Einmal Java und zurück

Der Name der Schifffahrtslinie trifft's genau...

Diese Aufschrift trifft’s genau…

Medana Bay/Lombok, 4.10.2014

Harmlos. Zumindest unter der Küste, sonst KNOCHENHART

Harmlos. Zumindest unter der Küste, sonst KNOCHENHART

Wir sind wieder da, und das ist schön! Vor 10 Tagen hatten wir uns in eine Taxe geschwungen, die uns nach Teluk Kodé brachte, ein Fischerdörfchen nur ein paar Kilometer von der Medana Bay entfernt, vom dem aus die großen und kleinen Boote zu den Gili Islands abfahren (siehe letzter Blogeintrag, Plastikmüll…). Von den Gilis – was für eine Anhäufung von Tauchbasen und Restaurants, Resorts und Backpackerabsteigen, wir konnten es beim Stopp beobachten! – knallt das

Knallen 2700 PS  mehr oder weniger als 1000?

Knallen 2700 PS mehr oder weniger als 1000PS?

Schnellboot mit 48 Touristen in 2 Stunden hinüber nach Bali, zuerst in die Padang Bay, und dann noch eine Stunde weiter zur Insel Serangan, die dem Hafen von Benoa vorgelagert ist. Beförderungsbedingung: keine Herz-Kreislauferkrankungen, keine Rückenleiden.
Denpasar nennt sich der lauschige Zielort, ist die Haupstadt von Bali, ihr Vorort Kuta ist berühmt als das Australier-Malle, und unter Seglern hieß es über die Stadt Denpasar: „… nothing to see…“

Bali. hinduismus für Anfänger

Bali. Hinduismus für Anfänger

Das fordert einen ja schon mal heraus, und wir konnten tatsächlich unserer notorischen Geschmacklosigkeit gerecht werden und fanden es sehenswert. Ein Stadtungetüm mit dickem Verkehr und einem hinduistischen Schrein am anderen. Der Fußgänger stolpert nicht nur alle naslang über Opferschälchen, sondern auch über deren Verkäuferinnen, die sich verkaufstechnisch günstig mitten auf dem Gehsteig niederlassen.  Man kommt nicht drum herum!

Nach Sonnenuntergang trudeln wir mit unserem Taxi in der „Agus Jaya Residence“ ein, einem Hotel, das wir über den Tripadvisor gefunden hatten, und das einerseits dicht am Busbahnhof, aber vor allem auch in einem

Hier können Passanten Oopfer kaufen!

Hier können Passanten Oopfer kaufen!

absolut balinesischen Wohnviertel liegt. Hunde, Katzen, Schreine. Gutbürgerliche Häuser, Werkstätten, Schreine. Geschäfte, Busunternehmen, Schreine… Und so fort. Das Hotel ist dünn besetzt, sodass sich der Strom der Freundlichkeiten fast ausschließlich auf uns konzentriert, es ist fast schon nicht zu ertragen. Ob wir noch mit dem Motorroller zur Garküche gerollert werden möchten!? Nein, vielen Dank, wir

An jedem... Kantstein!

An jedem… Kantstein!

gehen gern mal ein paar Schritte. Ganz sicher?! Es wäre keine Mühe, kein Problem! Letztendlich gelangen wir zu unserem „Warung“ wirklich zu Fuß, durch Denpasar’s nächtlichen Vorort Ubung, und hier ist von bierbäuchigen Australiern und anderen Langnasen nichts zu sehen. Wir wirken wirklich exotisch, wie wir uns durch die Auswahl an Krupuk gestikulieren und nach Augenschein „Nasi Goreng Ayam“ bestellen.  Während hinter dem aufgehängten Plakat mit den Hühnern, Enten und Fischen (Ayam, Bebek und Ikan) der Verkehr brandet, genießen wir unser wirklich scharfes Nasi. Keine Touristenspeise, definitiv. Eat now, enjoy later…

Theaterpuppen aus Münzen

Theaterpuppen aus Münzen

Der nächste Tag sieht uns in der Stadt, wir wollen unser Bahnticket nach Yogyakarta erwerben. Schnell ist klar, dass wir in dieser Sache nichts ausrichten können, aber immerhin erfahren wir, dass der beste Weg ist, den Bus von Ubung nach Gelimanuk und dann  die Fähre nach Banyuwangi zu nehmen und sich dort ein Bahnticket zu kaufen.  Ein bisschen „frei fliegend“, die Planung, aber das wird schon. Stadtgang. Ausgiebiger Besuch des „Bali Museum“, einem Palast des letzten Königs, der sich 1910, als er sich der Holländer nicht erwehren konnte, umbrachte und dafür heute noch verehrt wird. Kleine Einführung in hinduistische Kultur und Architektur mit all den Ying und Yang-Anklängen, Schwarz und Weiß, Gut und Böse.  Ein Verweis von der Polizei, dass wir ohne Sarong nicht in die Tempel dürfen. Dann Marktbesuch.

