… durch’s dicke Ende

Punta Hermosa / Kolumbien, 11.12.2009

50 Meilen sind es noch bis Cartagena, wir liegen vor Anker in der „Bucht“ von Punta Hermosa, die tatsächlich eine Bucht, aber auf keiner Seekarte so eingezeichnet ist; ich denke, es muss interessant sein, Google-Earth zu konsultieren, darum die Koordinaten: 10 Grad 56,9 Nord, 75 Grad, 02 West. Der Rio Magdalena schaufelt seine Sedimente hier herunter, und so ändert sich der Küstenverlauf fortwährend, das „schlierige“ Bild zeigt es. Spannende Einfahrt, vor allem, wenn man im Dunst „das Haus auf dem roten Kliff“ sucht (Haus?? Kliff?? …rot???), aber wir hatten uns bis zur Oberkante Unterkiefer mit Wegpunkten eingedeckt, die letzten aus dem Oktober diesen Jahres (danke, GERMANIA und KIRA!), und so schnell schaufelt auch der Rio Magdalena nicht.
Da sind wir also, in Kolumbien. Wie hatten Vreni und Hans-Ruedi gesagt?! „… und die Strecke nach Cartagena, naja, da muss man dann irgendwann durch…“ So wollten wir es tun, so geschah’s. Es war eine leichte Reise, unter dem Strich (und eine ohne Vomex A-Bedarf, vielleicht sollte ich das immer hier ankündigen?!). Einen kleinen Schönheitsfehler hatte die Entscheidung, nicht auf den Monjes zu stoppen: wir waren damit 15 Stunden vor unserem Plan, und alle interessanten Punkte, Punta Gallinas, Cabo de la Vela und vor allem alle Schlupflöcher passierten wir bei Nacht, einzig Gaira/Rodadero hätten wir nachts ansteuern mögen. Aber der Schönheitsfehler hatte auch sein Gutes: wir waren früher als geplant, und erst in der letzten Nacht, als wir uns querab von den Ancones befanden, kam das etwas dickere Ende. Ich hatte mich bei moderatem Wind um 1 Uhr hingelegt; zum Abend hatten wir der geänderten Windrichtung wegen von „Schmetterling“ (= Groß mit ausgebaumter Fock) auf die klassische Passatbesegelung mit zwei Vorsegeln umgebaut, als mich Andreas um 3:15 weckt: „… ich würde gern die Genua wegnehmen, komm‘ mal rauf!“. Mir fliegen die Ohren weg! AKKA saust mit 9, 10 Knoten durch die Nacht, eine ordentliche Welle läuft hinter uns her. 30 Knoten bläst es locker, also weg mit der Segelfläche. So gondeln (!) wir leicht asymmetrisch getrimmt weiter, 2, 3 mal müssen wir dem Windpiloten auf die Kurs-Sprünge helfen (und arbeiten nun gedanklich an einer besser ausbalancierten Reffvariante). Ich kann danach nicht mehr einschlafen, obwohl die Bedingungen sich gut anfühlen – man weiß einfach nicht, ob es noch mehr aufdreht, wenn auch die GribFiles nichts Entsprechendes verkünden. So gibt es dann eine Premiere: Nach dem Wachwechsel um 4 legt sich Andreas auf die Ruderbank statt in die Koje, und wir können gemeinsam zwischen 6 und 7 einen bemerkenswerten Tagesanbruch beobachten. Es wird hell, aber mehr auch nicht. Komisch, wo bleibt die Sonne?! Die steckt hinter einer betonartigen Dunstwand, die gegen 7 Uhr kurz aufreißt und eine merkwürdige Wolkenformation freimacht , seltsam scharf geschnitten. Und dann „… jetzt kommt sie!“ Ein scharfer orangefarbiger Rand über den „Wolken“ – „betonartig“ war nur nahe dran, das ist STEIN! Wir sehen durch ein Wolkenfenster einen sensationellen Sonnenaufgang über der Sierra Nevada de Santa Marta. Der Blick auf den Pico Cristobal Colon entgeht uns zwar, aber wissen wir zumindest, was uns in den Ancones entgangen ist: ein Fast-6000er mit „Schneemütze“ in den Tropen, zu bewundern aus Fjorden mit norwegischer Anmutung. Aber man kann bekanntlich nicht alles haben, und dieser Sonnenaufgang war schon Geschenk genug. Kurz danach verschwindet alles wieder im Dunst. Mühsam klappen wir die Unterkiefer wieder hoch…
Um 10 Uhr morgens nähern wir uns der Mündung des Rio Magdalena, ein echter Schweinefluss, wir sind vor einer hohen (ham wir doch schon!) steilen Welle gewarnt waren, erdbraunes Wasser, Baumstämme, Schiffsverkehr hinein und heraus… Noch ist – bis auf den Verkehr – nichts zu merken, Andreas möchte Segel umbauen, ich meine, wir verschieben das lieber auf später. Hm, das Wasser wird bräunlich, die Welle nimmt ab, dass KEINE Baumstämme umher schwimmen sieht man sehr gut; wir sind 5 Meilen draußen, hier schiebt der Fluss den Seegang eher glatt! Sehr nett, und schon bald sind wir durch. Den Ausbaumer an der Fock abgebaut, Schoten eingestellt, ein bisschen Großsegel dazu, und raumschots Richtung Punta Hermosa.

