Es ist ein …

NIERENSTEIN! Herzlichen Glückwunsch!

Zumindest einer hat das Licht der Welt erblickt, das war mühevoll genug und voller Pein. Der Eigner wurde heute nach 12 Stunden Beschwerdefreiheit „nach Boot“ entlassen. Rumsitzen, Wassertrinken und aus sich aufpassen kann er auch hier, und das ist ja auch netter, als im Krankenhaus zu liegen. Wobei wir wirklich betonen müssen, dass wir mit der Betreuung extrem zufrieden waren. fachlich und persönlich, und das Pflegepersonal umwerfend nett war. Vielen Dank also ans Vaiola Hospital!

Montag versuchen wir noch einmal einen Ultraschall machen zu lassen, weil wir gern wissen wollen, welches Klötzchen sich da auf den Weg gemacht hat und wie die Chancen für eine Wiederholung dieser Arie sind, danach entscheiden wir, wie es weitergeht. Nein, wir verlangen keine Garantien, aber je mehr wir wissen, umso besser. So wie der ex-Patient jetzt hier sitzt, möchte man denken, dass nichts gewesen wäre.

Der Panuve-Vater aus dem letzten Blog ist gelöscht – Schwester Pinomi war ganz entsetzt, dass ich so etwas veröffentlichen wolle und wurde ganz streng. Ich versuche es  darum in Worte zu fassen – wir haben noch mehr „Patienten-Carer“ fotografiert, in freien Betten, unter Betten, auf Notliegen. Heute fiel mir erstmalig das rote Schild am Eingang auf: „Patient Carer not needed“, und eine Besuchszeitenregelung gibt es auch. Nur dass sich niemand dran hält. Wer übrigens die Umus unterhält, die wir beim heutigen Lockerungsgang besucht haben, wissen wir nicht. Es waren nur recht viele Leute am frühen Morgen mit ihren Bananenblätterpäckchen zugange, als Andreas aus dem Fenster auf’s angrenzende Grundstück schaute und sie die Erdöfen beschicken sah. Vielleicht ist ja heute „Patient Carer“-Fete…

Das Bulletin

Nuku’alofa, 18.11.2010

So viele freundliche Mails zum Krankheitsfall – vielen Dank an alle, ich zähle sie jetzt nicht auf, denn ich würde mit Sicherheit jemand vergessen…

Tonga Hospital 2

Wie Ihr sehen könnt, ist Andreas ist auf dem Weg der Besserung, er lacht schon wieder, manchmal jedenfalls… Sind ja auch nette Schwestern – hier eine Schülerin.

Wir kriegten Entwarnung sowohl von der Gesundheits- wie von der Wetterseite, dass alle verbleibenden Risiken tragbar sind, so dass wir uns demnächst wahrscheinlich gemeinsam auf den Weg machen können. Noch „hat er nicht fertig“, aber das wird schon, da sind wir gewiss.

Walter von der CINDERELLA hatte uns einen Kontakt zu einer Mitseglerin aus Auckland gemacht, die uns vielleicht begleiten kann, das klang schon mal sehr gut – die heißt auch passenderweise Andrea und würde dafür sorgen können, dass es nicht ganz so anstrengend ist. Die LARABECKs boten an, zurückzufliegen, die MOMOs und FEEs und ARTEMOs wiederum wollten unsere Anfrage nach Crew in Neuseelands Netzen verbreiten – und als i-Tüpfelchen kam Heiner gerade mit einer detaillierten Fernberatung vom Urologen in Deutschland. Wir können es gar nicht fassen.

Ohne den genialen Konrad Zuse und seinen Computer wäre es hier sehr viel ungemütlicher, denn der schafft die Verbindung zur Euch! Nochmals vielen Dank an alle – hne Euch wären wir NIX…

PS: … Panuve geht es auch schon besser – er sitzt auf dem Plastikstuhl und hat sein Krankenlager dem Vater überlassen!

Mal was Neues

Nuku€™alofa, 16.11.2010

… immer noch Tonga, und jetzt mit gutem Grund.

Hospital Pavenu

Das hier sind  Panuve und seine Mutter – nicht ganz untypisch für diese Situation; der tonganische Patient wird im Krankenhaus von mindestens einem Angehörigen begleitet, und drei sind keine Seltenheit. Nachts liegt die Familiemitglieder vor den Patientenbetten und tragen zum allgemeinen Schnarchkonzert bei, das durch die Tatsache, dass die 4-Bett-Zimmer nicht durch Türen abgetrennt sind, nicht gerade geringer wird. Wir wissen das alles, weil Panuve des Eigners Bettnachbar ist. Seit gestern liegt Andreas im Vaiola Hospital und quält sich mit einem Nierenstein. Es gibt doch immer was Neues… O-Ton  zum „Nachtleben“: um 4 wurde es dann ruhiger…

Als ich gestern abend nach einem Marathon zwischen Arztpraxis, Aufnahmestation, AKKA und nochmals Krankenhaus wieder in Pangaimotu ankam, guckte man mich verwundert an: „… und wer ist bei ihm?!“ Siehe oben. Wie grausam von mir, den Patienten allein im Krankenhaus zu lassen, und ich bringe nicht mal frisches Essen. Aber danach ist ihm sowieso nicht, dem Armen, also muss ich auch nicht auf das Angebot von Big Mama und Little Papa zurückkommen, dass sie das für mich erledigen würden. Andere Länder, andere Krankenhaussitten. Den Schwestern ist das mit dem Angehörigenauflauf übrigens auch nicht immer recht, aber „… es ist eben so üblich!“

