Tiere?! Naja, den säumigen Verbannten in Sydney waren gleich im zweiten Jahr sämtliche Rinder von der improvisierten Farm ausgebüxt, und die hatten offensichtlich auf Anhieb geschafft, wofür die Briten 25 Jahre brauchen sollten, nämlich die Blue Mountains zu bezwingen. Das sag nochmal jemand: „… dumme Kuh!“

Wentworth Falls. Da oben müssen wir wieder rauf...

Wentworth Falls. Da oben müssen wir wieder rauf...

Wentworth Falls. Man parkt im Wald und sucht sich einen schönen Wanderweg aus:  Ah!  Ein fersenfreundliches Prädikat „easy“ für den „Shortcut Track“, das ist Plan A.  Easy hin und medium via „Overcliff Track“  zurück, das müsste machbar sein. Machbar ist vieles, stellen wir fest! Machbar war im Endeffekt dann auch „The National Pass“.

Abwärts...  kommt vor aufwärts!

Abwärts... kommt vor aufwärts!

Am Abzweig steht „hard“. Probieren wir’s. Ein toller Weg: 1905 in die steile Felswand gehauen, für die Sommerfrischler aus Sydney – unsere späte Hochachtung für die Damen, die in langen Röcken und breitrandigen Hüten am schwindeln hohen Kliffrand stehen.

AKKAnautin am Überhang

AKKAnautin am Überhang

Wir bewundern erst die Wentworth Falls von oben und dann von unten – was im Endeffekt bedeutet, dass man den gesamten Weg auch wieder nach oben muss. Hard! Aber viele Foto-Stopps  – Pflanzen, Ameisen, Wasserfälle, Bergformationen – entlasten die brennenden Muskeln und erleichtern die Atmung.

SCHWER zu fassen, die Ameisen...

SCHWER zu fassen, die Ameisen...

Heute war es nur ein „easy“ Walk, genannt Cliff-Top, oberhalb des Grand Canyon. Schön wär’s gewesen, hätte sich der Weg nur auf dem oberen Rand bewegt. Ein bisschen Pudding war nämlich in den Oberschenkeln noch zu spüren, und wieder ging es auf und ab.  Prädikat: medium-easy, aber wunderschön.

Ganz easy!

Ganz easy!

Also dürfen wir nun getrost im Mobil sitzen, den Regen auf’s Dach trommeln lassen und den Kakadus zuhören, die sich in den Bäumen zanken.

Ach ja, zum Einkaufen waren wir auch, und so hat sich unser erster Kontakt mit den Kängurus ergeben…

Wat gemein!

Wat gemein!

Sydney – Stadt und Leute

Blue!! Mountains. Der blaue Dunst ist Eukalyptus-Dampf...

Blue (!!) Mountains. Der blaue Dunst ist Eukalyptus-Dampf...

Katoomba, 7.3.2012

Das ist der Fluch der bösen Tat – oder der Säumigkeit: der Blogger weiß schon nicht mehr, wo er, wo sie anfangen soll.

Sydney liegt hinter uns, wir stehen da, wo wir nicht hinwollten, nämlich in einem BRITZomobil, wie wir die Dinger in Neuseeland (wir sind ja echte Kiwis mit einem richtigen Kiwi-PKW*) verächtlich genannt haben, und Britzomobile stehen halt auf Campingplätzen alle zusammen. Huh. Wir gehören zur Herde. Wir hatten einen „Backpacker“ gebucht, das sind die abgelegten Campervans von Britz und Maui, Apollo und so fort, und kriegten gestern doch tatsächlich einen BRITZ Voyager vorgesetzt – dabei hatte ich getönt: „… nee, aber bitte kein BRITZ!“  Never say „never“…

Das Mobil ist jedoch von der Firma sicher gut ausgewählt, der gemeine Australien-Campervanfahrer leiht sich das Ding für 2, max. 3  Wochen und hätt’s gern schön und sauber; unsere  Pläne sehen eher die „harte Tour“ vor, und so sieht unser Voyager zumindest innen auch aus: definitiv ziemlich gebraucht, Marke: „… den können wir gut nach Alice Springs schicken!“  Uns soll es recht sein. Eine Nummer größer als gebucht, aber alles in allem recht für unsere Zwecke.  So what. We hit the road. Zwar hatte der Eigner mit Leatherman und Grips eine Reparatur schon „ausgeführt“, ein frei baumelndes Relais, das wir bei der ersten Ölkontrolle entdeckten, aber wir waren heute trotzdem mal vorsorglich in der Werkstatt; Diagnose: alles bestens. Suuper.

Zurück auf Null dieser Australienreise. Zunächst mal meine Entschuldigung an alle Australier, die ich mit „Gebell“ und „direkter Art“ getroffen hatte: bislang waren alle sehr nett.
Und ein paar waren besonders nett.  Sydney war natürlich viel „Rumlaufen in der Stadt“ und die derzeitigen Regenfälle hier in New South Wales haben es ja wohl sogar bis in die deutschen Nachrichten geschafft, also könnt Ihr Euch denken, dass es auch viel „Rumgelaufe in Museen“ war. Und anderen Sehenswürdigkeiten.

