Mal wieder unterwegs!

11°44 N, 62°30 W, 1.9.2009

Ganz rasch und kurz:
AKKA ist mal wieder auf dem freien Wasser, und dieses Mal westwärts. Tschüss, kleine Antillen, Venezuela, wir kommen!

Wir sind auf dem Weg nach Isla Margarita und schon sehr „gespannt“. Finn von der Risho Maru kommentierte das, so weit ich mich erinnere, beim Einlaufen mit einem abgrundtiefen österreichischen „… is des schiach!“ Schiach, das kenn‘ ich noch von unseren Rallyefahrern, das heißt so viel wie “ hässlich“. Eine All-ibclusive-Enklave für ausländische und ein (zollfreies) Einkaufsparadies für venezolanische Touristen.

Da man auf dieser Strecke tunlichst ein „Buddy-Boat“ dabei haben sollte, haben wir uns der SALZBERG 7 angschlossen, Heinrich und Lisa aus dem schönen Herzogstädtchen Celle. Eine Kabellänge von uns dümpeln sie wie wir über das weitgehend unbewegte Wasser. Wir wollen nicht klagen, auch wenn das „motorsegeln“ heißt.

Jetzt ist Schluss – noch an die 90 Meilen sind’s bis zum Ziel, aber jetzt muss ich mal schnell gucken, ob „Invest 94L“ nun zur Tropical Depression ernannt wurde oder gar schon „ERIKA“ heißt – treffen wird uns das Gebilde hier unten weniger, aber schließlich studieren wir ja noch auf „Hurrikan-Spezialist“, und diese merkwürdige Wave narrt uns schon seit Tagen. Bis demnächst aus Hugo-Land!

In Gleitfahrt nach Hause

St. Georges, 21.8. 2009

Da war ja noch was Witziges und was Schönes nachzutragen. Hier ist es:

Dinghyfahrt in die  „Lagoon“ von St. Georges, das sind so ungefähr 10 Minuten, und Festmachen am Dinghydock von Island Waterworld. Der Eigner hat mich nach ein paar Kleinigkeiten geschickt, während er irgendwas bastelt, und dann brauchen wir noch  Lebensmittel. Damit wir in Kontakt bleiben, habe ich das Funkgerät am Hosenbund, es kann einem ja noch einfallen, dass ein Vorhängeschloss zu ersetzen ist, das ich kürzlich (genau hier!) versenkt habe.  Oder es ist noch ’ne Tafel Schokolade erwünscht. Schnell  ist die Mission beim Ausrüster erfüllt, weiter zum Foodland. Der neue Außenborder ist mein Freund, denn während der alte niemals anspringen wollte, muss man den neuen nur schwungvoll genug anreißen und er tuckert los – ich fühle mich jedenfalls deutlich sicherer mit dem Zweitakter als mit unserem alten, „modernen“ Viertakter. Dass der Zweitakter auch noch 8 PS hat, freut allerdings mehr den Eigner, der ab und zu einen Geschwindigkeitsrausch braucht. Eingestiegen, Einkäufe verstauen, Anreißleine – zack! Genau. Zack…  Ich habe gerade mit dem erforderlichen Schwung den Motor an- und das Funkgerät vom Hosenbund gerissen – eben nicht „zack“, sondern „platsch“. Mist, Mist Mist! Was nun? Der Motor läuft, ich lege ab, drehe mich zweimal im Kreis – muss ich jetzt für die trübe Lagune eine Schnorchelbrille holen?! Badezeug ist natürlich auch Fehlanzeige, und überhaupt, die ekelige Lagune, wo alle reinkacken. Lebensmittelkauf ist jedenfalls erst mal gestrichen. Mit dem dritten Kringel lege ich wieder an – Scheiß was auf die Maxitaxis, die hupend vorbeifahren, die Yachties sind Halbnackte sowieso gewöhnt: ich reiße mir die Klamotten vom Leib und gehe baden. Und im ersten Versuch ertaste ich das Gerät, wälze mich an Bord, und während die Fischer sich kringeln und winken, drehe ich den Motor erstmalig auf Vollgas – bloß weg hier. Meine erste Gleitfahrt. In Unterwäsche, oben dunkelbraune Spitze, unten blau geblümtes CALIDA. Sehr schick und wenig schicklich. Aber das Gleiten ist Klasse – zum einen, weil es Spaß macht, wie ich merke, zum anderen bin ich fast trockengefönt als ich an AKKA längsseits gehe. Das Funkgerät – der umsichtige Eigner hat ein wasserichtes Modell gewählt, und als solches hat es sich auch erwiesen – hat den Scherz überlebt, ich auch. Mittlerweile hat der Witz aber schon einen Bart – vor drei Tagen hatte ich mal wieder Gelegenheit. Gleicher Dresscode, andere Tauchstelle: dieses Mal war es das Dinghyschloss vor dem Grenada Yachtclub, als Zuschauertribüne diente die Bar-Terasse. Routine hin oder her- vielleicht sollte ich mir angewöhnen, in Badebekleidung einkaufen zu fahren.

