Von Ankerplätzen und Hundeblasen

So richtig viel gesehen haben wir ja noch nicht von Porto Santo, das steht heute auf dem Programm. Eine herbe Schönheit – kahl, trocken, windumweht. Sehenswert ist schon mal die Kaimauer – da kann man gucken, ob sich alte Bekannte verewigt haben. Ein bisschen ist es so wie auf Horta/Azoren, wo eigentlich jede Yacht ein großes Gemälde hinterlässt. Hier prangt zumindest schon mal die quadratmetergroße Visitenkarte von „HokusPokus“, noch ganz frisch, Mats, Ulla mit Skipper, dem lässigen Bordkater. Vielleicht opfern wir auch noch ein Töpfchen Farbe, denn bis wir auf den Azoren sind… Vielleicht wäre ein Verlobungsbild „AKKA + APHRODITE forever“ eine Idee ;).
Wir liegen im Vorhafen vor Anker, die Fallböen sausen auf uns herunter, aber das Wasser ist warm und ruhig, man kann von Bord aus schwimmen. Das Ankerfeld besteht mal wieder aus einer kleinen Hallberg-Rassy-Betriebsversammlung: aus Holland „Camelot“ und „Luigi Presto“, nomen est omen, ein junges Paar anfang zwanzig mit Vaters Boot, das stets innerholländische Rennen gegen die „Present“ fahren muss und dazu schon mal den einen oder anderen Gennaker strapaziert. Und dann noch wir. Dazu ein bisschen Aphrodite, ein, zwei Franzosen, ein amerikanischer Einhänder auf seinem Katamaran. Vor der Kaimauer (hier drin ist es kostenpflichtig!) liegt Bill mit seiner Ferrozement-Yacht, den wir schon aus Figueira kennen, wo er von einem deutschen Marineschiff reingeschleppt wurde, nach diversen Tagen ohne Motor, ohne Elektrik auf der Biscaya im freundlichen Drift nach Süden. Diesmal war es nur die Ruderanlage… Und dabei hatte er sich vor Abreise in Cascais Sorgen gemacht, für seinen schweren Betonbrocken nicht genügend Wind für die Reise nach Madeira zu haben. Irrtum. Wind war, aber kein Ruder, jedenfalls zeitweilig.
So ein Ankerfeld ist nicht nur privater als eine Marina, und ruhiger und kostengünstiger dazu, sondern bietet immer schöne Guck- oder gar Action-Szenen – Flaggenraten (featuring today: St. Vincent and the Grenadines!), in den Fallböen losgerissene Dinghies oder auch bemannte, mit kleinem Außenborderausfall auf Drift – einer wühlt nach den Ruderblättern, der andere reißt hektisch an der Anlasserleine. Hämisch lachen tue ich in dem Fall nicht – ich habe vor Jahren mal bei einer Eilaktion vergessen, a. den Benzintank mitzunehmen und b. zusätzlich noch die Ruder in der Backskiste gelassen. Klarer Fall von Antriebslosigkeit – da haben dann andere hämisch gelacht. Aber so etwas gräbt sich ins Gedächtnis ein.
Hier hatten wir gestern die AKKA weiter nach innen verholen müssen, weil wir mit dem Schwojkreis in den Fährenbereich ragten: „Bom dia“, feuchtes Händeschütteln (meerwasserfeucht auf der einen Seite, Spülwasser-feucht bei mir…) , „…my name ist Nelson! I am responsible for the harbour and for you!“. Ich liebe sie, die Portugiesen! Genau in das Loch, das wir hinterlassen, legt sich gestern abend ein französischer Katamaran, sogar noch ein bisschen weiter raus Richtung Fähranleger. Und ehe wir aufgeregt mit den Armen wedeln können, verschwindet er erst einmal mit den Pudeldamen auf Landgang, verständlich nach 4 Tagen auf See, während derer die Hundchen das Pinkelproblem sicher eine Weile vor sich hergeschoben haben. Es gibt Leute, die wegen voller Hundeblasen tagelang gegen den Wind bolzen, um den nächsten Baum zu erreichen – aaaaaaaah! Welche Erleichterung! Und dabei böte sich doch der Mast eindeutig an, aber nee, so was macht hund halt nicht. Das ist pfui… Nun gut, als die entleerten Pudel wieder vorbeigerudert kommen, geben wir unser Wissen weiter, brav verlegt sich der Katamaran ebenfalls – und kaum ist es dunkel, unser Chili-con-Carne heiß und wir nehmen im Cockpit zum Abendessen Platz, liegt an genau dieser verlockend freien Stelle unser holländischer Jung-Racer. Na, dann: Gute Nacht, „Luigi Presto“… . Um 22:00 dann das Achtungssignal – tröööööt! Die Fähre kommt. Und schnüffelt beim Drehen mit dem Bug ein bisschen Richtung Luigi. Für die Frühfähre heute morgen war dann seitens Nelson und Co. erst einmal „Aufräumen im Ankerfeld“ angesagt…
Wir bleiben noch ein bisschen hier. Porto Santo begucken. Ankerfernsehen schauen.

