In Peru…

… ist vieles anders und manches doch ganz aehnlich wie in Amazonia/Brasil.

Den Mittwoch in Tabatinga – es regnete zunaechst mal tuechtig! –

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verbrachten wir mit Passangelegenheiten und und Internet und anderen Formalitaeten, zum Beispiel stoerten wir eine Familie beim Mittagessen, die uns dann aber doch eine Passage nach Iquitos fuer den Folgetag verkaufte. Das englisch sprechende Familienoberhaupt hielt sich bis zum Ciao-Sagen fein im Hintergrund und liess uns auf  portagnol verhandeln. Aber wir gingen mit der Massgabe vondannen, um 4 Uhr frueh am Faehrboetchen nach Santa Rosa zu sein, 5 Minuten Fahrt zur Passkontrolle, dann geschehe alles Weitere von selbst. Gut.

Es klart auf und wir nehmen noch ein Abendessen zu uns

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– etwa wie abgebildet, nur ein bisschen dunkler war’s und SEHR interessant, denn der Ort des Essgeschehens lag auf dem Buergersteig vor dem oertlichen Friseur, dessen Angestellte alle fuer den naechsten Dragqueen-Wettbewerb uebten ;), und dann stiegen wir frueh in die Koje, nicht ohne noch ein Taxi bestellt zu haben, fuer 3:45 h. Mit Schlafen war es leicht mau, erstens schlaeft es sich schlecht, wenn man ein Schnellboot nach Tabatinga zu verpassen droht, das eben nicht jeden Tag geht, und ausserdem kam um 2 Uhr auch noch ein Zimmernachbar an, der erst einmal seinen Rechner anschmiss: „Tabatadangg!“ Ah! Windows XP in Zimmer 4! Bis ich dann auch noch „tadimm“ vernahm (fuer XP-Laien: „…es wurde ein Stecker gesteckt!“) Fein, der Kopfhoerer ist endlich drin; aber da war es dann auch schon Aufstehzeit.
Wie erwartet kam das Taxi nicht, um 10 vor 4 machten wir uns auf Schusters Rappen auf zum Hafen (déjà vue: ich zitiere mal Jochen von der Bluesong „… das bestellte Taxi kam nicht und auch kein anderes…“), bissel unheimlich in dieser Drogen-belasteten Gegend, vorbei an den ganzen, mitten auf der Strasse schlafenden Hunden, aber schnell waren wir da, sassen im kleinen Taxiboot und stocherten uns ein Viertelstuendchen voran nach Santa Rosa, inklusive Rumleuchten und Auflaufen und Paddeln. Gesamteindruck: Hat er das schon mal gemacht?? Es ist stockduster, kein Mensch versteht was anderes als Portugiesisch oder Spanisch, aber irgendwie kommen wir irgendwo an, wo auch kein Licht ist und nur ein „Waechter“ in der Haengematte schnarcht. Doch, es dann doch mal kurz Licht, aber erst ging der Generator nicht und dann pustete er eine Stromsparlampe nach der anderen aus. Passkontrolle im Dunklen, waere nicht meine Kopflampe gewesen. ABER: Wir sind in Peru!

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Das Boot – es fahren zwei à 20 Passagiere, die Challenger, und unseres mit dem hoffnungsfroh stimmenden Namen „Jehova1“, macht einen recht zwielichtigen Eindruck, und wegen des flachen Wasserstandes muessen wir nochmals mit unserem Pannenruderer zurueck zu einem einsamen Anleger im schwarzen Nirgendwo. Merkwuerdig, merkwuerdig… Wir warten…

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und dann kommt die Kiste angeklappert. Man beachte die Benzinfaesser, die spielen nachher noch eine uebergeordnete Rolle 😉

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Im Scheine eines Handscheinwerfers, der Chef lenkt mit der rechten Hand schraeg hinter sich, der Bootsmann betaetigt den Gaszug des 250 PS-Motors (!!), fahren wir schwungvoll los. Nicht wirklich weit, bis wir mit einem Riesenknall auf einem treibenden Urwaldstamm landen. Arrgh!, wenn das mal gut geht. Aber es geht. Ein paar mal muss der Chef

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die „Fluggeschwindigkeit“ reduzieren, weil es durch unuiebersichtliches Treibgut zu navigieren gilt, das hinterlaesst dann schon mal den Eindruck verzweifelter Suche nach dem rechten Weg (aber es muss, ja. Jehova1 😉 ) und diverse Male reduziert sich die Geschwindigkeit von selbst, weil der Bootsmann mit dem Nachkippen des Sprits nicht nachkommt

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Ich fuehre mit dem koreanischen Nachbarn einen kleinen Ellbogenfight aus. Ich ruecke zwar schon ganz nach aussen, soweit mir das die scharfe Alukante an meinem rechten Arm erlaubt. Den Sitz neben Andreas hatte ich fuer mich abgewaehlt, weil der nur in Liegestellung zu benutzen war (aber keine Angst, ab Caballo Cocha sass dann fuer die verbleibenden 10 Stunden doch noch jemand dort 😉 ). Ab und zu winkt es mal hektisch aus einem Kanu (hier nehmen jetzt bootsbaulich die echten Einbaeume zu!) und es werden weisse Tuecher geschwenkt, nicht aus Kapitulationsgruenden, sondern weil jemand mitfahren moechte oder auch nur Post nach Iqitos mitgeben. Nachtanken an diversen Indio-Tankstellen war natuerlich inklusive. Samt Fruehstueck (Andreas: „LSG Skychef Peru!“ 😉 ) und Mittag aus der Styroporkiste, was aber wirklich nicht schlecht war, vor allem gab es mal statt Bohnen und Reis Linsen und Reis…