Nummer eins: Mittwochnach(t)mittag – der Himmel wird schwarz und schwärzer, wir nähern uns dem Maritime Museum und die aufmerksame Ticketverkäuferin mahnt uns, doch bitte zuerst die Schiffe im Hafen anzuschauen – es könnte schließlich „etwas regnen“.   Wohl wahr (wir haben uns für den Rückweg dann Plastiktüten zum Überstülpen geleistet!). Auf den Schiffen trafen wir auf die erste Serie begeisterter Freiwilliger, die in Sydneys Museen Dienst tun und mitreißende Führungen veranstalten, hier Peter, Paul und – nein, nicht Mary! – John.  Zerstörer, Gewürzhändler, UBoot.  Voller Begeisterung, voller Spaß an der Geschichte der beiden gar nicht mal so alten Navyschiffe, voller Geschichten um „Blockadebrechen“ bei großen Manövern und Gruselstories über das UBootfahren rund um die Technik. Und dann Paul auf dem Gewürzhändler  „Duyfken“ (einem Nachbau) voller Freude an Geschichte und Entdeckungsreisen, mit einem dicken Stein im Brett für Heinrich den Seefahrer und die Portugiesen im Allgemeinen, voller Witz.  Es war ja nicht  Cook, der als erster Europäaer australischen Boden betreten hat, und Paul hat zur Duyfken, dem holländischen Gewürzhändler (so um 1600) gleich eine Aborigines-Geschichte beizusteuern: der Kapitän, Willem Janszoon, wurde nämlich, als er im Golf von Carpentaria Wasser bunkern wollte, von den Aborigines zunächst mal nett empfangen. Bis er nach eben solchen Mengen von Wasser verlangte, nämlich fässerweise, dass es den Aborigines merkwürdig vorkam: das kann man doch nicht alles auf einmal trinken!  Nein, so viel Wasser gibt es nicht! Und schon flogen die Speere.  Recht hatten sie…  Und damit war die erste „Entdeckung“ Australiens beendet. Und Janszoon keinen Schimmer, dass er da einen neuen Kontinent betreten hatte.

Damit war Tag 1 1/2 geschafft, wir waren so platt wie unsere Füße (ja, danke, der Ferse geht es ziemlich gut! Dank Crocs…).

Joern Utzon - zur Eröffnung der Oper keiner Silbe wert...

Joern Utzon - zur Eröffnung der Oper keiner Silbe wert...

Tag 2 (den ersten halben lasse ich ab jetzt weg…) hatte schönes Wetter für uns bereit, also: Botanic Garden zwo (denn der liegt auf dem Weg) und dann  THE OPERA HOUSE. Oder anders: nette Guides, 2. Teil.  Megan.  Wieder voller Freude für dieses besondere Bauwerk, Sympathie für den ursprünglichen Architekten, den man zur Einweihung nicht nur nicht eingeladen hatten, sondern den man nicht einmal erwähnt hat. Das ändert sich mittlerweile. Jörn Utzon ist zwar mittlerweile gestorben, aber man übernimmt für die Renovierung des Opernhauses mehr und mehr die alten Pläne Utzons, hat dazu seinen Sohn engagiert und Megan meinte hoffnungsfroh: „… und dann haben wir irgendwann ein originales Utzon-Operhaus“.  Es war aber auch so beeindruckend genug, die Größe, das Design. Die Urteile schwanken zwischen „Gruppensex von Schildkröten“ zu Bill Brysons „Reiseschreibmaschine gefüllt mit Austern“. Der Welt modernstes „Weltkulturerbe“-Gebäude, der Wiedererkennungswert liegt auf dem zweiten Platz. Hinter „Mickey Mouse“! Megaan konnte übrigens noch eine besondere Eigenschaft der Australier belegen: die Spielfreude. Die Oper überstieg die geplanten Baukosten um 90 Millionen Dollar – die Diskussion war groß, wie man das wohl bezahlen sollte, bis man auf die Idee kam, eine Opernhaus-Lotterie zu starten. Ganze 18 Monate hat es gedauert, bis die spielfreudigen Australier ihre Ikone bezahlt hatte. Aber nicht nur vom Opera House konnte Megan schwärmen, sondern auch von Veranstaltungen… Und dazu später mehr.

Sydney Opera House. Beeindruckend

Sydney Opera House. Beeindruckend

Freitag, 3. Tag in Sydney, Regen, Regen, Regen. Und „nette Guides“, die nächste: Diana, voller Witz für Sydneys Siedlungsgeschichte in den „Hyde Park Barracks“, den restaurierten Unterkünften für die Verbannten. Unglaubliche Geschichte(n) konnte Diana produzieren, von der Tatsache, dass fast 30 Jahre vergingen, bis überhaupt eine Unterkunft für die Verbannten geschaffen wurde (bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Sträflinge, oder wie man sie nennen will, am Nachmittag um 15 Uhr frei, damit sie sich eine Unterkunft suchen konnten; natürlich musste man bei diesem System nach Sonnenaufgang erst einmal nach diesen Leuten suchen, die hier doch eine Kolonie für das Britische Empire aufbauen sollten – sehr effektives System). Bis der Schotte MacQuarie kam (jetzt weiß ich endlich, wie man den ausspricht!) und für „Ordnung“ sorgte. Die Sträflinge waren über die neue Unterkunft begeistert und bauten sie in Windeseile und bester Perfektion, bis sie merkten, dass es nun mit der schönen Freiheit vorbei war… Zu spät. Die „Siedler“Geschichten endeten bei Dianas Mutter, die die Sträflingsvergangenheit der ersten Bewohner (85% waren Diebe, und eher Mundraub als gelegentlich mal ein Pferd…) standhaft negierte; aber, so Diana, sie wurde nicht müde zu betonen: „… we are 6th generation Australians – and… WE ARE BRITISH!“.
Ach, schön ist es, sich Geschichte so plastisch vorführen zu lassen, und zu sehen wie Diana, liebvoll und bedauernd die kleine Holzsilhouette ihres Lieblingssträflings in den Arm nahm. Johnny Johnson. Der ließ keine Zweitstrafe aus, ein renitenter Bursche, der Einzelhaft absaß, Fußeisen bekam  und bis zu 100 Peitschenhiebe mit der neunschwänzigen Katze bekam (die hier besonders dünn war – man hatte kein Interesse, Häftlinge an der Arbeit zu hindern!). Die 100 kriegte er übrigens, weil, wie Diana vermutet, dem Richter bei der x-ten Verhandlung gegen Johnny der Kragen platzte: Maximalstrafe wegen… Na, was wohl?! Wegen „anstößiger Sprache“.  Johnny wurde übrigens nach 10 Jahren entlassen, nicht aus der Kolonie, das stand nur den wirklich reinen Westen zu, aber aus der Haft. Was aus ihm geworden ist?! Keine Ahnung, sagt Diana – „wir“ haben damals einen Strich gemacht und uns um die Vergangenheit nicht mehr gekümmert. Vorwärts schauen, das ist australisch.

