Oh, what a night…

Auf dem Weg nach Nouméa, 14.8.2013

Ha!  Ich gleite durch den Morgennebel. In … xy m Höhe, und das kommt, weil ich im Bus sitze. Im Bus von Waho im Südosten der Insel zur Auscheckprozedur in Nouméa.  Oskar/ZENITUDE hatte uns aus aus Vanuatu geschrieben, dass die Unternehmung aus Lifou in den Loyality Islands zwar gut machbar sei, aber die Anreise sei „pure pain“. Mit morgens um 4 Aufstehen, (nasse) Dinghyfahrt zum Strand, das am Vortag geliehene Leihauto zum Flugplatz steuern, Flug nach Magenta…  Da mische ich mich doch lieber um 6 Uhr früh unter die Leut‘ und fahre einmal quer über die Insel und hoffe nun, dass alles klappt, denn morgen ist meiner Mutter Geburtstag, und das feiern die Neukaledonier mit einem langen Wochenende. Nun gut, es ist auch Mariä Himmelfahrt, jedenfalls sind Zoll und Immigration bis Montag geschlossen. Gut, dass wir das gestern noch rechtzeitig gemerkt haben.

Am Sonntag sind wir nun endgültig von der Ile des Pins abgesegelt, nicht ohne vorher noch ein paar Erkundungsrunden in Sachen Kanak-Empfindlichkeiten zu drehen: die Sache mit dem Abweisen von den vorgesehenen Ankerplätzen basiert wohl auf einer Entscheidung der Versammlung der Chefs. Einerseits hatte im Vorjahr eine Yacht – wie blöd kann man eigentlich sein? – an der Ile Aventure den Müll über Bord geworfen, der dann prompt am Strand der Hauptinsel anschwappte, darüberhinaus nehmen die Locals Anstoß daran, dass all die unbegleiteten Touristen gern die Gelegenheit zum Fischen nutzen und sich an den RIffen ein Abendessen schießén.  Na, und feuchtfrähliches Feiern von exPat-Nouméaner auf Wochenendurlaub ruaben ihnen sowieso den Nerv. Es hatte wohl vor Jahren schon eine Entscheidung zu einer ähnlcihen Einschränkung gegeben, die den Riffen angeblich sehr gut getan hat, und nun ist es wieder so weit. Also: Ankern auf der Ile des Pins nur in Kuto und Kanumera und vor den Resorts.  Voilà !
Ile des Pins hatte aber noch ein Späßchen für uns bereit… man könnte auch sagen: „Oh, what a night!“  Donnerstag, Mitternacht. Die Wetterberichte hatten für die folgenden Tage und Stunden leichte westliche Winde vorausgesagt, also verzieht sich die ganze Ankererblase vom Kuto-Strand in die Kunamera-Bucht. Die Orfos, die Emma, zwei Australier-Cats, einer der großen Whalewatcher-Kats aus Nouméa und dann noch ein hiesiger Motorkatamaran (wen’s interessiert: IETA.  Sehenswertes Boot, auch wenn’s nur über Google ist; und dann gleich noch ein google-Auftrag: TWIZZLE.  War aber abgereist und nicht mit umgezogen).  Wie das so ist mit den Vorhersagen: das Wetter muss natürlich vorab über die Absichten der Meteorologen informiert sein, sonst macht es was es will, und das tuat es in dieser Nacht. Langer Rede kurzer Sinn: die kleinen Gewitterzellen, die man hatte sehen können, brachten nicht gerade „leichte westliche“ WInde, sondern südliche, und das in Böen bis 40 kn. Ich hatte unseren Anker gesehen und ware einigermaßen beruhigt, mit Betonung auf einigermaßen, denn als wir gegen Mitternacht das Cockpit bemannen, um uns das Schauspiel live anzuschauen, zischte einer der Australier geradde  haarscharf an der ORFOS vorbei.  Die ganze Sache zog sich bis gegen 4 Uhr hin, mit der immerwährenden Hoffnung: „… das war’s dann wohl jetzt…“, wenn der Wind mal abflaute. Unnötig zu sagen, dass da natürlich ein gemeiner Schwell aus der völlig falschen Richtung in die Bucht stand und man die gaNZE Zeit peilte, wo die anderen Lichter sich in diesem Gemisch aus Prasselregen und Lightshow befanden.  Kommentar des Australiers am nächsten Tag, als die ORFOS sich für die dreimaligen Ankermanöver und Berührungsmomente bedankte (und damit er weiß „wäl er än Orschloch is'“ (man rate die Nationalität: „… naja, ich bin quasi allein, meine Freundin kann mit dem Schiff nicht umgehen; und den Anker habe ich nicht eingegraben, weil ja sowieso eine Winddrehung angesagt war…“  Da macht sich Begeisterung breit. Zu unserem Anker: der hat sich, gut eingegraben, auf dem Punkt um 120° gedreht. Und gehalten wie Bombe.

So, jetzt wird mir gleich vom Bloggen-Busschaukeln schlecht, also weg mit dem Beitrag!  In der Ferne kann man schon Nouméa ahnen!

PS: AUschecken in Nouméa ging schnell wie der Blitz…  Der Busfahrer hat mich am „Hopital“ rausgelassen, das waren schon mal die ersten gewonnen Minuten, nur 5 Minuten Fußweg. Und nach 55 Minuten war alles geschehen, inklusive Handschlag vom Henning-Scherf-mäßigen Hafenkapitän himself…  Auf nach Vanuatu!

Funny, funny

Ilot Brosse/Ile des Pins, 4.8.2013

Funny. Strange. Drà´le, wie man hier sagen würde. Hatten wir kürzlich beklagt, dass wir faulen Segelsäcke vom über Wochen stehenden Südost-Passat an der Weiterreise nach Süden gehindert würden, hält uns jetzt das eher unstete Wetter fest. Wir wollen ja noch zu den Loyalities und dann weiter nach Vanuatu, aber der Blick heute früh auf die Wettervorhersage zeigt zunächst mal allerlei lustige Windrichtungen, die nicht unbedingt zum Segeln taugen: zu wenig, zu nördlich, überhaupt wechselnd. Also sitzen wir vor der Ilot Brosse (zu deutsch: das „Bürsteninselchen“, nomen est omen – ein flach bewaldeter „Stiel“ mit einem Bürstenkopf aus hohen Araukarien!) und überlegen, was uns an Pausenfüller so einfällt. Was natürlich Quatsch ist, weil Pausenfüller gibt es immer an Bord – wir haben in den letzten Wochen peu à  peu das Teakdeck gereinigt und aufgehellt, und vor allem der Eigner hat seine Knie geschunden und mit einem kleinen Rasiermesser-Hobelchen die überstehenden „Gummi“nähte heruntergeschnitten. Das Cockpit-Sprayhood braucht eine Reparatur, wir fahren nämlich unter dem alten, und das hat einen Riss an einer Naht – was bedeutet, dass man schon über den Neubau der übernächsten Sprayhood-Version nachdenkt. UV-Dauerbestrahlung bleibt halt nicht ohne Folgen. Beispiel: Besansegelkleid. Als ich im letzten Jahr mal wieder zwecks besserer Sicht im Riff auf den Besan kletterte, sagte es sanft „rrratsch!“. Das Ding war absolut fällig – aus den nicht ganz so frontal bestrahlen Seitenteilen ließ sich noch eine Hülle für eine andere Persennig fertigen, aber die kriegt schon vom Angucken Risse. Such is life, und es fällt uns immer etwas ein.

