AKKA Afrikalainen

Ich gebe es zu, es ist geraten, aber so ungefähr wird es auf Finnisch heißen: AKKA, die Afrikanerin. Wir sind da. Ferne Kontinente, erster Teil: Afrika. Fein hat sie das gemacht, unsere Gans. Ein bisschen traurig war sie ja bisweilen, wenn ihr die kleine Schwester PETITE FLEUR immer wieder davonlief bei den leichten Winden, aber heute früh, da kam ihre Stunde. Es briste ein bisschen auf und schon flog sie davon. Bei den Petite Fleurs hat die Reise übrigens einen anderen Namen: die Gänseblümchenfahrt.
AKKA und Petite Fleur. Ein nettes Paar.

Seit dem Vormittag liegen wir mitten im frischen Nordost – da freut sich der Windgenerator! – vor Hann Plage, einem Vorort von Dakar. Hier gibt es einen Yachtclub, eigentlich gleich zwei, wir liegen vor dem Klassiker, dem Cercle de la Voile de Dakar, mit ?berraschend vielen, vor allem französischen Seglern zusammen. FREYA ist noch da, PRESENT liegt vor uns, zur Rechten Petite Fleur, hinter uns die Wanderer. Kurz nach der Ankunft kam gleich ein motorisiertes Bötchen vorbei, der „Passeur“ wollte sich vorstellen. Ein bisschen colonial bastard-style: Man betätigt das Schiffshorn und flugs kommt der Taxidienst – oder, wie wir beobachten konnten, auch nicht ganz so flugs! – vorbeigetuckert und schippert einen an Land. Dort waren wir noch nicht, unter der selbst genähten Senegal-Gastlandflagge weht also noch die Flagge Q, und das bleibt auch so bis morgen. Jetzt ist es Abend; wir hatten nach dem Ankermanöver und Anker-Tauchen schnell ein Couscous gemacht – der Wind singt dazu sein Lied, der Windgenerator zischt, der Muezzin ruft aus der Stadt, es dudelt afrikanisch vom Strand … … … und dann muss jemand mit dem Hammer vorbeigekommen sein. Tiefschlaf. Unter der Anspannung, die uns wachgehalten hatte, verbarg sich wohl doch ein dickes Müdigkeitspolster, das wir nun abtragen.

Die Reise war wirklich schön und lehrreich. Zunächst mal haben wir ein ganz klare Lektion zur Geduld erhalten und diese auch geschluckt… Wir sind selten schneller als 5 Knoten gelaufen, über weite Teile waren es 4, 4,5, 3,5. Folgerung: Na, dann dauert es eben einen Tag länger! Verproviantiert bis zur Oberkante wären uns kurzfristig höchstens die Orangen ausgegangen. Und das ZIPF-Roggenbrot aus Gran Canaria. Allerdings hatten wir Glück mit Windrichtung und dem moderaten Seegang: 8 Tage „Waschmaschine“ wären uns sicher mehr auf die Nerven gegangen, es war gerade so schon wackelig genug. Bis auf einen kurzen Seekrankheitsverdacht bei mir ging es uns durchgehend gut, und ich werde versuchen, das Thema weiter nach unserem Reff-Prinzip abzuhandeln: „… wenn Du anfängst darüber nachzudenken, dann tu’s!“. Wenn ich also anfange, über meinen Magen nachzudenken, dann werfe ich eine Pille ein. Wobei ich meine, dass mir die VOMEX A Retard-Kapseln am besten tun, ich fühle nämlich überhaupt keine Müdigkeit. Hoffentlich gibt es die noch irgendwo auf dieser Welt.

Die Schlaferei, das ist so eine Sache – ich leide mehr unter einem Schlafdefizit als Andreas, der meint, dass er mit dem Wachrhythmus noch Wochen unbeeinträchtig hätte weitersegeln können (siehe oben 😉 ). Ich fürchte, dass sich bei mir die Müdigkeit noch weiter kumulieren wird. Petite Fleur geht ganz diszipliniert – Schweizer eben! Das zeigte sich allenthalben! – 3-Stunden-Wachen über 24 Stunden, wir nur in der Nacht, und da schenken wir uns auch gegenseitig mal die eine oder andere Stunde, meinen
aber, das ein bisschen mehr Planmäßigkeit auch Sinn machen könnte. Folgerichtig hat mein Eigner, als ich ihn heute eine Stunde verspätet um 3 weckte, meine Bemerkung, mich doch bitte dem Plan gemäß um 5 zu rufen, in die Tat umgesetzt. ES WAR EIN SCHERZ! Aber die Morgendämmerung war ja nicht mehr weit, und außerdem übe ich gern einhändige Segelmanöver und Trimmen, also hatte ich einen guten Morgen.
Den Windpiloten haben wir erst in den letzten 36 Stunden bemüht, und er hat das wunderbar gemacht, erstmalig wieder seit der Starkwindfahrt nach Porto Santo. Nach den Mucken, die er Richtung Lanzarote gezeigt hatte, machte er das auch toll heute früh, als es frisch mit Halbwind bzw. am Wind zur Sache ging. Das Problem war – neben einer beseitigten Schwergängigkeit – wohl eher, dass wir mit unserer Trimmerei nicht geduldig genug waren und an diesem Punkt noch ein bisschen Erfahrung brauchen.
Und wir brauchen den Windpiloten ganz ernsthaft, hatten wir doch erschreckend hohe Energieverbräuche zu registrieren – der „große“ Autopilot, das Radar in der Nacht, der tagelang durchlaufende Kartenplotter; auch der kleine Pinnenpilot, der alternativ die Windsteueranlage lenken kann und dann das Funken – all das sind Stromfresser.
Mein neuer Lieblingsstromfresser ist und bleibt allerdings – neben den Laptops, ganz klar! – der Wassermacher. Willkommen an Bord, gut dass wir Dich haben.
Das hilft AKKA Afrikalainen und ihrer Crew auf dem Weg durch fremde Kontinente. Teil 1, Afrika, hat gerade begonnen.

2 Gedanken zu „AKKA Afrikalainen

  1. Herzlichen Glückwunsch zum wohlbehaltenen Landfall an den Gestaden Afrikas.

    Bei Eurer letzten Reiseschilderung habe ich an einen Romantitel
    „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny denken müssen, dessen Hauptfigur sich ja ebenfalls auf diversen Weltmeeren getummelt hat.

    Habt Ihr es ein wenig bereut, nicht früher gestartet zu sein?
    War es eigentlich Eure bisher längste Non-stop-Etappe mit der Akka?

    Ich freue mich schon auf interessante und kurzweilige Reiseberichte aus Afrika

    Bettina

    P.S.: Euer Brief ist angekommen!!! Herzlichen Dank!!!

  2. Hi

    vielen Dank für die Blumen. Ja, stimmt, es war die längste Etappe mit der AKKA, aber aus unserer Sicht können nun gern wochenlange kommen.
    Was den Abreisezeitpunkt betrifft hätten wir nur Wochen früher starten können. Bis auf die Windstärke waren die Bedingungen ideal. Len, der vor uns liegt hatte feinen Ost-Südost gegenan. Ich bin mir nicht sicher ob ich das freiwillig auf mich genommen hätte und denke, wir haben genau den richtigen Zeitpunkt getroffen. zumal die Lektion zur Geschwindigkeit wichtiger war als die Geschwindigkeit selbst.

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