Die wahren Abenteuer

Mit dem Bus nach Labasa. Das, bitte, spricht man: Lambasa!

 

Savusavu, 23.9.2012

…ja, ja – eine Busfahrt ist auch ein Abenteuer, und eigentlich gibt es dieses Mal mehr Bilder zu zeigen als Begebenheiten zu berichten.

Aber die wahren Abenteuer, die spielen sich ja doch meist im Cockpit ab, und für mich war dies nun wirklich eines: seit Monaten – Jahren! – schiebe ich die Sicherung des Blogs vor mir her. Aber je öfter ich in das WordPress-Menu schaute, umso höher stiegen die Programm-Versions-Nummern, und mit ihnen mein Blutdruck. Bis gestern war das bei mir noch Version 2.8 und nun – jou! – Version 3.4.

Ausschlaggebend war ein Skype-Chat mit der Kassiopeia, derzeit in A Coruna – es ist doch immer nett, mit Nach-Seglern in Kontakt zu sein, und dann schweifen die Gedanken zurück an die eigene Zeit in Galizien, ich schaue nach, wie das damals alles war (aufregend!), und es ist klar, dass wir uns das irgendwie  erhalten müssen. Zunächst mal: Blog sichern. Und dann die neue Programmversion drauf… Und die Kassiopeia hat auch so ein schönes Blog-Design – vielleicht das auch noch?!  Ein „Theme“ heißt so was heute, ein Theme namens twenty-eleven – das wäre doch was für uns. Mit einem eigenen Bild…
Na gut; vielleicht in Neuseeland, nicht hier in Fiji – hier heißt Surfen „Fiji-Telecom-Stick“ .  Aber wie Abenteuer das so an sich haben: sie nehmen ihren Lauf. Der Stick muss noch zusätzliche GigaBytes haben, denn wenn wir in dieser Woche Richtung äußere Inseln aufbrechen, brauchen wir etwas Datenvolumen, wer weiß, wo man auftoppen kann. Abenteuer, nächster Teil – Telecom hat samstags zu, der Valuefone-Container am Taxiplatz will mir nur Telefon-Guthaben verkaufen, „… aber frag‘ doch mal beim Krämer gegenüber!“.  Mach‘ ich. Ein gehaltvolles  Duftgemisch aus fauligen Kartoffeln, Mensch, Staub und Fisch füllt die Nase – aber, siehe da, hinter dem grabbeligen Tresen gibt es zwischen Bonbons, Haarschleifchen  und Ratttengift eine Auswahl an Telefonen für das Abrufen von Guthaben-Vouchers: Digicel, Vodafone… alle da. Stecken wir doch rasch den Telecom-Apparat an die Leitung und… halt! – rufen noch schnell den Bruder in Labasa an, der weiß besser wie und ob es überhaupt geht.  Wunder! Es geht!  Ich stratz‘ mit meinem 1,2 GB-Voucher  für 20 F$ los, logg‘ mich daheim auf „myconnect.com.fj“ ein und siehe da, mein Guthaben steigt… von 0,5 GB auf  „1,2 plus 0,5 macht die erwarteten 1,7“ ?! Nee, Abenteuer, die nächste, auf geschlagene 7,6 GB. Und wer so viel Datenvolumen hat, der kann auch getrost mal seinen Blog sichern. Ein weiteres Abenteuer folgt, dieses Mal mit dem Namen „FTP-Verbindung“, jetzt werde ich nervös, das ist das „Eingemachte“ und da kann man ein paar wichtige Dinge falsch machen.  Während wir uns „The Best Exotic Marigold Hotel“ anschauen, gackern und uns auf’s Altenheim in Indien freuen, rödelt der Rechner, stundenlang – aber erfolgreich. Was heute früh noch fehlt, ist der Versionswechsel für’s WordPress-Programm. Macht die neue Version den Blog kaputt?! Muss ich alles aus dem Backup wieder aufbauen?! Nei-ennn… Und weil’s so schön war, und mein Mut mich noch nicht verlassen hatte, gibt es nun auch gleich das neue Design. Endlich Bilderrahmen und Bildunterschriften da, wo sie hingehören. Voilà . Das Header-Bild ist eine unserer schönsten Ankünfte: Madeira. Die erste, „lange“ Strecke…  das muss gewürdigt werden.* Und jetzt lehnt sich die Blogschreiberin erschöpft von all den Abenteuern zurück.

Parmilas Chicken Curry. Mit Roti…

Von der Hand in den Mund: Rotis

Manche Leute würden ja vielleicht auch das Essen in Savusavus Country Kitchen als abenteuerlich empfinden – wir nicht. Ein winziges Lokal, direkt gegenüber dem Markt, und es ist für die Hiesigen. Curries – Gemüse, Huhn und Hammel. Wenn die Fleischgerichte aus sind, sind sie halt aus – aber Gemüse kann man von gegenüber immer schnell holen, und die Rotiproduktion läuft sowieso unablässig.  Sehr schlicht – … sehr lecker!  Und nett, wie man sieht, denn Siro ruft mich in die Küche – wegen der Rotis. Die kommen so frisch an den Tisch geflogen, dass man sich die Finger verbrennt. Und den Mund an den Curries.  Eine tolle Küche!

Von der Stirne heiß. Siro und die Schipperin beim Roti-Zubereiten

Was noch?!  Außer Radeln nach „Cousteau“ – nomen est omen – der Sohn von Jacques betreibt hier ein wohl beleumundetes Tauchresort; leider war der diensthabende Napoleonfisch zum Zeitpunkt unseres Besuches „außer Haus“ – wir werden das nochmals checken müssen, angeblich will der nicht gefüttert, sondern gestreichelt werden…
Die Schneiderin hat mir innerhalb 60 Sekunden die wesentlichen Maße abgenommen und ich habe samoanische Stoffe in fijianische Blusen wandeln lassen „… ja, ungefähr so, bitte mit Stehkragen… und hier ein bisschen länger…ja, prima, bis nächsten Mittwoch!“ Einfach so . Wenn das kein Abenteuer ist!

Man beachte das Peanuts-Verbot…

Ach ja! Noch was: die Fahrt nach Labasa.  Der Bus fährt morgens um 7 oder danach, also müssen wir „früh aufstehen“ und sitzen erst mal ein 3/4-Stündchen auf den allerbesten Plätzen, gleich hinterm Fahrer. Da kommen: Schuluniform, Scoutuniform, Wasserwerksarbeiter. Neben Andreas vertieft sich ein distinguierter älterer Herr mit Pilotenkoffer in die Bibel.  Hochschwangere Melanesierinnen, indische Bürodamen, Zuckerrohrbauern. Hindus, Muslime. Die Bus-Company heißt Dalip Chand, und an den Scheiben kleben Krishna-Mantras, gleich unter dem Flat Screen, was aber nicht heißt, dass nicht ein Fiji-typischer „Schalt-Knuff“ benutzt wird und man das Lenkrad eher als dicke Lenkwurst bezeichnen könnte; alles bestimmt sehr exakt im Griff. Die Fenster sind so offen wie die Tür („nicht auf den Stufen stehen!“, was niemand geniert), und als sich die Fahrtstrecke nach für den armen Motor mühsamen Bergauf- und für das arme Passagierohr quälenden Bergabstrecken (Motorbremse übertönt Indo-Pop) in die fruchtbare Ebene um Labasa hinabsenkt, kommt auch das Geheimnis des Peanut-Schildes zutage: erst kullert die eine oder andere angebissene Mango (No Eating, No Drinking!) dem Ausgang zu. Da klappt der distinguierte Herr seine Bibel zu, zwinkert, deutet auf die Erdnusschalen, die der Luftzug nach vorn wirbelt, und lacht sich eins. Erdnussverzehr streng verboten!

Schaltknauf?! Nein: Schalt-Knuff!

Schulschluss in Labasa. Und alle kommen mit...

Labasa selbst ist schwerst indisch und mal abgesehen von einigen Geschäftchen (sowie einem Countdown und New World-Supermarkt, allerdings mit fijianischem Angebot) und zahlreichen kleinen Werkstätten nicht unbedingt ein Muss. Obwohl… an der Flussbrücke eine Ansammlung offener Dächer, Tische und Bänke darunter, aus der Ferne sieht man auch Plastikschüsseln. Auf dem Weg zum Markt – und auf der Suche nach einem Frühstückskaffee – fragen wir uns, ob das „Lokal“ war, „Fischmarkt“ oder etwas anderes?!.  Das Rätsel löst sich später, denn wir überqueren den Platz und schon tönt es: „… come in, have a bowl with us!“, Ha, das sind Kava-Stände!  Nur wenige Meter von einer Kava-Stampferei wird „aufgegossen“.  Aber für manche DInge brauchen wir mehrere Anläufe und dazu gehört Kava, oder: Grog, wie das hier heißt… Wenn man die sumpfige Brühe anschaut… örrrgs!