Mal was von unterwegs

…. schließlich wurde das durch die Blume angemahnt (…DIE schreiben sogar von unterwegs!). Die, das sind Daniel und Eva von der Aphrodite, und die laufen so zwei kleine Meilen vor uns durch die Nacht, ich kann die Lichter gut ausmachen. Noch 30 Meilen bis Porto Santo.
Es wackelt noch ein bisschen vor dem Wind, aber längst nicht mehr so gewaltig, wie es das die letzten beiden Tagen getan hat. Dennoch, die AKKA geigt mal wieder wunderbar, und untermalt das mit ihrer Vorwindstrecken-Percussion: Das lustige Lied der Zitronenpressen und Gewürzgläschen, der Weinflaschen und Topfdeckel. Oder so. Das Abstellen dieser Musik ist uns noch nicht wirklich gelungen, nur stellenweise, und es tun sich ja mit dem Verbrauch von Vorräten auch immer wieder neue Löcher auf, in die dann lärmfreudiges Inventar hineinspringen kann. So vermisst man dann am Ende einer längeren Strecke wohl diverse Stücke aus dem reichhaltigen Topflappen- und Geschirrtuchvorrat. Und Sofakissen gehen als Stopfmaterial auch sehr gut.
Bei all dem Lärm schlät der Eigner den Schlaf des Gerechten, wir haben die letzten Tage auch wirklich nicht viel geschlafen. Die 3-Stundenwachen schlauchen doch ordetlich, und dann muss man erst mal schlafen KÖNNEN, Und das kann Frau immer noch besser als Mann auf diesem Boot. Nur die AKKA, die hat überhaupt nicht geruht, die hat geAKKAt dass es eine Freude war. Eine Welle nach der anderen, und das waren doch beträchtlich hohe und viele. Von der ersten Stunde ab Cascais hatten wir Wind und am Montag stellte sich dann auch der bestellte Nordnordost ein. Und machte eine ordentliche Welle. So doll, dass am Dienstag die Aphrodite-Crew mal funkte, wo wir denn so steckten, und ob wir nicht mal zur Begutachtung der Situation vorbeischauen könnten. Gesagt, getan – und der erste eklatante Unterschied zwischen unseren beiden Schiffen war ja schon augenfällig, als wir uns annäherten – dort zwei in Nylon gehüllte Gestalten im Cockpit, ich dagegen in Shorts und T-Shirt auf der Cockpitkante. Hoch und trocken…
Bei uns spielt sich das Leben doch mehr im ersten Stock und nicht auf der Terrasse. Und da sind noch mehr Komfortunterschiede – nachdem wir gestern auf Funk „gute Nacht“ gerufen hatten, gingen die AKKAnauten – pervers, rufen jetzt die Segelpuristen! – noch schnell zum Abspülen der Salzkruste (das Salz (f)liegt hier in der Luft) unter die Dusche. Das haben wir natürlich nicht verraten – wäre ja gemein, denn die beiden hatten ja eine Ganztags-Dusche. Atlantik pur.
Fazit: so schön ein kleines, rankes sportliches Boot wie die soling-basierende Smiling auch ist (ich zitiere mal „Matrose Schönborn und die Schwimmwesten“: „…man hängt so link, so link, so link auf ner uralten Soling…“ ) – dieser Törn hat im direkten Vergleich gezeigt, dass die AKKA wirklich unser toller Vogel ist. Gutmütig, sicher, komfortabel. So wollen wir reisen, und noch möglichst weit. Und dann schreibe ich auch mal wieder was von unterwegs. Nur noch 27 Meilen bis Porto Santo.

Bacalhau…

Das mit dem Bacalhau, das war so ein Ding, das ich nun schon Jahrzehnte vor mir hergeschoben habe. Wo immer man in einen portugiesischen Supermarkt kommt – wenn nicht der ganze Laden, so riecht doch zumindest eine Ecke deutlich nach Stockfisch, und meist hört man eine Bandsäge laufen, gern von einer Angolanerin oder Mosambicanerin bedient, die die brettharten, salzstarrenden Stinker in handliche Stücke schneidet. Handlich wohl – aber appetitlich?! Nun rief zu meinem Geburtstag Sigrid Feldhoff an, meine ehemalige Kollegin, und weil sie ja Qualitätssicherung macht, muss sie ja wissen was „gut“ ist …  Pasteis kamen in ihrer Liste vor, siehe letzter Eintrag, „so ein Fischtopf“ in der Fischkneipe – und Bacalhau. Und so war es dann gestern so weit – wir schleichen uns am „Grillen auf dem Steg“ vorbei, hinein in die Altstadtgässchen von Cascais. Schon wieder war ein Tag mit bastel-bastel dahingegangen (Holzlackieren kann ansteckend sein! siehe unten…) und wir hatten uns ein feines Abendessen verdient, dachten wir. Keine Ahnung, wohin. An einer besonders engen Ecke – baulich, es war eher ruhig… – sitzen unter einer mageren Bougainvillea 3 junge Frauen an einem Tischchen, das macht uns aufmerksam. Restaurant? Stimmt! Um’s Eck geht es die Treppe rauf – Hinterhof… Wir kriegen einen Zweiertisch auf dem Treppenabsatz vor der Eingangstür, drinnen sitzen erfreulicherweise Portugiesen im Maurerdress und erfreuen sich des Nationalfeiertages. Wir werden gleich mit Rat überhäuft: aus den geplanten zwei Salaten wurde gleich mal nur einer, aber dazu ein Weichkäse aus dem Ofen, mit Gewürzen. Der Robalinho wurde von der Chefin in Gambas-Curry umgewidmet, nur meiner Wahl konnte sie kritiklos zustimmen: Bacalhau. Und das war: LECKER!! Mit viel Knoblauch und noch mehr Olivenöl, etwas Tomate und Pellkartoffeln. Eines von, wie man sagt, 365 Rezepten, wie mal Bacalhau zubereiten kann. Wundervoll. Das Mangomousse zum Schluss war ebenso köstlich. Wir wankten wohl gefüllt zurück und konnten den Abend, mit einer klitzekleinen Knoblauchfahne, doch noch mit den anderen – Kanada, England, Schweiz, Dänemark, Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bremen, Lübeck… – you name it, they were there – beschließen. Auf den Stegplanken unterm Sternenhimmel.