Und wer wissen will, was „das Schöne“ war: das fing eigentlich sehr betrüblich an, mit einer Mail von IMAGINE, dass sie auf dem Weg zu den Testigos den Mast verloren haben; auch wenn „weiter nix passiert“ ist, eine wirtschaftliche Katastrophe, und zunächst sah es aus wie das Ende eines Seglertraumes. Auf mehreren Kanälen wurde aber bald nach Ersatz geforscht – wir übernahmen die Abteilung Grenada, denn Hurrikan Ivan hat vor ein paar Jahren einiges an möglicherweise verwertbarem „Kleinholz“ hier hinterlassen.  Wir wurden nicht fündig, aber in Trinidad lag geradezu ein Schnäppchen, quasi das Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Das einzig verbleibende Problem ist, dass Albert und Jutta nun noch ein paar Wochen länger auf Trinidad verweilen müssen, das sie so „lieben“, aber die Reise geht weiter. Schön!

Bill und andere Geschichten

St. Georges, Grenada, 17.8.2009

Schon wieder eine Woche um, und der aufmerksame Leser fragt sich mal wieder: „… was machen die da eigentlich?!“ War ja schon öfter so.

Also, wir sind in Grenada hängengeblieben und warten. Warten auf ein Päckchen aus den USA, das leider mit normaler Post aus Kalifornien abging und einen neuen Monitor für unser Echolot enthält. So was Schönes, wie wir es hatten, gibt es leider nicht mehr: Brookes und Gatehouse aus den frühen 80ern, und da Andreas nicht die ganze Kabelage neu machen möchte, und wir auch nicht schon wieder aus dem Wasser, gibt es jetzt Ersatz, der nur 20 und nicht 25 Jahre alt ist – es lebe der amerikanische Elektronikbastler! Aber wie gesagt, das Päckchen reist und reist…

Inzwischen haben wir, man sieht es im letzten Blog, den Karneval abgefeiert, die Dame am Schluss des Eintrages hat Andreas am Sonnabend abgelichtet, neben vielen anderen, mehr oder weniger jugendfrei. Und dass die Bandparade am Sonnabend stattfand und nicht am „Karnevals-Dienstag“, lag wiederum am Wetter: die Parade fiel schlicht ins Wasser. Lange Gesichter bei den tanzenden Ladies, viele strahlende Gesichter im Ankerfeld: alle Tanks voll bei den Regenwasser-Sammlern, so viel Wasser auf einmal hat es schon lange nicht mehr gegeben. Viel wichtiger aber: am bewussten Dienstag zeigte sich im fernen Afrika erstmals eine tropical wave, die „besonders“ schien. Merkwürdige Modellrechnungen wurden drauf verwendet, neue Parameter erschienen in den Vorhersagen und: „… this system has a high chance to develop into a  tropical cyclone…“ . So war’s  – Jonathan von Island Water World sagt trocken: „… here we go!!“ Wir gucken ein paar Tage gespannt in die Vorhersagen und erhöhen die Abruffrequenz, am Wochenende, während die Parade sich durch die „Carenage“ in St. Georges wälzt und der Eigner sich auf nackte Haut konzentriert, sitze ich im Hafenbecken im Dinghy  (inmitten von dümpelnden Bierflaschen und Trinkbechern…)  und suche mir zwischen den Regenschauern Internet-Access Points. Die anderen whinen, und weil ich’s eher zum Weinen finde, habe ich Zeit, dem ersten zuünftigen Hurrikan der Saison nachzuforschen, noch nennt er sich „tropical depression 3“.

