Talofa!

Samoa, Samoa... AKKA auf dem Weg nach Apia auf der Insel Upolu

Samoa, Samoa... AKKA auf dem Weg nach Apia auf der Insel Upolu

Apia, 18.7.2012

Zeit sich mal wieder zu melden, gelle?  Und die Gelegenheit ist günstig: es schüttet, dafür ist es aber schön warm.  „Talofa“ also aus Samoa.

Genau 58 Stunden kostete uns die Reise von Tonga nach Apia, und es hätte nicht besser sein können. Halber Wind, 20 Knoten, also nicht zu viel und nicht zu wenig. Welle war ordentlich, aber genau aus der richtigen Richtung, und am Ende erwartete uns nun erstmalig seit… Colon?! eine richtige Marina, die wir uns mit zwei weiteren Gastbooten teilen,  Früher fuhren wohl mehr Yachten nach Samoa (das ehemals „Western Samoa“ hieß), aber die Tatsache, dass man hier nicht mehr ankern kann bzw. soll, scheint den einen oder anderen Cruiser abzuhalten. Aus unserer Sicht: wär schade drum!

Ein Tropicbird versucht zu landen...

Ein Tropicbird versucht zu landen...

Landschaftlich gemahnt uns Upolu, die Hauptinsel, an Tahiti, ein dicker Pflanzenpelz auf vulkanischen Bergen; gegenüber Tonga scheint das Leben ein bisschen munterer zu sein. Verkehr gibt es mittelmäßig reichlich, der Markt ist viel größer als in Neiafu – nur die Matten, die ta’ovalas, Kiekies oder Trauermatten, die fehlen. Immerhin trägt, wer auf sich hält, einen Lavalava-Wickelrock, Männlein wie Weiblein – und nicht zu vergessen die Polizei, die übrigens jeden Morgen um 08:50 mit Blasmusik zum Government Building marschiert, um dort die Landesflagge zu hissen.  Man hört es bis in die Marina, und in den nächsten Tagen gehen wir mal zumFrühstücken in die Stadt um uns das Schauspiel anzusehen und -hören.

Am Clocktower - Relikt aus deutschen Kolonialzeiten?!  Die Busse sind mehr "latino"

Am Clocktower - Relikt aus deutschen Kolonialzeiten?! Die Busse sind mehr "latino"

Rechts: Ms. Coffeshop. Dieses Lachen ist einen Besuch ebendort wert! Unerschütterlich!

Rechts: Ms. Coffeshop. Dieses Lachen ist einen Besuch ebendort wert! Unerschütterlich!

„Kultur“ war gestern auch schon, wir waren im berühmten Aggie Greys Hotel und haben uns die mittwöchliche Fiafia-Show anzugucken. Samoanische Musik und Tanz, dargeboten von der Hotelmannschaft. Es war voll und nett, der Tourismus, der ja in Tonga ein eher kümmerliches Dasein führt, blüht in Samoa und schaufelt wintergeschädigte Kiwis und Ozzies herüber. Die Tänze ähnelten den tonganischen durchaus, aber es war alles ein klein bisschen freier. Was zu ergründen bleibt, ist, ob die vorgeführten Hüftschwenktänze, ähnlich dem tahitianischen o’tea, ein samoanisches Element darstellten oder ein Zugeständnis an die reichlich vorhandenen „Ozzie-Blokes“, es saß nämlich eine ganze Rugby-Mannschaft aus New South Wales im Publikum.  Aber ich bin recht sicher: das war für die Touris, so christlich und züchtig wie es hier zugeht… .

Der Feuertanz wird sicherheitshalber am Pool ausgeführt!

Der Feuertanz wird sicherheitshalber am Pool ausgeführt!

Für das Wochenende nähe ich mir gerade ein „puletasi“, ein Kleid aus kurzärmeligem Oberteil und knöchellangem Wickelrock. You never know: man wird hier durchaus zum Kirchgang zwangsverpflichtet, und nicht nur einmal. Immerhin – die Samoaner erlauben im Gegensatz zu den Tonganern, dass man die Ellbogen zeigt…

Auf der Suche nach Polynesia-Stoff

Auf der Suche nach Polynesia-Stoff

Übrigens endete die letzte Woche ungefähr so, wie der heutige Tag begann:  Mit Bewunderung für offensichtliches Übergewicht! Meines nämlich.
Als wir in Neiafu aus Tonga auscheckten, kneift mich doch eine grinsende Alte, die beim Hafenkapitän saß, in die nackten Waden und und sagt: „Malo! Malo! Fat!“  Jaa, nett, die Dame; doch, ich finde meine dicken Waden auch prima.  Heute war es Meke, der freundliche Mann von der Reifenwerkstatt, den ich um Luft für’s Hinterrad bat. Der erkundigte sich angelegentlich nach meinem Gewicht und strahlte auf die ehrliche Antwort „That’s good!“.  Samoanische Maßstäbe.  Was lasen wir eben im Moon Handbook South Pacific?! Der Amerikaner oder Europäer isst, bis er satt oder „voll“ ist. Der Samoaner… der isst, bis er müde wird.  Da arbeiten wir noch dran.

Schneckenhaus entlaufen!

