Ausflüge

Medana bay: Plastikmüll von den Gili Islands

Berufsverkehr in Medana Bay: Plastikmüll von den Gili Islands

Denpasar. 27.9.2014

Ehe die Erinnerung an Lombok im Sumpf der stets neu hereinflutenden Eindrücke versinkt, gibt es wenigstens ein paar Schlaglichter.


AKKA hängt immer noch an einer Mooring in der Medana Bay Marina, das klingt ja schon fast bombastisch, ist es aber nicht wirklich, es ist einfach, nett und bequem.  Es gibt zwar ein paar Liegeplätze an einem kleinen Steg, aber da die Bucht nach Norden völlig offen ist, läuft manchmal Schwell herein, die Schiffe tanzen dann an den nicht besonders stabilen Fingern; so ist die Mooring schon ganz angenehm, AKKA dreht sich im Strom oder auch im Wind nach Belieben. An Land hat eine indonesisch-
britische (?!) Familie ein schlichtes Restaurant (plus Hotel), wo man auch essensmäßig ganz gut (und günstig) aufgehoben ist (bis auf… die gebackene Banane, die ist, ganz indonesisch, mit Käse bestreut).
Was tut der moderne Segler an einem Ankerplatz zuerst?! Aufklaren?  Quatsch… er guckt, wo es Internetzugang gibt, böse Zungen behaupten, dass so mancher Segler auch den Ankerplatz danach aussucht. Scheiß was auf die Korallen oder die Flachs, Hauptsache die Signalstärke stimmt!  Machen wir auch. Ein bisschen. Hier in Indonesien sollte Internetzugang kein Problem sein, das merkt man auch daran, wie oft ich es erwähne –  wir haben dazu unsere gut aufgeladene SIM-Karte der Telkomsel. Nur zeigt die seit Tagen schon nur noch 300 MB an, damit kommt man nicht weit, und die zur Not erworbene Zweit-SIM gibt keinen Pieps mehr von sich, wir haben nämlich den Akku unseres Mobile Routers geschlachtet. Da muss man nicht lange fragen, was zu tun ist – meine Lieblingsstationen in indonesischen Städten sind die Telkomsel-Büros und GRAPARIs, und in Lomboks Hauptstadt Mataram gibt es so etwas.  Auf den Bus!  Der schraubt sich kurz hinter Medana den Berg hinauf, es geht in den Urwald, man merkt es an zahllosen Makaken, die mit verschmitzten, bärtigen Gesichtern am Straßenrand lauern. Wir vermuten, dass sie auf freundliche Müllgaben der indonesischen Auto- und Busbesatzungen warten. Schokoriegel alle?! Zack! Aus dem Fenster mit der Verpackung.  Flasche  leer?! Hinaus!  So sieht das aus hier.  So sieht es wirklich aus!  Der Bus kurvt und ächzt auch bergab durch’s Grün und nach 1 1/2 Stunden hat uns die Zivilisation wieder. Zunächst werden mal an einer Stadtrandtankstelle die 18 20 l-Kanister mit Diesel befüllt, die zwischen den Fahrgästen und dem Fahrer gestapelt sind. Wat mutt, dat mutt…  Der Fahrtbegleiter muss ab und an Hand an die rutschende Ladung legen, aber, naja, „geht schon!“

Der Platz vorn rechts...  Prima, oder?

Der Platz vorn rechts… Prima, oder?

