A very happy one…

Die AKKAnauten…

… und die AKKA grüßen zum Jahreswechsel!

Prickly Bay, 31.12.2017

Ein glückliches Neues Jahr 2018 allen freundlichen Lesern! Wir sind gespannt. Reisetechnisch. Politisch…

Auf AKKA herrscht „business as usual“. Ein bisschen unusual ist das Wetter, das sich seit 2 Tagen von der eher trüben Seite zeigt, dafür ist der Stromeintrag aus Wind recht gut (ich muss gleich mal Wasser machen!). Und die Träume in der Nacht sind bunt, denn viel Geschaukel (am Anker!) lässt einen viel Mist träumen. Soll aber ab Montag wieder besser werden, zumindest zeitweilig.

Entdeckung der letzten beiden Tage: man kan viel Geld ausgeben in Grenada. Einerseits, weil es oberhalb der „Prickly Bay Marina“ einen Laden gibt, der „Boucher“ heißt. Beim Besitzer handelt es sich um einen waschechten französischen Schlachter, der alle Unmöglichkeiten der französischen Cuisine bietet. Terrine, Fois Gras – und tolles Fleisch von (un)glücklichen Rindern. Selbst das gebratene Hühnchen ist schmackhafter als wir es in letzter Zeit aus Supermärkten gewohnt waren, und die Frage: „… wie hätten Sie das Hackfleisch denn gern? Fein? Mit mehr oder weniger Fett?“ ist mir seit Jahren nicht begegnet.  MAn ahnt: ich muss gleich aufhören zu schreiben, die Pantry ruft. Die Kühlbox ist voll bis zum Rand, und meine Einmachgläser schon lange leer. Das Jahr 2017 findet einen produktiven Abschluss.

Wir scheinen jetzt mit AKKA da angekommen zu sein, wo andere Segler schon immer waren: „…irgendwas ist immer!“, technisch gesehen. Vom Stromsuchen hatte ich erzählt. Dass ein Lautsprecherkabel unerreichbar unter den Bodenbrettern seinen Anschluss verliert, hat den Eigner erst gewundert und dann einen ganzen Tag Such- und Reparaturbemühungen gekostet. Zur Entspannung gibt er schon mal Ankerplätze in Kuba im Plotter ein. Die Gattin wirft beiläufig ein, dass sich mit den immer lustiger werdenen Entwicklungen in den USA vielleicht doch eine Cyclonsaison in Mittelamerika anbieten würde. Braver Mann – er gibt prophylaktisch die Einfahrt in den Rio Dulce ein,  und zäng, da hängt der Plotter sich auf (Anmerkung für den Neffen: der von Malaysia aus in den USA bestellte und von Dir mühselig nach Kapstadt  geschickte Ersatzplotter ist in Trinidad auf dem Elektronikschrott gelandet, ein wahrhaft teures Abschreibungsobjekt…). Die Schipperin wird folgerichtig nervös und versucht herauszufinden, wie man die AIS-Signale ersatzweise auf Tablet oder Laptop kriegt – wenigstens das, denn Radar ist mit dem Plotterausfall in jedem Fall tot. So ein Mist.  Beim folgenden Frühstück ein Geistesblitz – ja, das gibt es! Schiete wat auf Tracks und Wegpunkte, die im ausgefallenen Plotter begraben sind, versuchen wir doch mal ein Werks-Reset. Tadadadaaa!  Da ist er wieder, der Plotter. Prognose allerdings: sehr wackelig. Hatte ich oben gesagt, man könne viel Geld ausgeben? Kann man. Ein Ersatzplotter der neuesten Generation bedingt nämlich auch ein neues Radar. Wir sind ja schon ein paar Tage unterwegs und mittlerweile sind die Systeme digital und die Übertragung geht per WiFi.
Wir werden mal auf Informationstour gehen, vielleicht schaffen wir es mit der alten Konfiguration noch bis ins „Zollfreie“. St. Martin, oder so. Richtig. geizig sind wir auch.