Und worüber hatten wir bei Bacalhau und Gambas gesprochen? Natürlich über unsere Nachbarn seit einer Woche. Hallberg-Rassy 46, 11 Jahre alt, Neuseeland. Da wird gerade „mal schnell“ der Schandeckel lackiert (siehe oben, meinen Eigner hielt da nichts mehr, unser Niedergangsluk strahlt in frischem Glanze!) ) Nach der typisch anglophon-offenen Ouvertüre war der Kontakt zunächst ein bisschen reserviert. Mittlerweile sind „wir“ aber etwas aufgetaut: frisch aus Spitsbergen eingetroffen ist sie, die MAHINA TIARE III. Was soll man dazu sagen – guckt es Euch an: www.mahina.com … Schade, dass wir die nicht früher getroffen haben – so ein Training hätte uns wohl gut zu Gesicht gestanden. Zumal die Mahina Tiare „zwo“ eine mit AKKA identische 42er war, identisch bis hinunter zum Bleikiel. Nur unseren Reckmannmast, den hatte sie nicht. Jedenfalls wissen wir auf diese Weise, dass unser Schiff easy in der Anarktis zurechtkäme. Oder auf den Aleuten. Aber diesen und ähnlich extreme Pläne haben wir gestern beim Abendessen in der Weißweinflasche versenkt – vielleicht haben wir doch ein bisschen spät angefangen… Oder wir müssten doch noch einmal bei John und Amanda anheuern. Amanda ist übrigens Segelmacherin und Wachführerin auf „Maiden“ gewesen, dem ersten Frauenboot auf dem Whitbread round the world-Race. Wenn sich irgendjemand „Salzbuckel“ schimpft, dann diese beiden: heute sprach ich mit John über unseren Ruderlagerschaden… “ oh, we had that on the 42 as well, and we had it made twice on this boat, after 50000 miles each. Now we have 110.000 miles…“ Der armen AKKA wurde ganz schwindelig bei diesen Meilenzahlen ;).

Was es sonst noch gibt?! Wer nach Lissabon kommt, MUSS unseren Freund, den Sonnenfisch, im Oceanario besuchen. Und seine Kumpels, die Seeotter. Die Pinguine. Die Stachelrochen, die Bonito- und Makrelenschwärme. Da war die Frau im Frauenparadies. Das Männerparadies hatten wir am Nachmittag schon in der „Handwerker“-Straße abgehakt – ein Laden vollen Keilriemen, O-Ringe, EPDM-Moosgummis und anderen Kunststoffwundern.

Ach ja, es gibt noch was: Morgen fahren wir los. Nach Madeira. Bis Freitag soll das Wetter erträglich sein und 4 Tage werden wir brauchen. Und da soll es auch Bacalhau geben…

Knusprig, suess und warm

…. nein, süß war es nicht, das Kloster Jeronimo in Belem, das wir beguckt haben. Warm schon, zumindest die Umgebungstemperatur. Aber im Abendlicht wunderbar anzusehen und irgendwie auch knusprig. Der Manuelismus – eine kurze Periode eingangs des 16. Jahrhunderts mit über und über verzierten, prächtigen Gebäuden. Heller Stein, ein herrlicher Innenhof, eine beeindruckende Klosterkirche, und darin so viele, von Elefanten getragenene Sarkophage. Auffällig wie viele Infanten dort liegen – kleine Prinzen, die nicht über die Kinderjahre hinaus gekommen sind, damals, an der Grenze zur Neuzeit .
In der Kirche liegen auch Vasco da Gama und Luis de Camoes, der Poet, der sein Leben und seine Reisen besungen hat. Von hier – nur ein paar Schritte vom Hafen in Belem, startete Vasco da Gama nach Indien, 1497. Unten am Fluss, am Denkmal für die Entdecker, sind seine Stationen und die seiner Zeitgenossen und Nachfolger in einem großen Mosaik in Stein verewigt. Schlagworte wie „Seeweg nach Indien“ – das waren auch Auslöser für mein Fernweh als Kind, entsprechend ist meine Gänsehaut überall an den Monumenten, und ich mag gar nicht auf das Mosaik treten. Andere Segler-Zeiten waren das – Vasco da Gama hat wohl keine Grib-Files für die nächsten 7 Tage runtergeladen (aber hat auch nicht da gesessen und gebrütet, was das denn nun bedeuten könnte). Eher wird er seinen Bord-Astrologen befragt haben – da sind wir doch ein bisschen auf der besseren Seite, auch wenn die derzeitige Wetterlage durchaus unterschiedliche Interpretationen erlaubt.
Nach der Portion Kultur, einer nur kleinen, denn ihr war ein dicker Brocken Schiffstechnik vorausgegangen, gab es dann noch einmal portugiesischen Alltags-Kult. Wir waren im Hofbackhaus, sozusagen: Blau-weiß, ein mit Azulejos besetztes Haus unten in Belem, Menschen stehen davor Schlange. Und da es uns zumindest nach einem Stuhl und einem Kaffee gelüstet, gehen wir hinein. Ein bisschen Hofbräuhausatmosphäre, hallige Akustik unter Kreuzgewölbedecken, Kellner rennen geschäftig auf und ab und schleppen Tabletts. „Pasteis de Belem“ heißt der Ort. Und dann kriegen wir, was man hier traditionell zu sich nimmt: Pasteis de Nata, zu deutsch Sahnepastetchen. Blätterteig mit Vanillecreme.
Sehr knusprig, süß und noch warm… Zum Reinlegen!

