Hot Cross Buns

Chaguaramas, „on the hard“, 12.4.2009

Fröhliche Ostern an alle!
Das morgendliche Funknetz hatte heute früh eine „priority message“, eine betrübliche: der Osterhase ist hier in TT in einer der Straßenblockaden für den Americas Summit angehalten und verhaftet worden, irgendwelche Dummbätze haben alle Eier konfisziert, sogar die aus Schokolade. So sitzen wir halt in jeder Hinsicht auf dem Trockenen – und man rechnet nicht damit, dass der Hase vor dem nächsten Osterfest freigelassen wird. Keine Ostereier auf der AKKA – wir hoffen dass der Rest der Welt in hartgekochten Eiern mit Schnittlauch und brauner Butter schwelgt und zarte Schokoladenhasenohren knabbert.

Aber dafür konnten wir gestern an einem Ritual aus dem englischsprachigen Raum teilnehmen. Ian, unser südafrikanischer Freund und Abnehmer unserer Edelstahlankerkette kam mit einer Platte „Hot Cross Buns“… Dies war mir aus Kindertagen ein (theoretischer) Begriff, denn Schwester Mücke pflegte zu singen: „Hot Cross Buns, hot cross buns – one a penny two a penny, hot cross buns!“ Der tiefere Sinn hinter diesem Reim ging mir nun bei kleinem 50 Jahre später auf –  es handelt sich dabei um ein Ostergebäck, weiche, süße Rosinenbrötchen mit Safran, mit dem „Cross“, dem Osterkreuz aus Zuckerguss obendrauf…  Aha! – und lecker war es auch.

Kaffee zu den Buns war schnell bereitet, und der war denn auch nicht der erste, den wir an diesem tag mit Ian genossen – Transport der schweren AnkerKette verlangte nach größerer Aktion, Handkarre herbeischaffen, und die kam von weit her, etc.  Also gab es Kaffee vor dem Transport, einen nachdem Ian das schwere Teil zu seinem Boot gerudert hatte und dann eben noch einmal zu den Buns.
Was direkt zum letzten Blogeintrag überleitet: „… was macht Ihr eigentlich?!“. Für gestern war die Antwort einfach… Nicht wirklich viel geschafft, aber lustig war’s. Und für die heutige Pause ist ja schon gesorgt: Hot Cross Buns!

Was MACHT Ihr eigentlich?

Chaguaramas, 8.4.2009 – „on the hard“

Was machen wir eigentlich? Gute Frage – manchmal fragen wir uns das auch.

Es fällt mir was ein: Badeplattform abbauen, zum Beispiel. Und wieder anbauen. Es gab doch mal so einen Scherz von der Frau, die beim Schaffner das Handtäschchen aufmacht, um das Geldtäschchen rauszuholen und das Geldtäschchen aufmacht und das Geld rausnimmt und dann das Geldtäschchen zumacht und das Handtäschchen auf… Ungefähr so ist das mit unserer Badeplattform. Wir nähern uns nämlich der Endphase unserer Arbeiten, Rumpfpolieren steht kurz bevor, der neue Solarträger ist angebaut – teilweise an der Badeplattform! – und da bessert Andreas ein paar Gelcoatschäden aus. Und wischt einen Rostfleck unter der Plattform weg. Als er wieder guckt, ist der Fleck wieder da!

Arrrg! Die Plattform ist nachgeschweißt, aber mittig ist ein Haarriss, und der entlässt kleine Rosttröpfchen. Nicht genug damit, dass man die Plattform zur Reparatur ab- und wieder anbaut, und dann noch einmal, um die Löcher für die Bolzen noch einmal besser abzudichten, und nun noch einmal – all das mag ja nicht so schlimm erscheinen, wenn nicht die untere Halterung der Plattform wäre. Der fiese Teil davon ist MEIN Job, während der Chef in luftiger Höhe über dem Boden die Schrauben von außen bedient. Für meinen Part legt man sich auf die Kojen in der Achterkammer, steckt den Kopf halb ins Schapp am Fußende des Bettes, fädelt die Hand mit einem Ringschlüssel, den man keinesfalls fallen lassen darf, durch die Schappklappe, und wenn die Holzkante in der Achselhöhle einschneidet, fühlt man (vielleicht, Sichtkontakt ausgeschlossen!) eine der drei Muttern, natürlich mit Scheiben, die leicht runterfallen, ein bisschen Spannung muss ja bleiben. Ich denke dabei oft an meine ehemaligen Kollegen, die mit dreifach gekröpftem Ärmchen unter Autos lagen und in Rekordgeschwindigkeit Getriebe wechselten…  Andreas hatte kürzlich genau in dieser „Abseite“ die Kabel für das neue Solarpanel verlegt und sagte mir etwas Tröstliches: „… man kriegt wirklich ein bisschen Platzangst!“ Ein bisschen ist gut – ich versuche mich die ganze Zeit in Autosuggestion: Ommmm – entspann Dich! Entspann Dich!!
Warum wir die Rollen nicht tauschen? Einfach: weil ich zwar nur unwesentlich, aber doch um den einen wesentlichen Zentimeter längere Arme habe. Auf dem Gestell da draußen zu stehen und die edelstählerne Plattform zu balancieren  ist allerdings auch nicht wirklich ein Geschenk. Hoffen wir mal, dass dieser dritte Ab- und Anbau für eine Weile der letzte ist.