Erholsame Seitengassen - auch hier wird "mal schnell" geopfert

Erholsame Seitengassen – auch hier wird „mal schnell“ geopfert

Hier merkt man den touristischen Einfluss schon, es hängt sich eine hartnäckige Kandidatin für eine Markführung an, die erst verschwindet, als wir uns auf die Suche nach einem Kaffee begeben, und der Führer, der sich im Museum angedient hatte, verlangte einen stattlichen Obulus – aber immer noch gering für europäische Verhältnisse, und wir haben ja auch etwas gelernt. Hatten wir anfangs noch die Absicht, abends in eine der balinesischen Tanzshows zu gehen, reichte die Kraft zum Schluss gerade noch für den Spaziergang zu einem weiteren Warung, auf eine Schale Soto Ayam, Hühnersuppe. Das war Denpasar im Schnelldurchgang!

Die Busfahrt nach Gelimanuk, an die 4 Stunden lang, erwies sich als kurbelige Angelegenheit durch die Berge, danach in sanfteren Bögen entlang der Südküste der Insel mit ihren atemberaubenden Surferwellen. An „barrels“ kein Mangel! Der Bus dröhnt durch die Dörfer, vorbei an vielen Schreinen und Tempeln mit goldgelben und schwarzweißen Stoffen umkleidet. Wann der alte Herr auf dem Sitz vor uns Hände betend erhebt, konnten wir nicht herausfinden, es war eben nicht jede Grabstelle und auch nicht jeder Tempel. Aber es waren viele!  Leute steigen aus und ein, mit Kindern, Hunden, großen Einkäufe im Gepäck. Als wir Gelimanuk näher rücken, entwickelt sich ein Wettrennen mit einem anderen Bus, so wie wir es aus Afrika und anderswo kennen.  Das alte Spiel: möglichst viele Fahrgäste aufsammeln ohne sich vom anderen überholenzu lassen. Sehr spannend!

Die Fähre nach Java. Immer locker vom Hocker.

Die Fähre nach Java. Immer locker vom Hocker.

Am Fährbahnhof sind wir ruck-zuck auf dem Schiff nach Java – die Kosten sind horrende, wir zahlen einen Euro für die Überfahrt.  Für zwei… Nach der langen Busfahrt – immerhin fast 4 Stunden – erwerben wir ein Bananenblattpäckchen mit Nasi Goreng Ayam und Chilisauce (siehe oben, aber man gewöhnt sich an das zweite Brennen!) und eine Teigtasche, die nicht ganz so feurig ist. Auf der Brücke entspinnt sich ein längeres Gespräch mit der Besatzung. 750 PS hat so eine Autofähre, nicht besonders viel – die Schnellboote von Lombok nach Bali warteten mit 1500 bis 2700 auf (jaja, wir haben auf dieser Tour einen  CO2-Fußabdruck so groß wie ein Yeti hinterlassen!). Der Maschinist spricht leidlich gutes Englisch, und man ist der Bewunderung voll für „weite Reisen“ wie unsere; die Distanz von Gelimanuk nach Banyuwangi beträgt gerade mal 2,5 Meilen und das auch nur, weil man einen ordentlichen Zacken fährt. Dennoch sind wir 60 Minuten unterwegs – die Fähren knubbeln sich nämlich vor den Anlegern.

Auf dem Weg zur Fähre.

Auf dem Weg zur Fähre. Wie Stellplätze doch abfärben können!

Wir wehren die ersten javanischen Tourist Touts ab – von hier hat man guten Zugang zum Bromo, einem weiteren Vulkan auf der langen Kette des Sundabogens, also: „Hello Mister – tour to volcano?“  „Hello Mister – where you go? Bromo??“  Andreas pflegt auf die Frage, wohin wir gehen, freundlich zu sagen: „… in dieser Richtung!“, ich neige den Kopf huldvoll und und sage lächelnd „… terima kasih…“. Dankeschön. Am Bahnhof angekommen lasse ich den Schweiß frei strömen. Mir schwant Böses für die Weiterreise Richtung Äquator, es kann nur wärmer werden!   Am Schalter empfängt uns das muslimische Indonesien wieder; Dienstbekleidungsvorschriften für die Frauen erzeugen sehenswerte Bilder.  Sehr beliebt sind in Indonesien Untertücher mit kleinen Schirmen, in Tuch- oder in Kontrastfarbe, darüber das Kopftuch, oft festgesteckt mit großen Broschen, oder wie hier, mit einem Magnetstecker der Eisenbahnlinie KERATA.  Eine sehr nette junge Frau – ich glaube, „un-nett“ gab es während des gesamten Aufenthaltes noch nicht! – bedauert, dass es keine Plätze auf dem  durchgehenden Zug gibt, was wir auch gar nicht erwartet hatten, das muss ein Kurswagen sein, von dem wir noch nicht gehört hatten; eine informationslücke beim „man in seat 61“, Donnerwetter. Wir kaufen zwei Tickets „first class“ nach Surabaya und weiter nach Yogyakarta, kurz: Jogja, für den Sonntagmorgen, und begeben uns auf Hotelsuche. Hier passiert ein „Fuchs“, denn ich bin immer gehemmt, den Einflüsterungen von eigentlich immer freundlichen Taxifahrer-Führer-Hotelvermittler-Figuren zu gehorchen, und stapfe entschlossen durch die nachmittägliche Hitze in die Richtung, in der ich Hotelkandidaten vermute. Ketapang Indah hatte schon telefonisch gesagt, sie seien ausgebucht, aber man könnte ja mal vorbeischlendern…

