Ruhe!

Downtown Singapore

Downtown Singapore

Pulau Pisang, 24.11.2014

Schon, schon… Wir fanden es ganz toll in Singapur, aber manchmal war einem die Geräuschkulisse und das Gewühle doch ein bisschen viel, und nach drei Wochen waren wir heute ganz froh, loszufahren. Schluss mit „Malls“…

Heute abend haben wir es wirklich ruhig: wir sind schon ein Stück in die Straße von Malakka hineingefahren und liegen auf unserem Weg nach Port Dickson vor Pulau Pisang. Bananeninsel heißt das. Ein paar Vögel schreien aus dem Gehölz, die abendliche Sonne scheint hinter den dicken Restwolken des gerade durchgezogenen Gewitters hervor, ein paar Delfine, die mit ihren rosa Flecken aussehen als hätten sie einen Sonnenbrand (oder Vitiligo?) schnaufen ums Schiff herum. Am westlichen Horizont zieht die endlose Reihe der Tanker und Frachter ihre Bahn – von Singapur, nach Singapur.

Nicht sehr stilles Stillleben mit AKKA...

Nicht sehr stilles Stillleben mit AKKA…

Wir haben überwiegend „normales Singapur“ gesehen, aber was ist dort schon normal. Den Abschluss machte am Sonnabend der Versuch, zum High Tea im Raffles Hotel einzufallen, aber das hätten wir uns denken können: nichts geht ohne Reservierung. Oder doch?! Der Eigner fragt am Eingang zum Restaurant nach. Sicher doch! High Tea der Extraklasse, nicht mit dem Pöbel – allerdings nicht in züchtig langen Bermudas und Sandalen. Welche Größe haben Sie? Wir würden Ihnen einen

Double Choc Millefeuille

Double Choc Millefeuille

Sarong zur Verfügung stellen, und die Dame bekommt ein Nachmittagskleid! Nein, viiielen Dank! Das ist nicht nötig! … ich stürze mich doch nicht in ein geliehenes Nachmittagskleid (wenn sie überhaupt eines für mich gefunden hätten). Au0erdem war unser Alternativprogramm schon festgelegt, es gibt auf dem Gelände nämlich nicht nur das Übliche … genau, Cartier und Tiffany, sondern auch Ah Teng, den Bäcker, und der Programmpunkt hieß „High Tea für Landeier“. Will sagen: Double Choc Millefeuille mit einem goldenen Raffles Hotel als Verzierung und ein Banana-Chocolate-Cake für den Herrn, ähnlich aufwändig verziert. Lecker! Mit Milchkaffee, am 20er-Jahre-Marmortischchen geschlürft. Der High Tea-Termin im Raffles wäre sowieso nur ein Test gewesen, ob Raffles es besser kann als „The Clifford Pier“ – denn deren High Tea war herrlich.

Hochgestapelt.

Hochgestapelt.

 Die ersten Minuten war ich ein bisschen verspannt, solcherart „feine Umgebung“ kehrt gewisse Hemmungen hervor, ich erinnere die Familie an meinen Auftritt in der „Tanne“ in Braunlage, wo ich erst den fliegenden Zopf durch die Suppe und meine Mutter dann zur Vermeidung von Kollateralschäden das Zopfende durch den Mund zog. Aber unser Kellner, so indisch, wie es nur in Singapur sein kann, war rührend um uns bemüht, schwatzte uns die Ohren von Deutschland voll (wer war eigentlich noch nicht in Stuttgart?!) und erklärte die dargebotenen Köstlichkeiten.

Ein Höckerchen für die Handtasche...

Ein Höckerchen für die Handtasche…

Natürlich, ts, ts, kann man die Handtasche – auf die ich doch so stolz bin, eigenhändig aus einer Mola genäht und mittlerweile ein bisschen abgeschabt und überholungsbedürftig! – nicht ans Stuhlbein lehnen. Oh, no. Es kam eigens ein Höckerchen für Venancios Entenmolatasche… Und es kam Tee bis zum Abwinken, köstlicher Earl Grey mit einem Tropfen Milch (McFünfUhrTeeFix hätte seine Freude gehabt!), und gleich zwei Kellner fragten immerzu, ob wir unsere Etagà¨re

Allerfeinst...