Und jetzt wird mal geschliffen und poliert. Man kann alle Extremitäten schwenken, wohin man will und dabei auch noch Musik hören. Tagelang! Es gibt doch wirklich lichte Momente im Yachtieleben.

Ach, übrigens, nebenbei basteln wir auch an den Photos auf der Website! Unter „Photos“ kann man jetzt die ersten Abschnitte der Südamerikareise angucken, leider großenteils noch unkommentiert, aber wer Lust hat, kann ein bisschen Fernweh bedienen!

Chaguaramas-Ritual

Chaguaramas, „on the hard“, 28.3.2009

Unten ist „Kabeleinziehen“ angesagt, gemischt mit Brotbacken und Dinghycover-Nähen; sprich: es herrscht das Chaos. Was liegt da näher, als schnell die Flucht anzutreten und einen Blogbeitrag aus dem Cockpit beizusteuern – glücklicherweise regnet es, so dass das Dinghy nicht bedient werden kann und das Brot muss noch gehen!

Es fehlte ja immer die Geschichte um Fred, Frugal Fred, Fast Fred, „seldom sailing Fred“, hatte ich ja versprochen. Und nun ist es fast zu spät für die Geschichte, denn gestern hatte sie ihren finalen Höhepunkt, dazu gleich mehr. Also, der Fred lebt mit seiner Donna auf einem Schiff, bisschen größer als die AKKA, und das heißt „LIBERTY“.  Gesprochen: „LIBB’RDIE“, denn Fred ist unverkennbar ein Amerikaner, und das Wort „Libb’rdie“ haben wir in den letzten Wochen reichlich gehört, zum Frühstück.

Ein Morgenritual in Chaguaramas ist das „Morgennetz“ der Segler, pünktlich um 8 Uhr  moderiert einer der hier dauerliegenden Amerikaner oder Briten die Funkrunde, immer schön reihum, ein polyglotter Schweizer ist dabei, Marc von der Melmar. Ein so unterhaltsames wie informatives Ereignis. Veritable Kriminalitätsberichte gab es – außer dem erwähnten Uhrenklau, dessen Zeugin ich ja vor Ort war – glücklicherweise noch nicht so viele, nur gestern hatte es leider unseren Freund Jan erwischt, augenscheinlich ein Einbrecher, der genau über Jans Tagesablauf Bescheid wusste. Sonst keine Notmeldungen; höchstens sucht mal jemand einen Kinderarzt… Hatte ich mal erwähnt, dass die
vermisste Yacht Marigold mittlerweile angetrieben wurde? Leider gab es für den einhandsegelnden Herzinfarktpatienten kein happy end…
Nach den „Notmeldungen“ geht die Funkrunde dann sehr munter ab, wir lauern schon immer auf die stets wiederkehrenden Höhepunkte. Erstens: „Does anyone have a BRIEF weather report?“. Das Wort „report“ ist noch nicht draußen, da fällt schon „Blue Asmus“ ein, so klingt es jedenfalls, heißt aber „BLUE AZIMUTH“. Hatte immer einen Wetterbericht, aber sein Nachfolger im Amte, Shane von der „Bright Ayes“ (jawohl, mit „A“, sehr schöner Schiffsname!) ist genauso schnell und kann es fast noch schöner, wir vermuten einen episkopalen Prediger am Mikrofon, irgendwo zwischen launig und salbungsvoll. Dann geht man durch die sozialen Ereignisse – Bridgeturnier jeden Donnerstag, Mexican Train Domino am Sonntag etc., tags drauf darf jeweils die Bekanntgabe der entsprechenden Sieger nicht fehlen. Welcher Tourveranstalter fährt wo hin, Asphaltsee, Sümpfe, Asa Wright (auf letzteres freue ich mir schon ein Bein ab, wer klickt, sieht warum!). Der stets fröhliche Jesse James von „Members Only“ kiekst seine Taxifahrten in die Runde oder lädt zum Besuch des Gemüsemarktes ein „6:30 or a couple of minutes later“. Zu früh für mich. wobei zugegebenermaßen die Gemüsevorräte am letzten Sonnabend schon sehr dezimiert waren, als wir um 08:30 am Markt aufschlugen. Also vielleicht doch beim nächsten Mal dem Rat des Morgennetzes folgen und das Maxitaxi um 06:30 nehmen… Man sollte halt immer dem Rat des Netzes folgen.
Damit ist aber das Netz keineswegs zu Ende und nach „Who needs help in acquiring parts or info?“, das auch unterschiedlich (bis sehr lang) dauern kann, folgt der eigentliche Hit: Wer hat was abzugeben?  Zunächst die kostenfreien Angebote „Treasures of the bilge“ – und unweigerlich: „LIBERTY- Freebie of the day!“ trötet es aus dem Lautsprecher. Unglaublich. Nicht nur dass Fred, alias Eigner der „LIB’RR’DEE“ eine Antwort auf jedwede Frage weiß oder zumindest sich sofort erkundigt („… standby after the net, I’ll figure it out!“),
nein, er hat täglich Schätze aus den Tiefen seiner Bilge anzubieten. Dominospiele, Kühlkompressoren, Seekarten. Welcher Typ von Dinghy-Blasebalg darf es denn sein? Muss ich mal graben, ich habe mehrere, contact me when the net is over… Neulich, nachdem auch eine Flasche „Duck Sauce“ für die chinesische Küche angeboten wurde, war ich mal dort – nicht wegen der Sauce, sondern weil ich Freds Hilfe in Beschaffungsfragen brauchte: nicht wirklich viel größer als die AKKA ist die LIBERTY. Wie machen die
das bloß? AKKA ist voll, siehe letzter Beitrag, und ich meine, all die Sache zu benötigen?! Vielleicht sollten wir auch mal ein paar Wochen „Freebie of the Day“ anbieten. Aber nun ist leider Schluss mit „Fast and frugal Freds Freebie of the Day“. Gestern ging er auf Reise – nicht ohne das anzukündigen: „… eine seltene Gelegenheit: LIBERTY unter eigener Kraft in der Bucht von Chaguaramas!“. Auf dem Weg zu IMS, 1/2 Meile weiter, wo sie nun an Land steht. Amerikanischer Sommer, „seldom sailing“ Fred fliegt nach Hause und hat ein halbes Jahr Pause von seinen Bürgermeister- und Beraterpflichten. Schade – ich hätte so gern den Lacher der letzten Woche gekriegt, das T-Shirt mit den Shakespeare-Flüchen und Beschimpfungen.