Life ist aber auch auf der menschlichen Ebene manchmal ein bisschen drollig und voller Überraschungen: zum ersten Mal auf dieser langen Reise fühlen wir uns so furchtbar willkommen nicht. Als der Wind letzte Woche auf West zu drehen drohte, war klar, dass wir den Ankerplatz wechseln müssen, denn die Baie de Kuto ist nach Westen vollkommen offen. Prima – wir konsultieren den (übrigens sehr empfehlenswerten!) Rocket-Guide von Richard Chesher, ein digitales Werk mit in Navigationsprogramme übertragbaren Routen und anderem Schnickschnack, und finden „gleich umme Ecke“ zwei schöne Ankerplätze, die noch dazu als „schwellfrei“ gepriesen werden. Wir fädeln unseren Weg dorthin, drehen des Eigners geliebte Schwoikreisrunde (ob nicht vielleicht ein Korallenkopf von unten lauert), und als ich gerade den Anker wässern will, pfeift es durchdringend von Land. Vielleicht eine halbe Meile weg, also nicht gerade vor irgendeiner Haustür, und irgendjemand fuchtelt mit den Armen. Hmmm. Hmmm?! Merkwürdig. Anker fällt, gräbt ein, wird von mir abgetaucht, alles prima, Westwind kann kommen. Nun war dieser Tag der P&O-Tag, und nach einer Weile kommt ein Motorbötchen mit einer Handvoll Cruiselinertouristen vorbei – und der hiesige Bootsführer bedeutet uns mit einer herrischen Armbewegung, dass wir hier zu verschwinden hätten, und hinterlässt eine AKKA-Crew voller Zweifel. Warum? Oberflächlich betrachtet stören wir hier „keine Sau“, höchstens andere Viecher, zum Beispiel die dicke „Tricot Rayé“-Seeschlange vorhin beim Ankern. Na gut. Verholen wir uns in die nächste Bucht, genau so gut oder sogar noch besser, da weiter unter Land. Wir fädeln uns zurück und … siehe oben, das volle Programm, einfädeln ins Riff, Schwoikreisrunde, Anker dippen – und schon fuchtelt es vom Strand, dieses Mal Mann, Frau, Kind, Hund – der Hund wedelt nur, aber der Mann, der schwingt die Faust und zu allem Übel auch noch die Machete. O.k., o.k. Wir hauen ab. Langsam wird der Ankerplatzvorrat etwas dünn, und wir verholen uns in die nächste Bucht, die von den Cruiselinern als Schnorchel“paradies“ genutzt wird, und verbringen zwei ruhige Tage im Windschatten der Halbinsel. Nicht ohne die Leute zu befragen, was es mit diesen Drohgebärden auf sich hat. Die nette Frau vom Langustengrill (es ist, wie gesagt, P&O-Tag!) meint, dass die Segler die Strände verschmutzen, und dass man zur Chefferie in Vao gehen muss, um bei der traditionellen Stammesverwaltung eine Erlaubnis zu erlangen; aber die Ilot Brosse sei in Ordnung. Der Taxibootfahrer vom Hotel sagt , dass niemand das Recht habe, ankernde Segler zu verscheuchen. Die Polizei vermutet, dass wir zu dicht am Siedlungsgebiet der „tribu“, der Stämme, gewesen seien, man müsse mal die lokalen Detailkarten konsultieren – aber die Ilot Brosse, die sei… (siehe oben). Und nun sind wir an der Ilot Brosse, denn der Westwind ist weg. Es ist ruhig, blaues Wasser trotz grauen Himmels, der Anker liegt tief eingegraben im Sand. Samstagnachmittag vor einer unbewohnten Insel, weit ab vom Ufer. Unbewohnt, aber nicht ganz unbelebt, denn ein paar Wochenendausflügler aus Noumea haben sich hier von zwei Taxibooten absetzen lassen. Kommt eines der Boote dicht bei uns vorbei… Das war ja zu erwarten: eine ostentative Armbewegung: „Verschwindet!“ Für heute Nacht haben wir uns darüber hinweggesetzt, wir hätten auch gar nicht mehr bei gutem Licht hier heraus gefunden. Aber so richtig verstanden haben wir noch nicht, was Stammesgebiet ist und was nicht. Irgendwas ist komisch hier. Ob das eine Art „Sport“ ist? Hat das was mit den Franzosen zu tun? Im direkten Umgang sind die Insulaner, sagen wir mal: zurückhaltend. Auf unseren Radtouren dagegen winken alle fröhlich und freundlich, so wie wir es von den anderen Inseln kennen. Ankern wir hier innerhalb (ziemlich weiträumiger) Territorialgrenzen und das sollen wir nicht? Der Segelführer schweigt sich dazu aus. Immerhin, wir haben noch einen Pausenfüller. Und auf den Loyalities soll es strikter zu gehen. Mal gucken!

Regenbogenland

Neukaledonien - immer ein Wolkendrama wert

Neukaledonien – immer für ein Wolkendrama gut

Ile des Pins, 25.7.2013

AKKA, Berge, Wolken

AKKA, Berge, Wolken

Der Himmel zieht sich gerade zu. „Ach, was ?!“, könnte man fragen. Haben wir jemals so viele Regenbögen gesehen?  Nee.  Nun ja, es ist halt Winter in Neukaledonien, und die Betonung liegt ziemlich eindeutig auf -kaledonien.  Der Herr Cook wird an seine kühle Heimat gedacht oder einen schottischen Seemann geehrt haben, bei dieser Namensgebeung, und man kann es durchaus nachvollziehen.  Wenn es regnet, dann sieht es so griesig grau aus, dass einen fröstelt.  Wie auch an den kühlen Winterabenden leichte Fleecebekleidung angesagt ist.  Vom tropenüblichen „Schlafen unterm Laken“ (oder ohne) ganz zu schweigen.

Mittlerweile sind wir auf der Ile des Pins gelandet, noch einmal 60 Meilen weiter im kühlen Süden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: frau kann ins Wasser gehen und schwimmen, und ich bin eigens gerade auf die Badeplattform geklettert um das Milchschaumthermometer für eine Badetemperaturmessung zu zweckentfremden: 23 °..  Für mich läuft das unter „erfrischend“, für den Eigner unter „indiskutabel“. Nein, wenn, wie an den vergangenen 2 Tagen, das Wetter freundlich ist, macht Neukaledonien auch richtig (Sonnen-)Spaß.

