… dit kannste jlatt verjessen!

Cuzco, 12.10.2008

Tja, so ist das, wenn man frueh um kurz vor 6 am Einlasstor fuer die Inka-Anlage in Machu Picchu steht: „… dit kannste jlatt verjessen hier!“ Ist auch zu dumm: man kauft die Tickets am Tag zuvor, kriegt einen grossen Flyer mit allen Anweisungen bezueglich Essen (keines!), Wanderstoecke (nur fuer Alte und Behinderte!) und Groesse des Rucksackes (nicht ueber 20 l), und dann kommt man mit seiner lauthalsen Reisegruppe dort an mit seinen Leki-Stoecke und dem dicken Rucksack voller Fresschen… Nee, echt! Unmoeglich 😉 ! Bester Kommentar darueber hinaus war noch: „… icke – kenn sowieso keene Highlights in mein‘ Leben wofuer ick um 5 uffstehen muesste!“

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Dieser Blogbeitrag waere auch gern noch ein paar andere Titel wert gewesen. „Machu Picchu“ mit vielen Ausrufezeichen vielleicht. „…schnauf!“. „Schlappe Beine!“. „Obelix was here!“. Oder „… die spinnen, die Inkas“. Seit Tagen ist Architekturspaeher Andreas im Steine-Wahn.

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Cuszos Innenstadt hat VIELE Inka-Mauerreste, schlichte und beeindruckende, manchmal, wie man hier scherzt direkt nebeneinander „Inka“ und „inca-pable“, wenn die Spanier oder wer auch immer versucht haben, diese Kuenste nachzuahmen. In Lauf- bzw. Schleichentfernung ueber der Stadt liegt die Inka-Festung Saqsayhuaman. Es pisst wie verrueckt, aber es ist unglaublich beeindruckend: bis zu 300 Tonnen schwere Bloecke wurden hier fugenlos zu Mauern zusammengefuegt…

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Und dann schliesslich die Zugfahrt nach Machu Picchu…

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Nach einer Nacht in Aguas Calientes, und nachdem wir die Situation am Eingang zur Inkastadt ueberlebt haben, koennen wir Machu Picchu geniessen, staunen und phantasieren. Es ist einfach unglaublich. Inkabaeder werden abgelichtet und feinste Dachdetails, Tempelreste, die Wasseranlage, Steinhauerei – grob und fein.
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An manchen Stellen koennen wir ein bisschen den Fuehrern zuhoeren; selbst wenn jeder seine eigenen Theorien zu vertreten scheint – wir haben ja auch keinen Schimmer, wie das alles gemacht und angefertigt wurde, wie diese Leute gelebt haben, wie man ueberhaupt in dieser unwirtlichen Umwelt hat eine Stadt anlegen moegen. Die Terassen, manchmal handtuchschmal, auf denen geackert wurde, und deren Mauerung noch heute haelt. Der Ackerboden, der mit Guano geduengt wurde – was dazu fuehrte, dass in dieser extrem disziplinierten Welt Personen, die einen Guano-produzierenden Vogel toeteten, mit dem Tode bestraft wurden. Und so vieles mehr – es wird einfach einen separaten Inka-Bericht geben muessen, wenn wir zurueck auf der AKKA sind und Zeit ist, die Bilder auszuwerten.

Als es ganz schlimm wird mit dem Besucherstrom – um 11:30 treffen die Gaeste ein, die direkt mit dem Zug aus Cusco kommen und nicht wie wir eine Nacht in Aguas Calientes geblieben sind! – machen wir uns auf den Inka-Pfad.

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Nicht wirklich – das sind im Original 4-5 fuerchterliche und fuerchterlich teure Tage, die man auf Schusters Rappen auf den alten Botenpfaden der Inkas von Cusco nach Machu Picchu zubringt, etwas fuer die ganz hippen und nebenbei sehr fitten… „Inkapfad fuer Eilige“ gibt es auch. Man kann, wenn man frueh ansteht, innerhalb der Anlage auf den Wayna Picchu aufsteigen, 400 Personen pro Tag duerfen das. Allein der Anblick  der Treppen raubt uns den Atem; nur unser Freund Milou, der franzoesische Reisemaniac („…if you come to China, go right to Yunnan“), rennt nicht nur um 4 Uhr morgens zunaechst mal tausende Stufen bis zum Gate hinauf, um gleich als erster dort zu sein, noch vor den Bussen, die wir faulerweise benutzen – nein, er sprintet dann auch noch auf diesen Berg. So fit sind wir nicht, eindeutig, und so pusten wir den Inkapfad von der Stadt Machu Picchu zum Sonnentor hinauf (Milou kommt natuerlich hinterher gejoggt…). Intipunku ist das Ziel, und das reicht uns auch schon. Da sitzt man dann, blickt auf diese phantastische Bergwelt hinauf und hinueber und hinunter, schneebedeckte Gipfel, Urwald auf den Haengen, tief unten fliesst der Urubamba, oder sollte man sagen: der Amazonas. Schoener Gedanke, dass wir auf diesem Wasser gewissermassen eine Riesenstrecke diesem unserem Wendepunkt der Reise entgegengeschippert sind.

Wir halten es bis zum spaeten Nachmittag aus in der Anlage; fuer viele der Besucher voellig hirnrissig, aber wir sind einfach fasziniert.

Tags drauf wachen wir vom Regengetrommel auf – und entscheiden, das Zugticket umzutauschen und Aguas Calientes ohne Bad im heissen Schwefelwasser zu verlassen. Gute Entscheidung! In Ollantaytambo muessen wir ohnehin in den Bus umsteigen und so entsteht noch ein unvorhergesehenes Nebenprodukt des Machu Picchu-Ausfluges: Inka-Ruinen, naechster Teil.

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Jetzt sind wir zurueck in Cuzco und geschafft – in einem anderen Blog las ich: Nie wieder Treppenstufen! Nachvollziehbar!
Gesamturteil aber: Unvergleichlich – und, siehe Titel: Unvergesslich!