Hospital Hae

Wir hoffen nun, dass sich der Stein bald verflüchtigt, denn irgendwann wird die Zeit knapp. Das derzeitige Wetterfenster wird sicher ohne uns verstreichen, und das nächste muss es dann aber auch sein. Während Andreas sich wälzt und eine erträgliche Haltung finden möchte, wälze ich mich in der Koje und überlege, wie wir im Zweifelsfall die AKKA ohne ihn nach Neuseeland schaffen. Einhand, das steht fest, geht für mich nicht, also heißt es Crew zu finden. Auch da ist Big Mama hilfreich und steuert ein paar gangbare Alternativen bei, MOORINGS-Skipper und ähnliches, es ist also nicht hoffnungslos, und die Früh-Ankömmlinge in Opua sind auch schon alarmiert. Alles nicht so Wünschenswert, aber auch nicht katastrophal. Die Aufnahmestation im Vaiola-Hospital war das schon eher. Gestopft voll mit Leuten und einem deutlich cyclongezeichneten Dach. Andreas wurde auf eines der Notbetten gehievt – nur der Rundumblick auf die bereit stehenden Infusionen und -bestecke mit den heimeligen Namen „BRAUN“ und „HARTMANN“ verhieß einigermaßen hygienische Umstände. Dr. Cathy Latu, 36. Woche schwanger, schickte Andreas dann auf die chirurgische Station, in eines der letzten verbliebenen Betten. Je öfter ich durch dieses Krankenhaus gehe, umso öfter frage ich mich auch, was all die frisch herausgeputzten Mormonenkirchen und -schulen hier  in Tonga suchen – in jedem Dorf (!) eine-  wenn für das Zentralkrankenhaus des Staates nicht mal genug Geld da ist. Seelenheil scheint vor Heilkunst zu gehen – ist das nun importiert oder tonganisch? Was Neues, um darüber zu grübeln…

Lemminge

Pangaimotu, Nuku’alofa/Tonga, 11.11.2010

First of all, welcome to all those who have been diverted here from the LARABECk website!

You know these guys?! Well, don’t worry – if you think they were not quite ready for church: Michael and Pat had zip-on legs for their shorts with them!

The Grafs and guest - ready for church

The Grafs and guest – ready for church on a Tongan sunday morning

Yesterday, we all did an island tour guided by Pila, the taxi driver so we could watch some strange folks hang around in trees, stand where Captain Cook has stood before (they say…), crawl through caves with stalactites and learn about the Islands history. You know that it was Cook who called these islands „The friendly islands“ first? Actually, he was mistaken – it was only because the chiefs and the nobles could not decide WHEN to attack the British boats and kill the men that they decided to abandon the plan…
And we had lunch with a splendid view…

Abhängen gefällig?! Flughunde - Flying foxes

Abhängen gefällig?! Flughunde - Flying foxes

Mittagspause! Mit Aussicht... Lunch with a view

Mittagspause! Mit Aussicht... Lunch with a view

Und jetzt ein echt deutsches Thema:

Buffdäää! Buffdää!  Buffdaää!  Wir sind die Karnevalsavantgarde! 13:11 Ortszeit, hier ist vor zwei Stunden der Karneval eingeläutet worden. Was mich wieder zur Deutschstunde für Sharon bringt – eine schöne Wendung, mit viel Vergnügen angenommen, war auch: „… das geht mir am A… vorbei“. Soviel zum Karneval – Lothar und  allen anderen Fans aber eine schöne 5. Jahreszeit!

Heute mussten wir die LARABECK ziehen lassen, die sich auf den Weg nach Neuseeland gemacht hat, und da die ihre Websitebesucher aufgefordert hatten, unseren Blog zu besuchen und sich die Bilder anzuschauen, gab es die oben eingefügten Bilder. Gute Reise und „see you in Opua“!

Der Ankerplatz ist nahezu verwaist – ausser uns noch ein französischer Katamaran, die CINDERELLA aus der Schweiz und gerade kommt die MARIANE aus Österreich herein. Alle anderen haben heute im Laufe des vormittags Tonga verlassen, bestimmt 15 Boote in einer Art Massenstart – wir dagegen sind nicht GANZ fertig, ich musste noch den Kiel schrubben, Andreas will noch einmal in den Mast, eher Kleinigkeiten. Was uns mehr als das an der Abreise gehindert hat, waren die Wettervorhersagen. Walter von der CINDERELLA hatte uns die Nachrichten vom so genannten Winfriednetz aus Neuseeland weitergereicht, und genau der Winfried schrieb uns heute früh:  “ … wenn es nicht eilt, wuerde ich in diese Wetterlage von Tonga aus nicht reinfahren, und ein Update abwarten …“
Das machen wir glatt. Am Samstag ist auch der Leib- und Magenwettermann aus Neuseeland wieder da, Bob McDavitt – will sagen, wir lassen uns die Wettermeinungen von allen Seiten servieren, und dann wird die Passage auch klappen. Es ist in der Tat so, dass wir nach so langer Zeit in den Tropen uns wieder in wechselnde Wetterverhältnisse hineindenken müssen. Ich muss immer noch kurz innehalten und nachdenken beim schlichten Fakt, dass hier unten, anders als auf der Nordhalbkugel, die Winde aus den Tiefdruckgebiete im Uhrzeigersinn heraus drehen und aus den Hochs entgegengesetzt; aber es gibt auch Gesetzmäßigkeiten, für die uns einfach die Erfahrung fehlt. Eine ist, dass bei der herrschenden Druckgebietlage die Gefahr besteht, dass das sich auflösende Hoch über der Tasmansee aus dem Norden ein Tief mit ziemlich hohen Windgeschwindigkeiten nach sich ziehen kann. Die SPCZ, die Konvergenzzone drückt schon ordentlich von Nordosten, und diese Entwicklung gucken wir uns jetzt vom Anker aus an. Kann sein, dass wir uns ärgern werden, nicht losgefahren zu sein. Kann sein, dass nicht. Wir hören die anderen noch funken – als Lemminge haben wir jedenfalls versagt.