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Bill Auge

Während tropical storm Ana, ehemals tropical depression 2 für Unruhe auf Dominica sorgt,  hört diese  nächste, bemerkenswerte wave mittlerweile auf den Namen „Bill“ – immer schön nach dem Alphabet, und es ist wirklich spannend, das zu beobachten. Wer will kann sich das hier anschauen. Sollte Bill sich an die Vorhersagen des National Hurricane Center in Miami halten, gibt es demnächst ein bisschen Wirbel im nördlichen Atlantik, aber die Antillen bleiben wohl verschont, wenn man mal vom Schwell absieht, der auf uns zulaufen wird. So richtig oft muss man das nicht haben, aber der eine oder andere Schrecken dieser Art wird wohl noch auftauchen.

Ansonsten wird halt gewartet.  Nachdem wir tagelang Grenada nach einem Simmering und einem Innenseegering abgeklappert haben, reichte ein kurzer Anruf bei unserem alten Werkstattmeister Rico in Hannover, um einen Brief zu einer Grenada-Rückehrerin aufzugeben, einfacher geht’s nicht. Als nicht ganz so einfach gestaltet sich allerdings die Frage, wie wir jetzt Rico noch dazu bringen, uns die Kosten zu nennen – wir haben doch ein Recht, ihn zu bezahlen, oder?! Andere Rückehrer, nämlich die von der „Soleil“, bringen unsere Post aus Aurich mit. Irgendwie haben wir  bei diese Aktionen auf  Zuruf gar nicht so gern, aber es funktioniert wirklich hervorragend, und drum: vielen Dank allen Zulieferern!

Bill VaporInternet ist ganz schlecht – hat wahrscheinlich der Bill in Beschlag, also weg mit dem Beitrag, der nun schon den dritten Tag schmort… Anbei noch ein schönes Bild vom Bill und dem Wasserdampf!

Bis balde mal!

Oooooch …

St. Georges / Grenada, 10.8.2009

Nicht gebloggt letzte Woche, wie gemein! Und dabei gab es doch Witziges zu erzählen und Schönes auch… Holen wir nach!

Aber gerade mal schnell zum heutige Tag – heute früh kamen die Segler alle aus ihren Löchern. Seit 2 Tagen füllte sich der Ankerplatz zunehmend, wir (ich!) sehen das mit der leicht erhobenen Nase der „Langansässigen“, der Platzhirschkuh eben. Touristen halt, aus Carriacou und  sogar aus Grenadas Ankerbuchten. Ts, ts, was die alle hier wollen!? Heute früh fehlte bei der benachbarten Present (es gibt ja immer auch Touristen, über deren Anwesenheit man sich freut!) das Dinghy – um 05:30, wo sind sie bloß?

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Na, dort, wo es wummert und hämmert. Es ist, haltet Euch fest, KARNEVAL in GRENADA, genannt „SPICEMAS“. Und heute dann der klassische, ostkaribische „J’ouvert“. In aller Herrgottsfrühe sammeln sich die übernächtigten Partybesucher und di, die entsprechend frühzeitig aus der Koe kriechen um Trucks mit 10 bis 20 kW Generatoren, die Soundmachine wird angeschmissen und – patsch! – hat man schon irgendwelche Farbflatschen an Kleidung und Gesicht kleben. Die Einheimischen sehen finsterst aus, in Ocker, Rot oder schrillem Grün, alle haben die ältesten Klamotten an die man finden kann – wegen der Farbschweinerei.Und dann trottet und whinet die Karawane hinter der Musik her. Als die Presents zum Frühstück zurückkamen, machten wir uns gerade fertig, die Bescherung angucken zu fahren. Die beiden nahmen erst einmal ein ausgiebiges Bad. Erfolgreich! Feige wie wir sind gesellten wir uns zu diversen anderen Dinghys, die in der Carenage dümpelten. In sicherer Entfernung eben.  Ein Höllenlärm – und ehrlich gesagt wenig Spaß. Mitreißend finde nicht nur ich diese Musik nicht, die wir ja schon in Trinidad zur gleichen Gelegenheit genossen hatten  – es gab auffällig wenige fröhliche Gesichter zu sehen in der „J’ouvert“-Parade oder, wie man auch sagt, im „JabJab“. Die Website bewirbt das Ereignis mit enthusiastischen Worten, Feier der Befreiung von der Sklaverei und so, diabolische Figuren… Aus Sicht einer norddeutschen Spaßbremse stellt sich das so dar: Pflichtveranstaltung. Hinter einem Sound-Truck hertrotten, whinen und sich dabei ein bisschen die Ohren zu verderben.  Wir trafen auch die leicht desillusionierte die Crew der süafrikanische MILA: „… we thought they were nicely dressed! This is disgusting and we hate the music!?!“. Nee, „hübsch gekleidet“ gibt es gar nicht. „Hübsch unbekleidet“, das ist dann morgen, Spicemas Band Parade. Bilder folgen…