Allerfeinst…

neu befüllt haben möchten. Wir haben uns zu einer zweiten Portion Scones breitschlagen lassen, dafür haben wir den Rest einfach nicht geschafft. Das alles findet statt in der altehrwürdigen Pier-Ankunftshalle, unter’m Kronleuchter, William Somerset Maugham ließ grüßen – mit Blick auf Sonne und glitzerndes Wasser und, es wird schon moderner, ein paar Drachenbootfahrer beim Training und auf das gegenüber gelegene Marina Bay Sands-Monstrum. Dieses Erlebnis hätte Ritual-Potenzial …

Der Schipperin tögliches Vergnügen

Der Schipperin tögliches Vergnügen

Wir haben noch mehrere, schlichte Gucketouren in die Stadt unternommen, sind einmal mit dem Bus No. 143 bis zur Endhaltestelle gefahren – ohne mal auf das schlaue Smartphon zu schauen, das einem schon vor der ersten Haltestelle gesagt hätte, dass die Richtung vielleicht gefühlt die richtige, in Wahrheit jedoch die falsche war… Eine Tour fiel im Wesentlichen ins Wasser – wenn es regnet, und das tut es meist am Nachmittag, dann bitte ordentlich.

Fischen in der Marina. Lecker!

Fischen in der Marina. Lecker!

Wir haben dafür gesorgt, dass Felix von Unistream uns eine neue Deckwaschpumpe auf Kulanz verschafft, oder besser. wir haben dafür gesorgt, dass Johnson Schweden dem Felix eine solche schickt. Und was ich nicht geschafft habe, ist, meine Berge an Näharbeiten abzutragen – es war so grottenmäßig heiß, dass Nähen nur in allerkleinsten Dosen möglich war. Schade. Und schon brach das letzte Wochenende an, statt High Tea sahen wir im Raffles eine

Plantschen auf höchstem Niveau

Plantschen auf höchstem Niveau

Ausstellung von wunderschönen Schwarz-Weißbildern, im Leica-Laden. Heißt so etwas Laden?! Es hat mehr etwas von einer Galerie für ausgefallene Technikobjekte! Verrückt, was der Mensch alles nicht braucht, aber doch bewundern kann. Und statt High Tea gab es nun endlich den finalen Ausflug zum Marina Bay Sands Hotel – ab in den 57. Stock, wo wir uns an der gläsernen Balustrade hoch über Singapur die Nasen mit zwei Longdrinks begossen und

Das rote Dach ist das Clifford Pier

Das rote Dach ist das Clifford Pier

dieses unglaubliche Gewirr von Hochhäusern noch einmal bewundert haben. 4,5 Millionen Menschen übereinander gestapelt. Erschreckend beeindruckend. Der von mir bewunderte Pool allerdings macht wohl nur auf Fotos Lust auf „lange Bahnen“; am Samstagabend jedenfalls war das Ding gerappelt voll mit Hotelgästen, das heißt: plantschen auf höchstem Niveau. Auch die Ku Dé Ta-Bar war rummelig auf höchstem Niveau, und da kniekurze Hosen ab 18 Uhr

Urban Breeze und Passion Mojo

Standesgemäßer Abschied von Singapore:  Urban Breeze und Passion Mojo im 57. Stock

sowieso für unfein befunden werden, war die Entscheidung leicht, dem Rummel den Rücken zu drehen; auf dem Rückweg zum Bus fanden wir uns inmitten der Singapur-Normalbevölkerung wieder, im Food Court des alten Marktes, auf ein paar Dim Sum. Die vermochten auch den Vodka und den Rum aus den „fruchtigen“ Drinks zu neutralisieren, so dass wir geraden Auges und Weges zum Schiff zurückfanden.

