Geht los!

… ein rotes Ungetüm

Man o‘ War Cay, 18.5.2022

Wir liegen direkt vor dem Cut, durch den wir morgen in der Früh in den Atlantik hineinstechen werden.
Wir haben ganz schön herumgedaddelt mit dem Wetter, aber vorgestern überredet mich der Eigner endgültig, dass es gut sei, mit schwachem Wind loszueiern. Also fein. Wetterwelt bestätigt den Gedanken. Zum Ende mag es uns wohl leider etwas entgegenwehen. Mal schauen – das wird eine schöne Bananenkurve nach Norden und bei den schwachen Winden rechnen wir mit 7-8 Tagen bis Bermuda.

Überraschungen gab es zwischenzeitlich auch, erst schmort ein Solarstromladekabel, die Reparatur kostet uns den Sonntagsausflug nach Hopetown, aber nun lädt das Panel wieder. (Merkt Ihr was? Früher war weniger „irgendwas ist immer!“). Und vorhin dann kurzfristiges Gedankenkarussell:
Die Schipperin schmeißt den Wassermacher an, unverzichtbar für eine mehrtägige Reise, auch wenn unterm Salontisch 3 Kanister Notreserve stehen. Wasser kommt aber nicht aus dem Feederzulauf. Gleich erst mal „Scheiße“ rufen und ins Cockpit weitertröten. Lässt sich der Wassermacher locken? Hochdruckpumpe an… nüscht. Feederpumpe (unterm Bodenbrett vorm vorderen Klo) läuft, und jawoll, die Ventile sind alle offen. Die Schipperin denkt: „Verstopft. … da muss ich wohl tauchen!“ , der Eigner übernimmt den Problemfall. Die Schipperin steuert ihr Gedankenkarussell Richtung: „Mist, wir sind voll ausklariert!“ und der Eigner bescheidet mich, langsam in Richtung Man o’War zu tuckern, denn seines dreht sich Richtung „… eventuell müssen wir umdrehen. Wasser tanken!“ Mache ich. Das wäre eine doofe Verzögerung, siehe oben, nach hinten weht es uns vielleicht entgegen. Unten wird ausgiebig geschraubt und geklappert, Schranktüren ausbauen und so. Ich genieße derweil einen sonnigen Segeltag und mein Karussell dreht sich noch, als ich ein „Ha! Ich glaub‘ ich hab’s!“ vernehme. Bisschen gestresst ist er ja, aber der Chiefengineer kam dann doch durch Ausschlussdiagnosen (Anschluß an der Hochdruckpumpe: nüscht; an diversen anderen Stellen ebenfalls nüscht – bis zum Anschluss an den Wasserfiltern. Huch, schnell wieder festziehen, es sprudelt!) darauf, dass schlicht der Ventilhebel für den Zulauf sich gelöst und auf „zu“ stehengeblieben war. Erleichterung, Stressmittagessen Spaghetti mit Paprika, Hühnchen und Tomate. Ende Gedankenkarussellfahrt.
Nö. Langweilig ist uns nicht.
Gleich packen wir die Fahrräder in die Taschen und stauen sie weg; wir waren nämlich heute früh zum Hochwasserzeitpunkt rasch ausgelaufen. Während der letzten Springtidentage (hat jemand den pinken Mond gesehen?!) stand Akka nämlich hübsch auf dem Grund und lehnt sich gemütlich ans Dock  – so weit war das Wasser gefallen. Nebenschauplatz: ich überlege noch, wie ich an eine Bermudaflagge komme. Roter Grund und Union Jack in der Ecke ist ja machbar (reuse-recycle, zum Beispiel von den Cook Islands…), aber dieses Bermudawappen kriegt niemand hin. Es gibt schlaue Leute, die Flaggen doppelseitig auf Papier drucken und in Klarsichthüllen packen, aber so viel Rot gibt der Drucker nicht her. Und a. sollen die Bermudans locker sein und b. … Zeit, die Nähnadel zu schwingen, wäre ja. Nur Wappen sticken – nicht mein Ding.

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hier nochmal das Link zum Norforeignland-Tracking