Der alte Holzmichl

Pangkor, 28.1.2015

Nachdem schon zweimal gefragt wurde, ob denn der alte Holzmichl noch lebt und eben noch ein Weckruf aus Bremerhaven kam („… lange nix gehört…“), hier die wichtige Nachricht: Ja, er lebt noch!
Und er lebt nicht nur, er ruft aus diversen Orten des Schiffes sein freundliches „tschakk-tschakk-tschakk“, will sagen: auch wenn wir ihn nicht gesehen haben, gibt es einen Gecko an Bord, der herumlaufen kann. Entweder hat die ambulante Geckopflege ihn mit Hafthaarsocken versorgt, oder die Heilung ist rasch vorangeschritten.  Ein klopfendes Geräusch von Gekko-Krücken haben wir jedenfalls nicht gehört. Wir sind sehr zufrieden mit dem Rekonvaleszenten!

Sonst gibt es nichts Wesentliches zu berichten.  Es ist halt Marinaleben angesagt, eher langweilig für Außenstehende. Leer wird es hier, die meisten sind Richtung Langkawi und Thailand aufgebrochen. KIRA ist endgültig verkauft, Beate und Detlev nach Deutschland gedüst, die KIRA selbst schon nach Norden aufgebrochen, man bastelt derzeit in Langkawi. Währenddessen wächst mein Projekt Dinghycover. Wir werden dieser Tage das Klettband auf die Dinghywülste aufbringen, und dann kann man die letzten Anpassungen vornehmen, damit das neue Kleid auch schön körpernah sitzt. Das Projekt nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch als in der Anleitung bei Cruiser’s Wiki avisiert („… you can do it in one day, I prefer two days, cutting on day 1,  sewing the other…). Ersetze „Tag“ durch „Woche“, dann rücken wir schon näher an die Wahrheit.  Jeden Tag ein bisschen schont auch die Nerven der Schneiderin und damit die des Eigners.  Insgesamt ging es mit nur einem größeren Tiefpunkt ab – die Erkenntnis, dass ich das Schnittmuster, um zu einem faltenarmen Schnitt zu gelangen, in mehr Einzelteile zerlegen muss als geplant, musste wachsen.  Bild folgt, sobald die Antifaltenkur am neuen Cover gewirkt hat!  Glücklicherweise lag für ein paar Tage Claude mit der CARIAD neben uns; eine CoFranzosin nannte sie: La Championne!  Das ganze, frisch refittete Boot übersät mit großen und kleinen, grünen Überzieherchen, alles selbst genäht, und gekrönt vom perfekten Dinghycover. Claude bewahrte mich – hoffentlich – vor einer Fehlfunktion, die ich schon anderswo gesehen und gefürchtet hatte: nicht haftendes Klettband auf Hypalon.  Dabei ist die Lösung ganz einfach: man kauft sich PVC-Material, schneidet Streifen, näht das Klettband drauf und klebt dann PVC auf Hypalon. Toi, toi, toi. Die Klettstreifen sind fertig, es darf geklebt werden.

Nächsten Montag gehen wir aus dem Wasser, so haben wir entschieden, besser: so hat die Marinamannschaft entschieden, denn um hier aus dem Wasser zu gehen braucht man „richtiges“ Hochwasser, also den nächsten Vollmond. AKKA bleibt während unserer anstehenden Landreise an Land, und Mr. Chong aus Penang wird sich um unsere Fußreling kümmern – was mich wiederum etwas bekümmert, denn es wird doch eine neue aus Teak geben, aber die alte wird nun zusehends dünner, es ist noch die originale aus den 80ern. Materialalternativen gibt es keine – wie wird das in Europa gemacht, wo Teak ja mittlerweile mehr oder weniger aus dem Handel verbannt ist?
In Vorbereitung dieser Arbeiten müht sich der Eigner über’s Deck und entfernt Beschläge – da hängt doch eine Menge Zeug dran, nicht zuletzt und im wahren Wortsinn unser Sonnensegel, das hier unabdingbar ist.  Mir schwant schon Heißes, wenn nicht Böses, für die Zeit „ohne“, denn über mangelnde Wärme können wir nicht klagen. Ich radele regelmäßig „in die Stadt“ und kann ein Lied davon singen. Besonders lustig ist diese Fahrt – für die Grundversorgung reicht das Rad wirklich aus! – wenn einem auf der Motorradspur der 4-spurigen Schnellstraße der Vorderreifen platt geht und keine Luftpumpe zur Hand ist. Nach einem Moment des Zweifels – wat nu‘, wohin, soll ich die Kiste zusammenklappen und ein Taxi anhalten?! – habe ich mich für „einfach weiter“ entschieden. Station 1: sehr schöne, indische Auto“werkstatt“, mehr ein offener Werkschuppen im Garten unter Bäumen, der ältere Mechaniker, der mir Luft für den nächsten Kilometer spendete, hatte ein schmieriges Binti auf der Stirn und rechts und links neben dem Reparaturobjekt, einem marode aussehenden Altauto, schmökten die Räucherstäbchen. Trotz erster Hilfe aus dem Kompressor muss man bis zur rettenden Tanke doch ein Stück schieben, aber danach stellt sich heraus, dass der Besuch der indischen Wunderwerkstatt schon wirkt: die zweite Luftfüllung hält, und zwar bis heute. Also, liebe Leute – im Zweifelsfall Werkstatt mit Schrein und Weihrauch, wir schwören jetzt drauf. (Eine eher weltliche Lösung des Rätsels scheint zu sein, dass Andreas am Vortag einen Defekt am Schlauch geflickt hatte, mit diesen modernen, selbstvulkanisierenden Gummipflastern, die ohne Klebstofftübchen auskommen, und der Luftdruck aus der Füllanlage hat nun für den richtigen Andruck gesorgt…).  Leicht verunsichert suchte ich nun nach einem Fahrradladen; Mopedläden gibt es wie Sand am Meer, nur einer, der eine adäquate Luftpumpe bietet, das war schwer… jedoch ist der Tauchgang in die Tiefen der Läden und Lädchen von Sitiawan schon Selbstzweck genug. Was frau da alles zu sehen kriegt: Möbel scheußlichster Art, Fußreflexzonenmassagebuden, Friseure, Pütt un‘ Pann.  Ein Genuss.  Natürlich gab es irgendwo eine Fußluftpumpe aus allerneuester, chinesischer Produktion, Andreas hat später daheim gleich den Handgriff lose in der Hand.  Der Händler meinte: „Flickzeug?  Nein, das haben wir nicht mehr – hier: neuer Schlauch!“.
Das Gegenprogramm zu diesem wirklich endlos erscheinenden Konglomerat von eher ärmlichen Shops sind die Supermärkte von Aeon, Giant und Tesco. Da gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt, mit leicht südostasiatischem Touch, will sagen: es ist alles süß! Auch das Milchpulver ist, wenn man nicht aufpasst, gesüßt, igitt! Ein Kaffee „no sugar“ heißt hier: es wird kein Löffel zusätzlich zur übersüßen Grundmischung zugefügt.  In der Fleischabteilung kauft man so lange Hühnchen und Büffel, bis man die non-halal-Abteilung entdeckt… Mit Salamis und „Bratwurst Munich“, hergestellt aus „special meat“ oder auch „German Lamb“ genannt, oink, oink!, bewaffnet geht es die 10 km zurück. Zwingender Stopp: Straßenverkaufsstelle für Bananen, Papaya, Pomelo, Melonen. Ein Paradies, und ein nettes dazu, der junge Mann freut sich schon, wenn ich mein Rad auf der gegenüberliegenden Seite abstelle.  Kurz vor der Einfahrt nach Pangkor Marina Island noch der Gemüsehändler mit dem frischen Salat, und eine Bogenbrücke später ist die Einkaufsradeltour beendet.  Hilfe!  Bitte was zu trinken!  Das nächste Mal nehme ich eine Trinkflasche mit – es gibt nämlich Wasserautomaten an der Straße. Sehr praktisch. Und das Wasser ist ungesüßt…

Operation gelungen

... auch an moderner Technik interessiert!

… auch an moderner Technik interessiert!

Pangkor, 14.1.2015

Operation gelungen?! Das ist die Frage, denn der Patient ist verschwunden.

Wir beherbergen seit Bundaberg (oder gar seit Neukaledonien?!) einen Gecko.  Ein scheues, sehr freundliches Haustier, das sich nur selten sehen lässt, das vielleicht die eine oder andere Mücke frisst oder anderes Geziefer. Prima Hausgenosse.

Und die AKKAnauten basteln halt rum, und dann bleibt auch mal was liegen – zum Beispiel ein Stück Plastikfolie mit Klebstoffresten. Quasi eine Klebstofffalle für Geckos lag im Cockpit. Mit Gecko – wir wissen nicht wie lang er da schon geklebt hat, aber er sah nicht glücklich aus. Was tun?! Umbringen? Wir haben uns für „ablösen“ entschieden; Schwanz und Bauchhaut waren nicht das Problem, aber diese Geckofüße … . Springen konnte er noch, der Kleine, aber die Klettereigenschaft hatte er eingebüßt – Millionen Hafthaare werden dem Klebstoff zum Opfer gefallen sein.. Ermattet lag er eine Weile hinter der Cockpitverglasung, zwischen Holzleiste und Glasrahmen und machte sich noch zarter als er ohnehin ist. Oder war?  Wir wissen es nicht. An der Stelle jedenfalls ist er nicht mehr. Hat er es geschafft, nach Hause zu humpeln, wo auch immer das ist?

Hier kann man die ungefähre Sockengröße erkennen!

Hier kann man die ungefähre Sockengröße erkennen!

Wir hoffen, dass die Nano-Behaarung nachwächst. Und dass so lange ausreichend Futter direkt an seiner Nase vorbeimarschiert, bis er seinen Geckopflichten wieder nachkommen kann; spiegelglatte Flächen senkrecht hoch laufen, zum Beispiel.
Oder kennt jemand eine Quelle für Nano-Haar-Söckchen? Wir wären interessiert!

Georgetown

Noch ein Haufen Glückskatzen für die Leserschaft.

Noch ein Haufen Glückskatzen für die Leserschaft.