Der Sonntag?! Shipshape-Tag. Drei Wochen verlangen nach Vorbereitungen für die kommenden Tage auf See. Schön nass ist alles geworden – als ich mit den letzten Einkäufen aus dem Cold Storage zurückradeln wollte, setzte gerade der zweite Nachmittags-Sturzbach ein. Als wir vorhin den Ankerplatz ansteuerten, dachten wir, hier sei Gelegenheit, das Sonnensegel zu trocknen, schließlich hatte es ja schon gewittert. Pustekuchen. Ankern im nächsten Gewitterregen – wir werden uns auf Stockflecken einrichten müssen.

Nächstes Ziel: Port Dickson mit einer Marina, wo man das Schiff für ein paar Tage ablegen kann, für einen Ausflug nach Malacca und auch nach Kuala Lumpur. Mal gucken, ob die fantastischen Bilder aus der Leica-Ausstellung im Raffles der Wahrheit entsprechen. Und neues Sunbrella kaufen. Falls es wirklich Stockflecken gab.

Singapura

Das ist SIngapur! Alte und neue Schiffe. Und Schwurbelarchitektur!

Singapurs Harbour Front! Alte und neue Schiffe. Gewitterwolken. Schwurbelarchitektur.

16.11.2014

14 Tage ohne (Blog)!  Das ist doch mal eine Ansage…

Meine Güte – wir sind schon 2 Wochen in Singapur. Zwei Wochen im Kreis von mehr oder weniger desolaten Arbeitsbooten, die schicken Yachten, SANUK, SAGATA und KAILANA waren nach ein paar Tagen schon verschwunden (eine neue ist gerade angekommen, TIBURON aus Wladiwostok. Wilde Burschen!). Unser Nachbar Twinkle rückt morgens früh aus und rangiert abends vorsichtig wieder rein, mit seinem riesen-dicken Stinkmotor.

AKKA an der langen Leine

AKKA an der langen Leine

Gleich rechts von uns – nein, eben nicht direkt neben uns, da würden sich ja die Riggs verhaken, also am übernächsten Platz die Phoenician, eindeutig ein Dauerlieger, aber seine fliegenden Regenplanen halten bislang jeden Sumatra aus; wir dagegen sind schon einmal nächstens aufgestanden, um unser Sonnensegel einzuholen – wir sind noch nicht wirklich cool genug! Die Taucher am Beginn des Pontons grüßen uns schon lange, Andreas schnackt mit den Indern (Sklaven?!), die die Steganlage ausbessern (besser ist das, nicht das Schnacken, das Ausbessern…). Abends bleiben wir auf dem Weg zur Nachtdusche gern mal eine Weile stehen und starren ins Hell-Dunkle:  riesige Containerschiffe ziehen rein oder raus. Zur Rechten werden Gasbohrtürme gefertigt, zur Linken fahren unablässig die Container von Schiff zu Lagerplatz, von Lagerplatz zu Schiff. Und dieses ganze Ding ist nur ein kleiner Teil vom Hafenbetrieb von Singapur.