Lissabon, häppchenweise

Standort: Cascais, Marina

Wir haben uns darauf verlegt, die portugiesische Hauptstadt in angenehmen Portionen zu genießen – mal ein Häppchen Schiffstechnik, mal ein Häppchen Kultur, zwischendurch einen Happen Alltagsleben.
Alltagsleben, das hat man ja schon, wenn man den Zug zwischen Cascais und der Stadt benutzt: Bürogänger, Schüler, Hausfrauen, Musikanten, Fischer. Am normalen Leben teilhaben, oder es zumindest beobachten können, das habe ich schon immer geliebt, und das lässt sich in der Bahn trefflich tun. Mittlerweile sind wir im Besitz einer 5-Tageskarte für den Suburbano: Sehr schlichte Streckenführung, nämlich geradeaus an der Küste entlang, ohne Verzweigung, nur an 3 Bahnhöfen gibt es Umsteigemöglichkeiten. Der einzige Unterschied zwischen den Zügen besteht in der Anzahl der Haltestellen. Es gibt nämlich die Sorte „todas“, die hält an allen Haltestellen, „SRAP“, das steht für semi-rapido, und dann noch „RAP“, rapido, das heißt Cascais/Estoril bis zum Cais do Sodre im Herzen der Stadt mit nur 3 oder 4 Stopps. Es fahren alle diese Züge hintereinander und überholen sich nicht, also alles ganz einfach. Oder auch nicht – es ist nämlich Taktik gefragt: Fahre ich mit RAP in Cascais los und will nach Belem, muss ich irgendwann in „todas“ umsteigen, sonst fahre ich möglicherweise am Ziel vorbei. Und manchmal, tricky, tricky, steigt man von einem Mittelgleis um, an dem sich die Türen an beiden Seiten öffnen – rechts geht’s stadteinwärts, links in die Gegenrichtung. Und so passiert es dann doch: die Verwirrung wird so groß, dass frau kurz hinter Oeiras auf das Haltestellenschema schielt und in Santo Amaro mit einem „…oh, Scheiße! Wir fahren in die falsche Richtung!“ aus dem Zug springt, der Eigner solidarischerweise hinterher. Leider war die Richtung goldrichtig und Santo Amaro eine der „todas“-Stationen.
So kommen wir in den seltenen Genuss, auf einem Vorortbahnhöflein auf der Bank in der Sonne zu sitzen, ein Eis zu schlecken und einen SRAP nach dem nächsten RAP in die richtige Richtung durchrauschen zu sehen. Aber irgendwann hielt dann ein Zug, und wir kamen auch genauso „irgendwann“ wohlbehalten in Belem an.

Tags drauf wieder: Alltagsleben. Tagelang hatten wir unseren TO-Stützpunktleiter telefonisch genervt, ob denn unser Postpaket angekommen sei. Nein, leider nicht, leider nicht, leider nicht… Am Mittwochabend eine SMS von Pedro Katzenstein: “ … Paket endlich angekommen!“ DHL hatte sich den kleinen Scherz erlaubt, den Eingang des Paketes in der Zentrale als „ausgeliefert“ zu verzeichnen. Da muss man erst mal drauf kommen. Also auf nach Lissabon! Nach einer ereignislosen Bahnfahrt – von Endstation zu Endstation kann einem nicht soo viel passieren 😉 – machen wir einen langen Gang durch „Lissabon zur Mittagszeit“. Vom Cais do Sodre, Flussfährhafen, Bahnhof und Metrostation in einem, zur Praca de Commercio, derzeit mit schönen Fotografien aus dem letzten Jahrhundert geschmückt. Die „deutsche Kolonie“ bei der Ankunft von Kaiser Wilhelm 1905 – kleine Jungs in Matrosenanzügen inklusive. Oder des Königs Pferd im Trauergewand… bis zur Nelkenrevolution und darüber hinaus. Sehenswert. Durch den Triumphbogen die Rua Augusta entlang, im Slalom durch’s Touristengewühle, mitten darin eine große Gruppe älterer Niederländer mit ihren Rennrädern – „Madrid-Lissabon 2007“. Kleine Verbeugung. Dann tiefer hinein in die Seitengassen, in denen der Lissabonner Büromensch seine Mittagspause verbringt, im Straßenlokal. Vom „Rossio“, eigentlich „Praca Dom Pedro“ aus die Avenida Liberdade hinauf – allerfeinste Allee, allerfeinste Adressen rechts und links, Cafés unter Platanen auf dem Mittelstreifen, moderne Gebäude, alte Gebäude, Entkernungsprojekte, bei denen nur noch die mit Azulejos, den berühmten portugiesischen Kacheln, besetzten Aussenwände stehen bleiben. Allein diese schwarz-weiß gepflasterten Gehwege sind eine Augen- und Fußweide. Am Marques Pombal, bei EdP, Energias de Portugal, sind wir am Ziel. Mal wieder äußerst zuvorkommende Portugiesen am Empfang und dann ein noch netterer Pedro Katzenstein mit unseren Paketen. Nochmals vielen Dank, Pedro, für den Service – aufbewahren, telefonieren, SMS schreiben, Paket jagen, wirklich keine Selbstverständlichkeit. Hilfsbereitschaft, das gilt sicher für alle diese ehrenamtlichen TO-Stützpunktleiter, aber wir hatten mit Pedro Katzenstein einen besonders geduldigen gefunden – es war eine riesige Hilfe, vom ersten Kontakt bis zur Abholung. Dass in der aufgelaufenen Post kein (null, in Zahlen: 0!) privates Schreiben war, mal abgesehen von Heiners Begleitbrief und zwei Gaben, die erst später Erwähnung finden werden, dafür konnte ja Pedro nix ;). Wie wird Daniel am Abend dazu sagen: Sie vermissen Euch eben nicht! Stimmt.

