Blanquilla

Playa El Yaque/Blanquilla, 13.10.2009

Unser Mitteilungsbedürfnis scheint mit steigender Abgeschiedenheit der Ankerplätze zuzunehmen. Aber dieser ist wirklich ein besonders schöner: die Westküste der kleinen Insel Blanquilla. Die Armee und ein paar Fischer residieren an der Südseite und mal abgesehen vom gelegentlichen Fischerboot haben wir noch nichts von ihnen gesehen – die Armee MUSS aber bald auftauchen, zuletzt soll sie Freitag hier gewesen sein, kurz bevor wir ankamen, und kontrollbewusst (von -wütig können wir bei der Frequenz nicht sprechen!) sind die Jungs allemal. Der einzige „Dauerbewohner“ auf der Insel ist vor ein paar Jahren gestorben, wir wollen heute mal einen Ausflug zu seinem Domizil machen, oder zu dem was davon übrig ist; das sind die Hausreste, aber auch eine kleine Herde wilder Esel, die hier für den morgendlichen Weckruf sorgen. Da Herr Blankenship ein Amerikaner war, heißt „seine“ Bucht passenderweise Bahia del Americano – der alte Herr ist wohl bis in seine späten Tage mit einem Kleinflugzeug gleich neben dem Haus gelandet; binnenlands gibt es nur einen Trampelpfad zur Fischersiedlung und wer es, wie wir gestern, querfeldein probiert, kriegt Stachelbeine. Von den allgegenwärtigen Kakteen. Da geht nichts ohne Drillichhose und Wanderstiefel – zu warm für unseren Geschmack.
Der Ankerplatz ist nicht so sehr abgeschieden, wie man sich denken könnte, es laufen doch immer wieder Yachten hier auf, und derzeit sind das zwei Franzosen, NUAGE und VANILLE (sehr hübsch gelb!), die bereits bekannte SOLEIL und KAMIROS; letztere eine deutsche Familie, die zuletzt in Neukaledonien gelebt und ihr aus allen Nähten platzendes Boot dort verkauft hat, um sich in Porlamar vor ein paar Tagen mit neuem „Lebensraum“ zu versorgen. Und die können aus ihrer Südpazifikerfahrung wiederum tolle Geschichten erzählen von Zielen, die wir bislang mehr aus dem Augenwinkel betrachtet haben: Tasmanien. Stewart Island. So sassen wir denn gestern abend mit dem ganzen Seglerverein im Sand und fingen doch tatsächlich an darüber nachzudenken, ob wir nach so langer Zeit im Warmen unsere Zentralheizung wieder in Gang kriegen können… Ansteckend!
Der nächtliche Strandtermin war übrigens insofern bemerkenswert, als es unser erstes „potluck“ war, auch wenn das nicht offiziell so hieß (dazu hätte es einiger Amerikaner bedurft!): Jeder schleppt etwas zu essen oder zu trinken an. Die Dinghies liegen so faul unter den sternenbeschienenen Palmen wie wir, die Kinder haben Spaß im Sand, 4 Sprachen mischen sich mehr oder weniger mühsam, neugierige Einsiedlerkrebse kommen mit ihren gewaltigen Schneckenschalengehäusen angewalzt und kneifen einen auch mal in den Finger. Es gibt Fischkuchen und Avocadopaste, Heidis Roggenbrot und Reissalat, und das eine Boot, das ich noch nicht erwähnt habe, bringt „Solomito“, ein riesiges Stück Rindfleisch, und brutzelt es in einer Sandkuhle. Natürlich, Venezolaner, die an ihrem Unabhängigkeitstag ein kleines Fest veranstalten. Segelnde Venezolaner gibt es eher selten, das ist erklärlich, denn wo der Sprit fast geschenkt ist, stehen die Zeichen mehr auf „dicker Außenborder“; da aber das Fleisch ebenso günstig ist wie der Kraftstoff, greifen wir alle gern und ohne schlechtes Gewissen zu – es ist ja auch eine „Wagenladung“ da. Sehr lecker.

Gleich geht der Ernst des Lebens wieder los. Schnorcheln – eine schöne Seeschlange haben wir neu auf der Liste, braun mit weißen Tupfen, im Stil eines Kunstseidenkleides aus den 50er Jahren. Unterwasseraufnahmen – wir haben auf Margarita eine kleine Klarsichttasche für die Kompaktkameras gekauft! – sind uns noch nicht so recht gelungen, aber es hatte uns schon jemand prophezeit, dass vielleicht 15% der Aufnahmen akzeptabel sind. Noch bewegen wir uns eher bei 5 %, deswegen müssen wir jetzt los und üben. Riffsepia und hunderterlei bunte Fische knipsen.

Bis bald!

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