Zu Besuch bei Elke und Werner. Nicht umsonst heißt die Bucht "Blue Lagoon"

Zu Besuch bei Elke und Werner. Nicht umsonst heißt die Bucht "Blue Lagoon"

Neiafu, 8.7.2012

wir machen uns auf den Weg nach Norden. Wann genau, ist noch nicht klar – am nächsten Wochenende ist viel Wind angesagt, sprich: viel Welle, und das will in die Planungnen einbezogen sein.  Aber falls wir noch warten müssen: schad’t nix.  Vava’u hat auch seine Reize.
Wobei wir gerade aus Kenutu zurück kommen, wo die Vela im vergangenen Jahr wochenlang „abgehangen“ hat. So ganz hat sich uns der ganz besondere Reiz dieses „Traumzieles“ am äußersten östlichen Zipfel von Vava’u nicht erschlossen, aber vielleicht lag das auch daran, dass wir derzeit Springzeit haben, und damit entweder sehr viel Strand oder überhaupt keiner vorhanden war.  Dennoch hatten wir Spaß, mit Fischen und Korallen in den Rockpools, beim schüchternen Blick auf die gewaltige Brandung auf der Ozeanseite der Insel; man kann blaue Seesterne vorm Vertrocknen retten (als Kinder haben wir umgekehrt Seesterne in stinkende Leichen verwandelt, brrr!). Oder Seegurken beim Atmen zuschauen – da eine Seegurke durch den Anus atmet, sieht das aus wie eine Mischung aus Pupsen und Pinkeln.  Ein fast abendfüllendes Vergnügen.

Aus Elkes Garten. Dazu gab es eine Flasche Mandarinensirup - vom Baum in die Flasche

Aus Elkes Garten. Dazu gab es eine Flasche Mandarinensirup - vom Baum in die Flasche

Und: Fischer luden uns zur Trinknuss am Strand ein…  was dann zur Schweinerei des Jahres führte, denn die ausgesoffenen Nüsse wurden nach Hause geschleppt, um Kokosmilch daraus zu pressen. Diese Arbeit ist nicht ganz spurlos: zunächst verteilt man den Bast über das Deck, bis man einigermaßen an die Nussschale rankommt, dann zerkloppt man die Nuss, so dass der Bast, der sich zuvor noch leicht hätte wegfegen lassen, sich nun mit Kokoswasserrresten mischen kann; man pult mit einem Esslöffel das Fleisch aus der Schale, das ist ein bisschen widerspenstig ist und lässt einem die Brocken um die Ohren fliegen, und bei der Landung auf der Cockpitbank hinterlassen die BRöckchen herzige Fettflecken. Ist das Fleisch so weit zerkleinert, dass man es mit dem Blender behandeln kann, nehmen  die Pantrytüren samt -decke die nächste Portion fliegender Kokosteile auf, und last but not least ergießt sich natürlich ein Teil der Milch, die ich nun durch ein Tuch presse, auf die Arbeitsflächen.  Baaah. Ich hörte, dass Freund Werner aus Fofoa sich eine edelstählerne Presse für eigens diesen Zweck gebaut hat. Klug von ihm…  Und er presst auch draußen im Garten, noch klüger.  Werner und Elke – die TO-Stützpunktleiter für Vava’u – leben ja schon eine Weile hier, und so nehme ich an, dass sie das mit dem Entbasten auch besser können.

Außer Konkurrenz: von "grün" auf "Nuss" in 13 Sekunden

Außer Konkurrenz: von "grün" auf "Nuss" in 13 Sekunden

Wie das richtig geht, konnten wir letzten Sonnabend beim Kokosnuss-Entbastungs-Wettbewerb bei „Taste of Tonga“ beobachten; die hatten dieses Vergnügen ins Rahmenprogramm ihres Schweine-Rennens gestellt.  Also – Tonganer waren ausgeschlossen, und gewonnen hat ein allem Anschein nach lang ansässiger Schein-Europäer, mit 38 Sekunden für eine Kokosnuss. Alle echten Touristen konnten nicht mal die Minute unterschreiten.  Und dann gab es die Vergleichszeiten von denen, die sich damit auskennen. 12 Sekunden pro Nuss von tonganischer Seite. Nun ja – ich brauche 12 Minuten.

Die Athleten vor dem Start

Die Athleten vor dem Start

Neben dem wirklich bedauerungswürdigen Schweinerennen  – man hatte eine veritable Rennbahn gebaut, mit kleinen Hürden, und 5 Jungschweine agierten als aufgescheuchte Athleten, die vor einem Spaßmacher in einem Pu-der-Bär-Kostüm davonhetzten… – gab es bei diesem Renntermin natürlich einen Hutwettbewerb und ein Rennen, an dem ich mich sogar gern beteiligt habe: The Hermit Crab Racing.  Für Startgebühr 1 Pa’anga durfte man sich aus einer Kiste einen Einsiedlerkrebs aussuchen, auf das Startzeichen setzte man sie auf den Startpunkt der Rennstrecke und dann ging es ab. Kurz bevor meine lucky number 13 namens Bernhard (*) das Ziel, nämlich den Rand der kreisrunden Renn-Platte, erreichte, überlegte er sich die Sache trotz meiner gestiegerten Anfeuerungsrufe und kehrte um.  Tja…  Da hat die Trainerin wohl versagt.

Das Einsiedlerkrebs-Rennen

Das Einsiedlerkrebs-Rennen

Aber auch sonst erliegt man, was Einsiedlerkrebes betrifft, dem einen oder anderen kleinen Irrtum:
Was man hier sieht, ist die Ausbeute an Schneckenhäusern (die Muschel sowieso und natürlich ist das kleine Operculum massiv…)  Urteil: eindeutig leer, also wanderten sie zunächst mal für eine Weile in meine Rocktasche und wurden dann im Cockpit näher besichtigt.  Klar, leer…  Als ich allerdings die Gehäuse auf dem Cockpitsüll aufgereiht hatte und ein Weilchen in Frieden ließ, vernahm man so ein ganz leises Knister-Knaster-Geräusch… !!?? ??

Schnecken und Muscheln... stationär

Schnecken und Muscheln... stationär

Kurz nach dem Foto-Shooting hatte das erste „leere“ Gehäuse in einem unbeaufsichtigten Moment schon das Ende der Cockpitbank erreicht.  Na, prima, das hieß: Kajak ins Wasser und die zwei Gäste am Strand auswildern.

