Aitutaki News

15.10.2010

„Aitutaki News€ ist nicht etwa eine hiesige Zeitung, sondern nichts als der schnöde Titel dieses Blogeintrages. Aber der weist in eine bestimmte Richtung: wenn die Motorroller in Aitutaki auch auf der falschen Seite rumgurken, so sprechen die Leute hier doch die deutlich richtigere Sprache, aus meiner Sicht jedenfalls. Nach langem Radebrechen und Stottern auf Spanisch und Französisch kann man mal wieder fröhlich drauflos plappern. Auf Englisch, natürlich, Cook-Polynesisch ist bei uns nicht so doll, das erschöpft sich in „€¦kia orana!€ Guten Tag.

Aitutaki: Die Einfahrt in den Hafen

Aitutaki: Die Einfahrt in den Hafen

Also haben wir geplappert. Beim Zöllner, der auch die Einreiseabfertigung macht, vor allem aber bei John Baxter. John ist so eine Art Tycon auf Aitutaki: „Baxter Water World€ steht auf seinen Trinkwasserflaschen, ausserdem betreibt er ein Fleischerei- und Leckereienlädchen und ist, nach seiner Statur zu schließen, der beste Vorkoster an seinem Imbissstand an der Hauptstraße von Arutunga. Wir konnten an der Imbissbude nicht vorbeigehen, ohne einzukehren: auf ein Wasser und eine Trinknuss, dazu ein Tunfisch-Burger und – für den Skipper – eine „Mother of all Burgers€ aus einem Riesen-Brötchen mit einem noch größeren Stück Rumpsteak. Alles mit reichlich roter Beete und Gurken und Tomaten und Salat belegt, in Polynesier-geeigneter Menge. Sprich: VIEL.

John Baxter und die Fishburgerin

John Baxter und ...

... die Fishburgerin

... die Fishburgerin

Während wir unter einem Mangobaum vor der Bude saßen und schmausten – Burger sind ja immer eine echte Sauerei – saß John neben uns und zwischen den Happen konnten wir ihn zu den Cooks ausgefragen. Obwohl er doch eigentlich seine Mittags-Zeitung lesen wollte, gab er gerne Auskunft. Daher brühwarm weitererzählt: In Neuseeland leben 54.000 Cook-Insulaner, auf den Cooks selbst nur 17.000. Davon sind 1.800 Aitutakianer, die ziemlich vom bescheidenen Tourismus abhängen – Fischen und Tauchen sind die Spezialitäten. Der Vergleich zwischen dem Leben in Neuseeland fällt, etwas vereinfacht dargestellt, so aus: „€¦ die da unten leben die ein viel zu leichtes Leben, sitzen vor der Glotze und tun NICHTS. Wir arbeiten hart. Aber hier ist es WÄRMER!€ Der Versorger kommt alle drei Wochen, aus Auckland, und gegen Ende der Periode kann es schon mal sein, dass das Obst und Gemüse knapp wird (was mittelbar sicher auch an den Mengen liegt, die auf Johns Burger gehäuft werden€¦). Die erstandene Gurke im örtlichen „Superstore€ hat jedenfalls den gesamten Restbestand dargestellt. Dann eben einen Kohl und ein paar Möhren für Palmerston – das laufen wir nämlich nun doch an, mit sabbatfreundlicher Ankunft am Montag. Danach geht uns ohnehin für die Weiterfahrt nach Niue der Wind aus.

Zum Thema "Sabbat" in den Cooks...

Zum Thema "Sabbat" in den Cooks...

Die Aitutaki-News haben noch die Sparte für Segler: Für die gibt es nicht die rechte Infrastruktur, nicht mal bei der Angabe des „idealen€ Ankerplatzes auf unserer koralligen Reede war man sich einig – die Taucher wollten uns links der Kanaleinfahrt liegen sehen, der Zöllner empfahl eher den Platz rechts (da wo die Taucher ihre Bojen liegen haben, ja klar€¦) Ideal sind beide Seiten nicht – man tauscht den Teufel (Korallengewirr) gegen den Beelzebub (Riffnähe). Im kleinen Hafenbecken lagen denn auch nur drei Schiffe, viel mehr hätten sowieso kaum hingepasst – außer einem Kanadier noch die ENDLESS (ein Bayer aus Hamburg) und die PRINS HENRIK, die gerade gestern an den hiesigen Bürgermeister verkauft wurde. Nach 15 Jahren auf 9 sehr sportlichen Metern motorlosem Schiffchen (Paradestrecke: New York-Kopenhagen!) hatten die beiden Dänen hier, mitten im Pazifik, einfach keine Lust mehr auf diesen stillen, wackeligen Ozean. Zumindest nicht mit diesem Boot. Den Hafen hätten wir übrigens nur knapp erreicht, das haben wir heute per Dinghy und Handecholot kontrolliert, genauer gesagt: gar nicht erreicht, denn kurz bevor es in die etwas tiefere Lagune geht, kommt eine 1.70-Barre. Nix für AKKAnauten. Eng ist es noch dazu und strömt je nach Tidenstand ordentlich – die Tender der o.a. PAUL GAUGUIN führten es vor: Nur mit voller Motorkraft ging es bei voll ablaufendem Wasser in die Lagune. Da heißt es für 8 PS Dinghyfahrer und für alle, die doch in den Hafen passen, warten. Irgendwann kam unser Zeitpunkt aber auch, und es wäre schade gewesen, wenn nicht. Bei ruhigerem Wetter würden wir gern noch bleiben.

AKKA und die PAUL GAUGUIN...

AKKA und die PAUL GAUGUIN...

Der Versorger ist übrigens am Mittwoch in See gestochen und braucht 7 Tage; das Ende der Lebensmittelknappheit naht. Bis dahin: Gurkenbestand auf Aitutaki = Null. Ende der Aitutaki News.