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Und dann Iquitos. Erster ueberwaeltigender Eindruck (nach viel viel Platz am abgeholzten Ufer!) der Verkehr…

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José, der Motokarrofahrer, fahert uns fuer einen schlappen Euro auch noch zum Geldautomaten, kippt uns aber am von IHM, nicht von uns favoristierten Hotel ab, dem El Colibri, aber wir sind es zufrieden. Neu, sauber, grosse (kalte) Dusche und kostet 12 € pro Nacht. Nicht schlecht fuer den Peru-Anfang.

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Wir sind schnell fasziniert (unter anderem vom Bierangebot 😉 ) – Iquitos ist die groesste Stadt mitten auf einem Kontinent, zu der es keine Strassenverbindung gibt, nur den Weg ueber den Amazonas; es quirlt von Leben, strahlt an manchen Stellen noch den Charme der Gummiboomzeit aus. Gleichzeitig gibt es statt der vielen Indianergesichter aus den letzten Tagen und Wochen viel „Peruanisches“ zu sehen, die ganze bunte Mischungi3-reparatur.JPG.

Motokarro-Reparatur ist uebrigens leicht gemacht – hoffentlich kippen die Dinger nicht so schnell um, wenn Passagiere drauf sitzen. Den ganzen Tag hat man das Gefuehl, dass das Starterfeld des 24-Stundenrennens am Nuerburgring vorbeibrettert. Nur nicht am Samstag und am Sonntag – da ist dann schon mal Pause an der Plaza de Armas:

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Eine Prozession der Polizei zu Ehren ihrer Schutzheiligen, der Santa Rosa de Lima (die wurde auch schon am Donnerstagabend von der Schuelern mit einer Prozession geehrt, bei der man durchaus quackeln und mit dem Handy fuchteln und Schlimmeres darf, stellt da der Religionspurist aus Deutschland fest 😉 ). Sonntags dann die allsonntaegliche Parade des Militaers. Marschmusik statt Mopedgeknaeter. Auch mal nicht schlecht.

Spaziergang nach Bélen. Markt am fruehen Morgen. Nicht fuer Touristen, definitiv, wir sind die einzigen unseresgleichen und werden dann irgendwann von der Seguridad auch aufgefordert, nicht weiter in die Pfahlbausiedlung hinein zu gehen, die unterhalb des Marktes liegt und in denen die Mehrzahl der Iquitenos lebt, 600.000 an der Zahl.

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Es gibt leckere Sachen –

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Kaffee von der netten Frau, gleich neben den „Punche“-Schlaegerinnen, die ihren Eierschaum in Bierglaesern ausschenken, und an denen sich die Iquitener reihenweise zum Fruehstueck guetlich tun.
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Andere Sachen gibt es auch, die man sich ja noch vorstellen kann, und was ich mir gar nicht vorstellen kann ist die Herkunft der ganzen Schildkroeteneier, Kaimansteaks und der Schildkroetensuppe. Des Aromas wegen im Panzer zubereitet.
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Artenschutz leicht gemacht: Er scheint nicht zu existieren…
Aber uns zieht es raus, zunaechst mal nach Pilpintuwasi, dem Schmetterlingshaus, dem wirklich beeindruckenden. Nicht nur die Schmetterlinge, die einem in allen Entwicklungszustaenden vorgefuehrt werden, sondern die wahre Attraktion waren natuerlich die Tierwaisen, die dort aufgenommen werden; nicht alle wirklich freiwillig, der Jaguar zum Beispiel ist echt ein armes „Schwein“, sagt auch die Besitzerin der Anlage, aber was will man tun, wenn einem die Tiere einfach so vor die Tuere gestellt werden. Der halbwuechsige Tapir war klasse auf´s Leder zu taetscheln, die Bruellaffen taten das, was sie am liebsten tun, naemlich sonor und vernehmlich bruellen, der Ameisenbaer schlotzte ein bisschen Haferschleim,

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der rote Huacary wollte gelaust werden und lauste energisch zurueck und dann waren da noch die Kapuzineraffen…

Es dauerte eine Weile, bis sich Tonz an mich ranmachte – zuerst war Andreas der Favorit, weil ich ihn – alte Biologin – angewiesen hatte; ich fand es einfach unangebracht, den direkten persoenlichen Kontakt zu erlauben, aber bei diesen Schlawinern ist sowieso alles zu spaet. Nachdem wir eine Weile noch die Rangordnung klaeren mussten, ende ich damit, diesen weichen, pelzigen Kerl durch die halbe Anlage zu schleppen, er sitzt mir im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken, versucht in alle Taschen zu lugen, oeffnet einem die Klett- und Reissverschluesse. Nicht ein „pain in the neck“ mehr ein „big fun in the neck“.

Am Abend sind wir geschafft. Wir machen noch schnell eine weitere Dschungelrunde fest, 5 Tage im Nirgendwo, drehen eine Runde ueber den naechtlicheni-14-nachtleben.JPG, prall mit Leben gefuellten Boulevard ueber dem Amazonasufer und dann… Schnarch!

Morgen geht es raus, 5 Tage ohne Netz – bis dahin also!