Ein Kramladen! Und dennoch – full service, inklusive Trocknung meiner Uhr.

Wir lassen stattdessen meine Uhr reparieren, was unter „herzliche Begegnung“ zu buchen ist, suchen Kokosknöpfe, vergeblich, kaufen DVDs (siehe oben), nehmen noch einen Nescafé im kühlen Café und dann kommt auch schon die Rückfahrt. 2,5 Stunden waren es am Morgen, aber die nicht enden wollende Schlange an Schülern, die in Seaqaqa zu- und an all diesen abgelegenen Trampelpfaden und kleinen Gehöften wieder asusteigen, dehnt die Rückfahrt auf gute 3, in die Dunkelheit hinein, mit Zigarettenpause an der „gesunden Bergquelle“, zwischenzeitlich haben wir Tüten und Schultaschen auf den Knien und gackern mit den Kindern rum. Fahrgäste: 60  Schüler: 84.  So ist es, das Leben.  Zum Erdnussessen wäre auf diesem Bus auch kein Platz gewesen.

Schüler: 84…

In Labasas unterkühltem Café am Markt. Kein unnötiges Rumsitzen!

Und jetzt?! Vor allem: „no unnecessary sitting, please!“

Also auf:
Neue AKKA-Abenteuer. Vielleicht mal unter Wasser.
Und außerdem: Zukunftsprojekt „Foto-Galerien einstellen“. Abenteuerlich.

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*  wer noch das alte Design sieht, drücke mal die Taste „F5“, oder „Ansicht erneuern“

Heiliger Sankt Rafael!

So schaut es aus hier.  In diese Berge geht's dann demnächst...

So schaut es aus hier. In diese Berge geht's dann demnächst...

Savusavu, 17.9.2012

Wir kriegen’s nicht gebacken… Schreibt doch eben der Eigner ins Logbuch: „Sonntag. Wunderbares Segelwetter. Wir versegeln  die Zeit im Internet mit Vereinsärger“. Und heute?! Regen.

Schlecht geht's uns nicht hier. Fiji Meat ist gleich gegenüber!

Schlecht geht's uns aber nicht hier. Fiji Meats ist gleich gegenüber!

Quatsch natürlich, weil wir kriegen den Arxx doch bisweilen hoch, und auch gestern. Gegen Nachmittag sahen wir nicht nur die Inselfähre „Lomaiviti Princess“ anlegen, sondern ein weiteres Schiff näherte sich, aller Grund also, mal am Anleger Lokalkolorit schnuppern zu gehen.  Werden immer wieder gern genommen, solche Fähren im AKKA-Amusementprogramm.

Fein zu sehen, die kleinen und großen Abschiedsszenen, die junge Inderin, im linken Arm das Kind, den rechten ausgestreckt… Stinkefinger!  Ja, so was!  Und dann das Laden… Ein Raupenfahrzeug hält den ganzen Betrieb auf, rein, raus, nochmals, dicke Taue unter die Ketten, ein Arbeiter kickt das Tau nochmal kurz in Position, 2 Hundertsel, bevor die Kette anrollt. Puuh. Der Holz-Truck mit dem schweren Ladegeschirr passt nicht rückwärts rein. Weg! Umdrehen! Nochmal! Der Einweiser sieht ziemlich griechisch aus… ob sie den mit übernommen haben als die Fähre hier in Dienst gestellt wurde?  Nachdem sie viele Jahre in der Ostsee und dann noch längere in der Ägäis fuhr?!  Ganz schlecht war der Tipp nicht – die Lomaiviti Princess ist von 1966, aber vom Prince Rupert Sound, British Columbia.  Und der Einweiser sah halt nur griechisch aus. Jedenfalls entwickeln wir einen Plan, doch vielleicht mit der Fähre nach Suva zu fahren – Viti Levu gucken UND Fähren-Luft schnuppern. Fähranleger macht immer Reiseweh! Schließlich ist die Prinzessin gepackt und geht mühselig ankerauf. Tschüss, gute Fahrt nach Suva!

Und dann, der Anleger ist immer noch gepackt voll, rückt das rote Schiff nach, Typ LKW-Fähre. „Spirit of Fiji Islands“. Das Anlegemanöver ein bisschen „alternativ“.  Der Festmacher von der Backbordseite „umme Ecke“ nach Steuerbord.  Ach, und dann haben wir ja noch einen für die Steuerbordseite – ja wo isser denn?!

Der Festmacher. Wartet auf den Festmacher...

Der Festmacher. Wartet auf den Festmacher...

Die linke Seite bleibt zu! ... sie könnte abfallen...

Die linke Seite bleibt zu! ... sie könnte abfallen...

Jedenfalls liegt die Spirit of Fiji Islands dann doch halb-schräge am Anleger und die Laderei kann auf’s neue losgehen. Spannend. Unsere Entscheidung ist schnell gefallen: Wir nehmen lieber die Princess!  An diesem Schiff jedenfalls enthüllt ein Gang zum Bug ein Stück Geschichte: Treffer! Da ist er, der Grieche! Agios Rafail… Der Heilige Rafael, Mytilini – eine Lesbos-Fähre.  Sehr schön.

Altgedient: Agios Rafail. Mytilini.

Altgedient: Agios Rafail. Mytilini.

Wir schauen uns das Schauspiel noch eine Weile an. Innen wird rangiert und gerödelt, immerhin gibt es für die leichten Fahrzeuge einen Fahrstuhl, der sie auf die obere Ebene hievt. An der Auffahrtrampe sprühen die Funken der LKW-Achsen. Wir rücken ab. In der Dämmerung führt der Weg zurück ins Städtchen vorbei an langen Reihen von wartenden LKWs  („My name is Khan, and I am not a terrorist!“) – wir können die Mengen an Fahrzeugen nicht fassen. Einer der Trucker bestätigt fröhlich: „… doch, doch – da wollen wir alle drauf!“  Na, dann viel Spaß. Das kann dauern…

Als ich eben nach der „Princess“ googele, kommt mir die Geschichte unter, wie Herr Goundar darauf kam, die alte „Queen of Prince Rupert“ zu kaufen und als „neue“ Fähre auf der Suva-Taveuni-Strecke einzusetzen: er habe sich auf der Fahrt nach Koro wie ein Tier behandelt gefühlt, und als er sich beschwerte, empfahl ihm der Kapitän, sich doch eigenes Schiff  zu besorgen. Es wird ja wohl nicht der heilige Rafael gewesen sein?!

WYDIWED

Kitsch as Kitsch can. SOnnenuntergang in Savusavu
Kitsch as Kitsch can. Sonnenuntergang in Savusavu

Savusavu, 14.9 2012

Wydiwed ist eine Variante von „what you see is what you get“.  What YOU do is what everybody does:  Baaasteln. Wie alle anderen auch.

Roggenschrotbrot AKKA. Lecker.
Roggenschrotbrot AKKA. Lecker.

Die eine bastelt Roggenschrotbrot und jagt, man mag es gar nicht sagen, hoffentlich nicht vorhandene Schaben (gaa! wir hatten eine in der Achterkammer! Etwas so groß wie ein mittlerer Dackel…), der andere surft tagelang im Netz und rätselt, warum unser Windgenerator bisweilen muckt. Schöne Aufgabe – man muss dazu verstehen, was in so einem doch eigentlich einfachen Ding vor sich geht. Und warum läuft er nicht wieder an, wenn man den Stopschalter betätigt hat; warum läuft er dann doch wieder an, aber nur, weil er eine Hammerbö von 35 Knoten oder mehr erwischt hat?!  (Von unserem „wir basteln uns eine Hammerbö“ via Bohrmaschine hatte ich ja schon berichtet.) Immerhin läuft er ja, wenn er läuft, zuverlässig, bei jedem Wind, und er läuft auch an, wenn zwischenzeitlich Windstille war. Und Windstille müsste doch so gut sein wie „Stopschalter“?!  Am Schalter selbst war jedenfalls nix, und es wurde nun in zahllosen Versuchsanordnungen getestet, Spannungen gemessen€¦

Wie? Langweilig? Kennt Ihr schon?  Immer wieder schön da oben zu werkeln!
Wie? Langweilig? Kennt Ihr schon? Immer wieder schön da oben zu werkeln!

Der guten Tipps im TO-Forum waren viele, also steigt mann in den Besan und kontrolliert wider seine Überzeugung die Kohlebürsten, lauter solche Sachen halt. Und forscht weiter. Und forscht. Auch mit dem Hersteller – es bleibt ein Rätsel; bis gestern, als wir den Generator nochmals abgebaut, herabgewinscht und geöffnet hatten, dieses Mal von der Rückseite, und eigentlich nur,  um den Nabensitz zu kontrollieren.  Und da ist er, dieser kleine, bräunlich verschmurgelte Kabelschuh, der auch die Isolierung vom Nachbarkabel angeschmort hat. Ein latenter Kurzschluss.