So ist das mit dem wilden Leben in Vava’u.

Traulich vereint am Ankerplatz... Gestatten?! ONEDIN Line!  Die Soeren Larsen!

Traulich vereint am Ankerplatz... Gestatten?! ONEDIN Line! Die Soeren Larsen!

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*Bernhard heißen bei uns alles Einsiedlerkrebse nach dem europäischen „Modell“ Pagurus bernhardus.

Kleine Kinder, kleine Wale

Neiafu, 28.6.2012

So ein Mist! Der Mensch mit der Kühltruhe ist nicht mehr am Markt, es gibt keine gefrorenen Rinderfilets mehr und keine Salamiwürste€¦ „€¦verzogen nach Nuku€™alofa€ hieß es. Immerhin sind „meine€ Gemüse- und auch die Eier-Frau noch am Platz. Alles in bester Ordnung also.
Wir sind in der Vava€™u-Gruppe gelandet und haben heute, außer einzuklarieren und die Visa zu verlängern, auch gleich noch eine weitere Portion Pilz-Medizin für unsere kleine Patientin in Ha€™afeva besorgt.
Schön war€™s dort, denn obwohl wir doch den Exodus erwartet hatten, war außer Auka alles noch vor Ort. Der erste Ha€™afeva-Scherz war gleich mal, dass wir als alte Inselhasen die vermeintliche Abkürzung durch Wald und Gärten nehmen wollte, die uns Linda beim letzten Mal gezeigt hatte. Netter Spaziergang, ziemlich lang, mit interessanten Schweinegehegen, abgelegenen Waldhäuschen und so fort. Bis sich der Palmenhain lichtet und wir so um und bei 200 m vom Ankerplatz der AKKA wieder am Strand landen. Schöne Abkürzung, das. Der anschließende Strandspaziergang, halb um die Insel herum zog sich dann etwas und so waren wir wirklich froh, am Anwesen der Mataeles in die ungläubigen Augen von Ma€™ima zu schauen, die im Hinterhof gerade Kokosnüsse von den Palmen holt. Kurz drauf sitzen wir auf eine schönen Polynesiermatte unter den Bäumen, die verwurmten Hunde ringsum, lassen uns erläutern, das Auka nur zeitweise in den USA ist, zum Geldverdienen (in Salt Lake City, der Mormon-Mammon€¦) und lassen uns von Oma und Ma€™ima Trinknüsse öffnen. Unterhaltung ein klein bisschen schwierig, aber das Wesentliche kriegen wir doch heraus: weit gefehlt, dass Linda in Vava€™u ist, sie ist gerade mit den ganzen anderen Gemeindemitgliedern in der Kirche€¦ Huch?! Mitten in der Woche? Jawohl – am Wochenende ist Insel-Mormonenkonferenz, da muss alles blitzsauber sein. Ach je€¦ In tonganischen Dörfern ist eigentlich die Mormonenkirche grundsätzlich das einzige, was immer sauber ist, aber wenn€™s schee macht.
Jedenfalls hüpft uns auf dem Gang in Lindas Richtung dann schon Af€™a in die Quere, wir freuen uns gegenseitig, und dann kriegen wir endlich die kleine Ana präsentiert, Lindas Tochter, die am 5. März geboren wurde. Na also – Schwangerschaft auf Ha€™afeva geht doch€¦ (klar geht das, sonst wäre da nicht so viele Kinder unterwegs€¦).

Am nächsten Tag kriegen wir auch Lupe samt Bein zu Gesicht – der Erfolg der Behandlung ist halbwegs da, aber zwei handflächengroße Stellen haben sich wieder gebildet. Ach, Mensch. Ein bisschen müsste man da auch mal auf mehr Sauberkeit achten – kleine Entzündungsstellen vom Kratzen sind nicht zu übersehen€¦ So richtig haben wir das mit der Gesundheitsberatung noch nicht raus. Also auf ein Neues – nach Rücksprache mit dem hiesigen Arzt heute geht nächste Woche wieder ein Medizinpäckchen auf den Weg und dieses Mal wird Sioni das mitnehmen und wir werden seine Frau, die Volksschullehrerin, in Aufklärung und Behandlung einspannen.
Sioni wieder hatten wir kennengelernt€¦ man mag es gar nicht erzählen. Auf dem Weg zum Pass nach Ha€™afeva kommt uns am Montagmorgen aus der Ferne ein offener Fischerkahn entgegen. Grottenlangsam – und wir machen noch unsere Bemerkungen, dass man mit so einem offensichtlich kranken Motor vielleicht nicht zwischen den Inseln unterwegs sein sollte. Kaum liegen wir vor Anker klopft es€¦ Eben jener Sioni – ob wir nicht einen unserer Außenborder abbzweigen könnten, mit dem existierenden, der wirklich auf der allerletzten Rille röchelt, könne er kaum noch fischen fahren. Man hat wirklich ein schlechtes Gefühl, wenn man sich anschaut, was wir alles so redundant mit uns rumschleppen: kleiner Außenborder, großer Außenborder, x Segel, verschiedene GPS und der ganze Rest an elektronischem Overkill, alles doppelt und dreifach. Und hier schmeißen die Leute im hundersten Versuch ihr Motörchen an und begeben sich mit einigem Gottvertrauen auf See damit. Es hinterlässt ein flaues gefühl in der Magengegend – aber immerhin, auch wenn wir keinen Motor beisteuern wollen und können, Mike und Dani von der MIRABILIS, die werden wohl behilflich sein können; die beiden sind Kurzzeit-Cruiser aus Neuseeland und daher nicht ganz so auf ihr zweites Aggregat angewiesen.

