General Motors meets Volkswagen

Storebay / Tobago, 24.1.2009

Das ist doch mal ne schöne Kombination: Surfen und Waschen… Ich sitze im „Wash Cafe“ mitten in einer wunderbaren Geraeuschkulisse – im Hintergrund waschen 2 Waschmaschinen unsere Waesche (und 5 weitere die der anderen Besucher), und die fuer unsere Kochwaesche ist so ein rechtes Trumm, deren Laermpegel auch fuer Starts an der benachbarten Landebahn gut waere. Im Moment ziehe ich den Kopf sowieso ein bisschen ein, weil meine Bettwaesche samt der Maschine gegen die Wand laeuft. Im wahrsten Sinne des Wortes… Aber da Miss Washcafe ganz cool bleibt, muss ich annehmenm dass dies der Standard ist

Wie man dem Positionsreport entnehmen kann, haben wir Scarborough verlassen – eigentlich wollten wir AKKA dort liegen lassen und ein paar Landasufluege unternehmen, aber Mittwochabend drehten die Boote alle ploetzlich uferwaerts, wir waren ohnehin die, die am weitesten innen lagen, und es ergab sich erstmalig eine Nacht der Ankerwachen. Im Hafenschlick steckenzubleiben ist zwar nicht besonders schlimm, aber wenn man durch Wachen Grundberuehrung vermeiden kann, schlaegt man sich halt mal ein paar Nachtstunden um die Ohren. Wohl schien am Morgen alles wieder normal, aber die Wasserqualitaet, die bislang immerhin f[uer Pflegearbeiten am Rumpf, Freediver-Aktionen und sogar Wassermachen gut gewesen war, hatte sich in ein Sumpfbad mit Algenbluete verwandelt. Also hoch mit dem Haken, wir verholen uns… Nach drei Stunden mit Squalls (und Fein-Gehacktem) lagen wir dann vorm Suedwestende von Tobago, schoenes gruenes Wasser, ein paar Hotels am Ufer, 2-3 andere Schiffe. Fein.

Wir liegen in der Naehe von Pigeon Point, wo ein grosses Riff das einzige hurricane hole von Tobago begrenzt – ja, ab und zu gibt es mal einen Hurrikan, der Tobago trifft. 1963 zum Beispiel, als 40% des Regenwaldes in den Bergen dabei drauf gingen. Buccoo Bay, so heisst die Bucht, ist Schutzgebiet und wirklich nur mit Segelschiffen zu befahren, wenn ein Sturm mit Namen droht; sonst darf man nur mit dem Dinghy dort hinein, was wir demnaechst dann auch mal tun werden. Wenn die Waesche fertig ist etc. pp. Den Liegeplatz hatten wir uns per Fahrrad aus Scarborough kommend schon mal angeguckt, und das war dann auch der Zeitpunkt zu dem General Motors Volkswagen traf. Seit den fruehen Morgenstunden hatten wir Besuch im Hafen gehabt – hoch ueber uns joggten zig Amerikaner ums Oberdeck eines Kreuzfahrers von gigantischem AUsmaß; Andreas zaehlt 300 Balkons allein auf unserer Seite, macht wohl 600 insgesamt. Ein schwimmendes Altersheim, wie er sarkastisch (und ein bisschen neidisch !? Putzfrau, Koch, alles da…) bemerkt, und es sieht nicht besonders ausgebucht aus.

Am Strand von Pigeon Pont treffen wir sie dann zu Hunderten, die Passagiere – und ich kann meine Neugier dann doch nicht zuegeln. Zwei Liegen, eine davon frei: „May I ask you a question?“ – so treffe ich erst Howard, und dann „General Motors“, Debbie. Waehrend die Maenner erschoepft im Schatten liegen, quatschen die Weiber sich die Seele aus dem Leib. Ueber die Kreuzfahrt (ausgebucht! 2400 Gaeste auf dem Weg nach Barbados!), die Arbeit und das Aufhoeren, Amerikaner und Deutsche, die schlechte Wirtschaftslage im Allgemeinen und von GM im Besonderen, und natuerlich „einmal Obama und zurueck“. Irgendwie geht das mit Amerikanern immer so voellig zwanglos, ich habe aber immer noch nicht definitiv erkannt, ob die einfach nur zu hoeflich sind, um all diesen +/- tiefschuerfenden Themen einen Riegel vorzuschieben. Ich denke aber, Debbie haette sich ja auch gaehnend in ihren Liegestuhl zuruecklegen koennen oder sonst ein Signal des Ueberdrusses geben. Aber wir haben wirklich Spaß und Howard ist sowieso ein Spaßmacher… So verabschieden wir uns nach einer geraumen Weile herzlich und mit einem „big hug“.