Mit den Paketen – das waren die gesammelte Post, die neue, externe WLAN-Antenne und ein Briefumschlag mit unserer neuen Crew, zwei Foomps 😉 (für Interessierte: www.foomp.nl!) – im Rucksack zuckeln wir wieder los, durchs warme, träge gestimmte Lissabon am Nachmittag. Wir krabbeln die steilen Gassen rauf und runter, schauen in kleine und kleinste Kramläden. Hier haben Tante Emma bzw. Onkel Joao noch Hochkultur. Obwohl uns die Orientierung zum Schluss, im Wegelabyrinth der Alfama doch etwas schwer fiel, landeten wir wieder am „Rossio“.
Ist das, was folgte, Kultur? Alltagsleben? In jedem Fall ist es Kult – die Fahrt mit der Straßenbahn No. 28 durch die Alfama. Die Portugiesen, die dieses Verkehrsmittel täglich für den Einkauf, für die Fahrt zur Arbeit oder den Besuch bei den Enkeln benutzen, werden sicher froh sein, wenn demnächst die Welle der Touristen etwas abebbt und sie mal in Ruhe und vielleicht sogar im Sitzen fahren können. Es hatte etwas Schrilles: ausnahmslos jeder, der am Fenster sitzt – mich eingeschlossen – hängt den Kopf raus, um ihn an den engen Stellen fix wieder einzuziehen. Jeder, der die Möglichkeit hat, hält seine Kamera raus… Aber diese Gefährte sind einfach sensationell, wie sie durch dichteste Wohnbebauung kreisen, die Straßen so steil wie die Kurven eng. Und die Autofahrer, die hier parken, wissen genau, was sie tun. Zentimetergenau.
Am Largo Sta. Lucia springen wir raus, bewundern den Ausblick auf Tejo und die riesige Igreja Graca, auf die Alfamadächer unter uns, ich freue mich über einen Capverdischen Sänger, der Lieder von Cesaria Evora singt. Und über das Wasser und die Kaffees, die wir schlürfen, während wir die Pakete plündern, scheel von einer Gruppe Österreicher beobachtet. Wie der Zufall es will, liegt der Aussichtspunkt unter dem Castelo Sao Jorge, das Andreas mir unbedingt zeigen wollte, also erklimmen wir diese Höhe auch noch. Und es ist wirklich beeindruckend – mag ja sein, dass es langsam langweilig wird, aber die mittelalterlichen Bauten haben es mir angetan. Noch dazu spielt im Innenhof ein Gitarrist ein merkwürdiges Potpourri aus Portugiesischem und Barockem, aber die Musik füllt die alten Gemäuer mit der richtigen Stimmung, mit Leben, und so wird nicht mal von den Besuchern gequakt. Man kann rund um die Zinnen laufen, ganz weit blicken, über den Tejo nach Süden, auf das Häusergewirr unter uns, die großen Plätze, hinaus auf den Atlantik.
Irgendwo dahinten liegt Madeira. Und da vorn um die Ecke die AKKA. Rückzug. Fußlahm nehmen wir nochmals die 28 hinunter in die Stadt, erwischen gerade so eben – die neueste Ausgabe der ZEIT in der Hand! – den Rapido nach Cascais und plumpsen erledigt auf die Cockpitkissen. Das waren ein paar ganz schöne Happen heute. Ein bisschen „Schiff“, dazu viel Alltagsleben und Kultur. Lissabon. Mehr davon…

Do it yourself!

Tja, ja, man soll den Joao nicht vor dem Abend loben, so will es das Sprichwort. So ähnlich jedenfalls.
Das war ein schöner Abend, am Montag. Wir kommen ganz begeistert von unserer Kühlwasserpumpentour zurück, der Schiffer macht sich dann auch bald ans Werk, nebenbei huult unser Abendwind. Während ich am Navitisch noch den letzten Blogbeitrag tippe, kommt schon ein gedehntes „och nööö€, gleich nebenan aus dem Motorraum. Die Probefüllung war erfolgreich! Statt nur ein, zwei Tropfen pro Minute zu liefern, trieft es nun im Strom aus der Pumpe. Das steigert die Stimmung ungemein. Andreas macht knurrend Photos, bis ich drauf komme, dass die
neue kleine Kamera ja auch Filme dreht – und so bannen wir das Unglück auf die FlashCard. Während Andreas das Corpus delicti wieder ausbaut und sorgsam verpackt, setze ich fix eine Fischsuppe mit Kartoffeln und Lauch undgeräucherten Schwertfischstreifen aufs Feuer (danke, Mücke für die Langbein Fischsuppenpaste. Nicht weitersagen, dass ich meine Fischfonds nicht selbst koche! Es wimmelt hier nämlich nur so vor SterneköchInnen€¦) . Das beruhigt, nicht unbedingt den Wind, aber die Nerven.
Tags drauf dann eine neue Reise nach Belem (ich lasse jetzt mal die Akzente weg! Auch beim Joao fehlt €˜ne Tilde, aber lieber keine Tilden und Akzente als diese doofen WordPress-€was soll denn der Strich über dem e€-Fragezeichen€¦). Dieses Mal sind wir vor der Mittagspause da, jedoch der Chef nicht anwesend. Wir haben kein ganz einfaches Spiel – eine kleine Demonstration am Objekt funktioniert nicht, weil die Pumpe nicht in Einbaurichtung eingespannt wird. Man möchte uns einen Besuch auf dem Schiff abstatten, verkaufstüchtige Mitarbeiter hat der Joao. Andreas wird freundlich-energisch. Filmvorführung. Unter sämtlichen Vorbehalten wird die Pumpe wieder geöffnet – und siehe da, einer der Simmeringe sitzt schief. Schnell zwei neue rein und die
Pumpe ist DICHT. Und der Mechaniker auch ein wenig fröhlicher als zuvor, noch dazu, als wir ihm einen Schein zustecken – die Nachbesserung war zwar kostenlos, aber so ein Sprung über den eigenen Schatten muss ja entgolten werden.
Vor der Rückfahrt fallen wir noch schnell beim örtlichen Shipchandler ein – Lissabon hat ja eigentlich alles, und vieles im Übermaß, aber gut sortierte Schifssausrüster sind doch eher Mangelware. Ein Hoch auf die AWNs und SVBs und ShipShops in der Heimat! Ich fürchte, hier ist das Segeln oder Powerboatfahren noch mehr etwas für die gehobenen Klassen, die dann ihre Schiffe gleich auf der Werft warten lassen€¦ Elektronik ist sehr teuer (wir hätten da immer noch den Wunsch nach der tragbaren UKW-Funke) , aber zumindest hat DND ein paar Kleinteile, und vor allem ein Produkt gegen unseren Dieseldreck. Das – und der druckfrische SPIEGEL! – beflügelt uns so, dass wir stehenden Fußes nach Cascais zurückkehren und weitermachen mit Basteln und
Dieselpanschen.
Wir kriegen die Zeit schon rum, und sei es, weil wir für Kühlwasserpumpen halt zwei Anläufe brauchen.

