….nichts Besonderes gibt es zu berichten, ganz normaler Bordalltag. Wenn man das so sagen kann, denn es ist Neumond, Sternenhimmel ohne Zusatzbeleuchtung, und rings um die AKKA machen sich gerade die Delfine wieder mal einen Spaß und schnaufen und platschen herum. Und freuen sich wahrscheinlich daran, dass ich verzweifelt ins Dunkel starre, um vielleicht doch noch einen kleinen Blick zu erhaschen.
Letzte Woche hatte ich ja von der schönen Luftpost geschrieben – dazu gehören im erweiterten Sinne ja auch springende Delfine. Es hebt einem wirklich das Herz zuzuschauen. Aber die eigentliche Luftpost kam wirklich durch die Luft. Nach einer Taube, zweifach beringt, unter der afrikanischen Küste, hatten wir nämlich einen sehr hübschen Gast an Bord: eine Rauchschwalbe, die sich zunächst bei der PRESENT ein Päuschen erlaubt hatte und dann den Rest des Tages bei uns zubrachte. Man sollte für solche Gäste vielleicht doch ein paar Schaben oder Mehlwürmer an Bord haben, denn wir hatten nichts anzubieten. Leider hatte die Geschichte dieses Besuches aber kein happy end – eine Seebestattung war alles, was wir zum Schluss noch tun konnten. Was führt eine kleine Schwalbe bloß so weit hinaus aufs Meer?

Dafür hätte es danach fast noch einmal „Luftpost“ gegeben… Ein Trawler hielt ziemlich stoisch auf uns zu, bis wir ihn über UKW anriefen. Was ihn aber nicht vom Kurs abbrachte – ein spanischer, besser baskischer Thun-Fänger kam auf wenige Meter an uns heran.

Die Mannschaft winkend an der Reling, aus dem Lautsprecher tönte es „buenos dias“ , und ob wir denn einen Thunfisch haben möchten. Nach dem dicken Bonito hatten wir aber keinen Bedarf und nahmen dann nur gute Wünsche für die Weiterreise entgegen.
Auf der ist uns mittlerweile der Wind endgültig ausgegangen, wir sind in der Konvergenzzone und motorsegeln dem Äquator entgegen. Das Wetter sieht „gemischt“ aus, Vorherssagen sind hier schwierig und die Gribfiles ändern sich mit jeder Prognose – also wollen wir dieses Gebiet so rasch wie möglich hinter uns bringen. Petite Fleur scheint das schon geschafft zu haben – sie müsste eigentlich zur Stunde auf die Südhalbkugel rutschen. Tatääää! Wir werden es nachher in der Funkrunde hören, ob Neptun nachts um 3 Zeit für eine Taufe hatte oder sich an strikte Arbeitszeiten hält.
Kleiner Nachsatz zur Mail-Probematik: sollte Verwirrung aufkommen, dass merkwürdig veraltete Mails auftauchen – ich vermute sogar, das der vorherige Blogbeitrag nun zweimal erschienen ist!? – die Winlink-Leute haben wohl einen kleinen Stau im System gefunden, zumindest was meine Mailbox betrifft, und nun fließen alte Mails durch die Gegend. Rückmeldungen dazu sind willkommen!
Ach ja, und dann kam per Mail noch die Frage auf, wieso eigentlich nicht die Kapverden unser Ziel sind. Bis zum Auslaufen aus Banjul war uns das Ziel selbst nicht klar – wir hatten uns lediglich offen gehalten, nach Brasilien abzdrehen, wenn denn die Kapverden nicht einfach anzuliegen sind – und genau so kam es. Wanderer2 hat sich bis Santiago gequält – wir haben den Weg des geringsten Widerstandes gewählt und werden nun wohl eine andere Insel in der Hochsee ansteuern: Landfall Brasilien wird auf Fernando da Noronha sein. Schwimmen, tauchen, Natur gucken. Dann geht es weiter. Aber das dauert noch ein paar Tage. Noch 550 Seemeilen.