Also machen wir uns daran, Freebies anzubieten. das erste ist schon da – unser altes Schlauchboot. Oder besser anders herum: YKSI Zwo ist eingetroffen, und lümmelt   – ganz in grauem Hypalon und weißem Aluminium – quer vor dem Cockpitfenster herum, sehr niedlich; vielleicht ’n büschen klein für die dicke Co-Skipperin… . Nun kriegt es ein sandfarbenes Deckchen für die Transportstrecken, unseren Augen zuliebe, und eine Persenning für den „Fahrtzustand“. In einem freundlichen Steingrau – der Eigner möchte gern eine rote Nase dran haben.
Wird gemacht, und darum  wird jetzt genäht – knallrotes „Leatherette“ auf graues Sunbrella applizieren.Bis bald!

So zierlich…

Chaguaramas, 18.3.2009

So zierlich steht sie da, die kleine AKKA, zwischen den großen Klötzen. An der Backbordseite ein 60-Füßer, geschätzt, an Steuerbord „Sundowner 2“ aus Basel, bisschen breiter, gleiche Länge, aber mit viel „wooden oilskin“ an Deck – Wetterschutzaufbauten nennt man so. Sundowner hat es auch nötig, die kommt gerade aus Südafrika und ist damit schon mal ganz rum. Gute Gesellschaft, dazu zwitschern aus den Bäumen die Vogel auf uns herab.

So zierlich hing sie auch in den Gurten des Peakes Travellifts. Wir waren gerade fertig mit dem Frühstück, da wurden wir schon über Funk gerufen – AKKA, you can prepare to make you way to the slip… Schön wär’s ja. Prepare schon, aber so richtig los ging es nicht. Schleichfahrt ist gar kein Ausdruck! Da muss was in der Schraube hängen, ganz klar. Eine kleine Ewigkeit später steuerten wir dann endlich in den Slip hinein, die Peakes Mitarbeiter warteten schon auf (heute mal nicht so geschickte) Leinenwürfe. Aber im zweiten Versuch waren wir dann fest, und dann ging alles ganz schnell, der Taucher schwebt ein, die Gurte werden gesetzt und auf mit ihr! Unsere Schraube wurde ja auch nicht mehr gebraucht.

Die Diagnose „… da hängt was drin…“ war nur halb richtig, es hing was DRAN. Und wie! 5 Wochen Chaguaramas hatten ihre Spuren hinterlassen und mit diesem Knubbel an Ruderfüßern gibt es einfach keinen Vortrieb mehr!

Und während AKKA dann – mit glänzendem Unterwasserschiff – zum endgültigen Standort gekarrt wurde, kam auch der Kranführer. „… what was your guess? 15 tons?!“  Naja, unsere zierliche AKKA in Reisebeladung ist dann doch so zierlich nicht. 18 Tonnen schubsen wir durch die Gegend!

Mittlerweile ist die Badeplattform abgebaut, zum Nachschweißen und wir machen uns ans Unterwasserschiffschleifen, das Gelcoat braucht neuen Glanz und soll ihn kriegen. Es gibt ordentlich was zu tun, also: ran an die zierliche…

Selektive Wahrnehmung

Chaguaramas, 10.3.2003

Stimmt, doofer Titel. Könnte auch heißen: die AKKA-Brille ist pink. Oder: Wie naiv sind wir eigentlich? Das Eigenurteil vorweggenommen: ausreichend naiv für eine fröhliche Weltsicht… Ich hoffe, was jetzt kommt gerät in keine falschen Kehlen und klingt nicht zu erbost.