 es nicht eilt wuerde ich in diese Wetterlage von Tonga aus nicht reinfahren und ein Update abwarten

Vom Tanzen und von Klamotten

Wo die Zeit beginnt... In Tonga, natürlich

Wo die Zeit beginnt... In Tonga, natürlich

Pangaimotu, Nuku’alofa/Tonga, 9.11.2010

Wir sind noch hier, und … es mag auch noch dauern. Ringsum rappeln zwar einige Leute mit den Ankerketten, man will zumindest bis zum Minerva Riff vorstoßen, aber der Wetterbereicht ist nicht so sehr erquicklich. Hier erwarten wir in den nächsten Tagen auch eine Portion Wind, aber noch rätselvoller ist, was da weit im Süden hockt, ziemlich ortsfest. Ein Hoch, das sich ausdehnt und uns mittlerweile mit besonders wenig Wind auch nicht gerade zur Abreise lockt. Hmh. Wir warten mal noch ab. Und machen morgen mit den Larabecks eine Inseltour. Geduld ist die Tugend der Stunde – eine erste Stimme dazu sagte heute schon „… nicht vor dem 20.11. …“ Urrgs.

Ach, noch was zur Zeit – wir sind hinter der Datumsgrenze, und endlich haben wir Euch Europäern was voraus, einen halben Tag nämlich. Die Zeitzone heißt UTC +13, die Stunde ist die gleiche wie jenseits der Grenze, in Niue zum Beispiel, nur eben einen Tag weiter.

Muschelernte

Muschelernte

Neben Vorbereitungsarbeiten am Schiff (und ein bisschen Abhängen) waren wir schon zweimal „schick aus“, in Sachen Kultur. Zunächst mal der Donnerstagabend, da ist im Ohulei Beach Resort (bzw. dem, was nach Cyclon René im letzten Jahr davon übrig gelassen hat) ein sogenanntes „Tongan Feast“, ein Muss für jeden Touristen. Man wird um 17:00 vom Fährboot abgeholt, direkt an der AKKA, Weiterfahrt mit dem Taxibus, so eine gute halbe Stunde durch Tongatapu bis ans südliche Ufer. Zwischen koralligem Gestein klettert man eine steile Treppe hinab, wo sich am Strand mehrere Höhlen auftun, und aus einer dröhnt einem schon „fetziger“ Schrumm-Schrumm-Rockverschnitt entgegen, verbrämt mit ein paar Hawaii-Einsprengseln. Oh, Mann, wo bin ich hier hingeraten?! Ich setzte mich erst mal an den Strand, genieße den Blick über das bewegte Meer in Richtung der Insel Euaund lasse die Sonne untergehen. Eine Weile setzt sich Sharon von der LARABECK dazu, gute Gelegenheit, ihr ein paar Feinheiten der deutschen Sprache näherzubringen, die sie ansonsten wirklich gut beherrscht, aber diese Musik „geht mir über die Hutschnur“, das war neu. Auch, dass mir bei so was der „Kragen platzt“. Reisen bildet! Nach einer Weile wird die musikalische Untermalung aber schon ein bisschen tonganischer, der Besitzer des Resorts hat seinen Auftritt und singt ein paar, soll ich sagen: Schnulzen?! Jedenfalls kommen wir alsbald zum Hauptgegenstand des Abends und eines jeden solchen „Feasts“. Das Essen. Und das ist lecker. Über die Tische hatten wir uns schon gewundert, grobe Holzbänke an 30 cm schmalen Plankentischen, gedeckt mit Bananenblättern, nicht gerade die Tiefe für große Buffetteller! Aber die gibt es dann auch gar nicht, gespeist wird aus halben Bananenstammabschnitten, und sind nun mal nur 10 cm breit.  Und was darauf gehäuft wird, ist umgekehrt proportional gut zur Musik: knusprigste Schweinepelle, saftiges Ferkelfleisch, Ita Oka, der bekannte polynesische rohe Fisch, marinierter Oktopus, frische Seealgen, Süßkartoffeln, Kochbananen und viel Salat … Endlos. Und sehr gut.

Tongan Feast

Tongan Feast

Und noch dazu wird man von den Bediensteten am Buffet äußerst freundlich bedient und zur Völlerei aufgefordert. Meine abschließende Bitte um je ein Stück Melone und Ananas endet in einem neuen Bananenblattstück, gehäuft mit Früchten und Kokos-Donuts… Man kann es gar nicht ablehnen, vielleicht darf man es auch gar nicht.  Dann rasselt das Schlagzeug los, ein langgezogener Trommelwirbel – Zeit, in die Nachbarhöhle zu wanken. Nach diesem Essen könnte man sich auch rollen lassen! Dort erwartet uns die Band von vorhin. Und ich erwarte schon gar nichts mehr – zumal man auf dem Weg schon sehen konnte, dass es die Bedienung vom Buffet ist, die sich in Schale wirft, um tonganische Tänze vorzuführen. Das hatten wir ja schon in Niue, und vor Jahren in Fiji… Aber, bezahlt ist bezahlt, das tun wir uns nun an!