Samstag. 4. Tag. Langsam wird’s fad… Es ist grau, schwülwarm – und es regnet. Spaziergang auf die Harbour Bridge, vorbei übrigens, wie jeden Tag, an der Wooloomooloo-Bay, wo wir immer „Rüssel, Rüssel“ rufen. Die alten Lagerhäuser sind zu schicken Appartments und einem Luxushotel umgebaut, aber Russell Crowe lässt sich leider nicht blicken. Durch „The Rocks“, die Wiege der Stadt Sydney, „oh“ und „ah“ für die weniger mutigen als zahlungskräftigen Besteiger der Brückenbögen und ein Abstecher ins “ The Rocks Discovery Museum“, sehr schön, aber dieses Mal leider ohne freundlichen australischen Führer – uns fehlt schon was.  Früh daheim, denn am Abend… Concert Hall. Ich darf es gar nicht sagen. Es war „interessant“, wir genießen ein bisschen Opera House-Atmosphäre, denn es gibt außer Polohemdträgern auch durchaus wohlgekleidete Damen und Herren, die der Zauberflöte zustreben – die hatten wir abgewählt. Nein, wir hatten „Sydney Symphonie Orchestra“ gewählt, in der riesigen Concerthall, und das Orchester war nicht allein – nein, auch Olivia Newton John sang sich durch ihr (ur)altes Repertoire, von Grease bis Xanadu. Ein bissel schade, dass wir doch die Geduld für das Ukulele Orchestra of Great Britain nicht aufgebracht haben. Die spielen heute, und ich hätte mir eine Ukulele zum Mitspielen besorgt.
O.K. . Concert Hall abgehakt. Es war nett, aber ohne Gänsehaut. Vielleicht hätte es mehr Gänsehaut bei der Alternativ-Veranstaltung des Abends gegeben, denn Sydney barst an diesem Wochenende vor wild verkleideten Menschen und vor allem gleichgeschlechtlichen Pärchen. Das nennt man hier „Mardi Gras“ und hält eine äußerst beliebte, wilde  Parade ab – danach lässt man die Sau raus. AKKAnautenspaß?! Na, jaaa…  Immerhin bekamen wir – als mittlerweile routinierte U/S-Bahnfahrer noch ein paar lustige Szenen mit, 16-jährigen Playboy-Bunnies und ein paar Dragqueens und so.

Sonntag, 5. Tag. Es regnet?! Ja, am Abend, ein paar Tropfen, ansonsten ein herrlicher Sonnentag; Frühstück bei Eleni, die freundliche Griechin aus dem Potts Point Deli neben unserem Hotel empfiehlt uns einen Gang zur Elizabeths Bay, und plötzlich sind wir weg von den Touristen am Kings Cross oder der Innenstadt.  Nur noch Sydneysiders, wie die Leute sich hier nennen. Hunde, Segelboote, schicke Häuser, alte Häuser. Spielende Kinder, Strandspaziergänger. Ein Fischschwarm in der Bay! Schnell die Angel vom Balkon geschmissen! Das normale Leben. Übrigens sind Sydneysiders alles Mögliche, wie wir feststellen, mit einem Schwergewicht auf  „asiatisch“, aber viele schwere Akzente sind zu hören, namentlich griechisch. Unglaublich.  Ob eine weitere der Leiteigenschaften, die wir feststellen, „typisch Sydney“ ist, muss sich noch herausstellen, aber wahrscheinlich ist es mehr die Tatsache, dass wir als Pazifikreisende und Bewohner des ländlichen Neuseeland die neue Mobilphonmanie noch nicht so hautnah erlebt haben. ALLE haben so ein Ding am Ohr, vom Bürohengst (in Office-Bermudas!) bis zur höchsthackigen Plateausohlenträgerin im kleinen Schwarzen auf dem Weg zu Oper. Die Konzentration, die man dem Telefon zuwendet, fehlt allerdings häufig an anderer Stelle. Der „Slow-Man“, der doch mit seinem Slow/Go-Wendeschild eigentlich den Verkehr an der Baustelle regeln soll, schaut  konzentriert auf sein Display, und noch nie haben wir so viele Kollisionen zwischen Fußgängern beobachtet. Und dementsprechend weit fliegende iPhones gesehen. Sehr lustig, zumindest für Simpel wie uns.

