
Südseestilleben mit Schwein
Ha’afeva, 6.9.2011
Gut hammas hier… Und dabei hatte gestern alles ziemlich mit Schuhuu und Huiii angefangen, nämlich nach einem windmäßig turbulenten Sonntag, wo es wie vorhergesagt aus Nord blies, dann wieder aus Südwest und Süd, bis es schließlich um 3 Uhr 30 morgens losging: 30 Knoten Wind und in den reichlich vorhandenen Böen waren es 40 und mehr. Ein gutes Gefühl, wenn man dann weiß, wo und wie der Anker im Sand liegt. Mehr als um unserem machte ich mir gedanken um Gay und Mikes Stockanker, der nicht besonders gut eingegraben war… An Schlaf war nicht mehr zu denken, und entsprechend müde machten wir uns gegen 10 auf den Weg nach Norden, es hatte auf 25 Knoten abgeflaut. Nach 3 Stunden Bilderbuchsegeln – Sonne, Welle, Wind – und ein bisschen Riff-Raterei waren wir da: Ha’afeva, das heißt „laute Insel“ oder so ähnlich, wieder mal fehlten uns die einschlägigen Tonganisch-Kenntnisse um das wortwortlich aufzunehmen; aber es heißt so, weil der Südostpassat eigentlich pausenlos fegt… Sagte uns die nette Frau an Pastors Gartentörchen heute – wir waren auf „Landgang“.

Wind, Wasser - und ein Vulkan am Horizont. Der Kao
Wir liegen auf der Leeseite von Ha’afeva, am Horizont hinter uns Tofua und Kao, einfach wunderschön. Kao, der höchste Berg Tongas, erhebt sich über 1000 m als ebenmäßiger, erloschener Vulkanegel aus dem Meer, Tofua dagegen ist ein eher platter, aber immerhin noch räuchernder Pfannkuchen, und nebenbei der Ort, an dem Kapitän Bligh von den Meuterern auf seine Reise geschickt wurde, die dann in Indonesien enden sollte. Yes, wir hegen eine gewisse Bewunderung für diese navigatorische Leistung, fieser Kapitän hin oder her. Von der Mole – aus EU-Geld vor vielleicht 15 Jahren finanziert und aus sicher nicht marinegeeignetem Stahl gefertigt, mittlerweile von Zyklonen gezeichnet und eher als „rott“ zu bezeichnen – marschiert man 20 Minuten durch’s Holz und gelangt an ein Gatter, das das Dorf nach außen abschottet. Nicht gegen Ein-, mehr gegen Ausdringlinge: irgendwie muss man der Schweine ja Herr werden, und die sollen nun keinesfalls in die Palm-, Yams- und Taroanpflanzungen eindringen, die das Dorf umgeben, und auch nicht die paar Kühe und Kälber wuschig machen, die im Unterholz grasen – muu-MUUUUH!

Straßenleben in Haafeva
Was uns an weniger freundlichen Worten über „die Tonganer“ aus Vava’u erreichte, können wir nachj diesem Dorfspaziergang noch nicht bestätigen (aber wir sind ja auch immer fest gewillt, Andersartigkeit als eben solche und nicht als Unfähigkeit, Unwillen oder Unmut zu interpretieren; ja, ja, wir sind die Schöngucker…). Im Gegenteil. Heute früh – zwar liegt die EXPEDITUS mit uns zusammen, aber sonst sind wir allein auf weiter Meeres-Flur – Geplapper und Gelächter hinter der AKKA. Ein Fischerboot ankert nahebei, oben drauf sitzen 6, 7 junge Leute, teils mit Flossen an den Füßen, aber eben „typisch tonganisch“ relaxt (Reiseführer: „… der Tonganer an sich schläft oder ruht zu jeder sich bietenden Gelegenheit!“), so dass Andreas sich schon fragt, was die vorhaben. Vor dem Weg ins Dorf machen wir einen kurzen Dinghy-Abstecher zum Fischerboot. „Malo e lelei!“ grü0en wir hin und her. Also, was sie tun außer lachen und quatschen ist, nach Seegurken zu tauchen – NEIN, selber essen tun sie die keinesfalls, aber sie lassen sich trefflich an Chinesen verkaufen. Nach kurzem Schnack sind wir schon eingeladen „for lunch, tomorrow at 5…“. Ha’uka spricht gut englisch, also ist das dieses Mal alles nicht so schwierig, wir erkundigen uns schon mal vorbeugend danach, was wir denn mitbringen sollen: „… a cake would be good! You know how to bake one??“ Ja, klar, Kuchen geht hier immer (was wieder auf die hohe Diabetesrate in Tonga und umzu verweist…). Und dann ins Dorf. Schnack hier, Schnack da über’n Gartenzaun; Vorsicht, Schweine haben Vor-Galopp. Hunde auch. Bald werden wir abgefangen von Peter, der uns anbietet, nach Abschluss unseres Rundganges für Papaya and Zitronen zu sorgen. Gut. Im örtlichen Lädchen steht ‚Afaa und fragt uns nach Woher, Wohin und wer wieviele Kinder hat und erzählt ihrerseits, dass sie in Nuku’alofa auf der High School war, aber jetzt hier verheiratet ist und 2 Buben ihr eigen nennt. Weiter die Dorfstraße entlang – ein Haus hat eine WASCHMASCHINE vor der Tür! Strom dafür macht ein australisch gespnsorter Generator, aber das eigentliche Lebenselixir muss, wie sollte es in Tonga anders sein, die Kirche sein: 6 Stück zählen wir, für wie viele Einwohner?! 100?? Walter schrieb dazu, dass er 6 Kirchen auf 60 gezählt hat und vermutet, dass man zum Füllen der Gotteshäuser am Sonntag die Vielzahl der Schweine heranzieht. Garstig… Schließlich kommen wir an einem Haus vorbei, vor dem es wunderbar duftet – irgendwo im Garten kokelt ein Feuer, und auf ihm Essbares. Richtig! Der Umu ist für das Mittagessen angeheizt, ich recke neugierig den Kopf über den Zaun und schon steht Linda auf der Straße: Heute haben wir Breadfruit im Erdofen! Und ob wir vielleicht morgen zum Lunch…?!! Nein, das geht leider nicht, wir sind schon mit Ha’uka verabredet. Linda lacht: „… that’s my brother!“ Also, wir sind morgen bei Linda und Ha’uka und deren Familien und den vielen, vielen Kindern. Zwei Kuchen sind schon fertig, tonganisch süß abgeschmeckter Vanillepudding ebenso, und als deutsche Zugabe wandert gleich noch eine Apfel-Himbeergrütze in den Kühlschrank. Ganz schön anstrengend, solche Essenseinladungen hier auf Ha’afeva, der lauten Insel mit dem vielen Wind… Huii!

Palangi... Ob die wohl Bonbons dabei haben?!