Auf in die Pantry, das Gulasch und der Schweinsbraten vom „Boucher“ warten (nochmals richtig, an dieser Stelle sind wir nicht besonders geizig!).  Und wenn ich Zeit habe, lese ich ein Büchlein über die erwähnte Grenada-Revolution, aus Revolutionärssicht. So was gibt es nur im Eigenverlag. An der Supermarktkasse.

Wir wünschen Euch ein wackelfreies Silvester, in jeder Hinsicht, und einen guten Rutsch!

Bis bald!

Weihnacht?!

Deutsche Ecke in Grenada…

Prickly Bay/Grenada, 26.12.2017

Fröhliche Weihnachten an alle!
Für manche ist es schon vorbei, das Fest der Völlerei und des Geschenkestress – und ich hoffe, es waren dennoch ein paar angenehme Tage! Und für uns… keine Völlerei, kein Geschenkestress. Doch schon – ich habe dem Eigner eine neue Zahnbürste beschert, und die Reaktion war eine altersgerechte: „… aber meine alte Aronal-Bürste [aus den 80ern!] sieht nur am Stiel so schlecht aus, von den Einsätzen habe ich noch genug!“  Ach ja… mal wieder Plastikmüll verschenkt. Ich werde ihn zu recykeln wissen. Völlerei gab es auch, denn was wäre Weihnachten ohne Schokolade.
Nachbarn bedauerten sehr, dass Weihnachten diesmal „nicht stattfindet“.  Doch, tut es, nur anders als in Europa, und für uns genau so, wie wir es mögen. Einfach „so gut wie gar nicht“, keine feinen Kleider, in denen das Kind sich nicht wohlfühlt, kein Gesang, den man lieber stecken lassen würde.  Freundlich-nachdenklich stimmt der Austausch mit den Geschwistern über alte Sitten. Ich erinnere mich mit Schaudern an meinen obligaten Weihnachtsvortrag, ganz früher ein Gedicht, später die biblische Weihnachtsgeschichte. „Markt und Straßen steh’n verlassen, still erleuchtet jedes Haus…“, und  „Es begab sich aber zu der Zeit…“  Sitzt immer noch. Die Schwägerin – es lebe die familiäre WhatsApp-Konferenz! – berichtet vom traditionellen Heiligabendessen mit Gänseklein samt Gurgel – so scheint denn jeder sein kleines Weihnachtsschaudern in sich zu tragen. Aber wir waren uns allseits einig, dass der Weihnachtsduft – Baum, Kerzen, Kekse, neue Bücher! – unvergesslich ist, dafür musste man schon mal ein bisschen schief singen. Und dieser Tage? Da kriegt man so viel nette Post, das ist besonders herzerwärmend – vielen herzlichen Dank in alle Welt! Wir freuen uns, dass es den allermeisten gut geht,  dass es, wo es nicht so gut war, doch gutgegangen ist und denen, die zu kämpfen haben, Mut und Besserung!

Weihnachtsessen!
(Photo: Steffi Müller!)

Unser Heiligabendessen sieht man hier… das halbe Rind auf dem linken Grill ist der von den Semi-Brasilianern Thommy und Steffi, während sich meine Zucchini- und Schweinespieße rechts (bitte die Lupe bemühen!) eher bescheiden ausmachen. Aber lecker war’s und nett auch. Für mich eine Reise durch die Reise: das Hemd aus Samoa, eine Flaschenhülle aus einer San Blas-Mola, eine aus Fiji-Stoff. Der Wein noch aus Australien, die LED-Dauerkerze, die wundersamerweise Wachsduft verströmt, aus Neuseeland, und sitzen tun wir auf einem Kitenge aus Südafrika. Ja, ja, ich höre schon auf – wir geraten zunehmend ist rückblickende Schwärmen.
Also: auf in Neue Jahr. Aktiv und mit Lust auf Neues!  Wir werden es versuchen!