Domizil für eine Nacht: Manyar Garden, Banyuwangi

Domizil für eine Nacht: Manyar Garden, Banyuwangi

Heiß ist es, ich sagte es schon, staubig ist es auch, „Hello Mister“ reißt nicht ab und Google Maps verspricht Hotels an Stellen, wo eindeutig keine sind. Das drückt die Wanderlust etwas, aber jeder Taxifahrer würde, wie schon am Bahnhof,  mit einem Hotel seines  Bruders/Schwagers/Vetters aufwarten… Es ist dann so weit doch nicht, bis auf der Wasserseite das Schild „Manyar Gardens“ auftaucht. Probieren wir es dort mal!  Das Hotel ist ein Investmentobjekt der… 70er?! Kräftig farbige Betonbungalows in einem lichten, tropischen Garten,  geräumige Zimmer, und man verspricht uns sogar eines mit warmem Wasser, was nicht selbstverständlich ist und auch einen Aufpreis verlangt: wir zahlen teure 20 Euro für die Nacht.  Die Anlage war sicher mal schön gedacht, ist aber wenig belebt – warum nur ist das Ketapang Indah ausgebucht und hier ist es leer?! Im Pool badet eine Familie, Papa und Söhnchen „normal“, Mama auch. Sie trägt volle Verschleierung. Wenn Burkini das richtige Wort ist, dann war dies einer. Gewöhnungsbedürftig.  Der Strand zur Bali Strait hin  ist desolat, schwarzer Vulkansand mit etwas Müll, abgesperrt durch einen Zaun. Defekte Jetskis neben alter Tauchausrüstung – nicht verlockend,  darum verziehen wir uns ins Restaurant, bekommen versöhnlich gute Fruchtsäfte und Ingwerkaffee, später noch ein leckeres indonesisches Abendessen, und sind mit dem Quartier ganz glücklich.

Java. Vulkane, Palmen, Reisfelder.

Java. Vulkane, Palmen, Reisfelder.

Die Zugfahrt beginnt um 9 Uhr am Morgen mit einem relativen leeren Zug, der sich langsam in die Vulkanlandschaft hinauf schraubt und sich dabei von Station zu Station mehr füllt. So „breathtaking“ wie beschrieben ist die Reise nicht, wir verdrömeln die Stunden und ein gutes Drittel der Reise verläuft ohnehin durch das Flachland in Richtung Surabaya. Reisfelder, Dörfer, Reisfelder. In Surabaya rollt man eine ganze Weile durch Vorstädte und Modern-Urbanes, vorbei an Malls, KFC und McD, bis der Zug in der Station Gubeng hält. Umsteigen! Um auf den Bahnsteig zu kommen, erleben wir eine Premiere: man steigt durch den benachbarten Zug, der warten muss, bis alle Passanten durch sind. Das hatten wir noch nicht. Eine Stunde Zeit – für  „Dunkin‘ Donuts“. Als der gut gefüllte Anschlusszug nach Jogja abfährt, ist es nicht mehr lang bis zur Dunkelheit – Java ist eine Stunde hinter dem Osten Indonesiens zurück, also bricht die Nacht gegen 17:30 an. Zu sehen ist ab da nicht mehr viel, wir vertiefen uns in die eBooks, speisen ein Nasi Goreng und lassen uns nach Jogja tragen.

Im Hotel Puri Artha. Billig, billig - aber hübsch hübsch!

Im Hotel Puri Artha. Billig, billig – aber hübsch hübsch!

Halb zehn. Der Bahnhof in Jogja ist ganz nach unserem Geschmack – voller einheimischer Reisender, die auf dem Bahnsteig kampieren, essen, schlafen, spielen. Es folgt die teuerste Taxifahrt zu unserem Hotel (umgerechnet 3 ‚¬), der Fahrer macht sich gar nicht erst die Mühe, das Taxameter anzuwerfen und erhöht – wie wir feststellen werden – um 100%, aber wir machen uns auch keine Mühe, den Preis zu verhandeln. Was sind schon 30.000 Rupien (mehr). Wir waren der Empfehlung der SANUKs gefolgt und hatten kurzerhand über Agoda das Hotel Puri Artha gebucht (Zitat: „…nur 3 Sterne, aber uns hat’s gefallen!“) Eigentlich ein Tick über unserer Unterbringungsklasse, muss man sagen, aber äußerst kostengünstig und wirklich so schön, dass man es genießen konnte: die Zimmertrakte um einen Innenhof mit Wasserlauf und Brunnen gruppiert, vor jedem Zimmer die Indo-typischen Sessel. Das Restaurant öffnet sich in einen liebevoll angelegten Garten, auch hier plätschert Wasser… Wir bekommen einen fruchtigen Willkommensdrink (nicht-alkoholisch, natürlich) und fallen zügig um.
Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt… alsbald.

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