Was man halt so braucht in den Tropen. Gekühlte Gesichtstücher...

Was man halt so braucht in den Tropen. Gekühlte Gesichtstücher…

Und für den nächsten Andenkenladen bilden wir eine schöne Schlange!

Und für den nächsten Andenkenladen bilden wir eine schöne Schlange!

Wie heute, als wir an Land waren um Touristen zu gucken. Zweimal pro Woche kommt der P&O-Cruiseliner aus Australien hier angeschippert, spuckt Hunderte oder gar Tausende von Passagieren aus, die sich über die weiß-pudrigen Strände verteilen, sich – schließlich ist in Australien „richtig“ Winter – in die Fluten stürzen um sich vor den hier allgegenwärtigen Seeschlangen zu gruseln.  Der Bevölkerung hier gefällt’s: es ergibt sich ein gutes, ein sehr gutes Zubrot. Untern den schönen, dichten Banyan-Bäumen am Ufer reihen sich diverse Zeltunterstände, die zum Beispiel „Free Bugna Tasting“ anbieten. Jill und Simon von nebenan freut’s: man schlendert im Cruiserliner-Outfit vorbei (das geht von wenig bis overdressed, also von knappe Shorts mit Bikini-Oberteil bis zur Glitzerbluse und schicken Goldsandalen…).  Die freundlichen Kanak-Damen freuen sich, einem eine ordentliche Portion Hühnchen mit Maniok, Taroscheiben, Papayagemüse auf’s Bananenblatt zu klacksen.  Lecker.  Erdofen „to go“.  Nicht dass jemand meint, wir Segler-Cruiser würden die lokale Bevölkerung abzocken – die Rechnung geht an P&O, wie wir uns erklären ließen.

Kiten an der Ile de Maitre

Kiten an der Ile de Maitre

Man könnte also sagen, wir sind hier quasi „schon wieder“ in der Zivilisation gelandet sind.  Eingeschoben nur ein bisschen semi-Zivilisation, an der Mooring vor der Ilot Maà®tre, um mal so richtig im Wochenend-Kitesurfbetrieb zu schwelgen – am Freitag 14, das fanden wir viel, und am Sonnabend  60+. Das fanden wir dann „voll“. Nicht zu vergessen, dass wir das Internet nutzen konnten, das uns das Hotel freundlicherweise für ein paar Stunden spendiert hat.  Der Sonntag dann kalt und nass und windig (siehe oben), und mit wenig Lust, sich so richtig zu verausgaben, also sind wir ein paar Stunden tapfer zur Ilot Bailly gekreuzt (Kitesurfer an der immer kleiner werdenden Ilot Maitre: 2… Weicheier!).

Ilot Casy / Baie de Prony - das verlassene Hotel. Und keine Menschenseela...

Ilot Casy / Baie de Prony – das verlassene Hotel. Und keine Menschenseela…

Danach wieder ein schöner Tag, hinein in die Baie de Prony.  Wieder eine Mooring, und von dem dortigen Dock werden wir schon vom Chef der Insel begrüßt. Wir nennen ihn „Old Shatterpaw“.  Wenn er so richtig auf seine Hauptaufgabe konzentriert ist, zittert das linke Hinterbein, un die Hauptaufgabe ist:  Fischegucken. Vom Dock aus.  Als Nebenjobs betreibt er noch Palmwedel totschütteln,  mit ganz großer Energie und außerdem Inselführungen für Segler.

Old Shatterpaw, der Hunde-Eremit von Ilot Casy

Old Shatterpaw, der Hunde-Eremit von Ilot Casy

Bei den Führungen bleibt er manchmal traumverloren am Strand stehen und blickt in die Ferne:  ob vielleicht doch sein Rudel auftaucht? Die Insel ist nämlich wahrlich verlassen. Außer den unregelmäßig anlandenden Seglern kommen noch gelegentlich die Walbeobachter vorbei, für ein paar Streicheleinheiten.  Wie, wundern wir uns, kann Old Shatterpaw so fit aussehen, als Eremit ohne Dosenöffner?  Na, klar – das Rudel kommt eben doch regelmäßig, am Wochenende, und bringt Futter für

Old Shatterpaw beim Fischfernsehen.

Old Shatterpaw beim Fischfernsehen.

eine Woche. Bissel traurig ist das schon, so ein einsamer Hund, und als am Abend ein Katamaran kurz zum Streicheln anhält, nur um gleich weiterzufahren, wirft er den Kopf in den Nacken und lässt den Wolf raus… Huhhh!  Haaawooooh!  Wuuuh-wuuuh-wuuuh! Ein Anfall von Einsamkeit – oder war’s doch nur der Vollmond?  Egal – eigentlich ist der Eremit ganz munter, die Segler sorgen für ausreichende Abwechslung, wohl auch im Fressnapf, und auf Casy allein zu leben ist soo schlecht dann auch nicht.

... was da leuchtet ist leider "King Harald".  AKKA, davor sucht den Wolkenschatten. Baie de Prony

… was da leuchtet ist leider „King Harald“. AKKA, davor sucht den Wolkenschatten. Baie de Prony

Der nächste trübe Tag führt uns weiter in die Baie de Prony hinein – weg von der großen hydrometallurgischen Nickelschmelze, die den Buchteingang mit einem fernen Wummern belegt, und hinein ins fjordartige Gebilde zwischen den – ehemals vollflächig bewaldeten – Hängen, die nun überall Schürfnarben zeigen.  Die Abholzung ist übrigens weniger eine Folge des Erzabbaus, sondern war schon anfang des 20. Jahrhunderts abgeschlossen – als eben kein Holz mehr zu schlagen war.  Die Natur versucht die Narben zu schließen, aber eine richtige Bewaldung wird es hier auf absehbare Zeit nicht geben.  Wir stolpern auf rutschigen Pfaden durchs Gehölz, begucken Erzgesteine und Wasserfälle und halten die Füße in wärmliche „heiße“ Quellen.

Der Wetterbericht sagt uns für Mittwoch variable Winde voraus – DIE Gelegenheit nach Süden vorzurücken, in die Richtung, aus der sonst unerbittlich der Südostpassat bläst.  Tschüss, Old Shatterpaw, wir müssen weiter!
Und was ist?  Die Winde sind nicht variabel, sondern nur leicht, kommen aus Nordost bis Nord, und unter herrlichem Sonnenschein – im Neukaledonienkalender bitte rot anstreichen! – motorsegeln die AKKAnauten zur Ile des Pins.
Von wegen Regenbogenland…

Genau. Sonnig und blau. Geht doch!

Genau. Sonnig und blau. Geht doch!