Wahltag

Aitutaki, 14.10.2010

Aitutaki 1 Passat

… noch ein Stückchen weiter westwärts – wir liegen vor der Insel Aitutaki. Ganz schön. Und nicht ganz so schön. Letzteres, weil wir auf koralligem Grund ankern und die Sicht ist wegen fehlender Sonne und des starken Stromes schlecht; also können wir nicht genau sehen, wie und wo der Anker liegt. Aber DASS dicke Korallenköpfe rundum liegen, das konnte ich ausmachen. Wir ankern direkt neben dem Kanal, zu dem der freundliche Taucher (treffender Firmenname: BUBBLES) heute früh sagte, dass es mit unseren 1,90 m Tiefgang vielleicht ein bisschen „scrapy“ werden könnte, wenn wir in den Hafen fahren wollen. Auf dem Grund kratzen (oder Schlimmeres, der kleine Schlepper liegt hier sicher nicht von ungefähr…) wollen wir nicht, aber wir wollten doch wenigstens versuchen, Aitutaki anzulaufen; die Lage ist zumindest bei den herrschenden, frischen bis sehr frischen östlichen Winden gar nicht so schlecht – der Schwell ist gering, obwohl wir draußen 3 m See haben, und im Wind liegt man sowieso andauernd. Bemerkenswert ist anzuschauen, wie das Kabbelwasser 10 m vor dem Pantryluk schwabbelt, besonders, wenn nach dem Hochwasser die Tide so richtig in Fahrt kommt; und da Aitutaki wieder eine Lagune mit konstant ablaufendem Wasser ist, hat das Wasser nur eine Wahl: schnell raus aus der Lagune oder nicht ganz so schnell.

Da wir unter diesen Bedingungen AKKA nicht gern allein lassen gehen wir morgen weiter. Palmerston ist das nächste Ziel; auch nicht so dolle, denn wir kämen am Sonntag an, und das ist Sabbat in den Cooks, und Palmerston wiederum die Cook-Insel, wo man als Yacht von den ansässigen Familien „adoptiert“ wird. Die Alternativen sind: gegen den Sabbat verstoßen und die Gastfamilie vergrätzen, oder gleich weiter nach Niue reisen.

Zum Stichwort Wahl – die hatten wir auch in Mopelia. Zum Beispiel: Bleiben oder nicht. Mopelia… Wir hatten ja schon Maupiti als idealen Abschluss unseres Besuches in Französisch-Polynesien gepriesen (hatte ich das?!). So wie es in Fatu Hiva begonnen hatte, hörte es dort auf: beschaulich, freundlich, polynesisch. Gärten voller Tiarésträucher und Mangobäume, ein fröhlicher Postbeamter und viele andere nette, ewig grüßende Maupitianer, ein extrem leckerer Poisson Cru, der uns in zwei Tagen zu Stammgästen der einzigen Kneipe machte.

Große Wäsche vor dem großen Blau

Große Wäsche vor dem großen Blau

Und dann kam Mopelia, ganz unerwartet. Beschaulich ist gar kein Ausdruck. Die vollendete Augenweide. Kein Mensch weit und breit… Falsch! Kurz nach der Ankunft klopfte es: Toao war meilenweit gepaddelt (eine Yacht im Pass ist ja nicht zu übersehen!) und wedelte mit einer riesigen blauen Kokoskrabbe, zum Tausch gegen Zigaretten. Wir konnten zwar keine Kokoskrabbe brauchen, denn nach den Kneipengängen in Maupiti sollte unser Tunfisch verspeist werden, ehe er grün schillert, aber wir wollten das erste Mopelia-Schwätzchen gern mit Zigaretten bezahlen und erhielten die Aufforderung, auch in den Süden zu fahren. Am nächsten Tag entdeckten wir ebendort eine zweite Yacht, zu unserer Überraschung eine von MOORINGS – eine Charteryacht so weit weg von Raiatea, und in so einem schwierigen Atoll?! Das klärte sich rasch: der Eigner des Schiffes war an Bord, und da auch der trotz seiner Privilegien als Eigentümer nicht so weit nicht fahren darf, hatte er den äußerst revierkundigen Georges dabei, einen in Maupiti ansässigen Franzosen mit einem Hang zu Mopelia. So stark der Hang, dass seine Frau ihm, als er einen Aufenthalt mal um 6 Wochen überzogen hatte, eigens ein Speedboat schickte, mit der polynesischen Nachricht: „… wenn Du nicht nach Hause kommst, hast Du 4 Füße im Bett!“, will sagen: …dann such‘ ich mir ’n anderen Kerl. Dies und vieles andere aus Polynesien konnte Georges erzählen, und er führte uns auch gleich in die einzige verbliebene Mopelia-Familie ein, deren „großer Bruder“ er geworden ist. So kam es, dass wir diverse polynesische Geheimnisse lüften konnten (Tiaré-Blüten, Perlen, Kopra). Mit Sofie palaverten wir vor dem Haus über Kinder und Schule und weitverstreute Familien, umwimmelt von unzähligen Ferkeln und Enten und Hunden und scharf beobachtet vom domestizierten Rotfußtölpel. Kalima ist der Ehemann der Sofie und „le Roi de Mopelia“, wie Georges scherzhaft sagte, der König über insgesamt 13 Familienmitglieder, und der wusste über Luckners SEEADLER zu berichten, über die Australinseln, über Cyclone.

Einer der "Jungs"  beim Fischeputzen

Einer der "Jungs" beim Fischeputzen

Währenddessen saß er neben seinem Fischerkahn bis zum Bauchnabel im Wasser und deutete dabei beiläufig auf seinen Fang: Langusten. „Ihr kommt heute abend zum Essen! Wenn man sich kennengelernt hat, ist das so!“ Das war eine echte polynesische Einladung, die man gar nicht hätte ablehnen können. Wir packten ein kleines Gegengeschenk ein, bereiteten, wie gewünscht, ein Dessert (Crà¨me Anglaise mit Aprikosen – was die Vorratskiste so her gibt, nämlich Tüten und Dosen…) und rückten in der Dämmerung um den großen Familientisch zusammen.

Mopelia Kalima

Wir stopften gegrillte Langusten und gebratenen Fisch in uns hinein, dazu noch einmal Kokosklösschen, Kürbisgemüse und Reis, alles zubereitet von Kalima. Der zeichnete auch für den Poisson Cru verantwortlich – die Limonen frisch vom Baum im Gärtchen, der Fisch direkt aus dem Wasser. Besser geht es kaum – wie viele „beste Poisson Cru“ da noch kommen?! Dieser wird schwer zu toppen sein.

Mopelia essen

Wer die Wahl hat, fährt nach Mopelia. Finden wir. Und, ach ja, Wahl. Da war doch noch was. Im Atoll, 20 m von der AKKA entfernt, Frau Buckelwal, ein springlebendiges Kalb und der Herr Begleit-Bulle. Einmal im Jahr kommen sie vorbei und meistern den Pass. Waltag auf Mopelia.