Die ersten 12 Tage haben wir eindeutig verdaddelt und mit Kleinkram verbracht: Hauskram, Motorkram, Elektrokram. Kaum blitzt es mal ordentlich, steigt der Batteriekontroller aus. Vor ein paar Wochen hat der kleine Inverter im Salon seinen Geist aufgegeben – wo gibt es Ersatz?! Solche Sachen eben und damit ein paar Sachexpeditionen in die Stadt. Lektion 1: Singapur ist groß. Lektion 2: Busfahren ist prima, aber ganz schön unübersichtlich (da ist das Smartphone gefragt!) Lektion 3. Taxen sind erschwinglich und unterhaltsam. Und Lektion 4: Geschäfte, also Schiffszubehör, Motorenteile etc. – das ist alles ein bisschen anders organisiert als gewohnt. Große Bootszubehörläden gibt es nicht – na, doch, einen kleinen Laden in der Raffles Marina, ganz am Ende der Insel, gleich gegenüber von Malaysia und eine wahre Busexpedition entfernt – Ausbeute: gering, dafür sauteuer. Stattdessen gibt es aber unzählige Spezialbetriebe, die sich in den ebenso unzähligen, vielstöckigen Geschäftsgebäuden befinden – was von außen wie Bürohaus aussieht, enthält innen zum Beispiel unseren Volvo-Teilehändler ASRI.  Die Adresse heißt dann: 48 Toh Guan Road East, #7-103. Ah, ja, 7, Stock. Merkwürdig!  Volvohändler im 7. Stock – aber tatsächlich; das Haus ist wie ein Parkhaus organisiert, mit einer Fahrspur in der Mitte, rechts und links wird halt nicht geparkt, sondern gehandelt und gewerkelt, Gewürze, Arzneimittel (chinesische. Urrgs) Großhandel für Räucherkerzen und andere Opfergaben, Dreherei (mit CNC), Schreinerei. Und eben unser Volvohändler, der wie hier üblich allerdings kein Lager betreibt, sondern nur ein bisschen Motormurkelei, und sonst alles „beschaffen kann“. Was er auch tat. Eigentlich übrigens eine logische Organisation: was die Neuseeländer und Australier in ihren großen Industriegegebieten alles ordentlich nebeneinander stellen, muss im kleinen Singapur halt gestapelt werden. Beispiel: der Sim Lim Tower, mitten in der Stadt, am Rande von Little India gelegen, ist ein mehrstöckiges Haus für Elektronikersatzteile, Computerkleinkram, Funk, Sound, Licht etc., kurz: des Eigners Paradies.  Bil aus Scarborough hatte angekündigt, dass man an bestimmten der kleinen Ladennischen mit Sicherheit ein paar Söldner oder Geheimdienstler beim Einkauf von Spezialausrüstung beobachten könne. Auch wenn uns ausgerechnet das entgangen ist, gab es 5 Stockwerke rauf und runter viel zu gucken, zu viel für einen kurzen Samstagnachmittag – da musste man nochmal hin. Schräg gegenüber das Sim Lim Square, das gleiche in Grün, nur für elektronische Markenartikel, also im Wesentlichen für die Grundausrüstung des gestandenen Singaporean, Smartphones und Tablets aller Art. Und Computer, Kameras… Immer schön mehrstöckig, und eigentlich, ganz eigentlich ist nicht Sim Lim das angesagte Zentrum für Digitales, sondern das nicht weit entfernt gelegene Funan Digital Centre.  Haben wir noch nicht angeschaut, werden wir auch nicht, denn die nächste Digitalstation naht so oder so, und die heißt Kuala Lumpur und bietet günstigere Preise.