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Wieder unten

St. George/Grenada, 2.8.2009

Nach so einem idyllischen Höhenflug  muss ja zwangsläufig der Boden der Tatsachen kommen. Am letzten Sonntag ging der Anker hoch, nach knapp 10 Tagen relativer Abgeschiedenheit in den den Tobago Cays, um uns bei Ekelwetter auf den Rückweg nach Clifton Harbour zu machen. SCHWERE Riffpassage (Meilen breit!) – ich bin doch ein elender Ängstling, aber immerhin habe ich schon mal ausprobiert, wie sich die Sicht auf so eine Korallenunterwasserwelt aus luftiger Höhe, nämlich von den Maststufen des Besan herab macht. Gut macht sie sich, also lassen wir die richtigen Pässe mal auf uns zukommen… Und dann Union Island: Keine Schildkröten mehr, keine Rochen, wie noch am letzten Abend in den Cays.  Trübe, trübe – der „Sommerurlaub“, endgültig vorbei.

Der Montag erst einmal voller action – die schmutzige Wäsche türmte sich seit der Abreise aus Grenada, und da wir nicht damit rechnen mussten, dass der Wind abnehmen und damit die Stromversorgung zusammenbrechen würde, wurde mal wieder das Waschmaschinchen an Deck geholt, der Wassermacher angeschmissen und gewaschen, gespült und gewrungen bis der Rücken bricht. Das Schlimmste war ja nicht mal das Waschen und Wringen und Spülen und Wringen und Spülen und so fort, sondern dass der Wind hinter dem Newman Reef in Clifton völlig ungebrochen aufs Vorschiff bläst: das Aufhängen war filmreif. Der Passat schiebt alles, was nicht sturmfest geklammert ist, an einem Punkt der Leine zusammen, man hat mindestens immer zwei Klammern im Mund und zwei in der Hand und  versucht dabei mit Armen UND Beinen die nassen Wäschestücke festzuhalten. Hemden und T-Shirts kriegen eine zweite Leine, durch die Ärmel gefädelt, damit im Falle einer allzu heftigen Böe nicht die ganze Garderobe über Bord geht. Und während man klammert, haut der besagte Passat einem die nassen Handtücher und Hemden um die Ohren. Alles eine schlechte Idee – zumal ja auch noch Squalls durchgehen, die sämtliche Trockenbemühungen zunichte machen. Währenddessen wechselt Andreas „mal schnell“ das Getriebeöl. Nicht wirklich der Rede wert, wenn da nicht die tropfende Stelle am Wärmetauscher des Ölkühlers gewesen wäre. „… das mache ich auch gleich mit!“ Oh, Mann… Was folgte, war eine Arie von Abbaumaßnahmen. Lichtmaschine, Schläuche, Leitungen, alles im Weg. Um 21 Uhr entsteigt der ölverschmierte Eigner dem Tatort und betastet seine gequetschten Rippen : „… ein begehbarer Motorraum wäre auch nicht schlecht…“. Vorbei, der Urlaub, unbestreitbar.

Tags drauf  kriegt Erika’s Marine Service ein Täschchen mit Bettwäsche in die Hand gedrückt. Schon besser – getrocknet und gefaltet abzuholen und dann auch noch sauber.  Sheenas Green Garden verkauft uns zu Hammerpreisen die schon einige Zeit vermissten Kartoffeln und Zwiebeln, Salat und Früchte. Ich hatte es geahnt – ein Amok-Kauf von Gemüse auf einer Karibikinsel macht eine ordentliche Rechnung. Aber Sheena lacht sich über uns tot und räumt uns doch einen beträchtlichen Rabatt in Naturalien ein, einen Beutel Muskatnüsse, Ananas, zwei „Hände“ Bananen. Als wir am Abend mit ein paar Franzosen zum Fruit Punch bei Jonte aufschlagen, sagt der : „… I watched you doing the laundry yesterday. That must have been FUN!“ Mittlerweile schmerzt der Rücken auch schon nicht mehr so, Fruit Punch und vor allem die Rhum Punches sind ohnehin schon mehr „fun“, Chantal kriegte Unterricht im Whining: die Stimmung hob sich wieder deutlich über Bodenniveau.