Aa-haaa!

Standort: Cascais

€¦. so ist das also, wenn man vergisst, WP-Cron wieder zu aktivieren: Man kann noch so schöne Blogbeiträge verfassen, nur erscheinen die nicht€¦ Dieses Hin- und Her ergibt sich schlicht aus der Unverträglichkeit von „Postie€, das für die Veröffentlichung von Bildern zuständig ist, und „WP Cron€, das Abfrage und Veröffentlichung von Beiträgen automatisiert. Ich stelle mir gerade vor, wie es ist, dieses kleine Defizit einen halben Tag nach Abfahrt von den Kanaren zu bemerken. Keine Blogbeiträge vom schönen Atlantik, auf Wochen hinaus€¦

Noch ist es aber nicht so weit und nun funktioniert auch „Blog by eMail“ wieder.
Die Geschichte mit dem Starkwind ist nun unser täglich Brot und ein Schlafstörer par excellence. Lästig, lästig, aber man gewöhnt sich wohl dran – Portugiesen sagen dazu: „€¦when you see the clouds over Sintra, then there is wind. If no clouds – no wind!€ Wolken? Mal gucken. Positiv! Dass tüchtig Wind ist, wusste ich vorher schon.
Diese Erklärung ist übrigens ein Zitat vom heutigen „Aha€-Verursacher, und dazu werde ich schleunigst ein paar Bilder in die Schnappschuss-Ecke stellen. Das war nämlich wirklich schön:
Angefangen hatte es damit, dass seit ein paar Tagen die Kühlwasserpumpe Seewasser tröpfelte, natürlich auf den Keilriemen, und der schmeißt das dann fröhlich durch den Motorraum. Aha! Detlev/Kira von Celle hatte vor unserer Abfahrt geschrieben, dass wir dann für die Reparatur noch Zeit hätten, aber die Ferkelei kann man nun hier leicht beheben. Zumal wir hier ja wirklich Zeit haben. Gesagt, getan. Der erste Reparaturversuch war schon mal nur ein halber Erfolg, der Schiffer, entsprechend niedergeschlagen, baut also die Kühlwasserpumpe ganz aus und grübelt, ob man die denn nun bei Fachmann oder selbst instandsetzen soll. Wir entscheiden uns dafür, einem Fachmann über die Schulter zu blicken, und da wir dann sowieso bei Volvo auflaufen, können wir uns geschwind auch noch den Dieselvorfilter angucken€¦ Ach, ja, es sollte ja ein freier Sonntag werden. Weit gefehlt. Die Filtersache zieht Kreise, weil wir erstens erstmalig wirklich Dreck finden und zweitens der frisch wieder eingesetzte Filter Luft zieht.
Also ausbauen, neu abdichten, einbauen, dabei geht dann auch noch ein Gewinde fast drauf. Wat €˜n Ärger. Wie sagt Inka – und all die anderen rundum auch: „Irgendwas ist doch immer!€. Heiner fasst das in einem sarkastischen: „€¦ der Zweck Eurer Reise scheint das Bauen und Basteln zu sein€¦€ zusammen.

Egal. Durch eine halbe Nachtruhe gestärkt (siehe oben!) machen wir uns auf den Weg nach Belem, mit der Bahn. Mit dem Timing haben wir€™s ja, die Bahn ist fix, noch fixer haben wir die Adresse gefunden, und so treffen wir pünktlich zur Mittagspause bei Tecniyates ein. Und richten uns auf einen ausgedehnten Kaffee in der Doca de Belem ein – aber nix da. Ein freundlicher Mensch im Volvohemd vor der Tür begrüßt uns mit „How can I help you?€, und bevor wir überhaupt schüchtern fragen können, ob wir zusehen dürfen: „€¦ come in, it will be extremely expensive, but you€™ll learn something about water pumps€¦€. Innerhalb einer Stunde ist unsere Pumpe – mit dem von uns mitgebrachten Reparatursatz – auf neuesten Stand gebracht, und wir sind gestopft mit Tipps und Tricks zum Thema Wasserpumpe. Eine echte Lehrstunde – und der Chef des Unternehmens, Joao Figuereiros, ist auch in der Tat Ausbilder. Zum Dreck im Kraftstoff fragt er uns, ob wir vielleicht in Spanien getankt haben, und dass dies ein behandlungswürdiger Bakterienbefall sei. Er zeigt unser Muster-Tütchen mit der teerigen Dieselgelatine herum und alles grient; da müssen wir jetzt was tun.
Fazit des Besuches: Ein echter Spaß (naja, bis auf die Dieseldreckdiagnose), 35 Euro teuer€¦ Zum Abschluss laden wir Joao und seinen Kollegen auf einen Kaffee ein – wir erzählen noch ein bisschen, er gibt uns Tipps für die Reise nach Madeira, klärt uns über die Fallwinde in der Bucht von Cascais auf, dann – schöne Einladung! – zahlt ER UNSERE Kaffees und verabschiedet sich. Muito obrigado – muito obrigada!

So ist das Leben in Portugal! Aa-haa! Wir mögen€™s!