Ein winziger Ausschnitt aus dem ganzen Glitzer

Ein winziger Ausschnitt aus dem ganzen Glitzer

Hatte ich schon was zu den normalen Einkäufen gesagt? Nein?  Also, es gibt Malls hier.  Ganz in der Nähe, in Fahrradnähe sogar, das West Coast Road Centre mit dem Cold Storage Supermarkt und vielen blonden und braunhaarigen, eher europäisch anmutenden Kunden. Sitzt man im Starbucks Café im ersten Stock, sieht man reichlich prächtige Limousinen in dei Tiefgarage rollen: ein kleines ex-Pat-Einkaufszentrum.  2 km weiter: die Clementi-Mall. Gewaltig, großer Supermarkt drin, großer FairPrice-Supermarkt draußen und das Übliche: Bäckereiketten, Elektronikketten, Mobiltelefonketten, Klamotten. Und Starbucks, natürlich. Das Beste an Clementi ist aber Herr Phoon Huat – der hat einen Bäckereizulieferbetrieb mit allen Mehlsorten dieser Welt, mit Joghurtstarter und Zitronensäure (die wir zum Entkalken von Kühlkreislauf und Wassermachermembrane nnutzen), und vielen anderen guten Sachen, und auch nicht so guten (erstaunlich, was an Aromen und Chemikalien alles in Backwaren landet). Fährt man raus zur Raffles Marina – AKKA-Urteil: sehr nett, Yachties unter sich, wie schön dass wir hier im Containerhafen liegen können! – steigt man in Boon Lay um. Was ist da?! Na sicher!  Mall! Gigantisch, geleckt, glitzernd, hier allerdings mit deutlich chinesisch geprägten Seitenflügeln. Kein exPat Gebiet, mehr für den prestigebewussten Mittelstand. Aber Starbucks geht überall… Und so weiter und so weiter. Unser holländischer Nachbar und Singapore Airlines-Pilot meint: Shopping ist hier das einzig wirklich wichtige Hobby.  So schaut es aus. Die richtig großen Luxusmalls in der Innenstadt haben wir noch gar nicht angeschaut, aber als wir eigentlich nach Little India wollten und wieder einmal ein Sturzregen niederging, sind wir spontan an der Singapura Plaza ausgestiegen, dorthin hat mich eine Internetrecherche nach Nähzubehör gelockt.  Luxusartikel wohin man schaut. Mehrstöckig mit verwirrend vielen verschachtelten Ebenen, und obwohl sicher nicht die No.1-Mall der Stadt gingen einem die Augen bereits ausreichend über. Immerhin gab es neue Trekkingsandalen und ein paar Bermudas im Outdoorladen und das „Nählädchen“… Das hieß Spotlight (ich glaube, eine australische Kette), hatte, wie erwartet, Nadel und diverse Fäden sowie (das war das Ergebnis der Recherche!) Dylon-Farben für àºnser verblichenen IKEA Handtücher – und wäre eine Ganztagsexkursion wert.  Riesig. Der Eigner war sehr tapfer und hat den Einkaufskorb geschleppt.  A propos IKEA – die Reise nach Schweden werden wir auch noch antreten.

China Town. Im Tempel der Zahnreliquie...

China Town. Im Tempel der Zahnreliquie…

Aber das Leben besteht ja nicht nur aus Shopping und Basteling, sondern auch aus Kulturing, und daher haben wir am Tag 13 unseres Aufenthaltes tatsächlich eine Stadttour zum reinen Vergnügen unternommen.  Chinatown hieß das Ziel.  Nun muss man sagen, dass eigentlich ganz Singapur „China Town“ ist, 70% der Bevölkerung sind Chinesen, oder sogar noch mehr. Meine kleinen Kulturtouren führen mit Rad oder Bus etwa zur Wäscherei oder zum ACER Service, da kriegt man das normale Leben schon hautnah vorgeführt, in  Mandarin oder anderen unverständlichen Idiomen. Fern der Malls, in den kleinen Einkaufszentren, um die sich die turmhohen Wohnblöcke scharen, glitzert es deutlich weniger, wenn auch immer noch der Wohlstand Singapurs durchleuchtet. Übrigens ist das Lohnniveau und der Wert des Singapurdollars so, dass Malaien aus dem benachbarten Johor Baru gern und täglich stundenlang am Grenzübergang anstehen. Hin und zurück! Für ein paar Dollar mehr, genauer gesagt: 1 Dollar hier sind 2,5 Dollar drüben.   Chinatown ist das alte Handels- und Schifffahrtszentrum, man kam in Chinatown an, strebte einem der vielen Tempel oder Kirchlein zu, um sich für eine gelungene Seereise zu bedanken, und begann zu feilschen. Und heute? Wo man das Viertel noch nicht umgehauen und mit Hochhäusern bepflanzt hat, wird es zu einem SchickiMicki-Viertel umgebaut, in der Mitte ein Basar mit allem, was man nicht braucht, aber dringend dem Touristen andrehen möchte. Wir haben, das sei gebeichtet, Essstäbchen gekauft. Mit Sicherheit überteuert, aber nun haben wir wieder welche (die gehen immer für obskure Reparaturversuche oder als Hilfswerkzeug drauf…) Weg hier!

Der Pool ganz oben. der würde mich interessieren!

Marina Bay Sands. Der Pool ganz oben. der würde mich interessieren! Endlos lange Bahnen…

Zum Staunen lag das „Marina Bay Sands“ Hotel am Wege, eindeutig ein Fall für „die spinnen,die Singapurianer“. 57 Stockwerke Hotel und, na was wohl? Mall. Drei Türme gekrönt von einem schiffsartigen Aufbau: Bars, Restaurants und DER Pool der Stadt.

