Zwei Welten

Singapur, 4.11.2014

Schnelle Wortmeldung!  Schon der Titel ist irreführend:  es müsste „3 Welten“ heißen.

Die Anfahrt nach Nongsa auf der Insel Batam führte bereits am Rande der Singapore Strait entlang, die Stelzenhäuser der Fischer wurden weniger, die Nongsa Marina erfreute mit warmen Duschen, einem Swimming Pool, einem netten Hotelrestaurant, Shuttleservie nach Batam City zum Einkaufen – und eindeutig höheren Preisen, als wir es aus den vergangenen Monaten gewohnt waren.  Eine andere Welt. Singaporians auf Wochenendtrip im billigen Indonesien, das steht wohl unter dem Strich.
Für uns war es bequem und schön, wir konnten einiges am Boot machen, so ging die letzte Woche dahin. Das Auschecken allerdings, das erwies sich als der einzige Kinken im „independant travelling“. „Mit Rally“ wäre es leichter gewesen. Am Montag schon hatten wir begonnen herumzufragen, wie das denn nun vor sich gehe. Auf Mittwoch vertröstet, wurden wir dann auf den Donnerstag als nächsten Ansprechtermin verwiesen, „…dann ist der Agent wieder da!“.  Haben wir gemacht! „.. ja, aber doch nicht nach dem Lunch!  Jetzt ist keine Zeit mehr für die Prozedur…“  Immerhin – wir wollten am Sonntagmorgen abreisen. 2 1/2 Tage Zeit für etwas, was normalerweise 10 Minuten dauert.
Das Ende vom Lied sah uns, deren Visa am Sonntag ausliefen, theoretisch schon mit der Fähre nach Singapur fahren, um mit der erneuten Einreise nach Indonesien wieder „legal“ zu sein.  Aber die allerletzte Strophe hieß dann doch am Samstagabend: „Papiere fertig, am Sonntagmorgen kriegt Ihr sie“, und so war’s.
Leinen los – sampai bertemu lagi, Indonesia!  See you later.

Wir wurschteln uns durch’s Verkehrsgewühl der Singapore Strait, einem Verkehrstrennungsgebiet allerschönsten Ausmaßes, die großen Cargoschiffe sind mit 10 Minuten getaktet, da muss AKKA kollisionsfrei hindurch. Und bitte im rechten Winkel.  Anstrengend. Erstmalig haben wir zwei Ferngläser auf der „Brücke“, aber es funktioniert gut.

Neue Welt, nächster Teil: Check-in nach Singapur. Es könnte einem ja anhand der Erfahrung in Indonesien Böses schwanen, aber am Check-Point Sister’s Islands dampft uns ein graues Arbeitsboot entgegen, man reicht einen Kescher über, in den man die Pässe und Bootspapiere legt. 15 Minuten driften wir parallel, inmitten der auf Reede liegenden Frachter,  dann kommt der Kescher zurück und per Lautsprecher die Anweisung: „Bitte 4 mal unterschreiben!“  Wird gemacht. Fertig.  So kann’s auch gehen.

Durch den Dunst von Singapur dampfen wir im Zickzack zwischen den Frachtern hindurch. 5 Meilen sind es bis zum Republic of SIngapore Yacht Club (ex „Royal Singapore Yacht Club“!), der uns in allerletzter Minute einen Platz zugesagt hatte.  Das Bild der AIS-Signale auf dem Plotter hat die Anmutung, als könne man zu Fuß von Schiff zu Schiff steigen, unglaublich, die Verkehrs- und Ankerliegerdichte.  Überhaupt mag der Plotter das nicht – er steigt einfach aus, das sind ihm zu viele AIS-Ziele. Armes Kerlchen. Mit dem Laptop als Backup und abgeschaltetem AIS (nicht ganz legal) tuckern wir am Containerhafen entlang, COSCO, COSCO, MSC. MSC. MSC, MAERSK. MAERSK, CMA CGM, Hamburg Süd. Endlos! Asiatischer Verbraucherschrott für die Welt wird hier umgeschlagen! Und dann die Marina. Wir sind gebrieft – die SANUK und die SAGATA hatten uns gewarnt: es schaukelt!  Das tut’s, aber zumindest im Falle von AKKA und SAGATA (einem zig-Tonnen Kaurischiff aus Neuseeland..) nicht wirklich unangenehm. Tauch- und Arbeitsboote liegen hier, ein paar kleinere Motoryachten, alles an etwas heruntergekommenen Pontons, nicht so „Singapore’s Premier Yacht Club“-mäßig. Genau unser Ding!  Nix SchickiMicki. Arbeitshafen mit ordentlich Schwell von Versorgern und Zubringerbooten, Containergerummel, Werkssirenen. Plus nette Marinaleute, ein (allzu üppiges) BBQ, sogar mit special meat, heiße Duschen (mit Toiletten und Duschen, hier samt Dampfbad, haben sie’s, die Singaporians!), und alles gekrönt vom geradezu himmlischen Pool. 25 m +, ausreichend zum morgendlichen Kachelzählen. Und ich hatte Angst vor Singapur… Es ist nicht schön, aber wir genießen, was wir kriegen – und interessant wird es auch werden.  Singapore Sling im Fullerton Hotel, dem ehemaligen britisch-ehrwürdigen Postamt, in dem schon WS Maugham seine Manuskripte aufgegeben hat, vermutlich. Klar gucken wir auch da vorbei, wo alle Touristen hingehen und Kolonialluft schnüffeln: beim Raffles Hotel.  Ach ja, der Herr Raffles…  Allgegenwärtig, der Gründer von Singapur und auch unseres Yachtclubs.  Dass man den nicht auf dem englischen Kirchhof bestattet hat, wisst Ihr?  Warum? Wegen des Sklavenhandels!  Nicht was Ihr denkt – nein, Sir Stamford Raffles war gegen den Sklavenhandel, aber die Familie des zuständigen Reverend in seiner englischen Gemeinde hatte ihr Geld mit Sklavenhandel gemacht. Das rechtfertigt natürlich jede bigotte Strafmaßnahme. Ich hoffe, Sir Stamford war es eine Ehre!

Wir gehen jetzt in die Stadt. Ersatzteiljagd steht auf dem Programm, und was uns sonst noch über den Weg laufen wird. Ich würde ja gern mal nachts in den Zoo gehen. Man kann dort mit Rhinozerossen sprechen…  Und der Orang Utan vom Dienst würde mit den AKKAnauten frühstücken!

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