Nun gut. Der Sonntag sollte unser letzter Tag in Sydney sein, bevor wir die Stadt verlassen. „Going bush“, wie man hier sagt.  Zur Feier des Tages hatten wir uns „Oper, die zweite“ gegönnt, dieses Mal „Studio“, die Experimentalbühne. Megans Empfehlung (siehe oben, mit Oliva NJ hatte sie nix zu tun!), und sie hatte uns gebrieft: um die Bühne ist gut, aber die ersten 3 Reihen sind gefährlich. Kapiert und gebucht – eine Sitzplatzreservierung findet nicht statt. Um halb 7 ist Einlass, man lässt alle auf einmal ins (Manegen)Rund, wir sitzen ungefährlich in der 4. Reihe – und können nun beobachten, wie die Mitarbeiter der „Soiree“, so heißt die Show, augenscheinlich Zuschauer lenken, strategisch platzieren. Die Musik (der Aufwärmer am Vorabend war Alfie Boe gewesen, ein Poptenor mit lauen Scherzen) ist ausgesprochen lustig, Zirkusmusik zwischen Radetzkymarsch River Kwai.
Und dann geht es los. Da „die erzählte Cabaretshow“ an dieser Stelle sicher ein Flop wäre, nur so viel: sollten „La Soirée“ oder „La Clique“ irgendwo auftreten – unbedingt anschauen. Wir haben schon lange nicht mehr so anhaltend gelacht, Tränen gelacht! Captain Frodo, der (urkomische) Schlangenmensch. Mooky, die Clownin. Die „British Gents“, Balancekünstler. Nicht zuletzt Mario, der jonglierende „Freddy Mercury“-Verschnitt. Wusstet Ihr, das „Another one bites the dust“ eigens für Jonglage-Künstler geschrieben wurde? Bei Mario/Freddy zumindest fallen Bälle immer zu diesem Refrain…. Der Abend war einsame Spitze und wenn etwas spitzenmäßig ist, muss man schnell abhauen.

Haben wir gemacht. Wir sind in Katoomba, in den Blue Mountains und freuen uns auf Busch und Outback und Melbourne, auf Aborigine-Kultur und Pinguine. Und ein bisschen auf die Rückkehr nach Sydney. Vielleicht gibt es ja nochmals ein Highlight.

Bis denne – Bilder folgen…

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* zu dem Kiwi-Auto, unserem Mitsubishi Grandis, muss man Freund Doug zitieren, seines Zeichens AUDI-Importeursmitarbeiter…  „That’s  a real Kiwi Car – for the Polynesians!“  Genau. Japanschlurre.

akkanauten unterwegs…

Irgendwo in West Sydney, 6.3.2012

… gestern haben wir Sydney verlassen und hätten schon einiges zu erzählen, aber jetzt ist erst mal „hit the road“ angesagt.
Man könnte auch sagen: „let’s go get lost“ – das wollen wir im eigentlichen Wortsinn dann doch nicht, aber Road Tripping ist was wir jetzt machen und es ist ein schönes Lied von den Red Hot Chili Peppers

Wir melden uns alsbald! Aus den Blue Mountains (gleich umme Ecke)

Molas, Brasilianer, Kakadus

SYD Opera+Bridge

Sydney, 29.2.2012

07 Uhr morgens. Der Regen rauscht durch die (trockenen) Platanenblätter vor dem Fenster, unterm Lodge-Balkon rauscht der Stadtverkehr über den nassen Asphalt.  Mittendrin sind wir mit unserem „Kaminzimmer“ in der Macleay Lodge, mitten in Sydney, und mittendrin, wo der Bär steppt. Angeblich. Kings Cross – Sydneys Rotlichviertel. Da ich wegen Schlafmangels heute nacht mal kurz aufgestanden war, dachte ich gleich an Naturbeobachtung und Bärensteppen, aber irgendwie war niemand zu sehen, der steppt, und auch kein Bär.
Dennoch lässt sich hier, mitten in der Stadt Natur beobachten, denn die ersten Kakadus sind uns schon um die Ohren geflogen. Und Bäume voller Flughunde gab es auch schon zu sehen – im Botanischen Garten.

Also, wir sind gestern in Sydney eingeschwebt.  Aerolineas Argentinas – sehr nett, endlich mal wieder ein paar Brocken Spanisch in den Ohren. Molas scheinen in Südamerika jetzt Mode zu werden – ich musste alas notorische Leute-Ansprecherin erst mal fragen, wo die Damen ringsum die Handtaschen mit den kleinen Mola-Applikationen haben – um festzustellen, dass die Damen keinerlei Ahnung haben, was überhaupt eine Mola ist und was die „hübschen Stoffflicken“ zu bedeuten haben.
Brasilianisch gab es auch, denn die beiden jungen Herren, die uns so trefflich einrahmten, kamen aus Porto Allegre und tauschten sich verbal und essensmäßig miteinander aus: „So pao!“  – ja klar, ich musste nur das Brot weiterreichen. Und als der Co-Pilot der Kabinenmannschaft die Landung mit dem schönen Wort „aterrizacion“ ankündigt, fiel mir gleich wieder ein dass „landen“ zumindest in Ecuador nicht „aterrar“ heißt sondern caer. Fallen. Nomen est omen, aber Argentinier landen ganz normal.