Mal wieder so eine Begegnung, die einfach zu kurz war, schade. Als wir gegen Sonnenuntergang ueber die Huegel Scarborough entgegenradeln, sehen wir gerade das Monstrum mit den beiden an Bord aus dem Hafen ziehen. Celebrity Summit. Echt der Gipfel…

Die diversen Maschinen und Trockner rufen – jetzt ist mal wieder Bordfrauenalltag im Wash Cafe angesagt. Den Bericht ueber den Regenwaldausflug muss ich mir erst mal verkneifen! Aber eines kann ich ja schon verraten:
AKKA Crew meets Colibri!

Neu, neu, neu!

Der aufmerksame Leser wird es schon gemerkt haben – es gibt eine neue Seite auf diesem Blog. Oben in der blauen Kopfzeile gibt es eine neue Registerkarte „Glossar für Nichtsegler“, gleich neben „blog“ und „Zum Online-Tagebuch“: Wir haben nämlich angefangen, seglerische Fachbegriffe zu erklären.

Man kann sicher das Meiste er-wiki-n, aber vielleicht hilft es ja manchmal, einen Blick in das Glossar zu werfen. Ich werde versuchen, „dranzubleiben“! Tipps und Anmerkungen sind immer willkommen!

Trinidad and Tobago

Scarborough, 15.1.2009

Tja, jaa … Manchmal sind Seestrecken einfach nicht dazu angetan, sich hinter den Rechner zu schwingen und ein paar launige Worte über das Segeln und insbesondere das Wunderbare am Segeln in den Äther zu plaudern. „Choppy“ sagt der Engländer dazu, was wir vor der Küste Guyanas vorfanden, in der Ostsee nennen wir das „Hack“. Auf die Seekarte geguckt, ist die Sachlage klar : Guyanastrom schiebt uns genau da hin, wo wir hinwollen, nordwestlich, Wind ist der ganz normale Nordostpassat, also ein schöner
Halbwindtörn – wir tippten auf „ein bisschen vorlicher als halb“, wegen Abdrift. Am Montagmorgen um 0800 losgefahren, schubste uns die Tide den Surinamfluss hinunter, und um 11:30 waren wir an der Ansteuerungstonne.
Wir haten in Hinblick auf Windvorhersagen und unsere Erfahrungen mit Nordostpassat und Squalls eigens die kleine Fock am inneren Vorstag angeschlagen, und Andreas entwickelte die Idee, sie doch wirklich mal hochzuziehen – und siehe da, wir hatten unsere Besegelung für die nächsten Tage gefunden. Es wehte gut, und tatsächlich „ein bisschen vorlicher als halb“ – der Abdriftwinkel machte eine klassische Am-Windfahrt daraus, und das „schätze“ ich schon immer besonders; baaah, Nordseewelle lässt grüßen.
Eine Vomex A-Kapsel hatte ich vorsorglich eingeworfen, kann also losgehen. Der erste Tag ging dahin, der zweite, immer mit AKKA-untypischen 6 bis 7 Knoten Fahrt, aber es wollte einfach nicht aufhören zu stampfen und zu knallen. Nachtwachen, kaum Schiffsverkehr, aber dafür Squalls, und über all dem: keine Lust zum Kochen (Reis mit Möhrengemüse – Nachtigall, ick hör dir trapsen…) Am dritten Tage entschloss ich mich nach längerer Qual (… ist das nun Seekrankheit?!“) dann doch zu einer zweiten Vomex-Kapsel
(übrigens die retard-Version, sehr empfehlenswert!). Selbst Andreas kam mal zwischendurch an Deck „Luft schnappen“; das hatte seinen besonderen Grund: Auf dieser bewegten See kann man herrliche kleine Filme mit der Digitalkamera drehen, aus allen Perspektiven, von der dahineilenden AKKA auf den tanzenden Wellen. Und die Filmchen kann man dann auch gleich Computer auslesen und angucken – da allerdings stimmt dann das reale Gehopse und Geklöter im Schiff wohl nicht mehr mit dem visuellen Eindruck auf
dem Bildschirm überein, und so musste er doch mal „eben Luft schnappen“. Die Dinner-Menukarte sah „Rigatoni al Burro con Carne à la AKKA“ vor. Aber dieses Essen löste auch die oben gestellte Frage, ob dies nun Seekrankheit sei: „… im Prinzip ja, aber so ein leerer Magen tut auch nicht gerade was für’s Wohlgefühl“; letzteres stellte sich nach dem Genuss von Butternudeln und selbst eingekochten Fleischklöpschen – zu mehr waren ich echt nicht in der Lage – sofort wieder ein. Noch eine Nacht mit reichlich
Squalls, und die gute AKKA samt Pedder, dem Windpilotenwunder, hatten uns in sensationeller Geschwindigkeit nach Tobago getragen. Nicht ohne dass es zum Sonnenaufgang nicht doch noch einen kleinen „Einsteiger“ gegeben hätte; nun fahren wir schon eine Mittelcockpityacht und Relingskleider, aber manche Wellen suchen sich wirklich heimtückisch die letzte freie Lücke. Ich liebe salzwassernasse Klamotten, und wenn es dann auch noch so schön den Niedergang runterläuft… Aber wir waren ja bald da. Um 10:00
Ortszeit fiel der Anker in Scarborough – genau 75 Stunden nach der Abfahrt und mit 6,5 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit. Letzteres muss mal erwähnt werden, nicht für die Statistik, sondern weil unser Schiff echt ein tolles ist. Und für das Geholpere kann sie ja nicht wirklich was, die dicke Gans.