Das war’s! Der Schönheitsfehler in unserer Planung war ein günstiger – in jedem Fall hätten wir länger von Wind und Welle gehabt, wenn wir die ganzen Sehenwürdigkeiten abgepasst hätten. Quatsch – dann säßen wir wohl jetzt ziemlich aus der Puste in einer der „Five Bays“, den schönen Ancones. Und warteten: Heute früh sagt Chris Parker auf seinem Karibik-Wetternetz Winde in Sturmstärke voraus, bis Mitte nächster Woche. Das ist hier nicht unüblich, und nun wissen wir, was der Satz bedeutet, den wir seit Monaten aus den Vorhersagen kennen: „… 10-15 knots, EXCEPT THE COAST OF COLOMBIA…“ Wohl wahr, hier bläst es ganz außerordentlich. Jetzt auch – aber wir hätten ein deutlich dickeres Ende erwischen können. Morgen mogeln wir uns an der Küste entlang nach Cartagena. Soll schön sein.

Los Monjes querab…

Auf dem Weg nach Cartagena de Indias, 8.12.2009

Gerade segeln wir an unserem ersten moeglichen Etappenziel vorbei, die Islas de los Monjes del Sur. Eigentlich schade – auf diesem kahlen Felsbrocken, dem Golf von Venezuela vorgelagert, sitzen Hugos arme Jungs und geben den Vorposten, als Marinesoldaten, als Kolumbien-Spaeher und als Kuestenwache natuerlich. Eigentlich wollten wir gern dorthin ein erstes Schlafpaeuschen einlegen und noch einmal Venezuela besuchen; die Jungs langweilen sich auch immer, freuen sich über ein kuehles Bier oder eine Cola, und unser Rumpf möchte nach 2 Wochen Spaanse Water mal wieder abgewischt werden. Last but not least gibt es da ein noch nicht gehabte Festmachesituation: zwei Inseln sind mit einer Trosse verbunden, an die man sich anbinden kann; Kira schreibt 2007: Stopperstek haelt auch im Schwell! Das wollten wir doch gern probieren, und wir hatten sogar schon einen Plan ausgeheckt – natuerlich ware ich ins Wasser gesprungen, als Bordbeauftragte für das Festmacher- und Knotenwesen.
Bislang sind wir ganz gemuetlich vor dem Wind gesegelt, nicht sonderlich schnell mit doedeligen 5 Knoten, aber es geht doch langsam voran und der Wetterbericht von heute frueh bestaetigt, dass es zum Wochenende mehr werden soll; also lassen wir die Monjes liegen, wo sie liegen. Die venezolanische Guarda Costa meldete sich natürlich mit der Bitte um Identifikation, das gab es ja schon in den Aves. Es folgt die uebliche Abfrage nach wer, wohin, woher, zum Schluss tauschen wir noch artige Gruesse aus. Die naechste Kuestenwache wird nicht lange auf sich warten lassen; die Kolumbianer sind auch sehr wissbegierige Leute, aber freundlich sind sie alle miteinander.
Curacao wurde merklich leerer in den letzten Tagen; man koennte tatsaechlich darauf schliessen, dass es in Cartagena ziemlich voll werden wird – die SOLEILs unkten, dass wir dem Herdentrieb folgen – aber Spaanse Water war auch so etwas wie eine Seglerscheide: Fast alle unserer Seglerfreunde sind von dort aus Richtung Kuba aufgebrochen, und es haette nicht viel gefehlt, dann waeren wir hinterhergezockelt, hinter der SOLEIL, der SENTA, der BAJU. Merkwuerdig, dass es ausgerechnet die Deutschen so nach Kuba zieht. Fuer uns ist allerdings die Gelegenheit, Kuba zu Castros Zeiten zu sehen, vorueber; aber unsere Prioritaeten stehen auf Pazifik, ganz klar. So schieden sich in Spaanse Water nicht nur die Wege, sondern auch die Gespraechsinhalte; waehrend die einen über die Ansteuerung von New York, die Chesapeake Bay oder den Intracoastal Waterway sinnieren, sammeln wir schon mal Linehandler-Kandidaten für den Panamakanal. Ganz schoen aufregend – vielleicht fahren wir ja mit „THE ROAD“ und ihrem frechen Papageien, dessen schoener Name unbedingt noch nachzutragen ist: Rubbish. Das wird bestimmt eine Show – ich bin mir nicht sicher, wer die Kommandos geben wird: der Lotse oder der Vogel.
Inzwischen liegen die Monjes schon achteraus – AKKA auf dem Weg nach Cartagena, noch ein paar Tage…

Das Ereignis der Woche

Spaanse Water / Curacao, 6.12.2009

Die Woche in Curacao war eher ereignislos, Einkaufen, Planen, Schwatzen, „Happy Hour“ im „Asiento“ und gleich noch einmal das Gleiche, nur mit Frei-Getränken, weil der in den Antillen allgegenwärtige Schiffsaurüster „Budget Marine“ zur Herausgabe seines neuen Kataloges gerufen hatte. Wir waren ein bisschen spät dran, das SOnnensegel wollte nun endlich nach größerer Änderungsarbeit ausprobiert werden, so dass für uns zwar gerade noch ein freies „Mädchenbier“ (das ist ein Amstel Bright mit einem Limonenschnitz) gab, das zweite war dann schon ein Bezahlbier. Zu dumm – und dabei saß die „deutsche“ Runde vor einem Tisch, der sich unter einer wahren Last von Polar-Flaschen bog. Selbst schuld (aber das Sonnensegel sitzt!)…

