Der Rückwärts-Schipper

Nouméa, 14.7.2013

… allem voran heute: Vive la France! Gestern abend, wir dachten uns an diesem 13.7. nichts Böses, gab es um 20 Uhr ordentlich was auf die Ohren – von der nicht weit entfernt gelegenen Mairie stiegen leuchtende Fontänen auf, es böllerte und krachte. Blau, weiß und rot, natürlich, mit einem gerüttelt Maß an Grün, schließlich müssen die Kanak auch bedacht werden am französischen Nationalfeiertag. 14. Juli – der Sturm auf die Bastille. Kaum hatte ich nach viel „oh!“ und „ah!“ die Kamera hervorgeholt, tat es einen letzten Böllerschlag. Also behalten wir die Bilder vom neukaledonischen Nationaltags-Feuerwerk in unseren Herzen und ganz für uns…

Heute früh ging es dann gleich weiter, während die Schipperin in der zu reinigenden Kühlbox wühlte, machte der Eigner einen „just-in-time“-Ausflug zum nahe gelegenen Paradeplatz und konnte noch ein paar australische Veteranen beäugen und belauschen, die ordentlichen Krach auf ihren Dudelsäcken machten. Die Parade-Pferde wurden aber schon verladen, also war der kleine Ausflug mehr „auf der letzten Rille rechtzeitig“.
Danach war in Neukaledonien Familiensonntag angesagt, der Kaldosch-Spaziergänger mischte sich hier in der Marina mit staunenden Japanern und Chinesen, die der dicke P&O-Cruiseliner ausgespuckt hatte, der Nouméa im Wochenrhythmus (und öfter) heimsucht. Bei uns Teakdeckscheuern und Keilriemenspannen bis zum Mittag … der brachte poisson cru auf dem wunderbaren, frischen, grünen Salat! Man kann hier berechtigterweise ganztägig über die horrenden Preise meckern, aber frischester Thunfisch gehört zu den erschwinglicheren Dingen, das Kilo für vielleicht 12-15 Euro, und so schönen (teuren) Salat finden wir in den Tropen wohl so schnell nicht wieder. Und in Ozzie- und Kiwiland auch nur vom Biobauern (wo nur, wo?) Ein bisschen Genuss also, und danach warfen wir uns Quatorze Juillet-Gewühl.
Endpunkt: Kitesurfen an der Anse Vata – das geht vielleicht in die Beine! Also, der Fußweg dorthin und das auf den warmen Steinen sitzen und staunen, natürlich. Oh! Ah! Sieht gar nicht so schwierig aus!

Oh! und Ah! gab es aber schon vorher in dieser Woche, zu unserer Rückkunft in Nouméa nämlich. Am Donnerstag, es schien gerade mal günstig wenig Wind zu wehen (wir haben hier seit Wochen durchgehenden Passat, so um die 20 Knoten und mehr, und das ist nicht nur windig, sonder auch … kalt. Punkt.), lupften wir den Anker in der Baie de Maa, um uns auf den Rückweg zu machen. Lange Passage – 6 Meilen, die mussten wir natürlich in 2 Teile teilen und die Nacht zum Freitag noch in der Baie de Kuendu verbringen; ein kleiner Squall trieb uns mittags dort hinein und danach waren wir zu faul, weiterzufahren. Dumme Entscheidung, nebenbei gesagt, denn am Freitag blies der gute alte Passat wieder, was das Zeug hielt, und das hieß ‚motorsegeln gegenan‘. 3 Meilen, 1 1/2 Stunden, und dann an die Tankstelle, unsere auf der Neuseelandstrecke etwas dezimierten Kraftstoffvorräte wollten nachgefüllt werden. Wie gesagt, es blies und nicht nur das, es strömte auch noch, so dass sich folgendes Bild ergab: der Tankwart steht an Land mit den Leinen, ich steh‘ ihm (3 m entfernt) gegenüber und lache, der Eigner steht am Ruder, und die AKKA „steht“ sich langsam, ganz langsam an die Pier. Gut! Nach dem Tanken die Frage: Mann, wie kommen wir hier wieder weg? Antwort: Na, vorschriftsmäßig – eindampfen in die Vorspring und rückwärts von der Pier wegziehen; haben wir allenthalben so gelernt, vor 100 Jahren und bei Hilmars Manövertraining im Besonderen… Das gab das erste „oh – trà¨s bien“, vom Tankwart nämlich. Schon ruft die Marina – sie haben zunächst mal nur einen temporären Platz, längsseits vorm Büro. Na jut. Wir biegen um die Ecke, und dem Schipper wird’s ein bisschen mulmig, denn nach viel Platz sieht das nicht aus: rechts zwei Katamarane, links ein Ausflugsdampfer. Hm… lieber wieder raus und draußen warten? Wie sagte er hinterher: „… man muss sich auch mal was trauen!“. Als ganz so gering erwies sich der Platz dann doch nicht und Strom setzt in der Ecke sowieso nicht – sonst würde es da zwischen Fischmarkt und Abwasserkanal nicht so erbärmlich stinken. Blieb also nur der ablandige Wind. Der Eigner fährt einen feinen Bogen – ein bisschen vorwärts Ausrichten inklusive – und legt die AKKA suutsche rücklings an die Mole. Mein Rückwärtsschipper – und die AKKA, die in dieser Disziplin sonst immer leichte Abzüge in der B-Note kriegt. Fein haben sie das gemacht. Ich habe nur beiläufig die Leinen an Land gereicht. Voila!

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