Wie ich auf das Thema komme? Manchmal versteht man halt andere Teile dieser Seglerwelt nicht. Da werden stetig enttäuschte Erwartungen geäußert – über Land und Leute, die Topographie im Allgemeinen und die
fehlenden Sandstrände (die mit der Bacardi-Palme) im Besonderen. Zu manchem davon könnte man jetzt ein bisschen geologisch-geographisch klugscheißen, aber spätestens ab Barbuda wird’s besser, liebe Mitsegler, mit dem Strand jedenfalls. Ach was, ab Nonsuch Bay/Antigua, Ankern hinter dem Riff zum Beispiel – nur können wir, die wir die südliche Karibik (da soll es auch so was geben, Los Roques, wir kommen!) noch nicht kennen, auch sonst tatsächlich ein ganzes Schock schöner, bereisenswerter Orte im Antillenbogen aufzählen, die ganz ohne Sandstrand auskommen. Statia, der Quill. Nevis, die Plantagenhäuser. Brimstone Hill auf St. Kitts. Nelsons Spuren in Antigua, und nicht zu vergessen Shirley Heights mit Andrea’s Delight – 3 Stunden Steelband, 3 Stunden Reggae. Die Iles des Saintes, Gustavia, die Ile Fourchue, The Baths, alles einfach nur pur, und viele, viele andere Orte. Und das ist alles Karibik und unverwechselbar Karibik. Aber der Vordergrund scheint für manche ein anderer: auf den französischen Inseln wird gestreikt, wat ’ne Ungerechtigkeit. Hier in Trinidad lassen einen die Trinis stehen, weil sie ihr spätes Mütchen kühlen am ehemaligen Kolonialherren, wie gemein. Und der Nordost bläst ununterbrochen (erstaunlich). Es regnet, jou. Hier in Chaguaramas ist „Dreckbrühe“. Das allerdings stimmt in Teilen – es empfängt einen draußen ein Gedümpel von Plastikmüll aus Port of Spain, sehr unschön und wohl ein globales Problem, besonders in derartig geschlossenen Buchten. Und manchmal gibt es Dieselpfützen, auf braunem Wasser. Handelshafenauswüchse (Harburg lässt grüßen, wir fanden’s naiverweise „schön“, weil praktisch und stadtnah!) auf vom Orinoko-verfärbtem Seewasser; den Fischen und Schildkröten ringsum geht es wohl einigermaßen gut. Ich gehe hier nicht zum Spaß ins Wasser, aber man kann die Wasserlinie saubermachen ohne tot umzufallen, jedenfalls hier draußen am Anker; und wir machen hervorragendes Trinkwasser aus der „Dreckbrühe“ – die Filter sind auch noch nicht explodiert.

Das war die Gegendarstellung zum Mittwoch – es hat mich gequält. Manchmal denke ich an Bruce Chatwin, der mal ein Buch mit dem schönen Titel verfasst: „Was mache ich hier?“ Das sollte vielleicht die Schlüsselfrage für uns alle sein.

Und hier nun wieder Chaguaramas in pink. Wir hatten nämlich bis auf diese verstörende, kleine abendliche Mail einen wirklich guten Tag. Kleine Schräubchen für die Befestigung des CD-Romlaufwerkes im Rechner gefunden. Schnack gehalten mit französischem Eigner von „Nixwieweg“. Schiffsmeldungen: PRESENT verlässt Prickly Bay/Grenada und geht in off-Internetregionen. Petite Fleur auf Familientour in Grenada, GEMINI trifft CHAMICHA in St. Lucia („… head north!“). Die beste Mail von Ben und Carola aus Ägypten: Schiff, Eltern, Kinder, alle heile am Horn von Afrika vorbei in Port Ghalib. „Phoenix“ getroffen – „Ah! AKKA – you are german… I just got a mail from some other Germans who arrived in Egypt…“ natürlich Ben und Carola und Lasse und Niels und Lisa… Längerer Schnack. Frugal Fred getroffen (zu dem gibt es den nächsten Blogeintrag, den die Tagesereignisse aber von Platz 1 verdrängt haben!). APHRODITE (nein, nicht die aus der Biscaya und von Madeira!) überlassen uns einen Stapel SPIEGEL und andere Magazine. Dann – tatää! – 3 mal zwischen Zoll und Post hin und hergetuckert wegen der PAKETE! Wir waren an dieser Stelle einfach mal dunkelpink und hatten auf wirklich lange Laufzeit getippt, die aber schon am Donnerstag letzter Woche hätte vorbei sein können. Nach 1 Stunde Stempeln und Tuckern und Schleppen und Tuckern und Zurückschleppen und Tuckern waren sie „unsere“. Nicht wirklich ein Geschenk, die etwas langwierige Prozedur, aber doch sehr einfach machbar. Und – Vorsicht, Seitenhieb – ganz viele nette Trinis im Spiel. Die Zöllner und -innen, die Postlerin, die Wache am Tor, der Rasta, der das dicke Paket die Treppe raufschleppte (und mir gegen den Husten eine Hot Soup zu Mittag empfahl. Ham wa gemacht! Currysuppe mit Mienudeln und Hühnchen, Eigenbau). Und nun? Der neue Inverter – heul! viel zu groß, das „Austauschmodell“, liebe Firma Waeco – hängt, an neuem Platz, wo er auch nicht stört. Das Buch „Legendäre Expeditionen“ (Fergus Fleming ist immer eine oder zwei Bestellungen wert!) habe ich – heul! – zweimal bestellt. Feinste Tauschware gibt das Zweitbuch ab. Zur bekannten Eigenorder bei Amazon gab es x  Überraschungsbücher aus Aurich, vielen Dank. Christian und Silke und Benjamin, die die ganze Paketaktion geduldig er- und zum Schluss 27 kg ge-tragen hatten („… wartet, mal da kommt noch was…“) hatte die Ersatzteile in eine ZEIT gehüllt – wer hat solche netten Neffen und Schwiegernichten?