Pangkor Island, 6.1.2015

Mit dem neuen Jahr kam der Alltag zurück auf die AKKA. Die Nähmaschine schnurrt, und die Schipperin vertauscht wie immer die Seiten an den zu nähenden Stücken, während der Eigner Dinghymotoren wartet – und er repariert sie anschließend, jedoch nicht weil er ebenfalls irgendwas vertauscht hätte, sondern weil ihm eine abreißgefährdete Schraube ins Auge fiel. „… wo ist denn die Gewindestange…“  So ergibt immer eines das andere.

Seit Samstagnachmittag sind wir zurück aus Penang. Von unserem „Heimatdorf“ Lumut gibt es einen Bus der Firma Sri Maju, der einen in drei Stunden nach Penangs Festlandsvorort Butterworth gondelt. Bis auf die Überquerung von 3 Meeresarmen mit beträchtlichem  Containerverkehr und Werftanlagen beschränkt sich das Sightseeing auf ländliches, plattes Malaysia. Immer schön durch die Palmölplantagen. Am Busbahnhof angekommen stapft der Rucksackträger, wenn er nicht

Street Art zum Mitmachen!

Street Art zum Mitmachen!

gerade Geld für einen Umweg und ein Taxi ausgeben und die Insel über eine der beiden Brücken erreichen will, in Butterworth geschwinde die direkt am Busbahnhof gelegene Fährbrücke hinauf und wartet auf eine der vielen Fähren, die die Insel Penang mit dem Festland verbinden. Gelegenheit zum local tourist-Gucken, ein paar Backpacker eingeschlossen; die Fahrt dauert ungefähr 15 Minuten, kostet 1,20 Ringgit (die Sperre öffnet schon nach 60 Senti, weil sie nicht weiß, ob man Senior, behindert oder vielleicht Mutter mit Kind ist…  Praktisch!).  Einen Block weit buckeln wir die Rucksäcke an endlosen Autoschlangen entlang und schlagen uns bei erster Gelegenheit in die abgasfreien Nebenstraßen.  Malaysia ist wirklich weit entwickelt – man erkennt es am stockenden Autoverkehr, aber in den Seitenstraßen geht schon der Weltkulturerbe-Betrieb los, die ersten staunenden Touristen lassen nicht lange auf sich warten.  Erster Eindruck: das ist sehenswert, und Malakka fällt dagegen stark ab…

Unser Hotel, das Armenian House liegt, wie man sich denken kann, in der Armenian Street und ist eines der typischen alten Geschäftshäuser, sehr tief mit schmaler Straßenfront. Khim begrüßt uns fröhlich, sie schmeißt den Laden. Klein und drahtig, in T-Shirt und abgeschnittenen Jeans-Pants wetzt sie hin und her und vor uns die Treppe hinauf, die eher eine Stiege ist.  „… leider habe ich noch keine Handtücher für Euch, macht Euch das was aus?“  Nein, natürlich nicht.  Schönes Zimmer, das sich in den Innenhof öffnet, nun ja, Innenhof… ein 6 x 6 m Schacht, halt so, wie das in diesen alten Häusern ist. Unten, im Café steht ein kleiner Steinbrunnen, das Plätschern dringt bis zu uns herauf und lockt uns gleich auch wieder die Treppen hinunter – wir haben Käsekuchen gesehen und Kaffee gerochen.  Wirklich nett – und besonders nett, weil es sich wohl um einen typische chinesischen Multigenerationenbetrieb handelt. 2 Brüder kümmern sich überfreundlich um uns, kleinere Jungs im Schul(ferien)alter rennen durch die Gegend, Großmutter  wischt die Tische, wenn sich nicht gerade eines ihrer ausgiebigen Schläfchen hält. Auch der Kaffee kommt eindeutig aus der Hand einer kleinen Schwester oder Nichte – es ist schwer, die Übersicht über die Familienverhältnisse zu behalten.

Boo Hong. Zur eng für den Rikschaanhänger...

Boo Hong. Zur eng für den Rikschaanhänger…

Wir unternehmen einen ersten Gang durch die Nachbarschaft. Gleich vor der Tür stapeln sich regelmäßig die Touristen: Georgetown hatte 2012 ein „Straßenkunst“-Projekt veranstaltet und über die ganze Altstadt sind Wandmalereien und … Skulpturen (?!) verteilt. Ich kapiere zunächst gar nicht, was ich hier sehe – klar, schräg gegenüber vom Eingang eine Wandmalerei von einem chinesischen Tanzlöwen, aber diese „Malerei“ von der Rikscha, die mit der Ladung in der engen Gasse hängenbleibt?!  Erst an der nächsten Darstellung – die Sonne steht schon ein bisschen tiefer –  geht es mir auf: hier sind aus flachen Eisenbändern Figuren gebogen, die in geringem Abstand vor der Wand stehen – jetzt erkennt man  die Schatten…
Auf diese Weise wird einem ein bisschen

Personalunion! DIe 1. Polizei wurde aus Strafgeldern der Geheimgesellschaften finanziert...

Personalunion! DIe 1. Polizei wurde aus Strafgeldern der Geheimgesellschaften finanziert…

Stadtgeschichte beigebogen, Kulturzusammenhänge, Sozialgefüge – ich finde das sehr schön gemacht, der Eigner ist nicht gerade so sehr aus dem Häuschen und schaut sich derweil Nachbars alten Volvo Amazon-Modell an, das abgedeckt vor’m nächsten chinesischen Familienbetrieb steht, einer Eisenwaren- und Zigarettenverkaufsstelle).  Die Wandgemälde sind teilweise halb plastisch, mit Betonung auf „halb“, denn man findet halbe Motorräder, Fahrräder, Kinderschaukeln und anderes in die Bilder integriert.

Der Spaziergang endet am Tandoori-Restaurant „Kapitan“, offensichtlich bei den Hiesigen sehr beliebt, und das nicht zu Unrecht.  Briyani-Reis und Tandoori-Chicken sowie ein Butter Chicken gibt es zur Nacht, und wir werden nicht das letzte Mal dort gewesen sein.

Herrn Neubronner...  Architekt der Kapitan Kling Moschee und vieler Banken...

Für Herrn Neubronner… Architekt der Kapitan Kling Moschee und vieler Banken…

Zu sehen gibt es hier immer was – wir verbringen die Tage mit langen Spaziergängen zwischen Moderne, britischer Kolonialgeschichte, im Klartext: zwischen Mall (…man muss ja auch mal abkühlen), alten Bank- und Verwaltungsgebäuden, noch älteren chinesischen Geschäftshäusern und dem indischen Alltagswahnsinn in „Little India“. Hatten wir zwar in Singapore auch, aber hier ist letzteres eindeutig schöner. Mehr Bollywood aus Riesenlautsprechern, mehr Farbenpracht in den Sariläden,

Klar definiert! Meeresfrüchte aus der Garküche

Klar definiert! Meeresfrüchte aus der Garküche

mehr Duftschwaden aus den Gewürzgeschäften, und über allem hängt immer wieder Weihrauch, der in Tempeln und Schreinen abgebrannt wird. Silvester und Neujahr sind hier nicht ganz so wichtig, es kommt ja noch das chinesische Neujahr (das es ist der zweite Neumond nach Wintersonnenwende, dieses Jahr am 19. Februar), aber gefeiert wird natürlich trotzdem und die Stadt ist voller malaysischer Ferien-Familien. Seifenblasenkanonen für Kinder sind eine ganz große Sache. Man hockt auf der Hafenmauer und isst Definierbares und Undefinierbares aus Zeitungspapier, das man in einem der Food Courts erworben hat, Ansammlungen von Straßenküchen. Für uns bieten sich da eher Trink-Kokosnüsse an, hygienisch und ökologisch unbedenklich (ein Wahnsinn, was hier an Plastikflaschen so über die Wupper geht!).  Während Georgetown überwiegend von Chinesen und einem kleinen Teil Inder beherrscht und gemanagt wird und sich das Alltagsstraßenbild auch kleidungsmäßig westlich oder eben indisch darstellt, bieten die Touristen aus Festlandsmalaysia vielfach alle Formen der Verschleierung. Von „Jilboob“ über Jilbab zum Niqab, um mal auf die Frauen abzuheben.  Ihr seht, die Schipperin hatte wieder was zum Gucken.
In gewisser Weise erinnert Georgetown an Singapur, und geschichtlich sind beide nicht unähnlich: beides sind vom Festlandsmalaysia getrennte Inseln, auf beiden haben die Briten haben ein bisschen Kolonialgeschichte geschrieben, nicht so viel, aber nachdrücklich. Die Chinesen haben die Geschäfte gemacht, und zwar die ganz großen; die Bevölkerungsgruppe der früher schon beschriebenen Baba&Nonya, die so genannten „Straits Chinese“ gaben und geben den Ton an. Das stellte für das „malaiische“ Malaysia durchaus ein Problem dar, so sehr sich die Ethnien auch angenähert oder gar gemischt haben mögen.  Der große Unterschied zwischen Singapur und Penang ist, dass die große Schwester Penangs 1965 aus dem malayischen Staatenverbund – bestehend aus der Halbinsel mit Westmalaysia und dem ostmalaysischen Teil auf Borneo – ausgeschlossen wurde; der Gouverneur Singapurs hat damals beim Verlesen dieser Nachricht bittere Zähren geweint… Heute möchte man aus ökonomischer Sicht vielleicht sagen: Glückwunsch, Singapur – dumm gelaufen, Malaysia.  Und worum ging es bei dieser Entscheidung?! Der Verbleib einer solch großen chinesischen Gemeinde wie die in Singapur im Verbund hätte eine chinesiche Bevölkerungsmehrheit ergeben. Ganz so locker geht es in diesem lockeren Völker- und Bekleidungsgemisch dann doch nicht zu.

Hier wird nicht geknutscht!  Nationalparkregeln

Hier wird nicht geknutscht! Nationalparkregeln

Also, man konnte sich schwindelig gucken in Georgetown, und es war unbedingt einen Besuch wert. Damit uns nicht ganz schwindelig wurde, haben wir aber noch ein Stückchen nicht-städtisches Penang angesteuert. Mit dem Bus aus der Stadt hinaus. Khim hatte auf die Frage, ob wir lieber zum Penang Hill oder zum Nationalpark fahren sollten, letzteren empfohlen, und das war eine prima Empfehlung. Segler stolpern über Dschungelpfade, frische Luft und wenig Menschen… 5 km an der Küstenlinie auf und ab, gelegentlich hörte man die Taxiboote, die die lauffauleren Touristen zum Monkey Beach schafften. Ein bisschen spät waren wir dran, aber wir haben ihn dann noch geschafft, den Leuchtturm auf dem Muka Head, was heißt: zum Abschluss noch 1200 m gerade bergauf. Darauf reimt sich „schnauf“… Na gut, der eine ist bergziegenartig hinauf gesprungen, aber wir hatten doch leichte Segler-Puddingbeine und haben uns den Luxus einer Rückfahrt im Taxiboot gegönnt.  Sehr empfehlenswert!