Jetzt gibt es erst einmal ein paar Tage Pause: Baden, Basteln, Regenwald. Karibik ist schon lustig, allein die ganzen Reggae-Typen vor ihren wummernden Kisten sind immer eine Reise wert. Und es ist schon wieder anders als Guyana, viel schwärzer, viel lässiger, auch nachlässiger. Morgen abend ist auf irgendeinem Parkplatz „Soca – The Best of the Best“, mal gucken. Was sagte der Zöllner eben?! Tobago ist schön, aber „Carnival in Trinidad – that’s – well, dangerous!“. Da haben wir ja mal wieder genau
den richtigen Zeitplan geschmiedet. Ersatzteilparadies Trinidad calling…

Ut mine Stroomtid

Paramaribo, 11.1.2009

Das Ankern im Strom, immer ein schönes Thema…

Dies hier ist, wie jeder sieht, JUNO, und die kennen wir schon seit Jacaré samt Eigner Tom; ein friedlicher Amerikaner, der höchstens mal ein bisschen nah an die brasilianischen Mädchen heranrückte, oder sie an ihn, egal…

Vorgestern sassen wir im Cockpit beim Frühstück, und sahen, dass Juno den Anker lichtet; Petite Fleur und Pamela hatten näher am Ufer Platz gemacht, und etwas weiter drinnen ist es einfach ruhiger. Klarer Fall. Schlürf, noch ein Kaffee. „Sag mal, was macht eigentlich Tom da vorn vor unserem Bug?“ „…ach, der kennt den Strom doch, der weiß was er macht…“ Schlürf, aaahhh… Uaahh! jetzt wird’s doch ein bisschen eng da vorn an unserem Bugkorb. Hingesprintet, abhalten… Im Strom – wir haben Springzeit, 3,5 Knoten! – geht eigentlich ohne Anker nix, und schon gar nicht ohne Motor und der tat es bei Juno gerade mal nicht.

Und dann saßen Tom und Juno auf unserer Ankerkette, die natürlich „unter Druck geraten“ einen Ausweg suchte und sich zwischen Junos Ruderblatt und Skeg klemmte. Warpanker mit dem Dinghy ausbringen – natürlich erst im zweiten Versuch ein Erfolg, wir versuchten derweil zu retten, was zum Beispiel an Positionslaternen zu retten ist, Fender rücken, drücken, Leinen ziehen. Len kommt mit seinem Dinghy rum, zwei wirklich starke Hände mehr, immerhin an Jannas Geburtstag. Zwischendrin ist dann sogar Zeit, einen weiteren Kaffee zu kochen und zu verteilen, auch wenn es, wie sollte es anders sein, anfängt zu pieseln und zu wehen. Als der Strom nachlässt, lässt auch der Druck auf unsere Ankerkette nach und Tom – eigentlich ein Helikopter-Pilot, aber nun sieht er wirklich aus wie ein echter „seal“ – jumpt ins unsichtige Wasser des Surinam und klariert unsere Ankerkette oder sein Ruder oder beides.

