TABATINGA!

27.8.

Die Geier haben gerade gefruehstueckt, direkt vor dem Hotel, das wir gestern abend bei Einbrechen der Dunkelheit bezogen haben. Wir sind naemlich nach 6 Tagen und 1 Stunde Schiffsreise an der Grenze nach Peru angekommen

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Man beachte das Luftgepaeck im Vordergrund! Anlanden war ein bisschen unkonventionell, naemlich ueber eine Sandschute und ein anderes Faehrboot, aber was tut’s. Nach 6 Tagen „Sagrado Coraçao“ freuen sich alle auf’s Land.

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Wir machen uns jetzt gerade auf, um die Grenzformalitaeten zu erledigen und die Tickets fuer die Schnellfaehre nach Iquitos (morgen frueh um 5!!) zu kaufen.

 

Die erste heisse Dusche seit langer Zeit – das geht in Brasliien so:

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Wie? Installation?? Funktioniert doch! Ist da was nicht mit in Ordnung? 

 

Und von Iquitos gibt es dann einen ausfuehrlichen Bericht von der Reise, und ich hoffe darauf, dass wir einen ausreichend schnellen Rechner fuer das Einstellen von Faultieren und anderen Abbildungen finden.

Bis dann! Die Faultiere!

Huuuhhh

Manaus, 20.8.2008

Heute abend faehrt die Faehre nach Tabatinga. Nachdem uns unser Urwaldschiffchen nahe dem Faehranleger abgekippt hatte, konnten wir gleich Tickets kaufen und die Nacht schon an Bord verbringen, da ist man hier sehr freigiebig. So waren auch schon Haengematten auf dem offenen Mitteldeck angebracht und besetzt.  Der Entschluss, eine Kabine zu nehmen, war dem Eingewühnungsgedanken geschuldet und auch der Gepäcksicherheit…

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Als wir heute frueh aus unserer „Suite 5“ der „Sagrado Corazao de Jesus“ krabbelten; alles ein bisschen brazilian style, die Waende im Flur wurden gerade gestrichen, als wir einzogen, sprich: mein Rucksack hat was abgekriegt, aber fuer uns bedeutet es Gepaeck einschliessen und damit dem allgemeinen Zugriff (besonders in Haefen!) entziehen zu koennen, und ausserdem ein Doppelbett unter dunkler Holztaefelung zu haben, eigene Klodusche dazu; und vor allem haengt natuerlich ein zum Schiffsnamen passendes Votivbildchen ueber dem Augang zum eigenen Balkon (!!). Wir haben es nicht geschafft, die Frontkabine zu kriegen, von der Jochen/Bluesong gesagt hatte, dass man Aussicht in Cinemascope geniesst, aber wir werden nun 5 Tage alles betrachten koennen, was an der Steuerbordseite passiert. Und das wird einiges sein. Wir haben ja jetzt ein paar Tage im Rio Negro verbracht, und allein der Flussverkehr ist schon sehenswert…

Das Bloggen faellt in der Unruhe des Cafés schwer, was mir leid tut, ich schwanke zwischen einem schlappen Tagebuch und nur kurzen Bemerkungen. Ich kann ja mal die letzte Nacht der 5-Tagetour beschreiben, denn da hatte mich das „Half-Die-Syndrom“ aus Gambia wieder…

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Irgendwo am Rio Negro, 2 Uhr nachts, hinter’m Ameisennest… Wir liegen in unseren Haengematten im Wald, Andreas und ich haben gluecklicherweise unsere Moskitonetze mitgebracht, weniger fuer die Moskitos, die es hier kaum gibt, als gegen die Bremsen. Ob die Netze auch Jaguar-dicht waeren, beschaeftigt mich nun nach Mitternacht. Wir sind mit Jason unterwegs, langjaehriger Dschungelwanderer, eigentlich aus Salvador (mit einem Urgrossvater, der ihm noch erzaehlen konnte wie es als Sklave war!) aber er ist seit 25 Jahren im Amazonasbecken zu Hause: Guyana, Venezuela, Kolumbien. Eine Urwaldvagabund, der sich auskennt. Aber an unserem Nachtlager, sagte Roberto, ein Caboclo aus der Gegend, dass er Jaguare gesehen habe. Also wurde gegen Abend das Lager mit der Machete gereinigt, duenne Staemme gehackt und ein Feuer entzuendet, das gleichzeitig unsere auf Brazilholz gespiessten Huehner brutzelte.