Mopelia Waltag

Mensch, Phylax …

Mopelia, 8.10.2010

… noch so ein Fleck auf der Landkarte, von dem ich seit Kindertagen geträumt habe. Er heißt Mopelia und stand eigentlich ganz ausdrücklich NICHT auf unserem Fahrplan. Nun sind wir da und liegen in strahlendem Blau vor weißen Sandstränden. Bis vor wenigen Jahren war dies eine Hochburg der Perlenzucht, aber dann kam Cyclon Martin, rasierte alles ab und zerschlug die Austerngestelle. Die Palmenhaine stehen zwar wieder in voller Pracht, man sieht sie von See aus auch erstaunlich weit, aber den zwei Handvoll Menschlein hier ist nichts geblieben ausser der Kopraproduktion. Im ehemaligen Dorf sieht es aus, als hätte ein Riese den Betonanleger in zwei Teile gerissen und an Land geschmettert, und unser Ankerplatz ist übersät mit Palmstämmen. Mopelia, einer der trickreichsten Pässe in Französisch Polynesien, heißt es im Segelführer. Schon die Ausfahrt aus Maupiti war ein klein bisschen spannender als die Anreise, so ein halber Meter mehr Seegang bewirkt einiges – mehr Strom, mehr Kabbelwasser, die Brecher ziehen sich weiter zu, aber wir waren ja immer noch bei moderaten Bedingungen unterwegs. Sehr moderat. Zu moderat! Platt vor dem Wind und kaum ein Lüftchen, das zieht, das mag AKKA nicht so gern, und deswegen: Planänderung. Am Abend ging gestern der Motor an und wir motorsegelten durch die Nacht, nach Mopelia. Und dieser Pass hatte nun wirklich was. Ui, ui. „…erfordert einen guten Motor und in jedem Fall ein gutes Nervenkostüm!“, so hieß es. Wohl wahr – das mit dem Motor konnten wir garantieren, aber das Nervenkostüm war wirklich beansprucht.

Im Pass

Im Pass

Durch den eigentlich Pass – zwischen zwei eng stehenden, haarscharfen Riffkanten – waren wir durch, als mir, die ich auf dem Bugkorb den Ausguck machte, plötzlich überhaupt nichts mehr einfiel, wohin ich Andreas locken sollte. Ich sah einen schmalen, dunklen = tiefen Streifen nach Backbord verschwinden, aber der Eigner wollte geradeaus; so etwas nennt man Kommunikationslücke, leider zur Unzeit – er wusste, was ich nicht gelesen hatte: der linke Weg inst Atoll ist tief, aber sehr schmal und mit viel Strom (4,5 Knoten gegenan hatten wir im Pass geschätzt!), rechts am Riff vorbei war es flacher (optisch gesehen gruselig flach!), aber breiter, was weniger Strom zur Folge hat. Bis das geklärt war, musste ich schon ziemlich nach Luft schnappen – zu all der Verwirrung kam hinzu, dass unter mir das ausströmende Wasser durchgurgelte, was eine ungemeine Geschwindigkeit vortäuscht; aber auch hier muss man einfach ranfahren, um die Lage wirklich beurteilen zu können – und die klärte sich dann auch rasch. Ein, zwei Mal schien es ganz schön knapp, der Rest war einfach – im Zick-Zack zwischen den Korallenköpfen in die Tiefe des Atolls steuern. Wieder was geschafft.

Die Kante

Die Kante

Der alte Felix Graf Luckner, der „Phylax“, hatte hier ja auch einen Navigationsfehler zu beklagen – allerdings mit Totalverlust, das Wrack der SEEADLER liegt noch irgendwo herum. Schade, dass ich das Buch nicht doch an Bord genommen habe. Bei der Hausauflösung in Deutschland hatte ich es beim Einpacken der Kinderbücher wiedergefunden und nach langen Jahren mal wieder gelesen. 1. Weltkrieg aus Gentleman-Sicht mit deutlich deutsch-nationalem Einschlag; was man als Kind alles so schluckt, dachte ich damals! Jetzt hätte ich es gern zur Hand gehabt; vielleicht steht ja was zum Pass in Mopelia drin?!

Mensch, Phylax. Soo schwer war das nun auch wieder nicht…

Gruselige Südsee

Die gruselige Südsee...

Die gruselige Südsee...

Maupiti, 5.10.2010

Da sind wir also – Bora Bora liegt im Kielwasser. 28 (in Worten: achtundzwanzig!) Meilen an einem Tag, dazu früh aufstehen, das schlaucht ziemlich, und der Eigner hält seinen Mittagsschlaf, den verdienten.
Über Maupiti gibt es gruselige Geschichten, nicht über die Insel selbst, die ist nur vor 12 Jahren mal von einem Cylon getroffen worden, nein, es ist der Pass in die Lagune – drum gleich hinter der Lektion „Gas“ noch die Lektion „Passfahrten“.
Die Seekarten und Bücher sagen, dass der Strom im Pass bis zu 10 Knoten betragen kann und vor der Einfahrt entsprechende Brecher stehen. Die Segelführer stiften dazu eine ganz eigene Verwirrung – die einen preisen 6-7 Uhr als ideale Ankunftszeit, die anderen den Mittag. Beides sind die Stillwasserzeiten bei Tageslicht – Dunkelheit, das stimmt, geht hier gar nicht. Wir hatten uns nach dem Prinzip: „4:2 für den Mittagstermin!“ für eine Abreise im Morgengrauen und damit „Stillwasser Flut“ entschieden und harrten gespannt der Dinge(r), die sich da vor dem Pass türmen sollen. Selbst unsere Profi-Freunde von der MAHINA TIARE, Ausbilder und Expeditionsveranstalter, hatten nahezu Gruseliges beizutragen und schätzten sich glücklich, einen Surfer an Bord gehabt zu haben, der sich mit Wellen auskennt und demnach auch den richtigen Einfahrtzeitpunkt besser bestimmen konnte. Haben wir alles nicht – wir sind keine Surfer, und wir hatten keine Kampfbedingungen: 1.80 Welle (das ist hier eine wirklich moderate Höhe!) und 3-4 Windstärken waren vorhergesagt. Trotzdem: frau kann noch so oft in die beruhigenden Wettervorhersagen schauen – wenn man sich so einer Insel nähert, springt auf AKKA alles mit Fernglas an Deck rum und versucht die Mörderwellen zu entdecken. Zuvor schon hatte uns die Fähre, der MAUPITI EXPRESS, „beraten“, und die gaben die typische Maupiti-Auskunft: „…. nöö, da gibt es keine besondere Zeit… Man muss nur sehen dass der Strom nicht zu stark ist; und da sind heute nicht mehr als 2-3 Knoten zu erwarten!“ Das hatten wir aus lokalem Munde schon einmal gehört, aber die haben halt auch ziemlich viel PS und die entsprechende Erfahrung dazu. Wie dem auch sei, es kann eklig sein, und  da es hier keinen einlaufenden Strom gibt, sondern nur auslaufenden, entstehen durchaus schöne und stetige Stromkabbelungen und die gefürchteten Brecher an der Einfahrt. Wo also waren die?! Die Brecher waren beeindruckend, aber unter handzahm zu buchen, und ist man erst einmal nahe genug dran, öffnet sich die Einfahrt zu einem, naja, nicht meilenweiten, aber doch freundlichen Tor. Und schon sind wir da. Fragt sich nur, wie wir wieder rauskommen – da gibt es wieder einmal, na, was? Die gruseligsten Geschichten! Jeder Zweite, der hier war hat, „mindestens 10 Tage“ hier gelegen und auf moderate Ausfahrtbedingungen gewartet. Schön ist es hier – wir stricken uns vielleicht ein Pullöverchen aus Seemannsgarn und gruseln uns gern noch ein bisschen…