So ganz haben wir die noch immer nicht verstanden, warum der Fehler nicht reproduzierbar war, aber  nun ist er hoffentlich behoben.  Zur Freude aller Teilnehmer am Rätselspiel. Und zur Freude der Schipperin, die nun wieder den Generator stoppen kann – wenn die Batterien voll sind, fangen nämlich die Widerstände am Fußende der Koje an zu brummen.

Der Schuh des Anstoßes...
Der Schuh des Anstoßes…

Aber vorher ist Sonnenuntergang – schön kitschig, gell? Und dann ist Inseltour dran.

Wozu sind wir sonst hier? Na klar: zum Baaasteln!

Savusavu

Savusavu, Vanua Levu/Fiji, 8.9.2012

Ja, ja, ja, wir leben noch und alles ist fein!

Wir hatten eine gute Reise von Wallis nach Fiji – leider fielen die Horn-Inseln (=Futuna)  dem zum Opfer, was wir dann am Mittwoch/Donnerstag hier zu „erleiden“ hatten: widrige Winde. Und für nur einen Tag und das Risiko, entweder bei schlechtem Wetter dort ungeschützt zu liegen oder sich den Weg nach Fiji erkämpfen zu müssen, waren wir wieder einmal zu faul.

Wallis möchten wir wirklich gern, und es waren erneut die Begegnungen mit netten Leuten, die einem die Inseln so nahe bringen.  Zum Beispiel beim Trampen (die einzige Art von „Öffi“ auf der Insel) mit einem namenlosen Pickupfahrer, der uns in Richtung Zoll mitnahm…  „Oh, ich fahre ins Krankenhaus! Ich habe noch ein paar Flugtickets abzurechnen…“  AKKA: „….?!?…“  „Ja, wenn wir nach Noumea wollen, dann bezahlt das Krankenhaus den Flug!“  Klingt iregendwie schrill und nach: „… wir müssen mal wieder einkaufen, lass‘ Dich doch mal krankschreiben…“  Das ist wohl überspitzt, aber ein bisschen was wird dran sein.
Dann war da Babette, die ein wunderbares Saar-Deutsch spricht und uns einiges zur Motivation von Europäern berichtet, die das Leben auf Wallis gefangen hält:  „… die qualité des Lebens is viiiel bessär!  Und man macht viel partenage mit die anderen!“  Man teilt, was man hat – ich bring Dir Mangos, Du bringst Altbrot für die Tiere.  Und alle sind fröhlich und scheixxen was auf teure Supermarktpreise.  Man braucht das einfach nicht.

Aber wir!  Wir brauchen Gemüse vom Markt in Mata Utu, und der ist mittwochs und freitags von 6- …Uhr. „…“ heißt hier: bis 7, denn dann ist alles weg. Und wir hatten uns auf die Westseite von Wallis nach Halalo verzogen, weit, weit ab vom Markt-Schuss.  Also nix.  Gefriergemüse aus dem Supermarkt?  Das geht ans Budget – und schon trampen wir zurück, treffen auf die Bordelaiser  Jung-Juristin Davida („Davinda“), die nach Examensabschluss Ferien auf der Heimatinsel macht und uns gleich eine Inselrunde anbietet. „… ich muss nur noch schnell zu meiner Oma, was abgeben!“  Das Ende vom Lied ist, dass die Oma natürlich sofort in den Garten geht und einen Plastiksack mit Papaya und Bananen füllt. Für uns. Wir sind ja schießlich Gäste.

Und jetzt?!  Ist alles anders.  Die Leute unverändert freundlich, die Landschaft mächtig grün, am Strand nebeln die heißen Quellen – und alle sehen so melanesisch aus.  Toll!  Aus den Geschäften dudeln dazu reihenweise indische Weisen, die Sekretärin der Coprashed Marina (der Kopraschuppen von Savusavu ist – naja, war! – das älteste Gebäude der Fijigruppe!) heißt wie die Tochter unserer Zambischen Freunde Prithi, also Amarprith. India, India. In einem Holzschuppen an der Straße hört man sonores Rumsen und Stampfen: da wird Kava zu Puver gemahlen: Die Essenz des Südpazifik (für mich lieber: roher Fisch…). Und der Markt!  Was das Herz begehrt!  So schwer es auch war Polynesien zu verlassen: Welcome to Melanesia, scheint Savusavu zu uns zu sagen.

Ich renn‘ mal auf den Markt. Süßwasserkrabben für’s Sonntagsmenu kaufen.  Und allerlei mehr.

Keine Zeit in Savusavu!

Es lebe der Franzmann…

Gahi/Wallis, 23.8.2012

Unter Absingen der Marseillaise wurde am Donnerstag früh auf AKKA die Tricolore gehisst, wir hatten gegen 8 Uhr den Pass ins Atoll von Wallis geschafft, und da es so ziemlich das einzige Land ist, wo ich zumindest die erste Strophe der Natonalhymne singen kann, waren die Franzosen dran – ganz schön kriegerische Hymne, um nicht zu sagen: blutig€¦

Mittlerweile haben wir – mittels eines kurzen Ankerstopps im Gewelle vor Mata Utu, dem Hauptort der Insel Uvea – einklariert, haben schon die netten, in französischen Dom-Toms* unvermeidlichen Gendarmen begrüßt und den Zoll beglückt. Wahrscheinlich war heute mal richtig was los: AKKA und Filopré, gleich zwei Boote auf einmal (wir sind Boot # 24 für dieses Jahr€¦). Für seine Überseemühen übrigens erhält der französische Beamte das dreifache Salär und noch eine nette Abschlagszahlung am Schluss. Oh, là , là  €¦

Und nun radeln wir hier gern durch die Dörfer – nicht ganz so aufgeräumt wie Samoa, schließlich gibt es hier keine Matais, sondern einen König, aber eigentlich und ganz ursprünglich sind die Wallisianer ja auch Tonganer, das unordentliche Erbe scheint etwas durchzuschlagen, man ist also entschuldigt. Aber es rollen einige Autos auf den (guten) Straßen, Pickups zumeist, jeder grüßt freundlich, Besucher sind hier eher Mangelware. Klar, dass die Autos auf der für uns falschen Straßenseite fahren. ist schließlich La France hier. In Matautu kann man im Super-Marché anhalten und findet hübsche Dinge wie Cote de Boeuf oder Paté im Glas. Das Angebot ist nicht übermäßig, aber auch Couscous und Taboulé gab es für uns jetzt eine ganze Weile nicht, und nun sind wir erfreulicherweise wieder versorgt. Unnötig übrigens zu sagen, dass VOLVIC und EVIAN die Regale ebenso füllen wie die globale Marmelade „BONNE MAMAN€.

Unsere Fahrräder haben wir bei einem jungen, wohlbeleibten Wallisianer abgestellt, der uns das Geheimnis des Insellebens so erklärte: „€¦ ich habe meine Ausbildung in Dijon gemacht, aber seit dem letzten Jahr bin ich wieder hier. Hier ist es prima. Man hat eigenes Land, man hat keine Abgaben (außer für Elektrizität und Wasser) und das Essen wächst einem von den Brotfrucht-, Kokos- und Mangobäumen in den Mund! In Dijon musste ich für alles zahlen, zahlen, zahlen.€ Wo er das Geld für die kleinen Gimmicks des Lebens erwirtschaftet? Bei einer Reederei, in Matautu. Hmm. Wie viele Schiffe kommen hier her?! Gesehen haben wir noch keines. Doch, das können wir uns vorstellen, dass es hier „prima€ ist. Der Franzose Giani analysierte kürzlich die Lage so: € €¦ das ist der Grund, dass Ihr Deutsche wirtschaftlich so gut da steht: Ihr habt keine Überseegebiete zu versorgen!€ Genau. Was das den französischen Steuerzahler diese Seite der „Grande Nation€ wohl kostet, Steuerfreiheit, freie Gesundheitsversorgung und all die Gendarmen und Lehrer und Zollbeamten mit Paradieszulage?
Immerhin, an einer Sache spart man hier staatlicherseits – und das hilft ja auch dem Haushaltsbudget: Es gibt, man merke auf, kein Mobilfunknetz auf Wallis! Das ist eine echte Premiere auf unserer Reise – immerhin versuchten die Telefongesellschaften selbst im armen Gambia, den gequälten Einwohnern die letzten „butut€ für unnötige SMS aus der Tasche zu leiern. Auch Internet scheint hier auf wenige Zugänge beschränkt zu sein. Also: ein echtes Südseeparadies.