Sehr schön anzuschauen der alte, zum Restaurant umgebaute Clifford Quay, die alte Anlandestelle für Einwanderer, Kolonialbeamte und die William Somerset Maughams dieser Welt. Wären wir nicht ein bisschen spät dran gewesen, hätte es vielleicht zu einem „High Tea“ gereicht, aber den gibt es im Raffles Hotel ja auch.
Das Abendessen fand im absolut authentischen Little India statt, Musik, Düfte, Saris und das Essen – indisch für Inder. Toll. Nun „müssen“ wir noch die Arab Street und das Mustafa-Centre abarbeiten.

So viele.... Fische!

So viele…. Fische!

Aquarium und der Sentosa-Rummelplatz war gestern – das Aquarium war „ganz schön“, allerdings war vielleicht der Samstagnachmittag als Besuchstag taktisch nicht ganz klug gewählt. Und in der Reihe der auf dieser Reise besuchten (künstlichen) Aquarien liegt Singapur an dritter Stelle. Um die die ersten beiden Plätze kloppen sich Lissabon (der Mondfisch!) und Nouméa (das Nautilusbecken und der in der Nacht glühende Anomalops-Schwarm!). Ansonsten: Sentosa? Disneyland hatten wir schon schöner…

Schön! Die Quallenbecken

Schön! Die Quallenbecken

Deine schönen, blauen Augen!

Deine schönen, blauen Augen!

Heute war mal wieder Schiffstag und vom Morgen lassen wir uns überraschen. Ende der Woche geht es dann weiter…

Zwei Welten

Singapur, 4.11.2014

Schnelle Wortmeldung!  Schon der Titel ist irreführend:  es müsste „3 Welten“ heißen.

Die Anfahrt nach Nongsa auf der Insel Batam führte bereits am Rande der Singapore Strait entlang, die Stelzenhäuser der Fischer wurden weniger, die Nongsa Marina erfreute mit warmen Duschen, einem Swimming Pool, einem netten Hotelrestaurant, Shuttleservie nach Batam City zum Einkaufen – und eindeutig höheren Preisen, als wir es aus den vergangenen Monaten gewohnt waren.  Eine andere Welt. Singaporians auf Wochenendtrip im billigen Indonesien, das steht wohl unter dem Strich.
Für uns war es bequem und schön, wir konnten einiges am Boot machen, so ging die letzte Woche dahin. Das Auschecken allerdings, das erwies sich als der einzige Kinken im „independant travelling“. „Mit Rally“ wäre es leichter gewesen. Am Montag schon hatten wir begonnen herumzufragen, wie das denn nun vor sich gehe. Auf Mittwoch vertröstet, wurden wir dann auf den Donnerstag als nächsten Ansprechtermin verwiesen, „…dann ist der Agent wieder da!“.  Haben wir gemacht! „.. ja, aber doch nicht nach dem Lunch!  Jetzt ist keine Zeit mehr für die Prozedur…“  Immerhin – wir wollten am Sonntagmorgen abreisen. 2 1/2 Tage Zeit für etwas, was normalerweise 10 Minuten dauert.
Das Ende vom Lied sah uns, deren Visa am Sonntag ausliefen, theoretisch schon mit der Fähre nach Singapur fahren, um mit der erneuten Einreise nach Indonesien wieder „legal“ zu sein.  Aber die allerletzte Strophe hieß dann doch am Samstagabend: „Papiere fertig, am Sonntagmorgen kriegt Ihr sie“, und so war’s.
Leinen los – sampai bertemu lagi, Indonesia!  See you later.

Wir wurschteln uns durch’s Verkehrsgewühl der Singapore Strait, einem Verkehrstrennungsgebiet allerschönsten Ausmaßes, die großen Cargoschiffe sind mit 10 Minuten getaktet, da muss AKKA kollisionsfrei hindurch. Und bitte im rechten Winkel.  Anstrengend. Erstmalig haben wir zwei Ferngläser auf der „Brücke“, aber es funktioniert gut.

