Bangkok Zwo

5.3.2015

DIe Gelegenheit ist günstig, wir sitzen im Bangkok-Hotel die Zeit bis zur Abreise nach Chiang Mai ab; da lässt sich schnell mal  was schreiben.

Wie ist es uns ergangen? Die Abfahrt aus Pangkor war ein bisschen (nur ein kleines!) hektisch, trotz der Erkenntnis, dass wir übermorgen/morgen/nachher fertig werden müssen bleibt immer noch etwas zu tun, bis das Niedergangsschott verschlossen wir. Leiter abbauen, anbändseln, Taxi rufen, Bus; wie schön, dass man in der Mittagszeit am Obstgroßhandel mit den netten Garküchen anhält und dort gefüttert wird. DIe Geschichte mit der Vorausbuchung der Bahnfahrkarte ab Butterworth stellte sich als positiv heraus, obwohl um der Tickets willen einen Tag früher reisen mussten als geplant: man bestellt die Plätze telefonisch, bekommt eine Referenznummer und muss die Fahrkarten dann bis um 17 Uhr am Vortag ausgelöst haben, sonst verfallen die Plätze – und siehe da, wir trafen ein paar unglückliche Tröpfe und ein par glücklichere, die am Reisetag gar keine Plätze mehr bekamen oder nur gerade so eben… Ausverkauft bis zum Wochenende hieß es, insofern waren wir glücklich dran.

Wir übernachten in Penang bei Khim im Armenian Street House. Der Familienanschluss ist damit geschafft, wir sind „regulars“. Bummeln, Tandoori Chicken essen, danach ein Nachtisch vom letztens verschmähten Kuchenbuffet des China House. Sehr empfhelenswert für Leute, die schon länger keinen „richtigen Kuchen“ mehr gesehen haben. Um 14 Uhr am Folgetag ziehen wir die Köpfe ein, um einen in einen schönen thaifarbenen (=lila) Zug zu besteigen – niedriges Teil, jedenfalls, wenn man vom modernen malaysischen Bahnsteig hinein will. Die Platzanordnung in den Sleepern ist üppig, je zwei doppelsitzige Bänke stehen sich beidseits des Ganges gegenüber. Ein fliegender Händler verkauft Essern, das er offensichtlich bei seiner Frau bestellt, die pünktlich an der Grenze in Padang Besar auf dem Bahnsteig steht; Zoll und Passkontrolle mal einfach gemacht, das muss man sagen – man dreht eine S-Runde dürch die große Abfertigungshalle, schnell aus aus Malaysia und fast eben so flink hinein nach Thailand (fast deswegen, weil mein e-Pass und das Visa unerfindlich mucken. Mal gucken ob das so bleibt).

Bettenbau im Thaizug nach Bangkok

Bettenbau im Thaizug nach Bangkok

Waren wir in Malaysia auf seidenweichen Gleisen bis zur Grenze gerollt – ach, was:; gefegt! – ändert sich das nach den 2 Stunden Kontrollpause schlagartig. Der Zug rumpelt, ruckelt, springt. Die Südprovinzen Thailands sind Unruheprovinzen; der muslimische Bevölkerungsanteil wünscht einen Anschluss an das islamische Malaysia, oder wenigstens einen Zusammenschluss mit dessen Nordprovinzen, und in Hat Yai, unserem nächsten größeren Bahnhof knallt es deswegen öfter mal vor öffentlichen Einrichtungen. Allerdings scheint im Gegensatz zur Bahnlinie entlang der Ostküste der westliche Teil weniger bedroht zu sein, man schneidet nur ganz ´kurz durch die Provinz Songhkla.  Der Mann in 61 macht ebenfalls Mut den Zug zu benutzen, und zum Einbruch der Dunkelheit ist man auch schon in Hat Yai und damit „durch“.  Der Bettenbauer kommt. Mit äußerst raschen Handgriffen (Eigner: „… guck mal wie rasch der die Laken glattzieht!“) werden erst die unteren Sitze zusammengeschoben, von oben fällt eine Matratzenauflage, die Kissen, die Laken; zack, zack, zack – Vorhänge einhängen, „bitte hier drauf treten“ – ab in die Koje.  Es hieß, dass die unteren so viel bequemer seien, aber die obere Koje ist völlig prima,m selbst mit Gepäck (wir reisen „leicht“, mit den Daypacks, für 4 Wochen…). Schön und bequem. Am Morgen sorgt den Zugkellner, der uns am Abend schon ein Frühstück versprochen hatte, für Laune, kaum Englisch, aber dafür lustig. Thailandschaft gleitet druaßen vorbei, wir bekommen vom mitreisenen Travel+FoodBlogger Alan WIlson eine Einführung in die Thaiküche und andere Gepflogenheiten (und endlich mal eine Erklärung was ein Blogger ist und wie man damit Geld macht…). Entsprechend schnell ist Bangkok erreicht.