Der Rückwärts-Schipper

Nouméa, 14.7.2013

… allem voran heute: Vive la France! Gestern abend, wir dachten uns an diesem 13.7. nichts Böses, gab es um 20 Uhr ordentlich was auf die Ohren – von der nicht weit entfernt gelegenen Mairie stiegen leuchtende Fontänen auf, es böllerte und krachte. Blau, weiß und rot, natürlich, mit einem gerüttelt Maß an Grün, schließlich müssen die Kanak auch bedacht werden am französischen Nationalfeiertag. 14. Juli – der Sturm auf die Bastille. Kaum hatte ich nach viel „oh!“ und „ah!“ die Kamera hervorgeholt, tat es einen letzten Böllerschlag. Also behalten wir die Bilder vom neukaledonischen Nationaltags-Feuerwerk in unseren Herzen und ganz für uns…

Heute früh ging es dann gleich weiter, während die Schipperin in der zu reinigenden Kühlbox wühlte, machte der Eigner einen „just-in-time“-Ausflug zum nahe gelegenen Paradeplatz und konnte noch ein paar australische Veteranen beäugen und belauschen, die ordentlichen Krach auf ihren Dudelsäcken machten. Die Parade-Pferde wurden aber schon verladen, also war der kleine Ausflug mehr „auf der letzten Rille rechtzeitig“.
Danach war in Neukaledonien Familiensonntag angesagt, der Kaldosch-Spaziergänger mischte sich hier in der Marina mit staunenden Japanern und Chinesen, die der dicke P&O-Cruiseliner ausgespuckt hatte, der Nouméa im Wochenrhythmus (und öfter) heimsucht. Bei uns Teakdeckscheuern und Keilriemenspannen bis zum Mittag … der brachte poisson cru auf dem wunderbaren, frischen, grünen Salat! Man kann hier berechtigterweise ganztägig über die horrenden Preise meckern, aber frischester Thunfisch gehört zu den erschwinglicheren Dingen, das Kilo für vielleicht 12-15 Euro, und so schönen (teuren) Salat finden wir in den Tropen wohl so schnell nicht wieder. Und in Ozzie- und Kiwiland auch nur vom Biobauern (wo nur, wo?) Ein bisschen Genuss also, und danach warfen wir uns Quatorze Juillet-Gewühl.
Endpunkt: Kitesurfen an der Anse Vata – das geht vielleicht in die Beine! Also, der Fußweg dorthin und das auf den warmen Steinen sitzen und staunen, natürlich. Oh! Ah! Sieht gar nicht so schwierig aus!

Oh! und Ah! gab es aber schon vorher in dieser Woche, zu unserer Rückkunft in Nouméa nämlich. Am Donnerstag, es schien gerade mal günstig wenig Wind zu wehen (wir haben hier seit Wochen durchgehenden Passat, so um die 20 Knoten und mehr, und das ist nicht nur windig, sonder auch … kalt. Punkt.), lupften wir den Anker in der Baie de Maa, um uns auf den Rückweg zu machen. Lange Passage – 6 Meilen, die mussten wir natürlich in 2 Teile teilen und die Nacht zum Freitag noch in der Baie de Kuendu verbringen; ein kleiner Squall trieb uns mittags dort hinein und danach waren wir zu faul, weiterzufahren. Dumme Entscheidung, nebenbei gesagt, denn am Freitag blies der gute alte Passat wieder, was das Zeug hielt, und das hieß ‚motorsegeln gegenan‘. 3 Meilen, 1 1/2 Stunden, und dann an die Tankstelle, unsere auf der Neuseelandstrecke etwas dezimierten Kraftstoffvorräte wollten nachgefüllt werden. Wie gesagt, es blies und nicht nur das, es strömte auch noch, so dass sich folgendes Bild ergab: der Tankwart steht an Land mit den Leinen, ich steh‘ ihm (3 m entfernt) gegenüber und lache, der Eigner steht am Ruder, und die AKKA „steht“ sich langsam, ganz langsam an die Pier. Gut! Nach dem Tanken die Frage: Mann, wie kommen wir hier wieder weg? Antwort: Na, vorschriftsmäßig – eindampfen in die Vorspring und rückwärts von der Pier wegziehen; haben wir allenthalben so gelernt, vor 100 Jahren und bei Hilmars Manövertraining im Besonderen… Das gab das erste „oh – trà¨s bien“, vom Tankwart nämlich. Schon ruft die Marina – sie haben zunächst mal nur einen temporären Platz, längsseits vorm Büro. Na jut. Wir biegen um die Ecke, und dem Schipper wird’s ein bisschen mulmig, denn nach viel Platz sieht das nicht aus: rechts zwei Katamarane, links ein Ausflugsdampfer. Hm… lieber wieder raus und draußen warten? Wie sagte er hinterher: „… man muss sich auch mal was trauen!“. Als ganz so gering erwies sich der Platz dann doch nicht und Strom setzt in der Ecke sowieso nicht – sonst würde es da zwischen Fischmarkt und Abwasserkanal nicht so erbärmlich stinken. Blieb also nur der ablandige Wind. Der Eigner fährt einen feinen Bogen – ein bisschen vorwärts Ausrichten inklusive – und legt die AKKA suutsche rücklings an die Mole. Mein Rückwärtsschipper – und die AKKA, die in dieser Disziplin sonst immer leichte Abzüge in der B-Note kriegt. Fein haben sie das gemacht. Ich habe nur beiläufig die Leinen an Land gereicht. Voila!