Fröhliche Weihnachten nochmals!

Nice, nice…

Rum!

Prickly Bay, 17.12.2017

Nice, nice… oder: wie die Zeit vergeht.

Wir hängen hier am Anker, merkwürdigerweise in einer Art „German corner“, und vorgestern, als ich meine Schwimmrunde um die Schiffe drehte, sagt Susanne von der Shogun: „… geht Ihr eigentlich von Bord?“  Nö. eigentlich nicht. Schon, ich lasse mich 1-2mal täglich ins Wasser fallen, frau muss ihrer Verpflichtung als Ankerfeldbürgermeisterin gerecht werden und gelegentlich mal nach… Bingen (Shogun) schwimmen, oder Arethusa (Frankfurt), Cariad (Arnis). Oder raus zur Serenity, bis ganz weit in die USA. Gleich vor uns liegt Dänemark in Kraulweite. Die Welt zu meinen Flossen.

Die Woche hatte ein paar Elektrosachen im Gepäck – nach dem Brasil-Batteriendrama für das Thema etwas sensibiliert, produzierten wir hier reihenweise Fragezeichen, weil wir nicht so recht auf volle Ladung kommen wollten. Einmal Wassermachen schmiss uns gleich 1 1/2 Tage zurück. Der Eigner lacht frech, wenn ich sage: „… da stimmt doch was nicht!“, nicht weil ich nicht recht hätte, sondern weil es so wunderbar undefiniert schlau ist. Ich habe null Ahnung von Elektrik (und dem Tun des Motors bin ich auch schicksalhaft ergeben, immer noch), aber ich habe bei den nachfolgenden Forschungsarbeiten erfolgreich als Handlangerin gedient, oder Augenlangerin. Und das waren wirklich weitreichende Forschungsarbeiten – immerhin sind es drei Solarpanele und ein Windgenerator, die in unsere Batteriebank einspeisen, so dass es allerlei Gründe für Fehlschaltungen gibt.  Isses nur das Messgerät, spinnt Philippi? Spinnen die Anzeigen? Kontakte – und wenn ja, welche? Am Ende des ersten Forschungstages (ja, ja, lange Siesta!) war klar: es ist das steuerbordsche Panel, das keinen Eintrag bringt. Zweiter Tag: warum bringt es nichts?  Und   so weiter. „Bitte mal die Ampere ablesen…“ ruft es dann freundlich durch die Luke. Ich kauere im Eck, das – abmonierte  – Brett mit den Geräten auf den Knien. „5 Ampà¨re. 6…“  Das Solarpanel schweigt beharrlich. Der Chef legt eine direkte Leitung. „Halt mal die Kabelenden direkt auf die Kontakte!“ Klaro (meine Schwägerin schaudert es jetzt, aber die fließenden Ströme sind gering, Barbara!). 12, 13 Ampà¨re. Super, es fließt Strom in die richtige Richtung! Ist der Fehler nun vor dem Schaltkästchen am Panel oder drin, im Decksdurchlass oder mehr Richtung Batterien? Es gab ein paar entnervte: „… ich weiß schon nicht mehr, was ich gemessen habe!“ Darauf gehört eine Kaffeepause. Und so, liebe Leut‘, geht eine Woche dahin, aber wir ham’s, die Steckerverbindung  im Deck war die Schuldige.

Den Fingerhut voll hat er sich verdient! Hicks!

Der Eigner – man muss ja die Tage mit Aktivität füllen* – hat zusätzlich zu den bestehenden, neuen Panelen eines der alten zusätzlich installiert, das uns im Notfall ein bisschen mehr Sonnenstrom serviert. Saubere Sache das, wir mussten es gestern schon außer Betrieb nehmen, so gut funktioniert’s. Ich bin dem Bordingenieur grenzenlos dankbar, für Gehinrschmalz, Ausdauer und dass er im Gegensatz zu mir eigentlich nicht zum FLcuhen neigt. Ob wir die umfangreichen Testprotokolle jetzt wegschmeißen können? Ich bin dagegen, es geht nichts über Hänsch’sche Skizzen, was wie geschaltet und dann für gut oder  ungut befunden wurde. Modern Art!

