Iquitos-Pucallpa

Das schrieb ich vor der Abreise und unten geht es dann weiter…Nach 5 Tagen Rio Yarapa geht es heute weiter von Iquitos nach Pucallpa, und weil das Internet-Café nicht so will wie wir, machen wir es kurz.Nur so viel: wir haben gerade Flipflops fuer das Schiff gekauft, das heute abend um 17:30 abfahren soll (noch keines der Henry-Schiffe, die wir gesehen haben, hat sich an derartige froehlichen Voraussagen gehalten 😉 ), Flipflops also fuer die Dusche, und dann werden wir reichlich Wasser mitnehmen und Trockenfutter und Obst… Wir haben das Prachtstueck naemlich schon gesehen. Es ist nicht die Henry5, von der die Bluesongs geschwaermt hatten (eigenes Klo!!), es heisst nicht mal Henry, sondern Don Segundo (die Passagier-Version von Henry2), wir haben die Fracht gesehen (Schrott und Muell!) und mal in eine Kammer geschaut (bruell!). Aber immerhin koennen wir die Rucksaecke dort einschliessen, wenn wir vielleicht auch lieber mit den anderen Passagieren in den Haengematten schaukeln werden. Mal schauen.

Der Dschungel war wieder schoen und wenn wir in Pucallpa sind gibt es noch ein paar Bildchen und Geschichten, zum Beispiel von Falken und Moskitos, „falsch rummen“ T-Shirts, Affen in der Loge und Korallenschlangen.
Positive Schaetzungen, auf die wir einfach mal hoffen, sagen  eine Ankunft schon fuer  Donnerstag voraus. Manchmal muessen Henries  ja auch puenktlich sein 😉

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Wie soll ich nur fortfahren…  Schoen war die Fahrt. Ein bisschen Verspaetung hatten wir. Ankunft am Sonnabendmorgen. Die Reisezeit waere sicher leicht einzuhalten gewesen, waere da nicht das stoerrische Viehzeug gewesen, und die vielen Anhalter und die Reissaecke und, und und… . Ehrlich, schoen war es, aber auch – irgendwie anders ;). Erzaehlen wir es so: Im in Manaus ergatterten SPIEGEL hatten wir einen Artikel ueber den Einbuergerungstest gelesen und auch Alternativvorschlaege zu einem typisch deutschen Satz gefunden (ich schwanke uebrigens zwischen <20%aufallesaussertiernahrung> und <... ist der Kaffee fuer hier oder to go...>). Nun haben wir einen Kandidaten fuer einen typisch peruanischen Satz gefunden…
Wir kamen mit den schweren Rucksaecken ueber die repraesentative Rampe des Anlegers fuer die Henry-Boote an Bord.

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in freundlicher Helfer schloss uns eine Kabine auf, hob die Rechte und brachte mit einem kurzen „pffft“ aus der Spruehdose die Kammer in Ordnung. Und Andreas bemerkt: <... fuer Ordnung und Sauberkeit ist gesorgt!>. Stimmt. Da stand es an unserer Kabinenwand: 

 

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Der Chef bezieht tapfer sein Bett und wird dann in seinem Tagebuechlein vermerken: <... Andrea weigert sich, hier einzuziehen, aber ich will wenigstens eine Nacht probieren!>.

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Was ich hier hochhalte (Nachtrag aus Tingo Maria!, das Bild ist einfach schelcht!) ist das Buch „Kulturschock“, eigentlich das fuer Brasilien, aber ein bisschen so war es…

So geschieht es – ich verbringe die Naechte in meiner Haengematte, inmitten der anderen Reisenden. My hammock is my castle, und ich weiss wenigstens, wer da alles schon reingepupst hat, und REINGEPINKELT hat noch definitiv keine(r) ;). Auf dem Haengemattendeck ist es luftig und mit ein bisschen Ohrstoepseln uebersteht man auch leicht die Lautsprecherattacken, die sich entwickeln, als ein schlauer Kopf den Fernseher in Gang zu bringen versteht. Es nuetzt auch nichts, dass ab und zu mal die Lautsprecherkabel abgeknipst erscheinen… Druesel, druesel, und schon schallt der Peru-Pop wieder bis zur brasilianischen Grenze.