Irgendwie geht es hier in Australien ein bisschen stringenter ab als im freundlichen  Neuseeland. Schon zum Einreihen in die Passkontrollschlangen wurde ein bisschen gebellt, der „City Ranger“ blafft den Taxifahrer an, der uns vor der Lodge ablädt. Oder sehe ich das selektiv, weil ich „schon immer“ Australier ein bisschen sehr geradeaus fand? Wir sind gespannt.  Jedenfalls ist Sydney eine ziemlich große Stadt, muss der Provinzler vom Inselstaat nebenan feststellen. Hektik! Verkehr ohne Ende!  Aber dann auch wieder glasklares Meer mitten in der Stadt, ruhige Seitenstraßen. In Wooloomooloo lagern rund um die Polizeistation (samt Apotheke und Arztpraxis) die Gestrandeten der Zivilisation. Nee, keine Aborigines (davon gab es bislang nur einen schicken End-Teen zu sehen, mit Skateboard…). Die Konsumenten von Alk und anderen Freudenbringern. Dafür zwischen Oper und Potts Point ein wunderschöner Botanischer Garten.  Ein ganz normaler Moloch.

Wir werden es uns angucken.

Zum Schluss noch unser Sonntagsnachmittagsspäßchen aus Auckland.  Da tut sich ja auch einiges – die Viaduct Harbour City, frisch in Glas und Stahl  fertiggestellt und mit dem Rest der Stadt durch eine Fußgän ger-Klappbrücke verbunden, beeilt sich gerade, das VOLVO OCEAN RACE zu bewillkommnen. Also liegen wir auf riesenhaften Hartholzliegen herum und lassen Auckländer wie Touristen an uns vorbeistreifen, genießen den Blick auf den Hafen – bis Andreas auffällt, dass der Fernsehturm versetzt wird… Donnerwetter!

AKL Tower Crane
Ein Turm am Kranhaken…

Und dabei waren wir am Vortag noch oben drauf und haben den Blick auf diese wunderschöne Stadt genossen. Diese Lage im/am/ums Wasser ist unschlagbar.

AKL Tower View

AKL Skytower1Es kostet ein bisschen Überwindung, sich in 200 m Höhe auf diese Glasplatten zu stellen…
Noch mehr Überwindung hätte es allerdings gekostet, sich am Bungee-Seil in die Tiefe zu stürzen.

Bulletins und Pläne

Opua, 15.2.2012

Nun sind wir doch nicht weggekommen vom Wellenbrecher, obwohl wir doch gern ein paar Tage hinaus in die Bucht gefahren wären. Aber nee, wir kriegen es immer wieder hin, den rechten Zeitpunkt zu verpassen.

Am Freitag war Ausflug nach Whangarei angesagt, denn nach dem Dahinscheiden einer weiteren Batterie war nun doch der Austausch der Verbraucherbatterien dran, und der freundliche Pierre von AA Solar in Silverdale wollte sie uns direkt in die Hand drücken, „um 17:00 Uhr“.  Neuseelandzeit. Offensichtlich haben wir es mit einer Zeitverschiebung von 2 Stunden zu tun, die Zeitgrenze muss zwischen Auckland und Whangarei verlaufen.  Aber immerhin, mit 6 neuen AGM-Batterien beladen – ächz, armer Mitsubishi! –  schritten wir noch schnell zum Einkauf bei „Pak ’n Save“ und zur abschließenden Kaffee und Fish ’n Chips mit den Velanern.

Dann tröpfelte der Samstag so dahin, Sonntag, Montag …   „Ist sowieso besser wenn wir mit dem Segeln warten, bis Dein Fuß begutachtet ist…“. Ich bin’s in Schuld!

Aber nun ist der Fuß begutachtet, ich muss nicht mal mehr zu einer weiteren Kontrolle einrücken, sondern darf noch eine Woche Aircast-Schiene tragen, auch die Krücken habe ich noch nicht von mir geworfen (wie die Freifrau von Droste-Vischering, die ja zu diesem Behufe zu-hum Heil’gen Stuhl von Trie-hier ging, tri, tra, Trier ging!) , aber ich nutze beides nur noch sporadisch. Das Physiotherapieangebot habe ich ausgeschlagen. „Gehört aber zur Behandlung!“ Den Grund für die Ablehnung sieht man weiter unten…

So richtig verdödelt haben wir die Zeit nämlich nicht, ich näh‘ mir einen Wolf an verschiedenen Dingen, Seitenteile aus Plastipane-Scheiben, ein neues Biminituch und eine Rückwand dazu, alles mit der Fuchsschen oben-unten-innen-außen-rechts-links-Schwäche und unter entsprechendem Fluchen gefertigt. Ich brauche dann demnächst wieder ein paar Kilometer V69-Polyestergarn und ein Schock Nahttrenner! Während der Eigner sich den Freuden des Internettens ergibt – und die Pläne für die kommenden Wochen der Verwirklichung näher bringt.