Zur Entspannung legen wir nach den Ha€™afevatagen noch einen Stopp in Uoleva ein und genießen Unterwasserwelt und Sanndstrand. Dann zwei Tage Panga€™i – Magda freut sich auch, uns wiederzusehen, und wir freuen uns, köstlichen, frischen Ota ika aufgetischt zu bekommen.
Und nun Vava€™u. Die Wale sind auch schon da – ob wir die Kuh mit dem frischen Kalb zu Gesicht bekommen, von der wir heute hörten? Noch müsste Mama ja stattlicher Figur sein (obwohl die 5.000 Meilen aus der Antarktis herauf sicherlich schlauchen€¦). Und Babylein – na, das wird jetzt tüchtig wachsen. Hat ja auch mit 1,5 Tonnen Geburtsgewicht ordentlich aufzuholen, Mama trägt mit rosafarbener, leckerer Milch dazu bei. 50% Fettgehalt. Blörrrrps.

Eine Kokosnuss!

Ha’afeva, 19.6.2012

Wir betrachten gerade etwas, was wir in Ha’afeva noch nicht gesehen habe: die ‚Otaunga’ofa wird entladen. ‚Otaunga’ofa ist das Schiff, das nach der Fährkatastrophe von 2009 in Dienst gestellt wurde *, und kommt wöchentlich einmal hierher, üblicherweise in der Nacht, so um 1 oder 2 Uhr – nur heute hatte sie ein bisschen Verspätung, und so konnten wir das Schauspiel beim Frühstück genießen. Schon putzig, wenn man sieht, dass auf See (nun gut, ruhiger See, denn wir liegen ja im Windschutz der Insel und innerhalb des Riffes…) die große Roll-on-Roll-Off-Rampe abgelassen wird, um den längsseits gehenden Kleinstbooten Gelegenheit zu geben, Kinder, Omas, ein Sofa, Gemüsesäcke und allerlei anderes zu laden und zu entladen. Und nochmals spannend zu sehen, wie die nun abenteuerlichst beladenen Kleinstboote an Land tuckern: weil sie so buglastig sind, müssen dann auch noch vorn zwei Leute stehen, damit die Ladung nicht über Bord geht. Was wiederum die Buglastigkeit nicht gerade veringert. Heil angekommen, freut sich die an Land stehende Dörflermenge: „… die Schwägerin aus Vava’u hat uns eine Kokosnuss geschickt!“ oder so ähnlich. Zu den „Schwägerinnen aus Vava’u“ gehört, wie wir gestern zu unserem Bedauern schon hören mussten, auch unsere Freundin Linda, die nach der Geburt ihres Kindes dort geblieben ist. Aber immerhin ist sie für uns in Reichweite, nur ein paar Inseln weiter, während die Tatsache, dass Bruder Auka nicht ans Telefon geht, einen anderen Grund hat: neue Rufnummer, neue Vorwahl +1. USA. Wir hatten es im letzten Jahr schon geahnt, dass der Exodus aus Ha’afeva bei den Mataeles im vollen Gange ist und sind jetzt gespannt, was heute nachmittag Afa und Mary zu erzählen haben.

Am Sonnabend hatten wir noch einmal Nuku’alofa genossen, das sich zum Wochenende hin kaum vom Samstagsbesuch bei Real-Kauf Altwarmbüchen unterscheidet: voll und laut, viele Autos, die durcheinander kurven, hier allerdings auf dem ziemlich bunten Fisch- und Melonen/Taro/Maniok-Markt am Anleger. In der Stadt(?!) plärrt es marktschreierisch und polynesisch aus den Lautsprechern vor der neuen Filiale des MOLISI-Supermarktes; mehr Markt als super, aber für hiesige Verhältnisse und für uns ganz prima. Wie viele der modernen Gebäude war auch der Supermarkt den Unruhen 2006 zum Opfer gefallen, und obschon die Zeitung dieser Tage gerade „Tonga in Crisis“ schreit, werden doch viele Gebäude nach und nach neu errichtet. Das neue „Café“, das zu diesem Supermarkt gehört, ist eigentlich eine dem Eiskrem-Tresen („TipTop New Zealand“) angeschlossene Espressomaschine. Und zu beobachten, wie man versucht, dieser Mschine nun die von uns bestellten „Flat White“-Kaffees zu entlocken, war allein schon einen Ausflug in die Stadt wert. Ich war, während Andreas die Bestellung aufgibt, beim Bäcker UND auf dem Markt, um noch ein paar Äpfel und Möhren zu ergattern, und als ich zurückkomme, steht er noch immer diskutierend da. Schließlich wird aus dem Hintergrund die Frau herangerufen, die ich vom „alten“ Molisi als die kenne, die mir Gemüse abwiegt und außerdem im Kämmerlien das Fleisch verpackt – die auch gleich mit der Milch wieder nach achtern verschwindet – wer weiß, wie diese Milch erhitzt wird?! Mit der großen, glänzenden und fauchenden Maschine jedenfalls nicht. Bis wir endlich im Besitz unseres Kaffees sind, haben wir reichlich Zeit, in tonganische Rhythmen gehüllt, das vorbeiblubbernde Leben zu begutachten. Ein paar Touristen in Bergstiefeln, jede Menge Dorf- und Landbevölkerung, tonganische Nobles, die Kindermädchen und ihren noblem Nachwuchs im Schlepptau haben, Trauermatten aller Art (was mich ja doch immer wieder fasziniert), dicke Damen, die mit uns an den Tischen sitzen, ihre dicken Sitzpolster im Takt über die Ränder ihrer (tonganertauglichen) Plastikstühle wippen lassen und zur hawaiianisch angehauchten Musike ein TipTop-Eiskrem schlecken. Schön! Ach, was die dicken Sitzpolster betrifft… Das liebe ich so an Tonga – man fällt als Übergewichtige kaum auf. Als ich im Kramladen anstehe und warten, dass Caroline Schneider (!! „I am half German!“ erzählt mir die junge Frau später…) mir Stoffe zuschneidet, die ich den diversen Damen auf den Inseln zugedacht habe, lasse ich mich nebenbei von einer anderen Kundin beraten, wie viel Stoff man denn für einen „wrap-around“, einen Rockwickel, braucht. 1 Meter 80 ist die Auskunft, und dann: „… or is it for you?! Then 1.50 m… You are not fat!“ Ich habe es im Kalender vermerkt.

