Hitverdächtig

Im Schlammbad

Im Schlammbad

Hluhluwe Game Reserve, 11.12.2015

Mühsamer Aufbruch aus Richards Bay – AKKA zurückzulassen ist immer auch „ha’m wir an alles gedacht, was müssen wir noch tun“, sowohl was die AKKA betrifft (Luken zu, Schalter aus, Antenne abgeklemmt, Wasserschlauch, all das…) wie auch was das Reisegepäck betrifft – richtig, es fehlt der USB-Ladestecker für Kameras und Co.

DSC02322Aus RB reist man kommod über unafrikanisch glatten Asphalt nach Norden, entlang der Eisenbahnlinie, die Kohle und Eisenerz nach Richards Bay schafft und durch weitflächige Eukalyptusplantagen. Papierrohstoff für die moderne Welt, vielleicht auch für Holzkohlenfeuer in der näheren Umgebung. In jedem Fall eine ökologische Wüste vor Ort. Wir hatten die kurze Fahrt zum Nikolaus schon einmal gemacht, denn zur Feier des Tages gab es einen Ausflug nach St. Lucia (Mozambique ist nicht weit, und die Portugiesen lassen sprachlich  grüßen!). Flusspferd-Haufen angucken, und Reiher und Flamingos. Krokodile, Bullshark, Fischadler, das ganze Feuchtlandprogramm, vom Ausflugsboot aus. Gestern ging es in die gleiche Richtung. Erstes Ziel: Mtubatuba, noch schnell Trinkwasserkanister besorgen, KwaZulu Natal leidet seit zwei Jahren unter einer schrecklichen Dürreperiode und in unserem Camp, das sich Hilltop nennt, kann man allein der Berglage wegen nicht allzu viel Wasser erwarten. Das Einkaufen in Mtubatuba gestaltet sich schon etwas afrikanischer als in Richards Bay, wo sich Schwarz und Weiß mehr oder weniger fröhlich mischen – mal gucken, ob mir zu dem Thema demnächst einmal etwas Moderates einfällt. Also: Mtubatuba. Das normale Angebot an Supermärkten, sogar eine kleine Mall (in der von Richards Bay habe ich, nebenbei bemerkt,  mich am ersten Tag gleich mal verlaufen…). Rein ins Shoprite (Pick’n Pay ist gleich gegenüber). Alles da für, denken wir, den afrikanischen Mittelstand, dies ist Minenindustrieland, vielleicht etwas besser gestellt; Weiße sind hier die Ausnahme.  Wir kaufen frische Samosas für’s Picknick und was man sonst so in der „Wildnis“ benötigt. Klopapier übrigens braucht man bei Benutzung südafrikanischer Toiletten nicht mitzubringen – da können sich südostasiatische Simpel-Malls eine Scheibe von abschneiden. Also kein(e weiteren) Klopapier(vorräte). DSC02344Aus dem Städtchen raus. Es wird noch afrikanischer, kleine Rundhütten mischen sich mit etwas moderneren Schlichtbauten, die Besiedlung ist dicht, aber weit verstreut. Tolle Tankstelle, von einem Jugendarbeitsprojekt betrieben. Leider, wie überall und erst recht in RB, viel Glasscherben auf Mauern und Natodraht-Bewehrtes (bis hin zum Straßenschild), natürlich ist auch die Tanke umzäunt. Wie kann man so leben, auf Dauer?
Nach wenigen Kilometern das Gate in den Park. Hluhluwe nennt er sich, ist 120 Jahre alt (das Geheimnis hinter dem Alter ist, dass ein einflussreicher Zulu-Chef dieses Gebiet als persönliches Jagdrevier auserkoren hatte, ts,ts…), und es ist recht klein. Die Berge am Horizont wirken aber verlockend, die junge Frau am Eingang versorgt uns mit freundlichen Tipps und den ersten Zulu-Brocken. Hluhluwe ist nicht nur ein Ort und ein Fluss und der Park, sondern auch die Bezeichnung für eine dornenbewehrte Windenpflanze und wird mit einem „Chlick“ gesprochen: Chluchluwe. Die Zunge dazu bitte seitlich an die Zähne schieben und zischen (öh, ja… Versucht mal den Namen vom Lieblingsmarinamitarbeiter auszusprechen: kein Zisch- sondern ein Klicklaut aus der gleichen Mundregion, gefolgt von einem „L“. XHLANI. Unausprechbar. Nur die Zulus klicken munter vor sich hin). Siabonga! Danke!