Tonganische Tänzerin

Tonganische Tänzerin

Was passiert?! Gleich beim ersten Tanz – im Sitzen vorgetragen – hocke ich gebannt uf meinem Bänkchen, lasse mich von der wirklich mitreißenden Ukulele-Gitarren-Trommelmusik wegtragen und bewundere die lebendig und energievoll „tanzenden“ Männer, und die ebenso bewunderungswürdigen, aber zurückhaltend graziösen Frauen. Das ist KLASSE! Und andersherum wird ein Schuh draus: hier tanzt nicht das Restaurantpersonal, sondern es haben uns die Tänzer aushilfsweise am Buffet bedient! Es folgt Tanz um Tanz, meist abwechselnd Männer und Frauen, ich versuche, diese grazilen Handbewegungen und diese eine, witzige Spick-Bewegung des Kopfes in mich aufzusaugen. Ich bin wirklich gebannt… manchmal duftet es intensiv nach Kokos:  die Frauen – sehr züchtig bekleidet übrigens, und ohne jedes Hüftschwenken, ein missionarischer Erfolg der Kirchen?!? –  sind dick eingeölt, und auf das Öl darf man traditionsgemäß Geldscheine kleben, die anwesenden Tonganer machen es uns vor. Übrigens gibt, wer kein Geld hat, klassischerweise Kuchen, Blumen oder Süßigkeiten, aber geben MUSS man etwas. Zum Schluss gibt es einen spektakulären Feuertanz der Männer – ich hoffe, wir erfahren in den nächsten Tagen noch ein bisschen mehr, was es mit den Tänzen auf sich hat und welche Entwicklung die im Laufe der Zeit genommen haben. Es gibt ein gutes Kulturzentrum hier, das uns aufklären soll.

Und dann war da ja noch der zweite Kulturtermin, wenn man das so sagen kann. Wir haben am Sonntag den Gottesdienst der Free Wesleyan Church of Tonga besucht.

Der freundliche Herr, der uns die Europäerplätze in der Kirche zuweist - mit Tupenu und Ta'ovala

Der freundliche Herr, der uns gleich die Europäerplätze in der Kirche zuweisen wird. Dress Code: Tupenu und Ta'ovala

Sonntags ruht Tonga nämlich, und es ist schon ein Wunder, dass überhaupt das Fährboot zum Anleger fuhr. Ab 09:30 versammelten sich die Schäfchen so langsam, der Chor samt Bläsergruppe sorgten schon mal für einstimmende Gesänge. Mich interessierten am meisten die Kleider und da muss ich mich korrigieren…

Taa'ovala und rechts ein Kiekie

Taa'ovala und rechts ein Kiekie

Was ich beim letzten Mal als „lap lap“ bezeichnet habe, heißt hier „ta’ovala“ und besteht meist aus weicher, fein gewebter Pandanusfaser, je feiner, desto teurer. Oder aus Tapa, dem Baumrindentuch. Darunter hat „Mann“ den Tupenu, ähnlich dem Lavalava weiter westlich, ein Wickelrock aus mehr oder weniger feinem Tuch. Die Frauen tragen über knöchellangen Röcken auch eine Ta’ovala, teilweise wunderschön gemustert, oder ein „kiekie“, ein Gürtel, von dem 10 lange Streifen hängen. Die bestehen im einfachsten Fall aus schlichten, langen Pandanusblättern (mein „Bastrock“ aus dem letzten Beitrag!) oder aus allen möglichen anderen Materialien, Nylon- oder Jutekordeln mit Perlen oder mit blattförmigen Tapa-Stücken verziert. Ich hatte also was zum Gucken, und nebenbei auch zum Hören, der Chor ließ Händelsches hören, fast professional anmutend und beeindruckend. Dass nun die Gemeinde kräftig mitsang, wie es in Führern kolportiert wird, kann ich eigentlich nicht bestätigen, dagegen, dass die königliche Familie (ein bisschen dünn) vertreten war und bei jedem liturgischen Personalwechsel durch Verbeugungen gegrüßt wurde. König George Tupou V.  wurde in einem älteren, aber umso glänzenderen Humber vorgefahren und später durch eine Reihe von Damen mit höflichen Verbeugungen und Winken verabschiedet.

Tonga 9 Nach der Kirche

Ihr seht, wir haben uns wie die Touristen benommen, zumal man von der Predigt nichts verstehen konnte – tonganisch, mit wenigen énglischen Einsprengseln für die Europäer (damit sie nicht vollends einschlafen, sagt Sharon!). Die Tonganer kennen das alles aber schon – erstens haben sie für uns „Palangi“ eine eigene Ecke in der Kirche eingerichtet, damit wir uns in jedem Falle kollektiv daneben benehmen, und außerdem kann man von dort die Königsloge beobachten, des Touristen schönster Sport. Außer nach andererleuts  Klamotten zu schielen.

Von Big Mama's Terrasse auf's Ankerfeld geschaut

Von Big Mama's Terrasse auf's Ankerfeld geschaut

Bilder!