Abends ein letztes Bier mit Fish and Chips bei Ana „Big Mama“ und Earle – wir hatten viel länger in Nuku’alofa gesessen als gedacht, aber das Wetter war einfach zu bescheiden. Landesgerecht werden wir verabschiedet mit einer Tonganer-Einladung: „… wenn Ihr nach Niuatoputapu kommt: die Insel im Norden vom Ankerplatz ist meine – Ihr könnt sie benutzen…“, sagt Ana.

Sonntagmorgen bei bester Laune in Nuku’alofa ausgelaufen, erreichten wir unser Tagesziel gegen 15 Uhr und freuten uns schon auf möglicherweise ein Ferkelessen am Strand… aber was wir sehen sind lediglich Brecher vor der Insel. Südschwell und – wie wir jetzt im Nachhinein denken – Hochwasser lassen uns nicht mal die kleinste Möglichkeit, die Riffdurchfahrt auch nur zu erkennen. Ein bisschen zögerlich laufen wir drauf zu um dann, etwas gedämpfter Stimmung, abzudrehen. Keine Chance, durch diese Roller durch den Pass zu laufen. Und da dieses ein ekelhaftes Seegebiet ist, mit reichlich Riffen gespickt und nicht unbedingt 100%igem Verlass auf die Seekarten, laufen wir ein Stück ab Richtung Westen, drehen, als die Distanz uns sicher erscheint, für die nächsten Stunden bei und laufen in der Nacht langsam nach Norden, Ziel Ha’afeva. Und da sind wir nun. Lange werden wir dieses Mal nicht in Ha’apai bleiben. Samoa ruft – heute früh kam schon die erste Vorschau via Kurzwelle von der CUL8R: „… heiß ist es! Das Wetter in Tonga fanden wir besser!“ Alles klar: hier regnet es…

——-

* ein Mahnmal für dieses Fährunglück zwischen Tongatapu und den Ha’apais kann man auf dem kleinen Friedhof gegenüber dem Anleger in Nuku’alofa ansehen. Die Geschichten, die man sich erzählt sind gruselig: Gieriger Noble schickt eine Fähre auf die  Reise, deren Reparatur noch nicht abgeschlossen war.

Schon wieder!

Panga’imotu, 6.6.2012

Es ist jetzt gerade 00:07 UTC, und seit zwei Stunden wandert sie, die Venus.  Vor der Sonne hindurch nämlich, das Ereignis, das uns im Endeffekt Neuseeland und Australien beschert hat – denn Cooks erste Expedition galt ja zunächst einmal dem Venustransit im Jahr 1769, den er am „Venus Point“ in Tahiti beobachtete  – die geheimen, weiterführenden Befehle zum Erforschen des Südpazifik durfte er erst danach öffnen. Wissenschaftlich war das übrigens nicht so ertragreich wie erhofft… Seine „Kontaktzeiten“ hatten bis zu 40 Sekunden Differenz zu anderen Beobachtern auf dieser Welt – er konnte die Venus nicht so scharf sehen was genauere Messungen in Tahiti unmöglich machte.  Übrigens war ja ein rechter Naturforscher an Bord: der mit Cook berühmt gewordene Joseph Banks (Stephen Maturin lässt grüßen). Der fühlte sich am Stichtag lediglich bemüßigt, 3 schönen Tahitianerinnen den Versuchsaufbau zu zeigen. Venusdurchgang, das gibt es alle 105 +  8 Jahre, da heißt es Prioritäten setzen  – und Banks  Prioritäten lagen offensichtlich auf den (Natur)Schönheiten Tahitis. Das wäre Aubrey und Maturin nicht passiert.

Wir haben heute unseren Sextanten rausgeholt (der freut sich auch mal über’s Lüften!) und schauen uns das Schauspiel durch dessen Schattengläser an, das ist der einzige Augenschutz, den wir an Bord aufbieten können. Man sollte tatsächlich eine „SoFi“-Brille dabei haben – immerhin kommt der nächste Venus-Transit am 11.12.2117, dann wären wir gerüstet.

Jedenfalls können wir es sehen –  und wer nachher in Berlin gleich früh die Sonne ausmachen kann, vielleicht auch! Falls nicht: es  sieht genauso aus wie beim letzten Mal, nur in Gegenrichtung.  4. Juni 2004.  Und noch ein Unterschied zu damals: wärmer ist es hier…

Venustransit! Schon wieder!

Killick!

