Ein Neues Jahr und ein Ausflug

Alles so schön bunt hier! Rot und blau sind „bäh“!

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Beaufort/North Carolina, 3.1.2022

Happy New Year oder: ein gutes Neues Jahr!

Ja, wir sind noch immer in Beaufort, und gerade heult es völlig unbotmäßig im Rigg. Wirklich frech. „Eigentlich“ – siehe hätte hätte Lichterkette – wären wir ja schon weiter nach Süden, zumindest bist South Carolina, vorgedrungen, und das wäre auch nett, die Easy Ones schicken Bilder der sommerlich bekleideten Skipperin auf dem Vorschiff und Weihnachtsgrüße, bei denen sich Nikolausmütze und ärmelloses Top trefflich paaren. Hätte. Und die Easy Ones sind schuld, dass wir noch hier sind… Das kommt so:
Wir hatten im Zusammenhang mit dem Autoverkauf eine größere Rückzahlung der Kfz.-Versicherung zu organisieren. Schöne amerikanische Bankgeschichte: Du zahlst Deine Prämie per Paypal (voll amerikanisch, sehr bequem zumal), aber die Rückzahlung kommt per Schneckenpost und als Scheck, den es zu cashen gilt. Na gut, muss Holden von der Marina halt unsere Post sortieren und den Brief weiterleiten.
Textnachricht (nirgendwo wird sms-t, es wird eigentlich überall ge“text“-et): „Your letters have arrived, where should I send them?“. Klasse. Da waren wir noch auf dem ICW, schicke es halt an Homer Smith in Beaufort… oder – halt?!  Nachricht meinerseits an Easy: „Seid Ihr noch in Deltaville? könnt Ihr einen Brief mitbringen?“   Sie konnten, so fuhr unser Brief um Cape Hatteras und ließ sich durchschütteln. Easys wollen sofort weiter – nach einer Nacht Hatterasruhe tut sich ein winziges Wetterfenster auf. Wir stellen uns ans City Dock, Ingo bringt Easy rückwärts in Greifdistanz, Stollen hin, Briefe her und tschüss! Nun hätte mich der erste Text mit dem Wort „letters“ in Mehrzahl ja schon stutzig machen sollen. Letters. Ah, ja, Mahnung von der bereits bezahlten Tunneldurchfahrt. Versicherungsscheck – noch was? Noch was. Zwei Briefe vom USCIS, dem US Citizenship und Immigration Service. Unsere Visa! Oder die Ausweisung? „… bitte stellen Sie sich am Montag, 27.12. um 11 Uhr im Field Office in Norfolk vor. Bringen Sie dieses Schreiben mit, einen Lichtbildausweis. Vorzeitiger Eintritt nicht möglich.“  Uh, ah, das war knapp – Riesendank an Ingo und Andrea, die uns da geholfen haben, eine bürokratische Klippe zu umschiffen! Aber das schmeißt die Pläne durcheinander, vielleicht wäre ein Heiligabend auf See noch drin gewesen… Wir kriegen mühsam einen Leihwagen von Budget (schließlich ist Weihnachten), donnern am 2. Weihnachtsfeiertag nach Norfolk – immerhin 4 Stunden, aber so können wir wenigstens mal den Dismal Swamp-Kanal in Augenschein nehmen, für den Akka einfach zu tief geht. Urteil: geht so, zumindest im Winter wenig verpasst. Der Termin beim USCIS stellt sich als schlicht heraus, ein Foto („take your glasses off!“, was ich liebe, dann sehe ich besonders hübsch aus!), danach sehr sorgfältige Abnahme der Fingerabdrücke. Nicht dieses übliche „rechte Hand-rechter Daumen-linke Hand-linker Daumen“, sondern volles Abrollen der einzelnen Finger durch den Officer. Interessant zu sehen, was frau über die Jahre so an Schnittnarben ansammelt! Und mit arthritischen Fingern möchte sie das nicht mit sich machen lassen, der Herr wendet Kraft auf…. Abschließend: „…wir melden uns.“ Per Schneckenpost. Also gibt es noch einen Termin, und es gibt einen Hinweis auf der Website, dass der Vorgang zwischen 14 und 18 Monaten dauert. Kein Kommentar. Es gibt zwar die Möglichkeit, sich elektronisch auf der Website nach dem Stand der Dinge zu erkundigen, aber seit Ende Oktober stehen die beim Eigner auf „Zahlung eingegangen“ und bei mir auf „Schreiben eingegangen“. Siehe CBP und die Verwirrung um die Einreisedaten. Konsistent geht anders, aber wir wollen nicht meckern, wir sind im System. Am Rande bemerkt ein interessanter Kulturunterschied zwischen den Bundesstaaten: North Carolina feiert den 2. Weihnachtstag, bekannt als „Boxing Day“, am Montag als „bank holiday“ nach, während in Norfolk=Virginia die Behörden fleißig schaffen.

Zurück in Beaufort wandeln wir den Scheck in Bares – auch nicht so einfach, nach mehreren Fehlversuchen zwischen BT&T Bank (probiert mal bei Food Lion!), Food Lion Supermarkt (keine Versicherungsschecks) und Piggly Wiggly, (dito Supermarkt, aber zu hohe Summe), stellt sich heraus, dass das Einlösen nur bei der Ursprungsbank geht, die in Morehead City glücklicherweise eine Filiale unterhält. Nett dort – wir bereiten der älteren Trainee-Frau am Schalter eine Jahreswechselfreude, indem wir sie ein schwieriges Geschäft abwickeln lassen, die assistierende Vorgesetzte schnackt derweil mit uns über Deutschstunden in der Schule und Europabesuche.
Und dann? Erfreuen wir uns mit Spaziergängen im Sturm und warten auf das Silvesterkind, zu mehr reicht das Wetter nicht. Aber morgen, morgen geht es weiter! Charleston, South Carolina!