Auch sonst ist es „nice“ hier. Der Wind weht im Gegensatz zu Trinidad mehr oder weniger beständig, der noch in Chaguaramas unaufhaltbare Schweißfluß ist zum Erliegen gekommen – klar, es ist immer noch warm, aber so lässt es sich gut aushalten. Internet bezahlen wir teuer, nämlich an Digicel, das unser Tablet zum Hotspot macht, aber es wäre auch teuer, in der Prickly Bay Marina Bar einzufallen und sich 5 Stunden an sicher nicht nur zwei Bier festzuhalten, so ganz „kostenfrei“ ist WiFi dann eben doch nicht. Heute freuen wir uns gerade über den neuen amerikanischen Maulkorberlass für Ausdrücke wie „wissenschaftlich bewiesen“, „transgender“, „diversity“ und andere Merkwürdigkeiten. Das ist ein guter Witz. Oder auch nicht. Ansonsten nehmen uns/mich das Internet und die alten und neue Kontakte auf eine stete Nostalgiereise. Gestern abend treffen wir Henk und Marie von der Lady of the Lowlands, unserere Nachbarn in Pangkor und Parallelsegler zwischen Südafrika und Brasilien. Ach, wie war das schön… im Pazifik, in Neuseeland, in Südafrika. Galapagos. Weißt Du noch? Letztes Jahr um diese Zeit? La Recoleta in Buenos Aires. Und Puerto Williams erst!  Stimmt, wir werden alt. Macht nix.

Monaaffen im Regenwald.

Es ist bei aller Nostalgie aber nicht so, dass wir Grenada ganz unbeachtet an uns vorbeigehen lassen – letzten Samstag lud uns Karen/Serenity ein, einen Sonntags-Inselausflug mitzumachen, und das war toll. Allein die Fülle an Gewürzpflanzen, die uns vorgeführt wurden, war die Reise wert. Zitronengras. Zimt. Kaffir-Lime. Muskat. Nelken. Woher der getrocknete Ingwer, den unser Lunchrestaurant (The Belmont Estate, wirklich empfehlenswert!)

Miss Mona herself

anbot, kommt, ist nicht klar geworden, würde mich aber interessieren, denn Ingwer geht bei uns an Bord gut und ist alle naslang alle. Im Belmont Estate wird auch Schokolade produziert, an den Kakaopflanzen fuhren wir immer wieder längs.  Es ist auf Grenada nicht so, dass man bestimmte Früchte oder Gewürze in Monokultur produziert, sondern eher, dass jeder seinen mehr oder weniger großen Garten hat und die Ernte verkauft, lokal, an Kooperativen, auf dem Markt. Die Gesellschaft, die die Muskatproduktion kontrolliert, weiß genau, wer wie viele Muskatbäume bewirtschaftet, und wer in einer Woche statt mit 20 mit 40 Pfund Muskatnüssen aufschlägt, hat mit Sicherheit beim Nachbarn über’n Zaun geerntet.

Zuckerrohrpresse, von anno tuck

Eine Art der Monokultur gibt es dann doch, nicht auf extrem großen Flächen, aber doch unübersehbar: Zuckerrohr, und zwar für die Rumproduktion. Wir werden bei der Rivers Distillery abgeladen, und das gefällt uns sehr gut. Nicht wegen des Rums, den es natürlich auch zu probieren gilt – mein Urteil: nix für mich! 80% Allo -hicks!- Allohol. Schmeckt alkoholisch. Erst kühl auf der Zunge, dann warm, und dann Allo-hicks!-Allohol, aber in der Tat brennt nichts. Rivers