Eigentlich ist doch Clifton ganz idyllisch…

Idyll in Wasserfarben

AKKA  in den Tobago Cays

AKKA in den Tobago Cays

Tobago Cays, 22.7.2009

Hier kommt der versprochene Blick in die Wundertüte namens TCMP, „Tobago Cays Marine Park“. Seit Freitagnachmittag liegt AKKA hier vor Anker, hält streng die Nase in die 5, heute deutlich 6 Windstärken Nordost-Passat, und ungefähr eine halbe Meile vor uns schaufelt der Atlantik eine weiße Brandungslinie auf die Korallen: das Horseshoe Reef. Wir sind von 5 kleinen Inseln umgeben, im Osten, jenseits des Riffes „Petit Tabac“, im Süden Jamesby, im Westen Petit Rameau und Petit Bateau. Und dann noch Baradal mit einem vorgelagerten Sperrgebiet – langsam durchfahren o.k., schnorcheln auch, aber ansonsten: Lasst die Schildkröten in Frieden! Man möchte meinen, es wäre andersherum: gestern wollte ich hier draußen nach dem Anker der CHAMICHA tauchen, die sich gerade verlegt hatte, da war schon jemand dort unten, schaut ein bisschen unwirsch über den Panzer: „… lass mal, ich hab schon geguckt!“ und verschwindet gemächlich.
Was man so „Verschwinden“ nennt – hier verschwindet nämlich so schnell gar nichts: das Wasser ist so klar wie karibisches Badewasser nur sein kann, und je nach Tiefe und Licht schillert die Bucht in den schönsten Grün- und Türkistönen. Manchmal macht sich Aufregung breit: Kleine Exemplare aus der Thun-Familie jagen noch kleinere, die Möwen machen aus der Luft mit. Taucht man ein, empfangen einen schon unter dem Boot die Freunde, die sich ein sicheres Plätzchen im Schatten des Kiels gesucht haben – meine speziellen Kumpels sind noch namen-, weil ich Fischbestimmungsbuch-los bin; ich nenne sie „getüpfelte Trompetenschnauzen“. Weiter draußen am Riff gehen einem die Augen dann über von der Vielzahl der Fische, und dabei waren wir bislang nur an der inneren Riffkante – heute soll es mal nach draußen gehen.
Landausflüge machen sich auch gut. Auf Baradal kann man Schildkröteneier sehen, Mama Turtle hat leider ein bisschen dicht an der Abbruckkante gebuddelt, aber das freut nun wiederum die jungen Möwen und Seeschwalben. Auf Jamesby trifft man gern mal Leguane – naja, und Sandfliegen gibt es überall, was wären Paradiese ohne die kleinen Piekser.
Natürlich gibt es auch noch eine Menschen-Komponente hier. Sidney und Victor und Pablo („…Escobar!“) und wie sie heißen. Wirklich nette Jungs und entgegen allen Erwartungen keinesfalls aufdringlich. Die Park-Ranger, bei denen wir unseren Park-Obulus entrichten, freuen sich, dass wir es so lange aushalten, denn der gewöhnliche Charterschipper verschwindet nach höchstens 2 Tagen. Walter verkauft uns ein frisch gebackenes Bananenbrot, Romero kommt mit Thunfisch, der nächste bietet einen Red Snapper. Zu dumm, dass demnächst die Gemüsevorräte alle sind, dann geht’s zurück nach Union und weiter nach Grenada.
Aber ein paar Tage lassen sich die Vorräte noch mit Zwiebeln und Dosentomaten strecken. Genuss gibt es ja ringsum genug…