Genau, die Ankerkette mit den Schäden. Jetzt wissen wir, was sie wirklich aushält, und unser Bügelanker klebt am Grund wie nix Gutes, auch mit zwei Schiffen dran. Wir gehen trotzdem ankerauf, morgen früh, damit wir Tobago noch zum Wochenende erreichen; die Bestimmungen in Trinidad und Tobago sehen nämlich vor, dass man während der Dienstzeit des Zolls und der Einreisebehörden eintrifft, sonst wird es teuer. 4-5 Tage (ungemütliches, wie Petite Fleur sagt…) Segeln. Und, weil es ein paar Schrammen am nachtblauen Zierstreifen gegeben hat, ist unsere Einkaufsliste länger geworden: Blauen Lack (Hilfe, Matthias-Paulsen-GmbH, wie war die Mischung?!) und ein paar A’s und K’s zum Aufkleben. Aber erst einmal ist Baden in Tobago angesagt. Und KEIN Ankern im Tidenstrom!

Falsch!

Paramaribo, 7.1.2009

Falsch! Das rief unser Lieblingskellner im hannoverschen Chinesenlokal gern, wenn er mal wieder die Bestellungen der verschiedenen Tische durcheinander gebracht hatte, und lachte dazu. Wir lachen auch, trotz „…falsch!“

Falsch herum lag heute das Dinghy auf dem Deck, mal wieder Schwein gehabt. Das Schlauchboot hängt am Kutterfall seitlich in Relingshöhe, eine Sicherheitsmaßnahme, aber ein Rekordsquall hat es heute einfach aufs Vorschiff geschleudert. 36 Knoten Wind konnte der Eigner ablesen, bevor er dann an Deck sprang und fix die umherfliegenden Ruder einsammeln konnte, den Kraftstofftank aufrichten und Kollateralschäden vermeiden, die der kopfüber hängende Motor gern an unserem schönen Arnisser Teakdeck angerichtet hätte. Janna und ich waren derweil in der Stadt und erfreuten uns der tropischen Güsse, die damit einhergingen. 36 knoten Wind – das sind 8 Windstärken, am Anker, im Ebbstrom.

Diese Rahmenbedingungen lassen uns insgesamt „… falsch“ rufen. Blöde Jahreszeit für Suriname und blöde Idee, jetzt auf Waldausflüge zu gehen. Wir treten also in Kürze die Flucht nach vorn an und reisen weiter nach Tobago. Albert von der IMAGINE schreibt aus Trinidad: „… und heute hat es noch nicht einmal geregnet!“ Das hätten wir auch mal wieder gern… Und dann hätten wir ja auch noch gern eine neue Ankerkette, einen funktionierenden Inverter und solche wunderbaren Sachen wie – ich muss diesen schönen Titel einfach in voller Länge zitieren! – „The Practical Boatowner’s Mechanical and Electrical Manual: How to Maintain, Repair and Improve your Boat’s Essential Systems“. Das hat uns nämlich geholfen Licht ins Ankerkettenkorrosionsdunkel zu bringen – KAAT lieh uns das Buch und wir sagten 2 Tage lang „… aha! Hmh… Ah, jaaaa!“. Schade übrigens, dass KAAT nach Domburg weitergereist ist – nicht nur wegen der netten Gespräche und der Bücherleihe, sondern auch, weil mein Eigner eine neue Freundin gefunden hatte. Deirdre. 1 1/2 jähriges Bündel aus Charme und Willenstärke.

Trinidad also. Heute haben wir uns den Budget Marine-Katalog heruntergeladen – Kommentar Andreas: „… ich glaube, in dem Laden können wir TAGE zubringen!“ Ist doch schön, wenn man sich so auf ferne Länder freuen kann. Da sind wir in jedem Falle richtig!

Neujahrsgrüße

Paramaribo/Suriname, 1.1.2009

Die spinnen, die Surinaamse! Dass es seit letztem Wochenende ununterbrochen böllert, hatte ich ja schon erwähnt, aber dass wir mit AKKA mitten in einem Feuerwerk liegen würden, einem vielstündigen, das hatten wir nicht erwartet.

Pünktlich zu dem Zeitpunkt, zu dem wir das Dinghy besteigen und an Land rudern wollten, ging gestern ein Squall durch, der sich gewaschen hatte (oder besser: das alles wusch, inklusive unserer selbst!). Die Holländer vor uns machten merkwürdige Bewegungen am Anker und schmissen jeweils schon mal die Maschinen an, so wie wir. Es goss derartig, dass wir erstmalig nach einer gewissen Gedenk- = Spülzeit die Decksabflüsse geschlossen haben und das sich sammelnde Regenwasser in den Haupttank geleitet haben. Der war auch ratz-fatz voll.