Angejahrte Destille

produziert ausschließlich für den -hicks!- Inselgebrauch. Es ist ein „Rhum agricole“ nach französischer Machart, also direkt aus dem Zuckerrohr, nicht aus der Melasse von der Zuckerproduktion. Wir waren ja mal in Queensland in der Bundaberg-Destillerie – alles schwer hygienisch (warum eigentlich bei so hohen Alkoholgehalten?!) und in hochtechnisierten Maschinenanlagen. Zentraler Punkt hier: das Wasserrad aus dem 18. Jahrhundert (1754 oder so), das vom reichlich fließenden Regen aus den Bergen angetrieben wird, und das wieder eine Kombination aus kettenbetriebenem Förderband und Zuckerrohrquetsche treibt. Gewaltige, uralte Teile, so recht was für den kleinen Ingenieur mit dem Stabilbaukasten. Mit einem sehr stabilen Stabilbaukasten! Der ausgequetschte Saft wird – dank Wasserrad – nach oben gepumpt, wo getrockneter Zuckerrohrrest Siedepfannen beheizt, der Saft wird eingekocht und der Sott von Pfanne zu Pfanne geschöpft, in schweißtreibender Handarbeit. Mit jeder Pfanne wird er klebriger und zäher. Es war arbeitsfreier Sonntag, also nichts Aktives zu begucken – aber es sieht weder lecker aus noch riecht es lecker. Die Pampe muss dann eine kleine Woche Fermentieren, und das Produkt, garstig anzuschauen, wird dann in einem uralten, ausgeklügelten Destillensystem zum Antoines Rivers Rum gewandelt. Prost! Hicks!  Schön und interessant war’s! Auch ohne „hicks“. Keine Ahnung, wie viel Gewinn das abwirft – die Führung kostete nicht viel, daran kann’s nicht liegen. Das Produkt ist – künstlich? – verknappt und nicht gerade der billigste Rum in Grenada. Ein Hang zur Tradition? Der Bedienstete, der uns führt, sagt: „… hält 20 Leute in Lohn und Brot!“ Grenader stehen wohl auf Rivers Rum. Don’t say „rum“, say „Rivers“!.
In jedem Fall steht der Grenader, oder doch einige, auf USA. Die USA, die 83 so heroisch in die laufende Revolution eingegriffen haben.  Wenigstens ist der umstrittene – „Hilfe! Kalter Krieg! Die Sowjetunion baut einen Stützpunkt!“ – Flugplatz, der hier gleich um die Ecke liegt, in Maurice-Bishop-Airport umbenannt worden, das ist ja schon mal was. Wer aber was wie beeinflusst hat, das müssen wir noch erforschen, ein politisches Geschwurbel bester Güte: erst ein Diktator. Dann ein Revolutionär und sein New Jewel Movement (JUWEL für Joint Endeavor for Welfare, Education and Liberation) – ein sozialistischer Klassiker. Dann eine innerparteiliche Konterrevolution. Und dann die USA… Oder vielleicht doch andersherum, erst die USA, dann die Konterrevolution und danach das US-Militär?! Merkwürdige Sache! Was bleibt ist, dass die Insel alle 3 Meilen mit einer Post- und Gesundheitsstation versorgt ist, die noch heute als solche funktionieren. Wie sagt der brave Amerikaner da?  „That’s socialism! Eeeek!“
Eine witzige kleine Insel. Es gibt noch zu gucken!

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* Hausfrauenaktivität: die Entdeckung, dass zwei der verbliebenen Packungen Knäcke Mehlkäfer haben, führt zu einem Anfall von Brotbackwahn. Geschmacklich o.k. hätte ich eigentlich von vornherein wissen müssen, dass die Konsistenz fragwürdig wird, ehob sich doch der Teig nur um Millimeter über Knetebene. Folgerichtig hole ich zwei Roggen-Weizensteine aus dem Ofen. Am ersten Abend haben wir noch tapfer beide gesäbelt, am Morgen stieg der Eigner auf Knäcke (ohne Mehlkäfer) um, dann flogen die Steine über Bord. Diagnose: die Trockenhefe aus Singapur tat’s nicht mehr. Der zweite Versuch mit dem letzten Päckchen Trockenhefe (Singapur, best before 05/16) war von Erfolg gekrönt. Wir sollten aber mal Hefe kaufen.

