Neu, neu, neu!

Der aufmerksame Leser wird es schon gemerkt haben – es gibt eine neue Seite auf diesem Blog. Oben in der blauen Kopfzeile gibt es eine neue Registerkarte „Glossar für Nichtsegler“, gleich neben „blog“ und „Zum Online-Tagebuch“: Wir haben nämlich angefangen, seglerische Fachbegriffe zu erklären.

Man kann sicher das Meiste er-wiki-n, aber vielleicht hilft es ja manchmal, einen Blick in das Glossar zu werfen. Ich werde versuchen, „dranzubleiben“! Tipps und Anmerkungen sind immer willkommen!

Trinidad and Tobago

Scarborough, 15.1.2009

Tja, jaa … Manchmal sind Seestrecken einfach nicht dazu angetan, sich hinter den Rechner zu schwingen und ein paar launige Worte über das Segeln und insbesondere das Wunderbare am Segeln in den Äther zu plaudern. „Choppy“ sagt der Engländer dazu, was wir vor der Küste Guyanas vorfanden, in der Ostsee nennen wir das „Hack“. Auf die Seekarte geguckt, ist die Sachlage klar : Guyanastrom schiebt uns genau da hin, wo wir hinwollen, nordwestlich, Wind ist der ganz normale Nordostpassat, also ein schöner
Halbwindtörn – wir tippten auf „ein bisschen vorlicher als halb“, wegen Abdrift. Am Montagmorgen um 0800 losgefahren, schubste uns die Tide den Surinamfluss hinunter, und um 11:30 waren wir an der Ansteuerungstonne.
Wir haten in Hinblick auf Windvorhersagen und unsere Erfahrungen mit Nordostpassat und Squalls eigens die kleine Fock am inneren Vorstag angeschlagen, und Andreas entwickelte die Idee, sie doch wirklich mal hochzuziehen – und siehe da, wir hatten unsere Besegelung für die nächsten Tage gefunden. Es wehte gut, und tatsächlich „ein bisschen vorlicher als halb“ – der Abdriftwinkel machte eine klassische Am-Windfahrt daraus, und das „schätze“ ich schon immer besonders; baaah, Nordseewelle lässt grüßen.
Eine Vomex A-Kapsel hatte ich vorsorglich eingeworfen, kann also losgehen. Der erste Tag ging dahin, der zweite, immer mit AKKA-untypischen 6 bis 7 Knoten Fahrt, aber es wollte einfach nicht aufhören zu stampfen und zu knallen. Nachtwachen, kaum Schiffsverkehr, aber dafür Squalls, und über all dem: keine Lust zum Kochen (Reis mit Möhrengemüse – Nachtigall, ick hör dir trapsen…) Am dritten Tage entschloss ich mich nach längerer Qual (… ist das nun Seekrankheit?!“) dann doch zu einer zweiten Vomex-Kapsel
(übrigens die retard-Version, sehr empfehlenswert!). Selbst Andreas kam mal zwischendurch an Deck „Luft schnappen“; das hatte seinen besonderen Grund: Auf dieser bewegten See kann man herrliche kleine Filme mit der Digitalkamera drehen, aus allen Perspektiven, von der dahineilenden AKKA auf den tanzenden Wellen. Und die Filmchen kann man dann auch gleich Computer auslesen und angucken – da allerdings stimmt dann das reale Gehopse und Geklöter im Schiff wohl nicht mehr mit dem visuellen Eindruck auf
dem Bildschirm überein, und so musste er doch mal „eben Luft schnappen“. Die Dinner-Menukarte sah „Rigatoni al Burro con Carne à la AKKA“ vor. Aber dieses Essen löste auch die oben gestellte Frage, ob dies nun Seekrankheit sei: „… im Prinzip ja, aber so ein leerer Magen tut auch nicht gerade was für’s Wohlgefühl“; letzteres stellte sich nach dem Genuss von Butternudeln und selbst eingekochten Fleischklöpschen – zu mehr waren ich echt nicht in der Lage – sofort wieder ein. Noch eine Nacht mit reichlich
Squalls, und die gute AKKA samt Pedder, dem Windpilotenwunder, hatten uns in sensationeller Geschwindigkeit nach Tobago getragen. Nicht ohne dass es zum Sonnenaufgang nicht doch noch einen kleinen „Einsteiger“ gegeben hätte; nun fahren wir schon eine Mittelcockpityacht und Relingskleider, aber manche Wellen suchen sich wirklich heimtückisch die letzte freie Lücke. Ich liebe salzwassernasse Klamotten, und wenn es dann auch noch so schön den Niedergang runterläuft… Aber wir waren ja bald da. Um 10:00
Ortszeit fiel der Anker in Scarborough – genau 75 Stunden nach der Abfahrt und mit 6,5 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit. Letzteres muss mal erwähnt werden, nicht für die Statistik, sondern weil unser Schiff echt ein tolles ist. Und für das Geholpere kann sie ja nicht wirklich was, die dicke Gans.

Jetzt gibt es erst einmal ein paar Tage Pause: Baden, Basteln, Regenwald. Karibik ist schon lustig, allein die ganzen Reggae-Typen vor ihren wummernden Kisten sind immer eine Reise wert. Und es ist schon wieder anders als Guyana, viel schwärzer, viel lässiger, auch nachlässiger. Morgen abend ist auf irgendeinem Parkplatz „Soca – The Best of the Best“, mal gucken. Was sagte der Zöllner eben?! Tobago ist schön, aber „Carnival in Trinidad – that’s – well, dangerous!“. Da haben wir ja mal wieder genau
den richtigen Zeitplan geschmiedet. Ersatzteilparadies Trinidad calling…