Ein Geschenk

Chaguaramas, 30.11.2018

… ein Geschenk, ein Geschenk! Nicht zu Annas und Eskes Geburtstag, obwohl das natürlich heute passend wäre (herzlichen Glückwunsch nach Kölle und Bärlin!).
Nein, der Eigner radelt eben ins Büro, um unseren „splash“ festzuklopfen. Ich sitze oben auf dem Vorschiff und versuche verzweifelt, des Nähchaos Herr zu werden, von unten tönt es: „Donnerstag, 08:30“. Aha. Nix „ausgedehntes Geburtstagsfrühstück“, eher „fertig werden, um halb neun kommt Michael und schubst uns ins Wasser“. Aber es ist gut so, es reicht jetzt auch wirklich. Der fleißige Eigner hat Aversionen und Furcht überwunden und hat sich in den letzten Wochen ans Pönen gemacht, nun glänzen Salontisch und diverse Schrankinnereien wie die Speckschwarten (dank Tonkinois) und Bad und Pantrybereich eher seidenmatt (dank Epifanes 2-Komponentenlack). Eigentlich ist das auf den meisten Schiffen rosa Arbeit, aber die eher grobmotorisch veranlagte Schipperin wird da den gestellten Ansprüchen nicht gerecht. Prima. So kann ich währenddessen älteres und leider auch neueres Sunbrella mit Chlorbleiche von Stockflecken befreien und danach Gebete sprechen, dass die Säume das überleben. Sehr putzig zu sehen, wie die Bleiche die Pinsel auffrisst! Während der Pantryarbeiten (und auch sonst) wurde alles auf freien und nicht so freien Flächen im Salon gehäuft und an Deck gekocht – alles in allem also erfreuliches Bordleben. „Herrje, wo ist der rot-graue Schlitzschraubendreher?!“ „… den habe ich doch in Brasilien absaufen lassen!“ „Nein, der kleinere. Den hatte ich doch noch eben (Tage später taucht er unschuldig aus einer Plastikkiste auf, die die ganze Zeit unter unserer Nase gestanden hat). So ist das.

Am Black Friday haben wir Budget Marine einen Besuch abgestattet und 35 m (es wurden 40, war so schön billig) Spinakerfall gekauft. Da hängt im Zweifelsfall des Eigners Leben dran, wenn ich ihn in den Mast winsche, da wollen wir eigentlich nicht sparen, aber Black Friday ist Black Friday. Sonst haben wir uns aber zurückgehalten und nur das dort versammelte Altenheim bewundert; Brite mit Tropenhelm, Sunblocker und Sandalen/Sockenkombination war eigentlich am schönsten. Die Cruisergemeinde… ganz unsere Altersgruppe.

Weihnachtsdeko!

Wie man sieht, dekorieren wir auch weihnachtlich, hier nach dem Motto: „… das Land wo die zitronengelben Rettungswesten blühen!“ Manchmal muss man schon ausprobieren, ob die Dinger noch Luft halten, zumal die Gästewesten neulich bei der wirklich dramatisch schlimmer Flut im zentralen und südlichen Trinidad einen Noteinsatz mitgemacht haben. An dem bewussten Tag saß ich im Bus und habe bei den Fluten von oben (hier glücklicherweise nicht von unten, von oben kamen nur Erdrutsche…) wirklich überlegt, wie ich im Zweifelsfall zu Fuß nach Hause komme. Tags drauf wurde dann den ganzen Tag Bergungsarbeit geleistet, und dann merkt man doch wieder, wie a. arm die Umgebung ist, auch wenn Trinidad einer der reichsten Karibikstaaten ist und b. wie vergleichsweise üppig unser Leben dagegen ist. 4 Automatikwesten schleppen wir herum; jetzt konnten zwei davon mal sinnvoll sein.

Heute geht die diesjährige Hurrikansaison zu Ende, wir hoffen, dass das atlantische Becken davon weiß und darum:  wir „stricken wir auf die Mitte“, hurra!
Bis bald dann aus anderen Gefilden!