Starkwind, Tour d’Europe und schwimmende Boten

Standort: Cascais

Am Freitag gab es eine fette Wolkenwalze über den Bergen von Sintra, und der Starkwind ließ nicht lange auf sich warten. Ein Höllenspaß für die Surfer, aber dann war es doch so, dass gegen Abend allenthalben mit den (Anker-)Ketten gerasselt wurde – „€¦ ach, lass uns mal noch ein bisschen Kette stecken€¦€ Merkwürdiges Gefühl ist das – es waren ja doch nur 7 Windstärken in den Drückern, unterwegs sicher kein Thema, aber vor Anker merkt man doch auf, denn so €˜ne AKKA schwojt dann zur einen Seite, kriegt die nächste Böe von der anderen, legt sich weg und fährt hurtig in die Gegenrichtung. „Knaatsch€ sagt der Ruckdämpfer. Und dann auf ein Neues€¦ Beim Weglegen kommt – ein Schiff vor Anker ja doch nicht ganz so seefest gemacht wie eines auf See, das mal vorausgeschickt! – also, beim Weglegen kommt dann schon mal aus dem fahrlässig offen gelassenen Pantryschapp der stählerne Mixbecher von oben, und da dieser Mixbecher auch noch die Metalleinsätze für die Zitruspresse enthält und noch dazu quasi „über die Bande€ fliegt, nämlich über den Herd, kann man sich das Geschepper vorstellen. Aber das gibt nur Abzüge in der B-Note. Der neue Bügelanker macht sich wirklich gut, unsere Peilungen stehen wie die berühmte „1€³. Und die Aphrodite-Crew guckt lässig aus ihrem Luk, peilt unseren Ankerball und schließt haarscharf, dass entweder AKKA und Aphrodite stets in gleicher Geschwindigkeit auf die Reise gehen oder eben wie angenagelt in der Bucht sitzen. Letzeres, natürlich. Im Gegensatz zu unserem Hintermann, kleines Holzboot aus dem Unterfränkischen. Da hatten wir schon am Nachmittag den Eindruck, dass der sich unmerklich von uns entfernt. Aber immerhin steht hier Tidenstrom, die Boote ändern ständig die Konstellation zueinander, mal hintereinander, mal nebeneinander, schwierig zu sagen€¦ Nächtens war es dann wohl so weit, da muss dann Kettenrasseln der etwas dringenderen Sorte angesagt gewesen sein – als der Wind sich um 1 Uhr in der Nacht legte, sah ich in der Richtung kein Ankerlicht mehr, und am frühen Morgen lag der kleine Franke ein paar Kabellängen weiter nach innen. Macht sich beim Rudern auch besser – schönes Dinghy hat er nämlich! Ferryman, klappbar, ein Ruderboot wie aus dem Bilderbuch. Das weckt diesen „haben-wollen€-Reflex, wenn wir mit unserem Schlauchboot vorbeigeeiert kommen€¦ Immerhin befleißigen wir uns auch des Riemenschwingens, das hält fit. Wie auch die Schwimmerei, mein tägliches Vergnügen – atlantisch kühl ist es ja, und noch dazu gibt es verdächtig viele Schwebstoffe hier€¦ Aber man muss die Bucht ja nicht austrinken. Praktisch ist, dass man sich mit den Eignern an Bord der umrundeten Schiffe unterhalten kann, und wenn das länger dauert, verfällt man einfach ins Aquajogging. Hatten wir gestern noch in Begleitung von Eva eine kleine Tour d€™Europe veranstaltet – Wetterabfrage bei den Norwegern (es schneit schon auf den Lofoten!), Schwedenschnack (kennen wir schon aus Povoa), Dänengeplauder (woher? wohin?) und kurzes Bon jour in Frankreich, (die Niederlande und Großbritannien waren leider schon ankerauf) gegangen, so wurde ich heute als schwimmende Botin eingesetzt€¦ „wenn Du bei Goyave vorbeikommst, kannst Du ihn zum Kaffee einladen€¦€. Which he gladly accepted. Und ich hatte ein Ziel mehr zum Abklappern – hier gibt es einfach keine Kacheln zu zählen, man muss sich seine Schwimmstrecken schon anders zusammenfrickeln. Hatte ich schon gesagt, dass über allem die Sonne strahlt?! Tut sie! Es geht uns gut €¦

Auf der anderen Seite

Nun liegen wir mal da, wo wir früher gern mal hingeschielt haben, wenn wir doch eigentlich arbeiten sollten. Cascais, mitten in der Bucht, gleich gegenüber vom feinen Hotel Albatros, in dem ich unsere Großkopferten unterzubringen pflegte. Ich gestehe, dass ich damals auch gern mal dort gewohnt hätte. Frühstück mit Blick auf den Atlantik… Und eher repräsentative Pflichten. Das Weinglas heben und mit Journalisten schäkern. Muss das stressig gewesen sein ;)… Ich würde wohl heute noch gern dort einziehen, wenn wir nicht ein schönes Boot mitten im Wasser liegen hätten. Nun haben wir uns also durchgewurschtelt nach Lissabon. Es war wirklich lausig wenig Wind in den letzten Tagen, aber da entwickele ich ein bisschen Seefahreraberglauben – ich will nicht allzu viel heulen, sonst heult hinterher der Wind zur Unzeit im Rigg; dieser Kampfgeist geht mir wirklich noch ab. Derzeit genießen wir, dass Funkpate Jupp schreibt, dass es in Harburg a…kalt ist und er sein Boot schon aus dem Wasser genommen hat – und ich lasse mir hier gerade die Sonne in den Rücken scheinen. Die kommenden Tage, bis das Post-Paket aus Aurich da ist, werden wir Lissabon ein bisschen unsicher machen. SCHÖNE Bilder dazu haben schon Sönke und Judith, www.hippopotamus.de „vorveröffentlicht“, auch ihre Porto-Eindrücke waren ganz so, wie wir es angetroffen haben.Warum sollten wir da noch eigene Bilder machen?! Schlecht nur, dass unsere Wege sich in Kürze wohl doch trennen – Hippo geht nach Marokko, wir nach Madeira. Naja, wir haben uns vorgenommen, doch öfter mal zur Kamera zu greifen. Bisher war die Ausbeute wirklich ziemlich „mau“, und noch dazu haben wir die Bilder aus der Normandie verschlampt – wahrscheinlich die Karte gelöscht, ohne die Photos abgespeichert zu haben. Das ist wie früher, wenn man keinen Film eingelegt hatte! Also gibt es keine Bilder vom Fallschirmjäger an der Kirche in St.e Marie l’Église. Ein Bilderloch vom 17.7. bis zum 5. 8. tut sich auf. Schade. Oder auch nicht. Immerhin bin ich dabei, die Internetseite ein bisschen aufzuräumen, zu konzentrieren, ansehnlicher zu machen – Verbesserungsvorschläge werden mit säuerlicher Miene, aber doch gern aufgenommen! Leider sind wir auch WLAN-mäßig auf der „anderen Seite“ angekommen, der anderen Seite der Biskaya nämlich – ich habe eine teure Fehlinvestition zu beichten: Netabord in Frankreich, das waren 24 Stunden Zeitvolumen für 1uroURO, das reichte eine ganze Woche, für Wetter, Skypen, Lustigsein. Na, da lasse ich mich nicht lumpen und kaufe gestern nächtens per SMS der portugiesischen Vodafone 24 Stunden für 20 Euro ab. Das klingt doch erfreulich! Weit gefehlt – die 24 Stunden laufen in 3 Stunden ab… Toll. 20 Euro in den Sand gesetzt. Und nun will bei dem schwankenden Boot nicht mal das Website-Update stabil durchlaufen. Grrr.
Sonst ist aber nichts grrr – wir gehen gleich an Land. Immigration, Zoll, Polizei erwarten uns noch, schließlich sind wir hier in der EU ;). Aber dann gibt es einen gepflegten Abendsonnenbummel durch die Gassen von Cascais. Hmmmh!
Ach ja – es gibt ein Bild des Tages. Frei nach Loriots Lammhaxe. Der Herr macht einen Palstek…