Wir schwingen uns gleich auf€™s Rad – mal zur Westküste fahren und gucken, wo hier die vielen Tauchtouristen herumhängen, die „die Haupteinnahmequelle der Insel€ ausmachen *. Davon ist bislang nichts zu sehen, weder vom Touristen noch von der Taucherei. Unser Eindruck ist, dass die Haupteinnahmequelle die Überweisung aus Paris ist. Und die von den Minenarbeitern in Neukaledonien.
Auf der Fahrt werden wir versuchen müssen, eine Familie um eine kleine Portion Bananen und Papaya zu erleichtern. Das ist der Nachteil an der Subsistenzwirtschaft: wer keine Bananenstaude vor der Tür hat, geht leider leer aus; Zukauf von Obst und Gemüse, gar ein Markt? Fehlanzeige. Und der Eigner will partout keinen Mangobaum auf dem Achterschiff.

€”€”€”€”-
* ja, ja, schon klar, DOM-TOMs (Département/Territoire d€™Outre Mer) gibt es nicht mehr, das heißt jetzt DOM-ROM (das sind die der EU angegliederten Regionen und Départements) oder COM (EU, aber nicht Schengen, oder auch nicht EU, dafür aber mit Euro oder auch nicht€¦ ei, ei, ei, la grande confusion!) – dieses hier ist jedenfalls eine COM, eine Collectivité d€™Outre Mer, keine EU-Gebiet und die Währung ist der polynesische Franc CFP.

Ils sont fous, les Gaulois€¦

** Wikipedia MUSS ja recht haben! Aber Wiki behauptet ja auch, dass es zwischen März und Oktober kühl sei€¦ puuh. Vielleicht „relativ kühl€.

Savaii

AKKA on Tour

AKKA on Tour

Matautu Bay, Savaii/Samoa, 19.8.2012

Da biste platt…  Zwei Tage im Galopp um die Insel, mit dem Mietwagen, versteht sich. Der Normaltourist „macht“ Savaii in einem Tag, aber selbst dem 2-Tages-Tempo scheinen wir nicht nur entwachsen –  nee, das halten wir gar nicht mehr aus. Und sind nach zwei Tagen einfach platt.

Wir hatten uns mit Giani, dem einhandsegelnden Franzosen, zusammengetan und waren gegen den Uhrzeigersinn losgehoppelt – es gibt eine lange Straße um die Insel, die übrigens viel größer ist als die Hauptinsel Upolu.  Es dauerte gar nicht lang, bis der erste längere Stopp kam, und so ging es den lieben langen Tag; Tanzübungen, Kokoshaufen, Konstruktionsstudien an vorgefertigten Dächern…

Zuerst das Dach ...

Zuerst das Dach ...

Ich persönlich war gleich am Anfang der Fahrt schon mit meiner Mission durch, entdeckte ich doch im Augenwinkel einen Kakaobaum – und gerade am Morgen hatten wir Post aus Berlin. “  … danke für das Kakaobild – könnt Ihr mehr machen?!“.  Mission accomplished, denn es war nicht nur eine einzeln Kakaokapsel, die wir da gesehen hatten, sondern in einem weiträumigen Kakaohain saß Faavaole und… pulte Kakao. Und so können wir das Atelier Cacao nun mit einer semikompletten Dokumentation „Samoan Cacao“ beglücken.

Im Kakao-Hain

Im Kakao-Hain

Uns selbst beglückte die Erkenntnis, dass es außer sportlich/technischem Ehrgeiz eigentlich keinen Grund gibt, sich in die Bucht von Asau zu verholen – die ist nämlich ebenso weit wie die von Matautu, dafür gibt es ein großes Dock, eine aufgelassene Fabrik für … Fisch?! und die Umgebung ist, da Savaii in vielen Teilen vulkanisch ist, schon deutlich kahler als „unser“ Eckchen hier im Nordosten. Andererseits – offensichtlich bekommt, wer in Asau Harbour ankert, über das dortige kleine Resort ziemlich viel von samoanischer Lebensweise mit, der Besitzer demonstriert allerlei Techniken und ermöglicht seinen Gästen Besuche bei Dorfbewohnern; so schlecht ist es also nicht. Wer wissen will, warum wir den sportlich/technischen Ehrgeiz aber haben stecken lassen, guckt sich Asau Harbour mal in Google Earth an. Toller Pass … In den nächsten Tagen haben wir so viel Wind wie heute, und die Welle… Das erzeugt einen so unangenehmen Brecher in der Passeinfahrt, dass sogar die Profis unter den Seglern dort zucken und wir schon in Tonga veritable Warnungen zugeschickt bekommen hatten. Als wir vorbeischauten, war alles halb so schlimm, aber vorstellen können wir uns den Wellensalat schon.  Abgehakt.

Begegnung am Samstag.  Die Erdofenmahlzeit  ist  gerettet!

Begegnung am Samstag. Die Erdofenmahlzeit ist gerettet!

Also hotlen wir uns unsere Abschiedportion Samoa vom Auto aus, und das beinhaltete zahlreiche Stopps und viel, viel „talofa, talofa“ unsererseits, denn die Savaiianer scheinen ein bisschen zurückhaltender als die Leute von Upolu. Da wird erst mal streng geguckt und gefragt, wo man denn wohl hin will, aber auf ein ausreichend fröhliches „Talofa“ kommt meist sogleich ein „talofa-lava“ zurück, und damit ist das Eis auch schon gebrochen. Ein junger Mann erklärt uns einen „Rohbau“, der hier mit dem Anfertigen des Daches beginnt – ist das erst fertig, muss man es nur noch auf die Stützen haben. Wir bewundern Wildschweine, die in den Bergen erlegt wurden, begutachten Tarosetzlinge, fragen Frauen Löcher in den Bauch wie und was sie flechten, pflanzen…  Die Kokosnusshaufen am Straßenrand bringen 20 Tala!

Kokosnüsse und Maniokstärke - ein paar Tala bringt's!

Kokosnüsse und Maniokstärke - ein paar Tala bringt's!

Die weißen Bälle?! Sind Maniokstärke-Kugeln – für Palusami, denken wir, aber das muss noch verifiziert werden. Und Palusami… hmm, ist lecker! Zum Abend beziehen wir zwei wunderschöne Strandfales unter Banyan-Riesen am Strand.  Herrlich, und nicht nur, weil die Fales nett und geräumig und luftig sind, weil eine Schaukel vom Banyan hängt und sich einige interessante Gäste eingefunden haben – nein, auch das schon erwähnte Palusami ist unübertroffen – kleine Taro-Beutelchen, die mit angedickter Kokosmilch füllt sind. Und es gibt natürlich Fisch und Brotfrucht und Taro – Oka nicht zu vergessen, und das ist definitiv besser als das vom Lunch, scharf und säuerlich und herrlich kokossig (hab‘ ich doch gesagt, dass ich darin baden kann!) Das Zerteilen des Tuns, bevor er zum leckeren Mahl gewandelt wurde, konnten wir im Küchenhof beobachten, während der Fischer gerade um die Ecke paddelt –  frischer geht’s nicht.

Frischfisch im Anflug

Frischfisch im Anflug

Die Patriarchin (wir haben den Eindruck, dass in diesem Fall vielleicht sie die weibliche Matai im Dorf ist!) hat viel zu erzählen, von Dorf, von früher, von heute. Zum Frühstück gibt es auf Wunsch einer einzelnen Dame noch einmal eine Demonstration der Kokoscreme-Bereitung und derlei kulinarische Geheimnisse mehr.  Nur das Rüsten des Kakaos, das konnte uns niemand zeigen.

Kkosmilchwringen mit dem Tauaga-Fasergeflecht

Kokosmilchwringen mit dem Tauaga-Fasergeflecht

Zum Abschluss noch Kokosnussschießen an den Blowholes, ein Ausflug über den Markt und eine lange Heimreise durch die beeindruckenden Lavafelder.  Wie sagte ich schon: platt!

Bescheidener Reichtum: 20 Tala pro Haufen!

Bescheidener Reichtum: 20 Tala pro Haufen!

Keil. Hans Keil!