The easy way, the hard way…

Baie de Maa, 7.7.2013 Manche mögen’s hart. Wir nicht so sehr. Wer hat da „…ach was!?“ gerufen? Frechheit. Nach 3 Wochen sind wir raus aus Nouméa, das zwar teuer ist, aber auch eingies zu bieten hat. Das Aquarium hatte es mir letztes Wochendende sehr angetan – einen Anomalops-Schwarm hatte ich noch nicht „glühen“ sehen im Dunklen, und dann gab es auch noch einen zyllindrischen Tank, in dem richtie Nautilus ihre Runden drehten. Wirklich ein Erlebnis, absolut empfehlenswert. Auch das städtische Museum ist den Blick in die Geschichte wert – und dieses Mal auch wirklich nicht teuer: wir gehen mangels Kleingeld als Kinder durch, für 200 Francs. Na, bitte, wer meckert da noch über die hohen Lebenshaltungskosten? Der Keller des museums wartet nicht nur mit den erhofften Informationen zur Nickelindustrie auf, sondern auch mit einer schwerst beeindruckenden Ausstellung zum 1. Weltkrieg, der „Grande Guerre“. Da schleicht man sich dann etwas beklommen aus dem Haus und muss erst mal einen tiefen blick in die französische Kaffeetasse tun. Solchermaßen zur Besinnung gekommen haben wir dann unsere Entscheidung getroffen, was die Weiterreise betrifft. Eigentlich war es uns schon länger klar, aber nu‘ kann es raus: wir bleiben in dieser Saison noch in der Region. Noch eine Weile in Neukaledonien, danach Vanuatu, und zum 1. Dezember haben wir eine Bestätigung für einen Liegeplatz in Scarborough/Queensland, in unmittelbarer Nähe von Brisbane. Danach werden wir im kommenden Jahr, ab Mai vielleicht, das Great Barrier Reef hinauf segeln, und vielleicht wird mein Wunsch doch noch wahr, und wir drehen die Kurve über Darwin. Damit wir in den Nordwesten von Australien schauen können. Rick, ein australischer Segler aus der „Nachbarschaft“ in Nouméa, fasste meine begeisterten Erzählungen von unseren Ozzie-Landreisen mit den Worten zusammen: „… then you MUST go to the Kimberleys!“ Das wäre schön. Was heißt, dass wir die Louisaden und Solomonen auslassen würden. Bahnt sich da schon wieder eine schwierige Entscheidung a n? Es bahnt sich jedenfalls jede Menge Hausputz an – die Australier sind nämlich recht niffelig, was den Zustand der Schiffe betrifft und heben gern zum Willkomm‘ jedes Bodenbrett hoch. Wir fangen schon mal an mit dem Putzen… Während ich schreibe – wir hängen am Anker ein paar Meilen nördlich von Nouméa – konnte ich erstmalig nach Verlassen des 3-Wochen-Funkloches namens Port Moselle wieder die übliche Funkrunde besuchen, wo wir gleich eine Serie von Tipps kriegten, für New Cal, wie der Kiwi locker sagt, und vor allem von der LOP TO, die wir doch eigentlich auf ihrem eiligen Weg nach Indonesien begleiten sollten. Die waren gerade eine offentsichtlich wunderbare Woche im Huon Reef, das auf dem Weg von Vanuatu nach Autralien so genau auf der Route liegt, dass man schon einen Bogen drum herum fahren müsste. Also… Wir müssen es nur so timen, dass wir im Oktober zusammen mit den Schildkröten dort sind. Bis dahin versuchen wir hier ein paar Wale zu fangen, ist ja auch eine schöne Beschäftigung. Noch waren keine in Sicht, aber es kann nicht mehr lange dauern – wir halten den Kescher bereit.

Matilda, Emma und mehr

Nouméa, 27.6.2013

Tataaaa! Sie ist, da, die kleene Berliner Göre namens Matilda! Mal gucken, wie oft wir auf dieser Reise noch Großonkel/-tante werden… Jedenfalls wünschen wir Matilda samt Eltern, Großeltern und der versammelten Tanten- und Onkelschaft und Cousins und Cousinen ein glückliches Leben zusammen!
Wir hätten ja beide was drum gegeben, in einem Schokoladenladen aufzuwachsen…

Ansonsten haben wir hier in Nouméa auch Zuwachs, wie man sieht:

AKKA und EMMA... Sehr nett.

AKKA und EMMA… Sehr nett.

Die Möwen sehen alle aus, als ob sie EMMA hießen...

So sehen die Möwen die EMMA …

Das ist die EMMA, aus Hamburg, und da sieht man dann, was die AKKA doch für ein „erwachsenes Schiff“ ist.  Unglaublich – EMMA ist gerade in Sturm und Welle aus Wellington eingetroffen.

6 m lang, die kleine, tapfere!

Es war einmal...

Es war einmal in Kanaky …

... et voilà : Ganz züchtig und dem Nacktheitsgebot entsprechend - die Robe Mission!

… und heute? Ganz züchtig  – die Robe Mission!

Vom Luxus in Nouméa zu weilen: Un bol de café au lait.

Vom Luxus in Nouméa zu weilen: Un bol de café au lait.

Nickelig

oder:  Hinter Koumac wird es besser!

Nouméa, 25.6.2013

Da sind wir wieder, und Frau Fuchs schreibt von einem funktionierenden Rechner (vive la France und vive Jérà´me, der es möglich machte!).  Klitzekleiner Schönheitsfehler: ich habe es fortan mit „Démarrage“ zu tun statt mit einem Startvorgang, ich muss „enregistrer les fichier“, muss das „panneau de configuration“ aufrufen  und so fort. Nicht schlimm – es wird mich manchmal ein bisschen aufhalten, weil ich erst mal überlegen und übersetzen muss, was mir das französische Windows da abverlangen will.  Auch hat es eine Weile gedauert, bis ich die Möglichkeit, die „Barre de langue“ wirksam zu verändern, so dass ich mein „clavier“ auf deutsche Tastaturbelegung umstellen konnte.  Im Endeffekt finde ich es aber sogar ganz lustig, wer hat schon einen Rechner, der Französisch mit einem spricht. Alors, à§a marche…

 

Flussfähre Ouaià¨me

Flussfähre Ouaià¨me

Und „da sind wir wieder“ heißt aber auch, dass wir eine kleine Landreise unternommen haben. Kleines Chevrolet (=Daihatsu?!) -Leihauto für 4 Tage und mit den üblichen AKKAnauten-Utensilien gefüllt: natüüürlich, die Plastikkiste mit Fressalien und Zubehör, Klamotten, Zelt, Wanderstiefel, Isomatten, Kopfkissen.  Da fehlt was?  Da fehlte was: bevor wir in Boulouparis ins Landesinnere abbiegen, müssen wir noch im „Libre Service“ von Monsieur Than Duc anhalten.  Ein paar Äpfel und Kekse und andere Schleckereien – aber vor allem auch eine schicke, chinesische  mit Dacronwatte gefüllte Decke musste es sein, man weiß ja nie, ob man wirklich eine adäquate Unterkunft findet.  Und siehe da – man wusste es tatsächlich nicht…

Wo der Nickel eine Abfuhr kriegt

Wo der Nickel eine Abfuhr kriegt

Vorbei an den ersten angekratzten Bergen – von wegen nickelig, hier wird Nickel abgebaut, dass es nur so kracht! Lange Transportbänder – viele Kilometer lang!- schlängeln sich zu Tal. Sagte ich es schön? Auf meiner inneren Landkarte war Neukaledonien eben Neukaledonien „irgendwo im Südwest-Pazifik und eine französische ex-Kolonie“.  Dass dies die 4.-größte Insel des Süd-Pazifik ist, nach den beiden Neuseelandinseln und Papua-Neuguiniea, war uns nicht bewusst. Bis in den Norden haben wir knapp 500 bergige Kilometer vor .
In Thio sehen wir den Endpunkt eines solche Förderbandes, eine leere Hafenanlage und augenscheinlich eingelagerte erzhaltige Erde.  Dazu einen vergitterten Laden und außer dem eigentlich (fast) nichts.  Schlichte Behausungen für Minenarbeiter, ein paar einsame Verwaltungsbauten im Hüttenmaß. Ein bisschen – trostlos…  Aber Thio hat Geschichte: es war 1984 das Zentrum des Aufstandes der Kanak – hier ließ man von der Politik der Gewaltfreiheit ab und die Nickelminen hochgehen, nachdem Siedler ein Massaker an 10 Kanak-Widerständlern angerichtet hatte.