Panga’imotu, 1.6.2012

Home, sweet tropical home… Genau, recht heimelig fühlt es sich an, wenn man in Nuku’alofa an die Tankstellenpier fährt und allerseits ein freundliches: „… malo e lelei!  Welcome back!“ entgegenschallt.  Die Leinen werden angenommen und ratz-fatz hat der Tankwart – dem nun endgültig mal ein selbstgebackener Kuchen gebührt! – die Einklarierungsbehörden angerufen. Und, Donnerwetter, nach 40 Minuten stehen sie auf der Matte, 4 Mann hoch, 1 mal ein neuer Immigrationbeamter, in Tupenu und Ta’ovala samt dickem Wollschal (eine tropische Variante der bekannten Bakterienschleuder, ist ja auch Winter hier, nur 27 Grad!), Zoll (dito Tupenu, aber mit Uniformhemd), Herr MAF (Ministry of Agriculture and Forestry) und Mr. Gesundheitsbehörde, der uns auch wiedererkennt.  Dieses Mal fragt MAF nicht mal mehr nach mitgebrachtem Gemüse (und dabei hatte ich mir soo schöne Kartoffel- / Zwiebel- / Apfelverstecke gesucht) und Mr. Health scheinen wir so gesund und schädlingsfrei, dass wir unser Pratique sofort kriegen. Zoll sitzt ein bisschen rum, plaudert und fragt dann blöd: „… und keine Sachen für die Besuche auf den Inseln?!“  Nööö, wir doch nicht… Schlecht lügen kann ich gut, aber der Zöllner insistiert auch gar nicht. Niemand will das Schiff anschauen und fragt sich, wofür die 20 Schubladen-Rollvorrichtungen sind, die in unserem Vorschiff umherfliegen und noch Schlimmeres; wir sitzen im Cockpit herum und small-talken, irgendwie will doch Valu, der Zöllner. noch was?!??  Und dann kommt’s:  er hat einen BBQ-Stand auf dem Samstagsmarkt. Ob wir da nicht Interesse hätten, morgen mal vorbei… Na, sicher. Tausche gegrilltes Hühnchen gegen gute Stimmung.
Ich lauf‘ noch schnell ums Eck, neben der Fischhalle ist der nächstgelegene Geldautomat – ja, Pustekuchen, weg ist der ANZ-Automat.  Dies beschert mir einen längeren Spaziergang in die Nachbarschaft der Hafenbehörde; siehe da, die ANZ-Filiale ist ebenfalls geschlossen. Ups?! Aber der Geldautomat ist noch da. Die gobale Bankpersonalverschlankung macht auch vor Tonga nicht halt.  Irgendwie scheinen es mir auch wenige Gemüsehändler an der Straße zu sein, aber zur gewünschten Melone und einer (der letzten) Ananas reicht es noch. Auffällig die dunkel-violettfarbenen Stoffbahnen mit schwarzen Schleifen, die von allen Säulen und Fensterstürzen fallen: Tribut an den toten König.  Der war natürlich auch gleich nach unserer Ankunft Thema, mit Nau, dem Taxifahrer, der – wir waren noch nicht richtig fest – schon angerollt kam und uns anstrahlte; so ein bisschen schmeißt er immer die Schiffe durcheinander, aber dass wir schon manche City-Tour miteinander bestritten haben, da erinnert er sich richtig, und er ist ein bisschen enttäuscht, dass wir uns fix nach Panga’imotu verziehen – das erschwert natürlich die Geschäftsgelegenheiten. Wäschewaschen und so… Aber morgen holt er uns für’s Hühnchenessen auf dem Markt ab! Wie, nö?! Sind nur 200 m zu laufen?! Aber man könnte doch bei Valu, dem Zöllner und Grillmeister, mit dem Taxi vorfahren?!  Ja, ja, klar. Wir vergessen Dich nicht, Nau!
Ehe es nun ganz tropisch-lustig wird, verholen wir uns, ans Irrational-Tonganische muss man sich erst mal wieder gewöhnen. Der Anker fällt wie immer bei Big Mama, und wir fallen auch, und zwar um – wir sind nämlich müde. Die zwei Tage von Minerva waren anstrengender, als die 20 Knoten Wind von achtern es vermuten lassen. 3-4 m See sorgten für ein ordentliches Gerolle, aber nicht die Segelei machte uns Schwierigkeiten, sondern das Wachehalten bzw. das Finden einer entspannten Schlafhaltung; die neu entwickelte Steuerbordkoje als Schlafplatz brauchte einige Nachtwachenlängen um richtig zu funktionieren; das in Opuy montierte Leesegel gab zu viel Raum, so dass man entweder haltsuchend, d.h. völlig verkrampft den Einstieg in den Schlummer suchte, oder, wenn nicht, dann unverkrampft aber hellwach auf der Koje hin und her rollte. Ui.
Aber dann sitzt man in der Sonne, kleines Ankerfeld von 5 Yachten, vor uns „ICE“ aus Hobart, ein tolles Gefährt.  Sieht aus wie es heißt: Eisfahrtgeeignet.  Kann, muss aber nicht, so ein bisschen tropische WÄrme tut auch ganz gut…
Aber wir gucken ja nicht nur nach fremden Schiffen, sondern wir haben auch ein Kulturprgramm. Filmabend zum Beispiel. Das Programm schon in Minerva zeigte eine Wiederholung eine Rallye-Dokumentation: Wilfried hatte uns ein Exemplar des schönen Deimel-Filmes „Röhrls Katze“ überlassen, bei dem wir gar nicht wissen, ob wir die tollen Rallyeaufnahmen am liebsten mögen, Röhrls trockene Kommentare („… schnoi Di o, Christian!“) oder die ganze Bande altbekannter Gesichter aus unseren Arbeitszeiten. Das spricht nicht nur den Eigner an – auch die Schipperin fühlt sich zurückversetzt in die „gute alte Zeit“.
Auf’s Programm muss jetzt aber auch mal „Master and Commander“, und das nicht ohne Grund, denn wir verschlingen seit ein paar Wochen die Patrick O’Brian-Romane*  um „Lucky“ Jack Aubrey und die Britische Navy. Neuerdings rufen wir gern mal: „Killick!“  Richtig, Aubreys muffiger Steward („… was is’n jetzt schon wieder!“)  Genau der richtige Ton hier an Bord, das übernehmen wir 1:1 – ich werde dem Eigner allerdings nicht vorwerfen können, dass er keine saubere Ausgehuniform hat „alles voll Dreck und Blut von Ihrem Gezappel auf der Vénus!“  Ist ja auch ekelhaft – dieses Hauen und Schießen, diese ewigen Seeschlachten sorgen nur für Unruhe im Alltag eines Stewards, das können wir nachfühlen, Killick!
Womit klar sein sollte: wir haben ein neues Idol gefunden. Oder gleich mehrere: Jack Aubrey selbst, der ja auch ’ne ziemliche Nummer darstellt, ein genialer Seemann mit eindeutigen „Land“-Schwierigkeiten. Und was wäre der ohne Dr. Maturin, der zwischen Geschlechtskrankheiten, Geheimdiensttätigkeit und einer flinken Amputation immer noch Zeit hat, Natur zu beobachten und zum Dinner Fundsachen anzuschleppen, einen Erdferkel-Fötus oder Ähnliches. Um dann nahtlos zu philosophischen Tischgesprächen überzugehen. Tolle Kandidaten für AKKA-Leitfiguren.