Und das war es dann auch schon fast. Das letzte Abendessen – längerer Fußmarsch durch die  Stadt, weil wir früh aus dem Bus gestiegen waren in der Hoffnung auf ein schönes Chinesenlokal; wir hatten in der Gegend schon einen tollen Lunch in einer Garküche genossen – gab es im „China House“. Hinein mit den müden Beinen! Tja, nicht was man so denkt…  Das Restaurant glänzt mit etwas, was man wohl „Western Fusion“ nennt, nix wirklich Chinesisches, aber immerhin geschmacklich sehr ansprechend; das Huhn „Langkawi Art“ mit grünem Mangogemüse und Kürbis war extrem lecker, und die Vorsuppen auch. Es war dann auch gleich das teuerste Essen seit Seglergedenken (wir denken nicht so lang zurück, aber bis Australien muss es schon reichen, das Gedächtnis). Der Eigner maulte ein wenig an der übersichtlichen Portionsgröße herum, aber wir waren doch zufrieden und so gut gefüllt, dass wir dem eigentlichen Wunder dieses Wunderhauses – es ist nämlich ein Haus das Galerie, Kunsthandwerk, Restaurant, Café und Kneipe eint – zusprechen konnten. So eine Tortenauswahl haben wir nicht mal bei unserem Deutschlandbesuch gesehen, und was für welche! Von „Sacher“ über Apfelstrudel bis „Italian Cream“ … Die Bäckerei „Beach Street“ (das China House liegt ebendort, in der Beach Street=Lebuh Pantai) scheint ein rechter Renner zu sein – man konnte sich auch am Abend kaum an den Käufern vorbeiquetschen. Ist schließlich ein chinesisches Stadthaus, ich sagte es ja schon: sehr tief, aber sehr schmal.

Und wann gibt es den nächsten guten Kuchen? Wir haben keine Ahnung und lassen uns überraschen. Wie wir uns von unseren Plänen überraschen lassen, die sich täglich im Kreise drehen. Weiter nach Norden werden wir jedenfalls nicht segeln, so viel steht fest – die LOP TOs haben uns in unserer Entscheidung bestätigt. Irgendwann geht es mit dem Rucksack auf die Bahn, das ist klar, und im Juli zurück nach Singapur und zur Sunda Strait.
Bis demnächst dann!

… and a very happy New Year!

Eine Glückskatze für alle!

Eine Glückskatze für alle!

Penang, 1.1.2015

Alles Liebe, viel Glück, Gesundheit, gute Entscheidungen – einfach ein glückliches Händchen für 2015 aus Penang!

Während Ihr noch ausschlaft, genießen wir ein tolles Gemisch von chinesischer, indischer und Kolonialkultur. Einfach Malay: Street Art, Tandoori Chicken und … Glückskatzen!

Spaß mit Street Art. Da muss sich jeder ablichten lassen...

Spaß mit Street Art. Da muss sich jeder mal ablichten lassen… (Nein, das sind nicht wir!)

 

Merry Christmas – Frohe Weihnachten …

XMas M XmasPangkor Island Marina, 25.12.2014

…God Jul  – Joyeux noà«l – Feliz Navidad – Feliz Natal …

Allen freundlichen Lesern fröhliche Weihnachten, glückliche Festtage und alles, was Ihr Euch wünscht!  Von Trubel bis Abgeschiedenheit ist alles erlaubt… Oder ein bisschen Abgeschiedenheit nach dem Trubel?

Weihnachtsstimmung mit Betonung auf "Stimmung"!

Weihnachtsstimmung mit Betonung auf „Stimmung“!  Aber mit Kripppenspiel!

Erster Weihnachtstag. Das Weihnachtfrühstück. Kopfschmerzen!  Das kommt bestimmt vom schweren Limonadetrinken gestern abend: Christmas Party auf Pangkor Island, malaysisch-chinesisch, mit Buffet und … eben Limonade.  Ein Mitsegler meint: wenn das Abendland wirklich untergeht – die Christmas Party wird bleiben!  Den Eindruck kann man haben, denn es stürzten sich Hunderte Malaysier, die aus den umgebenden

... ob hier jemand weiß, was "frosty air" ist?

Der Jingle Bells Rock… – ob hier jemand weiß, was „frosty air“ ist?

Ferienwohnungen und Hotels gekommen waren, ins Getümmel. Ich war nicht sicher gewesen, ob ich da wirklich hin möchte, aber es war so laut und bunt, dass meine latente Weihnachtsbeklemmung gleich verflog. Unterhalten konnte man sich leider kaum, dabei sassen die SANUKs bei uns – ich hoffe, wir können das heute beim Weihnachts-Potluck nachholen. Das Buffet war „Buffet“: umkämpft wie überall und schnell abggrast. Bemerkenswert: zum Abschluss

Der Seglerchor   Kanada, Schottland, Frankreich. Briten, Kiwis  - alles dabei

Der Seglerchor.  Kanada, USA,  Österreich, Frankreich. Aussies, Kiwis, Schotten – alles dabei!

 

der vielen Showeinlagen –  der chinesische Kirchenchor trug „Stille Nacht“ auf malaiisch und chinesisch vor, gleich gefolgt von der Wahl der Mini-Miss Pangkor Island – kriegte unser Chor der Segler, die ein selbst getextetes, auf Pangkor Marina gemünztes Bandwurmlied vortrugen, Applaus.  Das war nicht mal der wirklich guten Schüler-Brassband beschieden.

„… und was macht Ihr so an Weihnachten?“ Also, wir bereiten Dessert für das Potluck vor, kochen Suppe, basteln Wasserversorgung, backen (yihaa!) Weihnachtskekse. Und lauschen dem leisen Lied der Schleifmaschine, die von drüben vom Werfthof herüberschallt. Und jetzt gibt es eine weihnachtliche Kürbissuppe.

Fröhliche Weihnachten!

KL

Malacca. Portugiesische Hinterlassenschaft

Malacca. Portugiesische Hinterlassenschaft

Port Dickson (!), 20.12.2014

KL. Keine Lust?  Ein bisschen schon: keine Lust zu bloggen.  Aber eigentlich: KL wie „Kuala Lumpur.
Aber wo waren wir?! In Malakka? Aha…

...  und Holländer auch

… und Holländer auch

 Der letzte Tag in Malakka hatte noch einmal zwei Überraschungen bereit, es gefiel uns nämlich die Nachbildung einer portugiesischen Karacke, die dort am Flussufer liegt, und die – samt der musealen Einrichtung – eher abfällig beschrieben wurde. Nun gut, Hardrock-Café und Kitsch-Rikschafahren mögen in solch einer Umgebung attraktiver sein, während wir uns mit Gusto Nachdrucken von alten, portugiesischen Seekarten widmen, zwischen Be- und Verwunderung (…dass sie das nicht gewusst haben!? Was die alles schon gewusst haben!), und dem Schiffsbauch, der mit Dioramen und Bildern zur Malakka-Geschichte gefüllt ist – umgeben von lärmenden Schulkindern im Ferienzustand und Familien im Selfie-Wahn.  Malakka war ein echter Schmelztiegel von Kulturen, geschichtlich war es ein ziemliches Hin- und Her zwischen den Holländern und Portugiesen bis die VOC endlich obsiegte, schließlich waren dies zwar „die Holländer“, aber als „Vereenigde Oost-Indische Compagnie“.  Zu sagen hatten an Bord der Kauffahrer die begleitenden Anteilseigner, die wiederum im Wettstreit mit den ebenfalls begleitenden Militärs der „Firma“ standen. Armer Kaptein… Mit nicht mal 150 Jahren lieferten die Holländer eigentlich nur eine Interimsphase, bis ihnen Ende des 18. Jahrhunderts die finanzielle Puste ausging, ziemlich typisch für dieses Organisationsgemisch aus staatlichem Kolonisierungsinteresse und Privatiersgier…

Chinesisches Handelshaus, Innenhof

Chinesisches Handelshaus, Innenhof

Die zweite Überraschung war nur für mich, denn der Eigner beliebte nach einem Ayam Rendang zum Lunch im Heeren House zu bleiben, während ich die Wartezeit auf’s Taxi mit einem Gang durch die Heerenstraat, heute Jalan Tun Tan Cheng Lock, verkürzte. Diese Straße hatten wir immer nur abends durchschritten, aber bei Nacht sieht man nicht die verfallende Pracht alter Bürgerhäuser, von denen noch ein paar von reichen Chinesen bzw. Baba-Nonyas besiedelt sind.  Hier haben die „Bürger“ gelebt – die holländische Ober- und Machthaberschicht wohnte drüben im Fort, aber hier lebte es sich sicher besser, mit einer zwar schmalen Straßenfront (der Steuern wegen), aber tiefreichenden Wohn- und Handelsgebäuden um kühlende Innenhöfe. Schade – das Taxi kam zu früh.

... einfach nur so - einfach gut. Roti cenai von S. Mohamed

… einfach nur so – einfach gut. Roti cenai von S. Mohamed

Nach ein paar Tagen „AKKA“ ein weiterer Ausflug: Kuala Lumpur. Mit der Taxe nach Port Dickson, weiter mit Bus und Zug. Zuverlässig ist was anderes, wenn man sich von Google Maps hier Busfahrzeiten anzeigen lässt. Von wegen „alle halbe Stunde“ – eine volle Stunde haben wir auf den Bus nach Semberan gewartet (und zwei gute Roti Cenai von S. Mohamed essen – mmmh!), und der Bus erwies sich als noch voller als die volle Stunde. Ob die angebotenen Sitzplätze unserem Status als Europäer oder dem als Senioren geschuldet waren, sei dahingestellt, jedenfalls schaukelten wir in die richtige Richtung, und die Sitze kamen von Schülern, die sich die Ferienzeit mit „Kinobesuch und Geldausgeben“ vertreiben wollten. Im Vergleich zu „PD“ ist Semberan eine richtige Stadt. Mit Mall, klar.