Hm. Grauer Himmel, trauriger Ort – und die AKKAnauten noch ohne Platz für die Nacht. In Thio mochten wir nicht bleiben, es war auch so ganz augenscheinlich keine Unterkunft zu

Palmen, Lehmhütten, Einsamkeit. Ouroue

Palmen, Lehmhütten, Einsamkeit. Ouroue

entdecken,  bis wir ein paar Kilometer nördlich die Beschilderung zu den Gà®tes von Ouroué entdeckten, der wir für ein paar holperige Kilometer Richtung Strand folgen.  Die Besitzerin ist nicht da, aber Gäste, die wohl alle Freizeit hier verbringen, weisen uns stattdessen ein:  die Gà®tes seien nicht so lecker, „Euch geht’s im eigenen Zelt besser“.  Huch – da bauen wir doch schnell das Zelt auf und blicken unter den Kokospalmen hindurch auf den friedlichen Pazifik, die vorgelagerten Inseln und Riffe.  Kokospalme?! Uaa –  schnell noch das Auto so geparkt, dass es im Fall des Kokosnuss-Falles keine Beule gibt.  Und tatsächlich macht es in der Nacht ab und zu „plopp“.
Am nächsten Morgen treffen wir auch Francoise, eine Kanak-Frau, die den Campingplatz führt, entrichten unseren Obulus (1000 CFP pro Auto und nochmal 150 pro Person), das macht ganz grob 10 Euro für eine Schlichtest-Unterkunft, aber immerhin mit Klo und kalter Dusche (die Gasflasche für das warme Wasser fehlt, zum großen Bedauern des Eigners).  Für Neukaledonien kein schlechter Deal. Wir hätten vielleicht dort frühstücken sollen – in größerer Runde, und mit der Möglichkeit, dem einen oder anderen ein Loch in den Bauch zu fragen, oder zwei, denn am Vortag hatten sich schon einige Fragen ergeben.  Vertan, die Gelegenheit, und das ist schade, denn ab hier wird es ruhig, sehr ruhig.  Zunächst mal die „Route à  l’horaire“, eine alternierende Einbahnstraße durch’s

Nickelige Berge

Nickelige Berge

Minengelände nach Norden.  Gerade Stunden südwärts, ungerade nordwärts, Ausfahrt jeweils um 10 Minuten vor der vollen Stunde.  Angesichts des unglaublichen Verkehrsaufkommens (nämlich 0)  nehmen das Risiko auf uns und fahren noch um 9 h 17 hinein („Fermeture des vitres obligatoire“ – Fenster sind zu schließen und die Belüftungsanlage auf Umluft zu schalten. Giftige Gegend, das…).  Als das geschafft ist, geht es weiter die Ostküste hinauf. Leider ist das Wetter zum Heulen, es ist ein gritzegrauer Samstag, auch wenn es nicht regnet, und das macht nur bedingt Spaß. Und einsam ist diese Küste, jedenfalls, wenn man aus dem quirligen Nouméa kommt – dies ist Kanak-Land. Canala. Stop am Supermarkt, der „Alimentation“, sehr kanak, muss man sagen – der Lebensstil erinnert uns an eine Mischung aus Tonga und Samoa.  Eine wichtige Sache lerne ich dort jedenfalls:  Das Kleid das hier noch sehr viele Frauen tragen, nennt sich, man mag es kaum sagen; „robe mission“.  Alles klar?  Ui je.

Zeltplatz Tiakan

Zeltplatz Tiakan

Wir kommen an diesem Tag noch bis Houailou, einen längeren Stopp auf einer Brücke über den Koua inklusive, wo wir unsere Campingstühle (3 cheers for Warehouse New Zealand!) auspacken und uns das aus Canala mitgebrachte Hühnchen einverleiben. Und wieder: keine Unterkunft weit und breit, aber dafür der wunderbar weitläufige Campingplatz von Tiakan, wir sind völlig allein und genießen nun auch eine warme Dusche im frisch aufgestellten Klohäuschen.  Na, toll!  Nur leider – getroffen haben wir überhaupt niemanden an diesem Tag… Und das muss anders werden, beschließen wir.

Aber auch am nicht mehr ganz so trüben, aber doch immer noch grauen Sonntag wird das nix mit den zwischenmenschlichen Kontakten. Zumeist hockt Familie Kanak wohl daheim, man sieht einige – aber längst nicht so viele wie in Tonga – „bougnar“ qualmen, Erdöfen.  Sonntag eben. Dann Hienghà¨ne. Ein winziges Örtchen und von allem Leben verlassen.  Es gibt eine 6-Boote-Marina, Pharmacie, Patisserie, Bank, Andenkenläden – alles da, aber wohl nur für den gelegentlichen Ansturm von Cruiseliner-Touristen – am Sonntag jedenfalls ist hier keine Menschenseele (dafür eine interessant anzuschauende, echt schwierige Zufahrt über eine Barre). Wir verfallen langsam ins Fantasieren – der dritte Tag ohne einen guten Kaffee! Wir konnten zwar in Canala ein Paket „Cappucino-Sticks“ der Marke Maxwell ergattern, die wir mit kühlem Wasser aus der Flasche anrühren und uns als Kaffeeersatz zu Gemüte führen, mit Betonung auf „Ersatz“. Aber dann sehen wir in Poindimié ein Schild „Snack, 10 km“.  Oh toll – das schaffen wir gerade noch so!  Noch 2 km…  Da gibt’s bestimmt einen Café au Lait!  Noch 1 km – hier muss es sein!  Zufahrt – zu einem Resort.  Gesperrt, da Öffnung erst um 14:30.  Aber nein! Da hinten, ein paar hundert Meter weiter, ist das Snack-Schild. Auch hier, wie schon in Poindimié  mit dem Zusatzvermerk: „Fermé du 31 Mai au 3 Juillet!“. Ferienzeit. Schön blöd, die AKKAnauten, wenn sie so etwas übersehen, und leicht frustriert. Also weiter – wir sinnieren über die Kanak-Schulbildung, denn wir passieren einige größere Schulen, das Lycée Professionel in Puebo, ein College-Internat in Hienghà¨ne; am Wege liegt noch der Ort, wo Cook 1774 anlandete und später, 1847, auch die Missionierung der Kanak durch die Franzosen begann, eigentlich der Anfang der Kolonialisierung. Ein paar Wasserfälle zum Spazierengehen. Und schließlich eine weitere Dosis kalten Maxwell-Kaffee auf dem Col d‘ Amos.  Da haben wir die Ostküste schon verlassen und sind auf dem Weg nach Koumac.  Die Landschaft ändert sich – zwischen zwei Bergketten liegt eine frruchtbar erscheinende Ebene mit Weidewirtschaft, und ganz eindeutig weniger Kanak-Besiedlung.  Zum Abend rollen wir in Koumac ein, gucken uns die dortige Marina an, und sehen, siehe da, Bootsbetrieb, Tauchbetrieb.  Guess what.  Natürlich! Wir sind zurück im „weißen“ Teil von Neukaledonien. Nicht so bedingungslos weiß, im Supermarché treffen wir auf eine Gruppe Kanak-Schüler, die sich noch mit dem Nötigsten versorgen (Cola, Schokolade, Baguette), ehe sie für die Woche ins Internat einrücken.  Aber insgesamt: die Campingplatzverwalterin ist eine weiße Französin, das Städtchen voller Minenarbeiter und ihrer Familien…  Kurz gesagt:  Neukaledonien zerfällt einfach in zwei Hälften. Hie Kanak, dort Franzmann. Wobei es politisch nicht ganz so  „Ost-West“ ist, wie es einem die Bevölkerungsverteilung vorgaukelt:  Neukaledonien besteht aus einer kanak-lastigen Nordprovinz und der eher konservativ (bis front-national)-lastig gesonnenen Südprovinz, mit dem ganz starken, weißen Zentrum in Nouméa. Plus einer dritten Provinz, den àŽles de Loyauté, der Inselgruppe im Osten.