Gib Gas!

Motu Tehau, 28.9.2010

Manche Sachen brauchen ja ein bisschen länger auf so einer Reise. Wahrscheinlich werden einige der mitgeschleppten Ersatzteile oder Werkzeuge unangetastet in den Backskisten liegen bleiben; bei manchen hoffe ich das sogar aufrichtig, aber nun hatte mal so ein Exot Premiere…

Bislang war uns immer ausreichender Gas-Nachschub beschieden, wenn auch manchmal etwas mühsam. In Panama überantwortet man die Flasche der Gasstation in der Stadt und wartet 1 oder 2 Wochen (oder 3…) bis die Flasche wieder aus der Befüllanlage zurück ist. Oder man leiht sich ein Auto, um die fernab gelegenen Füllanlagen selbst anzusteuern, wie eben in Panama, in Trinidad, auf den Kanaren.  Lustig wird es, wenn man, wie in Brasilien, mit einem riesigen Rucksack in den Bus steigt und hofft dass niemand versehentlich – kling-klong – gegen die leere Flasche tritt, die man im Sack versteckt hat. Schwer verboten…

In Papeete jedenfalls hatte ich das Nachfüllen der bald leeren Flasche zunächst aufgeschoben und dann verpennt. In Huahine gab sie den letzten Propanhauch von sich, nach immerhin mehr als 4 Monaten, die Panamesen hatten offensichtlich reingequetscht was geht. Obwohl die Wechselflasche auch in Panama befüllt worden war und wir also auf einen ähnlichen Füllgrad hoffen durften, ist mir die Vorstellung, ohne volle Ersatzflasche auf See zu gehen, nicht wirklich recht. Und in Bora Bora?! Da lächelt der Monsieur vom Yacht Club freundlich und schüttelt den Kopf. Nein, Gasflaschen kann man hier nicht befüllen. Also doch bis Tonga oder in die Cook Islands?! Nee, das ist nun endlich die Gelegenheit, den eigens in Hamburg mühevoll zusammengestellten Befüllschlauch auszuprobieren: Ob das Selbstbefüllen nun ungern gesehen wird oder gar vielleicht verboten ist, das macht nur der schisserigen Co-Skipperin Kopfschmerzen – so bin ich eben gepolt. Gas ist in vielen Ländern ein heikles Thema. Die Spanier und Portugiesen lehnen nach einer Sichtprüfung schon mal eine Flasche ab oder gucken nur  knapp auf die (abgelaufene) Prüfmarke, um gleich den Kopf zu schütteln. .  Die „“Holländer“ auf Curacao befüllen keine Flaschen, die ohne Schutzkappe angeliefert werden, was man leider erst erfährt, wenn der Tank nach einer Woche leer zurückkommt.. Und in Deutschland eine Befüllstation zu finden wäre sowieso ein echte Aufgabe… Also, los jetzt! Nach ein bisschen Puzzlen mit den vorhandenen Adaptern stand schon fest, dass es unserem Befüllschlauch nicht scheitern wird.  Was uns fehlt, ist eine volle Tahiti-Gaz-Flasche. TOTAL-Tankstelle Vaitape – ich winde mich ein bisschen mit meinem Anliegen, erkläre weitschweifig, dass wir eine Flasche mit deutschem Gasanschluss haben…  Polynesierlächeln: „Nein, wir füllen kein Flaschen – aber das können Sie ja selbst machen: Volle Flasche oben, leere unten…“  Genau so. Wir grinsen uns an und ziehen mit dem schweren Stahlteil und 13 kg Butan ab.

Graf Koks

Gestern, an diesem idyllischen Ankerplatz, hing dann die volle Flasche kopfüber am Besanbaum, die leere drunter, verbunden mit dem glorreichen AKKA-Befüllschlauch, und während wir im Abendsonnenschein eine kleine Motutour unternehmen, gluckert das Gas vor sich hin, zum Frühstück dann nochmals 2 Stunden.

Gasanstalt

Eben habe ich die Flaschen gewogen – es ist tatsächlich fast alles rübergeflossen; wir hatten – Nigel Calder sei dank! – das System etwas getunt, nämlich die volle Flasche in die Sonne gehängt und die leere mittels eines nassen Handtuchs gekühlt. Perfekt Gas gegeben…

Bora Bora

Bora Bora, 27.9.2010

Schon wieder eine Woche um – und am Horizont guckt Maupiti über die Brecher. Wir müssten uns Richtung Tonga aufmachen, aber ganz leicht fällt uns das nicht; es ist nämlich erstaunlich beschaulich auf Bora Bora. Nachsaison?! Die Krise?! So ganz genau wissen wir es nicht.