... wenn Du Dich nicht benimmst - ich schick' Dich rüber! (Eigner)

… wenn Du Dich nicht benimmst – ich schick‘ Dich rüber! (Eigner)

Umsteigen in den Zug. Der Ruf als Verkehrsmoloch geht Kuala Lumpur immer voraus, also schien der Zug eine gute Lösung. „Komuter“ nennt er sich und verkehrt zwischen Semberan und KLs Hafen, Port Klang – die ganze Angelegenheit kostet 6 Ringgit (dazu noch 4 für den Bus nach Semberan), alles in allem ‚¬ 2,50, da kann man nicht meckern. Der Verkehrsmoloch schlägt dann erst am zentralen Bahnhof, KL Sentral, zu, so ganz haben wir das Gewirr unterschiedlicher Verkehrssysteme aus Schnellbahnen, Buslinien, Eisenbahn und Monorail immer noch nicht verstanden. Letztere war’s, die uns zum Hotel führen sollte  – die Monorail zu finden war schon ein Kunststück (mit Mall-Passage; merkt Ihr was? Ich habe eine Mallallergie!).  Aber schon Fahrkartenerwerb kann ja ein Spaß sein, im Gewühl der Berufspendler…

Maison Boutique Hotel in Pudu

Maison Boutique Hotel in Pudu

Das Hotel hatten wir per tripadvisor ausgesucht, mal wieder eine gute Wahl, wenn man richtig zwischen den Zeilen lesen und die notorischen Meckerpötte aussondern kann. „… der Weg durch ein etwas finsteres, abgelegenes Viertel“ stellte sich als kurze Passage durch „normales Kuala Lumpur“, nämlich das original erhaltene Pudu, heraus, möchte man sagen – und zwar ein Viertel, in dem unten in den Mietshäusern mit der typisch tropisch-schimmeligen Patina auffallend viele Druckereien und Papiergroßhandel beheimatet sind. Doch, doch, es sank gegen Ende der Jalan Baba Pudu ein bisschen die Hoffnung auf ein „schönes“ Hotel, und man fragt sich kurz, wie es zu so jubelnden Beurteilungen kommen kann, aber im Endeffekt kamen wir zum gleichen Urteil: die sicherlich nicht ganz schöne Fassade durch Betonplatten mit Lichtausschnitten verhängt, freundliches Personal, prima Zimmer mit ebenso prima Bett, eine riesige Dusche Marke „Tropenregen“. Nicht einmal ein muffiger Teppich konnte die Stimmung trüben, es gab nämlich keinen, sondern irgendetwas äußerst cleanes Parkettartiges. Und noch eine Besonderheit gab’s: ein bombiges Frühstücksbuffet, wo man sonst zwischen „nix“ und Nasi Goreng oder Mie wählen kann. Na gut, der Kaffee kam aus dem Nescafé-Automaten. Luxus zum Minipreis, und zwar da, wo Kuala Lumpesen wohnen, und unser Abendessen war für genau diese. Chinesisch – mit Quallensalat, auf der Karte, nicht auf unserem Teller. Schick!

Die Monorail.

Die Monorail.

Um dem Besuch in KL ein bisschen Ernsthaftigkeit einzuhauchen, hatten wir uns entschlossen, die Prozedur für Thailand-Visa hier zu erledigen, die andere Alternative wäre Penang gewesen; es dauert so oder so 24 Stunden von der Antragsabgabe bis zum Passeinsammeln.  Erste Aufgabe: biometrische Passfotos – Ihr erinnert Euch an das australische „Brille-ab“-Drama in der Post in Scarborough. Stellt Euch vor, ich war zufrieden, ich durfte sogar die Brille (… klares Glas – kein Problem! sagt die chinesische Ladeninhaberin) auf der Nase behalten. So liebe ich das, selbst wenn der Eigner mit nur einem Schuss erle(di)gt wurde, und ich 3 oder 4 brauchte.  Das Frühstücksbuffet hatte ich ja schon erwähnt, wir waren folgerichtig ein bisschen spät dran, aber nicht sehr. Zunächst Beschaffung von Wertkarten für die Bahn – sich in KL für jede einzelne Fahrt an die Kartenautomaten oder Schalter zu stellen, muss etwas für Masochisten sein. Die Touch&GO-Karten gibt es jedoch nicht überall, oder zumindest können die Leute einem keine Auskunft dazu geben; so hieß es beim Seven-Eleven in der „TImes Square“-Mall „first floor“, aber wo wurde nicht verraten. Es ist eine große Mall, 1st floor ein ziemlich vager Begriff, und der Eigner ob der Aufgabe schon etwas angestrengt (oder weil ich schon etwas angestrengt war?! Letzteres…) – also stratzt die Dame gleich mal – in Zweifelsfällen immer den Apotheker fragen! – zu Watsons, in der ersten Etage. Und natürlich, was bei uns Tchibo ist, ist hier der Apotheker. Christbaumschmuck und Antibiotika – und die Touch&Go-Karte!
Weiter. Monorail, und dann die LRT bis Jalan Ampang – oder ab Bukit Bintang kostenfreier Bus zur Citybank?  So verdaddelt man seine Zeit, wir nehmen die Monorail bis Jalan Chulan, wackeln zur LRT-Station Dang Wangi – mit kleinem Nebeneffekt, denn plötzlich umhüllt einen tropisch-erdig-feuchte Luft, eine kleine Urwaldtasche mitten in der Stadt!  Umsteigen… Um es kurz zu machen, den Hals brach uns, dass mir am Marmorpalast „The Intermark“ einfiel, man könne dort so prophylaktisch wie gepflegt auf den Topf gehen (richtig! Aber es ist ein weitläufiger Marmorpalast!). Von dort ist es noch mal ein halber Kilometer durch diplomatisches Viertel bis zur Thai-Botschaft zu laufen (interessant zu sehen, was die Franzosen für einen leblosen Riesenkomplex betreiben!). Die Botschaftswebsite der Thais sagt, dass der Visaverkehr bis 13 Uhr geöffnet sei, was sie verschweigt, ist, dass der Ticket-Automat um 11:30 stehenbleibt. Es ist 11:31. Annahmeschluss. Nächste Annahmemöglichkeit: Folgetag.  Und da denkt man so, dass Südostasiaten im Allgemeinen und mit den Tageszeiten insbesondere entspannt umgehen…

Die Petronas Towers

Die Petronas Towers

Damit war die Entscheidung für eine weitere Nacht in KL gefallen, das Hotel war es ja auch wert. Der nächster Tagesordnungspunkt glitzerte schon durch die Wolkenkratzer, eigentlich aus jeder Perspektive – die Petronas Towers.  Ein scheußlich-schönes Machwerk mit Edelstahlfassade, das wir umrunden und aus allen Richtungen ablichten. Und es beherbergt die Suria Mall. Manchmal ist „Mall“ auch gut, denn Mall heißt auch „Food Court“, wir mittendrin, es ist Mittag und Lunchtime und voll, aber vielleicht können wir so ergründen, wie die Frauen mit Niqab, dem Gesichtsschleier, essen – die Hoffnung trog, aber irgendwie/irgendwo müssen sie ja… Dieses Nebeneinander von westlicher und mittelöstlicher Standardbekleidung, zwischen Entblätterung und Vollverschleierung, zwischen Hot Pants und Hijabs, fasziniert uns immer neu.  Es gibt Teriyaki. Gut.

Das ist der Hunde-Gassi-geh-Arm. Bei Bedarf auszufahren...

Das ist der Hunde-Gassi-geh-Arm. Bei Bedarf auszufahren…

Der Nachmittag eilt dahin und bis wir endlich beim „KL Tower“ sind, auf Malay „Menara Kuala Lumpur“, hat sich der Himmel schon tageszeitgemäß zugezogen – wir kaufen daher schnell noch Tickets zur Aussichtsplattform in 300 m Höhe, und werden nicht nur mit lohnenden Rundumblicken auf Kuala Lumpur (toll, die Berge der Highlands in der Ferne!) belohnt, sondern auch mit dem Anblick des aufziehenden Gewitters, so dass uns die Wächter nach einer Weile ins Innere scheuchen; ein paar Etagen

Das Nachmittagsgewitter und KL vom Turm...

Das Nachmittagsgewitter und KL vom Turm…

tiefer sind nur noch wenige Besucher hinter der Glasfassade und schauen sich das Geblitze an. Irgendwie beeindruckend. Und auch wenn man nicht viel sehen kann – Leute gucken geht immer und so bleibt eine zentrale Frage zur Verschleierung: wie erkennt das Baby seine Mutter hinter dem Niqab? Erkennen Babys Augen?
Weil der Regen unablässig prasselt, stellen wir uns für die 1-minütige Fahrt nach unten an – da gibt es noch einen lohnenden Film zur Entstehung des Turmes in den 90ern zu sehen, später noch schlechten Kaffee und sehr mittelmäßigen Kuchen. Ein Touristenloch – allerdings mit Mehrwert: lokal ein schöner Blick, regional Radio- und TV-Station für Malaysia-  und global Beobachtungsstation für die Ramadan-Mondsichel!

In Pudu

In Pudu

Als es abtrocknet, folgt ein langer Gang zurück nach Pudu. Hat man je einen derartig chaotischen Verkehr gesehen? Athen ist nix dagegen. Aus allen Tiefgaragenausfahrten strömen die Heimkehrer. Strömen? Nö. Stehen, hupen, hoppeln, stehen. Zu Fuß sind wir richtig schnell. Noch ein Blick auf eine der Technikmalls (hurra, wir brauchen nichts!), dann „Alis Corner“ mit einer weiteren Variante von Chicken Tandoori. Ein Tag in KL!

... wir sind nicht die einzige, die ein Visum möchten!

… wir sind nicht die einzige, die ein Visum möchten!