Am Montag fängt es dann endgültig an zu regnen, und wir entscheiden nach Zeltabbau im Feuchten, ohne weitere Übernachtung bis nach Nouméa zurückzufahren.  Zumal die Landschaft – bis auf interessante, riesige Minennarben im Berggelände, auch wenig Abwechslung bietet. Aber immerhin hat Koné ein richtiges Café, die Schipperin bricht – außer über den Kaffeegenuss – in Begeisterungsstürme aus, weil die Deko sich aus Putumayo-World-Music-Plakaten zusammensetzt und in der Ecke ein wunderbares Photo von Compay Segundo hängt. Und dann ist da noch die nette Bedienung, mit der man endlich, endlich mal über das Leben hier reden kann. Vor allem über das anstehende Unabhängigkeitsreferendum, und was da so an Hoffnungen und Befürchtungen dran hängt. Diese junge Frau weiß nicht so recht:  es wäre schön, unabhängig zu sein, aber wenn die ganzen Franzosen dann weggehen… Und was wird aus den Minen?  Schwer wird das alles, und schwer zu beurteilen, ob und wie es gut wird.

Was man so an Beefestigung braucht in Kanak-Land

Was man so an Beefestigung braucht in Kanak-Land

Gegen Ende der Reise sagt der Eigner: Ah!  Ein Fort – Téremba, das schauen wir uns noch an, dieses Highlight leisten wir uns. So ist er halt, immer zu einem Scherz aufgelegt an solchen trüben Regentagen… Und was ist?  Es ist ein Highlight!  Ein ehemaliges Gefängnis für französische Verbannte, das man 1878 zum Fort befestigt hat, um sich nach einem weitreichenden und heftigen Aufstand gegen weitere Kanak-Angriffe schützen zu können. Denen wurde es nämlich plötzlich zu eng mit der zunehmenden französischen Besiedlung: ehemalige Häftlinge, Neuankömmlinge aus dem Mutterland, alle wollte sie Land, und als es zu einer Trockenheit kam, entschlossen sich die umgebenden, oder besser umzingelten Kanakstämme zur Gegenwehr. Den Erfolg der im Endeffekt obsiegenden Franzosen kennen wir: weitreichende Bewegungseinschränkungen für die Kanak-Bevölkerung, Verdrängung aus den angestammten Gebieten, mit „Nacktheitsverbot“ (siehe „robe mission“…) und Fisch- und Jagdverbot belegt, und bis 1953 hatten Kanak keine Bürgerrechte… 1984 flammte die letzte Revolte der Kanak auf – FLNKS (die Front de Libération National Kanak et Socialiste) hatte eine provisorische Regierung eines unabhängigen Kanaky geplant, und das rief brutalen Widerstand der Franzosen hervor – so brutal, dass Neukaledonien auf der UN-Liste der zu entkolonialisierenden Länder erschien.
PaixDie Vorgeschichte dazu und noch mehr sehen wir in der Ausstellung im Fort und können mit dem Museumsdirektor sprechen, auch darüber, wie er die Chancen für (oder gegen!) die Unabhängigkeit sieht. Und nun sitzen wir wieder in Nouméa – zum Regierungsgebäude können wir spucken, und AKKA liegt unter einem haushohen Plakat:  „1988-2013.  25 Jahre Frieden“. Heute nämlich jährt sich der Vertrag von Matignon zum 25. Mal. Und nächstes Jahr, oder übernächstes, spätestens aber 2018 wird abgestimmt: Frankreich ja oder nein. Neukaledonien ist ein deutlich gespaltenes Land – wir rätseln noch an den politischen Verhältnissen. Trotz der beiden freundlichen Herren…
Aber vielleicht sollten wir nicht so… nickelig sein?!

 

Inkasso

Nouméa, 20.06.2013

Richtig gelesen: wir waren im Inkassobüro.  Herrlich, sowas!  Busfahrt durch Nouméa, schon deutlich mehr „kanak-style“ als hier unten am Hafen. Rue Arnaud Ohlen No. 344 – die freundliche Dame im Kanak-Kleid hinter uns beobachtete, wie wir die Busfahrt auf der Stadtkarte verfolgten (so ganz sicher waren wir uns mit der Nummer der Linien und den Farben, die man wählen kann nicht…  jeder Straßenplan bietet andere Details…), und sie startete Versuche einzuhelfen, sehr lustig. Aber eigentlich war alles unter Kontrolle, bis auf die ultimative Haltestelle, die wir dann doch verpassten. So richtig ham se’s nicht mit den Hausnummern hier.

Was an unserem Ziel das Firmenschild „CRDC“* bedeutete, wussten wir natürlich nicht, aber man konnte es schon ahnen – die beiden Kundinnen, die den leicht pazifisch-afrikanisch angehauchten „Empfang“ mit den vielen Aktenbergen, betraten, lachten ein bisschen verschämt und machten Scherzchen, es ging um Zahlungen und Mahnungen. Nein, ich bin überhaupt nicht neugierig.
WIr dagegen wollten zu Herrn Clasen, und der ist Honorarkonsul der Bundesrepublik, mit Sitzin eben diesem Büro.  Wie konnten wir im Vorbeifahren eigentlich die Bundesadler übersehen und die riesige Schwarz-Rot-Goldene auf dem Dach (der Eigner merkt dazu an, dass ein bisschen Wind die Sache deutlicher gemacht hätte).
In einem Seitenraum trafen wir auf weitere „Adenauer“, eine über das Mobiliar gebreitete Bundesflagge und dazu noch zwei an der Wand – den Tresor bewacht ein freundlich lächelnder Herr Gauck, und aus dem Tresor holt Dr. Clasen – ein echter Pazifikbewohner mit Tahitiperle um den Hals! – dann „die Republik“: ein Schließkästchen voller Stempel.  Der Eigner muss nämlich, seit wir im Januar den Wohnort in Deutschland aufgegeben haben, einmal im Jahr nachweisen, dass er noch lebt, und das hat Monsieur Clasen dann auch getan.  Die Rente darf weiter fließen.  Und wir sind um ein Lokalkoloriterlebnis reicher.