… eine kleine Portion Karibik

Clifton Harbour/Union Island, 15.7.2009

Seit Grenada befinden wir ja wirklich in der Karibik, das war uns schon auf dem verpennten Sonntagsspaziergang in St. Georges, auf den Busreisen zum Segelmacher in die Tru Blue Bay aufgegangen. Richtig in Worte fassen kann man das nicht – Trinidad war einfach anders. Südamerikanischer? Afrikanischer? In jedem Fall eiliger und anstrengender.
Natürlich machen wir das, was man eigentlch nicht tun sollte – wir gleichen unsere Wahrnehmung mit dem ab, was wir schon kennen und denken zurück an die 90er Jahre und unsere Segelanfänge in den Antillen („… früher war das alles … !“, Leitspruch der Langzeitsegler!). Nach einer ganz entspannten Woche Grenada kommen wir in Carriacou an und damit genau in diesen vergangenen Charter-Zeiten. Hillsborough, „the town“, wie man dort sagt, ist schon SEHR entspannt. Und SEHR klein. Ungefähr so, wie wir vor Jahren Statia oder Nevis erlebt haben. Eine offenes Lagerhaus, durch’s Tor schaut man auf das Zolllager, und während Abholer auf zusammengewurschtelte Sendungen „von aller Herren Inseln“ warten und wir auf Ausklarierung , schläft der Zöllner an seinem Schreibtisch den Schlaf der Gerechten – nur dass er das heutzutage ein bisschen versteckter tut als früher: er legt den Kopf vor die Tastatur seines Laptops. Vor dem Zolltor „brodelt“ das Leben so gut es geht: 5 Taxis, ein gut Teil der Dorfbevölkerung, eine Frau brät in einem improvisierten Grill leckeres Huhn auf „Jerk Chicken“-Art. „The town“. Carriacou hat mitsamt dem Inselchen Petit Martinique ungefähr 8000 Einwohner und Hillsborough weist 3 parallele Straßen auf, von denen die küstenseitige natürlich „Main Road“ heißt; dazu ein paar Querstraßen. Auf einem Balkon kehren wir gleich zwei mal bei Ruth ein, die einen karibischen Mittagstisch für kleines Geld bietet, mit Ausblick auf die Inseljugend, die eifrig Basketballunterricht nimmt. Langer Anlauf, donk, donk, dann bleiben Werfer oder -in ein Weilchen stehen und „Yeah!“ Korb! Eine Handvoll Supermärkte und Lädchen gibt es. Die Gemüsefrau hat mit PRESENT und uns einen Bombenumsatz an grünem Salat, von denen sie täglich vielleicht 5 vorhält, ein paar Gurken dazu, und ist am Sonnabend schon entsprechend nervös, ob wir denn die bestellten und eigens gepflückten Papayas auch wirklich abholen. Frischer geht’s nicht. Nebenan geht es schon anders zu, ein richtiger kleiner Gemüsemarkt, mit guten Mangos, frischen Muskatnüssen und allerlei Importiertem. Nette Insel, schöner Ankerplatz. Wenn es hoch kommt sammeln sich vor Hillsborough gerade mal 6, 7 Yachten – die anderen verschwinden nach dem Einklarieren schnell um die Ecke, entweder gleich nach Grenada oder zumindest in die Tyrell Bay, wo es Pizza gibt und ein bescheidenes „Nachtleben“ in Form von ein paar Happy Hour-Lokalen. Zugegeben, windgeschützer ist es dort auch. Wir ziehen dennoch die Hauptstadt vor.

Da wir auf dem Rückweg nach Grenada wohl wieder in Carriacou einklarieren, können wir uns auch noch die zahlreichen und gut erhaltenen Friedhöfe angucken, zwecks Geschichtsstudium. Und noch einmal einen Blick auf die augenfällig „neu“ erscheinende Bebauung werfen – dieser Eindruck entsteht aus den vielen, pfuschneuen Dächern in allen Farben des Dachdeckereibedarfes. Der Nachlass von Ivan und Emily: 2 Hurrikans in 10 Monaten, wirklich gemein, so erzählen uns Godwyn und Kimberley, man war gerade mit den Reparaturen fertig, als Emily, die eigentlich auf St. Vincent zielte, sich es noch einmal überlegte und einen kleinen Haken schlug. Ist ja auch zu schön in Carriacou… Godwyn hatte uns aufgegabelt, als wir am Sonntag mal wieder unser Sight-Seeing-Glück versuchten und durch die Ortschaft spazierten. Sehr ruhig, natürlich, es ist ja Sonntag, aber irgendwann hupt es hinter uns. Godwyn sammelt uns auf, mit seinem quietschneuen Maxitaxi „… the maiden tour, came in yesterday with the ferry! YOu are the very first passengers“. Stolz wie Oskar bummelt er mit uns Richtung Tyrell Bay. Mittlerweile ist Kimberley noch aufgesammelt worden, die sonntäglich hübsch gemacht durch die abflauende Nachmittagshitze „die paar Kilometer“ (2 Stunden!) zu ihrem Arbeitsplatz stakselt – leider hat ihr die Pizzeria nicht gesagt, dass sie heute „plötzlich“ geschlossen hat. Kimberleys Unmut verfliegt aber rasch, als wir die beiden anlässlich der Jungfernfahrt auf eine Dose Brause einladen – und hören dafür Ivan & Emily-Geschichten aus erster Hand.