Hatte ich vor Anreise noch gedacht, dass ich jetzt auf die Insel Publa Cumba ** komme (da tanzen, frei nach James Krüss, die  Helikopter und Jetskis Rumba…) war schon der erste Halt am Bora Bora Yacht Club eine Überraschung: der existiert nämlich nur noch marginal. Wir hatten eine der Moorings genommen, weil wir mal wieder Lust auf ein richtig schönes Abendessen hatten, „wundervolles französisch.-polynesisches Essen“ wurde uns angepriesen. Es ist Sonntag – wir unternehmen einen Gang nach Vaitape. Ruhig ist es auf den Straßen – nur die Hunde grüßen uns freundlich. Klar, wir sind ja auch die einzige Abwechslung an diesem Tag. Der Ort: geschlossen. Kein Café, kein Restaurant für den schnellen Mittagssalat – von solchen Lokalitäten gibt es sowieso nur eine Handvoll, auch wochentags. Zurück am Yacht Club – wir sind schon ganz geschafft vom Latschen in der Sonne und alternierenden Rennen zwischen den Regenschauern! – sehen wir am Club-Tor das Schild „Bar fermé“. Naja, Sonntag eben – aber weit gefehlt: Bar und Restaurant sind bis auf Weiteres geschlossen. Seltsam. Wie sich am Montag herausstellt, sind wenigstens die Preise für€™s Wäschewaschen die alten, stolzen: 1000 CFP für die Maschine; ich bin zwar dankbar, dass ich die Handtücher nicht von Hand waschen muss, aber auf€™s Trocknen (noch einmal 1.000 …) verzichte ich und hänge den Kram in den Wind. Nicht ganz mühelos, dafür kostenfrei. Abends verabreden wir uns mit Louise und Chris von der QUEST zum Sundowner auf der wirklich schönen Anleger-/Terassenkombination und lassen uns trotz „Bar Fermé“ ein Bier servieren. Cocktails gibt es, auf eindringliche Nachfrage auch, aber wir können uns nicht des Verdachtes erwehren, dass das alles unter der Hand geschieht. Vielleicht ist die Konzession abhanden gekommen – unter Seglern machen abenteuerliche Seemannsgarn-Geschichten von Nachbarschaftsstreit und abgestelltem Strom die Runde, gepaart mit Cyclonschäden, die „OLI“ im Februar hinterlassen hat. Schade – dies war DER Platz, wo alle hin mussten, wenn sie auf Bora Bora waren, und es war eher ein Kunststück, ein Plätzchen zu finden. Jetzt sind wir vielleicht 5 Boote, und es herrscht die entsprechende Ruhe. Sehr willkommene Ruhe, und offensichtlich durch beides bedingt, Nebensaison UND Krise. Waren es bis vor Kurzem wöchentlich noch 5, 6 Kreuzfahrtschiffe, die ihre Ladung über die kleine Insel ergossen, kommt derzeit nur die vergleichsweise kleine „Paul Gauguin“ aus Papeete.

Wir verkriechen uns für den angesagten Starkwind auf die Westseite des Inselchens Topua, südlich vom Pass und genießen ein paar noch ruhigere Tage.

Allerdings, wo immer man hier ist, eigentlich ist ständig eines dieser Luxushotels in Sicht, Sheraton, Interconti, Sofitel und viele mehr. Und alle haben sie ihre Behausungen auf Pfählen ins Wasser gesetzt, das kennen wir ja schon seit Moorea so. Neugierig wie wir sind, müssen wir uns das doch wenigstens einmal näher betrachten, und so erobern wir das nahe gelegene Hilton Bora Bora von der Seite des Wirtschaftshofes aus; geplant und gewollt ist es sicher nicht, dass abgerissene Segler hier ihr Dinghy anbändseln. Wir spazieren durch einer äußerst gepflegte Anlage, Palmen wiegen sich über großen Sandflächen (was erklärt, was der kleine Saugbagger vor dem Riff eigentlich macht: Teppich produzieren!) Bisschen steril, finde ich, aber die Häuser, die in der Parkanlage am Hang stehen, gefallen uns extrem gut. GENAU die Größe, die wir uns für einen Altersruhesitz erträumen, dicke Holzbohlen, viel Glas unter einem großen Palmblattdach. 800 Euro pro Nacht müsste ja wohl machbar sein (ich glaube, diese Anwandlungen hatten wir schon mal – damals, am Parador in Bayona…).  Ich will nicht behaupten dass Grabesstille herrscht, aber die wenigen Gäste, die unter Palmen in den großen Hängematten schaukeln,  kann man an einer Hand abzählen. Dementsprechend sind wir die Einzigen an einer der Strandbars, und so ist Zeit, ein bisschen mit Anastasja zu quatschen, der jungen Barfrau. Die holt sich telefonisch zunächst mal die Genehmigung ein, uns überhaupt bewirten (und abkassieren!) zu dürfen, und mixt uns dann etwas, unten blau, mittig grün, oben gelb. „Bora Bora Nui“, Ananassaft und Blue Curacao. Lecker. Und ziemlich teuer. Bis Weihnachten wird hier nicht allzu viel los sein – wir werden das Gefühl nicht los, dass das Geschäft einfach überzogen wurde. Das Hilton war vor nicht allzu langer Zeit ein Sheraton, und in einem der Segelführer wurde vor dem Ankerplatz zwischen Topua  und Topua Iti gewarnt: zu viele Hotelboote. Sheraton ist jetzt auf einem der Außenmotus vertreten – nicht dass man sich aus dem Geschäft zurückgezogen hätte, nein, es wurde eine weitere Anlage errichtet. Unsere „Vorfahren“ von vor 3, 4 Jahren berichteten noch von ununterbrochenem Schwell, verursacht durch Tauchboote und Jetskis – alles Fehlanzeige. Wir haben es schön hier, und ruhig. Wenn man mal vom Donnern der Brandung absieht. Und die wird in den nächsten Tagen wieder mal zunehmen – Grund genug, das Wetter hier abzuwarten. Nicht der schlechteste Platz dafür. Bora Bora halt.

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** Vielleicht muss ich das erklären. Die Geschichte geht so: Käpt’n Dado gerät zu den Glücklichen Inseln hinter dem Winde (wir auch!). Nicht alle auf seinem Schiff dürfen alle diese besonderen Inseln besuchen, wo man aus Musik Bauwerke machen kann, oder wo Gemälde plötzlich Wirklichkeit werden- das dürfen nur nur solche, die das Talent zum Glücklichsein haben. Die 4 Möwen an Bord, die Maus Philine, Tante Julie… (Und wir natürlich). Alle anderen Besatzungsmitglieder und Passagiere werden täglich vom Ankerplatz zur Insel Publa Cumba gebracht, denn“ …auf der Insel Publa Cumba tanzen die Insekten Rumba!“ In fliegenden Teetassen und ähnlichen Gefährten gelangt man zur Insel, und die ist ein riesiger Napfkuchen, von dem man essen kann, man kann aber auch auf Puderzuckerpisten Skifahren und auf Seen aus Himbeersaft Motorboot fahren.  Vollbespaßung eben, so wie an einem richtigen Touristenzentrum. Damit auch der unglücklichste Reisende ein bisschen „Glück“ hat.