Inkassobüro in Neukaledonien  – wer hätte uns da vermutet.
Weitere Erlebnisse folgen.  Zum Beispiel, dass ich heute schon in der Früh einen weiteren Schluck Lokalkolorit zu mir nehmen durfte: Besuch in einem  Büro-Container auf dem Hof von „Digital Planà¨te“.  So ein Mist…  Bootsektor an meinem Rechner defekt – mal gucken, wie meine Reparaturversuche ausgehen werden, nach den französischen Instruktionen. Oh, là là .

* CRDC – Contenieux Récouvrement de Créances
„Rechtsabteilung zur Eintreibung von Außenständen“

Nouméa

Nouméa, 13.6.2013

Kleines „arrgh!“…  Warum? Internet.  Es quält!  Ich glaube alle greifen hier auf den gleichen Router zu.
Seit heute 15:00 h sind wir in Nouméa, Neukaledonien.  Genau 7 Tage nach dem Start standen wir im Pass „in das größte Atoll der Welt“ , drei Stunden später waren wir fest in der Marina „Port Moselle“. Zunächst hatten wir die Ankerplätze vor  Nouméa abgeklappert, aber dass es hier so voll ist, hatten wir nicht erwartet.  Und so liegen wir denn zwischen WASABI, der ex-deutschen, nun australischen, und einer weiteren Ozzie-Yacht und genießen das Stadtleben (so eine Art Stadtleben: eines wo um 19:00 der Bürgersteig hochgeklappt wird…).

Einklarieren war bislang unkompliziert, die gelbe Flagge konnte ich schon um 16 Uhr herunterholen, nach Quarantänebesuch und den obligatorischen, verschmerzbaren Opfergaben (ein Stück ohnehin trockenen Ingwers, eine Knoblauchknolle und drei älteren Limetten. Die Möhren- und Kartoffelreste hatte ich gut versteckt …) Zoll war ein leichtes: die Marinaverwaltung faxt die Papiere, und wenn der Zoll nicht binnen 2 Stunden am Schiff aufschlägt, kann man davon ausgehen dass es heißt „c’est fini“.  Und sie schlugen nicht auf. Morgen noch die Immigration, und dann sind wir „drin“ in Neu-Schottland.  Trà¨s francais, und wir werden dementsprechend den Gang zur Immigration mit einem gehörigen „bol“ café au lait beginnen.
Die Reise war leicht(windig) und fluffig, 7 Tage vergingen wie nix.  Schlafen, lesen, wachen, kochen, essen, schlafen, lesen…  und schon waren wir da.  Es war eine Menge Motorsegeln im Spiel, aber wenn wir uns hier am Steg so umgucken, Riggbau- oder andere Reparaturarbeiten sehen oder die noch immer nicht trockenen Polster der WASABI anschauen, wollen wir über leichten Wind und Motorsegeln nicht meckern – zumal das Motoren gefühlt auch gar nicht so unangenehm war. Kleiner Schreck am Anfang der Reise: die hydraulische Rollreffanlage für’s Groß, die uns nun fast 10 Jahre beste Dienste geleistet hatte, wollte das Großsegel nicht ausspucken. Elektromotor läuft, Pumpe arbeitet aber Spindelumdrehung: null.  Ich machte mich nach 5 Meilen schon auf den Rückweg nach Opua gefasst, zumindest aber seelisch auf konstanten Handbetrieb des Segels, als ich – der Eigner bearbeitete die Umschaltung von „Handbetrieb“ auf „Motor“ mit einigem Ingrimm …  – dieses wunderbare, vertraute „klack“ hörte, mit dem wohl die Kupplungsklauen zueinander fanden. Und summend kam unser Großsegel herausgefahren.  Sehr schön. Glück gehabt. Das war so aufregend, dass uns gar keine Zeit blieb, melancholisch auf die sich entfernende Bay of Islands zu schauen, dabei hätte man ein Foto machen sollen (ich speichere das Foto als inneres Bild ab, gleich neben der ersten Elefantenherde in Afrika, die wir auch nicht fotografiert haben…).  Das war’s, Neuseeland!  Wir haben Dich gemocht – wir mögen Dich immer noch, aber werden wir Dich wiedersehen?!

Der Rest war segeltechnisch auf Wachegehen und „Ausbaumen, Bäume abbauen, wieder Ausbaumen“ beschränkt, und darauf, zur rechten Zeit den Motor mitlaufen zu lassen oder ihn – hurray! –  abzustellen. Plus 4 (vier!) tägliche Funkrunden.  Da sag noch mal einer, Segeln sei kein Stress.
Wir wissen übrgens immer noch nicht wie es weitergeht. Außer Krimis (ich habe zum zweiten Mal die Lisbeth-Salander-Reihe gelesen, immer noch spannend und sehr „Pipi-Langstrumpf für Erwachsene“…) gab es auch noch Segelliteratur, und so was verwirrt nur, definitiv. Solomonen, Palau – oder doch Great Barrier Reef?!
Also lassen wir es erst mal entspannt angehen. In Neukaledonien.

UnterwegeNZ

29 Grad 03 South, 170°38 East, 9.6.2013

Da der Positionsreport auch gestern nicht funktionierte, hier die aktuelle Position, siehe oben.
Wir haben heute einen prima Segeltag gehabt, und kurz vor einer dicken Regenwolke mit dem extra-Püster gab es sogar noch einen rituellen AKKA-Kaffee mit dickem Milchschaum. DAS ist Kunst am Kaffee! Man könnte das als „Caffਠlatte con salto“ bezeichnen. Zu Mittag, falls es jemanden interessiert hatte es die letzten Pastinaken als „Stampfpastinaken“, mit Blumenkohl und Hackfleisch als „schöne-Melusine-Fake“. Nicht schlecht…
Gerade sind wir in Höhe von Norfolk. Schade, dass wir nur zu zweit sind, sonst hätten wir mal dort angehalten. Schöne autralische Offshore-Insel, leider ohne wirklich gute Ankermöglichkeit, und darum muss immer eine Person an Bord bleiben. Es bleibt dabei, dass wir nur rüberwinken, auch wenn Christian, der auf dieser Strecke unser Wetter „macht“ und ein Routinebesucher der Insel ist, uns gern dort hingeschickt hätte. Vielleicht „andermal“…