Es fällt mir nichts mehr zum Meckern ein. Es geht uns – pink!

Seelöwen

Chaguaramas, 7.3.2009

Wir liegen noch immer an der Mooringboje, und das liegt an den Seelöwen.
Wir beiden bellen uns die Seele aus dem Leib – irgendwie müssen wir uns in den Karnevalsmassen einen sehr ausdauernden Bronchialgast geholt haben, zunächst Andreas, der den Infekt mit einer geschickten Motorhilfsaktion bei Bernd „Orexis“ zu wecken wusste; schweissnasses Hemd und danach ein längerer Spionagespaziergang auf dem Schiffslagerplatz („… man muss ja gucken, was andere so machen!“) kommt schlecht. Ich ahnte schon, dass ich nicht ungeschoren davonkommen würde, auch unsere schwedischer Nachbar hat so was, und mir hat wohl die unterkühlte Shopping Mall den Rest gegeben. Also fassen wir uns in Geduld und gehen wohl erst Anfang der kommenden Woche aus dem Wasser. Gut Ding will Weile haben, die Ankerkette ist ja auch noch nicht in Sicht und die Pakete aus Deutschland schon gar nicht. Gestern – Christian schrieb, dass die Sendungsverfolgung die Ankunft der Pakete in T&T verzeichnet – war ich mal vorsichtig bei unserer Lageradresse, nämlich dem hiesigen Zöllner, aber da war noch nichts zu sehen oder zu hören. Geduld…
Die „freie“ Zeit bleibt natürlich nicht ungenutzt – vor ein paar Tagen haben wir ein neues Dinghy erworben, nachdem das sicher fein für Nordwesteuropa-geeignete PVC Bötchen von YAMAHA nach und nach den Halt verliert. Da hilft auch mein selbst genähtes Dinghykleid nichts – zum Beispiel drohen, hätten wir nicht mittels einer sehr hübsch anzuschauenden Hilfsleine vorgesorgt, die beiden Schlauchwülste auseinanderzuklappen, wodurch das Heckbrett samt Motor bei flotter Fahrt nach hinten wegkippt. Sehr vertrauenerweckend, wobei unser Motor ja bekanntlich nicht weiß, was „flott“ heißt… Man könnte das Ganze zwar kleben, aber die Langzeitprognose ist so ungünstig wie die Gelegenheit zum Kauf gut war.
Die Aktion trägt zu unseren Erfolgschancen beim Wettbewerb „Unser Schiff soll hässlicher werden“ bei, das neue Beiboot hat nämlich einen Alurumpf und wird daher auf dem Vorschiff liegen müssen, wenn wir auf See sind, wie bei so vielen anderen Schiffen auch, ich finde es trotzdem scheusslich und unpraktisch. Den Vogel für den o.a. Wettbewerb schießt aber die Konstruktion ab, die Andreas für das frisch erworbene,
zusätzliche Solarpanel erdacht hat. Wir haben seit Brasilien nachgedacht, „ob“ und „wohin“, nun ist es soweit – wir kriegen das, was die meisten auch haben, einen Träger am Heck. Pfui. Ich kann dankbar dafür sein, dass Andreas so ein findiger und sorgfältiger Konstrukteur ist, der auch die Optik nicht ausser Acht lässt – was sich andere Leute in dieser Hinsicht haben einfallen lassen, kann einem die Schuhe ausziehen und nahm mich immer gegen diese Lösung ein. Es wird sich zeigen. Im wahrsten Sinne des Wortes, aber dafür können wir dann Wasser machen, ohne den lärmigen Diesel anzuwerfen. Es reicht ja, wenn wir bellen wie die Seelöwen…

Special Entry in English!

Chaguaramas, 25 Feb. 2009

Hi, Doug and Jan and Janna – and hi to everybody else (I think most of you will cope with my English…)

Doug wrote that it is a pity that he cannot read German – you are not alone with this „problem“, and this time, you will be able to read one blog entry at least…
It is Carnival time – well, nearly over, but the Trinis do not care that much about Ash Wednesday, I can still hear „…hands in the air, dance in the air, prance in the air…“ from far away, and there will be a huge final show on Saturday. Yesterday, we went to the „Band Parade“ and the result was that finally we are sure that both of us suffer from that widely known northern german gene deficiency – the Carnival gene is missing. Very strange – every band (literally all of them) played the same tune, which was the above mentioned techno rave-type song. There was only one band – or major group of bands – which caught our interest, Macfarlanes „Africa“, and I was happy to read in the newspaper today that they won the competition, but to be honest, the judges had no choice…

The rest of the parade (from the national anthem at 8 to departure of our bus at 5 in the afternoon!) was nothing but „… hands in the air…“ at deafening loudness +  nicely (un)dressed ladies „whining“ their way through Port of Spain.