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Povoa. Kleiner Nachtrag

Standort: Leixoes

Abschied aus Povoa. Das geht doch tatsächlich mit einer festen Umarmung mit Maria José und Carlo ab! Nach 12 Tagen – kein Wunder, dass der eine oder andere statt ein paar Tagen diverse Monate, gar Jahre verweilt… Die Marina von Povoa und das Clube Naval Povoense, das ist wirklich eine Empfehlung für einen Stopover. Idyllisch ist die Anlage nicht unbedingt, das liegt einfach am Bauboom der letzten 25 Jahre, wie überall hier an der portugiesischen Küste, aber zumindest ist es nicht industriell (wenn man mal von der Ferienwohnungsindustrie absieht). Vila do Conde ist nur ein paar Fahrradkilometer entfernt, man kann zu Fuß kleine Supermärkte oder den Bäcker erreichen, in die (Alt-)Stadt laufen, sich am Strand (oder im Casino) vergnügen. Oder man radelt zu einem der großen Supermärkte am Stadtrand. Beschafft sich Fisch, Obst, Gemüse etc. frisch in der Markthalle und den Rest aus dem „Pingo Doce“ gleich gegenbüber, meine tägliche Radelrunde. Die S-Bahn („Metro“) nach Porto ist in fußläufiger Entfernung, nach 50 Minuten ist man in der Stadt. Was will der segelnde Mensch mehr? Nichts; naja, Ersatzteile vielleicht , aber da springen dann wieder die Leute von der Marina ein; eine Telefonanruf und schon stehen hilfreiche Geister auf dem Gelände. Herzliche Gastfreundschaft von Maria, Carlo, Joao und ihren Kollegen gibt es als Zugabe, einen steten Fluss von ab- und absegelnden Yachten aus aller Herren Länder dazu und viel Spaß im Marinabüro, wenn sich um die nicht besonders leistungsfähige WLAN-Antenne der immer gleiche Kreis von Internetjunkies trifft. Zum Schluss gibt es noch Kaffeetrinken auf der „Altair“ und witzige Gesprächen über Sinn und Unsinn von Evolutionstheorien, über Schiffsbau, Computer und dar?ber, wie man ein mittelmäßiges Buch so überträgt, dass es in der Übersetzung ein Hit ist: „Das Rätsel der Sandbank“, zum Beispiel…

Uberhaupt war der etwas verlängerte Stopp in Povoa lohnend, nicht nur wegen der lange verdrängten, aber nun endlich durchgeführten Wartungsarbeiten an der AKKA, auch wegen der beiden großen Ausflüge nach Porto und vor allem in unsere berufliche Vergangenheit, nach Braga. Andreas steht mit einer Mischung aus Rührung, Bewunderung und Entfremdung vor einem „seiner“ Produkte, einem funktionstüchtigen Rallye-Golf G60. José Luis Costa ist da, extra aus Aveiro angereist für unseren Besuch; aus Paulo Meireles, dem damaligen Rallye-Youngster, ist der Geschäftsführer der väterlichen Audi-Sparte geworden. Die eine oder andere Rallye gibt er sich noch, aber wenn, dann mit dem Golf. Unser Folgeprodukt, den 1600er Polo, schon nicht mehr zu Andreas‘ Zeiten, hat er nicht geliebt und konnte ihn leichten Herzens verkaufen, aber dieses Auto hier wartet nun auf die Rallyekünste seines neunjährigen Sohnes, Ersatzteile sind noch genug da. Nachdem wir die alten und die neuen Zeiten – der Mittagszeit entsprechend mit viel Wasser und wenig Wein begossen und unter einem Haufen Muscheln und Fisch und Süßspeisen begraben haben, begeben wir uns nach Guimaraes. Aqui nascue Portugal – hier wurde Portugal geboren (und Maria José! ;-)). Nochmals Mittelalter pur (Guimaraes, nicht Maria…), in Granit gehauen. Alte Häuser, alte Steinwege, alte Burgen. Es ist mächtig heiß hier oben in den Bergen, so wanken wir von einer Café- zur nächsten Wasser-Station. Aber schön ist es hier im nördlichen Portugal und nett sind die Leute. Siehe oben…