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Und den Schweiss noch zusaetzlich in Stroemen fliessen liess. Abendbrot. Es dunkelt rasch und dann faengt es an zu gewittern. Ab in die Haengematte – was anderes kann man sowieso nicht tun; leider haengt die unter einer etwas undichten Plasitikplane, es wurde ein bisschen feucht. Schweissnass war sowieso alles – das muessen wir noch ueben mit der Vorbereitung auf Dschungelnaechte.

Gegen Mitternacht wurde ich wach, das Feuer nur noch mini-klein und ich fange an zu gruebeln. Diese Jaguartoene, die hoere, kommen allerdings eindeutig aus der Haengematte von Jason und Roberto. Ob die mal aufstehen wollen und das Feuer neu entfachen? Einmal zuckt eine Taschenlampe, ich bin begeistert. Aber Roberto pieselt nur irgendwo ins Unterholz und zack, liegt er wieder in der Matte. Ob der sich fuerchtet? Andreas schlaeft, die drei Russen, die mit auf dem Schiff sind, ebenso, einfach alle… Dann macht es direkt vor meiner Matte „plopp“. Irgendwas Schweres ist da runtergefallen. Huuh! Was war das fuer ein Viech? Kopflampe an: da liegt sie, meine Schuhsohle, die vom aufgehaengten Stiefel abgefallen ist… Mist. Auf Struempfen (Vogelspinnen hat es hier auch!) wandele ich zum Feuer und mache einen schwachen Entzuendungsversuch. Gelingt mir in dieser fast-barfuss-Eile nur mittelmaessig. Uuaeh! Wieder zurueck unter das sichere Netz. Andreas hat kurz danach etwas mehr Glueck, aber so richtig mag ich nicht einschlafen. Nur die anderen. Zikaden bruellen ebenso wie Bruell-Affen in der Ferne, ein Ozelot heult rum. Ein extrem unheimliches Windgeraeusch umlauft unser Lager. Das kann nur Wind sein – an- und abschwellend, die Tonhoehe wechselnd. Dreimal geht das so, bis ich dann doch noch wegnicke.

Ich gestehe, ich bin doch erfreut, das Fruehstueck dann spaeter auf dem Schiff einnehmen zu koennen – es war schoen, aber es war auch unheimlich. Das Geraeusch macht ein Vogel, dessen Namen ich jetzt mal ergoogeln muss – baletero oder aehnlich. Leider konnte Jason nur die indianischen Pflanzen- und Tiernamen nenne, es gibt also ordentlich was aufzuarbeiten aus meinem Notizbuechlein. 5 Tage bis zur peruanischen Grenze… Das sollte reichen!

Der Bildschirm faengt an zu zucken – ich schicke mal den Blog los, sonst ist gleich alles weg…

Abuko zwooo

oder: … und weiter geht’s. Naemlich in den Wald, den wir heute schon mal schnuppern durften, bei INPA, dem Instituto Nacional de Pesquisas de Amazônia, zu deutsch „Staatliches Institut fuer Amazonasforschung“. Mein Abuko zwo (der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht an Banjul und das kleine staedtische Reservat dort!? Ceesay Karamba, meinen jugendlichen Professional Birdwatcher habe ich jedenfalls sehr vermisst heute…). Hier haben sie einen „Wissenschaftswald“ so etwas wie einen kleinen Lehrzoo, samt Kaimanen, Manatees (leider nur die Nasenspitzen sichtbar, das Wasser war noch nicht gewechselt. Naseruempf) und einem schoenen Holzpfad auf halber Wipfelhoehe, so dass man die schrillsten Vogel- und Insektengeraeusche aus naechster Naehe geniessen konnte. Am meisten lachen musste ich allerdings beim deutschen „Architektentrost“, den wir ja auch am Haus klettern hatten: Knoeterich. Die ausgestellte Art hat allerdings mehr als mannshohe Blaetter – wenn man die Website besucht sieht man das getrocknete Riesenblatt im Hintergrund… Das wuerde jede Architektensuende abdecken 😉