Und so weiter… Thai-Visa abgeben, Sushi-Essen. Touri-Basarbesuch – nicht lohnend, jedenfalls nicht für mich, ich kann dieses Angebotsgewirr nicht in Gut und Schlecht unterscheiden, das gleitet an mir vorüber, auch wenn es einige schöne Shops gab, mit Kashmirsachen und Seiden oder chinesischen Schein-Antiquitäten. Kaffeezeit!  Die Verkäuferin rät mir angesichts der Tatsache, dass ich noch keine Durian probiert habe, davon ab, den Durian-Käsekuchen zu wählen; untrügliches Indiz für seinen Duft: nur einer der Cheesecakes ist abgedeckt… also warte ich noch auf das ultimative Durianerlebnis. Der Eigner ist grundsätzlich abgeneigt, denn Durian ist laut Reiseführer wie der Genuss von „Knoblauch-Vanillepudding über einem Londoner Abflusskanal“.   Highlightfreier Guckespaziergang durch eine wilde Stadt, wo sich improvisierte Straßenküchen an modernste Hochhäuser lehnen.

Der Weihnachtsrausch. Pavilion Mall, KL

Der Weihnachtsrausch. Pavilion Mall, KL

Kommt der Abreisetag – um 14:30 können die Visa abgeholt werden, aber vorher kommt die Schipperin zu einem Weihnachtsgeschenk. Zugegeben, Malls haben manchmal was – zum Beispiel Filialen der australischen Crumpler-Kette, und dort gab es Ersatz für die arme, selbstgenähte Entenmola-Tasche, die nun in Ruhestand geht.  Eine äußerst bootstaugliche und durable Cordura-Nylontasche, Typ „Messenger Bag“. Sie heißt Quarfie und wurde schon mit einer Innentasche aus Samoa-Druck individualisiert. Sag‘ nochmal jemand was gegen Malls… Ansonsten staunen wir – so ein Weihnachtsrummel in einer christfestfernen Gegend.
Der Rest ist schnell erzählt – die Thaibotschaft ist äußerst effektiv, wir auch, denn wir haben fast eine Stunde auf dem Kantstein vor dem Tor gesessen, neugierig beäugt von anderen, hiesigen Aspiranten, die sich für unsere eBooks interessierten. Will sagen: Frau Fuchs war um 14:33 die Erste am frisch geöffneten Schalter, um 14:35 hatten wir die Visa für 2 Monate. Sehr viel länger hätten sie mit der Beendigung der Mittagspause auch nicht warten dürfen, denn der Himmel öffnet seine Schleusen. Wir schaffen es gerade noch in eine Lifestylebar schräg gegenüber, das passt ja gut: Laksa für mich und etwas ähnlich Scharfes für den Eigner, bis sich der Wolkenbruch geklärt hat.  Im Intermark mit dem Marmorklo gehen wir dieses Mal gepflegt westlich einkaufen, es gibt un-schweinischen Aufschnitt, guten Käse, also einiges, was Port Dickson und umzu dann doch nicht zu bieten hat. Monorail bis zum Bahnhof, Komuterzug. Ein Augenfight mit zwei Herren in Djellabah und Takke. Während der freundliche Herr – ebenfalls mit Takke – auf der Backbordseite des Waggons zur Seite rückt und einen Platz für mich frei macht, gehen gegenüber schnell die Beine auseinander, die Arme werden verschränkt, und es wird scheel aus dem Augenwinkel geguckt. 3 Plätze für 2, da steht der Eigner dumm da, im wahrsten Sinne des Wortes, aber sonst alles takko mit den beiden…  Ich glaube nicht, dass das Malaysier waren.  Zur Entschädigung entspinnt sich ein langes Gespräch mit Illi (das den beiden Knaben sicher auch nicht schmeckt), einer jungen Studentin des Ingenieurswesens, natürlich auch mit Kopftuch, nur dass wir Illi mit unserer Anwesenheit, mit unserer Nationalität und unserem ex-Arbeitgeber eine richtige Freude gemacht haben. „…eine Begegnung wie aus dem Traum!  Volkswagen! Kneif‘ mich mal jemand! ? You made my day…“
Ein Ausflug nach Kuala Lumpur. Sicher eine Stadt, die längeres Hinschauen verdient hätte, aber auch recht anstrengend. Und… erkältungsfördernd, denn diese Woche hat ein Teil der Crew gehustet, geschnupft, gefiebert und im Bett verbracht, der andere hat genäht. Nun ratet mal, wer.

Morgen geht’s dann wirklich weiter, und wir haben auch frische Pläne, aber davon später.

Port Dickson und umzu

Malacca - nser Gasthaus am Fluss

Malacca – unser Gasthaus am Fluss

Kuala Lumpur, 9.12.2014

Wann habe ich zuletzt von einem fremden Rechner aus einen Blogbeitrag geschrieben?  Lange her.  In den Anden war es jedenfalls damals Standard.  Ich holper‘ mich mal durch die QWERTY-Tastatur…

Ich sitze im Internetbuedchen des Hotels „Maison Boutique“ in  Kuala Lumpur, die Sekretaerinnen gegenueber plaudern froehlich auf chinesisch, ich habe stadttypisch platte Fuesse, und der Eigner liegt auf dem Bette und ruht vor den kulinarischen Ueberraschungen des Abends. Anstrengend so ein Stadtleben. Eigentlich sollte es nachher in Richtung Jalan Alor gehen, vielleicht ein bisschne Thai oder so – aber als ich eben die Treppe runterkam… Ihr wisst schon. Das Nachmittagsgewitter, heute etwas verspaetet.  Wir werden es sehen.

Admiral Marina Port Dickson. Auszuhalten!

Admiral Marina Port Dickson. Auszuhalten!

Plantschen ... ob mit Burkhini oder im Arena-Schwimmanzug

Plantschen … Burkhini oder Bikini

Die kleine Admiral Marina in Port Dickson ist ein idealer Ort, um ein Schiff in der Malakka-Strasse fuer ein paar Tage abzustellen, oder auch laenger. Die KAILANA liegt nicht weit weg, zum Beispiel,  Kevin ist fuer ein Vierteljahr „auf Gas“, Offshore-Arbeit lohnt sich wohl auch in Australien und das bessert das Budget gewaltig auf. AKKA liegt nur tageweise allein, letzte Woche waren wir zunaechst fuer 2 Tage in Melaka, zu deutsch: Malakka.  Beruehmter Name, einerseits wegen der portugiesisch/hollaendisch/britischen Kolonialgeschichte, und nicht zuletzt wegen der Piraten. Von Piraterie kriegen wir hier nichts mit, aber die Gegend ab Singapore ist

immer noch einer der Hotspots – allerdings geht es da um Cargo und um Oel insbesondere; uebrigens ist die Reede von Singapur der heisseste Pflaster; die wir ja schon passiert haben und Oel fuehren wir in 5l-Kanistern mit. Uninteressant. Keine Sorge also!

Das alte Rathaus der Holländeer. Na... Trishaw?!  40 Ringgit?!

Das alte Rathaus der Holländeer. Na… Trishaw?! 40 Ringgit?!

Am Dienstag letzter Woche holte uns Dave ab, ein Dave, der bestimmt Davinder heisst, denn er trug einen schoenen, tuerkisfarbenen Turban, und war auch sonst recht „Sikh“. Knapp 2 Stunden geht es die Kuestenstrasse entlang, erst einmal vorbei an vielen Resorts und Hotelanlagen. Die Malakkastrasse zeichnet sich im Allgemeinen durch eher truebes Wasser aus – es gibt viel Sedimenteintrag aus den Bergen durch die Fluesse, also kommen Malaysier und auch Singapurianer an die wenigen Straende, die hier zum Bade laden.  Und wenn man schon mal hier ist, dann muss eben auch die Weltkulturerbestadt Malakka sein, nicht nur fuer uns durchreisenden Yachttouristen, sondern fuer all die Familien, die gerade jetzt „grosse Ferien“ haben.  Und das waren, wie wir in Malakka feststellen konnten, nicht wirklich wenige. Allerdings verteilt sich der Gucke-Verkehr doch recht einseitig: die „Jonkerstraat“ ist ziemlich schlimm, sie beginnt mit einem

HELLOOO KITTYYYY!

HELLOOO KITTYYYY!

voellig weltkulturerbemaessigen Hardrock Café und reiht dann Souvenirladen an Souvenirladen. Vorzugsweise laesst sich der Tourist mit Trishaws fahren, die in grellstem Pink bemalt und mit Herzen und „Hello Kittys“ ausstaffiert sind.  Hmm. Und so richtig dolle war das mit den alten kolonialen Gebaeuden auch nicht.  Ein schoener taoistischer Tempel ist zu bewundern, ein hinduistischer, dazu ein paar lustige Galerien und Antiquitaetenlaeden.

Ayam tandoor mit naan! Höllisch heiß und himmlisch lecker

Ayam tandoor mit naan! Höllisch heiß und himmlisch lecker

Die ganz leichte Enttaeuschung macht das Abendessen wett:  Marcia, unsere sehr zuvorkommende Wirtin im Heeren House,einem winzigen Guesthouse in einem typischen Handelshaus direkt am Fluss, sagt entschieden: „Try the Pakistani“.  Wird gemacht und wenig spaeter sitzen wir mitsamt allem, was Malaysia so ausmacht, vor Tandoori Chicken und Naan aus dem Tandooriofen, der vor der Tuer glueht.  Ganz Melaka scheint sich hier zu versammeln: Malaien, Inder, Chinesen, wenige Europaeer.  Und natuerlich die, die hier eine Merhheit bilden: die Baba-Nonya. Baba sind die männlichen und Nonya die weiblichen Nachkommen einer gelungenen Mischung aus Chinesen und Malaien.  Marcia und ihr Mann Henry sind auch welche.

Alte Grabsteine - immer interessant...

Alte Grabsteine – immer interessant…

Der naechste Tag sieht uns am portugiesisch-hollaendischen Kirchlein auf dem alten Festungshuegel, auf dem hollaendischen Friedhof, der ueberwiegend Briten beherbergt und anschliessend auf dem Heritage Walk flussaufwaerts wandern. Nett gemacht – und auch ganz interessant, weil man auch an sehr „originalen“ Behausungen der Bevoelkerung vorbeikommt. Bei Flut bitte die Bodenbretter hochnehmen, man kann vom Bett aus angeln und die Reste dem vorbeigleitenden Leguan verfuettern.  Langer Weg, grosse Hitze – und schon adaptieren wir uns:  am Wege liegt auch eine neues Wohn-Ungeheuer names „The Shores“ (Ferien?)Wohnungen fuer reiche Inlaender?  Wer sonst soll hier einziehen?  Und unten drin eine schoen gekuehlte Mall – Mall-Surfen tun also nicht nur die

... und moderne Dienstbekleidung ebenso!  Body-Shop-Jilbab!