Unser Ereignis der Woche kam allerdings schon am Montag – wir wurden ein klitzekleines bisschen spät informiert, weil das Internet mal wieder weiche Knie machte, aber die Nachricht kam: „WIR SIND GROSSTANTE“, würde die BLÖD wohl titeln (hat sie aber nicht, auch in den Tagesthemen kam die Nachricht nicht…) Dennoch, wir haben die lütte Eske Anna aus der Ferne mit den SOLEILs und einem bisschen Kir Royal hochleben lassen, die Eltern sowieso. Es stellt sich in der Tat eine Art Oma-Gefühl ein, sehr nett, und wir freuen uns dauernd und dämlich, wenn mal wieder ein Bild aus Berlin eintrifft. Eske mit Vater, Eske mit der tapferen Mutter (sehr zufrieden grinsend), Eske mit Onkel. Nur Eske mit Großtante wird es so bald nicht geben, es sei denn, sie nimmt die Lehrstelle als Deckshand an, die wir natürlich sofort angeboten haben. immerhin soll ihr rosa nicht stehen, sie sei mehr der klassische Marine-Typ; wenn das nichts heißen will.

Das Ereignis der nächsten Woche allerdings wird unsere Weiterreise: Wir starren wieder auf GribFiles und Wettervorhersagen. Nach einem langen Sommer, wo Wetter als „wie üblich“ abgehakt werden konnte, wenn denn nicht ein tropischer Sturm sein Unwesen trieb, wird es mal wieder spannend. Wir machen uns (hoffentlich) morgen auf Richtung Kolumbien, ums – nomen est Omen – Cabo de la Vela herum., eine der fiesesten Seestrecken auf der Blauwasserroute, denn hier bläst es immer eklig um die Ecke, die Wellen sind entsprechend, ich habe schon mal das Vomex A zurecht gelegt. Die Verhältnisse werden denen von der Fahrt nach Madeira ähneln (hoffen wir), aber wir gondeln dicht an der Küste entlang und man hat die eine oder andere Möglichkeit zum Unterschlupf. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten – Heike „BAJU“ brachte unser repariertes Pactormodem aus Deutschland mit, wir sind also kommunikationsmäßig wieder gerüstet. Gutes Ende der Pactorgeschichte: Ein wirklich sensationeller Service von SCS in Hanau – von „jetzt ist es eingetroffen“ bis „jetzt brauchen wir die Versandadresse“ vergingen keine zwei Stunden, schönen Dank an dieser Stelle an Martin Clas, auch für die „online-Hilfe“ über Funk!

Bis dann also – wir melden uns, auf dem Weg ins Kaffeeland.  Die anderen (un)feinen Produkte des Landes lassen wir mal außer Acht.

Ankerliegerleben

Spaanse Water, 27.11.2009

Tja, so ist das… Man möchte einen Blogbeitrag senden und schon hört man morgens früh im Funk, noch im Halbschlaf: „Isis, Isis – Linea“. Es ist gerade 6 Uhr, merkwürdig. Und kurz drauf: „Isis, Isis – Zeezot“. Isis verkauft uns Seglern den WLAN-Zugang, was will uns das also sagen?! Völlig eindeutig – 1. die Holländer sind Frühaufsteher und 2.: Katastrophe! Das INTERNET FUNKTIONIERT NICHT. Signal: gut – aber leider kein Netz dahinter. Wie dumm. Hier in Spaanse Water scharen sich wie an vielen anderen Stellen, die wir besucht haben, die Boote um die WLAN-Hotspots, und die Signalstärken haben sich zum zusätzlichen Kriterium für einen geeigneten Ankerplatz gemausert. Eine gutes Thema, mit dem BAJU-Stefan über zukünftige Anker-Szenarien zu lästern – oder ist das gar schon Wirklichkeit?! „Riff voraus? Egal! Das WLAN-Signal ist wird gerade stärker…“

Sonst geht es uns aber „danke“. Spaanse Water ist tief in die Insel eingeschnitten und die Wasserqualität nicht mehr ganz so glasklar wie zuvor, den (optischen) Verlust der Unterwasserwelt machen aber die Bordviecher an Steuerbord und Backbord wett: Links vorn THE ROAD aus Südafrika mit dem Sonnenaufgangs-Weckdienst in Gestalt eines Papageien; der pfeift auch tagsüber sehr gern und beiläufig vor sich hin, besonders, wenn die Crew auf Landgang ist. Nicht ganz zu vergleichen mit der „Dalila“ aus Recife, die „Bom Dia“ kreischte und schallend lachte, aber schon eine komische Nummer. Klingt ungefähr so, wie wenn er an der Käfigtür lungert, die Kippe in der Schnabelecke und pfeift hinter den vorbeirudernden Mädels her. Schlimmer noch: er kann auch „Alarmanlage“…
Zur Rechten ankert MARIONETTO aus Kanada: Ein ansonsten ziemlich ruhiges Husky-Spitz-Mädchen namens Sky hört man von weitem aus dem Dinghy heraus aufgeregt bellen, wenn sie des Schiffes ansichtig wird; kurz drauf  gibt es einen ordentlichen Platsch. Aus dem fahrenden Schlauchboot im weiten Sprung voraus, und dann wird geschwommen. Das Beste ist aber das Trockenritual – Schütteln natürlich in direkter Nähe zu den anderen Crewmitgliedern, die sollen ja auch was davon haben, und dann auf dem Vorschiff immer an den herunterbaumelnden Schoten- und Fallenbündeln entlang. Aaaahhh, das schubbert so schön!