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Wir werden gut gefuettert, als Kabinengaeste kriegen wir unseren Anteil an Reis und Kochbanane mit Huehnchen drei Mal am Tag ans Bett gebracht. Alternativfrei, bis auf den Fisch zum Fruehstueck, den allerdings substituieren wir dann durch selbst geschmierte Marmeladentoastbrote. Ach ja, doch, es gab einmal Nudelsuppe, als die Huehnervorraete sich deutlich dem Ende zuneigten und die Huehnchenspuren immer undefinierbarer wurden (siehe: Verspaetung).

Die Tage vergehen wie im Flug oder wie auf dem Ucayali halt, mit Gucken und Doesen und Schnacken und Lesen in dem Haengematten

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Wir sahen viele verschiedene Leute an Bord kommen und gehen, wir erlebten, dass das Schiff ploetzlich Fahrt verlor – naemlich auflief! – oder fast ebenso ploetzlich aufstoppte, naemlich  um stumpf gegen die steile Uferboeschung zu fahren. Zong. Mitten in der Nacht. Und dann tut sich oben, zwischen den Bananenpflanzen, eine Luecke auf, und jemand nimmt in the middle of nowhere 2 grosse Pakete und einen Sack entgegen.

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Abfahrt – naechster Stopp in 20 Minuten. Bei der Reisbaeuerin. Die um 3 Uhr morgens mal schnell 40 Zentnersaecke verladen haben moechte. Wir fragen uns, wo das in unserem Schiffsbauch alles hinpasst – aber es passt und das wegen Ueberladung (mitsamt 60 Passagieren!) abgesoffene Schiff war von einer anderen Gesellschaft.

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Baustein trifft Babywindel! Wie bei den Blattschneiderameisen im Wald nimmt sich das Ganze aus (wobei die die Fracht in einer Richtung schleppen, nicht in beiden!)!

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An den grossen Anlegestellen kommen un dem ganzen Ladegewusel auch Verkaeufer an Bord: „Hay sandía, hay kekes!“, und wir kaufen besonders den Kindern gern eine „sandía“ = Wassermelone ab.

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Schaendlich – fuer 50 Centesimos. Nicht mal 15 Cent! Und wir kriegen immer mehr Fracht: Huehner, Papageien, Schildkroeten, Rinder, Schafe, ein Schwein. Ausser dem Schrott. Und dem Motokarro, das eine Weile auf dem Dach des ThermoKing mitfahert um dann irgendwann ebenfalls in der Nacht zu verschwinden, an irgendeiner Bananen- oder sonstigen Plantage.

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Und dann die Leute.

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Fabio, der gern die Kabinenschluessel ueber Bord wirft – die Handys koennen wir ihm jeweils in letzter Sekunde entringen; und der auch bald das Raetsel loest warum so ausdruecklich auf die Pinkelgewohnheiten verwiesen wird: seine Mutter fordert ihn, der an der Kabinentuer steht, mit einem froehlichen „Orina! Orina! pscchhht – pscchhht!“  dazu auf. Frueh uebt sich… Das ist die gleiche Soyla, die sich ueber unser Spanisch totlacht und ueber alles Moegliche mit mir quatscht. José, den Thermokingfahrer, der mit Speiseeis aus Lima nach Iquitos reist. Nai und Jimmy und wie sie alle heissen, die sich immer wieder mit uns unterhalten wollen und Loecher in den Bauch fragen. Der Kapitaen, der uns auf der Bruecke mitfahren und sich von AKKA erzaehlen laesst; und seine Instrumente vorfuehrt: naemlich gar keine. Unglaublich:  die fahren das alles nach Gefuehl – 1000 Flusskilometer!

 

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 Na, doch, ein Instrument ist da: die Pratenabwehrflinte, von der es 2 gibt.

Fast ist es schade, als in der Samstagmorgensonne eine Stadt in Sicht kommt – wir sind da, im heissen, staubigen Pucallpa.