In die Weite geschaut

In die Weite geschaut

Und dann der Park. Gähn. Kennen die AKKAnauten ja alles. Adler, Zebra, Reedbucks. Die gnädige Frau konzentriert sich schon mal auf das NaviproGramm wegen einer geeigneten Picknickstelle, die Samosas duften. Das Auto (Chrysler Spark, also nicht größer als ein Zündfunke, soll das wohl heißen, ein mit Campingkram gefüllter Funke) rollt aus, rollt rückwärts. Fragender Blick zum Fahrer, der spickt mit dem Kopf nach rechts… EIN NASHORN. Coool! Pause, gucken und staunen! Damit ist jedwedes eventuelle Gähnen vergangen, der Tag hat sich schon gelohnt. Wir finden eine Picknickbank unter Bäumen, über dem ausgetrockneten Hluhluwe River, verspeisen die Samosas und lassen uns von dem Aroma und der Geräuschkulisse in alte afrikanische Zeiten zurücktragen. Oder nein – wir sind ganz real da: Afrika!

Unsere Rundhütte in der Lodge erfüllt alle Erwartungen. Man kann fast drauf wetten: wenn jemand auf Tripadvisor meckert, gefällt es uns. Gute Betten, Kühlschrank, Deckenventilator unter’m Reetdach. Bisschen Colonial Bastard Style, aber nur ein bisschen. Wir buchen den early morning Gamedrive, genießen Antilopenbraten vom Buffet mit erfreulich un-südafrikanischem Gemüseanteil (will sagen: reichlich!) und dann ab in die Hütte.

DSC0071404:30. Der Wecker. 05:00 – der offene Touristenkarren, vierradgetrieben, für 9 Gäste. Wir sind skeptisch, aber die Südafrikanerin, die zunà chst einmal nicht aufhören kann, das Fahrzeug zu beschallen, erweist sich als sehr nützlich, da scharfäugig, und Guide Wazi als besonders ruhig und nett und kenntnisreich. Wusstet Ihr, dass Warzenschweine ein schlechtes Gedächtnis haben? Wenn sie angegriffen werden, rennen sie. So weit, so gut. Nein, eben nicht „so weit“. Nach 200 m wissen sie nicht mehr, warum sie rennen. Stop! Ganz schlecht bei einem einigermaßen ausdauernden Jäger. Oder das Kurzzeitgedächtnis reicht nicht aus, sich an das Krokodil zu erinnern, das man soeben am Wasserloch getroffen hat; auch nicht so günstig. Ist bekannt, dass Spitzmaul-Nashörner auch auf die Distanz leicht von der Breitmaulvariante zu unterscheiden sind? Kopf unten=Breitmaul, da die breite Mähmaschine grast. Kopf oben=gespitzte Lippen rupfen zarte Blättchen vom Gebüsch. Übrigens, sprachlich interessant: das Spitzmaul ist auf Englisch das „Black Rhino“, gegenüber dem breitmäuligen, dem White Rhino. Jaaa. Da wusste jemand nicht, wie man „wide“ schreibt. Wide mouth, breites Maul, nicht „weiß“.
DSC00742Aber was erzähle ich da. Der Hit war die Elefantenherde, die aus dem Gebüsch trat und den Weg kreuzte. Mit allem was geht: Leitkuh, jüngere Kühe, Teenager, Kindergarten, ein Babyelefant – eine tolle Show. Und was zum Schluss? Nun, der Elefanten-Besenwagen in Person, kann man so sagen, einer älteren, typischerweise etwas griffigeren Elefantendame vom Range einer Großtante oder -mutter, die schaut, dass niemand zurückbleibt – und es sich auch nicht nehmen lässt, einen unmissverständlichen Hinweis an die 10 glotzenden Zweibeiner geben: eine kurzer Rüsselschwenk reicht. Verpisst Euch! Der Rückwà rtsgang war schnell eingelegt.
DSC00784DSC02382War das der Hit am frühen Morgen? Oder doch Herr Rhino, der hinter Frau Rhino samt Kind herschreitet, wie ein Stalker? Im Achtungsabstand – die Hörner machen eine ausreichend wehrhaften Eindruck! – aber ausdauernd. Wann diese zarten Anbandelungsversuche zum Erfolg führen, weiß vielleicht der Geier auf dem Baum, jdeenfalls muss erst das Nashornkind in die Selbständigkeit entlassen werden. Oder vielleicht doch die Pillendreher, die sich zu zig Exemplaren um den frischen Elefantendung balgen und, der weithin wahrnehmbaren Duftspur auf direktem Weg folgend, in ihrer Begeisterung Bruchlandungen hinlegen. Auf dem Rücken und mitten in die Menge. Der einsame Büffel, der sich die Unterseite in einem Schlammloch kühlt. Soll auch gut gegen spröde Haut sein – die reißt dann nicht, wenn man sich intensiv an Bà umen reibt, um Parasiten loszuwerden. Gruppen jugendlicher Nashörner lagern unter Büschen. Wer hätte gedacht, dass wir so viele davon zu sehen kriegen. Nyalas, Zebras, Gnus… Kennen wir alles. Und sind immer neu begeistert. Wir haben gleich noch eine 5. Nacht angehà ngt… Zu viele Hits tin Hluhluwe/iMfolozi.

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