Drum freuen wir uns jetzt auf unsere Bootsreise den Rio Negro hinauf, 6 Tage lang, mit diversen Urwaldwanderungen und naechtlichen Kanuausfluegen. Geschlafen wird auf dem Schiff, das von Spot zu Spot faehrt, je nachdem wo besonders Sehenswertes zu erwarten ist. Hoffentlich haben wir einen guten Fuehrer, ich bin bar jeden Infomaterials. Und das habe ich bitter noetig – vorgestern fanden wir uns zum Fruehstueck am Tisch  zweier Teilnehmern des grossen Herpetologenkongresses hier in Manaus. Aus Bielefeld und Braunschweig. Dann faellt einem so recht auf, wie lange man nicht mehr „biologisch“ gesprochen oder gedacht hat. Heute jedenfalls gab es einen wunderschoenen Vorgeschmack auf die kommenden Tage, in denen die brausende Stadt noch viel weiter weg sein wird, und die Wahrnehmung  muss ja nicht wissenschaftlich sein – der kleine Naturfreund geniesst und schweigt ;).

Zurueck in die Stadt dann wieder im ganz normalen Leben. Busfahrt – hier immer eine Sensation, aber der heute war der beste Fahrer seit wir in Brasilien angekommen sind. Auch bergab wird Gas gegeben, und er faehrt vorausschauend wie alle Kollegen: Gucken, ob an der Haltestelle jemand winkt und wenn ja, dann noch ein kraeftiger Gasstoss, damit man im letzten Moment dann richtig in die Eisen steigen kann. Wir lieben es…

Wir hoffen, dass Dienstag noch Zeit ist, sich mal zu melden – ansonsten dann erst wieder aus Iquitos! Bis denne!

In Manaus

Schoen runtergekuehltes Internet-Café hier! Ich sitze im Schatten des „Teatro Amazonas“, der beruehmten Oper aus der Zeit des Gummi-Booms hier am Amazonas – gestern waren wir mal schauen; beeindruckend, auch fuer Opernbanausen wie uns. Vieles ist aus Gusseisen (das freut den Ingenieur!), unter den Sitzen sind doradeaehnlich Luftauslaesse (was fuer Segler!) und mich laesst staunen, dass man alle Holzarbeiten in Europa hat machen lassen – brasilianisches Holz nach Paris verschifft und dann als fertiges Mobiliar wieder zurueck. Prachtvoll ist gar kein Ausdruck… Und die vielen, vielen Kronleuchter aus Murano-Glas sind auch nicht gerade von „umme Ecke“. Margot Fonteyns Ballettschuehchen vom ihrem letzten Auftritt, naemlich genau hier, traulich vereint mit Spuknaepfen fuer Tabak-kauende Gummibarone der Jarhhundertwende. So muss man sich das vorstellen. Stimmt nicht – die Spuknaepfe (English China) standen im Herrenzimmer, die Schuehchen bei den Damen. Eine Verschlimmebesserung muss ich anmerken – die alten Peddig-bespannten Stuehle waren sicher viel klimafreundlicher als die neuen, mit Samt bespannten.