Matautu Bay, Savaii/Samoa, 14.8.2012

Handschlag, knapper Diener: „Keil!€ sagt der Mann, „Hans Keil!€
Wir gucken in ein irgendwie samoanisches Gesicht, aber wir müssen ein bisschen nach oben gucken: lang aufgeschossen, hager ist Hans Keil – und so wie das Gesicht irgendwie samoanisch ist, ist die Geamterscheinung „irgendwie€ unsamoanisch. „Hans-Joachim€¦ € setzt er noch dazu, und schon sind wir auf der Reise in die Vergangenheit. Sein Großvater war Hans-Joachim Keil, und der war in den späten 1890ern auf einer Offiziersschule in Hannover. Und dann wohl mit Kaisers Armee in Samoa gelandet. Heute stehen wir mit Hans Keil im „German Courthouse€, dem deutschen Gerichtsgebäude an der Beach Road in Apia und schwatzen über Kaisers Zeiten, Deutsche in Samoa, damals und heute, die bedingungslose Kapitulation zu Kriegsbeginn 1914. Und natürlich über den „German Courthouse Trust€. Eine kleine Gruppe von Samoanern und Deutschen möchten gern dieses alte Holzgebäude erhalten, das grau-weiß an der Strandstraße Apias steht, gleich neben der Polizei, und es ist eines der wenigen, das noch ein bisschen geschichtsträchtig in Apia vor sich hin gammelt. Wenn man sich das schöne Stevenson-Museum anschaut, dann wäre das bestimmt eine Attraktion für die kleine Stadt, und die Pläne sind vielfältig bis groß: Kulturzentrum, „fine dining“, Café (das fehlt am Stevenson!), Büros. Shops und Galerie dürfen nicht fehlen€¦ Fragt sich nur: wer soll die Restaurierung bezahlen?! Das Land Samoa hat mit Sicherheit nicht das Geld dafür. Die Rettung solcher Gebäude geht sicherlich über ein paar Leichen – wirtschaftliche Interessen vornehmlich: das schöne alte Haus diente bis Anfang der 2000er tatsächlich noch als Gerichtsgebäude bis man in einen Beton-Prachtbau auf die Halbinsel hinaus zog – und dann geriet es in die Finger des Ministeriums für Finanzen und Umsätze. Nomen est omen. Und die Konstellation „Beach Road€, großes Grundstück mit einem deutlich alternden Gebäude – damit ließe sich Umsatz machen! Marke: „€¦verkaufen wir€™s an die Chinesen, die setzen da einen schicken Betonturm hin!€ Es wäre schade drum, also kakeln wir eine Weile mit Hans, dem Kopf des Trusts, und dem deutschen Honorarkonsul, der sich ebenso für das Projekt einsetzt. Für ein paar Tage gab es eine kleine Ausstellung im alten Gerichtssaal, der die Historie und die (architektionischen) Zukunftspläne für „The German Courthouse€ darstellt, aber in wirtschaftlich schweren Zeiten, fürchten wir, wird das Ministerium für Umsätze am längeren Hebel sitzen.
Es kann ja nicht anders sein, als dass uns Hans Keil dann noch diverse Ziele in Apia aufzählt, die wir unbedingt noch aufsuchen müssen – die meisten hatten wir zu seiner Begeisterung schon inhaliert. Friedhof, German Memorial und so fort. Was leider nicht mehr passierte, war ein Besuch bei den Kruses. Die Kruses entstammen dem legendären Fritz Kruse, einem Lotsensohn von der Insel Fehmarn, der als einziges Familienmitglied einen schweren Sturm überlebte, sich dann als Schiffsjunge verdingte und in Samoa hängenblieb. Nicht nur der Friedhof verzeichnet zahlreiche Kruses – Adele Kruse leitet heute noch ein (recht modern-nüchtern ausschauendes) Hotel, aber bis auf den Namen ist da nicht viel Deutsches geblieben – Andreas€™ Wunsch nach einer Schwarzwälder Kirschtorte wäre jedenfalls nicht entsprochen worden; dafür aber sind die „Surf&Turf€ Nights berühmt, Steak und Hummer, und natürlich, unentbehrlich auf dem Wochenplan, ein „Fia Fia€ mit Buffet. Oka bis der Arzt kommt – das wäre ohnehin meine Wahl, der rohe Fisch in Zitrone und Kokosmilch (ich könnte drin baden!). Dennoch – nicht nur „Adele Kruse€ klingt deutsch, auch der Hotelname. Dreimal dürft Ihr raten€¦ „€¦oh, Insell Föhmorn€ sagt der Taxifahrer€¦

Was noch?! Ach ja, der Gang zu Stevensons Grab stand ja noch aus, und der fand planmäßig statt. Fast, fast, fast hätten Louis und Fanny vom Grab aus die AKKA sehen können, aber ein bisschen zugewachsen ist die schöne Aussicht – wir hätten 2, 3 Stege weiter außen festmachen müssen. Während unsere Sportskanonen von der MAHINA TIARE gemient hatten „€¦ you jump up the hill in 5 minutes€ (haha!), hatte eines ihrer Crewmitglieder berichtet, es sei ein „Todesmarsch von 30 Minuten€ gewesen, und dieser junge Kanadier war schon etwas näher an der Wahrheit. Ein schmaler, holperiger Weg immer führt bergauf – wir hatten die lange Variante für den Anstieg gewählt, und das war schon steil genug. Selbst bergab auf der „Direttissima€ dauerte es noch 20 Minuten zurück bis zum Museum. ; die Samoaner mit dem Sarg hatten damals fast den ganzen Tag gebraucht, insofern waren wir schnell. Wir hatten allerdings außer der Trinkflasche auch nichts zu schleppen.

Und dann noch Einkaufen (für das angeblich sauteure Wallis), Stoffe shoppen – ich kann einfach nicht die Finger davon lassen! – auschecken, die ganze Litanei: Immigration (immer wieder wunderbar inmitten eines Haufens einheimischer Passbeantrager zu sitzen und zu scherzen), Zoll, Hafenbehörde. Dieses Mal mit der besonderen Maßgabe, dass wir zwar Apia verlassen, nicht aber Samoa: Für die Insel Savaii, die fest in der Hand autonomer Matais ist, benötigt man zunächst eine sehr einfach zu bekommenden Sondergenehmigung. Dazu radelt die Schipperin zu Lolo, die mit ihre ganzen, sympathischen samoanischen Fülle im 5. Stock des Government Buildings residiert. Ich war zunächst etwas irritiert, denn diese Etage ist dem Büro des Premierministers vorbehalten – bis eben auf ein kleines Büro, dass sich mit Einwanderungsbelangen beschäftigt und damit auch Lolo beherbergt. An der Wand 6 Blatt mit sachlichen Informationen zu Vorgangs-Gebühren (Arbeitsvisa, Aufenthaltsgenehmigung, in dieser Art) umrahmt von einer Vielzahl gottesfürchtiger Sinnsprüche. Allein diese Sammlung war den Weg in den 5. Stock wert (es geht mit dem Fahrstuhl, natürlich). Lolo macht das sehr nett und sehr effektiv – sie weiß Bescheid, dass Segler nicht sagen können, wann genau sie abfahren: „€¦ weather allowing€¦€ sagt sie. Stimmt. Ich kann mich an solchen Vorgängen immer freuen – es sitzen ja auch noch ein paar andere Leute da, man tauscht aus, warum man hier sitzt, man witzelt hin und her und kriegt noch 20 gute Wünsche auf den Weg, wenn man fertig ist. Ich mag€™s.

Die Immigration braucht mit dieser Konstellation natürlich etwas länger, als wenn man einfach das Land verlässt, aber auch das ist in 30 Minuten geschafft*. Beim Hafenkapitän wird€™s dann lustig – unser Abrechner zählt die Tage: „one, two, three, four, five, six, seven, eight, ten€. Diese Zählweise hatten wir 3mal hintereinander und kamen entsprechend auf 31 Tage Aufenthalt – wir haben dann mit Fingern und Kalenderhilfe nachgezählt und so lange rumgelacht, dass wir im Endeffekt einen Tag weniger bezahlt haben als notwendig. Was sich am Sonntag herausstellte – unsere Abfahrt war einen Tag vorverlegt worden, richtig gezählt! Um den Fehler zu korrigieren komme ich nebenbei noch einmal in den Genuss eine samoanische Brotzzeittüte zu begutachten: der Port-Authority-Mann, der am Gate in den Handelshafen für „schwierige Fälle€ bestimmt wurde, kommt gerade mit dem Taxi vorgefahren, noch weiß gekleidet, also frisch aus der Kirche. Und hat in der Hand€¦ Das Essen für eine ganze Familie?! Nein, sein Lunchpaket, sagt er. Sandwich?!  Das reicht wohl nicht:  Ein ganzes Weißbrot, Früchte, eine große Schale mit irgendwas€¦ Es lässt sich aber auch schwer auf den Stuhl fallen und schleudert die plattgetretenen Flipflops von den Füßen. Von nüscht kommt nüscht, ich werde es mir merken. Immerhin telefoniert er mit seinem Vorgesetzten (bestimmt in der Kirche!) und richtet uns aus, dass am Montag um 8 jemand zum Kassieren kommt. Prima!
Der Rechenfehler ging übrigens „auf€™s Haus€, wie sich herausstellen sollte.
Dann noch Ablegen, kurzes Winken in die Runde, 45 Meilen nach West-Nordwest – und schon sind wir hier.
Savaii. Die „richtig samoanische€ Insel. Wir sind gespannt.