Paradies, 2. Teil

5 Korallengarten

Bora Bora, 18.9.2010

Bora Bora – das heißt so viel wie die „Erstgeborene“. Die Mutterinsel ist Raiatea, auch Hawaiki Nui, und die gebar dann dieses mittlerweile weltbekannte Stückchen „Paradies“, ein steiler Berg in einer großen, wasserfarbenen Lagune. Also – schön türkisgrün ist die Lagune schon. Geradezu gruselig grün. Wir kamen heute früh aus Taha€™a angesegelt, erst mit gutem, dann mit wenig Wind, und Bora Bora stülpte sich eine Haube aus dicken grauen Wolken über – Andreas nörgelte ein bisschen, dass er sich das phototechnisch doch etwas anders vorgestellt habe. Faszinierend war aber, die Wolken genauer zu betrachten:- die hatten einen grünlichen Rand: Die Lagune spiegelte die Farbe von unten… Auf den ersten Blick verwirrend und eben ein bisschen  – gruselig. Für die letzte Stunde kam der Wind dann wieder und mit ihm eine Portion „Segeln vom Feinsten“: Halbwindkurs in der Seegangsabdeckung des Riffes, die Sonne schien auf die grünen Abhänge der Berge, das freut die AKKA und uns. Die Sonne übrigens lässt sich nicht so ausdauernd blicken, wie man das als Reiseprospektleser erwarten würde, und uns dauern die armen Gäste in den vielen Luxusherbergen. Übernachtungspreise von 500 bis 800 Euro pro Nacht sind hier keine Seltenheit. Unsere Vanilla-Tour-Begleiter war eine kosmopolitische Familie aus der Schweiz und Teilnehmer an einer „Vereinsreise“ eines Genfer Segelclubs, die ihren Trip in einer der Edelherbergen gestartet hatten. Die Mutter seufzte mitten im Schlamm erleichtert auf: „… ich bin so froh, dass wir auf dem Schiff sind. Stellt Euch vor, wir hätten 3 Wochen „Le Taha€™a“ gebucht, bei diesem Wetter…“ Stimmt. Und wir können mittlerweile auch nachvollziehen, was der Oscar von der ZENITUDE meinte, als er uns neulich in die Tuamotus mailte, das Wetter in den „Inseln unter dem Winde“ sei „pretty ordinary“ gewesen, und nur die stets ausreichende Versorgung mit französischen Leckereien habe die Stimmung aufrecht erhalten.

Indes, es ist nicht ewig grau, zwischendurch strahlt auch die  Sonne. So hatten wir wunderbare Tage in Taha€™a, ganz allein am Rand des Saumriffes, weiße AKKA auf türkisfarbenem Grund. Davon soll die nachfolgende Bildgalerie erzählen … Den „Auflauf“ auf Bild 1 bitte ich besonders zu beachten: ich hatte Gelegenheit, meiner Neigung zum Platzhirschentum nachzugeben.  Der Grund für meinen Protest war, dass der massierte Aufmarsch eines Schnorchlerbootes wirklich ein AufMARSCH war, und zwar AUF den Korallen. Meine Bitte, sich doch hinzulegen und zu schwimmen fand nur teilweise Gehör – ein japanisches (Honeymoon?!-)Pärchen war besonders merk-befreit; der junge Mann zog zum Schluss seine zunächst wild strampelnde Angebetete wie einen nassen Koprasack heimwärts. Panikattacke oder Badevergnügen?! Jedenfalls eine Beinahe-Herzattacke bei uns. Lange wird es unter diesen Bedingungen jedenfalls nicht mehr dauern, bis es gar keinen Grund mehr gibt, diese Korallengärten aufzusuchen – dann gibt es nämlich keine Korallengärten mehr, nur noch toten Kalk… Die Kehrseite der Medaille sieht man allerdings auch auf den Fotos: die Fische sind so an ihre Besucher gewöhnt, sprich: so wenig scheu, dass man sie endlich mal als Portrait auf die Speicherkarte bannen kann, und wir hatten ordentlich was zu staunen und zu  lachen.

Viel Spaß beim Angucken!

Kleine Sünden…

7 - VT Vanilleblüte

Tautau, Taha€™a, 16.9.2010

Kleine Sünden werden dem Volksmund zufolge ja gleich bestraft… Unser letzter Blogeintrag, der mit dem „MOORINGs-Manöver“, war kaum draußen, als es schon los ging mit der Strafe: Zum ganztägig triefenden Regen gesellte sich der Wind. Wir waren ja nicht ganz unvorbereitet, der Wetterbericht hatte es schon seit geraumer Zeit und täglich exakter angekündigt, so dass wir uns  den Fallböen in der Hurepiti Bay entzogen  und an die Südspitze von Tahaa verzogen hatten; immerhin waren so um die 30 Knoten Wind angesagt.
Eigentlich hat der mooringnutzende Segler, wie  überall in dieser Gegend, so auch vor dem Taravana-Yacht Club  abends an der Bar zu erscheinen und seine Mooringgebühr in Naturalienverzehr zu entrichten, aber dazu kam es nicht, so gern wir auch noch einmal Poisson Cru und Mahi Mahi „à  la Vanille“ gegessen hätten. Eigentlich kam es zu überhaupt nichts mehr an diesem Abend, außer, eine schnelle Nudelsuppe einzuwerfen und dann auf die Tonhöhen aus dem Rigg zu horchen – je höher, desto bläst es nämlich. Bei 35 Knoten – nicht in Böen, sondern stetig! – haben wir aufgehört, auf die Windanzeige zu gucken, die Akustik reicht völlig. Trotz Abdeckung durch die kleine Landzunge, hinter der wir lagen, fing AKKA an in der Windsee zu hoppeln. An „Koje“ mochten wir nicht denken – das dümmste der Gefühle ist zu all dem, dass man nicht am eigenen Anker hängt, sondern an einer fremden Mooring und man beginnt, sich seine Gedanken über deren Zustand zu machen. Also gab es mal wieder Ankerwache, einer auf dem Salonsofa, der andere mit Fleece im Cockpit, ab und zu die Ankerleuchten ringsum peilen, Position auf dem Kartenplotter kontrollieren. Als am Montagmorgen der Wind auf 25 kn zurückging, werfen wir los, um rechtzeitig in der Hurepiti Bay zurück zu sein – Vanilla Tour am Dienstag, das war verabredet und das wollten wir nicht verpassen.