Marionetto Dog

Den Star der Tier-Szene haben wir allerdings noch nicht gesehen, der liegt auch nicht in der Nähe der AKKA, sondern haust in einem Poolbecken ini einer Hotelanlage: Sully, der gestrandete Pilotwal, der nun auf eine vorbeiziehende Schule seinesgleichen wartet. Oder auch nicht – die Seglergemeinde hält 24 Stunden Wache, Logis ist frei, die Kost jederzeit abrufbar, und das scheint so schön zu sein, dass Sully den ersten „Auswilderungsversuch“ abgelehnt hat. Ich bin ja mal gespannt, ob das schlaue Kerlchen in ein paar Jahren immer noch hier sitzt. Denn schlau scheint er zu sein: man hatte der geschwächten Tier zu Anfang einen Magenzugang gelegt – sehr mühsam, schließlich hat er ganz ordentliche Kiefer – und dann 4 Liter Süßwasser gegeben. Als am Folgetag die Karawane der Veterinäre und Helfer erneut anrückte, guckte man schon in den freiwillig und begeistert aufgerissenen Rachen des kleinen Wals. Wir werden mal einen Besuch abstatten und ein bisschen von der großen weiten Ozeanwelt erzählen.

Tauchgänge

Spaanse Water, Curaà§ao, 21.11.2oo9

Tauchen, das war das Thema der Woche.

Eigner taucht

Und neuerdings tut dies auch der Eigener gern, und die Schipperin sowieso… Die taucht auch gern nach dem Anker

Bonaire Füße

ach, wo ist er denn?!

Anker

ach, da isser ja…

Bonaire Anker ok

Alles klar!

Es ist eben nicht so, dass es sich auf Bonaire nur bestens nach Unterwasserleben schnorcheln ließ – es gab auch noch ein paar andere Tauchgänge. Als da wäre: Tauchen nach einem Faltfahrrad. Natürlich meines, das ich beim Verladen ins Dinghy über Bord gekegelt hatte – es scheint das Bad in 5 m Tiefe gut überstanden zu haben; wäre auch ein Jammer, wenn nicht. Oder: Schlaflose Stunden – ich sorgte mich auch um verlorene Daten auf einem USB-Stick, den ich mit in Karels Bar genommen hatte, und der dann „untergetaucht“ war.  So eine AKKA ist ja im Vergleich zu einem kleinen USB-Stick ziemlich groß und der Verlege-Möglichkeiten sind viele;  und dann war da auch noch die erschreckende  Idee,  ich könnte das Teil in der Bar verloren und es könnte jemand anderes sich die Daten angeeignet haben. Weiß der Geier, was ich außer den Bildern, die ich weitergeben wollte, darauf alles gespeichert hatte … Auf den wirklichen Aufenthaltsort allerdings wäre ich nicht gekommen, den stellte ich durch Zufall fest. Beim Tauchen um den Rumpf. In 5 m Tiefe lag ein harmloser, kleiner USB-Stick, ich scheine einen Hang zum über-Bordschmeißen von Dingen zu entwickeln. Immerhin konnte kein böser Bube an die Daten ran. Ich auch nicht mehr, trotz Süßwasser-Tauchbad. Für den Stick.

Zum Genuss von Brigittes leckerer Philadelphia/Mascarpone-Torte tauchten wir wiederum in die Welt von Deutsch-Bonairern ein, die sich dort dauerhaft angesiedelt haben. Motto „… im Zweifelsfall können wir sogar ein Pflegebett auf die Terasse schieben…“ – das allerdings wünschen wir unseren Gastgebern nicht, obwohl die Idee ja so weit- wie vorsichtig ist, und so ein schöner Sonnenuntergang über dem Meer ist auch aus dem Bett heraus nicht zu verachten. Wir wünschen Euch noch viele gute und fitte Jahre in Eurem schönen Haus!

Am  Dienstag dann endlich konnten wir unseren Series Drogue (hatte ich das schon mal verlinkt?!) in Empfang nehmen, Ausreise und Zoll waren auch schnell erledigt und  Mittwochfrüh ging es auf nach Westen, Ziel: Curaà§ao. Auf dem Weg sinnieren wir darüber, wie angenehm die Wochen in Venezuela waren und wie schauderhaft es klingt, dass Klaus uns eine Mail schickt: „… wir liegen in Ankerfeld A!“ Und auf dem Weg liegt doch noch Klein-Curaà§ao. Da halten wir noch eine Nacht an; ist zwar nicht so ganz richtig, bürokratisch gesehen, aber das muss noch mal sein: Weiß und türkis, davon kann man einfach nicht genug kriegen. Vom feinsandigen Strand aus sehen wir dann, dass AKKA bereits im dunkelblauen über den Korallen schwebt, dunkelblau, aber glasklar. Und vieles von dem, was wir sehen, ist geradezu irrational schön. Palometas, die unter der AKKA stehen. Eine riesige, ja gewaltige Schule Jacks.

Kugelfisch2

Oder eben dieser Igelfisch

So bleibt es dann nicht bei einer Nacht – und nicht bei einem Tauchgang. Schweren Herzens – wir waren 2 Tage allein! – machen wir uns nach der dritten Nacht auf den Weg ins großstädtische Gewühle. Tschüss, Ihr schönen Fische und Korallen, Borstenwürmer und Seeanemonen…

Stoplight Papageienfisch

Stoplight Papageienfisch

Wir wollen nicht meckern, dass wir nun in Curaà§ao sind… Stimmt, es ist gewöhnungsbedürftig; all die Funkrunden und Potlucks, all die großen Pötte und kleinen, wildgewordenen Motorboote. Aber einerseits sind ja auch einige unserer alten Bekannten hier und dann:  irgendwann muss man auch mal wieder in die Vorratskisten tauchen – da ist nämlich ziemliche Ebbe…

Griechischer Wein?!