Neue Welt, nächster Teil: Check-in nach Singapur. Es könnte einem ja anhand der Erfahrung in Indonesien Böses schwanen, aber am Check-Point Sister’s Islands dampft uns ein graues Arbeitsboot entgegen, man reicht einen Kescher über, in den man die Pässe und Bootspapiere legt. 15 Minuten driften wir parallel, inmitten der auf Reede liegenden Frachter,  dann kommt der Kescher zurück und per Lautsprecher die Anweisung: „Bitte 4 mal unterschreiben!“  Wird gemacht. Fertig.  So kann’s auch gehen.

Durch den Dunst von Singapur dampfen wir im Zickzack zwischen den Frachtern hindurch. 5 Meilen sind es bis zum Republic of SIngapore Yacht Club (ex „Royal Singapore Yacht Club“!), der uns in allerletzter Minute einen Platz zugesagt hatte.  Das Bild der AIS-Signale auf dem Plotter hat die Anmutung, als könne man zu Fuß von Schiff zu Schiff steigen, unglaublich, die Verkehrs- und Ankerliegerdichte.  Überhaupt mag der Plotter das nicht – er steigt einfach aus, das sind ihm zu viele AIS-Ziele. Armes Kerlchen. Mit dem Laptop als Backup und abgeschaltetem AIS (nicht ganz legal) tuckern wir am Containerhafen entlang, COSCO, COSCO, MSC. MSC. MSC, MAERSK. MAERSK, CMA CGM, Hamburg Süd. Endlos! Asiatischer Verbraucherschrott für die Welt wird hier umgeschlagen! Und dann die Marina. Wir sind gebrieft – die SANUK und die SAGATA hatten uns gewarnt: es schaukelt!  Das tut’s, aber zumindest im Falle von AKKA und SAGATA (einem zig-Tonnen Kaurischiff aus Neuseeland..) nicht wirklich unangenehm. Tauch- und Arbeitsboote liegen hier, ein paar kleinere Motoryachten, alles an etwas heruntergekommenen Pontons, nicht so „Singapore’s Premier Yacht Club“-mäßig. Genau unser Ding!  Nix SchickiMicki. Arbeitshafen mit ordentlich Schwell von Versorgern und Zubringerbooten, Containergerummel, Werkssirenen. Plus nette Marinaleute, ein (allzu üppiges) BBQ, sogar mit special meat, heiße Duschen (mit Toiletten und Duschen, hier samt Dampfbad, haben sie’s, die Singaporians!), und alles gekrönt vom geradezu himmlischen Pool. 25 m +, ausreichend zum morgendlichen Kachelzählen. Und ich hatte Angst vor Singapur… Es ist nicht schön, aber wir genießen, was wir kriegen – und interessant wird es auch werden.  Singapore Sling im Fullerton Hotel, dem ehemaligen britisch-ehrwürdigen Postamt, in dem schon WS Maugham seine Manuskripte aufgegeben hat, vermutlich. Klar gucken wir auch da vorbei, wo alle Touristen hingehen und Kolonialluft schnüffeln: beim Raffles Hotel.  Ach ja, der Herr Raffles…  Allgegenwärtig, der Gründer von Singapur und auch unseres Yachtclubs.  Dass man den nicht auf dem englischen Kirchhof bestattet hat, wisst Ihr?  Warum? Wegen des Sklavenhandels!  Nicht was Ihr denkt – nein, Sir Stamford Raffles war gegen den Sklavenhandel, aber die Familie des zuständigen Reverend in seiner englischen Gemeinde hatte ihr Geld mit Sklavenhandel gemacht. Das rechtfertigt natürlich jede bigotte Strafmaßnahme. Ich hoffe, Sir Stamford war es eine Ehre!

Wir gehen jetzt in die Stadt. Ersatzteiljagd steht auf dem Programm, und was uns sonst noch über den Weg laufen wird. Ich würde ja gern mal nachts in den Zoo gehen. Man kann dort mit Rhinozerossen sprechen…  Und der Orang Utan vom Dienst würde mit den AKKAnauten frühstücken!