Ah! Es ruft gerade… „Killick!“  „… was’n jetzt schon wieder?!“ Essenszeit…  Na dann. Bis bald mal wieder aus Nuku’alofa.

* Literaturempfehlung:  Patrick O’Brians marinehistorische Romanserie um Jack Aubrey und die British Royal Navy.

Voll gut und medium gut

Minerva Reef North, 27.5.2012

Ha! Wir haben das Dinghy aufgepumpt, es liegt startbereit an Deck und wir können einen Riffausflug veranstalten! Sollte sich jetzt jemand wundern, wieso man ab Ankunft am Donnerstag 2 1/2 Tage braucht, um das Dinghy klar zu machen – gut gedacht. Die schiere Meteorologie war dagegen, denn es hat bis heute (immer noch 20 Knoten aus Südost) geblasen und geblasen, in der Nacht von Freitag auf Sonnabend in Böen sicher über 40 und gestern abend konstant über 30… Das lässt einen dann schon mal denken, wie der Anker so liegt und wieviel Kette man draußen hat (Mantra: 65 m sollten reichen). Wir waren insgesamt 18, 20 Schiffe im Ankerfeld, und man konnte so manche Verabredung platzen hören: „… kriegen bei dem Schwell den Aussenborder nicht angehängt!“ oder „… gegen die Welle kommen wir nicht an!“ Also haben wir es erst gar nicht versucht, haben uns mit Hausarbeit beschäftigt, Patrick O’Brian gelesen und Richard Stark, genäht (die Bernette wird verkauft, Bordnähmaschine ist… die alte Bernina!) und gebastelt. Eine Runde ums Schiff geschwommen und den Rumpf in Augenschein genommen; unsere Propeller-Wunderfarbe aus 2011 funktioniert immer noch – wir haben auch nach 6 Monaten Liegezeit in Opua noch immer einen Prop glatt wie ein Babypo. Voll gut. Auch sonst ist AKKA zumindest „untenrum“ schön sauber, bisschen Algenschmiere, die wir in den kommenden Tagen abwischen werden, die Bordwände allerdings brauchen an einem ganz stillen Ankerplätzchen mal eine Politur.

Gut ist, dass die Solarpanele seit heute wieder Sonnenkraft in die Batterien schaufeln, denn als wir heute früh aufstanden, gedachten wir, den Windgenerator wieder einzuschalten, und es tat sich nichts – der hat wohl in den dicken Böen irgendwas abgekriegt. Was heißt, dass der Eigner schon im Mast war,aber zunächst mal nichts feststellen konnte. Jugend forscht, auch weiterhin, aber so lange die Sonne scheint kommen wir mit dem Energiehaushalt auch mal eine Weile ohne Wind klar. Nur den windgenerierte Power-Überschuss, der dem Eigner den Duschboiler wärmt, der bleibt aus.

Jedenfalls brechen jetzt wohl ein paar genussreichere Tage in Minerva an – und nachdem heute 3 oder 4 Tonga-Fahrer „hoch am Wind“ und gegen 3m Welle aufgebrochen sind, teilen wir uns das Riff nur noch zu fünft. Manche nennen es „sportlich“, wenn man gegenan in 3-4 m Welle hineinbolzt, wir nennen das quälend. Und warten auf günstige Winde, die vielleicht schon am Donnerstag kommen. Bis dann!

Volles Haus

Minerva Reef North, 24.5.2012

Draußen huult der Wind über’s Riff, ab und zu pladdert eine dicke Squallwolke den Regen auf’s Deck – aber es fühlt sich doch ganz angenehm an: wir sind mal wieder in Minerva gelandet. Und nicht nur wir… Gerade stochert noch die SIDEWINDER durchs Stockdustere, beraten von diversen Schiffen, die alle um ihre Anker fürchten. „I can see your green now“… „…back off!“ „… uuh, that’s your light…“ Im wahrsten Sinne des Wortes: stochern im Dunkeln. Die Aktion begann damit, dass hier 17 Boote liegen – 17 Ankerlichter, und der Ankommer sah keines davon… Ich hoffe, dass sie das bald gebacken kriegen, aber diese Spätankömmlinge haben auch ein besonderes Problem: Auf MIGRATION gibt es Bier und frischen Fisch, und man selbst möchte das Dinghy noch nicht zu Wasser lassen, also sucht man eine Lücke, wo die „Taxistrecke“ nicht alle zu lang ist. So konnte man es durch die verschiedenen Funkgespräche verfolgen. Und es war auch bereits am Nachmittag ein indigniertes: „… but – you will be late!“ zu hören.

Wie schön dass wir mal wieder ganz asozial am fernen Ende der „Marina Minerva“ liegen, nicht so kuschelig mit den anderen, aber fern von irgendwelchem Ankerärger. Und schee isses allemal, das Wasser ist badewarm und der größte Teil der Blase wird sich wohl rasch nach Fiji verkrümeln. „Tonganer“ sind nur wenige dabei. Wobei sich uns die Frage stellt: weiter oder den Trog abwarten, der da kommt?!