… und moderne Dienstbekleidung ebenso! Body-Shop-Jilbab!

Singapurianer…  Der Lunch etwas spaeter macht echt Spass, auch wenn es etwas dauert –  zwei Banker winken uns an ihren Mittagstisch in der Straßenküche und plaudern kurz, und da es so voll ist, winken wir, als die Plaetze frei werden, 3 Studenten heran.  Es gibt Mee und Huehnchenspiesse und angeregte Gespraeche ueber das Studentenleben, den deutschen Professor, Studiengebuehren und Feriensitten, und natuerlich ueber weite Reisen ueber die Meere.  So muss es sein.  Und zum Schluss werden wir dann auch noch von einem der Studiosi zum Essen eingeladen…  Habe ich das jemals als Studentin getan?  Aber zum Einladen von WIldfremden ist es ja nie zu spaet…

Ueberhaupt war es ein kommunikativer Tag, denn als wir im Guesthouse ankommen, entwickelt sich ein Gespraech mit Marcia ueber die Babas und Nonyas und besonders ueber Sprachen und Schulen:  Marcia ist als Baba-Nonya-Kind malaisch aufgewachsen. Ihre gesamte Generation hat Englisch als generelle Schulsprache genossen und daraus hat sich Englisch als „Familiensprache“ entwickelt. Maricas Kinder

Noch mehr antike Moderne...

Noch mehr antike Moderne…

wiederum sind auf staatliche Schulen des „modernen “ Typus gegangen, Schulsprache: malay, was eine klassische Zweisprachigkeit ergibt, eigentlich jedoch eine Dreisprachigkeit, denn diese Generation lernt und spricht „nebenbei und miteinander“ Mandarin.  Wer auf sich hält, schickt die Kinder jetzt auf chinesische Privatschulen – ein Schelm der wirtschaftlich Boeses dabei denkt.  Marcia lacht:  „…meine Mutter hat von uns Englisch gelernt, sie spricht wenig, kann es aber gut verstehen, schreiben kann sie es nicht.  Meine Kinder sprechen mit den Freunden Mandarin – ich spreche es kaum, habe aber von ihnen etwas verstehen gelernt; Lesen und Schreiben ausgeschlossen. Unsere Verkehrssprache ist Englisch. Der Clou ist:

Original-Ersatzteile erhältlich!

Original-Ersatzteile erhältlich!

jetzt  waechst eine Generation von Malaysiern auf,  die Malay und Chinesisch – auch andere chinesische  Dialekte und Sprachen! – spricht, aber man trifft zunehmend junge Malaysier, die kaum noch Englisch sprechen.

Stimmt – wir wundern uns hier in Kuala Lumpur gerade manchmal…  Aber davon bald mehr!

Malacca by night... Hinten auf den Trishaws sind Musikboxen...

Malacca by night… Hinten auf den Trishaws sind Musikboxen…

Ruhe!

Downtown Singapore

Downtown Singapore

Pulau Pisang, 24.11.2014

Schon, schon… Wir fanden es ganz toll in Singapur, aber manchmal war einem die Geräuschkulisse und das Gewühle doch ein bisschen viel, und nach drei Wochen waren wir heute ganz froh, loszufahren. Schluss mit „Malls“…

Heute abend haben wir es wirklich ruhig: wir sind schon ein Stück in die Straße von Malakka hineingefahren und liegen auf unserem Weg nach Port Dickson vor Pulau Pisang. Bananeninsel heißt das. Ein paar Vögel schreien aus dem Gehölz, die abendliche Sonne scheint hinter den dicken Restwolken des gerade durchgezogenen Gewitters hervor, ein paar Delfine, die mit ihren rosa Flecken aussehen als hätten sie einen Sonnenbrand (oder Vitiligo?) schnaufen ums Schiff herum. Am westlichen Horizont zieht die endlose Reihe der Tanker und Frachter ihre Bahn – von Singapur, nach Singapur.

Nicht sehr stilles Stillleben mit AKKA...

Nicht sehr stilles Stillleben mit AKKA…

Wir haben überwiegend „normales Singapur“ gesehen, aber was ist dort schon normal. Den Abschluss machte am Sonnabend der Versuch, zum High Tea im Raffles Hotel einzufallen, aber das hätten wir uns denken können: nichts geht ohne Reservierung. Oder doch?! Der Eigner fragt am Eingang zum Restaurant nach. Sicher doch! High Tea der Extraklasse, nicht mit dem Pöbel – allerdings nicht in züchtig langen Bermudas und Sandalen. Welche Größe haben Sie? Wir würden Ihnen einen

Double Choc Millefeuille

Double Choc Millefeuille

Sarong zur Verfügung stellen, und die Dame bekommt ein Nachmittagskleid! Nein, viiielen Dank! Das ist nicht nötig! … ich stürze mich doch nicht in ein geliehenes Nachmittagskleid (wenn sie überhaupt eines für mich gefunden hätten). Au0erdem war unser Alternativprogramm schon festgelegt, es gibt auf dem Gelände nämlich nicht nur das Übliche … genau, Cartier und Tiffany, sondern auch Ah Teng, den Bäcker, und der Programmpunkt hieß „High Tea für Landeier“. Will sagen: Double Choc Millefeuille mit einem goldenen Raffles Hotel als Verzierung und ein Banana-Chocolate-Cake für den Herrn, ähnlich aufwändig verziert. Lecker! Mit Milchkaffee, am 20er-Jahre-Marmortischchen geschlürft. Der High Tea-Termin im Raffles wäre sowieso nur ein Test gewesen, ob Raffles es besser kann als „The Clifford Pier“ – denn deren High Tea war herrlich.

Hochgestapelt.

Hochgestapelt.

 Die ersten Minuten war ich ein bisschen verspannt, solcherart „feine Umgebung“ kehrt gewisse Hemmungen hervor, ich erinnere die Familie an meinen Auftritt in der „Tanne“ in Braunlage, wo ich erst den fliegenden Zopf durch die Suppe und meine Mutter dann zur Vermeidung von Kollateralschäden das Zopfende durch den Mund zog. Aber unser Kellner, so indisch, wie es nur in Singapur sein kann, war rührend um uns bemüht, schwatzte uns die Ohren von Deutschland voll (wer war eigentlich noch nicht in Stuttgart?!) und erklärte die dargebotenen Köstlichkeiten.

Ein Höckerchen für die Handtasche...

Ein Höckerchen für die Handtasche…

Natürlich, ts, ts, kann man die Handtasche – auf die ich doch so stolz bin, eigenhändig aus einer Mola genäht und mittlerweile ein bisschen abgeschabt und überholungsbedürftig! – nicht ans Stuhlbein lehnen. Oh, no. Es kam eigens ein Höckerchen für Venancios Entenmolatasche… Und es kam Tee bis zum Abwinken, köstlicher Earl Grey mit einem Tropfen Milch (McFünfUhrTeeFix hätte seine Freude gehabt!), und gleich zwei Kellner fragten immerzu, ob wir unsere Etagà¨re

Allerfeinst...

Allerfeinst…

neu befüllt haben möchten. Wir haben uns zu einer zweiten Portion Scones breitschlagen lassen, dafür haben wir den Rest einfach nicht geschafft. Das alles findet statt in der altehrwürdigen Pier-Ankunftshalle, unter’m Kronleuchter, William Somerset Maugham ließ grüßen – mit Blick auf Sonne und glitzerndes Wasser und, es wird schon moderner, ein paar Drachenbootfahrer beim Training und auf das gegenüber gelegene Marina Bay Sands-Monstrum. Dieses Erlebnis hätte Ritual-Potenzial …

Der Schipperin tögliches Vergnügen

Der Schipperin tögliches Vergnügen

Wir haben noch mehrere, schlichte Gucketouren in die Stadt unternommen, sind einmal mit dem Bus No. 143 bis zur Endhaltestelle gefahren – ohne mal auf das schlaue Smartphon zu schauen, das einem schon vor der ersten Haltestelle gesagt hätte, dass die Richtung vielleicht gefühlt die richtige, in Wahrheit jedoch die falsche war… Eine Tour fiel im Wesentlichen ins Wasser – wenn es regnet, und das tut es meist am Nachmittag, dann bitte ordentlich.

Fischen in der Marina. Lecker!

Fischen in der Marina. Lecker!

Wir haben dafür gesorgt, dass Felix von Unistream uns eine neue Deckwaschpumpe auf Kulanz verschafft, oder besser. wir haben dafür gesorgt, dass Johnson Schweden dem Felix eine solche schickt. Und was ich nicht geschafft habe, ist, meine Berge an Näharbeiten abzutragen – es war so grottenmäßig heiß, dass Nähen nur in allerkleinsten Dosen möglich war. Schade. Und schon brach das letzte Wochenende an, statt High Tea sahen wir im Raffles eine

Plantschen auf höchstem Niveau

Plantschen auf höchstem Niveau

Ausstellung von wunderschönen Schwarz-Weißbildern, im Leica-Laden. Heißt so etwas Laden?! Es hat mehr etwas von einer Galerie für ausgefallene Technikobjekte! Verrückt, was der Mensch alles nicht braucht, aber doch bewundern kann. Und statt High Tea gab es nun endlich den finalen Ausflug zum Marina Bay Sands Hotel – ab in den 57. Stock, wo wir uns an der gläsernen Balustrade hoch über Singapur die Nasen mit zwei Longdrinks begossen und

Das rote Dach ist das Clifford Pier

Das rote Dach ist das Clifford Pier

dieses unglaubliche Gewirr von Hochhäusern noch einmal bewundert haben. 4,5 Millionen Menschen übereinander gestapelt. Erschreckend beeindruckend. Der von mir bewunderte Pool allerdings macht wohl nur auf Fotos Lust auf „lange Bahnen“; am Samstagabend jedenfalls war das Ding gerappelt voll mit Hotelgästen, das heißt: plantschen auf höchstem Niveau. Auch die Ku Dé Ta-Bar war rummelig auf höchstem Niveau, und da kniekurze Hosen ab 18 Uhr

Urban Breeze und Passion Mojo

Standesgemäßer Abschied von Singapore:  Urban Breeze und Passion Mojo im 57. Stock

sowieso für unfein befunden werden, war die Entscheidung leicht, dem Rummel den Rücken zu drehen; auf dem Rückweg zum Bus fanden wir uns inmitten der Singapur-Normalbevölkerung wieder, im Food Court des alten Marktes, auf ein paar Dim Sum. Die vermochten auch den Vodka und den Rum aus den „fruchtigen“ Drinks zu neutralisieren, so dass wir geraden Auges und Weges zum Schiff zurückfanden.