Mopelia ViewPangaimotu, Nuku’alofa/Tonga, 3.11.2010

… es sind ein paar Bilder im Blog gelandet – alles ziemlich blau und sonnig und warm, wie mir scheint. Unglaublich, dieses Blau, das haben wir auch immer vor Ort gesagt, aber derzeit träumen wir nur davon. Nuku’alofa, die griese Stadt am Meer…

Mopelia Schwien gehabt

Und nicht vergessen: meine Blogeinträge haben immer einen Augenzwinkerfaktor. Wir sind nicht gestresst und freuen uns über jede freche Mail, die zum Bloggen auffordert!

Bis bald!

Mopelia Krebs

Nur kein Neid

Pangaimotu, Nuku€™alofa/Tonga, 2.11.2010

Uh, je… „The Grafs bloggen täglich“ heißt es aus Deutschland. Und: „… wann stellst ’n mal wieder Bilder ein?!“ EIN STRESS! Aber bitte, hier ist er, der neue Eintrag.

Niue Anchorage

Traulich vereint in Niue: AKKA und LARABECK

Zurück nach Niue, da hatten wir aufgehört. Und zurück nach Niue, das war auch Thema auf der Anreise nach Tonga! Nicht jetzt gleich, aber vielleicht nächstes Jahr?! Wenn man auf die Land- oder Seekarte schaut, sieht man, dass diese paar Grad Kursänderung eigentlich nicht den Kohl fett machen dürften, also haben wir uns das mal als Ziel vorgemerkt. Wöhrend unseres Aufenthaltes hat es nämlich geschüttet, dass es Bindfäden und Katzen und Hunde gleichzeitig regnete. Die Südpazifische Konvergenzzone ließ grüßen, ganz schön feucht, und darunter litten natürlich sämtliche Landunternehmungen. Dennoch, die zitierten Seeschlangen grüßten freundlich am Dinghydock, und außerdem… Man stelle sich Folgendes vor: Eine AKKAnautin wacht des Morgens auf und hört mal wieder ein Geräusch. „iiiiueeee. … iiuäääää“. Ach AKKA, da hast Du Dir wieder was Schönes ausgedacht – das macht sie nämlich gern, die Gans, quiekt mal mit der Großschot, mal ist es die die Baumbremse, ein losgekommenes Fall etc.  „…iiuuiiii… Ich gehe an Deck, die Sonne muss gleich aufgehen, naja, irgendwo hinter den Regenwolken halt. Geräusch? Nichts. Ich trappele ins Bad. “ … iiiiaaaaiiiiiuuu“. An- und abschwellend, die Tonqualität  wie eine rostige Türangel. Mit Zahnbürste im Maul gehe ich nach oben. Nichts. Unten – na Ihr könnt es Euch denken…, Aber DA WAR NICHTS was quietschen konnte. Lange Leitung hat die Frau am frühen Morgen, also musste der Quietscher erst auftauchen, damit der Groschen fiel: ein Buckelwal schwamm um uns herum und sang sich ein Morgenliedchen. Und blies ab und zu mal fischigen Nebel ab. Extra-Show für mich, denn ehe ich den Eigner wecken oder die LARABECKS alarmieren konnte, war der Kerl schon auf der Reise aus der Bucht. Wahrscheinlich zum großen Krill-Fest in der Antarktis. Nein, nicht GRILLfest. Danke für den Gesang!

Niue NYC

Aber auch sonst war es schön, das glasklare Wasser (es gibt keine Süßwasserzuflüsse, also auch keinen Sedimenteintrag!), die Korallenhöhlen, die wir auf den wenigen Trockenspaziergängen erkunden konnten. Und natürlich die Leute – zum Beispiel Hina, die uns die Wäsche wusch und mit der wir einen Weile erzählen konnten. Oder der Besuch im „Biggest Little Yacht Club in the World“, ein Zimmerchen in Mamatas Ice Cream and Café. Nicht nur, dass die Eiskrem eine Reise wert gewesen wäre, und der Kaffee – man kann auch stundenlang auf der Terasse sitzen (überdacht, also regenabweisend!) und quatschen. Über Niue und Yachten und Tauchen und wie viele Regierungsangestellte die Insel hat (etwa 400 von 1700 Einwohnern!).

Dinghyparken, mal anders

Dinghyparken, mal anders

Ein bisschen peinlich fiel der Abschluss unseres Aufenthaltes aus – im TALOS Restaurant gab es ein köstliches Niuean Buffet, Hühnchen und Kokoskrabbe, Taro und rohen Fisch. Und dann eine niedliche, kleine Tanzshow. Wie kann frau so unbedarft sein – natürlich  springt zum Abschluss der stattlichste der Tänzer auf mich zu und fordert mich zum Hüftschwingen auf… Die LARABECK-Sharon (die o.a. „Grafs“,  www.larabeck.com) rettete mich und übernahm diesen Part. Leider bin ich nun beim nächsten Mal dran…