Zivilisation auch insofern, als wir seit Kupang auf Timor nur mehr oder weniger große Dörfer gesehen haben, und Mataram ist eine gestandene Großstadt, mit allem, was dazu gehört, Lärm, Verkehrsgewühl, Geschäfte und, na klar, Telkomsel, die wir im zweiten Anlauf und nach längeren Laufstrecken (Google Maps ist manchmal ziemlich unexakt, was Adressen angeht!) finden. Und hier werden Sie geholfen, liebe, dusselige Anwenderin!  Ich hatte nämlich vergessen,w ie man das Datenvolumen der Karte korrekt abruft, peinlich, peinlich – Sende „ul info“ an 3636, und alles ist klar. Das Datenvolumen für den laufenden Monat ist noch überfett.  Bleibt noch der Mobile Router – da hatten wir auf dem Weg in die Stadt schon einige Lädchen vergeblich belästigt, und auch in der „Mall“ wurde es nichts mit einem Ersatzakku. Nachdem der 4. Telefonkramstand seine Bestände durchgewühlt hatte, entschieden wir uns für einen neuen Router. Immer ein Erlebnis, wenn es nur sehr klapperige Verständigungsmöglichkeiten gibt (und die Bedienungsanleitung Bahasa only spricht).  Aber: es funktioniert.

... nur wenig später!

… nur wenig später! Ich bin begeistert – trotz des Dröppelgesichtes!

Was war das Highlight des Tages? Der HERO-Supermarkt mit sehr vielen länger vermissten Köstlichkeiten , von Blauschimmel-
käse bis Dänische Marmelade…? Oder die abschließende Busfahrt nach Hause?  Eindeutig: Letzteres. Andreas musste schon nach kurzer Zeit auf die Rückbank umziehen, weil einfach zu viele Säcke mit Schlangenbohnen, Knoblauch, Zwiebeln und Pütt un Pann mitfahren wollten. Die Dachlast sahen wir erst am Ziel und plötzlich verstanden wir, warum der Schaffner, der auch in engsten Kurven barfüßig aus der offenen Tür hing (man könnte ja einen Fahrgastkandiidaten übersehen!), so oft argwöhnisch nach oben peilte. Ich konnte derweilen bei den Damen große Erfolge einheimsen, ich habe nämlich die immer wiederkehrende Frage nach punya, Kindern, nicht mit „tidak“ beantwortet, sondern wortlos das Mobiltelefon gezückt und meine Berliner Großnichten und -neffen vorgeführt.  Anerkennendes Lachen, Nicken, Daumen hoch!  Danke nach Berlin, den Trick merke ich mir! Als wir uns an „unserer Moschee an der Ecke“ aus dem voll gepackten Bus gequält hatten, wollte das Winken kein Ende nehmen.
Einen Nebeneffekt hatte die Reise: der Eigner, stets höflich, mochte das Limonadenangebot der Sitznachbarin nicht abschlagen… „… nur ein Teelöffelchen voll“ sei es gewesen.  Na gut. Solche Limonaden werden in obskuren PET-Flaschen mit noch obskurerem Wasser angesetzt, da gereicht schon ein Teelöffel zu einem Tag unfreiwilliger Pause auf der AKKA…

Aber am Montag ging es wieder los.  Wir hatten am Sonntag schon zwei Motorroller bestellt, die uns im Norden der Insel zum Abhang des Vulkanes befordern sollte. Diese Roller sind Eigentum der Dorffamlien, die damit morgens erst die Fahrt zum Markt etc. erledigen und sie danach bei Bedarf verleihen, um sich ein kleines Zubrot zu verdienen (das gleiche Prinzip gilt für die Wäschereidienste, die die Marina anbietet – es wird einfach eine Liste der Familien abgearbeitet, wer mal wieder „dran“ ist mit Geldverdienen).  Leider konnte nur eine Familie ihren Roller entbehren, also musste ich beim Eigner auf den Soziussitz. Ui, je.  Nach ein paar hundert Metern haben wir erst einmal eine Atempause eingelegt, es war mir einfach unheimlich, und auch der Abbruch des Unterfangens wurde kurz in Erwägung gezogen. Aber nach einer Weile hatte ich es einigermaßen drauf:  Prinzip: Körperkontakt und Dranbleiben. In Kurven einfach die Augen schließen und keinen Gewichtsausgleich versuchen. Und wenn ich eben mal die Augen nicht geschlossen hielt, boten sich uns zahllose, unvergessliche, wenn auch nicht dokumentierte Transportbilder.  Am besten gefallen uns die überbreiten Motorradransporte – schwere Säcke, riesige Mengen an Schilf für die Dächer. Lebende und tote Hühner.. Der Kioskbedarf für eine Woche, der Fahrer kann knapp drüber hinausblicken, Lenken nur noch durch Gewichtsverlagerung… Mülltransport. Und dann die Passagiere!  8-Beiner sind eher die Regel, und 10-Beiner keine Seltenheit, Papa, Mama plus 3 Sprösslinge. Die elegante Art, wie frau – mit den langen Röcken oder Sarongs – im Damensitz balanciert (und gestikuliert…) Das Schönste waren die Schülerinnen, die uns entgegen kamen, lachende Gesichter, drei wehende Schleier, drei wehende Schulrücke, die Fahrerin ganz ordnungsgemäß sitzend, und hinter ihr eine mit den Beinen nach rechts, eine nach links – so kann man sich auch gut unterhalten, wenn man durch die Reisfelder saust.