Mittlerweile sind wir da, wo wir mit AKKA mindestens hinwollten: Union Island, der südlichste Punkt unserer Charterreisen, womit, wenn man überhaupt so will, der Bogen der kleinen Antillen für uns geschlossen ist. Wir liegen erstmalig wieder hinter einem Riff, der Passat gibt sein Bestes, was immer ungeheuer faszinierend ist: der Windgenerator dreht und dreht und dreht – aber die AKKA liegt ganz ruhig. Vor uns, mitten im Riff, hat sich ein Inselchen aufgetan, das es 2001 noch nicht gab. Jonte, der Mann mit der hohen Rastamütze, bastelt an einer „Sundowner“-Station, ein Landhäufchen aus viel Sand und Muschelschalen, etwas Beton und Treibholz. Palme drauf,fertig. Seit 3 Tagen gucken wir auf dieses „Idyll“, das sich aber wirklich ganz niedlich ausmacht, also: Besuch bei Jonte, schließlich hat er zum Sonnenuntergang die Reggae-Lautsprecher angeschmissen. Der Fruit Punch nimmt sich Akkanauten-freundlich und harmlos aus, wir verquatschen die Zeit mit unserem Nachbar-Katamaran, UNISONO aus Schleswig. Zumindest ursprünglich mal Schleswig, aber wenn man seit 1997 unterwegs ist, muss man als Herkunft wohl eher „UNISONO“ anführen. Wir sind die einzigen Gäste, es wird spät und später und zwischen den Fruit Punches und Popcorn-Braten gibt Jonte schon mal seinen Dread Locks die Freiheit und legt das müde Haupt auf die Bank. Wir müssen ihn schütteln, als wir aufbrechen wollen.

Eine kleine Portion Karibik. Demnächst in dieser Wundertüte: Die Tobago Cays…

Schön, schön…

Hillsborough/Carriacou, 6.7.2009

Warum kann man/frau eigentlich so schlecht schlafen, wenn sie weiß, dass der Wecker um 5 klingeln soll?! Ei, so isses halt, wird sich wohl auch nicht mehr ändern…

Der Wetterbericht für heute (natürlich nicht heute, 8.7.,sondern am Montag, Internetverbindung sei Dank!) hörte sich ganz moderat an, nachdem der Sonntag sehr feucht und warm war, ganz gleich, ob es nun gerade schüttete oder auch nicht. Tropical Wave halt. Man gewöhnt sich dran, aber immerhin war der Verschlafer vom Sonntagmorgen dazu gut, dass wir nicht durch windloses Gepiesel fuhren, sondern Wäsche wuschen, mit Wimbledonfindale aus dem Fernseher des Grenada Yacht Club. Motoröl wechseln. Durch’s sonntägliche St. George spazieren – wir waren fast die einzigen; die einzigen Yachties sowieso, aber auch die locals machten sich rar. Wirklich verschlafen, der Ort (the buzzling metropolis of Grenada, würde Len sagen!). Kleine Schweinerei zum Abendessen, ebenfalls im Yachtclub, samt Heinrich und Lisa. Schiffsname wird nicht verraten, man muss ja mit Pointen sparsam umgehen!

