Routine

Geschirr klappert im Schapp? Nicht doch. Gläser und Tassen stecken in Tennissocken, in Brasilien im Großpack erworben, eigens zu diesem Zweck. Teller und Schüsseln wohnen schon lange in abgeschnittenen Blusenärmeln, die inzwischen klimatisch bedingt reichlich vorhanden sind. Es rollen keine Konserven mehr umher, oder nur noch . Es fliegen uns auch nicht mehr dauernd irgendwelche Sachen um die Ohren wie anfänglich… Wir sind einfach routinierte Langfahrer geworden. Wirklich?!
Ich durfte heute abend ein zweites Mal duschen. Der Guavensaft und der Seegang … Und wenn man es richtig überlegt, haben wir ganz routinierte Manöver auf Lager – wie „Genua ausbaumen“. Toll! Ich habe den Tanz auf dem Vorschiff schon immer geliebt, und jetzt – wie kann es sein, dass man nach 7 Monaten „an Land“ da vorn steht (naja, stehen ist was anderes! Hopst!) und sich fragt wo welche Leine hinführt. Um nach getaner Tat festzustellen, dass der Achterholer trotz angestrengtesten Nachdenkens doch
außen um die Schot läuft. Arrrg. Noch einmal – das übt! Sagt der Eigner.
Aber das wird schon wieder. Wer hier an Bord wirklich Routine hat, ist WiPi, der Windpilot. Je nach Stimmungslage auch „Pedder“ genannt, nach seinem Schöpfer. Der ackert unverdrossen, und da kommt dann doch auch unsere Routine ein bisschen ins Spiel: ganz langsam wissen wir, wie die AKKA zu trimmen ist, und das macht dem WiPi das Leben so viel einfacher. Und gerade in diesem Moment gespenstisch zu sehen, wie noch so kleine Trimmbewegungen am Hauptruder große Wirkung haben können: am Horizont tauchen
die Positionslichter eines Überholers auf, ein Haufen Container auf dem Weg nach Nola; in 20 Minuten ist er hier und 2 Meilen Abstand soll er haben. Als ich ihn auf dem AIS endeckte, waren es 18 Fuß – eine halbe AKKA-Länge (man könnte auch sagen: Treffer!) entfernt, da stehen einem bei aller Routine die Haare zu Berge. Aber der WiPi, der hält Kurs. Routine. Wir arbeiten dran.

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