€”-

Kleine Sachinformation:
Immigration ist im Gebäude neben dem Kino in der Stadt. Man zieht eine Nummer, erbittet eine Departure Card, die man schon mal ausfüllt. Pässe mit Departure Cards bei Aufruf abgeben, muss ggf. die Genehmigung für Savaii vorlegen, man erhält 3 weitere Formulare zum Ausfüllen; nochmals kurz anstehen, danach werden die Pässe gestempelt. Fertig.
Zoll – einfacher Vorgang, zwischen Marina und Hafenbehörde hinter der Einfahrt ins Handelshafengelände
Marina – im Ports Authorities Gebäude. Claire ist „klasse€

Alles Quark

Apia, 7.8.2012

Hier kommt mal was aus der Käseecke – es muss einfach raus.  Nein, kein wegen Hitze davonlaufender Camembert (es gibt tatsächlich Kiwi-„Camembert“ hier!).  Die Nachricht muss raus, das ist es. Und es ist keine schlechte.

ES IST EIN QUARK!

Man nehme:
2 l Kiwi-H-Milch (aus reiner Faulheit, statt wie üblich aus Milchpulver)
3 Esslöffel vom selbst gemachten Joghurt in etwas von der Milch aufgelöst

Man mische Joghurt mit der Milch in einem sauberen Gefäß und lasse das Ganze bei Zimmertemperatur (hier: Salontemperatur ca. 33 °C) ansäuern. Nach drei Stunden schmeckte die Milch leicht säuerlich, also wurde das Lab zugegeben, nämlich 2 ml Lab-Verdünnung 1,5 + 20 ml Lab/Wasser). Verrühren, Gefäß schließen und unter der Wasserlinie abstellen (da ist es nicht ganz so warm).
Nach 15 Stunden wurde die gallertige Milchmasse geschnitten – ich hatte Angst, dass daa zu früh war. Die Schnitte blieben zwar stehen, aber die Masse schien sehr weich.
Nach einer weiteren Stunde wurde die Masse in ein sauberes ausgekochtes Mulltuch abgeschöpft (wie schön, dass manche Samoaner noch Stoffwindeln brauchen, Mull kann man hundertmeterweise kaufen). Im Kühlschrank die Molke ablaufen lassen und immer mal nervös gucken, ob’s was wird. Das wird nix, dachte ich gestern abend noch, immer noch so wabbelig.

Und nun, nach 15 Stunden im Kühlschrank:

Bissel säuerlich vielleicht (weniger Joghurt, mehr Lab?!), aber cremig und angenehm im Geschmack.

Was für ein Quark!

Fale, Fale

Kakao an Sitis Gemüsestand
Speziell für das Atelier Cacao in Berlin: Kakao an Sitis Gemüsestand.

Apia, 4.8.2012

Schnell, schnell! Ehe in Europa der Sonntag zu Ende geht…

Bei mir ist ein bisschen die Blogunlust ausgebrochen, muss ich gestehen; noch dazu gibt es im TO-Forum eine dämliche Diskussion darüber, dass man sich – in anderem Zusammenhang – doch trauen solle, negative Reiseerfahrungen zu berichten.  Was für ein Quatsch – wir erleben so selten Negatives, und wenn, dann ist es meistens auch nicht berichtenswert; wenn doch, dann erfährt man es hier.  Was zu der Frage führt, was denn überhaupt berichtenswert ist – und da fällt mir derzeit wenig ein.

Also, Inselbericht.
Erstens – auf der Südseite von Upolu ist es kühler und Sonnenallergien, Hitzepickel etc. klingen schlagartig ab. Der fehlende Schweiß macht’s. Jetzt sitzen wir wieder in der „Suppe“.
Zweitens – Samoa gefällt uns!

Brotfrucht, Kokos, Haus. Was braucht man mehr?

Brotfrucht, Kokos, ein Dach und eine leichte Brise. Was braucht man mehr?

Mittwoch gab es für uns ein kleines Leihauto, das dann plötzlich zu einem ausgewachsenen 4-Türer mit Allradantrieb heranwuchs; ich hatte es schon geahnt, die Verleiherdame hatte am Vortag zum Abschluss unserer Verhandlungen erschreckt von ihrem Tagebuch aufgeschaut… das Auto, das wir haben wollten gab es sicher nicht – und ein größeres war soeben als Ersatz versprochen worden. Wir hatten nichts dagegen und konnten starten, was nun übergangslos zu den Banalitäten des Inselguckerlebens führt.

Wir haben konsequent alle Sehenswürdigkeiten und „oh und ah“-Stellen ausgelassen. Im Osten der Insel endete unsere Fahrt, die sich an der einzigen verfügbaren Straßenkarte orientierte, in Saletele, einem Dorf, aus dem weiter nach Osten, auf die Landspitze hinaus, wohl ein „4WD only“-Weg führen sollte, aber so sehr „4WD“ war unser kleiner Wagen dann doch nicht.  Da war wohl mehr der Landrover mit hoher Bodenfreiheit gemeint, aber das sollte auch das einzige Hindernis dieser Art bleiben. Lustige Begebenheit am Rande: nach der Umkehr halten wir nach ein paar Metern unter Bäumen an, schnacken – so weit es halt geht – mit einer netten jungen Frau, und danach sagt das Auto nix mehr. Gar nichts.  Elektrisch tot.  Mir fährt gleich durchs Gehirn, dass  es bessere Gelegenheiten auf dieser Fahrt gegeben hätte, um sich ein freundliches Nachtquartier zu suchen, denn bis hierher Hilfe kommt… Saletele…
Aber der geübte Blick unter die Motorhaube zeigt schon bald, dass Allradantrieb nicht alles sein kann: auf dem versuchsweisen Gerumpel bergauf hatte sich die Batterie  auf die Wanderschaft gemacht. Die Kontakte baumelten nur noch ungefähr dort, wo sie eigentlich Strom führen sollten, und innerhalb Sekunden war der Schaden behoben. Batteriebefestigung?! War nich‘ … Blieb auch so, also: stille halten und weiter! Ganz suutsche über den Asphalt. Nochmals vorbei an den Schulkindern, mit denen wir zuvor erzählt hatten, was ein merkwürdiges Gefühl hinterließ, denn unser Reiseführer* schiebt für die Berge der Samoa-Inseln eigens einen Absatz ein, der „Getting Stoned“ heißt, und dies nicht, weil man sich mit irgendeiner schönen Droge betüdeln soll, sondern weil man mit Steinen beschmissen werde – ein Jugendsport.  Nix da. Im Gegenteil. Die Unterhaltung war so freundlich gewesen, dass wir eigentlich gern irgendetwas mit den Kindern geteilt hätten, aber Bonbons hatten wir umsichtigerweise an Bord gelassen und an unserem Wasser, nahmen wir an, sind Kinder nicht so interessiert. (Plan für das nächste Dorf: Banana-Brot kaufen. Ha. Denkste…  Bäckereien gibt es hier nicht auf dieser Insel der Selbstversorger).

Ganz wichtig! Mit diesem Fasergewirr macht man Kokosnusscreme!

Die Antwort auf "... was braucht man mehr?" Ganz wichtig! Mit diesem Fasergewirr macht man Kokosnusscreme!

In Lalomano finden wir ein Nachtquartier – Tafua Beach Fales**. Litia Seni, gleich nebenan und heiß empfohlen, hatte sich als belegt herausgestellt, die Beach Fales an diesem Strand sind sehr beliebte Ziele für winterflüchtige Kiwis und Aussies sowie Europäer auf „Samoa-Traumreise“.  Strand, Schwimmgelegenheit vor der Tür, was will man mehr. Dass die Straße quasi am Fußende der Matratze vorbeiführt, stört in der Tat überhaupt nicht, es gibt nämlich keinen Verkehr.  All das ist nicht unbedingt „billig“ zu nennen, wir zahlen 90 Tala pro Person (= 30 Euro) und Tag, aber das beinhaltet Frühstück und Abendessen, und schon merken wir, dass wir mit Tafua eigentlich ein Schnäppchen gemacht haben: an einem langen Tisch versammeln sich um 19 Uhr sämtliche Gäste, vielleicht 20, 30 an der Zahl, und verdrücken  wahre Wunder, die aus der kleinen Küche kommen, schmackhafte Curries, leckere Fischstückchen in noch leckererer Sauce, Samosas, Frühlingsrollen, Langusten…  Sehr gut!  Das Frühstück lässt – Eier, Früchte, Brot – ebensowenig zu wünschen übrig, es bedenkt sogar die britisch erzogenen Esser: Porridge!  Nur eine Aussiefrau mault ein bisschen: kein Vegemite.  Brrr.  Zwei Nächte verbringen wir dort, verdödeln den halben Tag mit Lesen, Meergucken (das haben wir ja sonst nicht …), quatschen mit den Einheimischen und den Gästen.