As I mentioned – we are northern Germans which means, we do not understand what was happening and if you really want to know you must ask somebody else…

So we are back to everyday life aboard AKKA – Andreas diving in the engine compartment for a leakage on the hot water reservoir –  and part of this life are the Frigate birds above our heads and the pelicans around us.  Which leads to the „make them smile“ part of this entry.

The photograph is for Doug, as the other two are just in the middle of it all, but the following limerick is dedicated to the three of you,  Jan, Doug and Janna. An old school mate sent it to me recently when I mentioned pelicans and I just pass it on:

A funny bird is the pelican:
His beak holds more than his belican –
He can take in his beak
enough food for a week!
I am darned if I see how the helican!

That’s it for now… I promise: no further entries in English!

Note: it looks as if the internet connection is a bit too slow for the pictures today. Will have to try later!

First in de Line…

oder: zum whinen!

Chaguaramas, 22.2.2009

Frühstück am Ankerplatz. Bisschen spät heute, aber für ältliche Segler war’s dann gestern bzw. heute auch reichlich früh. Drei Uhr! Fast zwei Stunden quälte sich der Bus durch’s Karnevalsgewühle aus  Port of Spain heraus – ein Radiosprecher sagte gerade: „… yesterday was the day, when all the kiddies came out and had fun…“  Den Anschein machte es und „fun“ ist hier vor allem „Lärm“.
Es war ein bisschen frustrierend, die Rückfahrt. Was ich schon im Kino hasse, passierte nämlich gestern auch: Phase II Pan Groove hat gerade ausge“pan“t, da springt alles, was Tourist heißt, von den Sitzen auf und strebt dem Ausgang zu. Ich will doch wissen, wer gewonnen hat! Das allerdings hätte ich wohl kaum  erfahren, dauerte die Show nach der Show wohl bis zum frühem Morgen, mit Limbo und Tombola und Spaß für die Locals. Wer nicht weiß, wovon ich spreche: vom PANORAMA Steelband Festival, Finale für die großen Orchester. Ein schöner Lärm war das!

Um 5 Uhr waren wir losgebraust mit unserem Tuckerdinghy – völlig gebrieft vom morgendlichen, ziemlich amerikanisch(-panisch) geprägten Morgennetz der Segler, in dem einem eingehämmert wird: „… chain it,
lock it or loose it“. Das Boot abschließen und das Dinghy anketten sollen wir. Zu gefährlich. Und: „… in case you are hospitalized or worse, ALWAYS carry some kind of identification clearly marked with your boat name and its current location, so somebody might be able to trace you or your loved ones!“. Schluchz. VIEL zu  gefährlich eigentlich, in Port of Spain auszugehen. Aber es stimmt schon – Zeuge eines leicht blutigen Uhrendiebstahls war ich ja schon, und ganz andere Sachen passieren hier haufenweise. Also setzten wir uns in den teuer bezahlten  und klimatisierten Bus von Jesse James, der mich auch schon zum HiLo-Supermarkt gekarrt hat und überall seine „Members Only“-Firmenfinger  drin hat; macht er aber gut! So klar wie hier ist es uns eigentlich noch nie geworden, dass wir nun wohl zur Altersgruppe der Heimbewohner gehören, und das hört nicht mal im Stadion auf, wo wir einen überdachten Tribünenplatz gekauft hatten. Aber wenigstens sitzen um uns herum viele, viele Trinis mittleren und höheren Alters und verzehren Mitgebrachtes. Und bewegen zur Pausenmusik alles, was man im Sitzen so bewegen kann,  und wenn es ganz schlimm kommt, steht Mama auch schon mal auf und fängt an zu „whinen“. Mit den Hüften zu schrauben, quasi.

Nachdem dann so um 20:45 noch immer die „stage sweeper“ nicht aufgetaucht sind, fängt die erste Band einfach schon mal an – man muss sich das so vorstellen, dass 100 (maximal erlaubte) Musiker mit ihren Pans, den großen Bassfässern, denn Tenor-Fassbschnitten, den kleinen Sopran-Pans, mit ihren  Bremsscheiben und anderen Rhythmusinstrumenten auf mehr oder weniger schön gestalteten Karren auf die Bühne rollen – das dauert natürlich alles und die „Redemption Sound Settlers“ bauen sich also in den Pfützen der nachmittäglichen Sturzregen auf. „First in the line“ heißt der Calypsosong, man beachte das „th“, der Originalsong wird während des Aufbaus in Endlosschleife gespielt. Ob das wohl Prinzip ist, dass die Pfützen erst danach gewischt werden? RSS kommen nämlich aus Tobago, die einzige Band von der armen kleinen Schwesterinsel. Ich sag mal: Quotenband, politisch sehr korrekt. Feine Musik, der Auftritt ist tobagomäßig. Abgang, wischen, es folgt: EXODUS. „Festival Time“ – diese Endlosschleife ist so lang, dass das Publikum anfängt zu buhen. Aber dann macht es dem Text alles Ehre: „Celebrate“ und der erste Riesenapplaus und standing ovations, Feuerwerk auf der Bühne, man kann die Musiker wunderbar sehen. Klasse. So nimmt die Nacht ihren Lauf, 8 Bands hintereinander. Die, die ich im Hinterkopf hatte, waren die Desperadoes – musikalisch gut, tolle Technik, aber „Pan Redemption“ ist ein schwieriger Song, um Leute mitzureißen. Die Renegades und die Trinidad All Stars (sehr beliebt, da aus Port of Spain!)  geben ein Standardprogramm ab, finde ich, obwohl ich mich mit dieser Meinung bei meinem Vordermann mit dem Trini All Stars-Hemd nicht gerade beliebt mache. Aber wir können beide lachen. Aber speziell für mich und mir unbekannt: mittendrin kommen die „Silver Stars“, „First in de Line“, diesmal originalgetreu mit „d“ und ein Ausbund von ausgefeilter Technik, tollem Arrangement und überraschenden Momenten. Und eben „First in de Line“ – das kennt jeder
und dem kann man gut folgen. Phase II Pan Groove macht den Abschluss – mit einem auf den Leib geschneiderten Ohrwurm, „Magic Drum“, so was zum Mitgrölen. Für mich: „…naja, fein“, die Leute ringsum zappeln und „whinen“. Meine Reihenfolge ist klar – wir diskutieren das später im Bus, ein paar andere sind ja auch ehrlich interessiert (obwohl es auch solche Kommentare gibt wie: „… und das alles für  60 Minuten Steelband!“). Ich bin für: Silver Stars vor Desperadoes und Exodus, aber an Phase II geht kein Weg vorbei, fürchte ich…