Der Sonntag?! Shipshape-Tag. Drei Wochen verlangen nach Vorbereitungen für die kommenden Tage auf See. Schön nass ist alles geworden – als ich mit den letzten Einkäufen aus dem Cold Storage zurückradeln wollte, setzte gerade der zweite Nachmittags-Sturzbach ein. Als wir vorhin den Ankerplatz ansteuerten, dachten wir, hier sei Gelegenheit, das Sonnensegel zu trocknen, schließlich hatte es ja schon gewittert. Pustekuchen. Ankern im nächsten Gewitterregen – wir werden uns auf Stockflecken einrichten müssen.

Nächstes Ziel: Port Dickson mit einer Marina, wo man das Schiff für ein paar Tage ablegen kann, für einen Ausflug nach Malacca und auch nach Kuala Lumpur. Mal gucken, ob die fantastischen Bilder aus der Leica-Ausstellung im Raffles der Wahrheit entsprechen. Und neues Sunbrella kaufen. Falls es wirklich Stockflecken gab.

Singapura

Das ist SIngapur! Alte und neue Schiffe. Und Schwurbelarchitektur!

Singapurs Harbour Front! Alte und neue Schiffe. Gewitterwolken. Schwurbelarchitektur.

16.11.2014

14 Tage ohne (Blog)!  Das ist doch mal eine Ansage…

Meine Güte – wir sind schon 2 Wochen in Singapur. Zwei Wochen im Kreis von mehr oder weniger desolaten Arbeitsbooten, die schicken Yachten, SANUK, SAGATA und KAILANA waren nach ein paar Tagen schon verschwunden (eine neue ist gerade angekommen, TIBURON aus Wladiwostok. Wilde Burschen!). Unser Nachbar Twinkle rückt morgens früh aus und rangiert abends vorsichtig wieder rein, mit seinem riesen-dicken Stinkmotor.

AKKA an der langen Leine

AKKA an der langen Leine

Gleich rechts von uns – nein, eben nicht direkt neben uns, da würden sich ja die Riggs verhaken, also am übernächsten Platz die Phoenician, eindeutig ein Dauerlieger, aber seine fliegenden Regenplanen halten bislang jeden Sumatra aus; wir dagegen sind schon einmal nächstens aufgestanden, um unser Sonnensegel einzuholen – wir sind noch nicht wirklich cool genug! Die Taucher am Beginn des Pontons grüßen uns schon lange, Andreas schnackt mit den Indern (Sklaven?!), die die Steganlage ausbessern (besser ist das, nicht das Schnacken, das Ausbessern…). Abends bleiben wir auf dem Weg zur Nachtdusche gern mal eine Weile stehen und starren ins Hell-Dunkle:  riesige Containerschiffe ziehen rein oder raus. Zur Rechten werden Gasbohrtürme gefertigt, zur Linken fahren unablässig die Container von Schiff zu Lagerplatz, von Lagerplatz zu Schiff. Und dieses ganze Ding ist nur ein kleiner Teil vom Hafenbetrieb von Singapur.

Die ersten 12 Tage haben wir eindeutig verdaddelt und mit Kleinkram verbracht: Hauskram, Motorkram, Elektrokram. Kaum blitzt es mal ordentlich, steigt der Batteriekontroller aus. Vor ein paar Wochen hat der kleine Inverter im Salon seinen Geist aufgegeben – wo gibt es Ersatz?! Solche Sachen eben und damit ein paar Sachexpeditionen in die Stadt. Lektion 1: Singapur ist groß. Lektion 2: Busfahren ist prima, aber ganz schön unübersichtlich (da ist das Smartphone gefragt!) Lektion 3. Taxen sind erschwinglich und unterhaltsam. Und Lektion 4: Geschäfte, also Schiffszubehör, Motorenteile etc. – das ist alles ein bisschen anders organisiert als gewohnt. Große Bootszubehörläden gibt es nicht – na, doch, einen kleinen Laden in der Raffles Marina, ganz am Ende der Insel, gleich gegenüber von Malaysia und eine wahre Busexpedition entfernt – Ausbeute: gering, dafür sauteuer. Stattdessen gibt es aber unzählige Spezialbetriebe, die sich in den ebenso unzähligen, vielstöckigen Geschäftsgebäuden befinden – was von außen wie Bürohaus aussieht, enthält innen zum Beispiel unseren Volvo-Teilehändler ASRI.  Die Adresse heißt dann: 48 Toh Guan Road East, #7-103. Ah, ja, 7, Stock. Merkwürdig!  Volvohändler im 7. Stock – aber tatsächlich; das Haus ist wie ein Parkhaus organisiert, mit einer Fahrspur in der Mitte, rechts und links wird halt nicht geparkt, sondern gehandelt und gewerkelt, Gewürze, Arzneimittel (chinesische. Urrgs) Großhandel für Räucherkerzen und andere Opfergaben, Dreherei (mit CNC), Schreinerei. Und eben unser Volvohändler, der wie hier üblich allerdings kein Lager betreibt, sondern nur ein bisschen Motormurkelei, und sonst alles „beschaffen kann“. Was er auch tat. Eigentlich übrigens eine logische Organisation: was die Neuseeländer und Australier in ihren großen Industriegegebieten alles ordentlich nebeneinander stellen, muss im kleinen Singapur halt gestapelt werden. Beispiel: der Sim Lim Tower, mitten in der Stadt, am Rande von Little India gelegen, ist ein mehrstöckiges Haus für Elektronikersatzteile, Computerkleinkram, Funk, Sound, Licht etc., kurz: des Eigners Paradies.  Bil aus Scarborough hatte angekündigt, dass man an bestimmten der kleinen Ladennischen mit Sicherheit ein paar Söldner oder Geheimdienstler beim Einkauf von Spezialausrüstung beobachten könne. Auch wenn uns ausgerechnet das entgangen ist, gab es 5 Stockwerke rauf und runter viel zu gucken, zu viel für einen kurzen Samstagnachmittag – da musste man nochmal hin. Schräg gegenüber das Sim Lim Square, das gleiche in Grün, nur für elektronische Markenartikel, also im Wesentlichen für die Grundausrüstung des gestandenen Singaporean, Smartphones und Tablets aller Art. Und Computer, Kameras… Immer schön mehrstöckig, und eigentlich, ganz eigentlich ist nicht Sim Lim das angesagte Zentrum für Digitales, sondern das nicht weit entfernt gelegene Funan Digital Centre.  Haben wir noch nicht angeschaut, werden wir auch nicht, denn die nächste Digitalstation naht so oder so, und die heißt Kuala Lumpur und bietet günstigere Preise.

Ein winziger Ausschnitt aus dem ganzen Glitzer

Ein winziger Ausschnitt aus dem ganzen Glitzer

Hatte ich schon was zu den normalen Einkäufen gesagt? Nein?  Also, es gibt Malls hier.  Ganz in der Nähe, in Fahrradnähe sogar, das West Coast Road Centre mit dem Cold Storage Supermarkt und vielen blonden und braunhaarigen, eher europäisch anmutenden Kunden. Sitzt man im Starbucks Café im ersten Stock, sieht man reichlich prächtige Limousinen in dei Tiefgarage rollen: ein kleines ex-Pat-Einkaufszentrum.  2 km weiter: die Clementi-Mall. Gewaltig, großer Supermarkt drin, großer FairPrice-Supermarkt draußen und das Übliche: Bäckereiketten, Elektronikketten, Mobiltelefonketten, Klamotten. Und Starbucks, natürlich. Das Beste an Clementi ist aber Herr Phoon Huat – der hat einen Bäckereizulieferbetrieb mit allen Mehlsorten dieser Welt, mit Joghurtstarter und Zitronensäure (die wir zum Entkalken von Kühlkreislauf und Wassermachermembrane nnutzen), und vielen anderen guten Sachen, und auch nicht so guten (erstaunlich, was an Aromen und Chemikalien alles in Backwaren landet). Fährt man raus zur Raffles Marina – AKKA-Urteil: sehr nett, Yachties unter sich, wie schön dass wir hier im Containerhafen liegen können! – steigt man in Boon Lay um. Was ist da?! Na sicher!  Mall! Gigantisch, geleckt, glitzernd, hier allerdings mit deutlich chinesisch geprägten Seitenflügeln. Kein exPat Gebiet, mehr für den prestigebewussten Mittelstand. Aber Starbucks geht überall… Und so weiter und so weiter. Unser holländischer Nachbar und Singapore Airlines-Pilot meint: Shopping ist hier das einzig wirklich wichtige Hobby.  So schaut es aus. Die richtig großen Luxusmalls in der Innenstadt haben wir noch gar nicht angeschaut, aber als wir eigentlich nach Little India wollten und wieder einmal ein Sturzregen niederging, sind wir spontan an der Singapura Plaza ausgestiegen, dorthin hat mich eine Internetrecherche nach Nähzubehör gelockt.  Luxusartikel wohin man schaut. Mehrstöckig mit verwirrend vielen verschachtelten Ebenen, und obwohl sicher nicht die No.1-Mall der Stadt gingen einem die Augen bereits ausreichend über. Immerhin gab es neue Trekkingsandalen und ein paar Bermudas im Outdoorladen und das „Nählädchen“… Das hieß Spotlight (ich glaube, eine australische Kette), hatte, wie erwartet, Nadel und diverse Fäden sowie (das war das Ergebnis der Recherche!) Dylon-Farben für àºnser verblichenen IKEA Handtücher – und wäre eine Ganztagsexkursion wert.  Riesig. Der Eigner war sehr tapfer und hat den Einkaufskorb geschleppt.  A propos IKEA – die Reise nach Schweden werden wir auch noch antreten.

China Town. Im Tempel der Zahnreliquie...

