Mai

Tschüss, Bahamas!

Grand Bahama, 28.5.2021

Da ist er, der Mai! Fast vorüber, und vorüber auch die schöne Zeit in den Bahamas. Um mir die Einträge zu erleichtern, hatte ich begonnen, mir Notizen gleich in einem neuen Beitragsentwurf zu machen – Motto: einfach mal notieren, was schön war. Hat prima geklappt! Für drei Tage…

Am letzten Tag des April verlassen wir Georgetown, das übrigens „smack bang“ auf dem Wendekreis des Krebses liegt, also haarscharf in den Tropen. Gut warm hatten wir es trotz dieser Grenzlage – da war, schnatter, schnatter, Nuku’alofa schon deutlich kühler, dort unten kurz oberhalb vom  Steinbock. Tonga fehlt es wohl ein bisschen an Landmasse in der Nähe. 

Erstes Ziel auf dem Weg nach Norden ist der Galion Cut –  Cuts sind die Meerengen zwischen den Inseln. In der Regel ist es auf der Westseite der Exumas flach, zu flach für Akka an manchen Stellen, also müssen wir für ein paar Meilen in den tiefen Exuma Sound ausweichen. Und so eine Cutdurchfahrt will berechnet sein, möglichst um Stillwasser herum will man dort hindurch – wer dann, wie wir in diesem Fall, ein bisschen zu bescheiden ist mit der vorhergesehenen Geschwindigkeit, ist zu früh dran und trifft auf ein mittelmäßiges Gegurgel und Gewelle. Ungefähr treffen wir den Zeitpunkt schon, aber „still“ ist es noch nicht. Vor Monaten lagen wir mit einer amerikanischen Familie zusammen, die hatten sich überhaupt nicht um einen Zeitpunkt gekümmert – und ihr letztes Stündlein gekommen gewähnt; das geht dann so: die Strömung zieht und zerrt das Boot hin und her, mna blickt zur Seite und macht keinen Meter vorwärts gut, im Gegenteil, rückwärts kann auch sein. Da heißt es dann „Vollgas“. Hebel auf den Tisch… Für uns aber alles gut – hinter dem Cut fällt der Anker in den Sand, in großem Abstand liegt noch eine kleine Sloop, sonst ist Ruhe. Wunderbar.
Tags drauf geht es gleich weiter nach Little Farmer’s Cay – kein Cut, aber nicht weniger spannend, weil es innen übers Flache geht. Wir sehen von Ferne 3 größere Motorboote auf unseren Ankerplatz über die Flachs zirkeln, bisschen vor und zurück und Abgleich über Funk inklusive – das ist nicht unsere Absicht. Wir fahren einen ordentlichen Achtungs-Zacken, mit der Schipperin als Spionin auf dem Vorschiff, und es geht auch alles gut. An der Mooring am „Little Farmer’s Cay Yacht Club“ geht’s uns prächtig und Little Farmer’s Cay stellt sich als Juwel heraus. Leider hat – es ist der 1. Mai, Grabesstille im Ort! – die Küche des Ocean Cabin-Restaurants schon geschlossen – 17:00 „… kind of late!“ meint Terry, der Besitzer. Wir lachen uns eins – und kriegen aus den Tiefen der Kühltruhe ein Kalik Lite gefischt. Man merke… Kalik „Lite“-Bier hat 5 Vol.% Alkohol, viel mehr vertragen Akkanauten gar nicht, und es bedurfte eines netten Abends mit 2 solchen Bieren und einer Portion Überraschung über die Wirkung, um zu erkennen, dass dieses Bier nur relativ „lite“ ist: die Gold-Version dreht mit 7 Vol.%…
Immerhin hat die Akkaküche noch geöffnet, wir beschließen einen sehr stillen und sehr güldenen 1.Mai im Cockpit und erfreuen uns an dem starken Strom, der hier zwischen Great Guana und Little Farmer’s setzt. Hartes Brot, hier zu schwimmen. Den vorbeischaukelnden Schildkröten macht das allerdings nix.
Little Farmer’s wurde von den Briten der Familie einer freigelassenen Sklavin aus den US-Südstaaten zur Verfügung gestellt, unter der Maßgabe, Landwirtschaft zu betreiben. Es ist ein eher karges Inselchen, das benachbarte Great Guana gibt da mehr her, aber man war es wohl zufrieden, und so hat sich diese kleine Gemeinschaft von super freundlichen Menschen entwickelt.
Sehr viel belebter wird es auch am nächsten Tag nicht, aber doch sehr lustig: wir alarmieren den „Yacht Club“, dass wir gern in ein Abendessen investieren würden. Das macht wirklich Spaß, weil der Besitzer Roosevelt (mit Nachnamen, wie so viele Familien hier, Roosevelt Nixon!) uns einen wunderbaren Vortrag über die Inselgeschichte hält, über Kinder, die nach Nassau (phonetisch übrigens Nässo) abwandern und solche, die noch weiter nach Kanada oder die USA gehen – nun freuen sich Roosevelt und Shirley, die uns lecker bekocht, auf den Muttertag, wenn die ganze Blase aufs Inselchen zurückkehrt.  Außer uns ist noch ein deutsch-spanischer Kat an der Mooring, und wir verquatschen den Abend. Und gleichen unterschiedliche Blicke auf die Pandemie ab. Interessant…
Der Ort ist so nett, dass wir noch einen Tag dranhängen. Spaziergang (die Insel umrundet man leicht zu Fuß) und Lunch bei Ty’s, damit hätten wir dann alle Lokale frequentiert. Nochmal extrem freundlich und zugänglich mit vielfacher Entschuldigung, als wir lange auf unseren Fisch warten müssen. Ty’s Restaurant liegt am Ende der Landebahn, quasi im Zentrum allen Geschehens. Wenn denn etwas passiert. So lange wir da waren, passierte allerdings nichts. So ist es auf den „out islands“. Schön.