Da wir unsere abenteuerliche Bahnankunft in Peking (Himmel! Schon ein Jahr her!) noch in lebhafter Erinnerung haben, sind wir gut vorbereitet, trödeln ein bisschen durch den immer interessanten Hauptbahnhof um dann rasch im Untergrund zu verschwinden. MRT bis Silom und danach Hochbahn = Skytrain bis zum Fluss, Station Sathon Taksin.  Witzig: es handelt sich um zwei getrennte Verkehrsmittelbetriebe, darum muss (und tut!) der Bangkokianer gleich zweimal an den Kartenautomaten anstehen.
Mittlerweile macht sich schon das Mittags-Garküchengewühle auf den Straßen breit, wir wühlen mit bzw. hindurch.

Mr. Happy - Chef-Rezeptionist im Escape,@Sathorn

Mr. Happy – Chef-Rezeptionist im Escape,@Sathorn

Lehre: wenn man ein Hotel mit nur 8 Zimmern bucht, sollte man nicht unbedingt ein Haus in einer Nebengasse erwarten! Google Maps hat Recht mit seinen Wegweisungen, nach ein paar Minuten stehen wir gleich neben der Skytraintrasse vor eine mehrstöckigen Appartmentgebäude; Sathorn Terrace, und das „Escape@Sathorn“ verbirgt sich darin. Nette Leute, wenig Englisch, toller „Rezeptionist“. Sehr gut! Dusche, Pause.

Jim Thompsons House

Jim Thompsons House

Es folgen die Bangkok-Bröckchen à  la AKKAnaut: Administratives (i.e. Passbilder für die Kambodscha-Visa erzeugen und diese online beantragen), Skytrain-Fahren, Rumgucken, Jim Thompson’s House genießen, eine kleine Dschungel-Oase gleich am National Stadium, mit toll anzuschauenden, klassischen Thai-Häusern, die Jim Thompson hier in den 50er und 60er-Jahren hierher verpflanzt hat. Gegenüber den Betonbergen, die hier wie anderenorts auf dieser Welt stehen ein echte Augenweide. Man sollte nicht verschweigen, dass der Betrieb nicht nur das ist, sondern auch ein Marketingbetrieb für Souvenirs und Gimmicks, allerdings der geschmackvollen Art. Der Architekt und Tüftler Jim Thompson hatte nach dem 2. Weltkrieg damit begonnen, die thailändische Seidenproduktion wiederzubelebe, erfolgreich, und so gibt es nicht nur in diesem kleinen Museum, sondern auch in zumindest einer großen Malls Hemden, Hosen, Sarongs, Kuscheltiere… Kunsthandwerk lang und breit (aber nicht fettig). Persönliches Highlight, leider völlig unterbelichtet, weil mir die Zeit davon rannte: eine Sonderausstellung zur Musik des Nordostens, dem Morlam, mit Demonstrationen und Filmen – leider habe ich es nicht geschafft, mit das noch einmal näher anzugucken. Zu groß, zu ermüdend ist Bangkok; der „Wochenendmarkt“ an der Station Mo Chit tat seine Wirkung, Tausende von Einheimischen und Touristen mischen sich auf einem riesigen Areal, das buchstäblich alles bietet. . Außerdem muss man ja auchandere nette Dinge tun. Essen gehen zum Beispiel, und das taten wir dann auch: mit Sharon, ex-LARABECK, die zur Zeit für ihre Uni in Illinois wirbt und uns in einen Thai-Biergarten ohne Namen an der Station Ekkamai lotste. Nicht nur, dass das Treffen mit Sharon ein besonders vergnügliches war, nein,  „Restaurants ohne Namen“ lohnen sich hier. Vor allem „Morning Glory“, knoblauchig-scharfes grünes Gemüse, wird mir in Erinnerung bleiben und ein wunderbarer Fisch…