China Town. Im Tempel der Zahnreliquie…

Aber das Leben besteht ja nicht nur aus Shopping und Basteling, sondern auch aus Kulturing, und daher haben wir am Tag 13 unseres Aufenthaltes tatsächlich eine Stadttour zum reinen Vergnügen unternommen.  Chinatown hieß das Ziel.  Nun muss man sagen, dass eigentlich ganz Singapur „China Town“ ist, 70% der Bevölkerung sind Chinesen, oder sogar noch mehr. Meine kleinen Kulturtouren führen mit Rad oder Bus etwa zur Wäscherei oder zum ACER Service, da kriegt man das normale Leben schon hautnah vorgeführt, in  Mandarin oder anderen unverständlichen Idiomen. Fern der Malls, in den kleinen Einkaufszentren, um die sich die turmhohen Wohnblöcke scharen, glitzert es deutlich weniger, wenn auch immer noch der Wohlstand Singapurs durchleuchtet. Übrigens ist das Lohnniveau und der Wert des Singapurdollars so, dass Malaien aus dem benachbarten Johor Baru gern und täglich stundenlang am Grenzübergang anstehen. Hin und zurück! Für ein paar Dollar mehr, genauer gesagt: 1 Dollar hier sind 2,5 Dollar drüben.   Chinatown ist das alte Handels- und Schifffahrtszentrum, man kam in Chinatown an, strebte einem der vielen Tempel oder Kirchlein zu, um sich für eine gelungene Seereise zu bedanken, und begann zu feilschen. Und heute? Wo man das Viertel noch nicht umgehauen und mit Hochhäusern bepflanzt hat, wird es zu einem SchickiMicki-Viertel umgebaut, in der Mitte ein Basar mit allem, was man nicht braucht, aber dringend dem Touristen andrehen möchte. Wir haben, das sei gebeichtet, Essstäbchen gekauft. Mit Sicherheit überteuert, aber nun haben wir wieder welche (die gehen immer für obskure Reparaturversuche oder als Hilfswerkzeug drauf…) Weg hier!

Der Pool ganz oben. der würde mich interessieren!

Marina Bay Sands. Der Pool ganz oben. der würde mich interessieren! Endlos lange Bahnen…

Zum Staunen lag das „Marina Bay Sands“ Hotel am Wege, eindeutig ein Fall für „die spinnen,die Singapurianer“. 57 Stockwerke Hotel und, na was wohl? Mall. Drei Türme gekrönt von einem schiffsartigen Aufbau: Bars, Restaurants und DER Pool der Stadt.

Sehr schön anzuschauen der alte, zum Restaurant umgebaute Clifford Quay, die alte Anlandestelle für Einwanderer, Kolonialbeamte und die William Somerset Maughams dieser Welt. Wären wir nicht ein bisschen spät dran gewesen, hätte es vielleicht zu einem „High Tea“ gereicht, aber den gibt es im Raffles Hotel ja auch.
Das Abendessen fand im absolut authentischen Little India statt, Musik, Düfte, Saris und das Essen – indisch für Inder. Toll. Nun „müssen“ wir noch die Arab Street und das Mustafa-Centre abarbeiten.

So viele.... Fische!

So viele…. Fische!

Aquarium und der Sentosa-Rummelplatz war gestern – das Aquarium war „ganz schön“, allerdings war vielleicht der Samstagnachmittag als Besuchstag taktisch nicht ganz klug gewählt. Und in der Reihe der auf dieser Reise besuchten (künstlichen) Aquarien liegt Singapur an dritter Stelle. Um die die ersten beiden Plätze kloppen sich Lissabon (der Mondfisch!) und Nouméa (das Nautilusbecken und der in der Nacht glühende Anomalops-Schwarm!). Ansonsten: Sentosa? Disneyland hatten wir schon schöner…

Schön! Die Quallenbecken

Schön! Die Quallenbecken

Deine schönen, blauen Augen!

Deine schönen, blauen Augen!

Heute war mal wieder Schiffstag und vom Morgen lassen wir uns überraschen. Ende der Woche geht es dann weiter…

Zwei Welten

Singapur, 4.11.2014

Schnelle Wortmeldung!  Schon der Titel ist irreführend:  es müsste „3 Welten“ heißen.

Die Anfahrt nach Nongsa auf der Insel Batam führte bereits am Rande der Singapore Strait entlang, die Stelzenhäuser der Fischer wurden weniger, die Nongsa Marina erfreute mit warmen Duschen, einem Swimming Pool, einem netten Hotelrestaurant, Shuttleservie nach Batam City zum Einkaufen – und eindeutig höheren Preisen, als wir es aus den vergangenen Monaten gewohnt waren.  Eine andere Welt. Singaporians auf Wochenendtrip im billigen Indonesien, das steht wohl unter dem Strich.
Für uns war es bequem und schön, wir konnten einiges am Boot machen, so ging die letzte Woche dahin. Das Auschecken allerdings, das erwies sich als der einzige Kinken im „independant travelling“. „Mit Rally“ wäre es leichter gewesen. Am Montag schon hatten wir begonnen herumzufragen, wie das denn nun vor sich gehe. Auf Mittwoch vertröstet, wurden wir dann auf den Donnerstag als nächsten Ansprechtermin verwiesen, „…dann ist der Agent wieder da!“.  Haben wir gemacht! „.. ja, aber doch nicht nach dem Lunch!  Jetzt ist keine Zeit mehr für die Prozedur…“  Immerhin – wir wollten am Sonntagmorgen abreisen. 2 1/2 Tage Zeit für etwas, was normalerweise 10 Minuten dauert.
Das Ende vom Lied sah uns, deren Visa am Sonntag ausliefen, theoretisch schon mit der Fähre nach Singapur fahren, um mit der erneuten Einreise nach Indonesien wieder „legal“ zu sein.  Aber die allerletzte Strophe hieß dann doch am Samstagabend: „Papiere fertig, am Sonntagmorgen kriegt Ihr sie“, und so war’s.
Leinen los – sampai bertemu lagi, Indonesia!  See you later.

Wir wurschteln uns durch’s Verkehrsgewühl der Singapore Strait, einem Verkehrstrennungsgebiet allerschönsten Ausmaßes, die großen Cargoschiffe sind mit 10 Minuten getaktet, da muss AKKA kollisionsfrei hindurch. Und bitte im rechten Winkel.  Anstrengend. Erstmalig haben wir zwei Ferngläser auf der „Brücke“, aber es funktioniert gut.

Neue Welt, nächster Teil: Check-in nach Singapur. Es könnte einem ja anhand der Erfahrung in Indonesien Böses schwanen, aber am Check-Point Sister’s Islands dampft uns ein graues Arbeitsboot entgegen, man reicht einen Kescher über, in den man die Pässe und Bootspapiere legt. 15 Minuten driften wir parallel, inmitten der auf Reede liegenden Frachter,  dann kommt der Kescher zurück und per Lautsprecher die Anweisung: „Bitte 4 mal unterschreiben!“  Wird gemacht. Fertig.  So kann’s auch gehen.

Durch den Dunst von Singapur dampfen wir im Zickzack zwischen den Frachtern hindurch. 5 Meilen sind es bis zum Republic of SIngapore Yacht Club (ex „Royal Singapore Yacht Club“!), der uns in allerletzter Minute einen Platz zugesagt hatte.  Das Bild der AIS-Signale auf dem Plotter hat die Anmutung, als könne man zu Fuß von Schiff zu Schiff steigen, unglaublich, die Verkehrs- und Ankerliegerdichte.  Überhaupt mag der Plotter das nicht – er steigt einfach aus, das sind ihm zu viele AIS-Ziele. Armes Kerlchen. Mit dem Laptop als Backup und abgeschaltetem AIS (nicht ganz legal) tuckern wir am Containerhafen entlang, COSCO, COSCO, MSC. MSC. MSC, MAERSK. MAERSK, CMA CGM, Hamburg Süd. Endlos! Asiatischer Verbraucherschrott für die Welt wird hier umgeschlagen! Und dann die Marina. Wir sind gebrieft – die SANUK und die SAGATA hatten uns gewarnt: es schaukelt!  Das tut’s, aber zumindest im Falle von AKKA und SAGATA (einem zig-Tonnen Kaurischiff aus Neuseeland..) nicht wirklich unangenehm. Tauch- und Arbeitsboote liegen hier, ein paar kleinere Motoryachten, alles an etwas heruntergekommenen Pontons, nicht so „Singapore’s Premier Yacht Club“-mäßig. Genau unser Ding!  Nix SchickiMicki. Arbeitshafen mit ordentlich Schwell von Versorgern und Zubringerbooten, Containergerummel, Werkssirenen. Plus nette Marinaleute, ein (allzu üppiges) BBQ, sogar mit special meat, heiße Duschen (mit Toiletten und Duschen, hier samt Dampfbad, haben sie’s, die Singaporians!), und alles gekrönt vom geradezu himmlischen Pool. 25 m +, ausreichend zum morgendlichen Kachelzählen. Und ich hatte Angst vor Singapur… Es ist nicht schön, aber wir genießen, was wir kriegen – und interessant wird es auch werden.  Singapore Sling im Fullerton Hotel, dem ehemaligen britisch-ehrwürdigen Postamt, in dem schon WS Maugham seine Manuskripte aufgegeben hat, vermutlich. Klar gucken wir auch da vorbei, wo alle Touristen hingehen und Kolonialluft schnüffeln: beim Raffles Hotel.  Ach ja, der Herr Raffles…  Allgegenwärtig, der Gründer von Singapur und auch unseres Yachtclubs.  Dass man den nicht auf dem englischen Kirchhof bestattet hat, wisst Ihr?  Warum? Wegen des Sklavenhandels!  Nicht was Ihr denkt – nein, Sir Stamford Raffles war gegen den Sklavenhandel, aber die Familie des zuständigen Reverend in seiner englischen Gemeinde hatte ihr Geld mit Sklavenhandel gemacht. Das rechtfertigt natürlich jede bigotte Strafmaßnahme. Ich hoffe, Sir Stamford war es eine Ehre!

Wir gehen jetzt in die Stadt. Ersatzteiljagd steht auf dem Programm, und was uns sonst noch über den Weg laufen wird. Ich würde ja gern mal nachts in den Zoo gehen. Man kann dort mit Rhinozerossen sprechen…  Und der Orang Utan vom Dienst würde mit den AKKAnauten frühstücken!