Die nächste Mooring. An ankern ist hier häufig nicht zu denken – es ist überall viel zu tief, um dann ziemlich unvermittelt zu gefährlicher Untiefe anzusteigen, insofern ist man für die ausliegenden Moorings dankbar. Friedlich ist es in der Bucht. Wir halten den verdienten Mittagsschlaf und machen einen Landspaziergang im Regen. „…der große Wind scheint ja weg zu sein…“ sagt Andreas beim Abendessen. Sekunden später gucken wir uns aus verschreckten Augen an: AKKA hat sich in einer Schweine-Fallböe auf die Seite gelegt, mir kommt das Wasserglas vom Esstisch entgegen. Dass sich unten die (gerade mühsam einzeln von Hand von Rüsselkäfern befreiten!) Fettucine von der Ablage ins Spülbecken gestürzt haben, ist ja nicht so schlimm, aber da höre ich ihn schon, den Eigner, in der üblichen „… komm doch mal eben!“-Tonlage: das Dinghy* hat sich überschlagen und taucht unseren kleinen Mercurymotor unter. Unnötig zu sagen, dass es mittlerweile stockduster ist. Es weht noch immer ausreichend, um das Umdrehen des Schlauchbootes mühsam zu machen – und bei dem Geschwabbel heißt es dann auch noch: „… Motor anschmeißen, hoffentlich hat der keinen Salzwasserschaden…“ Bis wir uns wieder niederlassen können, vergeht eine Weile. Bei völlig harmloser Ententeich-Windstille versteht sich. Strafe muss sein, und man muss sie dann auch auskosten dürfen.

L'arbre des Voyageurs

L'Arbre des Voyageurs, der Baum der Reisenden Wasservorrat auch wenn es mal nicht regnet...

Aber dann kam der Tag der Vanilla Tour doch noch. Abweichend vom Plan ging es eine halbe Stunde später los – am Vorabend hatte es noch einen Anruf gegegeben, kurz nach der Hammerböe: “ … I was late today, we had to cut a tree€¦€ Das Unwetter hatte für eine natürliche Straßensperre und die entsprechende Verspätung gesorgt. Größere Sägeaktion an einer Falcata-Akazie. Ein Monstrum, wie wir später sehen sollten…
Nach einer Einführung in polynesischen Hausbau und einem ausführlichem Gang durch den fantastischen Garten, natürlich mit Demonstration aller Stadien des Vanilleanbaus, ging es mit dem Landrover in die Berge. Oh, sweet vanilla… Das erste Hindernis konnten wir – die kleine Stihl-Kettensäge versagte nach dem Großeinsatz am Vortag den Dienst – noch mit der Machete beseitigen, ein großer Hibiskus samt einer Handvoll Palmwedel lag quer. Ein paar Kilometer bergauf war dann „Ende Gelände“ – dieses Wirrwarr von mehreren Hibiskusbüschen war Alain  endgültig zu viel. Wir drehen um. Nicht dass damit die Tour zu Ende gewesen wäre – was es zu zeigen gab, wurde nun von der anderen Seite des Berges angesteuert, unter erheblichem Zeitaufwand, denn dazu muss man die gesamte Küsten umfahren. Als Lunch baute Alain auf dem Pass aus Hibiskusblättern einen Teller, um mitgebrachte Pampelmusen und Sternfrüchte darauf anzurichten. So umfangreich wie der Umweg so groß war unsere Verspätung  – dafür waren wir voller neuer Erkenntisse: über die Besiedlung Polynesiens, über endemische Wildpflanzen, eingeschleppte. Und natürlich über Kulturpflanzen, Vanille, Taro, Brotfrucht… die Liste ist lang. Hier mal ein PAAR der Anwendungszwecke des Hibiskus, des allgegenwärtigen: Schmuck, Essgeschirr, Seilmaterial, Ausleger-Holz, Antibiotikum, Lippenstift, Backform, Antibeschlagmittel für Schnorchelbrillen; so ging es den ganzen Tag. Die von mir auf Hiva Oa noch als „schön“ empfundene Falcata-Akazie (fälschlich „Fargata“ genannt) sehen wir nun unter einem anderen Licht: vor 80 Jahren als Erosionsschutz eingeführt, breitet sie sich in Windeseile aus, überwuchert alle endemisch vorkommenden Bäume, und sorgt dabei für genau das Gegenteil; bei Unwettern wie dem vergangenen fallen die flach wurzelnden Akazien um und geben viel Boden der Erosion durch die Regenfälle frei.
Es war ein toller Ausflug, schlammig und lustig zugleich und mit dem besten Führer, den wir bislang erlebt haben – kenntnisreich, vielseitig und witzig. Urteil: absolut wiederholungswürdig!

Hier kommen ein paar Bilder als „Galerie“ – die Vorschaubildchen kann man anklicken.

Und jetzt?! Hier am Riffrand regnet es gerade wie aus Eimern. Schon wieder Strafe?! Wofür? Ah! Wir haben Vanille gekauft. Aroma: sündhaft…

* Dingi, sagt der Duden, sagt Heiner!

Bora Bora am Horizont
Bora Bora am Horizont

Regenwetter

Tahaa, 12.9.2010

Wir hängen an einer Mooring am Südende von Tahaa, sitzen im Cockpit  und blicken hinaus ins trübe Regenwetter. Aber das kann auch ziemlich lustig sein, und hier kann man sehen warum…

Das Bild heißt: „Das Moorings-Manöver“. Moorings ist die Charterstation von der Nachbarinsel Raiatea, die besonders darauf achtet, dass die Kunden alles richtig machen… und so ist es nicht verwunderlich, dass die Segler besondere Einsatzbereitschaft zeigen. Hier führt eine Crew vor, wie man eine Mooring perfekt einfängt. Nebenbei bemerkt – das Schiff driftet hierbei zügig achteraus…

Mooringsmanöver

Bäh, wat können wir fies sein. Hoffentlich hat bei unserem nächsten Vollbad niemand eine Kamera zur Hand!