Das war jetzt ein eleganter Uebergang zur Anreise, denn „Klima“ gab es auf dem Flug zu sehen. Wir waren ja ab Recife zunaechst mal nach Brasilia geflogen, mit GOL, hatten ein bisschen wirklich frische Winterluft auf dem dortigen Flughafen geschnappt, vergleichbar mit Winter in Suedspanien vielleicht?!, und uns dann wieder aequatorwaerts gewandt. Zunaechst semiarides oder winterbraunes Agrarland unter uns, nach einer Stunde viellelicht immer groessere Waldflecken, bis diese sich ueber lange Strecken zu einem riesigen Waldteppich verbanden: das Amazonasbecken lag unter uns. Ich staune aus dem Flugzeugfenster. Cumuluswoelkchen werfen Schatten auf den gruenen Belag, man erkennt Flusslaeufe, manchmal einen Airstrip „in the middle of nowhere“, meist kann man in dem dichten Gruen nicht mal eine dazugehoerige Indianersiedlung erkennen, aber irgendwo muss so etwas sein. Und dann trifft uns der Schlag: schraeg voraus ist eine merkwuerdige Wolke zu erkennen, ein Altocumulusturm – Gewitterwolke? Seltsame Gewitterwolke… Umwabert von einer gelblichen Stratuswolke: Brandschwaden! Und binnen ein paar Minuten sieht man unter uns zig Urwaldfeuer brennen. Ob das nun Rodungsfeuer fuer den Nahrungserwerb der Bevoelkerung waren oder eher oekonomisch motivierte, sei dahingestellt – es war erschreckend zu sehen. Das muesste man gut auf Satellitenbildern erkennen koennen! Vielleicht weniger die Rodungsflaechen, aber diese Brandwolken – riesig. Nach einer Weile hoert es auf und man schwebt wieder ueber intakte Urwaldflaechen. Dann kommt der Amazonas in Sicht, bzw. der Solimões, dann der Rio Negro und wir sind da.

Das Hotel Dez de Julho hat einen Abholer geschickt – Jugendherberge mit Abholservice. Nicht schlecht. Es handelt sich allerdings auch gleich um den hausansaessigen Touroperator, der uns natuerlich gleich eine Tour verkaufen will (wir buchen gerade woanders 😉 ). Aha! Unser Zimmer passt sich nun schon mehr unserem geplanten Budget an. Man koennte sagen: Zimmer zum Hof. Oder Lichtschacht. Und in diesen pusten alle Klimaanlagen hinein, also bleibt das Fenster geschlossen – aber wir sind zufrieden.

Wir gehoeren zwar nicht zur Riege der ganz normalen Touristen, weil wir einfach mit mehr Zeit hier aufschlagen – aber seit dem Wochenende sind wir definitiv unter unseresgleichen, mehr in Tourist-ien als in Brasilien. Was gewisse, unschlagbare Vorteile hat: Nachdem es auch auf dem Flughafen von Brasiliens Hauptstadt keine internationalen Zeitungen gab, sage ich nur: Paul Ketterer. Der sitzt mit seiner grossen Reisegruppe aus dem Schwaebischen (oder doch eher dem Badischen?) in einer Pizzeria gleich um die Ecke, ich hoere deutsche Toene (das waere Heiner jetzt bestimmt peinlich! 😉 ), spreche sie an und gerate gleich an den Richtigen: Jaa! Da hat jemand gleich zwei Spiegel dabei, die wir dann nicht mal bezahlen muessen. Wat ’ne Freude. Wir lesen jeden einzelnen Artikel sorgfaeltig – wer weiss, wann es so was wieder gibt. Vielen Dank dem edlen Spender Das war wirklich eine wunderbare Ueberraschung.

Gestern haben wir uebrigens entdeckt, dass unser Hotel, eine verwinkelte, voellig unuebersichtliche Hoehle mit Massen von ueber- wie unterirdischen Zimmern unterschiedlichster Qualitaet, auf dem Sat-Fernseher Deutsche Welle-TV anbietet. Auch nicht schlecht, aber wir gehen jetzt trotzdem auf „Dschungeltour“. Nicht ganz so „adventureous“ wie unsere Dinnerbekanntschaft Ying und Randy, halb Singapore, habl USA, die mit einem Guide fuer 15 Tage mit Minimalausstattung auf Kanutour suedlich des Solimões verschwinden (da MUSS ab und zu mal geangelt werden!) und nicht so hopploahopp wie die meisten hier, die 3 days-2 nights gebucht haben: wir hoppsen am Donnerstag auf ein altes Flussboot und lassen uns 6 Tage auf dem Rio Negro die Natur zeigen; nicht so vielfaeltig wie am Weisswasserfluss, aber dafuer einsamer. Und den Solimões werden wir dann ein paar tausend Kilometer flussauf auch noch geniessen. Naechste Station: Iquitos, Peru.

Bis dahin vergehen aber noch ein paar Tage…

Betrifft: EMails!