Nun sind wir in Tonga und haben heute den Check-in-Marathon hinter uns gebracht. Wir  erhalten unsere Informationen ja auch über andere Segler, zum Beispiel bei der HELLO WORLD, und deren Beschreibung aus 2009 stimmte uns zuversichtlich: „… alle in einem Raum — nach 10 Minuten waren wir mit Immigration, Health, Quarantine und Zoll durch…“ Sehr schön. Schon gestern meldete sich die „Port Authority Nukualofa“ hartnäckig nicht auf UKW, auch nicht bei Anrufen der Berufsschifffahrt. Heute half Nukualofa Radio ein, ohne Erfolg. Bei viel Wind machten wir am Tank- und Zolldock hinter der inzwischen auch eingetroffenen LARABECK fest. Beim Zoll waren wir schon gewesen, per Wassertaxi und zu Fuß, da wurden wir beiläufig in ein „Inward“-Buch eingetragen und samt unserer Clearance aus Niue (auch dies eher ungewöhnlich!) auf den Weg durch den weiteren Behördendschungel geschickt. Michael und Sharon hatten irgendwie den Mann von der Quarantäne (der Kartoffeln, Zwiebeln und den restlichen Ingwer einsackte) aufgetan, toll! Die bösen Keime an den Äpfeln haben wir dann alle gemeinsam getilgt, durch ein rasche Fruchtmahlzeit (“ die Reste bitte in den Abfallsack!“). Nach länglichem Warten entschieden Sharon und ich uns, nicht weiter auf das versprochene Eintreffen der Immigration-Beamten zu warten und machten uns mit dem Taxi auf zu deren Behörde – SCHÖÖÖN! Viele Männer in mehr oder weniger feierlichen Lap-Laps, gern auch aus Pandanus geflochten (sehr praktisch, man hat quasi seine Schlafmatte um den Bauch gewickelt!), ein Bastrock war zu sehen und überhaupt viele Pass-Aspiranten.. Aber das Glück ist mit den selbständigen Touristen, wir schafften den Punkt gerade noch in der Bürozeit. Und, yeah!, der Taxifahrer hatte zwischenzeitlich den Gesundheitsbeamten erreicht – „kommt in einer halben Stunde!“ Oh, prima. Michael wurde schon ein bisschen unruhig – 30 Minuten Tonga-Time können sich, wie wir heute erfahren konnten, beträchtlich dehnen. Oder auch zusammenschnurren, auch das durften wir nun erfahren, denn wir hatten die Nachricht noch gar nicht verdaut oder auch diskutiert, wann spätestens wir in Pangaimotu zurück sein müssten, um noch bei Lichte vor Anker zu gehen, da war er auch schon da. Niu Faka…lakapaka’apa, irgendwas Ellenlanges in dieser Art stand auf dem Namensschild, und im Handumdrehen hatten wir unser „Pratique“. Fertig! Der Tag war aber auch dahin – noch schnell bei starkem Seitenwind ablegen und ein schickes „“Eindampfen in die Vorspring“ vorführen, ein international offensichtlich nicht so bekanntes Manöver (den Anleger am Dock buchen wir heute in der Kategorie „geht so…“) und schon lagen wir wieder vor „Big Mama“s Restaurant. Und haben Internet. Und Ihr habt einen Blogeintrag. Die Grafs bloggen täglich. AKKAnauten bloggen ab und zu. Aber wir bemühen uns, also nicht hauen und morgen gibt es Bilder. Und nur kein Neid – hier REGNET es! Und es ist kalt. Heute früh hatte ich Skypekontakt mit Grenada – als ich sagte: „… warte mal, ich muss mir mal eine Fleeceweste holen!“ kam sofort zurück „… oh, FLEEEEECE. Das würde ich auch mal gern wieder tragen. Wir beneiden Euch!“ Mit was man doch Neid erzeugen kann. Also gut: Seid neidisch – get jealous. Wir haben’s gut.

Nervig

25.10.2010, 15 sm vor Niue

… nach so viel Friede, Freude, Kokosnusskuchen ist das hier auch mal wieder dran: Es nervt. Der Eigner liegt mit Hexenschuss flach (im wahrsten Sinne des Wortes „nervig“), wenn er nicht flach liegt, geht er krumm oder sitzt still. Das Wetter ist bescheiden und auf unerklärliche Weise habe wir es hingekriegt, uns zum ersten Mal auf dieser Reise eine Tageslichtankunft erkämpfen zu müssen. Meist sind wir ja „Bremser“, nicht weil wir so schnell segeln, sondern weil wir uns die Ziele erschleichen, indem wir einfach eine Nacht dranhängen. Leider kommt morgen „Wetter“ für die nächsten Tage, also möchten wir gern heute abend in Alofi sein. Noch 15 Meilen, es sollte eigentlich machbar sein, aber dieses Achterbahnfahren ist wirklich eine Karikatur des „Stillen Ozeans“. Wir laufen ganz platt vor den Laken, eher DEM Laken, denn außer der Genua haben wir alles weggepackt, dafür schlägt die manchmal wie wild, und dazu läuft seit 3 Stunden der Motor mit; das Gerappel trägt noch zusätzlich zur frohen Bordstimmung bei. Immerhin: vor mir taucht gerade Niue – gesprochen N-i-u-e, gern auch genannt „The Rock“ – aus den Regenschwaden auf, wie ein langer, graugrüner Pfannkuchen liegt die Insel da, wie mit dem Planerlineal gezogen. Niue hat eine tolle Unterwasserwelt, mit giftigen Seeschlangen und allem, was sonst dazu gehört. Die Seeschlangen müssen fürchterliche Wesen sein: 1. soll man angeblich ihnen den Finger ins Maul stecken und „Fass!“ rufen müssen, ehe sie zubeißen, 2. sind die Mäuler nur für Kinderfinger geeignet. Ansonsten taucht man in Höhlen oder spaziert in ihnen umher – die Insel ist eines der wenigen großen, sich hebenden Korallenatolle, und wer ein Weilchen Zeit hat, kann erleben, dass es sich von derzeit 50 m demnächst auf 100 bis 120 m über den Meeresspiegel erhebt. In etwa 500 Millionen Jahren. Der Eigner lässt dazu fragen, wie das dann mit der Lage der Moorings sein wird. Wenn ich das bloß wüsste…

Nachsatz: es hat sich hier alles ein bisschen beruhigt – ein „Nervig“-Blog hilft offensichtlich, der Seegang hat abgenommen. Und die Insel ist auch schon in Reichweite. Damit wir nicht gleich aus der Nerv-Übung kommen, habe ich rasch zum Motor den Wassermacher dazugeschaltet. Schönes Geräusch, aber wenn’s aufhört ist es umso schöner! Nachher schlafen wir unseren Schlafdefizit-Rausch aus und müssen dann noch sehen, wie wir die Hexe wieder von Bord kriegen. Alles halb so wild!