Jetzt sitze ich hier und grinse! Die Ergebnisse stehen im Internet – Silver Stars! Es gibt doch ein bisschen Pan-Gerechtigkeit auf dieser Welt…

Der Spruch vom Radiosprecher oben geht übrigens noch weiter:  „…from today on the adults come out and misbehave…“   Karneval in Trinidad – wir bleiben mal lieber an Bord. Bis Dienstag. Große Bandparade…

In Trinidad

Chaguaramas, 17.2.2009

Nicht schlecht, der Montag! Aufgestanden um 03:00 h, grässlich. Mal gucken was kommt – als wir am Vorabend bei Greta und Owe zum letzten Sundowner an Deck kletterten, goss es in Strömen, der GribFile
prophezeite das auch für die Folgetage, u nd wir behielten uns sogar vor, bei allzu viel Nässe von oben noch zu bleiben; aber mitnichten, um 03:30 kam der Anker hoch, nach 3 Wochen Storebay/Tobago.

Meine erste Wache war die ab 07:00 Uhr – danke, lieber Ehemann! – AKKA rennt mit 7 Knoten und „platt vor den Laken“ Richtung Trinidad. Grau in grau der Himmel, der Horizont, das Meer – aber so gegen 8 schälen sich die ersten Schemen Land aus dem trüben Einerlei. Wenn man sich die Insel auf der Landkarte – besonders auf der Seekarte – anschaut, dann sieht es ziemlich „quadratisch, praktisch, gut“ aus, und ich hatte es mir deutlich flacher vorgestellt, als es sich nun in Wirklichkeit darstellt.
Steile, hohe Berge an der Nordküste, der wir uns im spitzen Winkel annäherten, und je näher wir kamen, umso mehr Wald konnten wir ausmachen. Was die ersten Ausflugswünsche hervorruft. Ein bisschen Kreuzen vor dem leider nachlassenden Wind musste sein, unter Besan und voller Genua und einem Stück Groß von Handtuchformat – unter zwischenzeitlich blauem Himmel AKKA trottet nun gemächlich vor sich hin.
Immerhin konnten wir eine andere Yacht aussegeln, die einen ähnlichen Kurs lief, wohl aus Charlotteville/Tobago kommend. Fieser Trick – unser Kartenplotter zeigt uns sehr schön die Driftwinkel, und das lässt uns natürlich viel besser und rechtzeitig die Entscheidungen zum Halsen finden, als nach den groben Schätzungen von früher. Wir waren längst am Zollsteg als Manuel einlief, als der sich der andere Segler entpuppte – ein französischer Stegnachbar aus Jacaré-Zeiten. Duffdää, Mini-Regatta gewonnen; dann mal schnell einklariert.