Jappadiduu!  Da mit dem Hinkefuß Wandern in Neuseeland leider ins Wasser fällt, gibt es eine „Ferienreise“. Her mit den Rücksäcken! Leihauto! Leihauto?! Leihauto-s, zwei an der Zahl… Ein Campervan und dann noch für 10 Tage ein Vierradler.  What for?! Paul von der GIGI meinte gestern,  dass wir den 4WD gleich brauchen würden… er muss es wissen, denn er kommt aus… AUSTRALIEN!  Aber er hatte mich missverstanden, ich hatte angekündigt, dass wir den Backpacker Camper von Sydney nach Alice Springs benutzen wollen, aber verschwiegen, dass die Reise nicht ganz direkt geplant ist, sondern via Melbourne und Adelaide. Coober Pedy kommt auch vorbei – mal wieder ein Kindheitstraum, denn Cousine Christel war damals in den 60ern dort. Und jetzt wir. Der Vierradler ist dann für die Gegend um den Uluru gedacht. dem sattsam bekannten „Ayers Rock“. Der Welt zweitgrößter Monolith – mit eigenen Augen!  Wir freuen uns.

Flüge sind gebucht, billig billig mit Aerolineas Argentinas, und ein Hotelchen in Sydney gibt es auch schon.  Jetzt muss ich nur noch wieder lernen auf dem Hacken zu gehen.

Bis bald!

A upane, ka upane!

Maoritanga. So san's, die Maori

Maoritanga. So san's, die Maori

Opua, 6.2.2012

6. Februar – neuseeländischer Nationalfeiertag, genannt „Waitangi Day“. Waitangi ist der Ort, an dem – zum Schutz gegen mögliche Territorialansprüche der Franzosen auf der Südinsel – die Briten den Maoris einen Vertrag unterjubelten, über den heute noch gestritten wird. Die Maori-Version entspricht „nicht ganz“ der englischen, aber im Endeffekt war das Waitangi Treaty  der Startschuss für die Selbständigkeit Neuseelands.  Was Maoris heute dazu sagen?!  Das konnten wir in den letzten Tagen an einem Bus an der Brücke nach Waitangi lesen:  „Nur Verräter verkaufen ihr eigenes Land!“

Waitangi liegt gleich hinter Paihia, unserem Einkaufsdorf, also: AKKA quasi mittendrin. Im Rummel. Denn zum Waitangi Day gibt es verschiedenerlei Ansichten.

Ansicht 1, Segler: „… ach, die rudern mit ihren Kanus an den Strand, dann machen sie „uuh“ und blasen auf einer Muschel. Danach gibt es was zu essen, weil sie ja schon so lange unterwegs waren, und dann ist es gut. Muss nicht, kann aber…“
Klingt ja nicht so berauschend…

Ansicht 2, ein Südinselbewohner (und der wahrscheinlich die Kiwi-Bildzeitung liest):  „…oh, ganz vorsichtig! Da sind immer Unruhen und viel Polizei und Gewalttätigkeiten!“

Ansicht 3, die AKKAnauten. In Opua liegt, wie schon im vorigen Jahr, eine Fregatte der NZ Navy, zwischen Russell und Waitangi eine weitere –  ist doch Militärschutz nötig?! Quatsch, der Waitangi Day ist ursprünglich eine Erfindung der Marine , der Tag ist erst seit den 70ern (umstrittener) Nationalfeiertag und hat sich erst seitdem zu dieser Art Volksfest entwickelt. Auf dem Weg zum Waitangi Treaty Ground stellen wir also fest: … ganz schöner „Rummel“ hier. Zuckerwatte, Fastfood, Kitschstände und laute Musik. Immerhin gibt es eine Hüpfburg für das notleidende (Maori-)Kind.

Aber dieser Gang war ja schon NACH dem Erlebnis des Tages.  Ortseinfahrt Paihia – Andreas lässt mich raus, weil am Strand 3 große Wakas liegen, Kriegskanus und es versammelt sich auch Volk, Gucker zumeist, am Strand dagegen die „Aktiven“.

Wakas, Maoris - ist hier was los?!

Wakas, Maoris - ist hier was los?!

Man hört Muschelhorntöne, klingt gut und verlockend. Ich lasse mich ins Gras plumpsen.. Nicht lange danach geht es „ab“…

A upane - ein Schritt vor

A upane - ein Schritt vor

Ein echter Haka! Wechselgesang aus Anführerkommandos und dem Chor der Antwortenden. Ihr dürft mich hauen – aber ich finde das umwerfend! Die Grimassen, die Stimmen – das macht Gänsehaut. Als der Tanz vorbei ist, wischt sich die Neuseeländerin neben mir ein Tränchen aus dem Augenwinkel: „… ist das nicht fantastisch?! Was für eine Kraft – ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, aber ich bin immer wieder überwältigt!“  Passt zu meinem Kloß im Hals, und ich kann mir gut vorstellen, wie einschüchternd so etwas auf Gegner wirken mag.

Zum Schluss wurden wir eingeladen mit den Maoris in die kleine anglikanische Steinkirche zu gehen, wo eine Rede zur Waitangi-Historie und zum Verhältnis zwischen Maoris und Pakeha (den Weißen) gehalten wurde. Und eine weitere Rede, von der man nix verstand. Maori eben. Bis auf eines. Die Rede neigte sich wohl dem Ende entgegen, es wurde auch gekichert, sodann riss der Redner die Augen auf, kam auf uns zu, dazu tief und rauh und sehr laut: „A upane! Ka upane! UUAAAH!“. Wie auch immer der Zusammenhang war – die Maoris lachten, die zuschauenden Touristen inklusive der Schipperin zuckten vor der martialischen Geste zurück.  Huch! Ein Schritt, vor! Noch ein Schritt vor!