Bonaire, 13.11.2009

Bonaire - Deutscher Kaffee

Um es gleich vorweg zunehmen:  griechischen Wein – den gibt es auf dem Bild nicht.
Es ist: Deutscher Kaffee! Und nicht mal gekaufter – nein, wir waren eingeladen.

Zunächst mal finden wir Bonaire „geht so“, verwöhnte Biester, die wir sind, nach so langen Tagen in den venezolanischen Inseln können wir uns gar nicht mehr an Zivilisation gewöhnen. „Timmendorfer Strand“ schießt es mir durch den Kopf – Andenkenladen, Kneipe, Andenkenladen. Nur dass an der Ostsee nicht so viele Tauchbasen zu finden sind. Wir liegen vor Kralendijk, an einer Mooring; geankert werden darf hier nicht, hier ist alles Schutzgebiet.

Igel

Was gewisse Vorteile hat – den Hammerhai, der vor einigen Tagen direkt hier an den Yachten entlangglitt, haben wir zwar nicht persönlich gesehen, aber unter der AKKA ist doch einiges los. In Schwimmentfernung fällt das Riff steil ab, man sieht die schon auf Blanquilla erwähnten „Seeschlangen“, die sich dank bonairianischer Bestimmungsliteratur nun als getüpfelte Aale herausgestellt haben, ebenso wie große Makrelen und andere Vertreter aus dem Tunfischclan, natürlich knurpsen die Papageienfische an den Korallen herum, Doktorfische weiden an den Mooringblöcken. Schildkröten, Kofferfische, Kugelfische.

Aber wir sind natürlich nicht nur im Wasser unterwegs – unser Paket mit dem Series Drogue ist ja im Anflug, das muss besorgt werden, wir brauchen frischen Proviant – und sind damit hier in „Europa“ völlig richtig. Es gibt Dr. Oetkers Griess und Almhofs „Room Yoghurt“ mit Orange oder auch in der griechischen Variante, mit Walnuss und Honig. Käse bis hin zum „Oud Amsterdam“ – und endlich wieder frisches Gemüse. Mhmmm. Nach einem längeren Gang durch Kralendijk steuern wir Karels Bar entgegen, wo sich zum Sonnenuntergang halb Bonaire versammelt, man könnte ja einen „green flash“ erspähen; uns ist nach dem Pflastertreten zwar mehr nach Kaffee, aber was tut’s. Diverse Tische sind schon besetzt, da erspähe ich aus dem Augenwinkel etwas anderes: „… das ist doch Frau Mordhorst von der Stadtsparkasse!?“ – und die auch gleich: “ … Sie sind doch die Kundin, die mal eine Scheckkarte mit dem Schiff versenkt hat?!“ Richtig. Unsere alten Bankberater sitzen in Bonaire, schlürfen Cola und Sodawasser und genießen den Ruhestand – schon halbe Bonairianer, die beiden, nach vielen, vielen Tauchaufenthalten, und nun monatelang, mal hier und ab und zu mal wieder in Hannover. Das macht Rosi und Bernd zu idealen Reiseführern.

Bonaire - Red huts

Tags drauf schon entern wir das Mini-Auto und werden von Tauchstelle zu Tauchstelle geführt (davon gibt es VIELE…), von Flamingo zu Flamingo – davon gibt es noch mehr als Tauchstellen, und fast so viele wie Kakteen.

Bonaire - Slave hut

Salzberge, Sklavenhütten, die ehemalige „Hauptstadt“ Rincon – und nun gibt es auch mal richtiges Bonaire-Leben zu betrachten.  Karstige Blicke, grüne Blicke. Wir genießen kutschiert zu werden, machen Picknick an mehr oder weniger schattigen Plätzchen oder schauen dann wieder fassungslos in die „Unterkünfte“ der Salinenarbeiter. Sklavenhütten. Und dann wieder: Felszeichnungen der Arawaks. Türkisfarbene Lagunen und tosende Brandung.

Bonaire - The rough side

Derweilen ist in Kralendijk ein Monstrum eingelaufen und entlässt seine Ladung: 3000 Touristen auf einen Schlag, aber selbst dafür ist Bonaire, das kleine, nun wieder holländische Inselchen, groß genug. Nur der Sonntagsstrand der Bonairianer ist ein bisschen übervölkert – Wohlstandsbauch reiht sich an Wohlstandsbauch, es sind überwiegend US-Bäuche; da kriegt man dann doch die „Krise“…

Zurück ins Städtchen – schließlich wartet vor Mordhorsts Sommer/Winter/Tropenhäuschen was ganz Besonderes: Deutscher Kaffee, und wir revanchieren uns mit selbst gebackenem Roggenbrot. Ziemlich deutsch, das alles, wäre denn nicht der holländische Zitronenkuchen gewesen – wie sagte neulich jemand: „The Germans – that’s 3 B : Bier, Bratwurst and Bread…“ Genau. Da fehlt noch was, ganz ohne B: Deutscher Filterkaffee!

Augapfelnavigation

… oder: eine kleine Lehrstunde

Die Aves heißen "Aves" weil... Haufenweise Tölpelküken!

Die Aves heißen "Aves" weil... Haufenweise Tölpelküken!