Wir lassen es Euch wissen.

Unterwegs

29°30 Sued, 177°43 Ost – 21.5.2012

In meinem Elternhaus hätte es heute Lagentorte gegeben, zu Vaters Geburtstag! Sein Geburtstagsgeschenk vor xyz (38?!) Jahren war der erste Enkelsohn: Alles Gute, Christian! Ich glaube, der waere auch gern mal mit Eske in den Zoo getigert und haette sich von seiner Urenkelin ueber Schidkroetenkacke aufklaeren lassen€¦ Liebe Gruesse also nach Berlin and die Grossneffen und -nichten.

Statt Lagentorte (das hat nix mit „Lage schieben€ zu tun, denn das tun wir heute kaum€¦) gibt es zu Mittag „deutsch€. Der Rotkohl schmurgelt vor sich hin, dazu wird es eine Kartoffel geben und ein bisschen Middle Bacon (sozusagen ein Fake-Kassler).
Uns geht es, wie man an den Kochbemuehungen sehen kann gut, die Schipperin hat nun zum zweiten Mal Scopoderm hinters Ohr geklebt und zum wieder keinerlei Beschwerden. „€¦it works for me€¦€, gut, gut. Auf den Funkrunden hoere ich doch den einen oder anderen zoegerlichen Ton, wenn nach dem werten Befinden gefragt wird.
Ausserdem sind wir heute den 3. Tag unterwegs, da stellt sich schon eine gewisse Gewoehnung ein, man ist nicht mehr so matt wie die ersten beiden Tage, zumal genau diese beiden aus Neuseeland heraus startend mit einigen Schlagloechern gepflastert sind, traditionell. Die Regel: „Man fahre hinter dem abziehenden Tief raus€ – heisst: man fahre in die Seegangs-Hinterlassenschaft hinein€¦ Aber „hier oben€ noerdlich von 30 Grad haben wir nur noch eine lange Duenung und eine schwache Windsee. Prima.

Der Wind hat vorhersagegemaess heute schlappe Form angenommen, wir motoren seit dem Mittag und haben unsere Passatsegel weggerollt – yepp, hurra, das zweite innere Vorstag macht sich gut. Einmal Vorschiffsballett weniger (bis auf die Tatsache, dass man nun zwei Spi-Baeume ausbringen muss.
Himmel blau, Sone scheint, langsam wird es waermer, zumindest ist es nicht mehr fies nass-kalt in der Nacht und die kurzen Hosen kommen auch schon zu Ehren. Nur fuer die Nachtwachen rigge ich noch meine Geheimwaffe an den Fuessen: Nennes Wollsocken, handgestrickt, dazu schicke Crocs. Unschlagbar, was die Warmfusswirkung betrifft und schaut auch hervorragend aus; sehr ele(g)fant zum Ausgehen.

Leider raubte mir das Gedankenkarussell den kleinen Vormittagsschlaf – in einer der Funkrunden gab es wieder mal beredte Klage darueber, dass der arme notleidende Segler in den Kermadec Islands, Neuseelands groesstem Meeresschutzgebiet, nicht an Land darf. Ich kriege von so was Herzbluten und Nasenklopfen. Wo wir doch alle so verständig sind und die Natur so liebhaben€¦ Ja, genau darum soll man da nicht (unbeaufsichtigt) an Land. Siehe mein Blog aus dem Maerz vorigen Jahres zur Rattenplage auf Ulva/Stewart Island. Eine bloede Ratte, ein dämlicher Brombeersamen am Stiefel eines Segler kann die ganze schoene Renaturierungsmuehe dahin gehen lassen; die – eingeschleppten – Ratten wurden erst 2004 ausgerottet und gehoeren natuerlicherweise nicht hierher, dafuer hat Raoul 23 Tier- und Pflanzenarten, die endemisch sind. Grund genug, sich sorglos agierende Besucher vom Leib zu halten . Uebrigens ist es nicht so, dass man grundsätzlich nicht an Land darf, sondern man darf dies nicht unbeaufsichtigt tun; es werden eben keine Vorabgenehmigungen erteilt (nicht, dass wir das nicht auch schon probiert haetten!). Wenn man garantieren kann, dass mindestens eine befaehigte Person an Bord bleibt, kann man allerlei schoene Dinge mit den Rangern treiben. VIELLEICHT treibt es uns ja doch nochmals dorthin.

Jetzt treibt€™s uns erst mal nach Minerva. Wir freuen uns schon – zumal es zu Beginn der Reise gar nicht danach aussah.
Bis denne!

Auffa…

Opua, 17.5.2012

derletzte Kaffee im Manrina-Café ist schon getrunken – hier hat sich heute eine ganze Hammelherde auf den Weg nach Norden gemacht – einem on-dit zufolge sollen es heute 30 Boote gesesen sein, wir wussten gar nicht, dass noch so viele hier sind!  Wir zockeln hinterher. Morgen.

So richtig berauschend war der Wetterbericht für den heutigen Starttag nicht, wir hoffen auf eine angenehme Reise ab morgen früh. Noch den Zoll zufriedenstellen, einmal heiß duschen und off, we go!

Ziel ist Tonga, wo wir einklarieren, ist noch nicht klar – Tongatapu, wie immer, sozusagen, oder Lifuka in der Ha’apai-Gruppe; aber es sieht nach einer durchgehenden Fahrt aus – nix Kermadecs, nix Minerva dieses Mal. Schade, aber wenn sich das wetter so anbietet, dann machen wir es eben so.

Die Weiterreise wird nach Samoa gehen, dem westlichen und dann vielleicht nach Wallis und Futuna. Aber bis dahin sollen uns ja noch ein paar Blogbeiträge eingefallen sein.

Wir melden uns von unterwegs!