Aaaah! Ich vergass zu erwaehnen:
der Aufbruch aus Jacaré war nicht ganz komplett!
Leider habe ich unsere Kennworte fuer saemtliche Adressen nicht dabei; kleine Ungeschicklichkeit beim Kopieren auf den USB-Stick 😉

ES FUNKTIONIERT BIS AUF WEITERES NUR:

haensch.fuchs… sowie mail @ sy-akka … und die gmx-Adressen, aber leider nicht die ‚persoenlichen“ Adressen und auch nicht winlink…

Gruss

Andrea

Lachen mit Dalila

Recife, 8.8.2008

Fast haben wir Recife schon hinter uns. Schoen war s… Schon morgens frueh war es schoen: ab halb sieben pfiff jemand etwas atonal und abwesend vor sich hin, so wie jemand, der sich die Zeit vertreibt. So ungefaehr ab sieben wurde dann schon mal `bom dia´gekraeht, zuerst leise, dann fordernder. Dalila. Wohnt hier im Hof, hier, das ist die Pousada Casuarinas im feinen Stadtteil Boa Viagem. Wir haben die Reise ein bisschen `posh`angefangen – die Zeit in Jacaré reichte nur noch fuer eine Taxifahrt nach Recife, statt Bus , und das Hotel hatten wir am Morgen erst im Internet ausfindig gemacht, und da die Jugendherberge sich nicht gemeldet hat… Ein bisschen ueber unserem angepeilten Preislevel (nur ein bisschen!), aber es gefaellt uns so gut, dass wir statt 2 gleich 4 Naechte hier geblieben sind.
Mitten im Stadtteil, Bushaltestelle, Supermarkt, Restaurants in Laufentfernung – auch nachts, sehr angenehm. Und noch viel angenehmer ist: Ruhe im Verkehrsgewuehl, dicht begruenter Innenhof mit eben Casuarinen, wir baumeln auf dem Balkon in der Haengematte und gucken auf Schildkroeten, die Haushund-Mama, Schlingpflanzen und besagte Dalila hinab, die 15-jaehrige Blaustirnamazone. Und wenn es der zu langweilig wird. bellt sie mal ’ne Runde. Und wenn sie gebellt hat, dann lacht alles. Und wenn alles lacht, dann lacht sie mit. Ein Selbstlaeufer… Wir koennten uns wegschmeissen ; es ist derartig komisch. Leider wird und wird der langjaehrige Antrag auf einen Blaustirnamazonenmann aus der Beschlagnahmen der Naturschutzbehoerde nicht bewilligt. Das waere bestimmt nett…

Wir haben natuerlich nicht nur in der Haengematte gebaumelt, aber die Flugbuchung nach Manaus nahm ein schoenes Stueck Zeit in Anspruch, zwischendurch kackte auch der Geldautomat ab, dem wir gern 2400 Reais entlockt haetten, und dazu regnete es in Stroemen. Dafuer war der heutige Tag in Olinda allen Erwartungen zum Trotz wunderbar – wenn uns auch der tiefere Sinn hinter dieser Kirchenanhaeufung nicht ganz eingeht, es ist rein optisch sehenswert und geschichtlich auch und dann wurde der Besuch gekroent von einem i-Tuepfelchen namens Mamulengo. Eine Puppenmuseum. Theaterpuppen, Marionetten. Grausige Szenen von der Ankunft der Raeuberbande beim ‚Coronel‘. Huh! Das muesste man mal in Aktion sehen. Ich war zufrieden. Und zurueck in Recife kriegte der Chef auch noch seinen Teil: Lokomotiven gucken, vor dem Bahnhof Recife. Besonders schoen ein Henschel&Sohn-Monster von 1952, so eine Art 2-in-1-Lokomotive. Wir haben lange geraetselt, wie die um die Kurve faehrt. Abschliessend ein Kaffee an der Praça de Independença, und das war dann wieder mehr fuer mich, weil der Tischnachbar mich in einen portugiesischen Wortschwall huellte – Deutsche in Recife, Zeppelin-Station 1930, Deutsche U-Boote, detusche Einwanderer vor und nach dem Krieg, US-Agenten, brasilianische Politik… kam alles vor. Ich konnte kaum was sagen, aber es war ohnehin kaum eine Gespraechspause… Schade, solche Unterhaltungen muesste man richtig fuehren koennen.