Kommt der Sonntag. Wir hatten mit Sharon schon zuvor vereinbart, dass wir gemeinsam nach Ayutthaya fahren – eine befreundete Familie würde uns die alte Haupstadt von Siam zeigen, und dieses Ansinnen hatte sie perfekt vorbereitet: Auto gemietet, Wegebeschreibung, Familie alarmiert… alles toll.  Dann müssen AKKAnauten nur noch dem Wortlaut der Mails folgen, die es dazu gibt. Oder eben nicht. So passiert es dann, dass um 07:30 Sharon am Aufzug der Station Siam auf uns wartet und wir an dem der Station Mo Chit. „(Mo) Chit happens“ sozusagen, aber dank mobiler Telefonie lässt sich so etwas rasch klären, und 20 Minuten später hockten wir schon im Taxi hinaus aus der Stadt und dann im klimatisierten Van nach Ayutthaya.

Erste Station: wir treffen Niruj, Kwan und die Kinder Prheuk, Khobua und ihre Freundin Woon, und während wir nur uns selbst mitbringen, gibt es für die 3 Farangs ein kleines Willkommensgeschenk.  Ich hatte noch drüber nachgedacht…  Museumsrunde, sehr aufschlussreich, weil sie einen zeitlich Rahmen für all die Eindrücke vermittelt, die danach folgen werden und eine Aufklärung, was die Buddhist Era ist, nämlich die Zeitrechnung nach Buddhas Tod 544 a.D. Kwan erzählt vom Leben in Ayutthaya, vom Haus am Fluss und den Kähnen, die auch sie noch am Haus liegen haben – allerdings ist das Auto nun doch zum alltäglichen Fortbewegungsmittel geworden.  Die Kinder helfen beim Englisch ein… Perfekt!

Zweite Station: das kleine „Thai Boat Museum“ mit wunderschönen, alten Sammlungsstücken und selbst gebauten Modellen. Der greise Gründer und Universitätslehrer für Bootsbau, Prof. Paitoon, heißt uns auf seiner Veranda willkommen, seine Frau, eine ehemalige Lehrerin, führt uns durch die Ausstellung. Seitdem gucke ich jeden Sampan an, ob es ein chinesisches Urmodell ist (Sam pan = 3 Planken) oder ob es die Thaiversion aus 5 Planken ist…  Übrigens, @Sharon…  mittlerweile weiß ich, dass der viel erwähnte Rama V. der berühmte König Chulalongkorn ist: danach kamen Nummer 6 und 7, zwei Onkel des jetzigen Königs, plus sein Bruder, Rama VIII.
An dieser Stelle sei gebeichtet, dass ich mich auch gleich einer Taktlosigkeit schuldig gemacht habe: In einer Ecke, die sich mit den vielseitigen, eben auch bootsbauerischen Künsten und Fähigkeiten des aktuellen Königs Bhumibol beschäftigt, frage ich Kwan nach den Kindern, der Thronfolge und irgendwie rutscht mir ein „… sollte er sterben…“ heraus. Kwan schlägt sich erschrocken auf den Mund. Und ich mir auch…  „… er ist sehr krank …“ , ich glaube, mehr kann man nicht sagen…