Palmerston

Palmerston Island, 20.10.2010

Moderne Einsiedlerkrebswohnung

Moderne Einsiedlerkrebswohnung

Wir warten auf Abholung – Edward bringt gleich uns auf die Insel. Seit 2 Tagen liegt AKKA vor Palmerston, einem Atoll allein auf weiter Meeresfläche, 300 Meilen von jedem weiteren Land, und es ist ziemlich anders als auf den Inseln, die wir in Polynesien bislang besucht haben. Nicht, dass sich Korallen, Haie oder Papageienfische von den anderen unterschieden – einziger Unterschied ist vielleicht die Menge der Papageienfische – die ist so groß, dass auf dem Verkauf von deren Filets der bescheidene Reichtum der Insel beruht. Gestern nachmittag war für Edward und seine erweiterte Familie Filettier-Termin. 42 kg wanderten anschließend in die Tiefkühltruhe – dort bleiben die Filets, bis der nächste Versorger herkommt und die Ladung nach Rarotonga mitnimmt, ungefähr eine Tonne pro Familie. In 3-4 Monaten.

Gemeinschaftlsprojekt Fischfilet

Gemeinschaftlsprojekt Fischfilet

Was ist hier anders?! Wir tun uns schwer mit dem Urteil – es ist jedenfalls kein typisch polynesisches Leben. Ungefähr eine Stunde vor Ankunft haben wir uns gemeldet: „Palmerston, Palmerston for sailing vessel AKKA!“ Das war gleich der erste Lacher auf der Insel, weil „Mama Aka“ hat ihr Haus gleich an der Kirche; verwundertes „… what was that?! Aka calling?!“ Hier spricht man Englisch und nicht Cook-Maori. Das Mooringprozedere für uns war wohl typisch. Von „Alpha Juliette“ kam ein verhaltenes: „…bitte irgendeine Mooring nehmen, wer immer Euer Gastgeber ist, wird Euch zu seiner Boje bringen!“ Das war gar nicht nötig, wir sahen schon ein Aluboot nahen, im Zick-Zack durch einen der völlig unübersichtlichen Pässe, Edward und seine beiden Söhne John und David. Die Regel ist: wer zuerst bei der neu ankommenden Yacht ist, wird der Gastgeber.

Palm 1 Map

Eincheckkommittee: Alex und Edward.

Eincheckkommittee: Alex und Edward.

Gestern kriegten wir mit, wie das läuft: wir warteten auf unser Mittagessen, das ist in der „Mooringgebühr“ enthalten, und die LARABECK meldete sich (große Freude übrigens, „… noch eine Yacht! Wir dachten schon Ihr seid die letzten in diesem Jahr!“). Auf „Palmerston, Palmerston“ meldete sich zunächst niemand, wir warteten gespannt. Dann erhob sich Edward: „… somebody will give à½ou a hand…“. Somebody, jemand… Das war nur die halbe Wahrheit, Edward kratzte schon mit den Hufen, da war LARABECK noch Meilen weit weg, und er hielt immer ein scheeles Auge auf den Strand, ob nicht doch noch einer der beiden anderen Hosts sein Motorboot ins Wasser schiebt. Aber er machte das Rennen. Gut für ihn. Wir Yachties hinterlassen außer der Mooringgebühr allerlei Dinge, die auf einer Insel ohne nennenswerte Versorgungsmöglichkeiten knapp werden können. Das meiste davon wird geteilt, aber ein kleines bisschen verbleibt dann wohl doch direkt beim Gastgeber. Zum Beispiel die AKKA-Bonbons. Konfisziert und in Gemeinschaftsarbeit von den Familienmitgliedern unverzüglich vernichtet.

Hektik auf Palmerston

Hektik auf Palmerston

Simon beim Fischen

Simon beim Fischen

5 Minuten Hektik, 15 Minuten aufräumen: Mittagessen für 10

5 Minuten Hektik, 15 Minuten aufräumen: Mittagessen für 10

Unterscheidungsmerkmal für die Bevölkerung ist der Vorname, oder das Funkrufzeichen – da ist Edward „Alpha Echo“. Marsters heißen sie sowieso alle. 70 mal Marsters. Und sofern sie nicht eingeheiratet haben, stammen auch alle von ein und demselben William Masters ab, der Mitte des 19. Jahrhunderts hier, auf den damals unbewohnten Inseln, gelandet ist, mit polynesischen Frauen 3 Familien gründete, die Insel und die Motus in 3 Teile teilte und auch die Fortpflanzung der Großfamilie durch eine Mischehen-Regelung kontrollierte. Irgendwann änderte er den Namen in Marsters.