Wer aber nun gedacht hatte, dass ein tropischer Regenguss dieser Güte die Feuerwerkskörper, die in ganz Paramaribo verteilt sind, durchweicht und damit un-knallbar gemacht hätte, täuscht sich. Wir blieben an Bord und genossen das Schauspiel mit wechselnden Gefühlen.

Hannovers Silvesterknallerei ist völliges Pille-Palle dagegen. Und es beteiligen sich hier wirklich alle daran – selbst die Wache vor dem Präsidentenpalast hatte eine mindestens 2 m lange und mehr als armdicke Girlande von Böllern auf ihre Schranke gehängt.

Da hat sich der Präsident bestimmt gefreut, als das Ding losging… Wir gehen jetzt gleich mal gucken, wie viele von den Kartons „Firework crackers, 20.000 pcs., made in China“ wir finden können. Es sind VIELE!

Und dann wird schon mal geübt – bis sich der Himmel verdunkelt. Tagelang!

WIr sahen, und das muss jetzt einfach nachgetragen werden, die „Bescherung“ gestern morgen, als wir um 07:30 zur VIsaabteilung aufbrachen. Fast hätten wir alle Einklarierungsrekorde geschlagen, wäre denn das Visum wie versprochen schon am 30.12. mittags fertig gewesen, aber man wünschte unseren Besuch dann doch lieber nochmal am Tag drauf, ganz in der Frühe. Gut so, weil die Einwanderungsbehörde wollte um 9 Uhr Feierabend machen; man sass schon in Zivil auf den Tischen und war eigentlich gar nicht so recht willig, uns einen Einreisestempel zu geben. Um 08:20 waren wir fertig – weniger als 48 Stunden nachdem uns das Highlight dieser Prozedur passiert war:

Diverse Schiffe hier haben keine Zolleinklarierung – von „immer noch nicht“ bis „wir verzichten drauf“. Ich war am Montag zu Fuß zum Zoll gedackelt, durch tropischen Nieselregen, aber mitten durch’s Surinamleben, wundervoll. Angekommen hatte ich mich zwischen die Warnwestenträger von den Seeschiffen gedrängt und geduldig gewartet, bis ich unser Anliegen vortragen konnte. Und dann ging alles ganz schnell, der „Zuständige“ guckte kurz auf und orderte einen Untergebenen, mit mir zurück zur AKKA zu fahren. Dieser Blick! Waidwund, desinteressiert – was weiß ich und ich denke „… ausgerechnet so einer…“. Ich versuchte es mit Lächeln. Nix. Da ich zu Fuß gekommen war, gab es natürlich auch kein Taxi, das musste geordert werden, alles offensichtlich so recht nach dem Geschmack „unseres“ Zollbeamten. Ah, je, und mit denen muss man sich doch gut stellen. Ich versuch’s. Und auf der Mitte der Fahrt taute die Stimmung ein bisschen auf, und als wir auf dem Fähranleger des Hotels standen, klärte sich die kleine Missstimmung: „That’s the boat over there!“ Verschmitztes Grinsen: „Well, we can do the procedure here on the dock…“. Es war ihm schlicht unheimlich. Dinghyfahrt, wackeliger Segler – nix für Romero, so weit waren wir immerhin schon gekommen. Dass er am Ende doch mit auf die AKKA kam, lag daran, dass man eine Ladeliste verlangte, und die konnten wir nur an Bord fertigen. Und da siegte dann wohl Neugier über Furcht: „I’ll go with you!“ Andreas holte uns ab, Romero – chinesisch-afrikanischer Abstammung und Nichtschwimmer, wie er kleinlaut zugab – klammerte sich an alles einigermaßen Feste auf dem Schlauchboot, unter anderem auch den Motor, kletterte unter Mühen an Bord, aber dann hatten wir wirklich eine gute Zeit. Ein unbestechliches „No, thanks!“ auf Getränkeangebote, aber dafür gab es Surinam-Informationen frei Haus. Wirtschaftslage, Familiengeschichten, Politik, Sklavereivergangenheit.

Das sind die Begegnungen, die diese Reiserei so lohnend machen – wir haben es genossen. Und wurden noch dazu mit einem offiziellen Zollstempel geehrt. Als einzige in unserer kleinen Ankerliegergruppe.

Heute früh dann zum Abschluss der Feiertage noch ein „Neujahrsgruß spezial“ für AKKA: eine Gruße Delfine ums Schiff. Wenn das kein gutes Omen für 2009 ist. Wir rufen , frei nach Janosch: „Oh, wie schön ist Surinam“ und wünschen allerseits ein gutes Neues Jahr!