Wie Recife sonst so ist, dazu vielleicht spaeter mehr. Jetzt geht es in die Falle – morgen um 5 holt uns das Taxi zum Flug nach Manaus via Brasilia. Kleiner Umweg…

Demnaechst also was vom Amazonas. Ich werde gleich Dalila noch was davon erzaehlen – vielleicht lacht sie ja nochmal…

Change of plans

oder: Entscheidungshilfen von JELIZE.

Seit ein paar Tagen ist ein bisschen mehr Leben am Ponton: Außer 3 Uruguayern auf dem Weg von Trinidad nach Hause haben Jean und Elizabeth aus Frankreich mit ihrer JELIZE gleich gegenüber festgemacht und daneben auch noch Mike und Eileen, Schottland, mit COOYA – für DIESES Schiff kann man nur ein Link einfügen !Guckt Euch das an!
Die Schotten wollen demnächst – mit einem deutschen Gast – nach Süden, die Franzosen kommen gerade daher und ich habe zu lange mit den Uruguayern über ihre Reise südwärts geschnackt – was also fällt uns Besseres ein, als schnell ein AKKA-Kaffetrinken am Sonntagnachmittag einzuberufen und uns von JELIZE begeistern zu lassen.

Und es gelingt ihnen trefflich: Gemeinsam tragen wir fleißig Empfehlungen in unseren Ceccone ein, das ist ein Segelführer namens „Sailing the Coast of Brazil€. Und was Jean da mit leuchtenden Augen vorträgt (€€¦ combien de temps vous àªtes étés à  Ilha Grande?€ „€¦trop court!€) lässt uns ahnen, dass Brasilien noch ein Weilchen dauern kann. Wasserfälle, Meereschildkröten, einsame Buchten. Wanderwege, Fischerdörer, hübsche Städte – VIELLEICHT ja auch Monstertrucks voller Riesenlautsprecher: Karneval in Salvador. Ich freu mich jedenfalls schon heute auf das Bamboo Café in Vità³ria. WiFi satt auf weichen Canapees, nein, keine essbaren. Aber es gibt „€¦les sandwiches – impeccable!€. Das werden wir uns gefallen lassen.
Jetzt haben wir erst einmal ein paar Wochen Zeit, uns das zu überlegen. Wir fahren wirklich fort, und zwar mit noch neueren als unseren pfuschneuen 35l-North-Face-Rucksäcken. Wer freitags abends im Internet liest, dass man spätestens am großen Salzsee in Bolivien einen Schlafsack braucht, fährt samstags ins Manaira Shopping Center und kehrt mit 68l-Säcken zurück. Viel mehr konnten wir gar nicht dazu packen – aber immerhin sind jetzt Penntüten dabei und zwei Bücher extra. Und ein Rock für die Gnädigste.
Morgen, spätestens Dienstag mit dem Bus nach Recife und dann mit GOL über€™s Amazonasbecken fliegen. Manaus. Iquitos. Was dann kommt weiß der Kondor. Nazca. Machu Picchu. Titcacasee. Kinderträume. Und wenn das nix wird, dann ändern wir unsere Pläne!

Mittlere Hektik

€¦ ist ausgebrochen auf der AKKA.