William Marsters Grab

William Marsters Grab

Manche, aber nicht allzu viele von ihnen haben die Insel verlassen; die meisten kamen irgendwann zurück, und der Familienname scheint für Zusammenhalt zu stehen. Yvonne, halb Kiwi, halb Holländerin, ist die Schulleiterin und erklärt am eigenen Beispiel: „… meine Tante hatte einen Marsters geheiratet, also war ich der Insel und der Familie schon immer verbunden. Dann wurde ich Lehrerin hier und habe schließlich Tere Marsters geheiratet. Aber ich bin schon länger auf der Insel als er…“

Wir sitzen mit Shirley, Edwards Frau, unter dem großen Dach vor dem Familienhaus, diese polynesische Tradition wurde übernommen – ein zentrales Haus für die Großfamilie und für jedes Ehepaar samt Kindern ein oder mehrere Schlafhäuser. Shirley hat die Mullets, die wir gemeinsam mit Simon und Edward gefangen haben, köstlich zubereitet, dazu gibt es, Luxus über Luxus, von AKKA beigesteuerten Kohl als Salat.

Shirley!

Shirley!

An Shirleys Familientisch

An Shirleys Familientisch

Simon lagert auf einem der Betten – ganz polynesische Haltung, nur dass er, im Gegensatz zum Bruder Edward, britischer aussieht, ein kurzer Gregory Peck als Kapitän Ahab… Schweine wetzen um die Tischbeine, der 11-jährige John fängt einen protestierenden Hahn, der sich ins Küchenhäuschen geschlichen hat. Neffen und Nichten kommen vorbei und bekommen ihr Mittagessen, es ist eben das Familienhaus.

Mama Tuahine

Mama Tuahine

Mama Tuahine, die 80-jährige Patriarchin, sitzt mit am Tisch und erzählt von ihren 14 Kindern, von denen noch 11 leben, und wer bei wem Hebamme war. Und wie beschwerlich das Leben geworden ist, seit man Funk und – seit ein paar Wochen! – Telefon hat. DAUERND klingelt es und dann muss man laufen („das kann ich doch so schlecht!“) oder rufen, denn die anderen sind ja beim Fischen… Ach, moderne Zeiten. Ich habe die Idee entwickelt, dass mein englisches WIKITaxi sinnvoll für die Schule sein könnte und würde gern nochmals mit Yvonne sprechen. Das muss vermittelt werden, nicht dass ich da einfach so hinstiefele. Schon der Gang zur Telecom-Bude, wo es seit ebenfalls ein paar Wochen WLAN gibt (manchmal jedenfalls), ist erst dann möglich, nachdem wir eine gemeinsame Runde mit Edward gedreht haben. Immer wieder kommt „… wir haben Regeln auf der Insel!“. Alle wichtigen Positionen sind fest vergeben: Simon ist der Regierungsvertreter („.. next to the Prime Minister!“), Edward hat Polizeifunktionen. Es gibt einen Zoll- und Einreisebeauftragten, das ist Alex, und der wieder sitzt mit seinem Chef Tere in der properen Gemeindeverwaltung, in deren Werkstatt eine grotesk anmutende Reihe von fluoreszierenden Arbeitswesten unter gelben Schutzhelmen hängt, Ausrüstung für das Leichtern des Versorgungsschiffes, alles vorschriftsgemäß. Es gibt eine Krankenschwester, die Gemeindesekretärin, den Mitarbeiter für Kommunikationsangelegenheiten, und natürlich einen Verantwortlichen für Energie, denn ein Dieselgenerator brummt 18 Stunden am Tag vor sich hin. Muss auch, denn es gibt sogar Straßenbeleuchtung, besser: Palmenhain-Beleuchtung. Nebenbei bemerkt, einem kleinen Video am Abend, nach der Andacht, ist man nicht abgeneigt und auch dafür braucht es Strom. Der Verwaltungsapparat umfasst mindestens 50% der erwachsenen Bevölkerung; nur „Fischer“, das sind sie alle zusammen. Am beeindruckendsten fand ich die Schule: ein Heimunterricht-Projekt unter einem neu gebauten, großen, luftigen Dach. Personalmäßig heißt dies: zusätzlich zu Schuldirektorin und Gemeindesekretärin Yvonne kommen noch 2 „Lehrerinnen“ hinzu, die eigens auf der Insel angelernt wurden, um den Heimunterricht zu unterstützen und anzuleiten. Nur die ganz kleinen Kindergartenkinder bekommen in der alten Schule, einem separaten Häuschen, eine Portion Frontalunterricht, um Buchstaben, Laute, Zahlen zu lernen. Alle anderen Schüler, derzeit 29, sitzen an Einzelplätzen und arbeiten an einem (amerikanischen) Heimunterrichtpensum. Wer nicht weiterkommt, kann ein Fähnchen aufstellen: „Hilfe!“, die dann rasch naht. Auch wenn das nicht oft vorkommt – im Endeffekt kann dieses Programm bis zur Collegereife führen.

Schulraum

Schulraum

Am Ende dieser Woche führen die Lehrerinnen die neuen Technologien in der Schule vor – das frisch eingeführte Internet und Skype. Große Aufregung – schade, dass wir Palmerston dann schon verlassen haben werden. Bis dahin gucken wir noch ein bisschen neugierig in die Ecken. Das mit dem Weitergeben des WikiTaxis hat übrigens nicht geklappt. Mit dem Angebot habe ich wohl unsichtbare Autorisierungsgrenzen überschritten. Schwierig, interessant und doch easy: Palmerston…