Bonaire, 6.11.2009

Das war ja ein Ding, als wir vor 4 Tagen von den Roques zu den Islas Aves liefen: der Wetterbericht sagte ziemlich gemischte Verhältnisse an, so sah der Himmel auch aus, und kurz vor den Aves erwischte uns prompt ein riesiger Squall. Wie groß so ein Böen- und Regensystem ist, das sieht man leicht auf dem Radar, und natürlich laufen wir genau mit dem Wetter. Noch 4 Meilen bis zur Insel, wir müssen dieses Ding loswerden – also war „Bremsen“ angesagt, damit der Squall uns überholen kann. Die Aves sind zwar leicht anzulaufen, aber in die Ankerbuchten hinein muss man dennoch um ein paar Korallenriffe und Flachs zirkeln, und um so etwas zu sehen, braucht man Licht. Nicht diffuse Beleuchtung aus der grauen Wolkendecke Typ „Mitteleuropa“, wie heute, sondern hoch stehende Sonne, und die dann auch noch im Rücken, bitteschön. Von wegen… Also: Plan B, wir biegen ums Eck und bleiben in der ersten erreichbaren Bucht, da, wo die Fischer gern zum Reparieren hinfahren; und Fischer sind immer bemüht, sich allzu viel Arbeit zu ersparen, also ist eine Fischerbucht anzulaufen meist ein leichtes Unterfangen. Wir wollen gerade den Anker werfen, da krackelt der Funk. Die SOLEIL. Liegt eine Bucht weiter und will uns rüberlocken: „… alles gut zu sehen!“ Na dann, wir lassen uns gern überreden. Die erste Kurve geht auch leicht, als Seezeichen dienen uns zwei Pirogen, die die Fischer mit Sicherheit im Flachen geankert haben (je tiefer, desto Ankerkette, nach dem o.a. Fischerprinzip), und frau, mittlerweile auf den „granny bars“, den Stützen neben dem Mast, balancierend (je höher, desto Sicht!) sieht sogar die Korallen, alles easy. Die Kommunikation nach achtern ist ein bisschen schwierig, immerhin läuft ja der Motor, aber wir haben das alles im Griff, auch wenn das Wasser doch ziemlich einförmig dunkelgrün ausschaut. Andreas am Ruder: „… hier müsste dann demnächst auch noch ein Flach kommen…“. Hmh, ja, ich weiß – ich seh‘ nix. Tucker, tucker, ich starre ins Grün und plötzlich wird’s hell und heller und hellgrün. „STOP AUUUUUUF! STEUERBORD!!“ Baaah! Sonne im Rücken, wie schön wäre das gewesen… Klaus sitzt derweil auf der Soleil und betrachtet unsere Anreise aus ein paar hundert (!) m Entfernung. Und sagt später beim Ankommensschluck: „… ich wollte Euch schon über Funk rufen, aber da hörte ich Andrea schon brüllen!“ Ist doch schön, wenn eine Stimme ein paar hundert Meter reicht. Und sie reichte auch für ein heftiges Manöver seitens des Rudergängers – alles gut gegangen. Jetzt haben wir schon mal zwei „ratlines“ geschoren, damit ich demnächst in halber Höhe zur Saling schweben kann, dann trägt die Stimme auch weiter… Aber für die nächsten Anfahrten haben wir uns bilderbuchmäßige Wetterbedingungen und Sichtverhältnisse nach dem Lehrbuch bestellt. Sonne, hochstehend, im Rücken…

Traulich vereint: SOLEIL und AKKA auf der Isla Sur / Aves de Barlovento

Traulich vereint: SOLEIL und AKKA auf der Isla Sur / Aves de Barlovento

Kleine Pause

Cayo de Agua / Los Roques, 01.11.2009

Eigentlich hätte die vergangene kleine Blog-Pause ja mit einem Bild verschönt werden sollen – wir hatten es sogar verschickt, ganze 22 kB, damit Neffe Benjamin es in den Blog basteln kann, aber dort war leider der Postkasten voll, und so kam es „mail-wendend“ zurück.

Cayo de Agua

So stellt Euch also vor: weiße Strände, türkisfarbenes Wasser, ein rot-weißer Leuchtturm und vor allem Ruhe, nur gestört durch ein paar dezente Tagesausflügler, die am späten Vormittag für ein paar Stunden am Strand abgesetzt werden. Macht aber überhaupt nichts, es ist viel Platz, wir spazieren zum Beispiel über eine von zwei Seiten überspülte Sandbank hinüber zur Leuchtturminsel oder gehen am Strand auf – gelegentlich erfolgreiche – Suche nach angetriebenen Kokosnüssen für das Abendessen. Und nicht zu vergessen: die regelmäßigen Besuche im „Aquarium“, in dem die AKKA schwimmt. In den Korallen tut sich ein kreisrunder Sandfleck auf, vielleicht 5 m im Durchmesser, und mitten in dieser Arena steht im bläulichen Licht ein großer Barracuda und beobachtet stoisch die Umgebung. Huh! Schön!

Barracuda

Eben haben wir beschlossen, noch einen weiteren ruhigen Tag hier zu verbringen – die GribFiles verheißen für morgen doppelt so viel Wind wie heute, und gemessen an dem, was uns heute umfächelt, wird es morgen gerade am so zum Segeln reichen.

Bis bald, und dann von den Islas Aves!