Kurz nach Sonnenaufgang kommt bei uns Spannung auf – WIE schnell und gut verschwindet unsere neue Ankerkette nun im Ankerkasten? So gut und und feuerverzinkt (sprich: zerstörungsarm) sie sein mag, so schlecht staut sie. Und siehe da, das neue Stocherwerkzeug, ein 1a Besenstiel aus St. Georges „Agricultural Shop“,  wirkt Wunder.  Nur die letzten 2 Meter machen ein bisschen Zicken, aber das lag eher daran, dass man sich zu dem Zeitpunkt mehr auf den hochkommenden Anker konzentriert als auf das Wegstauen der stökerigen Kette.  3 Stunden Motorsegeln entlang der Leeküste von Grenada, dann kommt der Passat um die Ecke – und die Sonne, was will man mehr?! Zwischendurch gab es schon ein Joint Venture zu betrachten, Delfine jagen Fischschwärme und Fregattvögel stauben aus der Luft ab. Als AKKA schön gerefft ganz hoch am Wind Richtung Nord-Nordost läuft, macht sich eine wilde Horde von übermütigen Vögeln (Rotfußtölpel?) einen Spaß, um’s Vorstag zu segeln, je knapper desto lustiger. Was für Flugkünstler – man kann stundenlang zugucken und sich freuen. Keck gucken sie um die Ecke, wenn man ihnen was zuruft, schnell eine kleine Jagd auf Fliegende Fische, zwischengschoben, ein bisschen Verpusten auf dem Wellengeschwabbel, und weiter gehts.

Und um 3 waren wir dann da.  PRESENT ist das, PETITE FLEUR und noch während ich nach dem Anker tauche, kommt der „Kaffeebesuch“. Schön. Schön gesegelt, schön empfangen…

Neue WordPressversion

St. George, 3.7.09

Wolfgang hat gerade eine neue WP-Version installiert – the sailing dumbfuck kriegt das über Monate nicht gebacken.

Mal gucken, ob sie ankommt… (ja, sie tut’s! Nur leider sieht das Blog-Layout nun etwas anders aus, bei Gelegenheit wird das gebügelt…)

Hier weht es weiter, ich habe in meiner Funktion als Ankerplatzbürgermeisterin (sagt mein Mann…) schon kanadische Ankerkontrolle geschwommen (interessant zu sehen, wie so ein Anker über Grund zieht!) und beobachte, außer der Lage der AKKA  auch einen Amerikaner kritisch, der hier seine Runden zieht auf der Suche nach einem sicheren Plätzchen, 4. oder 5. Anlauf. Solange er sich nicht bei uns festhalten will….

Grenada

St. George, 3.7.2009

Ganz schnell, ehe der rollige Ankerplatz vor St. George die WLan-Verbindung zunichte macht: Das war wohl nix mit Union Island, wie wir es gehofft und im Positionsreport angekündigt hatten. Seit Sonntag, so gegen 10 Uhr morgens, liegen wir vor der Hauptstadt Grenadas, und das kam so:
Wir hatten (widersinnigerweise) versucht, an der Luvseite von Grenada nach Norden zu segeln, aber das erwies sich je länger die Nacht dauerte, als schiere Theorie. Zum Wachwechsel um 3 Uhr entschieden wir uns, Grenada an steuerbord zu lassen und auf der Leeseite zu bleiben – der Abdriftwinkel war uns einfach zu groß und bei einer Wetterverschlechterung wäre uns die Grenadaküste möglicherweise doch zu sehr auf die Pelle gerückt. Wie gut, wie gut! vielleicht 10 Meilen von der Südwestecke weckt micht Andreas: „… wir sollten mal fix reffen…“ Ein Riesen-Squall kam auf, und wir ziemlich bald mittendrin. Und da man ja nach 5 segelfreien Monaten allerlei Hakeliges ansammelt (zum Beispiel die Roll-Genua, arrg…), kam es wie man sich denken kann: eine Böe, einKnall aus dem Groß und auf meinen verdutzten Blick hin eine trockene Bemerkung vom Eigner : „… jetzt kannst Du es leicht aufrollen!“ Das Schothorn hatte sich glatt vom Segel gelöst – UV-Schaden an den Gurtbändern. Change of plans: Wir laufen nach St. George und sucheneinen Segelmacher.
Ein paar lustige Busfahrten später ist das Segel seit gestern abend wieder an Bord, aber das Wetter ist zum Segeln noch nicht geeignet.
Present, vor Anker in Hillsborough auf Carriacou „skypt“ gerade was von 50 Knoten Böen. Das verlockt, noch für ein Weilchen zum Bleiben. Gerade bläst es mal wieder „wie Ochse“ und der Amerikaner hinter uns geht auf Drift. Schnell weg mit der Mail. Und später mehr!