Irgendwo in Polynesien

Baie de Hurepiti, Tahaa /Französisch Polynesien, 10.9.2010 …

Asche auf unser Haupt. Das war ja eine lange Sendepause – es ist aber in der Tat so, dass so sonderlich viel Aufregendes nicht passiert ist. Mittlerweile sind wir in der Hurepiti Bay auf Tahaa angekommen und harren der „Vanilla Tour“, einer so genannten ethno-botanischen Tour, die ein hier ansässiger Franzose veranstaltet; wir müssen noch zwei weitere Teilnehmer beibringen, sonst wird das nix, und das wäre schade. Vanilleproduktion von der Blüte bis zur Verkaufsreife. Und bis zum Vanille-Behälter(aus Bambus handgeschnitzt. Sagt unser Moon-Reiseführer) Und vieles mehr, wie wir hörten, landwirtschaftliche Forschung, Fruchtanbau etc. – wir freuen uns also drauf. In den nächsten zwei Tagen ist eine ordentliche Tüte Wind angesagt und noch mehr Welle, so um die 5 Meter, da sind wir ganz froh, dass wir hier hinten in der Hurepiti-Bucht an einer Mooring liegen – zum Ankern wäre die Bucht zu tief. Ringsum ländliches Französisch-Polynesien, ein paar Farmen knappsen den steilen Berghängen an Agrarfläche ab, was diese eben so hergeben. Von hier zur Haamene-Bucht ist es nicht weit – aber wir werden auf unserer geplanten Wanderung wohl ordentlich schnaufen. Bergig, bergig, diese Gesellschaftsinseln!

Bergig, das war auch Huahine schon, also Rückblick auf  diese schöne Insle, die man hier auch „Die Wilde“ nennt. Beim Wandern haben wir uns wie schon in Moorea auf die rentnerfreundlichen Uferwege beschränkt haben – lang genug waren sie aber schon. Viel Luft hatte zumindest ich sowieso nicht: der Anblick von Riff und türkisfarbenen Wasserflächen ist einfach ATEMBERAUBEND. Immer wieder – ich kann nicht genug davon bekommen, und Huahine war auch in dieser Hinsicht ein besonderes Plätzchen… Der Hauptort Fare eine dörfliche Idylle, allerdings täglich angefahren von mindestens einem Inselfrachter: die frischen Melonen müssen verschifft werden, nach Papeete und Uturoa und Bora Bora, viele, viele Paletten voll. Abends tönt die üblichen Trommelei aus dem Dorf, das Tanztraining steht mal wieder an. Wir sitzen an Jeanettes Roulotte am Anleger und speisen polynesisch für kleines Geld und kaufen für großes Geld im unerwartet super sortierten Supermarkt ein. Und werden aufgeklärt, dass hier definitiv KEINE Otto-Normal-Franzosen ihren Lebensabend verbringen. Das kann man sich nur als Staatsbamter leisten, denn der kriegt hier einen Schönwetterzuschlag: 100 % Gehaltszulage. Drum! Am Freitag ist in der Hafenkneipe offensichtlich Stammtisch der ansässigen französischen Geschäftsfrauen, sonnengegerbte Pareoträgerinnen laben sich am Hinano-Bier – zur einer stellt Andreas mir die doch schäbige Frage: „… was hat die denn für einen Komposthaufen auf dem Kopf?!“ Na, das ist der Blumenschmuck vom Morgen, so sieht das halt nach einem Arbeitstag aus… Aber wir sehen auch immer wieder Frauen mit frischem Blumenkranz – und ich finde, das sieht einfach umwerfend gut aus. Und sehr natürlich, so wie auf jeder Ladentheke ein Schälchen mit Frangipani-Blüten steht, damit einem, Männern, Frauen, Kindern, auch wirklich niemals die frische Blüte hinter dem Ohr ausgehen möge. Mich besticht das, wie auch die ganz offensichtliche Freundlichkeit der Leute; es ist kein Zufall, dass auf einem Gang durch durch’s Dorf mehrere Ortsansässige einen ansprechen und Hilfe anbieten oder auch nur freundlich nach dem woher-wohin fragen. Als wir genug von der Haupt-Dorf-Luft haben, fahren wir innerhalb des Saumriffes nach Süden, um Avea zu erreichen, die nächstgrößere Siedlung an einem legendär langen Sandstrand. Auf halbem Wege dorthin ist erst einmal Pause – die GROMIT liegt vor einem kleinen mondförmigen Strand, völlig windgeschützt unter Palmen, man wedelt wild mit den Armen: „… hierher! Wir wollen gleich ein Lagerfeuer machen!“ Michael warnt uns über Funk, dass der Grund sehr felsig sei, aber der Anker hält nach etwas Rumpeln gut. Fein… Ich hätte mal besser darauf verzichten sollen, kurz vor Sonnenuntergang ins Wasser zu springen, um doch noch den Sitz des Ankers zu erkunden. So etwas habe ich noch nicht gesehen: der Haken liegt wie dumm auf der Seite, die Kette schlängelt sich für ein Meterchen über einen sandigen Fleck, um sich dann elegant und um 360 ° um einen Korallenblock zu wickeln. Bei nur einem bisschen mehr Wind hätten wir das Ankermanöver sicher wiederholt, trotz der fortgeschrittenen Tageszeit, aber wir trauen dem Korallenblock mal. Gesteigerte Aufmerksamkeit ist jedenfalls unser Begleiter während der Nachtruhe – und wir schalten den Ankeralarm ein… Wie dem auch sei, der Anker, mehrfach argwöhnisch beäugt, hält noch eine weitere Nacht. Und dann – nix wie weg. In Avea – die Brandung donnert in ein paar hundert Metern Entfernung, legen wir das Schätzchen dann nicht „irgendwo“ hin, sondern ganz besonders sorgfältig in den schieren Sand. Ach, hatten wir schon gesagt, dass wir uns dem westlichen Rand von Französisch Polynesien nähern?! Bora Bora guckt schon um die Ecke… Bis dann!

Nachbemerkung: eben kommen wir an Tanavara Yachtclub an, denn zwischen den Bergen in der Bucht von Hurepiti pfiff es uns dann doch zu sehr. Und was finde ich in der eMail-Post: eine Nachricht, dass dieser Blogeintrag von einer nicht autorisierten Quelle kommt. An irgendeiner Stelle muss ich mir selbst die berechtigung entzogen haben. Suchen…