Ein bisschen Demo gibt es dann doch: am Flaggenmast. Wo man sonst gern versucht, die alternative Maoriflagge über der von Neuseeland und besonders der Navyflagge zu hissen, hatten sich heute die Umweltschützer versammelt, Maorifahnen mischten sich mit Aufforderungen „moana“, das Meer zu retten und Ölbohrungen einzustellen.

Alle auf einen Blick. Die Navyflagge, links die United Tribes of New Zealand und rechts die Queen. Nicht zu vergessen unten in schwarz-weiß-rot die moderne Tino Rangatiratangafahne.

Alle auf einen Blick. Die Navyflagge, links die United Tribes of New Zealand und rechts die Queen. Nicht zu vergessen unten in schwarz-weiß-rot die moderne Tino Rangatiratangafahne.

Ich belausche dann noch, während wir das etwas kompliziert anmutende Anlanden des großen Kriegskanus auf dem Waitangi Ground beobachten, ein Gespräch zwischen zwei jungen Neuseeländerinnen über Multikulturalismus, Benachteiligung von Rassen in Neuseeland und über Maoritanga im Allgemeinen: „… schade, dass es davon nicht mehr gibt, aber die Zeit wird das schon bringen… “ Irgendwann ist das Kanu dann an Land, bis zum nächsten Jahr. Ich würde mir das alles wieder anschauen, von wegen „… machen uuh, und das war’s dann“.

Danach noch eine größere Kaffeeklatschpause im Waikokopu-Café. Die Whangarei-Truppe hatte sich eingefunden, VELAs und ENOLAs, lustig. Segeln statt „maoritanga“.

Immerhin brachte der Tag mir endlich einen Hei Matau ein, zum Umhängen. Der berühmte Fischhaken, mit dem Maui, der Schöpfer, die Nordinsel aus dem Meer gefischt hat. Wohlstand und Stärke soll der Haken bringen und stets eine sichere Seereise garantieren. Passt genau.

Und a upane, ka upane… an Schritten vorwärts, wenn auch an Krücken, hat es heute nicht gefehlt.

S… stuff happens

Opua, 28.1.2012

Zurück in Opua, am Wellenbrecher. Und die Sachen, die schietigen, die passieren, die gehen so:

Als Kinder hatten wir dieses „Gedicht“: „Ein Schuss, ein Schrei – es war Karl May!“  Am Mittwoch hat Andreas die AKKA völlig vorschriftsmäßig in die enge Lücke bugsiert (was wirklich schon ein kleines Kunststück ist, bei den herrschenden Strömen!), jetzt noch die Vorspring, die an Land liegen geblieben war, das ist meine Aufgabe.

Ein Sprung, ein Schrei’n –
es war das Fersenbein…“

könnte man singen. Natürlich wurde das Manöver noch so vorschriftsmäßig zu Ende gebracht wie es angefangen hatte, Andreas sagt trocken: „Der Sprung war gut, nur die Landung…“, aber kein Zweifel: mit der rechten Gräte war etwas nicht in Ordnung.
Jedenfalls ist das Fersenbein, wie die Röntgenaufnahme gestern zeigte, fein säuberlich gebrochen. Aber: ein Unfall auf neuseeländischem Boden, das heißt, dass Behandlung und Diagnostik zu Lasten der „ACC“ gehen, der accident compensation, selbst wenn es ausländische Blödheit auf neuseeländischem Boden ist, und so habe ich freie Krücken, freie Aircastschiene und ’ne freie (deutsche!) Ärztin in der Kawakawa Fraction Clinic. Krückenhoppeln ist noch nicht so ganz meins – ich hätte es gern schneller als ich es koordinieren kann, aber dafür kann man hervorragend mit KAKSI durch die Bucht paddeln. Der Eigner hatte die Paddelei schon immer als „Behindertensport“ bezeichnet.  Stimmt – das Bein brauche ich nicht wirklich. Und sogar in der Bay segeln könnte man ganz gut – nur die großen Einkaufstouren oder Waldspaziergänge sind für eine Weile nicht drin.

Also: shit happens – but who cares?

In der Bay of Islands

Bay of Islands

Bay of Islands

Urupukapuka, 23.1.2012

Seit einer Woche sind wir draußen in der Bay of Islands.
Vorm Russell Boating Club haben wir es (€€¦nur mal kurz übernachten€¦€) gleich 2 Tage ausgehalten, Kayak probieren, über die Hügel spazieren, ins Dorf laufen, einkaufen. Mittwochs gibt es im Club was zu essen, also konnte die AKKA-Pantry kalt bleiben€¦ Und obschon wirklich nur um die Ecke gelegen, ist das Wasser dort schon deutlich weniger trübe als in Opua und Paihia, wo Waitangi River und Zuflüsse aus den anderen Ecken der Bucht für ein ordentlich Portion Schwebstoffe sorgen.

Die 3 Meilen zum nächsten Ankerplatz, Roberton Island, haben wir genüsslich gedehnt, mit der neuen Rollgenua am Kutterstag macht Kreuzen schließlich – ganz neue Erfahrung! – Spaß. Zunächst einmal ist die große Genua (€die alte€, die ja eigentlich die neue ist, nämlich von 2006) so riesig, dass es grundsätzlich mühsam war zu wenden; sodann hatten wir ja immer das Kutterstag stehen, was bedeutete, dass wir zum Wenden das Vorsegel aufgerollt und auf der anderen Seite wieder rausgelassen haben. Ja, ja – natürlich hätten wir das Kutterstag wegbinden können, aber wir sind halt faule Säcke. Jetzt ist alles anders, wir nutzen die alte kleine Genua (Jahrgang 86, noch mit „Smögen Sails-Aufnäher€!), und damit wenden wir im völlig neuen zack-zack-Gefühl. Und als wir gestern abend hierher liefen, platt vor dem aufkommenden Südwestwind, und beide Segel in Passastellung die AKKA nach Urupukapuka zogen, entfuhr mir ein erstaunt-erfreutes „oh, geil€¦€. So mühelos! Macht echt Spaß.