Die Rucksäcke sind zumindest mal probegepackt, Fahrräder und Dinghy in den Backskisten verstaut, aber es bleibt noch eine Menge zu tun, bevor wir das Schiff in Bälde für ein paar Wochen alleine lassen. Komisches Gefühl. AKKA ist unser Schneckenhaus – einzig die paar Sachen in dem mickrigen 35l-Rucksäckchen werden jetzt für eine Weile ein bisschen Heimatgefühl verbreiten können: die Hängematte (fur den Flussdampfer), Betttuch (zum über den Kopf ziehen). Fleecepullover (Wärmepolster für die Anden) und Moskitospray. Noch ein paar mehr, natürlich. Schlafsack und Zelt bleiben hier – kein Platz. Vielleicht müssen wir uns dann eine Lama-Indiodecke für die Nächte kaufen.
Zum Abschluss dieser ersten Jacaré -Phase haben wir heute Joao Pessoa noch einmal in vollen Zügen genossen. Ganz so voll war der Zug zwar nicht, aber dafür verspätet und außerdem hatte ich mich mit dem Abfahrtzeitpunkt ein bisschen vertan und das „Gambia-Revival€-Team für den falschen Zug an den Bahnsteig getrommelt. Falscher Zug plus Verspätung bedeutete dann, dass wir – je zweimal Petite Fleur, Present und AKKA – in Hektik zur Policia Federal sprinteten, die dann auch pünktlich um 12 Uhr „almoco€ essen gegangen war. Schön, dann um 14 Uhr, dauert ja nicht so lang€™€¦ Inzwischen kann ich ja mal schnell die neuen Pedale für€™s Fahrrad bezahlen – jahaaa! alle Beschaffungsqualen sind erledigt; es gibt Wasserfilter, Laptopbatterie und Pedale, alles via Brasil-Internet! Banco do Brasil gesucht – und sich als (ungelogen!) 42. in die Schlange eingereiht. Eine Stunde lang bin ich zentimeterweise Richtung Counter geschlurft und durfte miterleben, wie all das, was das Bändchen „Kulturschock Brasilien€ über Banken schreibt, sich vor meinen Augen vollzog. Mal abgesehen vom Brasilien-üblichen Bankraub. Gemecker am Ende der Schlange, gespanntes Schweigen, je näher man dem Ort der Tat kam. Gelächter und Gespaße zwischendrin. Dass ein junger Brasilianer im Bürooutfit und mit Laptopcase auf dem Boden sitzend einschlief, trug eigentlich nur zur allgemeinen Erheiterung bei. Er durfte sich später wieder einreihen. Kardinalfehler bei dieser Aktion war, dass es ja Mittagszeit ist, und während der trabt Brasiliens arbeitende Bevölkerung gern in die Bank, Geld holen€¦ Ist ja auch ganz unterhaltsam, ungefähr so wie ein deutsches Arzt-Wartezimmer, gelle, Heiner!?

Zurück zur Policia Federal. Mit Zwischenstation beim fliegenden Plastificador/Copidador. Fliegende Händler gibt es überall und mit allen Angeboten, Uhren, Raubkopien, Keilriemen, dieser flog weniger als dass er im Eingang der „Farmacia Permanente€ saß und uns uns für kleines Geld Passkopien „für jeden Tag€ einschweißte; in Südamerika herrscht ja allenthalben Ausweispflicht. Und gleichzeitig die Pflicht, nix Wertvolles mit sich rumzuschleppen, wegen der bösen Buben, also schon gar keinen Pass.

Endlich bei der Policia die nächste Bankaktion: 6 mal 67,50 Reais für die Verlängerung abdrücken; mir schwant Böses, aber hier sind wir die einzigen Kunden. Dafür dauert der Vorgang als solcher dann doch lang. länger als gedacht zumindest, schließlich muss berechnet werden, wann wir ausreisen müssen (ich am 6. November, Andreas am 20 Dezember. Räusper€¦) , und so sind wir dann am Abend ziemlich platt – die Gambia-Revivaltruppe musste dann auch noch im Angelladen nach Fischspeeren gucken (und Andreas wegen akuten, bekloppten Aussehens den Plan aufgeben, einen Moskito-Hut anzuschaffen – Motivation siehe letzter Eintrag). Noch schnell zm Hyper Bompreco, dem Monstersupermarkt, in Sachen Rucksackreise: Plastikgeschirr, Klopapier in Mini-Rucksack-freundlichen Gebinden. Rei in der Tube jedenfalls gibt es nicht. Aber DEET-Spray (Thema Moskitos. Siehe unten, oben, überall€¦)

Und dann noch das Schiff fertig machen- lassen wir das Sonnensegel oben? Bauen wir es ab? Deck salzen, Rumpf schrubben, Schraube einpacken€¦ Kann ein Seglerleben hektisch sein.