Tafua Beach Fales

Tafua Beach Fales

Wir machen Ausflüge in die Umgebung. Ein Surfresort liegt am Weg, wo wir uns eine gekühlte Kokosnuss gönnen und mal nebenbei nach dem Preis fragen. That’s stiff, könnte man sagen: 290 pro Tag und (hübschem) Doppelhäuschen. Aussie-Dollar, wohlgemerkt. Surfer-Bootsfahrten zu den Brechern gehen extra…  Umso mehr können wir die Rückkehr nach Tafua genießen und auch leichten Herzens über Sammelklo und Hundegebell hinwegsehen.  Was lag noch am Wege?! Viel Tsunami-Schaden aus dem September 2009 (inklusive eines neu errichteten Tsunami-Fluchtweges die Steilkante hoch, gleich hinter der Fale-Anlage).  100 Samoaner, vornehmlich hier in Lalomano, haben ihr Leben verloren – wir hatten die Spuren ja schon voriges Jahr in Niuatoputapu erleben müssen. Sodann: der Mittagsschlaf haltende Automechaniker. Schweine unter Brotfruchtbäumen. Der eine oder andere Wasserfall. Viele Süßwasserbecken, gespeist von den ausreichend beregneten Bergen, in denen gewaschen und gebadet wird, was wieder zum Plausch einlädt und zum gegenseitigen Gucken und Kichern, besonders bei den Jugendlichen. Während mit den anderen Kindern die Unterhaltung eher zu einer Schulübung gerät „What is your name? Do you have kids?  Where are you from?“ und so fort, präsentiert ein Mädchen einen bemerkenswert amerikanischen Akzent und auch einen umfangreichen Wortschatz; aber nein, sie war noch nicht weg aus Samoa „… wir sprechen zu Hause oft ein bisschen Englisch“. Mit den Exil-Samoanern aus den USA, ganz klar.  Die Verbindung in die USA ist ja so weit nicht abgelegen: 35 sm weiter östlich liegt die Insel Tutuila, die, als die westlichen Inseln an Deutschland fielen, das war 1899, den Amerikanern zugesprochen wurde und fortan „American Samoa“ heißt. Segelfreunde hatten schon berichtet: amerikanisiert bis an die (gerichteten) Zähne, überfüttert und damit ein Eldorado an „samoanischer“ Körperfülle, schmutziges Wasser, eine Tunfischkonservenfabrik mit Geruchsbegleitung. Ein „paradiesisches“ Fleckchen Erde… Beim Abendessen sitzt uns eine amerikanische Juristin gegenüber, die für 2 Jahre die US-Justiz  in Pago-Pago *** vertritt, und berichtet vom Verhältnis zwischen Samoanern und nicht-polynesischen US-Amerikanern. Die meisten ihrer Fälle beziehen sich auf Besitztumsangelegenheiten: Auf Tutuila, wie auch auf den anderen samoanischen Inseln, ist Land zum größten Teil noch im Besitz der Dorfgemeinschaften. Der Chief, genannt matai, reguliert sämtliche Dorfangelegenheiten, im Endeffekt reguliert er auch die Wohnrechte. Eine polynesische Tradition, die wir schon aus Französisch Polynesien kannten, wird hier wieder äußerst augenfällig: es ist die Sitte, die Familienmitglieder auf dem Grundstück, quasi vor der Haustür zu beerdigen (wunderschön und wundersam… vom Schlicht-Grab bis zur schicken, buntverglasten Sarg-Vitrine!). Liz hält das für einen Trick, die Wohnrechtansprüche zu zementieren. Man könnte sagen: was dem einen ein Handtuch auf dem Strandliegestuhl ist, ist dem Samoaner die Oma vor der Tür. Ein Platzhalter.

Der Eigner auf der Erbse. Beach Fale in Virgin Cove

Der Eigner auf der Erbse. Beach Fale in Virgin Cove

Ein paar Ecken weiter. Wir mieten uns nochmals für eine Nacht in einem Beach Fale ein, idyllisch gelegen, erreichbar über einen langen Sandweg am Meer entlang. Die Idylle – die Fales liegen weiter auseinander, unter Mangroven – bezahlen wir dann auch gleich mit einem doppelten Preis, denn hier ist das (mittelprächtige) Abendessen nicht inklusive und das Frühstück eher bescheiden. Virgin Cove Beach Resort nennt sich das Ganze. Lohnend für den Urlaubsuchenden, der sich ein paar Tage am Strand, in seinem Beach Fale oder bei kleinen Cocktails vergnügen will (ui, „Blue Sky“ hatte ordentlich Drehzahl, nix für AKKAnauten-Wassertrinker), aber für uns eher abgelegen, so leicht kommt man über die Hoppelstrecke nicht wieder raus, also ist man ein bisschen festgenagelt. Übrigens war dies der einzige Platz, an dem wir vom Matai um eine Durchfahrtgebühr gebeten wurden – 5 Tala für’s Auto.

Mit Siti schnacken über Tarozubereitung

Mit Siti schnacken über Tarozubereitung

Was wieder zur Tätigkeit der Matais überleitet. Siti („Felicity“), die Bäuerin an der Kreuzung nach Alesia, erklärt uns die Welt der Samoaner: der Matai sagt, was gemacht wird, die jungen Männer ohne Titel sorgen für die Durchführung. Und das scheint zu funktionieren, zumindest legt das die Optik nahe. Jedes Dorf achtet peinlich auf adrettes Äußeres. Besen sind in ganz Samoa ein wichtiges Instrument und werden fleißig genutzt. Die Gärten gepflegt und mit Zierpflanzen geschmückt, Müll fliegt so gut wie nicht herum (da staunt der Tongareisende…), selbst die Pfandflaschen werden ordentlich in Pyramiden am Straßenrand gestapelt, wenn der Flaschen-Tauschtag naht. Allerdings haben die Matais auch das Sagen über die Kirchen, die Sonntagssitten und viele andere Alltagsdinge – da wird’s dann unter Umständen ein bisschen „enger“ im Samoadorf. Die Kirchen, sagt Werner, der hier seit vielen Jahren lebt, sind sehr machvoll, so machtvoll wie in Tonga. Ein kleines Gegengewicht bilden neuerdings die charismatischen Freikirchen, die Zulauf bekommen: man muss nämlich nicht so viel Geld mitbringen und hat auch als nicht-Chief etwas zu sagen. Übrigens berichtet Werner, dass es eine Rückkehr-Bewegung nach Samoa gibt: Exil-Samoaner haben es in der westlichen Welt nicht immer einfach, Ressentiments bis Rassismus ist überall, das sehen wir ja auch in Kiwi-Land. Dagegen lebt es sich in einer samoanischen Dorfgemeinde dann doch ganz kommod: das Essen wächst einem, auch wenn es manchmal nicht gar so vielfältig ist, einfach zu – Banane und Kokosnuss ist immer da.  Kleidung?! Der Bedarf ist gering: ein Lavalava und ein Shirt oder Oberteil reicht. Wasser?! Kein Problem. Die Häuser sind schlicht und offen, aber luftig.  Leben in Samoa?! Macht Sinn.  Wenn da nur nicht die Verlockungen der modernen Welt wären, und wir sehen viele offene Fales mit dem Flachbildschirm in der Ecke. Für die Stromversorgung muss man dann doch den einen oder anderen Tala verdienen, selbst wenn der Schirm selbst vom „Onkel aus Amerika“ finanziert wurde. Vom allgegenwärtigen Mobiltelefon natürlich zu schweigen.

Pfandflaschen am Straßenrand
Pfandflaschen am Straßenrand

Wie man Geld verdient, zeigt uns Siti – die ist zwar kein „Onkel aus Amerika“, mehr eine „Tante aus Brisbane“. Nach 15 Jahren in OZ ist sie zurück, und nun ist sie Bäuerin, mit einem wunderschönen Marktstand. Geschäftstüchtig (und für die Mittagszeit unsamoanisch wach) ist sie und lustig und erklärt uns nicht nur die Welt, sondern auch Gemüsezubereitungen und ihre schönen Samao-Kakaokapseln.

Sonderangebot - Samoas zentraler Haushaltsgegenstand
Sonderangebot – Samoas zentraler Haushaltsgegenstand

Genug geplaudert.  Jetzt ist mal wieder Apia dran – und Ende der Woche geht es weiter nach Savaii. Das „richtige“ Samoa.
Bis dann!