Glueckliche Momente

El Gran Roque / Venezuela, 22.10.2009

6 Uhr morgens. Tock-tock-tock – es klopft. Kein Grund panisch aus der Koje zu springen, denn das Klopfen kommt aus dem Cockpit – der Eigner gibt das Signal, dass das Frühstück fertig ist. Nun könnte man ja meinen, dass wir im Dauerurlaub sind und soo früh nicht aufstehen müssten, aber es herrscht das tropische „mit den Pelikanen ins Bett und mit ihnen auch wieder raus“-Prinzip. Jedenfalls scheint die Sonne, wir liegen vor dem friedlichen kleinen Örtchen El Gran Roque, ddie Pelikane platschen tatsächlich schon wieder im Sturzflug ins Wasser. Übrigens hat ein auftauchender Pelikan gern eine Mütze auf dem Kopf. Eine Möwen- oder Seeschwalbenmütze. Ich stell’s mir so vor: ein Pelikan kann einfach den Riesenschnabel nicht voll genug kriegen, da verliert vogel beim Auftauchen gern was, und so kann ein ausreichend fauler kleiner Seevogel mit ziemlicher Sicherheit etwas abstauben… Immer einen Lacher wert!

Als wir ankamen – nach der ersten durchwachten Nacht wie immer ein bisschen müde – sah ich Folgendes: eine karge Insel inmitten einer in allen Blau- und Grüntönen schillernden Wasserwelt, auf den Bergen ein paar Funkmasten , ein alter, imposanter Leuchtturm, viele offene Fischerboote am weißen Strand, kleine, einstöckige Häuschen unter Palmen, mit Dachterasse oder ohne, viel blau-weiß, grün, wasserfarben eben, oder kleine Nutzbauten aus Beton. Ein bisschen wie Griechenland, dachte ich. Von der SOLEIL, mit der wir zusammen eingelaufen waren, kam aber bald die Frage, ob man vielleicht schnell gemeinsam einchecken könne „… so prickelnd finden wir das nicht hier! Wir könnten eigentlich gleich heute noch weiter…“. Hm, ja, wir sind wohl von 11 Tagen „Robinson“ (naja – 5 Boote und Robinson?!) auf Blanquilla etwas verwöhnt – ich find’s aber doch auch ganz schön, mal eine venezolanische Fischersiedlung auf einer Hochseeinsel zu begucken, noch dazu eine, die mitten in einem marinen Nationalpark liegt. Gesagt, getan und eingecheckt. Und da wir 4 Stationen abzuklappern haben – Guarda Costa, Guardia Nacional, Inparques und Autoridad Unica Los Roques – zieht sie sich ein bisschen, die Expedition über die sandigen Wege, vom West- ans Ostende des Dorfes; wir gucken in beschauliche Innenhöfe von Pensionen, passieren die Schule, wo vor der Tür Ball gespielt wird und plumpsen an der baumbestandenen Plaza für ein kühles Getränk auf die Stühle einer Kneipe. Den von uns so geliebten Saft gibt es nicht, das hat seinen Grund: seit einigen Tagen ist das Versorgerboot überfällig, das mit dem Obst und den Gemüsen. Der Kneipenwirt preist seine Pizzen „… kreative Küche!“, mit dem halt, was noch übrig ist. Der Supermarkt hat vorsichtshalber geschlossen. Wegen „no hay!“ – gibt’s nicht. Aber morgen, morgen kommt das Boot bestimmt! Das alles trübt nicht den Eindruck vom Ortskern: wirklich hübsch, sauber, farbenfroh. Die Soleils sind besänftigt – und bleiben.

Obwohl wir noch nichts Versorgerbootmäßiges gesehen haben, machen wir am Folgetag einen neuerlichen Ausflug in die „Stadt“. Da kommen übrigens auf 900 feste Einwohner 60 „Posadas“, Pensionen oder Kleinhotels, und während am Tag „Venezuela“ vorherrscht, sieht man ab dem späten Nachmittag entsprechend viele vorwiegend europäisch ausschauende Touristen von Tauchbooten und Ausflugskatamaranen springen, diemden Tag in der umgebenden Inselwelt verbracht haben. Am Abend entfaltet sich dann ein sehr dezentes Touristengeschäft in ein paar kleinen Strandrestaurants und Bars, ohne allerdings allzu sehr zu lärmen, und gegen 8 werden die sandigen Bürgersteige auch schon wieder hochgeklappt. Wenn an den Wochenenden die Leute aus Caracas einfallen, wird das wohl ein bisschen anders, lauter, venezolanischer, das kennen wir ja aus Porlamar und anderswo…

Zurück zum Dorfspaziergang – natürlich, kein Obst, kein Gemüse. Wir sind ja mit 5 Möhren, 2 Gurken, einer Handvoll grüner Mangos sowie den verbliebenen 1 1/2 Kohlköpfen noch vergleichsweise glücklich dran, aber SOLEIL richtet sich auf ein paar Wochen Dosenfutter ein. Sauerkraut, Tomatensalat aus der Dose und so; dafür gibt es von den Fischern für – ja, eben keinen Appel! – und ein Ei einen riesigen Red Snapper. Insgesamt herrscht Zufriedenheit, mehr noch: Heidi strahlt! „Nix erwartet von der Insel, und so viel entdeckt! Das macht mich immer ganz glücklich!“ Uns auch. Andreas und ich gucken in die offenen Schultüren, viele selbstgemachte Poster, von „Geburtstag des Monats“ bis „Simon Bolivar“, volle Bücherregale an den Wänden, und alle Klassen sind mit mehr oder weniger alten Computern bestückt. Kaum werden die Schüler unserer ansichtig, bricht der Faxenmacher-Tumult los. Nicht für lange – auf ein unhörbares Kommando legen plötzlich alle die Köpfe auf die Tische, und es herrscht RUHE! Nur ein Mädchen linst mich einäugig durch ihr Geodreieck an und lacht. Gymnasialklassen scheint es auch zu geben – und gleich daneben?! Informacion steht über der offenen Tür, bestimmt ein ehemaliger Pausenraum. An der Wand reihen sich feinste Laptops; das Schul-Internetcafé. Die diensthabende Lehrerin lädt uns zu einer Runde Surfen ein, wir lassen uns nicht lange bitten, denn unsere Mails haben wir zuletzt vor mehr als 2 Wochen gecheckt (wie soll das bloß werden, wenn wir erst im Pazifik sind?!). Der Postkasten ist voll! Und so viel schöne Post! Rike, Iris, Hellmut. Dem kleinen Piet geht es gut, toll, und die Bilder sind zum Knuddeln, Ihr Müllers! Die Klimas, „on the Kim“, Unisono, 2 mal Post aus der „Vergangenheit“ – und der Hammer ist Beate; eine Mail auf die Roques, nach 40 Jahren… Wir freuen uns ein Bein ab und lesen und lesen. Danke, liebe Absender – wir melden uns aus Bonaire, sobald wir wieder online sind. Und danke natürlich an den Spender des Internetcafés, der uns auch noch kostenfrei surfen ließ. Na, wer wohl. Hängt an der Wand und guckt zufrieden und stolz auf uns glückliche Touristen hinab. El Commandante, el senor Presidente. Hugo, natürlich.