Next stop: Waschmaschine.  Raus durch den Cut in den Exuma Sound, entlang von Great Guana Cay und wieder hinein. Am nördlichen Ende von Great Guana wartet die Wäscherei in Black Point – es wird Zeit. Gleichzeitig kann man schauen, was Mrs. Wong vor dem Besuch des Versorgerschiffes (noch) zu bieten hat (nicht so viel, immerhin gibt es kostenlos einen Korb mit Sapodillas (zu deutsch: Breiapfel). Leckeres Zeug, ein bisschen karamellig im Geschmack und für einen Pfannkuchen allemal gut. Lilliana’s Restaurant sorgt für eine schöne Fischmahlzeit – wir genießen es, auf Terrassen zu sitzen und uns wenig Gedanken um Covid zu machen; wir vertrauen einfach darauf, dass die Bahamians reagieren, und sie tun’s: Cat Island, Eleuthera, die Abacos, alle machen mal ein bisschen auf und wieder zu oder verlangen zumindest negative Test bei Reisen zwischen den Inseln. Aber Maske, frische Luft und möglichst viel Abstand zu breitbeinig auftretenden Touristen aus Staniel Cay sind 80% der Corona-Miete. Hoffentlich.

Noch ein Schritt weiter nach Norden: O’Brien’s Cay, von dem aus wir das herrlich anzuschauende „Sea Aquarium“ mit dem Dinghy besuchen. Selbst der wasserscheue Eigner freut sich: „… so wie wir es kennen!“ Leider hat am Tag unseres Besuches der Wind etwas dagegen, dass wir ein abgegluckertes Flugzeug, das quasi am Wegesrand liegt, betrachten können. Betrachten hätten wir es schon können, aber da wir in dem Gewelle von oben nichts sahen, haben wir uns die Gelegenheit entgehen lassen – wer aber schöne Bilder sehen will, den verweise ich gern auf Wiebke und Ralfs Flora-Blog und ihren Eintrag „Aquarium“ (über den hinaus der Blog allgemein sehr lesens- und anschauenswert ist!)

Noch ein Favorit: eine kleine Wanderung auf Little Bell’s Cay, eigentlich nur zum Dünengipfelstürmen – aber der bietet ein Tropikvogelschauspiel, allerfeinst und erinnerungswürdig. Bis Shroud Cay (revisited) bleiben uns die Tropikvögel noch erhalten, danach ist Schluss. Der Rest? Highbourne Cay zum Einkaufen, Nassau West Bay zum Verschnaufen, ein Übernachtungsstopp am Soldier Cay in den Berries, sehr schön, sehr abgelegen – ein neugieriger Ammenhai beobachtet unser Ankermanöver genauestens, so genau, dass er sich – etwas unwirsch, wie ich mir vorstelle – unter unserer auslaufenden Ankerkette herauswinden muss. Dumme Bootsleute das! Dumme Schipperin auch, die diese letzte Gelegenheit zum Schwimmen in den Bahamas ungenutzt verstreichen lässt – nicht nur die eher harmlosen Ammenhaie sind neugierig, hier füttern wohl die heroischen Sportangler gern die Reef- und Lemonsharkwelt, und plötzlich scheint mir der Platz doch nicht mehr so einladend. 

Bye-bye, Bahamas also! Wir sind schon auf Absprungposition auf Grand Bahama. Und rätseln noch al Ziel : längerer Schlag nach North Carolina oder? Mal schau’n.