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*Moon, South Pacific

**  „fale“ – so oder ähnlich in fast allen polynesischen Sprachen „das Haus“

*** polynesisch für Anfänger, nächstes Kapitel:
Pago-Pago. Gesprochen „pango pango“ . Wie eben Vuda nicht Vuda, sondern Vunda ist, Nadi ist Nandi, und wir alle sind ein bisschen, wie ich es immer schreibe „palangi“. Das ist der Weiße, phonetisch geschrieben, denn die Orthographie hätte gern „palagi“.  Nur wenn ein „b“ auftaucht, dann schiebt man davor ein „m“ ein. Got it?!

Insel-Schätze

Die Policeband. Täglich. Außer sonntags...

Die Policeband. Täglich. Außer sonntags...

Apia, 26.7.2012

Frühstückszeit. Ich sitze rücklings im Cockpit, Laptop auf dem Schoß, die Marina-Schlengel quietschen ein bisschen an den Pollern; man fragt sich, wann diese dünn besetzte Marina wohl dem Verfall preisgegeben sein wird… Der Horizont wird begrenzt von den frühmorgendlichen Wolken, die sich über die grüne Bergkante wälzen. Ein bisschen Stdt-, ein bisschen Hafengeräusch, dazu Vogelgezwitscher aus den großen Bäumen am Straßenrand. Marina-Idylle eben – des abends dann etwas weniger idyllisch, hier hat sich nämlich eine kleine Gruppe von Lokalen angesiedelt, die bei Locals und Touristen gleichermaßen beliebt sind und bis 23 Uhr schon mal gern ein kleines Samoa-Rambo-Zambo bieten, Aber da die Polizei um Mitternacht spätestens ausrückt um zu gucken, ob nun Ruhe eingekehrt ist, stört es unseren Nachtschlaf nicht wesentlich. Naja, freitags ist großes Samao-Rambo-Zambo, da zittern dann schon mal die Besanwanten.
Als wir kürzlich an der Kreuzung im Ort standen – Apia hat diverse Ampeln.  In Tonga hat so was Seltenheitswert! – als wir also auf Grün warten, macht es „wumm, wumm, wumm-tata“ und die Polizei kommt in 5er-Reihe marschiert. Sandale, Uniform-Hemd und …  blaues Lava-Lava um die Lenden geschlungen.  Wir MÜSSEN jetzt dringend mal zum morgendlichen Ausrücken der Polizei-Brassband zur Flaggenparade, das dürfen wir uns einfach nicht entgehen lassen.

Ziel unserer Radtour war das Robert-Louis-Stevenson-Museum gewesen…  Siehe oben: Wolken wälzen sich über die Bergkanten. Hatte doch der Eigner gesagt, dass wir 5 km aus dem Ort „raus“fahren.  Da hat er die Konsonanten verwechselt, das hätte „rauf“ heißen müssen. Nachmittags um 2 natürlich. Straßen sind hier, wie nicht anders zu erwarten, südpazifisch – in Neuseeland vielleicht ein bisschen breiter und mit befestigter Schulter, aber ansonsten kommt man hier unten auf der Erdkugel über 2 Spuren nicht hinaus (Metropolen ausgeschlossen). Nun, zwei Spuren heißt, dass man im kleinen Gang am Rande des Teerstreifens balanciert, von hinten macht jeder – jeder! – Taxifahrer „trööt“, zur Warnung, dass man nun recht dicht am Radler vorbeistreifen wird. Pickups unterlassen das Trööten schon mal, und die Busse schon gar. Anstrengend. Da schiebt es sich doch gleich besser auf dem Grasstreifen.

Stilleben mit Eigner - das Stevenson-Haus in Apia

Stilleben mit Eigner - das Stevenson-Haus in Apia

Dennoch, das Ziel war lohnend. Stevenson, Autor nicht nur der Schatzinsel und Erfinder von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, sondern Verfasser von vielen anderen Romanen, von Lyrik wie von politischen Streitschriften, hatte eine klimatisch günstige neue Heimat gesucht und sich hier ein wunderschönes koloniales Anwesen bauen lassen. Über die geräumigen Veranden zieht der freundliche Aufwind vom Meer herauf, das man durch den dichten Bewuchs ahnen kann. Telesa führt uns und gibt uns eine Idee davon, wie sehr die Samoaner Stevenson, den „tusitala“, den Geschichtenerzähler, geschätzt haben – ein palangi, der nichts von ihnen wollte, nur die Wertschätzung, die Inspiration durch die fremde Kultur und ein ruhiges Plätzchen für einen hageren, kranken Menschen, der dennoch viel Energie für die Samoaner aufgewendet und sich gegen die Kolonialherrschaft, britisch wie deutsch, gewendet hat.   Rauch- (und Kava-)salon – hej, der Mann war doch lungenkrank, möchte man sagen; zum Ausgleich gibt es ein großes freundliches Krankenzimmer… Bibliothek und Arbeitsraum – mit diesem umwerfenden Ausblick und vielen „Schatzinseln“ in allen Sprachen. Wohn-, Ess- und Ball“saal“ – nicht unwesentlich bei den Stevensons, es gibt Karikaturen, die die gesamte Familie mit allerlei Flaschen in der Hand zeichnen…

Stevenson - der Clan

Stevenson - der Clan

Und natürlich gab es viele Schlafzimmer – immerhin hatte Stevenson reichlich „Familie“: Ehefrau Fanny Osbourne, Stieftochter Isobelle samt Söhnchen Austin und ihrem Ehemann, Stiefsohn und Co-Autor Lloyd Osbourne. Und nicht zu vergessen die Fanny-Hasserin, Mutter Stevenson, genannt Aunt MaggieM das ist die, die auf dem Foto wie Queen Victoria aussieht. Fanny Osbourne* verdient im Museum nochmals besondere Erwähnung: als „weiße Wolke“, so ihr samoanischer Name nach den weißen Gewändern, die sie immer trug, oder als „die, die alles im Griff hat“; auch wenn es unsamoanisch war, dass eine Frau ein derartiges Talent zur Betriebs- und Familienführung an den Tag legt, die Samoaner wussten, was sie an ihr hatten.

Auf der detuschen Station geblieben

Auf der deutschen Station geblieben...

Nach diesem Besuch geht es abwärts in rauschender Fahrt; man sollte meinen, dass man die Bergabpassage auf dem Rad genießen könnte, aber das war dann doch ein bisschen zu dolle.  Am Fuß des Berges erledigen wir den obligatorischen Friedhofsbesuch – es ist doch immer interessant, wie Kolonialgeschichte auf Grabsteinen dokumentiert wird, und hier nun besonders, denn außer Tanzania haben wir noch keine veritable deutsche Kolonie von Nahem gesehen. All die Rasmussens und Clausens und Schmidts und Fabricius. Der „eigentliche“ Kolonialherr hat auf diesem Friedhof allerdings wenig Spuren hinterlassen: das war die Reederei Godefroy aus Hamburg, die hier den Umschlaghafen für den Südpazifik betrieb. Übrigens: vor allem wegen dieses  verkehrspolitischen Vorteils war Stevenson hier gelandet… Zum leichteren Versand seiner Manuskripte, heißt es.

Da wir uns wegen ausreichender Erschöpfung den Weg zu Stevensons Grab gespart hatten, gibt es demnächst eine neue AKKA-Expedition nach Vailima. Dieses Mal mit dem Bus, damit noch Luft für den Weg auf den Mount Vaea bleibt. „Herrlich ist es hier, hier ist mein Haus und hier wird mein Grab sein – nur, dass beides nicht in Schottland ist, darüber werde ich nicht hinweg kommen!“

Schottland in diesem Regensommer – das wäre eine schöne Bescherung für uns. Dann lieber Samoa und ein bisschen Schwitze-Hitze.

Bis bald.

PS: Wir waren dann nochmals im Aggie Greys, denn wir trafen Freunde und Ermutiger wieder, die wir zuletzt in Cascais/Portugal getroffen hatten; John und Amanda Neals „Mahina Tiaré III“ – eine echte Freude. Damals waren wir voller Ehrfurcht vor ihren Leistungen und dem, was auf uns zukommen würde.

Anbei ein Bild von Amanda „on stage“. Telesia, die zurückhaltende Bedienung im Restaurant hatte sie auf die Bühne gelockt („… mit dem Kleid!“) und schnell auch die eigene Schüchternheit abgelegt.

a Telesia and Amanda: Thanks for dancing for us!

Hi, Telesia and Amanda: Thanks for dancing for us!

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* ich war mit der Erinnerung an eine schöne Fanny-Biographie gekommen: Alexandra Lapierre, DIE VAGABUNDIN (Englisch: A Romance with Destiny – Fanny Osbourne-Stevenson)