Beim Reisdreschen. Von Hand...

Beim Reisdreschen. Von Hand…

Gesehen haben wir nicht wirklich viel – zu sehr waren wir auf unsere Fahrt konzentriert, ich auf meine Balancetaktik, Andreas hatte alle Hände voll mit dem Rollern zu tun und damit, sich nicht den landesüblichen, schlagartigen Ausweichmanövern auszuliefern. Zum Reisernten haben wir angehalten und um uns in einem Dorf mit Schülern zu vergnügen, von „money, money“ bis „fuck you!“.  Ziel und Lohn der Fahrt war ein vorab vereinbarter Lunch in den

Rinjani Mountain Garden.  Wandereroase

Rinjani Mountain Garden. Wandereroase

Typisch indonesisch: Moto-Tankstelle aus der recycelten Flasche...

Typisch indonesisch: Moto-Tankstelle aus der recycelten Flasche…

The Lombok King of the Road!

The Lombok King of the Road!

Rinjani Mountain Gardens, eine Oase für Rinjaniwanderer, ein gutes Stück weit zum Krater hinauf. Von See weht eine sanfte Brise, die Luft ist schon etwas kühler… Herrlich!  Toni, deutsche ex-Seglerin und Inhaberin des Resorts, erzählte, dass der Rinjani-Track wahllos allen Touristen verkauft wird, aber sie sehe „was alles dort hinauf geschickt wird und wie sie wieder herunter kommen“.  Gut dass wir nicht ernsthaft daran gedacht hatten – zumal ein junges deutsches Paar, die die Wanderung gerade hinter sich gebracht hatten, noch bittere Kommentare zu den Anstrengungen und zur Müll- und Exkrementbelastung des Weges abgaben.  Nix für schlappe Segelrentnerbeine. Und -nasen.   Darüber hinaus: schön sieht der Rinjani auch von unten aus und der Garten war ein einziger Genuss, wie das Fischcurry auch.  Auf den frisch gebackenen Wanderer-wieder-Aufpäppel-Erdnusskuchen haben wir verzichtet, wir mussten ja unsere 50 km wieder zurückbalancieren.

Und jetzt: sind wir schon auf dem nächsten Ausflug. Draußen fliegt Java vorbei. Nach zwei Tagen in Bali sitzen wir im Zug nach Surabaya, heute Nacht kommen wir in Yogyakarta an.  Bis dann!

Ein Gedanke zu „Ausflüge

  1. Ich mag eure Art zu reisen – sie entspricht der unseren 🙂
    „Zitat (unter anderem) : … Säcke mit Schlangenbohnen, Knoblauch, Zwiebeln und Pütt un Pann mitfahren wollten.“ *lach* haben wir selber auch mal erlebt, aber auf einem Boot – war die schönste Fähre meines Lebens.
    Super schöner Bericht, der Sehnsüchte weckt. Ich liebe Asien!
    Weiterhin noch ganz viele schöne Ausflüge und Landreisen.
    Anne Wachte

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