Wir hatten leider unseren Platz vor dem kleinen Roberton Island verlassen müssen, die Bucht ist nach Süden völlig offen und damit für den neuen Wind ungeschützt. Bis dahin hatten wir uns den Liegeplatz mit allerlei Kiwis geteilt, die tagsüber mit schwimmenden Unterlagen aller Art eintrudelten (die Langfahrer verstecken sich weitgehend anderswo, lediglich die ALBATROSS aus Südafrika war für eine Weile da). Motorboote, kleine Segler, große Segler, sogar der „Backpacker€ kam angetuckert, sowie der Großsegler „Tucker Thompson€. Man kann sich am Strand vergnügen, es gibt eine Felslagune auf der Nordseite – wegen der derzeitigen Tidenkonstellation allerdings tagsüber trocken gefallen, darum zum Kalt-Schnorcheln nicht geeignet; dafür kann aber man mehr oder weniger hechelnd den Berg hinauf laufen und einen Blick über diese wirklich wunderbar Bay of Islands genießen. All diese Wunder bedeuten, dass wirklich diverse Tagsausflügler anreisen, bis hin zu den ganz großen „Great Sights€-Touristen-Dampfern, die auf dem Weg nach Cape Brett (€The-Hole-In-The-Rcok€) ein kurze Runde durch die Bucht drehen, aber ab 16 Uhr spätestens kehrt der Friede wieder ein. Klingt nach Trubel, ist aber gemäßigt, und wer wollte den Tagesgästen verwehren, die manchmal einfallenden Delfine von ganz Nahem zu sehen. Da sieht man dann auch die Schipperin an der Reling sitzen und juchzen und applaudieren. Ich kann mir nicht helfen – Delfine sind nach wie vor eine Sensation€¦

Der Backpacker. Eine schwimmende Jugendherberge

Der Backpacker. Eine schwimmende Jugendherberge

Roberton Island ist heute dreigeteilt: die Ost- und Westseite ist in Privatbesitz und beherbergt jeweils ein Haus, dazwischen herrscht DOC*. Die Insel war ein Maori-Pai und heißt noch heute eigentlich Motuarohia, sie wurde 1769 von Cook erstmalig beschrieben (und sicher „für die Krone eingenommen€), und von oben betrachtet sieht man, warum Cook der Bay ihren Namen gab – so viele Inseln! Seinem Besuch zu Ehren heißt eine der Buchten immer noch „Cooks Bay€ – die Aufregung unter den Maoris war damals wohl groß, sie gerierten sich anfangs auch recht kriegerisch, merkten dann aber, dass die Briten wirklich nur gucken wollten und verzichteten auf weitere Attacken. Gute Idee? Schlechte Idee?

BoI Möwenbesuch

Um den Blick auch bei Ruhe genießen zu können, hatten wir den kurzen Anstieg gleich zweimal gemacht – und abends ist es wirklich ein besonderer Genuss. Der Blick, die Vögel über und in der dichten Vegetation, die abertausende Zikaden€¦ Toll. Und wenn man dann zurück an den Kieselstrand kommt, steht ein Grüppchen schwarzer Austernfischer vor unserem Dinghy und staunt: „… oh, guck‘ mal! Ein Austernfischer-UFO! Aus Gummi!“ Ein kleiner Dotterel (zu deutsch: Maori-Regenpfeifer) – leider schon fast ausgerottet – beäugt uns und rennt an der Wasserkante auf und ab. Täuschungsmanöver, weil irgendwo kleine Dotterels versteckt sitzen?! Nein, das wäre ein zu dämlicher Brutplatz, wenn man an die vielen Besucher am Tage denkt, aber ein freundlicher Geselle ist es allemal. Zu freundlich, und irgendwie typisch „kiwi€: Bodenbrüter, man hat ja nichts zu befürchten. Wenn nur der moderne Mensch nicht wäre mit all seinen Ratten und Katzen. Kein Wunder, dass man die Dotterels nur noch an abgelegenen Stellen sieht, und dass auf Roberton keine Haustiere erlaubt sind; dazu wird man gebeten, bei jedem Anzeichen von Ratten die Notrufnummer anzurufen. DOC* hat zwar nicht alles im Griff, aber man versucht es wenigstens.

Nun sitzen wir ganz einsam an der Nordseite von Urupukapuka, in der Waewaetorea-Passage. Dem Eigner war es gestern abend nicht gar so recht, eine kleine Bucht, am Heck stökern die Felsen nach uns – aber die Nacht war ruhig, im heutigen Sonnenschein sieht das alles schon viel freundlicher aus, und wir machen uns gleich mal auf eine Inselrunde.

Gar so lange werden wir diesen schönen Ausflug nicht mehr ausdehnen, aber das Revier hat was. Ein bisschen ostseesommerartig.
Los jetzt – Neuseelandsommer genießen! Bis bald!

Auf Urupukapuka

Auf Urupukapuka

€”-
*Department of Conservation, Neuseelands allgegenwärtige Schutzbehörde