Der allerdings hat uns heute auch die Guarda Costa geschickt, die ein paar Bootslängen hinter uns liegt, und die doch einem on-dit zufolge gar keine Boote hat, um Kontrollen zu fahren. Zu dumm – wir sind, im Gegensatz zur SOLEIL, im Transit nach Bonaire hier, und unsere 48 Stunden laufen am Nachmittag ab. Wir müssen weiter, und eigentlich wollten wir noch ein bisschen genießen und durchs türkisfarbene Inselparadies bummeln. Es kann halt nicht immer nur glückliche Momente geben – spannende gehören auch dazu Mal gucken, wie es weitergeht, ob und wo wir uns verstecken können. Die Positionsreporte werden es Euch berichten. Oder der nächste Blogeintrag. Bis dann!

Funkloch

Playa El Yaque / Blanquilla, 17.10.2009

Haarscharf sind wir einer längeren Funkstille entkommen, wenn da nicht die freundliche Seglergemeinschaft an der Playa El Yaque wäre. Gestern früh hatte Hans von der KAMIROS gebeten, doch in seinem Namen ein Mail zu verschicken, klar, machen wir doch gern – auf KAMIROS ist es noch ein bisschen hin, bis die Funkanlage richtig läuft und die kurze Mail ist schnell weg. Aber während ich die Wetternachrichten hochlade, war plötzlich „Schicht“ beim Pactormodem – alle LEDs aus, keinen Mucks gibt das Gerät von sich. Einfach so. Und ein bisschen „elektrisch“ hat es auch gestunken, aber ob das nun immer so war!? Wir halten ja nicht unbedingt dauernd die Nase an die Rückseite unserer Elektronik… Auch der herbeigerufene Bordingenieur steht etwas ratlos vor dem Komapatienten.
Während ich mir so meine Gedanken mache, woher nun Ersatz kommt (Curacao?!), schlimmer noch: woher ganz akut das Wetter kommen wird (Hugos Funkwetternetz, Intermar und dann noch schöne, unleserliche Wetterfaxe die nächtens aus New Orleans kommen, *gähn*!), wer eine „Nix-geht-mehr“-Nachricht in den Blog stellen könnte (Benjamin!) bereite ich schon mal eine Mail auf USB-Stick nach Aurich vor (die „wie sag ich’s meiner Familie“-Nachricht könnte nun die SOLEIL verschicken…) Aber es ist wie überall, der Alltag geht weiter, auch mit kleinen Ärgernissen wie diesem, ich knete einen Hefeteig (für Nussschnecken) und während der ruht, schnorcheln wir ausdauernd (dem Hefeteig wird mittlerweile ein bisschen zu warm!), aber wir machen schöne Bilder und finden gleich um die Ecke DIE sensationelle Korallenlandschaft.
So besänftigt, wird dann der für 16 Uhr anberaumte Strand-Kaffee und -tee bereitet, mühsam zum Ufer geschafft (hatten wir ja schon, weißer Sand, Palmen, glasklares Wasser!). Das Leben nimmt eben so seinen Lauf – die SOLEILs haben ein Bierbüchsen-Wurfspiel für die Kinder vorbereitet und der Sieger kriegt Rote Grütze, zu meinen Nussschnecken gesellt sich ein sensationeller Hefekranz und zur Abrundung bringt einer der Franzosen noch „Thé belge“ in Umlauf. Belgischen Tee – zu deutsch: Gerstenkaltschale. Bier!
Was soll die Aufzählung?! Na, weil man in dieser deutsch-französischen Runde unweigerlich auf das tote Pactormodem kommt und siehe da, der Hans (genau der!) sagt schlicht: „… ich habe zwei! Wollt Ihr eines haben?!“ Tatsächlich – mit seinem neuen Schiff hat er eines gekauft, und in seinen Umzugskisten, die aus Neukaledonien nach Guadeloupe reisen, kommt ein weiteres.

Nach einigen aufregenden Minuten kriegen wir das alte Schätzchen zum Laufen, voilà, hier kommt ein Blogbeitrag. Funkstille? Das hättet Ihr wohl gern…

Wir fahren bald weiter – der Ankerplatz wird sich am Montag schlagartig leeren: SOLEIL und AKKA zu den Roques, die Franzosen Richtung Festland. Tschüss, KAMIROS, macht Euch ein paar schöne, einsame Tage! Und vielen Dank für Rettung aus dem drohenden Funkloch!