Museumsparty

Museumsparty

Thai-Lunch

Thai-Lunch

Nach diesem kleinen, feinen Highlight, das wir Sharon und MIchael verdanken, gibt es ein verdientes (!?) Mittagessen, der Ayutthayabesuch soll ja nicht in Hektik ausarten. Kwan und Niruj haben für uns ein egenes Flussboot gechartert, auf dem nur für uns der Tisch gedeckt ist, und was wir serviert bekommen, ist allerschönste Thaiküche, wie ich, auch im Rückblick, feststelle. Nicht nur, dass alle Gerichte eigene Aromen haben, Fisch und Meeresfrüchte und Gemüse, sondern es ist auch sehr augenschmeichelnd angerichtet. mir haben es besonders der Pelz des Fisches angetan, eine Schicht aus knusprig  frittierten feinen Zitronengrasfasern, und die ebenfalls frittierten, aber noch grünen Zitronenblättern. Män hätte sich reinsetzen können. Und während wir speisen gleiten am Ufer die Jahrhunderte buddhistischer Stadtgeschichte vorbei. Nach dem Essen füttern die

Abschlepphaken für einen Schleppzug

Abschlepphaken für einen Schleppzug

Kinder mit Spaß die Fische – nein, nicht aus Seekrankheitsgründen, sondern weil es eigens Brot für diesen Zweck gibt – während wir winzige Schlepper beobachten, die überdimensionierte Schuten den Chao Phraya hinab bugsieren.
Und dann kommen die Tempel, die Buddhas –  eigentlich liegt alles darnieder, und das liegt nicht am Jahrhundert-Hochwasser von 2011. Das Ayutthayareich war über Jahrhunderte von den ebenfalls buddhistischen Burmesen bedroht,

Wohin man schaut - zerstörte Wats

Wohin man schaut – zerstörte Wats

und nach langen Kriegen und ausdauernder Belagerung fiel Ayutthaya 1767 endgültig. Von vielen Chedis sieht man höchstens noch die Grundmauern, und bis auf eine Handvoll Ausnahmen fehlt den Tausenden von Buddhastatuen der Kopf, vielfach auch die Arme.  Wie Kwan uns erklärt ist das aber nicht nur sinnlos scheinender Vandalismus durch die Eroberer, sondern hat einen sehr materiellen Hintergrund: im Inneren der Statuen, die ja eigentlich durch die

Ein abgeschlagener Buddhakopf. Der liegt schön länger dort...

Ein abgeschlagener Buddhakopf. Der liegt schön länger dort…

Heiligkeit der Darstellung Buddhas schon an sich einen ganz besonderen Schutz bieten, verbarg man in früheren Jahren (heute auch noch?!) Gold, und andere Reichtümer… Und so bietet sich uns heute noch dieses Bild roher Gewalt.
Nur den großen, liegenden Buddha, der immer neu in glänzend goldgelbes Tuch gehüllt wird, hat man restauriert. Ein liegender Buddha ruht fast immer auf der rechten Seite und stützt den Kopf auf, um  mit dem rechten Ohr in den Kosmos zu lauschen; aber während in Indien diese Position den Moment darstellt, in dem der Buddha endgültig ins Nirvana übergeht, ist es hier einfach nur ein „ruhender Buddha“. Andreas betrachtet die Frömmigkeit, die vor Buddhastatuen zur Schau getragen wird, mit

Anstehen zum Zehenvergolden

Anstehen zum Zehenvergolde

Skepsis. Ich habe mich von Sharon dann doch überzeugen lassen, dass die Teilnahme an bestimmtern Ritualen auch ohne tiefe Überzeugung eine Art von Respektsbezeugung ist; ich fühlte mich da bislang eher der Zurückhaltung verpflichtet… Seit dieser Lektion hat der kleine Buddha auf dem Altar vor dem großen liegenden in Ayutthaya einen kleinen Blattgoldfleck auf dem großen Zeh mehr. Von mir. Der Eigner runzelt die Stirn …

Wir treten den Heimweg an, während die Touristenschar noch auf den Sonnenuntergang über einem der Wats wartet. Gerne hätten wir die Tanzvorführung von Ruj und Kwans Kindern in der Schule beguckt, aber der Weg nach Hause ist lang, auf Sharon wartet Arbeit und für uns auch, denn Bangkok ist groß. Ziemlich groß…

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Und jetzt fahren wir erst einmal nach Chiang Mai – die Veröffentlichung war versehentlich, aber bald geht es weiter…

Yihaa! Wir sitzen in der Bahn und sind unter uns! Rucksäckler ohne Ende. Oder wie heißt „Backpacker“ speziell auf deutsch?

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