Bekennerschreiben

Prickly Bay nach achtern geschaut…

Prickly Bay/Grenada, 7.12.2017

Es gab mal eine schöne Kolumne in einem der großen, englischen Yachtmagazine, da durften Segler mehr oder weniger anonym ihre kleinen Sünden schildern, betitelt „The Confessional“. Der Bekenner. All die peinlichen Hafenmanöver, die kleinen Fehler mit den großen Folgen. Immer sehr amüsant zu lesen. Und „amüsant“, das können wir auch!

Zum Beispiel… der Dinghymotor. Siehe letzter Blogbeitrag. Die Geschichte entspann sich ja gegen Feierabend, als das Tageslicht schon der Dämmerung wich. Die Schipperin macht ein langes Ärmchen und checkt alles, was geht, Benzinhahn, Chokehebel… pliert auch in die Tanköffnung: o.k., es schwappt. Während unserer Stottertour zum Strand legt der Eigner sich dann schon mal eine Meckertirade für den Außenbordmechaniker zurecht, denn morgen, ja morgen präsentieren wir ihm den invaliden Patienten. Von wegen „kerngesund“! In der Frühe ist es so weit, es hat sich nichts geändert. „Sag‘ mal, es hat zwar geschwappt…“  Wir sind uns einig: „… ja,. ich habe es auch gesehen, Benzin ist drin!“  Aber man kann ja mal vorsichtig die Motorhaube abnehmen. Stimmt. Ausreichend Benzin ist da. Wenn die beiden Fahrgäste auf einer Seite des Dinghys sitzen und der mickrige Kraftstoffrest an einer Stelle zusammenläuft.  Wie wunderschön peinlich wäre der geplante Auftritt geraten. Jihaa!