Gesagt, getan (mit Betonung auf ein völlig unbürokratisches „schnell“!); wir legen gerade vom Zollanleger Richtung Ankerfeld ab, da ruft es schon aus einem Ruderbötchen „AKKA! Andrea?!“ Ian, unser südafrikanischer Freund und Hochzeitsfotograf, den wir seit genau diesem denkwürdigen Tag vor gut 9 Jahren in Antigua nicht mehr gesehen haben. „Come aboard“, big hug, klar, und dazu noch zwei helfende Hände an der Mooring – was braucht man mehr zur Ankunft in einem fremden Hafen? Schwätzchen, natürlich und spätestens seit unserem gemeinsamen Morgenkaffee gehören wir zur Seglergemeinde in Chaguaramas – Karibik-Idylle ist was anderes, aber es fühlt sich trotz Plastikmüll auf dem Wasser und Industriehafenflair
gut an. Die Informationen strömen nur so (was natürlich dauert, aber wir sind ja völlig karibisch entspannt), von Ian, von Trini-Andy, dem Trans-Ocean-Stützpunktleiter, von Thomas, einem äußerst ausdauernden Schiffs-Ausbauer (seit JAHREN), und drum wird auch morgen schon unsere Gasflasche neu befüllt, ein neuer kleiner Inverter ist in Sichtweite (also kann ich bald wieder nähen!), die Auswahl der Werften, wo wir AKKA aus dem Wasser nehmen wollen, ist deutlich eingegrenzt, wir hören über zukünftige Ziele. Zu allem Wohlgefühl kommt auch noch völlig unerwartete Post aus Neuseeland – Doug hat uns auf dem Positionsreport verfolgt und will uns schon Richtung Kiwi-Land locken.
Zwei alte Freunde an einem Tag wiedergefunden und ein paar neue nette Leute dazu, das erfreut einen sowieso – und dann wir heute auch noch tief in die Bordkasse gegriffen. Hier ist nämlich Karneval, und wir
werden als alte Karnevalsbanausen Bands und Tänzer und Stelzenläufer in Port of Spain angucken, das ist am Dienstag. Aber was noch viel besser ist: am Sonnabend gehen wir aus. Ich sag‘ nur: Pan-Festival, Endausscheidung. Nicht irgend solch ein Touri-Geklingel auf 5 Fässern – nein, die richtigen, die ganz großen Orchester. Witco Desperados, Trinidad All Stars, Phase II Pan Groove, Exodus, die Valley Harps, die Renegades, alle, die ich seit vielen, vielen Jahren mal „life und in Farbe“, vor allem in voller Lautstärke hören Wollte. iPod ist ja fein, aber als Konzert… Wenn ich Sonntag noch/wieder schreiben kann, gibt es im Blog was auf die Ohren!

Calder on Board

Storebay, 12.2.2009

Immer noch Tobago! Seit gestern ist die Einkaufsliste für Trinidad – ich erwähnte das schon mal – ein bisschen kürzer. Oder länger?? Wie auch immer – wir sitzen an unserem Ankerplatz mitten drin im Renngewühle: am Pigeon Point ist die Regattaleitung für die Tobago Carnival Regatta, auch genannt Tobago Race Week. Die Stimmung ist ein bisschen wie damals, als wir noch nervös auf Pflichttermine wie Fahrerbesprechung und Abnahme gucken mussten. So richtig viele Professionelle sind nicht da, drei große
Yachten, auf die morgens die jungen Schwarzrücken geschaufelt werden, wie wir heute sehen konnten. Schwarzrücken, bitteschon, sind die heranwachsenden, halbstarken Gorillamännchen, nicht was Ihr jetzt denkt – um dem Gedanken aber doch eine rassistische Note zu geben: das Regattageschäft ist eine fast ausschließlich weiße Angelegenheit, und junge Gorillas eignen sich einfach hervorragend zum Kurbeln und Winschen, nur ausreichen (halb)stark müssen sie sein. Der Rest des Feldes ist so wie im Rallyegeschäft
– private Enthusiasten allen Alters, die sich eine Woche Spaß erlauben. Neben uns „Petit Careme“, der Eigner schon auf dem Wege zur neuen Hüfte, würde ich mal tippen, offensichtlich mit einigen Clubfreunden von der TT Sailing Association. Gleich dahinter eine echte Augenweide – Sparkman& Stevens‘ Swan 40 aus dem Jahre 71, knallrot gepönt und daher mit Namen TABASCO. Als ich gestern auf dem Abendschwimm vorbeidümpele gibt es auf meine Frage nach dem Tageserfolg eher vage Handbewegungen und ein „…
well, it was a bit too long. We did the tip of the tail!“, was nicht heißt, dass danach auf unserem Nachbarkatamaran zur Rechten, auf dem sich alles versammelte, nicht fröhlich gelacht (und geschluckt?!) wurde.
Wir jedenfalls hatten einen Spaziergang am Strand entlang gemacht um mal zu gucken, was am Pigeon Point so los ist – am Strand entlang, weil: der Langfahrtsegler denkt an sein Budget zuerst und kann damit schon mal Eintritt für den Park sparen. Quatsch. Viel wichtiger – sensationell schöne Pelikane beim Fischen beobachten, aus allernächster Nähe. Gleitflug eine Handbreit über dem Wasser und dann plötzliches Stoßtauchen. Gulp!
An der Lagune selbst werden Regatten für Kite- und Windsurfer abgehalten und es ist ein kleines Regattalager aufgebaut; und dort – siehe Titel – wurden wir fündig. Der allgegenwärtige Schiffsaurüster der kleinen Antillen, Budget Marine, hatte einen Stand aufgebaut, und da lag es, das Buch, von dem wir nun schon ein paar Wochen Träumen. Nigel Calder, The Practical Boatowner’s Mechanical and Electrical Manual – ein wirklich schönes Buch; allein das Kapitel über Kühlung, das ich mir gestern reingedrüselt
habe, ist die 40 $ wert. Also ist unsere Einkaufsliste für Chaguaramas kürzer geworden. Ich wage letzteres allerdings zu bezweifeln. Es gab nämlich auch den Budget Marine-Katalog. Kostenfrei, und ich sehe, wenn ich jetzt nach links schaue, meinen Eigner bei der eifrigen Lektüre dieses Wälzers. Es schauen schon ganz viele kleine weiße Zettelchen heraus. Alles „pages of interest“, wie er sagt. Wird Zeit, dass wir nach Trinidad kommen. Montag wollen wir dort sein! Einkaufen.