Am Montag dann Ausklariertag. Immigration zuerst – wir blicken sogleich ins ernste Gesicht „unserer“ Dienstverweigerin in Scarborough (Zitat: „you are causing me unnecessary work!“). Ha, sagt sie, die Leute, die im Juni ohne Sign-out losgefahren sind. Also gibt es ein bisschen Geschwätz mehr hinter den Glasscheiben, aber man lässt uns schließlch in Frieden ziehen. Unsere 6 Monate sind um, wahrscheinlich ist man froh, uns loszuwerden.  Dann Zoll. Easy. „Wann wollt Ihr fahren?!“ Morgen um 6, first light, first thing. Nee, dann müsst Ihr um 05:30 wiederkommen. Ach ja? Dann fahren wir halt jetzt! Bumm, Stempel, Abfahrt 16:00.
Es wird dann doch der Dienstag um 8, aber das muss der Zoll ja nicht wissen; dagegen darf der Leser wissen, dass solch eine Übertretung der Schipperin nie recht ist, und sie daher zur Frühstückszeit, während der Eigner noch ausgiebig eZeitung liest, ostentativ Abreisevorbereitungen trifft. Szenen einer Bootsehe. Aber dann flutschen wir bald durch die Monopassage und biegen nach Osten ab: das Seegebiet nördlich von Trinidad ist wegen der Nähe zu Venezuela ein bisschen, nun ja: unsicher? Lustige Fischersleut, die in der Gegend um die Hibiscus- und Poinsettia-Gasfelder nach Tunfisch Ausschau halten, gucken auch gern mal nach weißen Segeln am Horizont, und ändern darauf spontan ihre Fangpläne. Elektronik, Cash, da schwimmt eben doch einiges von Wert auf dem Wasser. Die letzten erfolgreichen Ereignisse dieser Art liegen zwar 2 Jahre zurück, aber weitere Versuche hat es wohl gegeben – mittlerweile schienen auch Trinis die prima Idee kopiert zu haben! -, also: Vorsicht. Als Maßnahme bieten sich an: einen weiten Bogen Richtung Tobago schlagen (was heißt, gegen den Wind zu segeln), vorzugsweise bei unsichtigem Wetter oder nachts unbeleuchtet zu fahren, Radar haben die Jungs in ihren schnellen, übermotorisierten Kisten nämlich nicht. Meine Methode der Wahl. Unsichtig war es am Dienstagmorgen nicht gerade und Nacht schon gar nicht, denn der Eigner vertritt mehr den Standpunkt: „… ach, ich sehe lieber, wenn da jemand kommt!“ So schleichen wir unter der Nordküste von Trinidad entlang, der Wind schwach, es läuft auf Motoren hinaus. Wir buchen es unter „Wassermacherfahrt“, zu irgendetwas muss das Gerappel gut sein. In der Bucht von Las Cuevas machen wir Mittagspause, das sind ungefähr 25 Meilen nach Osten, von hier können wir hart am Wind noch leicht nord-nordöstlich kurven, um einen „ungefährlichen“ Wegpunkt 12 Meilen östlich der bösen Buben anzusteuern.  Schön, den Anker fallen zu lassen, im freien Wasser ein Mittagssüppchen zu bereiten und ein bisschen vorzuschlafen, denn mein Taktikpart steht nun an: unbeleuchtet in der Nacht fahren. So gut es geht – bei Vollmond. Um 21 Uhr geht es los, es ist ausreichend Schiffsverkehr, was ein sicher trügerisches Sicherheitsgefühl erzeugt, aber im Endeffekt… wir sind zeitlich und räumlich ziemlich weit weg vom Hotspot. Trotzdem glotzt man sich die Augen aus. Die zweite Wache ist meine, alles prima. Als wir den Wegpunkt erreicht haben, und ich den Kurs direkt auf Grenada wechsele, weicht die Spannung, ich merk’s. Was für ein hirnverbrannter Blödsinn – mit der weichenden Spannung merke ich, wie der Magen weich wird. Oh nein, der will die Kürbissuppe loswerden, na so was. Ich habe noch nie gern gegenan gebolzt, so auch hier, aber dieser Fall von Seekrankheit ist voll „psycho“. Nachdem die Suppe raus ist, und der Eigner mich freundlicherweise eine Stunde früher ablöst, ist alles wieder gut.  Wie sagt ein trini-ansässiger Segler?  „Ich bin da hundertmal gefahren –  noch nie was passiert!“. Und dafür opfere ich die schöne Suppe.

Am späten Vormittag kommen die Berge von Grenada in Sicht, und… uff. Was ist das denn? Hunderte von Masten. in der Prickly Bay, in der Hartmann’s Bay, und hinter Hog Island kann man Clarks Court ahnen. Nee, ne?  Wir gucken uns an. Gleich weiter nach St. Georges? Ach, lass‘ uns mal gucken – und siehe da, nach dem ersten Schreck finden wir ein Plätzchen, um den Anker fallen zu lassen. Letzte Reihe, wenn man zum Heck rausguckt, schaut es sogar einsam aus. Und für „Show“ ist gesorgt, denn links neben uns liegt ein Amerikaner, der für sein Dinghy einen elektrischen Lift benutzt – er fährt drüber, Knöpfchen gedrückt und schon entschwindet

Nach vorn sieht’s schon voller aus!

das Dinghy  samt seiner huldvoll winkenden Besatzung nach oben. Der Eigner, seit vorgestern der Altersgruppe der 72-jährigen angehörig, ist begeistert: „… ein Treppenlift zur See!“ Gibt es dann zum nächsten Geburtstag. Ach, übrigens… man kann es hier aushalten. Der Fülle-Schock hat sich schon gelegt.